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AeimalgeMAMches von Enzklösterle

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Der deutsche Bruderkrieg von 1866

Der deutsche Bruderkrieg von 1866 hat sich auch in unserer Enztalheimat ausgewirkt, ob­schon er Württemberg an sich nicht allzuschwer betraf. Wir können die Ereignisse im einzel­nen heute noch verfolgen an Hand der hei­matlichen ZeitungenEnztäler" undGesell­schafter" und auf Grund alter Gemeindeakten der einstigen Gemeinden Enztal OA. Nagold und Enzklösterle OA. Neuenbürg. !

Gleich den andern deutschen Mittelstaaten stand auch unser Land auf Oesterreichs Seite scharf gegen Preußen und den verhaßten Bismarck. Denn die Schwaben waren demo­kratisch gesinnt und glaubten nicht, daß zur Erreichung einer besseren deutschen Einheit eine machtvolle Politik notwendig sei. Am 23. Mai legte die Stuttgarter Regierung dem Landtag zwei Gesetze vor. Sie betrafen 1. die Einberufung der gesamten Landwehr, um sie dem Kriegsminister zur Verfügung zu stel­len und 2. die Bewilligung einer Staatsan­leihe von 7,7 Millionen Gulden, um damit die Feldaufstellung der Trrrppenkorps für sechs Monate zu bestreiten. Zugleich wurde die Musterung der kricgsdienstpflichtigen Pferde angeordnet. Anfangs Juni nahm der Landtag die beiden Kriegsgesetze an, verbun­den mit dem ausdrücklichen Wunsch, es möchte doch schleunigst eine Reform des untauglichen Deutschen Bundes durchgeführt werden. Am 13. Juni wurden in Neuenbürg über 560 Pferde des Bezirks gemustert, wobei 56 Stück fürs Militär angekauft wurden. Vom Ge-' meinderat Enzklösterle nahm als Obmann Pferdebesitzer Waldhornwirt Schraft an die­ser Musterung teil.

Inzwischen kam es beim Frankfurter Bun­destag zum Bruch zwischen Preußen und der österreichischen Mehrheit, und am 16. Juni wurde der Krieg erklärt. Am Tag darauf rief Württemberg 1000 Mann Landwehr zur er­sten Verstärkung des Heeres auf, wovon das Oberamt Nagold 13 und das Oberamt Neuen­bürg 12 zu stellen hatte. Der wenige Jahre zuvor entstandene württembergische Sani­tätsverein erließ einen Aufruf zu freiwilligen Sammlungen von Charvie, Leinwand, Ver­bandzeug und Geldspenden für kranke und verwundete Soldaten. Da auch verschiedene Söhne der kleinen Gemeinde Enzklösterle teils im Feld teils in Garnison bei den württem­bergischen Truppen standen, so schliß der da­malige Schultheiß Stieringer vor, den Ein­gerückten eine Gabe aus der Gemeindekasse zukommen zu lassen. Am 16. Juli beschlossen dann Gemeinderat und Bürgerausschutz eine freiwillige Kollekte durch den Ortsdiener, die dem genannten Zwecke dienen sollte. Inzwi­schen war aber die Entscheidungsschlacht von Königgrätz schon geschlagen worden. Die klei­neren Kämpfe in der Maingegend zogen sich jetzt mehr und mehr nach Bayern, Baden und Hessen herein und näherten sich rasch der württembergischen Grenze im Taubergebiet. Die württembergische Felddivision stand s^ließlich um Tauberbischafsheim kampfbereit zur Abwehr des heran drängenden Gegners. Dort wurde sie am 24. Juli in mehreren ern­sten Gefechten von den Preußen geworfen. Die württembergischen Truppen fochten übri­gens tapfer; sie hatten aber wenig Glück und erlitten starke Verluste an Toten und Ver­wundeten im ganzen zwischen 500 und 600 Mann. Abordnungen aus der Heimat brach­ten ihnen allerlei Liebesgaben ins Feldlager, auch der Schultheiß von Calmbach war unter diesen Frontbesuchcrn.

Nach der Niederlage von Taubcrbischofs- heim war natürlich der Einmarsch der Preußen in Württemberg binnen kurzem zu erwarten. Und da zudem Oesterreich seine Verbündeten im Stich ließ, so sahen sich die Württemberger Plötzlich auf sich selbst gestellt. Da und dort wurden jetzt politische Versamm­lungen abgehalten, in denen der sofortige Friedensschluss verlangt wurde. Unter keinen Umständen, so hietz cs allgemein, dürfe eine dauernde Trennung zwischen Süd- n, Nord­deutschland hingenommcn werden. Indessen machte sich das Land auf Trnppeneinquartie- rnngen gefaßt. Auch in Enzklösterle w'-rde am 30. Juli die gesetzlich vorgeschriebenc Ein­quartierungskommission aufgestellt, die aus dem Schultheißen Stieringer, den zwei Ge­meinderatsmitgliedern Schraft und Neuwei­ler und den zwei weiteren Bürgern Taglöh­ner Braun und Müller Mast bestand. Im übrigen gingen allerlei Gerüchte durch das Land, wobei die Leute oft nicht wußten, was sie davon halten sollten. Da wurde am 2. August der Waffenstillstand zwischen Würt­temberg und Preußen geschlossen, auf Grund

dessen Preußische Truppen kampflos den hohenloheschen Norden des Landes besetzten. Bis nach Hall und Künzelsau kamen die Scharen der Sieger, die sich übrigens durch­aus bescheiden und anständig aufgeführt ha­ben sollen. Die heimkehrenden Württem­berger marschierten in Stuttgart in guter, kriegerischer Haltung an ihrem König vorbei, und sie wurden später durch feierliche Ver­leihung von Orden und Ehrenzeichen für ihre Tapferkeit belohnt. Schon am 13. bzw. 17. August wurde der württembergisch-preußische Friedensvcrtrag in Berlin und Stuttgart un­terzeichnet. Württemberg zahlte 8 Millionen Gulden Kriegskostenentschädigung und blieb dafür von jeder Landabtretung verschont. Die preußische Besatzung verließ sogleich wieder das Land. Damit war der Bruderkrieg für unsere Heimat beendet.

In der Gemeinde Enzklösterle selbst gab es für die von dort eingerückten Soldaten noch ein angenehmes Nachspiel zum Krieg: Der Gemeinderat beschloß nämlich in seiner Sitzung vom 28. Oktober, die noch nicht ver­wendeten, seinerzeit gesammelten Kollektegel­der im Betrag von 12 Gulden 41 Kreuzer

jetzt unter die einheimischen Soldaten zu ver­teilen. Drei Mann waren ins Feld gerückt: Johannes Andreas Keppler, Philipp Fried­rich Keppler und Friedrich Traub. Jeder von ihnen erhielt 2 Gulden 42 Kreuzer. Weitere 4 Mann waren nur in Garnison gewesen: Erhard Blaich, Johann Georg Weißinger, Jakob Mast und Johannes Mast. Sie emp­fingen je einen Gulden. Der gleiche Betrag wurde endlich noch zwei von Enzklösterle ge­bürtigen Kriegsteilnehmern gewährt, die selbst nicht mehr zur Gemeinde gehörten, deren Eltern aber noch da wohnten. Nämlich alt Michel Masts zwei Söhnen. Von der be­nachbarten größeren Schwestcrgemeinde Enz­tal OA. Nagold ist uns ans dem Fahr 1866 nur soviel bekannt, daß zwei Soldaten von dort mit ins Feld gerückt waren: Johann Martin Bayer und Michael Conrad Bäzner. Da diese Gemeinde aber fast doppelt soviele Einwohner zählte als das kleine Enzklösterle, so stand sicher noch eine Anzahl weiterer jun-- ger Enztäler wenigstens in Garnison beim württembergischen Heer. Doch ist uns nach den vorhandenen Quellen nichts Näheres da­rüber bekannt. O. Lang. ,

Sie letzten Sporen von Men nnN Wölfen in »säen

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Die Angst vor Wölfen und Bären ist heute noch in der Bevölkerung vorhanden, so un­begreiflich das ist. Es gibt zwar keine solche reißende wilde Tiere mehr 'bei uns. aber in der mündlichen Ueberlieferung des Volkes leben Schilderungen und Geschichten von die­sen Bestien fort und werden gerne im Winter an den Ofentischen der Dorfwirtshäuscr, in der Lichtgangstube und beim geselligen Bei­sammensein am Sonntag erzählt. Wird es dann sibirisch kalt, fällt metertiefer Schnee und die Zeitung meldet, daß in Galizien oder im Karpathengebirge die Wolfsplage überhand nimmt, daß in Rußland Bären Menschen ge­tötet und Haustiere gerissen haben, so fängt das Fragen und Raten erst recht an. Warum? Zahlreiche Flurnamen, wie sie vor allem häu­fig im Schwarzwald Vorkommen, müssen mit dem Vorhandensein von wilden Tieren in früheren Jahrhunderten doch irgendwie im Zusammenhang stehen. Da gibt es Wolls- äcker, Wolfsgrund, Wolfberg, Wolstvald, Wolfsheck, Wolfsgrube, Bärklinge, Bärtann, Bärenkopf, Bäracker, Bärenweg. Auch im Volkssprichwort finden wir manche Anhalts­punkte, die auf das Vorhandensein von Bären und Wölfen in früheren Zeiten hindeuten. Man sagt heute noch, wenn man großen Hun­ger hat:Einen Hunger wie ein hungriger Wolf oder Bär". Mütter sagen zu ihren Kin­dern, wenn sie unartig sind:Patzt nur auf, der Bär oder Wolf kommt".

Gab es überhaupt im Badischen und Würt­tembergischen einmal diese wilden Tiere? Es stehen eine Reihe verläßlicher Niederschriften und auch zuverlässige Funde zur Verfügung, sodatz mit Bestimmtheit anzunehmen ist, daß bis in das 17. Jahrhundert in einigen wald- und gebirgsreichen Gebietsteilen in Baden und Württemberg Müsse und Bären hausten und sehr oft unter Menschen und Tieren Angst und Schrecken verbreiteten. Reich be­völkert an Raubtieren verschiedenster Art war der Schwarzwald. So schreibt der Chronist der Propstei Bürgeln am Oberrhein im 13. Jahrhundert, daß im Schwarzwald ein großer Ueberfluß an Bären, Wölfen, Luchsen, Wild­katzen, Wildschweinen vorhanden sei. Der Kaiser erlaubte deshalb auch den Hauenstei- neren, daß sie außerhalb Zwing und Zwang, d. h. außerhalb der Abtei von St. Blasien, hinfür jagen und sahen dürfen, so das Erd­reich bricht und den Baum besteigt wie Bären, Wölfe, Luchse. Der Chronist Sebastian Mün­ster aus Ingelheim schreibt in seiner Chronik: Der Schwartzivald ist ein rauch / birgig und winterig Land / hat viel Thexnwäld / doch wachsst do ziemlich körn. / Es hat reich bsuren / denn einer wol zwölf küw auswintern nmg / darumb zeucht es vil Vieh und vil Wildprät wie fisch, Vögel und raubtiere". In zahlreichen andern Chroniken ist vom raubtierreichcn Schwarzwald die Rede. Erwähnt werden mit Nackdruck die einsamen Moorödcn auf dem Hohlvh, im Grindegebiet, auf dem Kniebis, um den Feldberg n. a. m.

Greifen wir zurück auf die jagdgeschicht- lichen Aufzeichnungen. Da meldet der Chro­nist, daß im Jahre 1004 unweit Freiburg bei Zähringen nnd Vorstetten zu Ehren des Bi­schofs von Basel eine Großjagd auf Bären, Wölfe, Luchse und Biber abgehalten wurde, wobei zahlreiche Bären und Wölfe erlegt wurden. Bis 1300 hatte die Aebtissin vom Kloster Säckingeu das verbriefte Recht, von jedem in dortiger Umgegend erlegten Bären die rechte Tatze bis zum Ellbogen anzuspre­chen. Und Markgraf Bernhard von Baden

hatte mit dem Grafen von Württemberg einen Vertrag abgeschlossen, demzufolge die Köpfe der bei Dornstetten bei Freudenstadt erlegten Bären an ihn abzuliefern sind. Von Kurfürst Friedrich dem Siegreichen ist be­kannt, daß er ein leidenschaftlicher Jäger war. Er zog mit Roß und Troß hinaus in die finsteren Wälder, um Bären, Wölfe u. Luchse zu fangen, was nicht selten bei Menschen und Tieren blutige Spuren zurückließ. Waren die Raubtiere gefangen, dann wurden sie abge­stochen. Kurfürst Philipp war ebenfalls ein guter Jäger. Keine Gefahr war groß genug, um ihn von der Jagd auf wilde Tiere abzu­halten. Als 1492 in der Umgegend von Schwetzingen Bären auftraten und unter der Bevölkerung nicht nur Schrecken verbreiteten, sondern das Vieh auf der Weide anfielen, war es der Kurfürst, der eine Großjagd ver­anstaltete, die sehr gefährlich gewesen sein soll, wie der Chronist schreibt. Zahlreiche gute Hunde mußten unter den tödlichen Bissen der wütenden Bären ihr Leben lassen, auch Jäger Wurden verwundet. Am 25. Mai 1525 wurde im Badischen durch Markgraf Philipp I. ein Freijagdtag" angesetzt. Den Bauern wurde erlaubt, alles schädliche Raubwild wie Bären, Wölfe, Wildkatzen, wo sie es antreffen, zu töten. Im Herbst 1578 machten sich im süd­lichen Schwarzwald wiederum Bären in stär­kerem Maße bemerkbar. Der Oberamtmann Hans Hartmann von Badenweiler erlegte am Haßberg im Holzschlag ob der Klemm einen derselben und im Spätherbst 1591 klagten die Murgtäler über die Verwüstungen der Bären. Ein Jäger, der einem dieser braunen Bur­schen ins Gehege kam, wurde von ihm nahe der Landesgrenze in Stücke gerissen.

Aufschlußreich ist ein Bericht des Gerns- bacher Untervogts über eine Bärenjagd im Hinteren Murgtal im Frühjahr 1553. An der­selben nahmen mehrere Forstknechte und handfeste Bürger von Forbach teil In der Hesselbach nnd im Ebersgrund hatten die Hunde Bären aufgespürt. Trotz aller An­strengungen gelang es nicht, sie in die Falle zu treiben; sie entkamen in Richtung Enztal. In Forbach erzählt der Volksmund heute noch von einem schrecklichen Vorfall. Ein Kind sollte seiner Mutter am Dorfbach Wasser holen und spielte dort einige Zeit. Ein Wolf schlich sich heran und zerriß und fraß das Kind vor den Augen der Mutter. Die Wolfs­plage. muß zeitweise in dem von undurch­dringlichen Wäldern völlig eingeschlossenen, schluchtenreichen Murgtal sehr stark gewesen sein. Anno 1736, also vor 200 Jahren, gab es in den Bergwäldern um Forbach. im Kalten- bronner Forst, so viele Wölfe, daß den Unter­tanen das Betreten der entlegenen Wälder verboten wurde. Bei St. Anton wurde dann eine große Wolfsjagd veranstaltet, an der zahlreiche kräftige Männer aus den umliegen­den Dörfern des Murg- und Enztals teil­nehmen mußten. Der letzte Bär zwischen Enz und Nagold wurde 1585 bei Altensteig erlegt und der letzte Wolf 1803 in der Nähe von Wildbad. In Sprollenhaus wurde bis 1736 ein Wolfsgarten unterhalten. Großen Scha­den verursachten die Tiere im Jahre 1528 in der Baar. Zahlreiche Gemeinden richteten an die Behörden Bittschriften zur Bekämpfung der Raubtierplage. 1540 mußte sogar eine be­sondereWolfsordnung" erlassen werden, so stark waren die Wölfe in der Gegend von Bräunlingen, Hüfingen, Schluchsee und Jm- mendingen aufgetreten. In Geisingen wur­den damals zahlreiche Menschen von den hungrigen Bestien angefallen und unter den

Haustieren großer Schaden angerichtet. In der Bedrängnis suchten die Gemeinden nach Mitteln, um dieser Plage Herr zu werden. Es wurden Wolfsjagden durchgeführt, wobei die Gemeiirden für genügend starke Männer und Hunde zu sorgen hatten, während die Jäger vom Fürst von Fürstenberg gestellt wurden. Besonders schlimm war die Plage während und kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg.

Im Necktartal hatten die Wölfe in früheren Jahrhunderten ebenfalls ihre Standorte, ebenso in den Schluchten der Alb. Die Stadt Rottweil sah sich infolge Ueberhandnehmens dieser wilden Bestien gezwungen, im 14. Jahr­hundert folgende Bekanntmachung zu erlas­sen :Wer einen alten Wolf bringt, bekommt 5 Pfund Heller, für einen jungen Wolf 2 Plappert." Auch Oberndorf erließ eine ähn­liche Kundgebung. Jeder, der dem Stadt­schultheißen einen erlegten Wolf brachte, be­kam 5 Schilling, dafür durfte der Stadtge­waltige dem Wolf das rechte Ohr abschneiden.

Zahlreich sind Berichte vorhanden, die Abenteuer mit Wölfen und Bären schildern. Mag sein, daß einige davon etwas übertrieben sind. Tatsache ist jedenfalls, daß während der langen Kriegsjahre die Wolfsplage für die Menschen eine Pein bedeutete. 1640 schreibt ein Chronist:Die einzige und wichtigste Ar­beit in diesem Winter war, Wölfe zu fangen. Gott schickt uns zur Strafe böse Tiere ins Land, die uns die Schafe und Rinder fressen, ja sie kommen in die Städte und Dörfer und nehmen Kak und Hund weg. so daß man ohne Hunde im Dorf ist." Die Stadt Sulz wurde 1648 nachts von einem starken Rudel Wölfe umlagert. Durch das furchtbare Geheul wur­den die Leute aus dem Schlafe geweckt. In der Wallers-Chronik von Schramberg steht: In der Gegend gab es vormals viele Wölfe. 1676 wurden drei Kinder von denselben ver­schleppt. ImFinsterloch" konnte den Bestien ein Kind abgejagt werden, das schrecklich zer­bissen war." Auch in Seedorf wurden in jener Zeit drei Kinder am Hellen Tage aus ihrem Heimweg von der Schule von Wölfen weggeholt, ebenso in Oberndorf. Oberndorfer Bürgern gelang es 1659, drei starke Wölfe zu erlegen. Eine aufregende Wolfsgeschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg wird in Schöm­berg (bei Balingen) erzählt. Ein Dragoner der kaiserlichen Armee mußte im Auftrag als Bauer verkleidet eine wichtige Nachricht von Balingen nach Villingen bringen. Im men- schenleeren Schömberg trat ihm plötzlich ein großer Wolf in den Weg; er floh in ein Haus, das aber verlassen und halbzerfallen war. Schließlich flüchtete er auf den Dachnrst; der Wolf ging aber nicht fort. Nachts zogen sich noch mehr zusammen, die den Landsknecht be­lagerten und ein wüstes Geheul verführten, bis Soldaten in das Dorf kamen, die in kurzer Zeit acht Wölfe niederschossen. In einem Kel­ler wurden fünf menschliche Skelette und Tierüberreste aufgefunden, die vermutlich von Woblismahlzeiten üerrübrten.

Ueber die Wolfsgefahr in damaliger Zeit gibt auch die Chronik des Grafen von Zim­mern Aufschluß. Zahlreich waren die Klagen um das Jahr 1500 wegen der Wölfe, die in Schafherden einfielen und ein furchtbares Blutbad anrichteten. Schäfereien suchten des­halb auch besonders kräftige und mutige Hir­ten. weil es nicht selten vorkam, daß diese sich mit ihren Hunden gegen einbrechende Wölfe zur Wehr setzen mußten. Es dauerte geraume Zeit, bis dieselben aus den Wäldern Vertrie­ben waren.

Wenn Mitte und Ausgang des letzten Jahr­hunderts vereinzelt derartige Biester im Schwarzwald sich bemerkbar machten, so ban­delte es sich hierbei ausschließlich um Aus­brecher, die aus den Vogesen über den Rhein herüberkamen. In den harten Wintern des vorigen Jahrhunderts verbreitete sich mehr als einmal die Nachricht, daß ein Wolf in der oder in jener Gegend gesehen wurde, so kamen in dem sibirischen Winter 1886,87 etliche dieser ungebetenen Gülle über den zugefrore­nen Rhein in den Schwarzwald, wo sie sich aber nur kurze Zeit ihrer Freiheit erfreuen konnten. Im harten Winter l929 trieb sich bekanntlich auch im südlichen Schwarzwald ein verlaufener Wolf herum, der unter der Be­völkerung große Angst verbreitete und nach längerer Suche durch Jagdbeamte und Land­jäger zur Strecke gebracht wurde. Die letzten heimischen Wölfe in Württemberg wurden zu Anfang des letzten Jahrhunderts bei Dorn­stetten und Cleebronn erlegt. Es waren zwei Prachttiere, die in der zoologischen Samm­lung in Stuttgart zu sehen sind. -6-

Der deutschen Frau und Mutter erz wächst im neuen Reich eine schöne Auf« gäbe, ihr Kind und damit die deutsch« Jugend zu einem der herrlichsten Kultur­güter, zum Buch, zu führen.