Freitag den 23. Oktober 1V3S
Der Enztöler
94. Jahrgang Nr. 248
Neuweelvng der süddeutschen Vorgeschichte
Aus der Mmer Borgefchichtstagung
Die Belegschaft der Firma Auwärter L Co., Waiblingen, hat zugunsten der Spanien - fllichtlinge einen schönen Beitrag durch A b - leistung einer Ueberstunde gestiftet.
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Zwischen Mögglmgen und Esstngen stieß ein Personenkraftwagen aus dem Kreis Backnang mit einem Lastkraftwagen von Heiden- heim zusammen. Das Personenauto istvoll - ständig zertrümmert, aber auch der -Last- wagen wurde stark beschädigt. Von den beiden Insassen des Personenwagens ist einer schwer, der andere leicht verletzt.
Das Schliffkopf/ebiet ist vom Württ. Kultministerium m seiner Eigenschaft als Landes- Naturschutzbehörde vorläufig zum Naturschutz, gebiet erklärt worden. Das Obcramt hat ferner alle nötigen Vorarbeiten eingeleitet, um auf dem Kniebis das Gebiet zwischen Alexander- fchanze und Zuflucht ebenfalls zum Naturschutzgebiet erklären zu lassen.
Im Schloßkeller in Neckarsulm ging dieser Tage der Bau eines Betonfasses der Weingärtner- gesellschaft zu Ende. Das Faß faßt 23 510 Liter und ist in drei Abteilungen geteilt. Es wird aus etwa 8000 RM. zu stehen kommen.
Bietigheim, 22. Okt. (Neuordnung deS Kinderschulwesens.) Nach den Vorgängen im ganzen Reich, im Land Würt- temberg und auch in den Nachbargemeinden soll nach dem Ableben der Kinderschwester das ganze Kinderschulwefen der Stadt Bietigheim mit sofortiger Wirkung der NSV. unterstellt werden.
Mühlhausen i. T., Kr. Geislingen, 22. Okt. (Hat er seinen Vater ermordet?) Ein aus Mühlhausen stammender, 78jähri- ger Mann wurde am vergangenen Dienstag abend in der Nähe von Gosbach tot auf- gesunden. Man vermutet, wie die „Göp- vinaer Zeitung" schreibt, daß ein Mord- fall vorliegt. Der Sohn des Getöteten wurde wegen dringendenVerdachts der Täterschaft bereits verhaftet.
Nejlikh -es ReichsjugenWkrerS
Stuttgart, 22. Oktober
Das Deutsch« Nachrichtenbüro meldet aus Berlin: Nach einer Mitteilung der Neichs- jugendführung wird Reichsjugcndsührer Baldur von Schirach am 28. Oktober -u einer Besichtigung der^Hitler» Hugend in Stuttgart eintreffen.
Ernte un- 7« Kühner verbrannt
Ellwangen, 22. Oktober
In der Nacht brannte in Röhlingen die Scheuer des Bauern Josef Kohnie mit Len gesamten Erntevorräten vollständig nieder. Auch find 70 Hühner mitverbrannt. Diese Scheuer ist schon im Jahre 1930 das Opfer eines Brandstifters geworden, der damals für seine Tat 3'/- Jahre Zuchthaus erhielt. Auch jetzt scheint Brandstiftung vorzuliegen. Man vermutet, es mit einem aus dem Gefängnis Entwichenen Sträfling zu tun zu haben, der auch bei der kürzlichen Brandlegung in Htttt- lingen, Kreis Aalen, und dem während des dortigen Brandes verübten Einbruch in Frage kommt.
Llgenderjekl äer ^8-k>rs5ss
k. Ulm, 22. Oktober.
Die Reihe der Vorträge zum Thema „Neu- ergebnisse und Neuwertung der süddeutschen Vorgeschichte" erösfnete Dr. P. Grimm-Halle mit Ausführungen über „Mitteldeutsche Vor- aussetzungen der nordischen jungsteinzeit- lichen Besiedlung Südwestdeutschlands". An Beweisstücken keramischer Funde erhärtete er die Anschauung von Prof. Reinerth, daß die provinzial-römrsche Kultur ohnejeden Einfluß auf die in Südwestdeutschland fiedelnden germanischen Völker geblieben ist. Dr. E. Fri ckh i n g e r-Nördlmgen sprach über „Glockenbechersiedlung und frühbronze- zeitliche Hockergräber bei Nähermemmingen".
Zur vielumstrittenen „Keltenfrage" wies Tr. H. Amberger- Dresden, nach, daß die Ur» oder Frühkelten ein in ihrer körperlichen und seelisch-geistigen Erscheinung durchaus nordisches Volk mit fälischem Einschlag gewesen find. Auch die Art der Landnahme war dieselbe, wie bei den Germanen.
Gewerbehauptlehrer Seitz. Lauingen. sprach über „Das Donaumoos, ein neu- erschlofieneS vorgeschichtliches Arbeitsgebiet". Dort wurde aus der Mittelsteinzeit eine der sehr seltenen Freilandfiedelungen ausgegra- den. Tr. B. Eberl. Augsburg, berichtete über „Die Ausgrabung einer Burganlage der Ottonenzeit im Romatsried bei Kaufbeuren". Dr. Werner Hülle, Berlin, legte in seinem Vortrag. „Kossinnas Sied- lungSarchäologie und die Kulturkreislehre" dar. daß entgegen neueren Veröffentlichungen Kosfinna die Kulturkreislehre, welche Kultur als „Schicksal" ausfaßt, das sich aus die Menschen herabsenkt, abgelehnt hat. Kosfinna hat vielmehr von Anfang an in seiner Arbeitsweise dieBedeutungderRasse für die Kultur richtig erkannt. Professor Dr. B. v. Richthofen. Königsberg, belegte durch überzeugende Beispiele „Die Ueberlegenheit der Arbeitsweise KossinnaS gegenüber neuen Einwänden". Dr. W. Han- s e n. Berlin, sprach über „Das Luftbild im Dienst der deutschen Vorgeschichtssorschung".
Tr. Werner Hülle- Berlin, bezeich- nete in seinem Vortrag „Die Herkunst der Alemannen" den Kultverband der Sueben als einen der volkreichsten und bedeutendsten Germanenstämme in vorgeschichtlicher Zeit. Aus ihrem Ursprungsland an der mittleren und unteren Elbe haben sich allmählich die Hermunduren in Thüringen, die Semnonen in der Altmark, die Markomannen in Böhmen. die Ouaden in Mähren und die Langobarden in Nordwestdeutschland herausentwickelt. Tr. B. E b e r l - Augsburg sprach über „Die Landnahme der Alemannen" in der heutigen schwäbischen Heimat.
Ser Sermone un- -er Tod
Zum Thema „Neuergebnisse und Neuwertung der süddeutschen Vorgeschichte" sprach H. C. Schöll, Heidelberg, über „Die Verehrung einer mütterlichen Dreifaltigkeit im alten Germanien und ihre Spuren im schwäbischen Brauchtum". Die Namen der drei göttlichen Frauen des alten Germaniens find Ambet. Wilbet. Borbet. Als Erde.-Sonne und Mond verkörpern sie dem germanischen Bauern die ewig waltenden Lebenskräfte der
Gottheit, in die er sich gläubig-gehorsam ein- sügt. Aus den kultischen Formen jener Zeit griff Schöll
„Das heilige Spiel am Grabe"
eraus, um an diesem Beispiel die Ste l-
ung des germanischen Bauern zum Lode aufzuzeichnen. Der Tod war chm nicht Endpunkt, aber auch nicht Eingang in ein „Jenseits" späterer Prägung. Der germanische Bauer kannte keine .persön- liche" Unsterblichkeit in christlich-individuali» stischem Sinne. Ewig war nur die Sippe und mit dem Tode trat er wieder zurück in den ewigen Blut ström der Sippe, aus dem er gekommen war, um wieder zu erstehen im Enkel der Sippe. Daher empfand er weder Schrecken noch Grauen vor dem „Darnach — aber". Festlich-feierliches Lied klang auf (Carol heißt das Wort dafür heute noch im Englischen) und kultischer Neigen schritt um das Grab. Noch um , die Mitte des 12. Jahrhunderts wird in kirchlichen Verfügungen unter Androhung schwerer Kirchenbußen verlangt, daß die Leichenwachen „mit Furcht und Zittern" abgehalten werden. Keiner unterfange sich, „dabei zu singen und Tänze aufzuführen, wie es vorher die Heiden taten".
Von dem Worte Kar, als der Bezeichnung für dieses kultsymbolische Grab ausgehend, erwähnte Schöll die besonders eindrucksvolle Ausgestaltung dieses Kult- grabeS an den Extern st einen und auf dem Heiligen Berge bei Heidel- bera. Er konnte dann die Herkunft der Bezeichnungen Karwoche, Karfreitag usw. aus diesem vorchristlichen Sprach- und Glaubensbereich Nachweisen, wobei vor allem der Hinweis überraschend war, daß auch die alte germanische „Mütternacht" — das spätere Weihnachtsfest — ursprünglich und teilweise bis ins Mittelalter herein Karnacht hieß.
Dr. W. v. Stokar-Berlin konnte in seinen fesselnden Ausführungen über «Mikroskopisch-chemische Untersuchungen an ger- manischen Geweben" den Nachweis führen, daß die Germanen der Bronzezeit bereits den Flachsbau kannten und Leinenklei- der trugen. Als Kuriosum ist zu erwähnen, daß das von den Germanen geübte Verfahren, vermittels der in den Mooren ent-
altenen Bodensäuren Leder zu gerben,
eute wieder angewandt wird.
Am Donnerstag erösfnete Professor Dr. P. W o l d st e d t-Berlin die Reihe der Vorträge zum Thema
„Ausgrabungen und Forschungen"
mit Ausführungen über „Ouartärgeologie und Vorgeschichte". Prof. Dr. W. Andres- Münster führte den Nachweis für eine „Bodenständige Kulturentwicklung in der Altsteinzeit Deutschlands". Dozent Dr. W. F r e n z e l - Frankfurt a. O. bewies in seinen Ausführungen „Zur ostmitteldeutschen Alt- und Mittelsteinzeit", daß die einem indo- germanischen Volk zugehörige Wohnhügel- kultur bodenständig gewesen ist und keine große Einwanderung, etwa von Asten her. stattgefunden hat. — Weitere Vorträge über ähnliche Themen schlossen sich an und verliehen dem Tag dann feine Bedeutung,
Beweise für die grundlegenden Ausführungen Prof. Dr. Reinerths zu erbringen.
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Zu der am Dienstag erfolgten
Neubenennung der Zeikstufen
der deutschen Vorgeschichte ist richtig zu stellen: Drei der sechs Abschnitte lauten: „Jüngere Groß - Germanenzeit". „Mittlere Groß-Germanenzeit" und „Aeltere Groß-Ger- manenzeit" (nicht..Wanderzeiten").
3V Metzger angeklagt
Ulm a. D., 21. Oktober.
Es ist selten, daß gleich 32 Angeklagte aus der Anklagebank sitzen. Es find 30 Metzger- meister und Gesellen und der Schlachthaus- direktor und Tierarzt aus Göppingen, die sich wegen schwerer Falschbeurkun- düng im Amt u. a. zu verantworten haben. Hauptangeklagter ist der 54 Jahre alte Metzgermeister Johannes Kolb von Göppingen, der aus der Untersuchungshaft vorgeführt wurde. Kolb wird beschuldigt, er habe nach Einführung der Fleischsteuer im Oktober 1932 bis Mar 1936 beim Abwiegen der Schlachttiere falsche Gewichtszahlen auf den Wregescheinen verzeichnet, um die Tiere in eine niedrigere Steuerklasse zu bringen. Kolb war Angestellter der Äetzgeraenofsen- schüft Göppingen und von dieser abhängig. Es ist anzunehmen, daß er damit seinen Brotgebern einen Gefallen erweisen wollte, denn er selbst hatte durch diese Machinationen keinen wirtschaftlichen Vorteil. Kolb ist geständig. Er bringt aber vor, daß ihn die Mitangeklagten Metzgermeister und Gesellen zu dieser Tat veranlaßt hätten. Es sei sogar vorgekommen, daß eiMlne der angeklagien Metzgermeister beim Wiegen der Tiere dadurch etwas mitgeholfen hättM, daß sie das Gitter der Waage etwas hochgehoben oder mit dem Strick das Tier hochgezogen hätten, wodurch natürlich eine niedrigere Gewichtsklasse herauskam.
Die Beweisaufnahme ergab, daß bei dem Wiegegeschäft im Schlachthaus Göppingen eine große Schlamperei herrschte. Die an- geklagten Metzger bestreiten durchgehend, den Angeklagten Kolb zu diesem Verbrechen veranlaßt oder das Wiegegeschäft beeinflußt zu haben. Die hinterzogene Steuer bewegt sich bei den einzelnen Angeklagten zwischen 20 und 200 Mark.
Der Staatsanwalt sah in dem Amt des Angeklagten Kolb eine Beamtenstelle und beantragte für sämtliche Angeklagten eine Bestrafung nach 88 848 und 349, wonach die Strafe nicht unter einem Jahr Zuchthaus betragen müßte. Der Vertreter des Hauptzollamts Ulm schloß sich den Ausfüh- rungen des Staatsanwalts an und bean- tragte für die Steuerhinterziehung ein« Geldstrafe im vierfachen Betrag der hinter- zogenen Steuer. Die Urteilsverkündung wird auf Freitag abend 6 Uhr festgesetzt.
Stuttgarter Kartoffelmarkt am Leonhardsplatz vom 22. Oktober. Zufuhr: 350 Zentner Industrie, runde, gelbe. Erzeugerpreis frei Empfangstation 2.65 RM., Verbraucherhöchstpreis an Kleinverteiler ab Großmarkt oder Lager 3.15 NM., an Verbraucher ab Groß- markt oder Lager 3.30 RM., frei Keller deS Verbrauchers 3.50 NM. je Zentner. Laden- preis: Bei Abgabe von 5 Kilo ab 4.1 Pfennig je Vr Kilo.
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Urheber-Rechl-schuh: Drei ouellen-Derlsg, KSnIg-brSck «Dez. Dresden) S5f
Nun, Fritz Rübesam hört sich am nächsten.Tage die „schonende Vorbereitung" Peters recht gelassen an und sagt dann:
„Danke, mein Junge. Verzichte gern. Aber ich denke, es wird auch so gehen. Selbst ist der Mann! Ich habe ja Zeit."
Peter kneift die Lippen zusammen. Irgend etwas im Ton dieser Antwort gefällt ihm nicht.
Selbst ist der Mann!
Na klarl Ist das etwa nicht auch sein Leitgedanke? Wie? Wenn er es mal schaffen sollte, verdankt er das dann nicht seinem eigenen Schädel? Wie?
Na ja — die Sache mit Eta von Harich. Quatsch! Eine gute Chance nicht auszunutzsn — oder doch wenigstens nicht mal versuchen, auszunutzen, wäre ja eine Dummheit.
.überhaupt — wenn du wüßtest, Mensch!' denkt er bissig.
„Na, denn nicht", sagt er laut. „Jeder macht sich's eben so schwer wie er kann."
Zwölftes Kapitel
Mau lebt hier in einer wundervollen Ruhe, aber keineswegs einsam. In den großen, behaglich eingerichteten Stuben ist immer etwas Schnurrig-Lebhaftes durch die zwei putzigen Dackel, die Waldmänner, die Max und Moritz heißen und mit dem schwarzen Nero gute Freundschaft geschlossen haben. Im Stall gibt es ein paar Schafe, zwei Milchkühe, Ziegen, die nun durch Anna und Mariechen Ä'izua erhielten, kühner. Gänse und Enten, Katzen krabbeln
überall herum, Tauben gurren — an Viehzeug, das den ganzen Tag über betreut sein will, mangelt es also nicht.
Darum hat denn auch Lisel keinen Mangel an Arbeit in diesen Winterwochen. Sind die Tiere versorgt, gibt es im Hause zu tun. Waschen, Flicken, Kuchenbacken, Scheuern — es reißt nie ab. Und es ist dennoch niemals eigentlich eine Hetzjagd. Das ist in diesem schönen Hause so, daß alle Arbeit ohne laute Hast getan wird und man immer wieder auch Zeit zum Ausruhen hat und am Abend gemütlich in der großen Stube sitzen kann und plaudern, nachdem der Abendtisch abgeräumt ist.
Dann raucht der Oberförster Klemm seinen Knaster, Adolf Hähnchen eine Zigarre, die er sich den ganzen Tag über verkniffen hat, Frau Oberförster Klemm hat immer etwas zum Ausbessern in der Hand, und Life stickt an einem Deckchen. Manchmal wird auch ein kleines Kartenspielchen gemacht, bei dem Lisel zuguckt und Hähnchen ihr so zwischendurch das, „worauf es ankommt", erklärt. Lisel beugt sich dann wohl etwas zu ihm vor, daß ihr Haar seine Schläfe berührt. Dann fängt er an zu stottern, wird rot, macht einen großen Fehler beim Ausspielen, was den Oberförster zu der grimmigen Bemerkung: „Flaschen könnse spül'n, aber keine Karten!" oder etwas Ähnlichem veranlaßt, und Frau Klemm schmunzelt wissend vor sich hin.
Lisel aber hat wirklich keine Ahnung, was ihr flachsblondes Haar da für Verwirrung gestiftet hat.
Das eine freilich weiß sie ja längst, sie Hütte sonst kein Mädel sein müssen, daß Hähnchen sie gewiß sehr gern hat und alles tut, was er ihr an den Augen ablesen kann. Ader er ist nie ausdringlich, er ist wie ein treuer Hund, der frohe Augen bekommt, wenn sie ihn freundlich ansieht und mit ihm plaudert.
Und sicher auch ist in das ganze Haus eine neue Heiterkeit gekommen, die einfach aus der Gegenwart Lisels ausstrahlt, aus ihrem stillen Wesen, ihrem Lächeln, ihrer Jugend. Und es ist kein Wunder, wenn Hähnchens Augen immer sehnsüchtiger werden, wenn er ihr nachblickt oder sie heimlich bei ihren häuslichen Hantierungen beobachtet
Kein Wunder! Ja — das meint Frau Klemm auch. Und sie meint auch eines Tages zu ihrem Mann:
„Wer weiß, ob wir die Lisel lange behalten. Unser Hähnchen brennt ja schon."
„Na, da sollte der Deibel dreinschlagen", wettert Klemm los. „Was ihr Frauen gleich alles merkt!"
„Hähnchen wird zum nächsten Winter sicher schon eine Stelle haben, paß auf."
„Und da meinst du nun, daß er sich bei der Lisel beeilen wird? Da muß das Mädel mal erst selber wollen, und dann ist sie noch viel zu jung, und dem Hähnchen werd' ich den Kopf waschen, wenn er uns die Lisel ausspannen will! Ist ja gar nicht dran zu denken."
Frau Klemm lacht vergnügt:
- „Reg' dich nur nicht gleich auf, Alter. War ja man bloß ein Verdacht von mir."
Lisel denkt auch nicht daran, sich „ausspannen" zu lassen. Sie hat ihre Arbeit und will nichts anderes haben. Froh wäre sie, wenn sie vergessen könnte, was einmal im Gärtchen des Spätzlehauses gewesen ist. Aber es ist wohl nicht leicht, das erste Erlebnis des Herzens zu begraben, auch wenn noch so viel Enttäuschung daran hängt. Auch Vergessen will gelernt sein und braucht seine Zeit.
Oberförster Klemm denkt schon wenige Tage später nicht mehr an diese kurze Unterhaltung mit seiner Frau. Es gibt für ihn interessanteren Gespächsstoff — nicht nur für ihn. sondern für das ganze Dorf und den Kreis.
Es soll nämlich hier in der Nähe eine Siedlung entstehen, eine Bauernsiedluno. Cs gibt genug Brachland, Moorland, das auf die Kuliivisrung wartet. Und es gibt genug arbeitslose, arme Teufel, die sich nach einem Stück Land sehnen, um darauf ihre brachliegende Arbeitskraft zu betätigen. Seit langem hat die Regierung an diesem Teil des Ärbeitsprogramms für den nationalen Wiederaufbau gearbeitet. Nun ist es so weit, an die praktische Verwirklichung zu gehen.
«üartiegunp folgt.!