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Ministerpräsident Rergenlhaler nennt dke Name«: Anna Schieber, Ludwig SiaLH und August Lämmle

Stuttgart, 10. November. Im Reich der Dichter und Denker nimmt dasSchwaben- land von jeher einen hervorragenden Platz ein und die Pflege der Kunst, der Kultur und der Wissenschaft hat in diesem Raum immer ihren besonderen Ausdruck gefunden. Die nationalsozialistische Staatsführung, welche die Totalität des Lebens der Nation durchdringt, hat sich damit in einem weiteren und um­fassenderen Sinn um diese Pflege der höchsten Kulturwerte bemüht. Sie erfaßt und ehrt sie dort, wo sie dem tiefsten Wesen des Volkes entsprechen und der Volksgemeinschaft dienen.

Aus dieser Grundeinstellung wurde vor Jahresfrist die Stiftung des Schwä­bischen Dichterpreises geschaffen. Be­kanntlich wurden damit im Vorjabre der junge Dichter der Bewegung, Gerhard Schu­mann, und der Dichter und Dramatiker Georg Schmückle geehrt. In feierlichem Rahmen fand nun auch in diesem Jahr, am Geburtstag Schillers, imKlernenHauSderWürtt. Staatstheater die Verkündung des Schwäbischen Dichterpreises 1936 statt. Ent­sprechend der kulturellen Bedeutung dieser Feierstunde wohnten die Vertreter der Partei, an ihrer Spitze der stw Gauleiter Schmidt und Ministerpräsident und Kultminister Mei­gen t h a l e r, die Vertreter der Parteigliede­rungen, die Männer des kulturellen, geistigen und wissenschaftlichen Lebens der Stadt und des Landes und eine große Anzahl schwäbischer Dichter und Schriftsteller der Verkündung bei.

Nach dem Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach, vom Staats- theaterorchester unter der Leitung von Staatskapellmeister Richard Kraus mei. sterhaft dargeboten, betrat Ministerpräsident und Kultmrnister Mergenthaler die festlich geschmückte Bühne, um in einer ge­haltvollen Ansprache die Voraussetzungen für die Schaffung des Schwäbischen Dichter- Preises darzulegen, die Preisträger für das Jahr 1936 zu verkünden und ihr Werk kurz und treffend zu werten. Ausgehend von der Tatsache, daß nicht nur Europa, sondern die ganze Welt in einem großen Ge st alt- Wandel degristen sei, einem Gestaltwandel, der nicht oh"« >ie schwersten Erschütterungen des völkischen. sozialen und kulturellen vor M gege, iennzeicynele »er Mini­sterpräsident Deutschland als jenes Land im Herzen Europas, in dem die nationalsozia­listische Revolution aus allen Lebensgebieten einen unerhörten Ausbau in die Wege ge­leitet habe. An diesem Aufbau ist nach dem Willen der nationalsozialistischen Staats­führung auf Grund der weltanschaulichen Umwandlung das kulturelle Leben der Nation wesentlich beteiligt. Die neue deutsche Kunst und Kultur, so betonte der Minister­präsident und Kultminister, diesem Gedan­kengang folgend, entwickelt sich nicht aus einem behaglichen und bürgerlichen Dasein, sondern aus dem nationalsozialistischen Kämpfertum. wie sich überhaupt jedes große Erlebnis unseres Volkes auch in seiner Kunst auswirken muß. Wir warten noch auf den großen genialen Gestalter des Krieges und auch das neue Reich wird noch seinen Kün- der finden. Wir glauben an die ewige Schöpferkraft des deutschen Vol- kes, an jene Schöpferkraft, die in seinen großen Persönlichkeiten in Erscheinung tritt. Wir bejahen aufs Tiefste das Wesen der Persönlichkeit, zu der die innere Freiheit und die Freiheit des Geistes gehören, jene Freiheit, die dem Wesen der Volksgemein­schaft sich verpflichtet weiß.

Aus dieser Grundeinstellung des National­sozialismus erwuchs auch die Stiftung des Schwäbischen Dichterpreises. Als Schwaben fühlen wir uns besonders verpflich­tet durch unsere große Vergangenheit. Als Ergebnis der diesjährigen Bewerbung um den Schwäbischen Tichterpreis 1936 nannte der Ministerpräsident und Kultminister 8 9 Einsendungen von 35 Verfas­sern. 12 Einsendungen konnten nicht zn- zelassen werden. So standen 27 Werke zur -Wertung gegenüber 28 im Vorjahr. Bei dieser Wertung Und Beurteilung sei sich das Preisgericht bewußt gewesen, daß eine alte Welt versinkt und einneuesZeitalter herauntcigt. In diesem Umbruch steht auch der dichterisch schassende Mensch.

Daraus gab der Ministerpräsident die Titel der Werke und die Namen der Verfasser be­kannt, die in den engsten Kreis der Auswer­tung gerückt sind. Es sind:

Wachstum und Wandlung", von Anna Schieber,

Schwäbisches und Allzuschwäbisches", von August Lämmle,

Der innere Kreis", von Albert Schramm,

Trommler durch dir Welt", von Ludwig Finckh.

Bei der Beurteilung dieser Werke sei, so bemerkte der Kultminister, zum Teil vom Einzelwerk abgesehen und der Blickpunkt aui oas gesamte « cy a s > e n des Verfassers gerichtet worden. Als das stärkste der eingesandten Werke kennzeichnete er dann Anna SchiebersWachstum und Wandlung", das er das hohe Lied deutscher Mütterlichkeit nannte, in dem die Sehnsucht spürbar werde, die Schwelle zum neuen Reich zu überschreiten. Das Buch Auaint Lmmmles könne beinahe

als Schwabenspiegel bezeichnet wer­den, während Albert SchrammsDer innere Kreis" (Aufzeichnungen eines Arztes) das dichterisch gestaltete Tagebuch des Krieges darstelle und einen Aus­schnitt aus der ernsten Arbeit des Arztes gebe. Bei Ludwig Finckh schließlich, dessen BuchTrommler durch die Welt" für eine Einzelbewertung nicht ganz zureichte, sei das gesamte Lebenswerk des Dich­ters berücksichtigt worden, jenes Dichters, der schon früh zum Nationalsozialismus ge­funden habe und Künder seiner Grundbe­griffe: Blut und Boden, Rasse und Volks­tum, Sippe und Heimat, und nicht zuletzt ein Kämpfer für das Auslanddeutschtum geworden sei.

Der Ministerpräsident und Kultminister verlieh dann den Schwäbischen Dichter- Preis 1936 im Wert von je 1000 NM. an die folgenden Dichter:

an Anna Schieber, die warmherzige Künderin deutscher Mütterlichkeit,

an August Lämmle, den bodenver­bundenen Künder des schwäbischen Men­schen und Erhalter schwäbischen Brauch­tums und

an Ludwig Finckh, den mutigen Kämpfer für deutsche Art und Heimat,

Unter dem Beifall der Festteilnehmer nah­men die Preisträger ihre Urkunden aus der Hand des Ministerpräsidenten und Kult­ministers entgegen. Anschließend lasen die Staatsschauspieler Kurt Junker und Anwander aus d.n Werken der Preis- ekrönten. Händels Concerto grosso, der ruß an den Führer als den Schützer und wahrhaften Schöpfer einer neuen deutschen Kultur und der Gesang der Nationallieder beschlossen die feierliche Stunde. __

Msürlil - Ille LIM »er SegenÄye

Der Kampf «m da» Herz Spante«» Schicksalsftittteu eines Volkes

Volk von Madrid zur Jahreswende trifft, um beim Schlage der zwölf Glockenzeichen die traditionellen Neujahrskuchen zu essen, dieser Platz ist auch zur Bühne jeder geschichtlichen Wende der Neuzeit Spaniens geworden. Königreiche wurden hier ausgerusen, Republiken, anarchistische und kommunistische Staatswesen, während von den hochgelegenen Dächern verborgene Schützen einen ü-tzlen verzwe,leiten Verfuch machten, in der zwölften Stunde das ge- fchichltiche Schicksal zu wenden.

Der ungemütliche Königspalast

El Palacio Real, der KönigsPalast jenes große unschöne Gebäude gegenüber der Oper, hat niemals eine so entscheidende Be­deutung für die Eroberung der spanischen Hauptstadt gehabt wie diePuerta del Sol . Hierher strömte das Volk gewöhnlich erst, wenn die Entscheidung gefallen war. Aus dem Balkon zeigten sich die Sieger des Augenblicks und grüßten die Menge.U n-

Die Nationalisten rücken in Madrid ein"

- das ist seit einigen Tagen aus den Front- eiten aller Zeitungen der Welt zu lesen. Nadrid . . . Wer kennt diese Stadt der Gegensätze? Wir bringen unseren Lesern nunmehr heute eine eindringliche Schit- derung der spanischen Haupt­stadt, die verstehen läßt, warum gerade hier der Kamps so heiß tobte.

So war Madrid

Madrid... Wo ist das Zentrum dieser Stadt? Wo schlägt ihr Herz? Wie ist ihr Gesicht? Unscheinbare Wohnhäuser stehen im Schatten von Wolkenkratzern, Schuttplätze, voll widerlichen Gerümpels, starren gleich offenen Wunden hart an der Grenze grüner Parks, und vor den mattgolden schimmern­den. im Licht ausglitzernden Kaffeehäusern stellen triefäugige Bettler ihre eiternden Ge­schwüre zur Schau. So ist Madrid! Elend neben Glanz. Protzentum neben Elend. Nein so war Madrid, denn die Schat­ten des Bürgerkrieges haben alle Unter­schiede verwischt! In den exklusiven Klub­häusern. deren Betreten nur langjährigen Mitgliedern gestattet war. breiten sich jetzt die Notlager der Verwundeten und imRe- tiro", auf besten grünen Alleen die vornehm­sten Senoritas durchs dünne Gitter des Spitzenschleiers ein flüchtiges Lächeln ver­schenkten. sind Gräben gezogen, über die ge­pflegten Rasenflächen schieben sie sich vor­wärts wie Nimmersatte schwarze Schlangen.

Puerto del Sol die Bühne der ^ Revolutionen

Aber wenn dieser chaotische Häuserhaufen auch kein eigentliches Zentrum besitzt, so kennt es doch gewisse weit auseinander liegende Punkte, seien es wichtige Plätze. Stratzenzüge oder Gebäude, um die nun der Kampf tobt. Von größter Bedeutung sür den Besitz der Stadt ist diePuerta del Sol". Das ist ein halbkreissörmiger Platz, dicht umstanden von häßlichen Häusern. Zahlreiche enge Straßen ergießen sich in steilem Abwärtssturz in diesen Kessel wie Bergbäche in einen See. Menschenfluten sind in wilden stoßweisen Katarakten mehr als einmal hier hinabgejagt.Puerta del Sol! Puerta del Sol!" hieß das donnvrnde Brau­sen ihrer Stimmen. Sie wollten den kleinen Platz erobern, ihn überschwemmen und ganz von ihm Besitz nehmen, nicht weil er eine besondere strategische Bedeutung hätte, son­dern weil durch dieS o n n e n p so r te" traditionsgemäß die Sieger in die Stadt einzogen. Gewaltig groß ist die mora­lische Bedeutung derPuerta del Sol". Hier zerrte das Volk am 2. Mai 1808 die Mameluken des Napoleonstatthalters Murat von den Pferden herab m den Stapb, hier wurden alle Putsche, Rebellionen und Aufstände der letzten zwölf Jahrzehnte aus- gekämpft. TiePuerta del Sol", vor deren kasernenartiger Stadtkommandantur sich das

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komfortabel und ungemütlich", so beschreibt Königin Enna, die frühere Herrscherin von Spanien, das Innere des Palastes.Nicht einmal Badezimmer fanden wir vor..." klagte sie nach ihrem Einzug in den Königspalast der Infantin Eulalia und den Verwandten. So mag es ihr vielleicht nicht schwer gefallen sein, im April 1931 den Palast zu räumen, als die Monarchie im Wanken war.

Präfidenl hinterGittern"

Alcala Zamorra hieß der neue Herr des Königspalastes, der nun republikanisch in Palacia National" umgetauft wurde. Der Präsident benutzte nur einen Flügel des gro­ßen Schlosses. Die übrigen Räume wurden ur Besichtigung freigegeben, einige Säle wur­den für den Zusammentritt des Kabinettsrates

reservier:. Zamorra selbstthronte" in einem verhältnismäßig kleinen Raum, an der Wand hing ein vergrößertes Lichtbild, das der Photo­graph Alonso gemacht hatte. Es zeigte Alcala Zamorra hinter Gittern, denselben Alcala Zamorra, der dann beinahe fünf Jahre Präsident der Republik war, als Gefangenen der Parteien, die ihn für nicht radikal genug erachteten.Ein goldener Käfig . . ." äußerte der erste Präsident der spanischen Republik manchmal zu seinen Besuchern und zeigte iro­nisch lächelnd auf den handgreiflichen Beweis dieser Behauptung einen Telephonapparat aus reinem Gold, den König Alfonso sich hatte anfertigen lassen.

Der Broadway Europas

Die Lebensader der Großstadt Madrid ist dieGran Bi a", einst ein großer Landweg, heute ein Abbild des Broadway. Zwölfstöckige, fünfzehn-, zwanzigstöckige Häuser machen die Gran Via zur amerikanischsten Straße von Europa. Große Hotels, Bankhäuser, vor allem aber Kaffees, Kaffees und noch einmal Kaffees geben dieser Flanier- und Geschäftsstraße ihren Charakter. Auch die großen Kinos mit den un­geheuren Plakatgesichtern der Garbo, der Micky Maus und Clark Gables geben diesem großen Weg ihr flimmerndes Antlitz. Jetzt sind sie zu Unterständen flüchtig umgebaut und durch das seelenvolle Auge der großen Schwedin blickt die kalte runde Oeffnung eines getarnten Maschinengewehrs.

Me Nervenzenkralen Spaniens

Um die Ecke in einem paradiesisch grünen Garten liegt das schloßähnltche Ministerin de la Guerra, das Kriegsministerium, dessen Besitz oftmals entscheidend für das Schick­sal Spaniens war. Wie eine idyllische Park­villa scheint es, aber wer kann in Madrid nach dem Schein urteilen? Sonst müßte man etwa den Marmordom schW gegenüber des Kriegs­ministeriums für die Madrider Kathedrale hal­ten es ist aber nur die Hauptpost, in der alle Telephon- und Telegraphenkabel, die Nervenstränge ganz Spaniens, zusammenlaufen. Ein Gebäude, dessen Besitz also ebenfalls von höchster Wichtigkeit ist. Und als drittes bedeutsames Gebäude an diesem weiten Platz: die Banco d'Espana, wo einst die Goldschätze des Landes ruhten, be­vor die Linksregierung sie ins Ausland ver­schickte.

Don Quichotte hält Wache

Sind auch die beiden geistigen Schatzkam­mern Madrids, derPrado und die Natio- natbidtrorhek, ihres Inhalts beraubt? Darüber laufen die widersprechendsten Ge­rüchte um. Hängen die herrlichen Grecos, Tizians, Rembrandts der schönsten Bilder­galerie Spaniens bereits in den Moskauer Museen? Sind die Originalmanu- skripte desDon Quichott e", der in Stein gebannt vor dem Gebäude der Nationas- bibliothek mit erhobenem Speer Wache hält, schon in der Hauptstadt der Sowjets? Noch ist es zu früh, danach zu fragen, denn die breite Baumallee, die Prado und Natronal-Biblio- thel miteinander verbindet, ist noch von Trup­pen besetzt.

Widerstandslos sind zwei Phantom- städtean den Grenzen Madrids in die Hände der Nationalisten gefallen. Hier errichtete die Don Quichottische Phantasie der spanischen RepublikanerChateaux d'EsPagne", wie der Franzose nicht zu Unrecht dieSchlösser imMond" nennt. Gewaltige moderne Fassa­den ohne Fensterglas, halbfertige Gebäude» deren gewaltige Umrisse erste Ausschachtungs­arbeiten ahnen lassen, so sehen die voreilig kon­zipierten und nie vollendeten Millionenpro- sekte der spanischen Republik aus. Eine eigene Stadt der Ministerien sollte entstehen und eine Studentenstadt von gewaltiger Ausmaßen. Mer das Geld ging aus und selbst eilig auf­gelegte Lotterien brachten nicht genug, der Bau wurde eingestellt und zurück blieben Ruinen des .zwanzigsten Jahrhunderts.

Ost tobte der Kampf im tempelartigen Parlamentsgebäude der Cortes um die Verwirklichung dieser und ähnlicher groß­zügiger Projekte. Ein steinerner Löwe hielt vor dem Tor Wache, während die geschwätzigen Singvögel der hohen Politik im Innern ihre Arien sangen. Nun sind die Wandelgänge leer und stumm. Alles ist verändert und die große maurische Stierkampfarena deren gelber Sand so vieles Stierblut trank, ist in eine Festung umoewandelt, wo nun Menschen­blut vergossen wird, das Madrid und Spanien endlich den Lohn des Friedens bringen soll.

Von Ili» : ^uAliick l.8mmlo (8cli«üdiselie» u. ^Ilru- »cb^äiitsede»"), ^nns Sevleker (rVsclisIum ul><i rVanglunz"), I^uilvig l^Ivekl, (Trommler ckurcd ckl« VVel,"). INT.-Pr.-Ar«.,