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Nr. LSI
Dienstag den 27. Oktober 1938
94. Jahrgang
Berlin, 26. Oktober.
Der italienische Außenminister Graf Ciano drahtete an Reichsaußenminister Freiherr» von Neurath: „Bei meiner Rückkehr nach Italien sende ich meine dankbarsten und ergebensten Grüße dem Führer und Kanzler des Deutschen Reiches sowie Eurer Exzellenz und den Persönlichkeiten des nationalsozialistischen Reiches, mit denen ich in diesen Tagen in Fühlung treten konnte und die mich in so großzügiger und herzlicher Weise begrüßt haben. Die Besprechungen, die ich in Deutschland gehabt habe, und ihre Ergebnisse sind die sichere Bürgschaft für eine fruchtbringende künftige Zusammenarbeit, die im Interesse der Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern sowie im Interesse des allgemeinen Wiederaufbaus auf das wärmste zu begrüßen ist. Ich wäre Euer Exzellenz dankbar, wenn Sie sich zum Dolmetscher dieser meiner Gefühle beim Führer und Reichskanzler machen würden. Genehmigen Sie gleichzeitig noch den Ausdruck memes persönlichen Gedenkens"
Erklärung des Botschafters von Ribbentrop
„Enge Zusammenarbeit von vitaler Notwendigkeit"
London, 26. Okt. Stach seiner Ankunft in London gab Botschafter von Ribbentrop folgende Erklärung an die Presse:
„Ich freue mich sehr, wieder in England zu sein, zumal ich in London kein Fremder Lin. Fm Interesse unserer beiden Länder gibt es pine neue Arbeit zu tun. Deutschland wünscht die Freundschaft Großbritanniens und ich glaube, daß auch das englische Volk die deutsche Freundschaft wünscht.
Der Führer ist überzeugt, daß die einzig wirkliche Gefahr für Europa und auch für das britische Reich die weitere Ausbreitung des Kommunismus ist, dieser schrecklichsten aller Krankheiten, — schrecklich deshalb, weil die Menschen im allgemeinen hierin erst dann eine wirkliche Gefahr zu erkennen scheinen, wenn es zu spät ist.
Eine engere Zusammenarbeit zwischen unseren Leiden Ländern in diesem Sinne ist nicht nur wichtig, sondern eine vitale Notwendigkeit in unserem gemeinsamen Kampf um die Erhaltung unserer Zivilisation und unserer Kultur.
Die Wege zu einer englisch-deutschen Freundschaft sind vielleicht etwas länger, als einige Optimisten wünschen, aber ich bin überzeugt, daß sie zustande kommen wird. Ich jedenfalls werde mein Bestes tun, um zu helfen."
Strafverfahren gegen Aegrelle
Brüssel, 26. Oktober.
Gegen De grelle und seine Mitarbeiter Lavier de Grunne, Knaepen und L e - r u i t t e, die in der Nacht zum Montag wie- der freigelassen worden waren, ist ein Strafverfahren wegen Uebertretung einer Polizei- Verordnung über das Verbot von Ansammlungen vom Oktober 1933 eingeleitet worden. Im ganzen waren am Sonntag 225 Personen wegen Störens der öffentlichen Ruhe, und Ordnung verhaftet worden. Sie sind inzwischen wieder freigelassen worden. Mit Ausnahme von vier Personen, die dem Strafrichter vorgeführt wurden. Darunter befindet sich ein Rexist aus Lüttich, der beschuldigt wird, einen Marxisten durch einen Beinschuß verletzt zu haben.
Warnung an die Genfer Freimaurer!
Mailand, 26. Oktober.
Das Ergebnis der Reise des italienischen Außenministers Graf Ciano nach dem Deut- schen Reich zusammenfassend erklärt die Turiner „Stampa": „Es ist zweckmäßig, wenn man auch in Genf weiß, daß eine Politik der Trennung zwischen Rom und Berlin nicht versucht werden kann. Italien und das Deutsche Reich stehen mit entschie- denen? Willen in einer Linie, den Ereignissen Widerstand zu leisten und sich nicht be- unruhigen oder zu Boden drücken zu lasten.
Sowjetrubland spielt offen!
Lebhafter Schiffsverkehr durch die Dardanellen — Munition aus Madiwoffok - ..Lebensmittellcansvorte" aus griechisch. Dampfern
Istanbul, 27. Okt. Im Oktober durchfuhren 18 doll beladene sowjetruffische Fracht- bampfer den Bosporus in Richtung Mittelmeer. DavoAwaren 13 Dampfer für spanische Häfen bestimmt. In den letzten drei Tagen wurden allein sechs sowjetruffischr Schiffe gezählt. Die nach Sowjetrutzland zurückkehren- ben Schiffe kommen in der Mehrzahl aus spanischen Häfen. Auch sind mehrere leere spanische Frachtdampfer festgestellt worden, die nach Sowjetrußland gingen.
Wie die Athener Abendzeitung „Heftia" erfährt, sind Sowjetagenten bemüht, griechische Frachtdampfer für „Lebensmitteltransporte" nach Barcelona zu chartern. Die Sowjets boten den griechischen Reedern zu diesem Zwecke die Riesensumme von 35 ovo Pfund Sterling, das ist in griechischer Währung 18 Millionen Drachmen, an. Das Blatt gibt der bestimmten Hoffnung Ausdruck, baß kein Grieche schon aus Vaterlandsliebe das Angebot annehmen werde. Die Agenten der Sowjets sollten lernen, daß Griechenland kein Boden für dunkle Unternehmungen sei.
Nach einer englischen Agenturmeldung aus Port Said fahren z. Zt. drei sowjetruffischr Dampfer, von Wladiwostok kommend, durch den Suezkanal. Sie sind auf dem Wege nach Barcelona. Die Schiffe haben Material, Munition und Wagen für die spanischen Marxisten an Bord. Sechs weitere Dampfer aus Wladiwostok werden in dieser Woche ain Suezkanal erwartet. Eines der sowjetruffi- schen Schiffe ist die „Leningrad", die am heutigen Montag abend in Port Said eintrifft.
Unerhörtes Anffnnen an Frankreich
CZ. London, 26. Oktober. .
Das Foreign Office hat es augenblicklich nicht leicht: Der sowjetrussische Vorstoß im Nichteinmischungsausschuß hat Gefahren heraufbeschworen, deren Tragweite man im Augenblick noch nicht zu übersehen vermag. Noch wartet man die nicht zuletzt unter dem Kreuzfeuer der Fragen des deutschen Geschäftsträgers Fürst Bismarck erzwungenen sowjetrussischen Erläuterungen zur letzten Note an den Nichteinmischungsausschuß ab. Man rechnet damit, daß diese Antwort aus Moskau heute, Dienstag nachmittag, beim Zusammentritt des Unterausschusses vorliegen wird. Man glaubt aber nicht, daß diese Antwort wesentliches an der allgemein im Nichteinmischungsausschuß vorherrschenden Ansicht ändern kann, daß Sowjetrußland das Abkommen wesentlich verletzt bat. Die
portugiesische Note hat, wie in amtlichen Kreisen hervorgehoben wird, die gegen Portugal erhobenen Anschuldigungen restlos widerlegen können.
, Indessen ist aus der französischen Presse ein Ansinnen Moskaus an die französische Negierung bekannt geworden, das allgemeine Empörung hervorgerufen hat. Danach soll der französische Außenminister D elbos dem britischen Außenamt mitgeteilt haben, daß Moskau Paris aufgefordert habe, aus Grund des französisch-sowjetrussischen Bündnisses die französischen Häfen für die sowjetrussischen Krieg?- und Handelsschiffe zur Verfügung Lu' stellen, die bei ihren Fahrten in die spanischen roten Hafenstädte Brennstoff oder Nahrungsmittel übernehmen sollten. In der französischen Presse ist dieses Ansinnen mit äußerster Schärfe zurückgewiesen worden. Die größte Provinzzeitung „Depeche de Toulouse", Organ der Radikalsozialisti- scheu Partei, erklärt, Frankreich habe mit Sowjetrußland einen Pakt zur Festigung des Friedens abgeschlossen, nicht aber, um das Zeitalter der Kreuzzüge wieder ausleben zu lasten! In den der Regierung nahestehenden Kreisen hat man sich denn auch beeilt, diese Nachrichten als „jeder Grundlage entbehrend" zu bezeichnen.
Noch eine zweite Sorge quält das britische Außenamt: Die englische Presse hat in der letzten Zeit aus dem Nichteinmischungsausschuß Mitteilungen gebracht, die eigentlich vertraulich bleiben sollten. Die amtlichen englischen Stellen erklären mit Nachdruck, daß sie keine Mitteilungen an Zeitungen gegeben haben. Die Regierung sehe sich gezwungen, die Frage der Geheimhaltung der Sitzungen des Nichteinmischungsausschusses erneut zu über- prüfen.
Die dritte Schwierigkeit kommt wieder von links: Außenminister Eden bereitet, wie man hört, eine neue Note an die Madrider „Negierung" wegen des Geiselaustausches vor, nach- dem Außenminister del Bayo die Existenz von festgenommenen Geiseln in Madrid einfach abgeleugnet hat. London scheint nicht gewillt zu sein, die Geiselfrage auf sich beruhen zu lassen.
Weitere 500 Freiwillige für Barcelona aus Frankreich
Paris, 26. Okt. Der spanische Dampfer „Stadt Barcelona", der Flüchtlinge nach Marseille gebracht hat, hat den Hafen von Marseille am Montag mit weiteren 500 Freiwilligen für Barcelona verlassen. Es ist dies der 3. Freiwilligentransport von Frankreich nach Barcelona.
portugiesische Enthüllungen
Schlagende Beweise für die Einmischung der jüdische» Sowjetmachthader
in Spanien
London, 26. Oktober.
Die portugiesische Regierung hat dem Londoner Nichteinmischungsausschutz eine 21 Seiten umfassende Note überreicht, die sensationelle Enthüllungen über die Rolle der Sowjetregierung und der kommunistischen Internationale in Spanien enthält. Die Note, die in diplomatischen Kreisen großes Aufsehen erregt hat, ist bei allen Mitgliedern des Nichteinnnschungsausschusses in Umlauf gesetzt worden.
Sie enthält zunächst die Feststellung, daß die blutigen spanischen Wirren von Sowjetrußland geplant und angeführt worden seien. Diese Feststellung wird mit zahlreichen historischen Einzelheiten belegt. U. a. wird auf die Sitzung der Komintern in Moskau im vergangenen Februar hiügcwiesen, aus der ein vollständiger Plan für die Sowjetisiernng Spaniens ausgestellt worden ist. Eines der Ziele ist die Ent-
facyung eines Krieges gegen Portugal als Opponent der revolutionären Kriegsführung gewesen. Im weiteren wird daraus hingewiesen, daß im vergangenen März die bolschewistischen Agitatoren BelaK u n, Losovski, Janson, Riedel, Primae, Berzini und Neumann in Barcelona eingetrofsen waren. Bald darauf sind große Mengen von Waffen und Munition auf sowjetrussischcn Schiffen, die alle namentlich ausgeführt werden, in spanischen Häfen eingetroffen. In demjenigen Teil Spaniens, der von Madrid „regiert" werde, sind beinahe sämtliche Einzelheiten des vor einigen Monaten von den Komintern aufgestellten Planes durchgeführt worden. Sowjetrußland versucht, eine Revolution in Portugal zu entfachen, um die Portugiesische Regierung zu stürzen und damit die Möglichkeit zu schaffen, die Streitkräfte Francos vom Rücken her anzugreisen.
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Seit Tagen hat sich die Weltpresse den Kopf darüber zerbrochen, was wohl das Ergebnis der deutsch-italienischen Besprechung sein würde. Die politischen Brunnenvergifter konnten sich nicht denken, daß zwei im Wesen gleichgeartete Staaten nur Zusammenkommen wollen, um ohne Hintergedanken über die möglichen Wege des Friedens zu sprechen, um ihre Gedanken darüber auszutauschen, wie der europäische Kontinent, der in Gefahr ist in ein Chaos zu stürzen, seine Ordnung und damit sein" Kultur weiterhin erhalten kann. Niemand in Deutschland aber hat ein Interesse daran, die Ergebnisse der deutsch-italienischen Unterhaltring zu verheimlichen, und so seien sie im folgenden aufgeführt.
Es bedeutete zwar keine Ueberraschung, daß das Deutsche Reich die Einverleibung Abessiniens und die Proklamation des äthiopischen Kaiserreiches anerkannt hat, dennoch ist dieses Ereignis aber eine bedeutsame politische Tat. Sie ebnet zweifelsohne den Weg zum weiteren gegenseitigen Verständnis der beiden Völker.
Ganz besondere Wichtigkeit ist in der gegenwärtigen politischen Lage der Tatsache zuzumessen, daß die beiden autoritären Staaten sich einig sind über die Gefahren, die der Kommunismus für dis europäische Kultur I in sich schließt: so sind beide Völker gewillt, den Bolschewismus als revolutionäre wie als t m p erialistische Macht rrbzu- wehren. Das deutsche Volk und das italienische Volk, beide sind glücklich einen geordneten Staatsaufbau zu haben, eine jahrhundertealte Kultur ihr eigen zu nennen und sie werden beide niemals dulden, daß diese Kultur von bolschewistischen Juden zerstört wird, um einer jüdisch-asiatischen Doktrin willen. Diese klare Ausrichtung der Außenpolitik, diese Stabilität des inner-
Die portugiesische Regierung erklärt dann, daß die Madrider Regierung von dem Sow- jetbotschaster Moses Rosenberg beherrscht wird, dem drei Gehilfen von anerkannter revolutionärer Erfahrung zur Seite stehen, nämlich Sokolino, Bonderenko und Winter, der Rüstungssachverständiger ist. Moses Rosenberg nimmt an den spanischen Kabinettssitzunben teil, eine Tatsache, die wohl einzigartig in der diplomatischen Ge- schichte dasteht. Kurz nach seiner Ankunft in Madrid hat Rosenberg eine Sitzung einberufen, m der Caballero zum Ministerpräsidenten gewählt worden ist. Nosenberg hat übrigens 140 Sowjetagenten mitgebracht
Auch in Barcelona wird die Regierung von einem Sowjetvertreter beherrscht, nämlich von dem Konsul Autonom Owsejenko. Im September sind in Barcelona 55 sowjetrusstsche Ossi- ziere gelandet, die die Leitung der militärischen Dinge übernommen haben. Die Note stellt in diesem Zusammenhang die Namen von sowjetrussischen Offizieren auf, die spanische Truppen befehligt haben. In Katalonien sind zahlreiche sowjetrussische Flakgeschütze aufgestellt. Ende September sind 10 Kisten mit Fluweugteilen und Munition aus Sowiet- rußland eingetrofsen. Es wird dann mitgeteilt, daß das Sowjetschiff „Newa" und das mexikanische Schiff „Jalisco" im gegenwärtigen Augenblick große Mengen sowjetrussischen Kriegsmaterials in Alicante ausladen.
Schließlich werden in der portugiesischen Note die von Moskau erhobenen Beschul- digungen gegen Portugal zurückgewiesen. Portugal erklärt, daß es ein Recht der bol- schewistischen Regierung, sich in Portugiesische Angelegenheiten einzumischcn. nicht aner- kennt.
Wie verlautet, hat auch die italienische Regierung eine weitere Note vorbereitet, die 20 im einzelnen begründete Fälle, in denen Moskau das Nichteinmischungsabkomme» verletzt hat, enthält. Wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" meldet, soll diese Note dem Ausschuß nur dann vorgelegt werden, wenn die Sowjetregierung ihre gegenwärtige Sabotagepolitik sortsetzt.