Samslas den 7. November 1S36

Der EnzlAer

94. Jahrgang Nr. 261

Lc/tttmAisciie Okonik

In Söflingen, bei Ulm. kam am Donnerstag rin lljähriger Junge mit seinem Rad unter den Anhänger eines Lastzuges. Er er­litt sehr schwere Verletzungen und mußte tot in die Wohnung der Eltern verbracht werden. Be! einem weiteren Zusammenstoß eines Rad- fahrerS mit einem Lastauto in Ulm wurde der Radfahrer schwer verletzt und mußte ins Krankenhaus verbracht werden.

Ein von Dalkingen gebürtiger Dienstknecht hat im letzten Sommer in einer Gemeinde des Krei­ses Ellwangen mehrfach Sodomie getrieben. Einem Beamten des hiesigen Stationskommandos gelang es nun. den Täter zu überführen, woraus er in Haft gesetzt wurde.

In Göppingen ereignete sich auf der Eisen- bahnüberfllhrung beimHusaren' ein Zusam- men stoß zwischen zwei Lastkraftwagen, die ein- ander in der Kurve begegneten. Durch die Zer- trümmerung beider Windschutzscheiben wurden vier Personen verletzt.

Das Erlebnis der neuen Volksgemeinschaft, wie sie in der nationalsozialistischen Bewegung mit all ihren Gliederungen gepflegt wird, findet in einem Wandbild der Stadt Kornwest- heim ihren Ausdruck, das Bürgermeister Ker- cher im Einvernehmen mit den Natsherrcn zu Ehren der Salamanderwerke im Flur des Rat­hauses von einem Künstler der neuen Zeit dem Maler Hofer-Bach, gestalten ließ. Das' Bild stellt die Salamanderwerke dar.

Der älteste Offizier der ehemaligen württ. Pio- Niere. Oberst a. D. Eduard Schefold aus Ulm. begeht am Sonntag in guter Gesundheit die Feier seines 80. Geburtstags. Oberst Schesold. der

Stuttgart steuert -er UMungönot

AuS der Ratsherren-Sitzung < der Landeshauptstadt

Stuttgart, 6. November.

In der in diesen Tagen stattgefundenen öffentlichen Beratung der Ratsherren der Stadt Stuttgart wurde einleitend bekannt ge­geben, daß der allgemeinen Rücklagen- und Ne st Verwaltung zum außer­ordentlichen Haushaltsplan für 1936 ein G e- samt betrag von 9405 700 NM. ent- nommen wird. Die Bürgersteuer bleibt auf 500 Prozent des Neichssatzes.

Den größten Raum der Beratungen nahm die Aussprache über dasWohnungsbau- programn» der Stadt ein. Oberbürger­meister Dr. Strölin betonte, daß haupt­sächlich bei den Neubauten in den letzten Jahren die Mietpreise eine teils unge­rechtfertigte Steigerung erfahren hätten. Die durchschnittliche Monatsmiete be­trägt für Zwei-, Drei- und Vierzimmer-Woh- nungen etwa KO, 90 und 130 Reichsmark, ein Satz, der für die Mehrzahl der Wohnungs­suchenden einfach nicht erschwinglich ist. Um der Wohnungsnot zu steuern, wurden im Jahr 1936 nicht weniger als 1500 Woh­nungen erstellt. Für das Jahr 1937 ist sogar derBauvon2000Wohnungs- einheiten vorgesehen, wobei besonders be­rücksichtigt wird, daß die Mieten ein be - stimmtesMaß nichtüber sch reiten.

Die Ratsherren nahmen weiterhin die Berichte über die Vorbereitung zur Dritten Reichsgartenbauaus­stellung in Stuttgart entgegen. Der

Grundplan wird so gestaltet, daß nach Ab­schluß der Ausstellung die Anlagen für den künftigen Tierpark benutzt werden kön- nen.

DemVerkehrsverein Stuttgart" wird der Kurverein Bad Cannstatt" an­gegliedert. der die Ausgabe gestellt bekommt, die weitere Ausgestaltung des Bades und die Betreuung der Kurgäste zu übernehmen.

Um die Laufzeit für Baugesuche abzukürzen, werden von der Stadtver­waltung übersichtliche Richtlinien -herausgegeben. Trotzdem drei Baugesuch- ansertigungen verlangt werden, beträgt jedoch die Laufzeit immerhin mindestens vier Wochen.

Degmarn, Kreis Neckarsulm. 6. November. (10 000 Mäuse gefangen.) Um der Mäuseplage zu steuern, hatte die Ge­meindeverwaltung beschlossen, über das Spätjahr für jede abgelieferte Maus einen Neichspfennig zu zahlen. Bis jetzt wurden nun von der hiesigen Jugend schon über 10 000 Stück abgeliefert.

Verdunkellingsüblilig in Stuttgart

Stuttgart, 6. November.

NLG. Für die große V e r d u n k l » n g s - Übung am 19. November in Groß-Stutt- gart gibt der Neichsluftschutzbund, Landesgruppe Württemberg-Hohenzollern, Befehlsstelle Stutt­gart, die für die Volksgenossen unbedingt wich­tigen und zu beachtenden Richtlinien heraus.

Die im Frieden durchgeführten Verdunklungs- Übungen sollen Uebungen sein, an denen sich alle Volksgenossen beteiligen. Jedes Unternehmen, jeder Betrieb, jeder Hausbewohner und jeder Volks- genösse, der sich auf der Straße befindet, im Kraftwagen und zu Fuß, alle haben an der Hebung teilzunehmen. Fabriken, Geschäfte und Wohnhäuser bereiten ihre Maßnahmen zur Ver­dunklung vor.

Der Kraftfahrer hat folgende Gebote zu be­achten: 1. Suche auf dem kürzesten Wege dein Ziel auf, die Wohnung oder im Alarmfalle den Sam­melschutzraum. 2. Blende dein Fahrzeug ordnungs­gemäß ab, die Vorderbeleuchtung sowie das Rück­licht und den Winker. 3. Im Inneren deines Wagens vermeide gleichfalls jedes Helle Licht. 4. Parke möglichst nur auf Parkplätzen, an der Straße setzest du deinen Wagen der Gefahr des Anstoßens aus. 5. Fahre vorsichtig und langsam, richte dich nach den weißmarkierten Randsteinen, Zäunen usw. 6. Halte die rechte Seite der Fahr­bahn ein und vermeide das Vorfahren. 7. Blaue Lichter über der Straße zeigen Straßenkreuzungen an. 8. Nimm an Straßenkreuzungen Rücksicht aus Fußgänger, sie sind angehalten, die Straßen nur an diesen Stellen zu kreuzen. 9. Vermeide jedes unnötige Geräusch, wie Hupen, Motorenlärm und ähnliches. 10. Befolge die Weisungen der Straßcn- Polizei auf das genaueste.

SauMer Murr spricht

bei der Weihestunde am 9. November Stuttgart, 6. November Der Kreis Stuttgart der NSDAP, veran­staltet auch in diesem Jahr am 9. November, dem Reichstrauertage der NSDAP., in der Stadthalle eine Weihestun de, in welcher der Ermordeten der Bewegung, ihres Opfer­gangs in den schweren Jahren der Not und des Leids und ihrer Auferstehung als leuch­tendes Symbol des nationalsozialistischen Dritten Reiches gedacht werden wird. Reichs­statthalter und Gauleiter Murr wird bei dieser Feier die Weiherede halten.

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Der stellt). Sauleiter Dozent der Technischen Hochschule

Stuttgart, 6. November

Auf vielseitigen Wunsch hat der stellt».. Gauleiter, Friedrich Schmidt, sich ent­schlossen, im kommenden Wintersemester eine regelmäßige Vorlesung überEin­zelne Kapitel aus der politischen Geschichte des deutschen Volkstums" zu übernehmen. Er erfüllt damit die Bedürfnisse nach einer Verbindung des politischen Gedankengutes der nationalsozialistischen Bewegung mit dem Fachwissen der akademischen Lehre. Vor allem auf dem Gebiet der Geschichte ist eine Beschäftigung der Geister mit einer neuen Auffassung vom Schicksal des Volkstums in der Geschichtsabwicklung und vom Volkstum als Quelle geschichtlicher Entwicklung not­wendig. Der stellt». Gauleiter Schmidt, der von Anfang an sein Denken und Wollen aus dem völkischen Leben entwickelt hat, wird der Studentenschaft die Erkenntnisse vermit­teln, die ihm auf seinem Wege gereift sind.

Die erste Vorlesung am Dienstag, den 10. November, nachmittags 5 Uhr, im Großen Hörsaal des Neubaus der Tech­nischen Hochschule, Keplerstraße, ist als öffentliche Antrittsvorlesung gedacht, zu der die Technische Hochschule einlädt.

Reue Zoo-Millionen-Neichsimlelhe

Berlin, 6. November

Im Zuge der weiteren Durchführung der von der Neichsregierung übernommenen Auf­gaben begibt das Deutsche Reich 500 Millio­nen NM., 4V-prozentige auslosbare Reichs­schatzanweisungen zum Kurse von 98V« v. H. Die durchschnittliche Laufzeit der Schatz­anweisungen beträgt neun Jahre. Von 1943 ab wird jedes Jahr ein Sechstel deS Anleihe­betrages der Schatzanweisungen zum Nenn­wert aufgelegt werden. Der Zinslauf be­ginnt bereits am 1. Dezember d. I. 100 Mil- lionen RM. dieser Schatzanweisungen sind bereits fest gezeichnet worden. Die verblei­benden 400 Millionen RM. werden durch das unter Führung der Reichsbank stehende An- leihekonsortium zum Kurse von 98'/« v. H. zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt. Die Neichsschatzanweisungen sind mündelsicher und bei der Reichsbank lombardfähig. Die Zeichnungsfrist läuft vom 20. November bis 5. Dezember d. I.

BerbrmulmtMilmelie für Speise- kartoWn

Auf Grund des Abschnittes Ziffer 6, der Anordnung der Hauptvereinigung der deut­schen Kartoffelwirischaft betr.: Bestimmungen über das Kartofselwirtschaftsjahr 1936/37 vom 24. August 1936 (RNVbl. S. 427) und des 8 9 Absatz 2 der Satzung der Kartofsel- wirtschafts - Verbände vom 9. Mai 1935 (RNVbl. S. 251) ordnet der Vorsitzende des Kartoffelwirtschaftsverbandes Württemberg. Berger, mit Zustimmung der Preisüber­wachungsstellen bei dem Württ. Wirtschafts­ministerium und bei dem Regierungspräsi­denten der hohenzollerischen Lande folgen­des an:

Meine Anordnung betr. Verbaucherhöchst- preise für Speisekartosfeln vom 11./26. Sep­tember 1936 (Wochenblatt der Landes­bauernschaft Württemberg Seite 1585) und meine Anordnung betr. Preisklassen für die Festsetzuna von Verbraucherhöchstpreisen für

Speisekartoffeln vom 10. Oktober 1936 (Wochettblatt der Landesbauernschast Würt­temberg S. 1666) bleiben bis auf weiteres in Kraft. ' Demnach dürfen höchstens folgende Verbraucherhöchstpreise verlangt und bezahlt

werden:

«t,. s Zentrier-preis ab Lager

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Speise- j kartoffeln: s ««

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bei

Abgabe v. 8 KA

braucher

braucher

NM.

RM.

NM.

Npsg.

Preisklasse 3.15

3.30

3.50

41

Preisklasse 6: 3.10

3.20

3.40

40

Preisklasse 6:

2.95

weiße, rote

und blaue Sorten:

Preisklasse 2.85

3

3.20

38

Preisklasse U: 2.80

2.90

3.10

37

Preisklasse 6:

2.65

Der Höchstpreis für die SortenKuppin- ger" undJulinieren" erhöht sich um NM. 1. je 50 Kilo, für die SortenFrühe Hörnchen".Tannenzapfen", (Rote Mäuse") und für Speisekartofseln, die unter der Be­zeichnungEifeler Platte" in den Berkehr gebracht werden, um RM. 2. je 50 Kilo.

Ueberschreitungen der festgesetzten Höchst- Preise können nach 8 9 Absatz 3 der Satzung der Kartoffelwirtschaftsverbände vom 9. Mai 1935 (RNVBl. S. 251) mit Ordnungsstrafen bis zu RM. 10 000 im Einzelfalle geahndet werden.

Die Anordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.

NörsenNerichte vom 6. November

Berlin: Aktien erholt und fester

Die Börse stand unter dem Eindruck der schon seit einigen Tagen erwarteten Anleihebegebung des Reiches. Nachdem man damit gerechnet hatte, daß die Anleihehöhe bei einem Betrag« von etwa 1 Milliarde liegen würde, bot di« Begebung von nur Svü Millionen Reichsmark, von denen bereits 100 Millionen fest gezeichnet woroen sind, insofern eine angenehme Neber- raschung, als man daraus wieder deutlich die Absicht erkennt, den Kapitalmarkt nach wie vor pfleglich zu behandeln und Rückgriffe nur nach der jeweiligen Leistungsfähigkeit vorzunehmen. Bei der angegebenen Anleihehöhr ist man schon jetzt von einem vollen Erfolg der neuen Emis­sion überzeugt.

Hatte man sich am Vortage zwecks Flüssighaltuna zur Zeichnung auch am Aktienmarkt ziemlich stark entlastet, so zeigte man sich jetzt in Anbetracht der erwähnten geringeren Inanspruchnahme deS Kapitalmarktes veranlaßt, auf dem ermäßigten Niveau wieder Rückkäufe vorzunehmen. Wenn diese auch kaum größeres Ausmaß annahmen, so trugen sie doch angesichts des fehlenden Angebot» zu einer vielfach recht kräftigen Steigerung der Kurse bei.

Von Montanwerken wurden Mannesmann 2, Hösch und Rheinstahl je 1,87, Ver. Stahlwerke und Mansfelder je 1,8 Prozent höher bezahlt.

Von Braunkohlenwerten zogen Ilse um 3 Pro­zent an; dagegen ermäßigten sich Bubiag um 1,75 Prozent. Don Kaliwerten fielen Westeregeln init Plus 2,25 Prozent auf. In der chemischen Gruppe wurden Farben 0,37 Prozent höher mit 176,37 bewertet. Chem. von Hehden gewannen 1,25, Goldschmidt 1,87 Prozent. Sehr gut erholt waren bei den Gummi- und Linoleumwerten Conti Gummi mit Plus 3 und Conti Linoleum mit Plus 6,5 Prozent.

Am Nentenmarkt blieb es ruhig. Altbesitz gaben unwesentlich auf 119,12 nach. Die Umschuldung», anleihe ermäßigte sich um 0,12 Prozent auf 90,12, mittlere und späte Reichsschuldbuchforderungen waren etwa im gleichen Ausmaß gedrückt, wäh­rend Jndustrieobligationen um 0,12 bis 0,25 Pro­zent anzogen. Erholt waren auch die Auslands­renten.

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Vrtzeber-Rechlrschtttz: Drei ÜneLen-Verlag, KSrttgrbrück (Vez. Dresden) 481

Na, vielleicht bekam man doch noch etwas heraus.

Aber nein, selbst als sie nachher ins Dorf fahren, jeder die Deichsel des kleinen Handwagens in der Hand, und sich unterhalten, will sich keine vernünftige Gelegenheit ergeben, von einem gewissen Peter Himmelreich zu sprechen.

Es ist nichts.

Die stille, immer ein bißchen ernste Heiterkeit, die über dem Wesen dieses Mädels liegt, rührt ihn zutiefst. Die Anmut ihrer Erscheinung bewegt ihn und schüchtert ihn ein. .Vielleicht', denkt er, .ist die Lisel das Mädchen, nach dem sich jeder Mann einmal irgendwie sehnt oder gesehnt hat.'

*

Am nächsten Tage lernt er auch Hähnchen kennen, nach­dem er am Abend vorher noch mit dem Oberförster bekannt geworden ist. Es bereitet ihm ein besonderes Vergnügen, daß Hähnchen ihn einladet, ihn auf einen Pirschgang zu begleiten. Die Frau Förster macht ein wunderbares Früh­stückspaket zurecht, und dann geht's los.

Durch Wald und Wiesen und wieder Wald. Durch Bruch und Moor und wieder Wald. Rübesam summt Melodien vor sich hin, die aus dem Rauschen der Bäume, dem Zirpen der Grillen, dem Kuckucksruf, dem Flöten des Pirols, dem Hämmern des Spechts, aus dem ganzen Wunder dieser morgendlichen Welt zuzuströmen scheinen.

»Sie lieben die Natur?" sagt Hähnchen einmal.

»Meine große Liebe, aus der mein Schaffen fließt", lächelt Rübesam.

Darf man fragen- was Sie tun?"

»Musik machen, Herr Grünrock", gibt Rübesam ver­gnügt zurück.

Ah also Künstler? Da werden die Frauen sicherlich Ihre zweite große Liebe sein", lacht Hähnchen.

Kaum. Ich glaube nein!"

^Oho!"

Hähnchen macht ordentlich ein unglückliches Gesicht.

Versteh' ich nicht. Haben Sie unsere Lisel noch nicht genauer angeschaut?"

Und wie! Ein liebes Menschengeschöpf."

Nicht wahr? Eine richtige Waldelfel Ordentlich ein Wunder oh!"

Seine Begeisterung erstickt in einem Seufzer. Rübesam blickt ihn etwas verwundert von der Seite an. Nanu? Den Mann hat's doch?

Nun kann's ja interessant werden.

Aufs Geratewohl sagt er:

Also wohl eine zukünftige Frau Försterin?"

Dabei hat er sonderbarerweise eine unbestimmte Unruhe in sich.

Hähnchen läuft rot an.

Hoffentlich", murmelt er,weiß der Himmel hoffentlich!"

Das versteh' ich nun wieder nicht."

Eine Weile herrscht Schweigen zwischen ihnen. Dann quetscht Hähnchen hervor:

Ich muß Ihnen da mal nachher was erzählen."

Sie kommen in ein benachbartes Dorf. Es ist Zeit, das Frühstück zu verzehren und sich bei einem Glas Milch oder Bier eine halbe Stunde auszuruhen. In dem kleinen Dorf­wirtshaus stehen die blankgescheuerten Tische einsam in der kringelnden Sonne, die durch die Scheiben strömt. Eine Katze schnurrt auf dem Fensterbrett. Der Wirt stapft in hohen Stiefeln durch den Flur, angenehm nach Stalluft riechend, begrüßt den jungen Förster mit kräftigem Hand­schlag und bringt zwei mächtige Henkelgläser.

Hebben S' noch wat auf 'm Herzen?" fragt er. .

Nein, man braucht nichts weiter.

Da muß nämlich bald unsere Bunte im Stall kalben", meint er.Also denn lassen Sie sich's man gutschmecken."

Der Wirt stapft wieder hinaus.

Die beiden packen ihr Frühstück aus und kosten vom Glas. Es wird ein bißchen hin- und hergeredet, dann fließt Hähnchen wieder das Herz über. Rübesam hat es nicht anders erwartet. Aber er kann noch nicht ahnen, wie gut der Zufall es überhaupt mit ihm meint und wie die windige Laune des Schicksals hier ihm überraschend hilft, eine mensch­liche Dummheit vielleicht wieder korrigieren zu können.

Ja also das mit der zukünftigen Frau Försterin nicht wahr", beginnt Hähnchen etwas unbeholfen,das ist nun so eine Sache. Vielleicht, daß Sie als Berliner aber man muß doch mal darüber sprechen. Nichts für ungut."

Der arme Hähnchen hat weiß Gott lange genug allein seine Enttäuschung in sich hineingeschluckt. »Man kann es ihm nicht verdenken, wenn er mal sein Herz erleichtert. Und dieser Rübesam aus Berlin, der noch dazu ein Künstler ist, scheint ihm dafür gerade der Geeignete zu sein.

So erfährt denn Rübesam. daß Hähnchen bald eine eigene Stelle bekommen wird, daß er nichts sehnlicher ge­wünscht hätte, als schon jetzt zu wissen, daß die Lisel seine Frau Försterin werden würde. Aber das habe nun leider noch nicht so geklappt nee. Und das sei eben sehr schreck­lich für ihn. Freundlich und zutunlich sei die Lisel ja noch immer zu ihm, aber er getraue sich wirklich nicht, vorläufig wieder ernstlich anzufragen, und der Sommer vergehe doch so schnell.

Wenn es wirklich mal klappt, daß ich so in der Dämmer­stunde mit ihr allein bin und die Frau Oberförster hilft mir da schon so ein bißchen, hat sie 'ne Ausrede, daß sie gleich verschwinden müsse, oder ich habe das Pech, daß ein anderer hinzukommt."

Ein ehrlicher Seufzer entrang sich seiner Brust.

(Fortsetzung falgt.1