Die Alke Vars«
Eie alle, die Sie damals den Weg zu mir gesunden hatten. Sie können das Gefühl einer tiesinneren Befriedigung besitzen. Heuie natürlich wenden sich viele zur Partei. Sehr viele reden heute von „Kampf". Damals war es schwerer. Um so glücklicher diejenigen. die sich sagen können: Wir sind damals schon dabei gewesen. Ich habe Ihnen so oft damals gesagt: Es wird einmal die Stunde kommen, da wird es für Sie die schönste Erinnerung sein und damit das höchste Glück, zu wissen und sagen zu dürfen:
Wir waren damals dabei, als sein wundersames Leben ansing, da haben wir unS ihm angeschlossen. Und als er zum ersten Male die Fahne der Revolution erhob, sind wir schon hinter der Fahne marschiert. Welch eine wunderbare und stolze Erinnerung für uns alle! Sie ist es auch, die uns niemals mehr verlassen wird und niemals mehr aus- einanderführen kann. Wir gehören zusam- men so lange wir leben!
Eine neue Generation wächst nun nach. Jugend kommt, Jahrgang um Jahrgang. Sie wird cingezogen in unser Jungvolk, in die HI., in die Partei, in die SA., in die SS-, in den Arbeitsdienst, in das Heer, Jahrgang um Jahrgang. Wir werden lang, kam alt. aber wir haben die schönste und stolzeste Erinnerung, die es überhaupt für dieses Leben geben kann: uns hat die Vorsehung auserwählt, in der Zeit des tiefsten Verfalls die neue Fahne der Nation zum Siege zu führen. Kann es für Menschen etwas Schöneres und Stolzeres Heben? Was Wir sonst sind, fällt demgegenüber zurück. Ich bin heute Euer Kanzler. Ihr seid meinetwegen nur ein kleiner Blockwart, meine einfachen Parteigenossen. Aber alle sind wir alte Kämpfer, die Männer, die damals, als alles zu vergehen schien, an Deutschland nicht verzweifelten, sondern die in der Zeit der größten Hoffnungslosigkeit die größte Hoffnung ihres Lebens gesunden haben. Eine Hoffnung, die uns seitdem nicht mehr verließ und unser ganzes Leben erfüllt hat und heute erfüllt und für den Nest des Lebens erfüllen wird. Das ist so wunderbar, daß wir wahrhaft glücklich sein können, uns jedes Jahr wieder zu treffen.
Ich sehe schon die Zeit, in der wir langsam Weniger werden und um uns herum der junge Ring neuer kommender Generationen sich aufbauen wird. Aber das weiß ich, daß die Jugend, wenn der Letzte aus unseren Reihen gefallen sein wird, unsere Fahne fest in ihren Händen halten und sich dann auch immer und immer wieder der Männer erinnern wird, die in der Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutschlands an eine strahlende Wiederauferstehung geglaubt haben. Wir wollen am heutigen Tage nur etwas beklagen: daß es nicht allen unserer Mitkämpfer vergönnt war, diese Wiederauferstehung mitzuerleben. Das ist ihr großes Opfer gewesen. Wir sind demgegenüber die unendlich Glücklicheren, denn in unser Leben fällt noch
Deutschlands Wiederauferstehung!
Wir gehen sicherlich einer schweren Zeit entgegen. Um uns sehen wir überall drohende Zeichen des Aufruhrs und der Verwüstung, uns wird heute Dietrich Eckarts Sturmlied so recht klar. Es ist damals geschrieben worben, aber gesehen für heute und für die Zukunft. Wenn wir aber in der Zeit der größten Hoffnungslosigkeit im Innern unseres Volkes die Hoffnung auf eine Wiederauferstehung Deutschlands nicht eine Sekunde verloren hatten, dann wollen wir heute erst recht nicht die Hoffnung verlieren auf das siegreiche Be- stehen unseres Reiches.
SS Mag kommen, was kommen WM Deutschland wird feststehen, eS wird sich nicht beugen, es wird sich niemals mehr unterwerfen! Vielleicht kommt schneller, als wir alle denken, die Zeit, in der auch das übrige Europa in unserem Deutschland den stärksten Hort einer wirklichen europäischen und damit menschlichen Kultur und Zivilisation sehen wird.
Vielleicht kommt die Zeit schneller als wir denken, daß dieses übrige Europa nicht mehr mit Grollen die Ausrichtung eines nationalsozialistischen Deutschen Reiches sieht, sondern froh sein wird, daß dieser Damm gegen die bolschewistische Flut gebaut wurde. Heute.
nach anderthalb Jahrzehnten Kampf in Deutschland, sind wohl die meisten, ja fast alle unserer damaligen inneren Widersacher bekehrt. Wer von unseren bürgerlichen Widersachern von einst muß sich nicht, wenn sie ehrlich sind, im Innern sagen: „Sie haben doch erreicht, was wir letzten Endes auf anderen Wegen ja auch angestrebt hatten.
Sie werden heute sicherlich wohl zugeben: Es war ein Glück für Deutschland, daß das so kam. Sie haben das erreicht, was auch wir erreichen wollten. Vielleicht wird es bald in Europa nicht anders sein. Man wird sagen: „Wir haben sie bekämpft, aber im Grunde haben sie doch das erreicht, was wir selbst glaubten, erreichen zu können. Denn sie allein haben Europa vor dem Untergang und dem Chaos bewahrt!" Und so mancher Friedensapostel wird vielleicht noch bekennen: Der Friede Europas wurde durch die Prüft bewahrt, die dieser nationalsozialistische Staat in letzter Stunde aufgerichtet hat.
Gefolgschafkslreue
Für diejenigen, die mich kennen, wird es selbstverständlich sein, daß ich, so wie ändert- halb Jahrzehnte an euch, so heute an die Nation die Aufforderung richte, sich in blinder Gefolgschaft hinter die Führung z» stellen. Das hat die Partei einst groß gemacht und das wird auch Deutschland groß machen! Das bat die Parte» stark gemacht und daS kann auch
Deutschland nur starken. Wenn das gaüze deutsche Volk wie ein Mann zum heutigen Staat und zu seinem Regime steht, wird keine Macht der Welt dieses Deutschland zerbrechen können! Ich habe noch keme Widersacher gescheut und scheue auch jetzt keine. Ich habe aber jahrelang in Deutschland vor dem Bolschewismus gewarnt und man hat mich im Bürgertum nur verlacht. Ich schätze die Kommunisten als das ein, was sie sind, als «ine Macht, die ich im Innern überwinden konnte, weil ich unser Volk im Innern in Ordnung brachte. Ich scheue den Kommunismus auch außer uns nicht, weil ich ihn erkenne und weil ich das deutsch« Volk für alle Fälle vorbereit«. Denn: sollte der Kommunismus jemals Lust bekommen, mit uns von außen anzubinden, so wird «s ihm genau so ergehen, wi« «S ihm im Innern Deutschlands ergangen ist. (Langanhaltender Beifall.) Weng jemals diese Macht versuchen sollte, Deutschland zu überfallen, dann würde ihr genau dasselbe zustoßen, was jenen Kommunisten zugestoßen ist, die einst auch glaubten, uns im Innern überfallen zu können! Wir haben hier die Straße frei- gemacht, wi, würden sie auch im anderen Falle freimachen. Das ist die selbstverständlich« Ueberzeugung, die wir alle besitzen, und weil wi, diese Ueber, zeugung uns aneigneten, können wi, auch ruhigen Mutes unseren Weg gehen.
So erinnern wir uns heute noch einmal dieses Tages, an dem wir vor dreizehn Jahren zum erstenmal als politischer Faktor in die Weltgeschichte eingetreten sind, und wir erinnern uns dabei all der alten und treuen Kameraden, die wir damals verloren haben! Dann erinnern wir uns aber auch unserer alten Kampsparole, unseres alten Kampfrufes, der uns seitdem nie verlaßen hat und der uns heute und in alle Zukunft begleitet: Deutschland Sieg-Heil, Sieg-Heil, Sieg-Heil!
(Die alten Kämpfer erheben sich und jubeln dem Führer in minutenlangen Stürmen der Begeisterung zu.)
„Sie Ermordeten sind wieder auieeftanden
Der historische Marsch zur Feldherrnhalle — Appell de« ewige« Wache
glr. München, 9. November.
Zum vierten Male seit der Auferstehung des deutschen Volkes ist die nationalsozialistische Bewegung zum Appell der Ewigen Wache angetreten. Ueber dem ganzen Deutschen Reich wehen di« Fahnen der deutschen Revolution, die vor 13 Jahren zum erstenmal vorangetragen wurde aus, dem Marsch eines Häufleins, das nichts kannte als die Ehre und Freiheit der Nation, jene Fahnen, deren erste das Blut getrunken hat von 16 der Besten. Die nationalsozialistisch« Bewegung hat dem Sterben dieser 16 den Sinn wiedergegeben: Deutschland ist wieder frei und stark und mächtig geworden, einig im Innern und nach antzen entschlossen, seine Ehre, Freiheit und Arbeit mit allen Mitteln zu schirmen.
*
Festtägliche Stille liegt über der Hauptstadt der Bewegung. Die Läden sind geschlossen. Nur die Fahnen leuchten rot in den sonnelichten Herbsthimmel. Die Straßen des S. November, durch die vor 13 Jahren der Zug des Bekenntnisses zur deutschen Einheit marschierte, sind seit den frühen Morgenstunden gesäumt von einem Spalier von Menschen in dunkler Festtagskleidung. In endloser Reihe stehen die Pylonen,, deren jeder den Namen eines Ermordeten der
Bewegung trägt — der erste den des Sturmrufers aus der Anfangszeit der Bewegung, Dietrich Eckart, der letzte an der Feld. Herrnhalle den Namen des unsterblichen Sturmführers, Horst Wesse l-
Weihestunde im Hofe -es Generalkommandos
Während die Alte Garde vor dem Bürgerbräukeller, wo das Menschcngedränge wohl am dmjiejlen i,r, zum hiilorliwen' Mariü, sich sammelt, gedenken im Hofe des General- kommandos des VII. Armeekorps der Reichs- sichrer SS. Heinrich Himmler und der Kommandierende General von Reiche- nau der beiden Kameraden des Bundes „Neichskriegsslagge", die hier am 9. Novem- der gefallen sind. Reichsführer SS. Himmler rief den Toten nach: „Euer Blut ist der beste Kitt geworden für alle, die an diesem neuen Deutschland Adolf Hitlers arbeiten dürfen und können. Im Zeichen der Einigkeit Deutschlands und der Bruderliebe lege ich im Namen aller früheren Kameraden, im Namen der Bewegung, diesen Kranz nieder an der Stelle, an der Ihr einst gefallen seid." General von Reichenau legte seinen Kranz nieder mit den Worten: „Dem Gedenken der tapferen Toten! Ihr Geist des Opfers für
einen Glauven wird stets in diesem Hanse lebendig sein!"
Der Erinnerimgsmarsch
Vor dem Bürgerbräukeller sind die Männer des 9. November 1923 angetreten, im schlichten Braunhemd, nur den Blutorden an der Brust. Begleitet von Ulrich Graf, der vor 13 Jahren das Leben des Führers mit seinem Leibe schützte, erscheint kurz vor 12 Uhr Adolf Hitler — und Hermann Göring gibt den Marschbefehl. An der Spitze marschiert wieder Julius Streicher, hinter ihm die von Obersturmbann- ührer Grimminger getragene Blutahne. Rechts und links vom Führer mar- chieren Ulrich Graf, Hermann Göring, Heinrich Himmler, Hühnlein, Dr. Weber, Dr. Frick, hinter ihnen Dr. Frank, Alfred Nosenberg, Amann, Buch, Fichler, Rodert Wagner, hinter diesen Rudolf Heß, Hermann Ester, Bouhler, Christian Weber und Maurice. Es folgen in Achterreihen die Träger des Blutordens, die Reichsleiter, Gauleiter, stellvertretenden Gauleiter, die Obergruppenführer und Gruppenführer der SA.. SS. und des NSKK., die Obergebietssührer und Gebietsführer der HI., die Hauptdienstleiter und Hauptamtsleiter der Reichsleitung, die Arbeitsaausührer des Reichsarbeitsdienstes.
marschier'n im Geist in unseren Reihen mik!"
Von den Pylonen lodern die Opferfeuer. Dumpf dröhnen die Trommeln, klingt das Lied des nationalsozialistischen Opfer ganges: „Kam'raden, die Rotfront und Reaktion erschossen . . .!" Als der Führer den ersten Pylon erreicht, klingt der erste Name aus den Lautsprechern: Dietrich Eckart. Und dann folgt Name auf Name; die fast 400 Toten, die ihr Leben hingegeben haben für ein neues Deutschland, werden wieder lebendig. Es ist ihr Siegeszug, den die Männer im Braunhemd und mit dem Blutorden hier marschieren. Ergriffen hören die Hunderttausende, die in den Straßen Spalier stehen, den Appell der Toten, ergriffen grüßen Hie den Zug der Lebenden. Und Name für Name klingt aus Trommelwirbel und leiser Musik.
Am Mahnmal
Um 12.50 Uhr trifft die Spitze des Zuges an der Feldherrnhalle ein, wo kurz vorher Offiziere und Mannschaften der Wehrmacht, alle Blutordensträger, die 16 Kränze von den Pylonen genommen haben. Sechzehn Salutschüsse dröhnen. Der Führer tritt aus dem stehen gebliebenen Zug und legt am Mahnmal einen Lorbeerkranz nieder. Die Weise vom Guten Kameraden klingt über den Platz, ernsten Gesichtes grüßt der Führer die Stätte des Opfertodes, indes sich die Blutfahne senkt. Dann geht der Führer in die Reihe zurück. Jetzt geht der Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Generalfeldmarschall von Blom- ber g, zum Mahnmal und legt ebenfalls einen Lorbeerkranz nieder, um sich dann in die erste Reihe des Zuges zu begeben. Das Deutsch. land-Lied jubelt über den Platz.
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Gleich danach brechen Rübesam und Hähnchen wieder auf. Um die Mittagszeit müssen sie zu Hause sein. —
Der „Musikante" ist an diesem Tage sehr nachdenklich. Er strolcht lange im Walde umher, durch die Wiesen, wandert auch wieder am Spätzlehaus vorbei und grübelt darüber, ob er der Lisel nun nicht doch sagen müßte, daß er Peters Freund sei und welches Mißverständnis Peter von ihr getrennt habe.
Aber schließlich — was erwartet er sich davon? Würde er das Mädel nicht nur in neue Unruhe stürzen?
Er hat wohl doch nicht das Recht, hier den lieben Gott zu spielen. Er kann nichts anderes tun, als Peter selbst von dieser Entdeckung zu erzählen. Ja, das Recht hat er, vielleicht sogar die Pflicht dazu als Freund.
Der mag dann sehen, wie er damit fertig wird.
Es wird ihn vielleicht gar nicht mehr berühren, da er ja schon in eine andere, „vornehmere" Welt hineingerochen hat.
Und schließlich muß Lisel allein wissen, wie sie sich zu entscheiden hat. Ihr jedenfalls kann und darf er nichts sagen, denn das hieße, Hähnchen in den Rücken fallen und sein Vertrauen mißbrauchen.
Es wäre einfach eine Gemeinheit!
Zwei Tage lang klimpert er dann noch auf dem alten Klavier der Frau Oberförster, das in der guten Stube steht. Es sind die Melodien, die ihm während seines Aufenthaltes im Dorfe noch eingefallen sind, die seinem musikalischen Werk, das zu Hause in der Mansarde liegt, noch das Kolorit und die Ergänzungen geben, deren es bedurfte. Manches in der Handlung muß nun wohl auch noch geändert werden, aber es wird sicher zum Besten des Ganzen sein.
Zuweilen sitzt dann Lisel im Nebenzimmer und hört zu, mit einer kleinen Handarbeit beschäftigt. Aber die eifrigen
Finger werden dann bald still über dem bloßen Zuhören. Und als einmal das Motiv von dem Lisellied aufklingt und sich breit und innig entfaltet, steht sie plötzlich im Türrahmen, an den Pfosten gelehnt, den Kopf in den Nacken gelegt — und so lauscht sie mit geschlossenen Augen.
Rübesam nimmt die Hände von den Tasten. Als er zur Tür hinüberblickt, öffnet sie gerade die Augen.
Ihr Blick ist feucht.
Ein ferner Traum steht darin.
„Das — das kenne ich", sagt sie leise, wie erwachend, „aber es klingt, wie Sie es spielten, anders und . . . Woher kennen Sie es?"
Rübesam könnte sagen: Hon Peter. Von Peter Himmelreich, der einmal so gern auf Wanderschaft ging mit seiner blauen Leinenjacke. Ich weiß auch, wo er's Ihnen vorgesungen hat, Lisel.' Aber er blickt an ihr vorbei, da er ihren Blick nicht ertragen kann, und antwortet:
„Es wird in einem Musikwerk stehen, das ich geschrieben habe, ein musikalisches Volksstück, und vielleicht wird es in einem Theater aufgeführt."
Lisel schaut ihn verwundert an.
„Ein Theaterstück? Und wie heißt es denn?"
Rübesam lächelt ruhig
„Das Bruchmärchen", sagt er.
Lisel hat ein kleines Zucken im Gesicht, die Lippen öffnen sich ein wenig wie in einem Schrecken und Verwundern.
„Das Vruchmärchen", flüstert sie.
In diesem Augenblick spürt Rübesam mit der Hellsichtigkeit des Künstlers, was in Lisels Seele vorgeht und wie es um sie im Tiefsten steht. Das Bruchmürchen — so hat Peter sein Erlebnis im Bruch genannt, als er davon erzählte.
Eine schwere Stille raunt durch die Stube. Und leise sagt Rübesam, indem er einen Hellen Ton auf dem Klavier aufklingen läßt:
„Manchmal werden Märchen doch zur Wirklichkeit."
Lisel tritt von der Schwelle zurück. Er hört sie durch das Nebenzimmer gehen und die Tür hinter ihr zufallen. —
Am nächsten Tage reist er ab, seine Zeit hier ist um.
Sechzehntes Kapitel
Fritz Rübesam muß sich erst daran gewöhnen, daß er nun allein in seiner geliebten Mansarde haust. Er hat drei Tage nach seiner Ankunft Peter zu erreichen versucht, ihn aber nicht sprechen können. Im Büro war er nicht anwesend, und so hat er sich damit begnügt, ihm eine Karte in seine neue Wohnung zu schicken, damit Peter weiß, daß er wieder im Lande ist.
Vorerst hat er mit der Fertigstellung seines „Bruchmärchens" zu tun, und auch im Theater hat er ja jetzt als zweiter Kapellmeister einen größeren Wirkungskreis.
Eines Tages liegt die fertige Partitur in zwei Exemplaren da. Rübesam schlägt ein Kreuz darüber und schickt eines seinem Direktor vom Südost-Theater. Man muß immerhin einen Versuch machen. Das andere klemmt er sich unter den Arm und geht damit zu Gustl Liebedanz. Jawohl — Gustl Liebedanz, dem Agenten und Hans in allen Gassen, der ihn einmal vor Jahr und Tag ans Theater gebracht hat und ja nicht wenig von ihm hält. Er ist ihm im Laufe dieses Jahres des öfteren begegnet, und Liebedanz hat sich immer wieder gefreut, daß er Rübesam „managen" konnte.
„Gott, das Rübesamchen!" schreit Liebedanz begeistert, als Rübesam in sein Zimmer tritt, in dem der herrliche Flügel steht, an dem er einst dem Wiener Agenten seine Kunst zeigen konnte. „Kapellmeisterchen, was für eine Freud'. Servus, mein Lieber. Was haben S' denn da für ein dickes Paketl mitgebracht? Na, erst setzen S' sich mal daher. Doch noch am Südost, hm? Oder am End' gar an die frische Lust? Na, das wär aber —"
Rübesam beruhigt ihn.
„Wär' ja gelacht, Herr Liebedanz. Nee, was anderes, was ich Ihnen gern mal vorgelegt hätte. Eine Oper, das heißt, so ein Zwischending zwischen Oper und Volksstück."
Liebedanz reibt sich die Hände.
„Also das Hab' ich kommen sehn, Rübesamchen. Na, und nu?"
(Fortsetzung folgt.)