Äus Pforzhmur

Pforzheim, 3. Nov. Der letzte Sonntag stand ganz unter dem Eindruck des Gedächt­nisses für die Toten. Schon am frühen Mor­gen pilgerten die Menschen zum Hauptfried- hof, um dort an den Gräbern der Lieben, noch bevor der Winter sein Leichentuch über die friedliche Stätte breitet. Blumen nnd Kränze niederzulvgen. Den ganzen Tag über dauerte der lebhafte Verkehr nach dem Gottesacker an. Um 11 Uhr vormittags wurde in einer be­sonderen Feier des vor 25 Jahren verstorbe­nen Komvonisten Albert Epp gedacht. An seinem Grabe versammelten sich die Männer­gesangvereineLiedertafel" undFreund­schaft", deren Chorleiter Evv einst gewesen ist. Mit seinen stimmungsvollen Kompositionen Abendlied" undOhbin" sowie einer kurzen, aber eindrucksvollen Ansprache des Sänger­kreisführers Grimm gedachte die Sängerschaft des verstorbenen Meisters. Am Vormittag waren auch die Kasernen auf dem Bnckenberg zur Besichtigung freigegeben. Der Verkehr auf der Eisenbahn nach allen Richtungen war ein außerordentlich starkeri Am Vorabend des TagesAllerheiligen" wurde in einem Bunten Abend im Städtischen Saalbau das Winterhilfswerk gefördert. Das gesamte Per­sonal des Stadtthcaters wirkte uneigennützig mit. Die Strasiensammlnng für das Winter- hilfswerk am Samstag und Sonntag wurde mit ganzer Energie von SA und SS betrie­ben. Das Ergebnis ist über alles Erwarten gut. Im nahen Kieselbronn fand in der Turnhalle ein Gemeinschaftskonzert von drei Gesangvereinen statt, das auch von Pforzheimer Sängern gut beschickt war. v.

Stadttheater Aforzherrn

Maria Magdalene", Trauerspiel von Fr. Hebbel

Der große Dramatiker Friedrich Hebbel wählte zu seinen Stoffen gern die schwierig­sten seelischen Probleme. Nicht immer ist ihm die Lösung gelungen. Aber seineMaria Magdalene", ein bürgerliches Trauerspiel mit theoretisch-kritischem Vorwort zeigt große und kühne Intention, packendes Gepräge des Ausdrucks und eine sichere Konsequenz des dramatischen Aufbaues.

Will man das Stück kurz umschreiben, so muß man dem, was ihm Wert und Inhalt gibt, den Satz voranstellen: Das ist das Le­ben! Ich Mensch, der ich nichts bin als einer Welle flüchtiges Aufbäumen, nichts bin als nur ein Fünkchen, das einmal aukglüht vom Anhauch des Jetzt, ich Mensch muß über alle Bitternisse des Lebens hinweg mein Tun mit den ewigen Sätzen der Welt in Einklang zu bringen suchen. Soll ich den Dolchstoß, den bas Schicksal mir ins Herz versetzt, ewig füh­

len? Soll das-, waS mich bewegt, ergreift nnd erschüttert, die Stützen einreißen, darauf meine Welt steht? Hebbel führt uns in eine Welt von Kümmernissen und Schmerzen, er malt uns den Meister Anton vor die Seele, wie er zürnt auf die Kinder, die ihm Schande machen. Aber in seiner Herzensnot doch groß und stark bleibt.

In HebbelsMaria Magdalene" muß man das Spiel genießen, das sich vor uns anftnt: Die tieffromme Mutter stirbt, weil man den Sohn des Diebstahls bezichtigt, ein elender Schuft von Schreiberling läßt die Tochter in Schande und sie geht um der Ehre des Vaters willen in den Tod.

Die Aufführung pflügte durch die Hörer nnd riß tüchtig an den Nerven. Der Spiel­leiter Franz Otto zügelte den Stoff, schat-

Pforzheim, 3. November. Der umfangreichste aller bisher in Pforz­heim verhandelten Devisenprozesse hat heute vormittag vor der Großen Strafkammer be­gonnen. Den Vorsitz führt Amtsgerichts­direktor Krauß, die Anklage vertritt Staats­anwalt Dr. Eßwein. Als Verteidiger treten auf die Rechtsanwälte Dr. Lüdemann-Ravit- Pforzheim und Banbauer-Jdar. Zur Ver­handlung, die sich aller Voraussicht nach die ganze Woche hinziehen wird, sind S Zeugen und ein Sachverständiger geladen.

Es sind angeklagt: der zweimal wegen De­visenvergehens .vorbestrafte verheiratete 14 Jahre alte Eugen Blink ans Kirchhardt Amt Sinsheim, wohnhaft in Birkenfeld OA. Neuenbürg, der gleichfalls verheiratete 41 Jahre alte, bisher unbestrafte Artur Her­mann Brill ans Herrstein, wohnhaft in Idar, endlich der verheiratete Richard Julius Brill, z. Zt. in London, der zur Hauptver­handlung nicht erschienen ist. Die Angeklagten zu 1 und 2 befinden sich seit November v. I. in Untersuchungshaft.

Den Angeklagten Eugen Blink und Artur Hermann Brill wird zur Last gelegt:

über ausländische Zahlugsmittel, die an­ders als nach Z 3 der BO. über die Devisen- Bewirtschaftung vom 23. 5. 32 erworben wor­den waren, vorsätzlich ohne Genehmigung verfügt;

über Forderungen in ausländischer Wäh­rung vorsätzlich ohne Genehmigung verfügt;

als^ Inländer inländische Zahlungsmittel an Ausländer oder zugunsten von Auslän­dern an Inländer im Inland vorsätzlich ohne Genehmigung ausgehändigt;

vorsätzlich unrichtige oder unvollständige Angaben tatsächlicher Art gemacht, um für sich eine Genehmigung zu erschleichen, die nach der VO. und dem Gesetz über die Devisen- Bestimmungen erforderlich ivar;

tierte die Figuren ab, brach los, wenn es da­rauf ankam. Walter HiltersMeister Anton", mannhaft und kämpferisch, durchaus innerlich erfüllt, griff mit klingender Stimme in die Reihen. Käthe Sanders als Meister Antons Frau eine dramatische Gestalt, brillant in Spiel und Erscheinung. Gretl Wolfbaucr als Klara", Meister Antons Tochter, wirkte er­greifend und spielte mit echter Seele. Mit packendem Eindruck spielteil auch Ottohans Meinecke (Sohn Karl), Bernd Schorlemer (Leonhard) und Hans Rewendt (ein Sekre­tär). Die gute Aufführung vermittelte dem Publikum den Stoff so klar, daß es nach dem letzten Zusammengehen des Vorhanges noch eine Weile unter dem Bann der feierlichen Wirkung still verharrte nnd erst dann mit dankbarem Applaus einsetzte. U.

als natürliche Personen, die im Inland ihren Wohnsitz hatten, Forderungen in aus­ländischer Währung, die in anderer Weise als durch schriftliche Genehmigung einer Stelle für Devisenbewirtschaftung erworben worden sind, vorsätzlich nicht jeweils spätestens drei Tage nach dem Erwerb oder dem sonstigen Eintritt der Verpflichtung der örtlich zustän­digen Reichsbankanstalt angeboten;

Artur Brill allein ohne Genehmigung vorsätzlich Zahlungsmittel in einer Postsen­dung ins Ausland versandt;

Eugen Blink allein vorsätzlich einen In­länder dazu angereizt, zugunsten eines Aus­länders einem Inländer inländische Zah­lungsmittel ohne Genehmigung ansznhän- digen.

Gegen Richard Julius Brill, der sich in London aushält, ist eine Nachtragsanklage eiirgereicht, die im Lauf der Verhandlung zur Klärung kommen wird.

Die ersten Verhandlungstage werden mit der Vernehmung der Angeklagten, so weit sie erschienen sind, ansgefüllt.

Ein rabiater Preistreiber

Daß die Preisüberwachungsstellen neben ihren Mahnungen und Bitten auch einmal energisch zuzugreifen verstehen, zeigte die plötzliche Preiskontrolle in der Städtischen Markthalle. Es war beobachtet worden, daß die Preise für Obst vielfach zu hoch waren. Zum großen Teil wurden die hohen Preise von den Großhändlern auf die zu hohen Er­zeugerpreise znrückgeführt. Es hat sich aber ergeben, daß die Großhändler die Erzeuger­preise selbst überboten, in der Erwartung, die Waren um jeden Preis Loch loszubringen. Diesem verantwortungslosen Unfug wurde

jetzt zu Leibe gerückt. In mehreren Fällen wurden die Obstpreise bis zu 10 Pfennig je 5(X1 Gramm herabgesetzt. Der Großhändler wird sich nun in Zukunft hüten, einen be­stimmten Einkaufspreis zu überbieten, wenn er bei Verkauf der Ware einen Richtpreis nicht überschreiten darf. So wurde ganz plötz­lich der Steigerung der Obstpreise Einhalt geboten. Denn schließlich hat auch der Min­derbemittelte nnd Kinderreiche den Wunsch und die Notwendigkeit, frisches deutsches Obst kaufen zu können. Daß diese durchgreifende Maßnahme nicht nach den Berechnungen manches Großhändlers erfolgt ist, zeigte der Obsthändler G. H. Er schrie, schimpfte nnd ging sogar tätlich gegen die Kontrollbeamten Vor. Die Kriminalpolizei fesselte den rabiaten Händler nnd führte ihn von der Halle weg ins Gefängnis. Einem Kollegen von ihm, der das im Preis herabgesetzte Obst einfach heim­führen ließ, um es an Private weiterznver- kaufen, wurde das Geschäft geschlossen nnd er selbst sofort festgeuommen. Man glaubt, mit dieser Maßnahme den Ernst der Regierung, Preistreibereien um jeden Preis zu unter­binden, genügsam unterstrichen zu haben. Die Kontrolle wird aber nicht einnmlig sein, son­dern wird auf alle Gegenstände nnd Lei­stungen des täglichen Bedarfs ausgedehnt.

Der Schrecken der Kleingärtner Eine fünfköpfige Diebesbande, die eine wahre Landplage geworden war, konnte von der Karlsruher Kriminalpolizei festgenom­men werden. Seit Anfang des Jahres hatten die Verbrecher bis heute 51 Einbrüche in der ganzen Umgebung von Karlsruhe durchge- führt. Am meisten hatten sie es auf Sommer­häuser, Lagerschuppen, Verkaufshäuschen, Gartenhütten und Ställe in Schrebergärten abgesehen; auch Sporthäuser von Vereinen erhielten von ihnen nächtlichen Besuch. Sie hatten eine wohlorganisierte Arbeitsteilung. Jeder war ein Spezialist auf einem Gebiet. Hühner, Enten, Gänse, Hasen, Kleider, Stie­fel wurden zum Lebensunterhalt benötigt. In dem Diebeslager waren noch Radio- und Photographenapparate, Rechen- und Näh­maschinen, Wäsche und Werkzeuge, neben Konserven aller Art vorhanden. Als Hehler funktionierten mehrere Frauen. Gleichzeitig wurde bei den mehrfachen Einzelvernehmun­gen eineKonkurrenz-Bande", die ein säu­berlich getrenntes nnd respektiertes Ein­bruchsgebietRhei^hafen Pfalz" zu bear­beiten hatte, ausfindig gemacht und ebenfalls verhaftet. So ist mit einem Schlag eine gründliche Säuberung erfolgt.

Olympiasieger erzählen Die Volksbildungsstätte hatte ihre diesjäh­rige Winterarbeit mit einem Vortragsabend der drei badischen Olympiasieger begonnen. Christl Cranz-Freiburg, Stadel-Konstanz und Strauß-Mannheim erzählten Ernstes und Lustiges aus ihrer Sportarbeit vor und während der Olympischen Spiele.

Neuer Sevifen-eoretz in Mörzheim

Oberamtsstadl Neuenbürg.

Bekanntmachung.

Die Einspruchsfrist gegen die «rund- und «-füll, steuerverantagung für da» Rechnungsjahr 1VSS

beginnt am 8. November 1936 und dauert einen Monat.

Da» Grundsteuerveränderungsverzeichnis ist zur Einsicht der Be­teiligten vom 8.20. November 1938 aus dem Rathaus, Zimmer 3. ausgelegt.

Nähere» stehe Anschlag am Rathaus.

Der Bürgermeister.

Stadt «Ndbad.

Kleinkinderschule.

Die wegen des Auftretens des Scharlachs aus Vorsichtsgritnden geschloffene Klrinkinderschule ist ab heute wieder geöffnet, nachdem die Krankheit abflaut.

Kinder aus Familien und Häusern, wo Scharlach ist oder in letzter Zeit war, dürfen die Kleinkinderschule erst wieder besuchen, wenn der Arzt es erlaubt.

Es ist auch jetzt noch größte Vorsicht notwendig. Diejenigen Eltern, die ihre Kinder wieder in die Kinderschule schicken wollen, müssen die Verantworlung dafür selbst übernehmen.

Der Bürgermeister.

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Liebhaber wollen sich umgehend, spätestens aber bis 15. Novem- der 1938 auf dem Rathaus. Zimmer 9, melden, wo die Pläne einge­sehen und alle weiteren Auskilnfp etngeholt werden können.

Telefon 8877, 6878.

Btrkenfelb, den 2. November 1938.

Für de« Vorstand:

Bürgermeister: (gez): Dr. Steimie.

8ckömberg, 3. tlovember 1936.

Der Herr über beben unck Tod bat meinen geliebten dlann, unser» treusorgenden Vater, Oroövater, kruder, 8ckvvager unck Onkel

im Mer von 80 jabren nack langem, mit grober Oeckulck ertragenen beiden in die Ewig­keit abgeruken.

Oie tiektrauerncken Hinterbliebenen:

0et»I»ct,I8sLr, geb. kurkksrdt. SamIIIs 0»»isr.

keerdigung dMwocli naelumttag 2 lliir.

Stadtpflege Neuenbürg.

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wird HIngewlesen.

Die monatliche Einspruchsfrist beginnt am 6. ds. Monats.

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1. Grundstücksverkauf.

2. Errichtung von weiteren sechs Klelnsiedlerstellen.

3. Krtegerehrenmal.

4. Sonstiges.

Birkenfeld, den 2. November 1938.

Bürgermeister: gez.: Dr. Steimle.

Zwangsversteigerungstermin Stumpp vom 4. ds. Mls.

findet nicht statt.

Birkenfeid, den 3. November 1938.

Bezirksnotar Dopffel.

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