tlbn große und mächtige Kulturstaaten als gleichartig und gleichwertig mit irgendeiner Äegerrepublik behandeln wollte. An diesem weltanschaulichen Ausgangspunkt, an dem sich das neue Italien und das neue Deutschland treffen, beginnen die Linien auseinanderzulau­fen, auf denen die neue mitteleuropäische Achse und die westliche Demokratie sich noch bewegen.

In der Einstellung gegenüber Frankreich muß die bittere Enttäuschung nachwirken. Es muß darum um so mehr für den ehrlichen Wil- cn Mussolinis zum Frieden und zur Verstän- ! igung sprechen, wenn er in dem heute noch be- s cheuden englisch » italienischen Gegensatz keine un ausweichbare Notwen­digkeit erblicken will, wenn er vielmehr mit si herer Ueberzeugung von der Lösungsmöglich- ke t spricht, die in der klaren, schnellen und volständigen Verständigung auf der Grund­lage der Anerkennung der gegenseitigen Inter­essen gesucht werden muß. Man hat auch den Gegensatz zwischen Italien und Jugoslawien ähnlich wie den deutsch-polnischen Gegensatz lange als ein politisches Axiom ansehen wol­len. Heute erscheint die Atmosphäre schon wesentlich gebessert, und die Möglichkeit einer ehrlichen Verständigung zeichnet sich bereits ab. Einigermaßen bestürzt dürfte man allerdings in anderen Kreisen der Kleinen Entente sein, nachdem sich Mussolini so eindeutig für die berechtigten Revisionsansprüche derUngarn ausgesprochen hat. Man kann aber keine großzügige Friedenspolitik betreiben, wenn man sich nicht grundsätzlich für die Wie­dergutmachung schreienden Unrechts einsetzt.

Auf der Achse von Berlin nach Rom erschei­nen zwei Parolen auf dem Banner:Friede mitallen!" undGegendiebolsche- wistische Drohung!" Die Nationen des Abendlandes sind wieder einmal vor die Frage gestellt, ob und wann sie diese Parolen für sich übernehmen wollen.

Grober Erfolg Ser Dresdener Over in London

London, 4. November.

Einen glänzenden Auftakt erlebte am Mon. tag abend in der Königlichen Oper Covent Garden die Londoner Gastspielreise der Dres- dener Oper mit einer Festaufführung des Rosen kav alters" die das kunstver­ständige Londoner Publikum immer wieder zu neuen Beifallsstürmen hinriß. Fast sämt- liche führenden Köpfe der englischen Musik­welt und der kunstliebenden Londoner Ge­sellschaft hatten sich in Covent Garden ein­gefunden, um sich nach mehrmonatiger Opernpause diesen Kunstgenuß nicht ent­gehen zu lassen. Unter den Anwesenden be­merkte man u. a. den deutschen Botschafter v. Ribbentrop, den Gesandten Wo er­mann, sowie andere Mitglieder der deut­schen Kolonie in London.

Vor völlig ausverkauftem Hause zeigte das Dresdener Ensemble unter der Stabführung von Dr. Karl Böhm sowohl in musika­lischer, als auch in darstellerischer Hinsicht eine Leistung, wie London sie seit langem nicht mehr erlebt hatte. Als nach Schluß deS zweiten Aktes auch der Komponist des Rosenkavaliers", Dr. Richard Strauß, auf der Bühne erschien, fand die Begeiste­rung kaum noch Grenzen.

Die englischen Zeitungen machen aus dem großen Erfolg keinen Hehl.Preß Asso- ciation" schreibt, daß der Covent Garden vielleicht seinen größten Abend gehabt habe. DieTime S" schreiben, der Besuch der Dres­dener Staatsoper in London stehe einzigartig in der langen und bunten Geschichte der Lon­doner Oper da.

Srr 9. November in München

München, 3. November.

Die Reichspressestelle der NSDAP, gibt folgende Verfügung zum 9. November be­kannt:Es wird hiermit nochmals daraus hingewiesen, daß fürTrägerdesBlut- ordens weder Einladung noch ^ Teil­nehmerkarten ausgegeben werden. Für di« Träger des Blutordens gilt die in ihrem Be­sitz befindliche braune Karte mit Lichtbild als Auswciskarte. Sie berechtigt zur Teilnahme an allen Veranstaltungen am 8. und 9. November. Um die Kontrolle sowohl bei der Erinnerungsseier im Bürgerbräukeller wie bei Ausstellung des Zuges reibungslos und schnellstens durchführen zu können, ordne ich an:

Zur Teilnahme an der Erinnerungsseier im Bürgcrbräukeller am 8. November und zur Teilnahme am Marsch vom Vürgerbräukeller zur Feldherrnhalle am 9. November haben die Troger de? Blutordens ihre braune Aus- weiSknrte und die Teilnehmer im Besitz einer hellgrünen Karte dieselbe mit einer zweiten Karte als Ausweis der Partei oder der an- geschloncnen Formationen und Verbände bereit'ul,alten und bei den Kontrollstellen vorzineigen. Ohne Ausweiskarte und ohne die iür Marschblock ll vorgeilbriebene Zu- satckarte kann ein Zutritt zum Bürgerbräu- krller und die Teilnahme am Marsch nicht gew-hmigt werden. Angehörige der Mehr- warbt und Kriegsbeschädigte als Träger deS Vlntaideus nehmen am 9. November bis ni"> Enttrwsxr, ves Zuges an der Feldherrn. bgch> ^>er Nabe de? Mahnmales Auf» st"d,ia. nch verwei>e nochmals aus die Per- Wnnibl !i Vürgerbräukeller

an, 9. November nur die ViuN.chne milgriühn werden dark,

gez. Christian Weber.'

Die Thronrede -es englischen Königs

Varlameniserössauag ohne Zeremoniell

London, 3. November

D^ grömende Regen, der am Dienstag über London niederging, hat die Londoner um ein Schauspiel gebracht: Die Fahrt des Königs zum Oberhaus zur Parlamentseröff­nung die erste seiner Negierungszeit fand ohne das übliche Zeremoniell statt.

In der Thronrede legte der Könrg erneut die bekannten Richtlinien der englischen Politik dar. Er betonte, daß sich die Politik Großbritanniens auf den Völkerbund stütze, daß aber bereits Vorschläge zu seiner Reform in Genf überreicht worden sind. Befriedung Europas, Erzielung eines West- paktes und internationale Flottenverein­barungen auf der Grundlage des März­abkommens wurden als Ziele der britischen Politik bezeichnet. Die politische Lage im fer­nen Osten werde mit Sorge verfolgt.

Innenpolitisch kündigte die Thronrede eine politische Neichskonferenz anläß­lich der Krönungsfeierlichkeiten in London, eine Neuregelung der indischen Verfassung und die Ausreise der Untersuchungskommis­sion nach Palästina noch in dieser Woche an. Der König bekannte sich zu einer tatkräf­tigen Aufrüstung, aber auch zu einer internationalen Vereinbarung über die Be- grenzung der Rüstungsausgaben. Schließlich kündigt die Thronrede einen Gesetzentwurf zur Sicherung der inneren Ruhe und Ordnung an, in dem aber der Rede» und Versammlungsfreiheit kein Abbruch ge­tan werden soll.

AutzeapoMAe Aussprache im Sder-aus

Die internationale Lage schwierig, aber keineswegs verzweifelt

London, 3. Nov. Gleichzeitig mit der Aus­sprache im Unterhaus fand auch eine außen­politische Aussprache im Oberhaus statt.

Lord Snell (Labour Party) erklärte, daß die Lage im fernen Osten ungewöhnlich un­befriedigend sei. Es gehe nicht an, daß man einfach China und Japan sich selbst überlasse. Auch in Spanien sei die Lage keineswegs be­friedigend. Der Redner verlangte dann, daß die politischen Gefangenen in Indien freige­lassen werden sollten und forderte Maßnah­men gegen die Propaganda der englischen Faschisten.

Lord Hallifax, Ser Lorbstegelbewahrer, ant­wortete für Sie Regierung. Er betonte, daß die britische Regierung stärksten Anteil an den Vorgängen im fernen Osten nehme u. wandte sich dann scharf gegen das Gerede von einem kommenden Kriege. Er wünsche, so führte der Redner aus, im Namen der Regierung zu erklären. Saß ihrer Ansicht nach ein solches Gerede ebenso gefährlich wie unerwünscht sei. Es sei zuzugeven, daß die internationale Lage schwierig sei. aber sie sei keineswegs verzwei­felt.

Der Lordsicgelbewährer wandte sich dann der Lage im Mittelmeer zu und erklärte, daß es nach englischer Ansicht niemals irgend­welche englisch-italienischen Meinungsver­schiedenheiten gegeben habe. Die Schwierig­keiten, die sich erhoben hätten, rührten allge­mein daher, daß Großbritannien versucht habe, loyal seine internationalen Verpflich­tungen zu erfüllen. So weit England betrof­fen sei, sei es jederzeit bereit, die volle Freund­schaft mit Italien wieder aufzunehmen, die traditionell zwilchen beiden Ländern bestehe. Er sehe keinen Grund, warum nicht eine volle Verständigung erzielt werden könne, wenn es über gewisse Gegenstände Mißverständnisse gegeben habe. Sowohl England als auch Ita­lien hätten Interessen im Mittelmeer. Es bringe keinen Nutzen. wenn darüber gestritten werde, wessen Interessen wichtiger seien, weil man darüber endlos streiten könnte. Die Ge­schichte beider Länder zeige, daß die Inter­essen nicht auseinandergingen, sondern sich ergänzten. Das größte gemeinsame Interesse beider Länder bestehe in der Erhaltung des Friedens.

Zur Frage der Völkerhundsreform über­gehend. erklärte der Redner, der Fehlschlag des Völkerbundes babe bewiesen, daß die Me­thoden der Anwendung der Völkerbundssak- nng eine Revision erforderten, damit die Satzung den Tatsachen entsvrechc, Tatsachen, die außerordentlich verschieden seien von denen, die die Schöpfer der Satzung vorans- gesehen hätten.

Der Lordswgelbcwahrer erklärte weiter, die Frage der Prüfung eines Munitionsmini­steriums werde in der kommenden Aussprache behandelt werden. E? aebe keinen Wider­spruch Zwischen einer Vöikerbundsvolitik und einer Politik der Ausrüstung. Jnbezug auf Spanien gebe er zu, daß die Politik der Nicht­einmischung nicht vollständig funktioniert habe. Das babe aber niemand erwartet. Das Nichtemmischungsabkommen habe jedenfalls bester gearbeitet als jemals zuvor.

Das Oberbaus vertagte sich, nachdem Hnlli- sax noch angekündiqt batte, daß am 17. No- p-wber au? Veranlassung der Arbeiteroppo- ütiou eine Aussprache über die Verteidigungs- irage stattnndcn werde.

London, 3. Nov. Wie verlautet, werden in der kommenden außenpolitischen Aussprache im Unterhaus der Außenminister Eden, der außenpolitische Sachverständige der Labour- Parth Dalton, sowie der marxistische Londo­ner Bürgermeister Morrison und Lloyd George sprechen.

Moskau schweigt «och immer

oss. London, 3. November.

Der Hauptausschuß des Nichteinmischungs­ausschusses hat am Dienstag die für die sow- jetrussischen Neutralitätsbrüche vorgelegten Bewege geprüft. Bezeichnenderweise hat die Sowietregierung bisher nicht den Versuch gemacht, die britischen, auf den Berichten der britischen Konsularvertretungen in Spanien aufgebauten Beschuldigungen zu widerlegen.

Neue Beweise für die Einmischung der bel- gischen Marxisten in die innerspanischen Auseinandersetzungen veröffentlichen die

AntwerpenerMetropole" und die Brüsseler Nation Belge". Der spanische rote Haupt- mann Huerta ließ in einem Eisenbahn, abteil eine Mappe liegen, deren Inhalt Be- weife für die Werbung von Menschen und den Ankauf von Material für die spanischen Kommunisten durch den Generalsekretär der belgischen Arbeiterpartei lieferte. General- ftkretär Jean DeIvigne unterhielt enge Beziehungen m dem Vertreter der Madrider Regierung" in Paris; noch am 30. Oktober sandte er eine Anzahl junger Leute von Brüssel mit einer Empfehlung an die spa- Nische Botschaft in Paris, wo sie Geld und Neiseausweise für Alicante erhielten. Für seine Korrespondenz hat Delvigne bedenken- los die Briefumschläge der in der belgischen Negierung vertretenen belgischen Arbeiter­partei benützt. Im übrigen haben sich die sechs sozialistischen Minister in der belgischen Negierung noch nicht veranlaßt gefühlt, gegen diesen Nekrutierungsagenten Madrids ein Strafverfahren einzuleiten.

Ser erste Schutz aus Ma-ri-

Verzweifelte Anstrengungen der Rote«

Talavera de la Reina, 3. November.

Am Montag, um 5 Uhr nachmittags MEZ., wurde von der bei Parka stehen- den Batterie des Oberstleutnants Testa der erste Schutz auf Madrid abgefeuerk.

*

Nach den inParis von den verschiedenen Fronten vorliegenden Meldungen haben die Truppen General Francos auch am Montag chren siegreichen Vormarsch fort­gesetzt. Sie befanden sich in den Nach­mittagsstunden vor den Toren von Madrid, das den ganzen Tag über den Besuch nationaler Flugzeuge erhielt.

In Madrid selbst halten es die roten Macht­haber nicht mehr für möglich, der Bevölke­rung die wahre Lage zu verheimlichen. In einer Bekanntmachung, die am Montagabend veröffentlicht wurde, wird zugegeben, daß sich die nationalen Truppen nur noch wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernt be­finden. Der Zentralausschuß der Kommu­nistischen Partei forderte alle Mitglieder und auch die übrige männliche Bevölkerung auf, einen letzten Versuch zu machen, um Madrid von dem immer stärker werdenden Druck der nationalen Truppen zu befreien.

Die Umbildung der MadriderRegierung" ist inzwischen vollzogen worden.Minister­präsident" Largo Caballero ist im Amt geblieben. Es sind jedoch vier Mitglieder der marxistischen Gewerkschaft, und zwar Garcia Oliver als Justizminister, Jean Peiro als Industrie- und Handelsminister. Jean Lopez als Verkehrsminister und Frau Montsenyals Gesundheitsminister in das neue Kabinett eingezogen. Letztere vertritt die iberisch-anarchistische Vereinigung. Das Luft­fahrt-, Innen- und Finanzministerium ist nicht neubefetzt worden. Der rote Präsident Azana wurde aufgefordert, nach Madrid zurückzukehren, was ihm jedoch bei den gegen­wärtigen Zuständen schwer fallen dürste.

Wieder 54 Kilogramm Gold verschoben

Der spanische KutterTramontana" ist aus Cartagena mit einer Ladung Gold im Gewicht Von 53,856 Kg. in Marseille eingetroffen. Dre Sendung ist für die Bank von Frankreich bestimmt.

Eine Mrsteimttiil ermordet

Aufsehenerregender Raubmord-Prozeß in Leoben

Wien, 3. November.

Vor einem Schwurgericht der steierischen stadt Leoben begann am Dienstag ein Wrdprozeß, der weit über die Grenzen Österreichs Aufsehen erregt. Angeklagt >egen Raubmordes an der Gattin des rumä- ischen Obersten Maria Farcasanu t der 24 Jahre alte in Ungarn geborene ftudent Karl Straß er. Am 29. Sep- ;mber 1935 fand ein Streckenwärter neben en Gleisen der Eisenbahnlinie WienJnns- ruck in der Nähe der Station Admont die eiche einer Frau, die sofort als Gattin des umänischen Obersten Farcasanu erkannt >urde. Aus verschiedenen Anzeichen war zu hließen, daß die Unglückliche einem Mör- er zum Opfer gesallen war. Die umfang- eichen Nachforschungen der österreichischen nd Schweizer Behörden führten schließlich ur Verhaftung des Karl Straßer in Zürich. Straßer, der zunächst leugnete, verwickelte ch bald in Widersprüche und legte dann üeilgeständnisse ab.

Es besteht kaum mehr ein Zweifel daran, ! der Mörder, der den Zug m Wien be- liegen hatte, sein im Besitz wertvollen Schmucks befindliches Opfer tätlich uberfallen jat und nach hartem Kampf durch das lbteilfenster auf den Bahndamm schleuderte. Hm Laufe der Untersuchung ergab sich auch >er Verdacht, daß der inzwischen nach Oester- :eich ausgelieferte Straßer im Aufträge des ,erüchtiaten bulaarisckien Eisenbahnräubecs

Trajän'Teodorescu gehandelt habe. Bishek ist es aber nicht gelungen, dieses ManneS habhaft zu werden.

23 USA.-Dampfer können nicht anslaufen

Neuyork, 8. November.

Der Hafenarbeiterstreik nimmt immer grö- ßeren Umfang an. Im Neuyorker Hafen strei- ken jetzt 4300 Hafenarbeiter. 23 Schiffe liegen still. Alle Schlichtungsversuche sind bisher er­gebnislos geblieben. Amerikas größter Passa­gierdampferManhattan", der am Mittwoch­abend die Ausreise nach Hamburg antreten sollte, mußte von der Ausreiselifte gestrichen werden. Die Passagiere werden von den DampfernDeutschland" undQueen Mary" übernommen. Die Fahrgäste, die für den DampferVirginia" der Panamawerft gebucht hatten, erhielten die Passage zurückerstattet.

Messe ohne Zöget

Es ist nicht nur für uns, sondern auch für große Teile der übrigen Menschheit nicht ganz leicht, Aufträge des Völkerbundes ernst zu neh­men. Jeder Eingeweihte, aber auch jeder eini­germaßen klar Denkende weiß, daß dieEhre", die mit einem solchen Auftrag verbunden ist, sehr zweifelhafter Art zu sein und außerdem noch zu Ergebnissen zu führen Pflegt, die kei­neswegs immer rühmlich sind. Um so unver­ständlicher ist es, daß jetzt ein Großteil der pol- nischen Presse den Auftrag des Genfer Frei­maurervereins, auf der nächsten Ratstagung über Danzig zu berichten, in einer Weise auf- faßt, die den Verdacht aufkommen läßt, alS wollte Polen an die Freie Stadt Danzig For­derungen stellen, die durch nichts be- gründet sind, aber durch einen planmäßi­gen Pressefeldzugbegründet" werden soll.

Wäre nur die polnische Oppositionspresse an diesem Feldzug beteiligt, könnte man darüber hinwegsehen. Aber auch der im Regie­rungslager stehendeKurjer Po- ranny" hat zu Methoden gegriffen, die nicht unwidersprochen bleiben können. Das Blatt sandte einen Sonderberichterstatter nach Dan­zig mit dem strikten Auftrag, Danzig den Vor­wurf der Illoyalität gegen Polen zu machen und diesen Vorwurf durch Greuelmärchen zu unterbauen. Die Angriffe des Sonderbericht­erstatters gegen die Danziger Regierung waren derart, daß das Blatt vom Danziger Polizei­präsidenten beschlagnahmt werden mußte. Mit einer Phantasie, die stark asiatisch anmutet, wurden Gegensätze zwischen Partei« und Staatsführung konstruiert.

Jetzt hat die Warschauer Presse am Sonn, tag einen neuenSchlager" entdeckt: In dem Dorf Schöneberg an der Weichsel auf Dan­ziger Gebiet wurden drei Einwohner von Unbekannten belästigt. Die Warschauer Zeitungsschreiber entdecken nun in den drei BelästigtenPolen" wovon im Dorf selber kein Mensch eine Ahnung hatte und m den bis heute Unbekannten Nationalsozia­listen'. die denUeberfall" ausgeftihrt hatten, weil dieUebersallenen" unangemeldeten polnischen Schulunterricht erteilt hätten. Ein Dorf kr ach. dessen Ursachen ebenso un­bekannt sind wie die Täter, wird von der Warschauer Presse dazu benützt, ihn zum Gegenstand der großen Politik zu machen.

Man sollte annehmen, daß die pol­nische Regierung selbst ei In­teresse daran hat, solchen Zügel- losigkeiten der Warschauer Presse einen Riegel vorzuschie. ben. um die loyalen Beziehungen zwischen Danzig und Polen nicht zu erschweren. Es kann keinesfalls ihr Vorteil sein, wenn we unangenehme Lage, in die die polnische Negierung durch den Auftrag des Völker­bundrates gekommen ist. von Zeitungs­schreibern zu einer Spannung ausgeweitet wird. Vielleicht entschließt man sich in War­schau doch noch, jene Art von Journalisten, die nach Nasse und GcisteShaltnng ihre Auf- gäbe nur in der Verhetzung sehen, etwas an die Leine zu legen!