seinMurw uoerflreße von Weisheit und guten Lehren,' nie würden sie solches tun, es sei ja im „Löwen", wenn der Pfarrer da sei, fast wie in der Kirche — nur lustiger.
Die Weiber gingen fortan nur mit Unmut in die Kirche, wußten sie ja doch, daß ein Unwürdiger, der die Nächte hindurch schlemmte, die Messe lese, während er doch als Vorbereitung zu dieser heiligen Handlung von Mitternacht an nüchtern sein sollte. Und wenn er nun gar predigte von Enthaltsamkeit, Mäßigkeit, Lasten und Kreuzigung des Fleisches, da drohte der heimlich verbissene Grimm sie zu ersticken, sie steckten die Köpfe zusammen und zischelten sich in die Ohren, und wer nicht gerade ein neues Kleid, eine neue Haube, ein neues Halstuch zu zeigen hatte, blieb am Ende ganz aus der Kirche weg.
Dem guten Herrn war diese fatale Aende- rung in seiner Gemeinde nicht entgangen, er bemerkte mit Schrecken, daß seine treuesten Schäfchen räudig werden wollten, die Kirche wurde immer leerer und die Wirtshäuser immer voller, da und dort vernahm er von Trunksucht und Völlerei und von nächtlichem Unfug, und sein Herz war betrübt und entbrannte in heiligem Zorne, diesem Unheil zu steuern und die Verirrten wieder auf den rechten Weg zu leiten. Darum, am nächsten Sonntage, donnerte er wie Moses in gerechtem Grimme: „-und so sei es denn noch
mals gesagt, Geliebte, es geht in der Gemeinde ein brüllender Löwe umher, daß er meine frommen Schafe verschlinge, und eine gleißende Schlange kreucht, daß sie meine Lämmlein verlocke von der rechten Weide und führe in Dorngestrüppe, allwo sie beraubet werden ihrer Wolle durch den scharfen Dorn. Und Suff und Völlerei und nächtlicher Unfug haben sich eingenistet in der Gemeinde, und mein Herz ist tief betrübet und weinet über euch. Dem Verführer aber schleudere ich die Worte des Evangeliums ins Gesicht: Wahrlich, ich sage euch, ihm wäre besser, daß er mit einem Mühlstein am Halse in das Meer versenkt würde, wo es am tiefsten ist!" So donnerte der würdige Herr und erhob seine Bibel und die Hälfte der anwesenden Männer duckte sich, als wolle er ihnen die wirklichen, vom Buchdrucker edruckten und vom Buchbinder eingebundenen "orte des Evangeliums an die Köpfe werfen.
Martin Luthar dankt/
Die ganze weibsiche Bevölkerung aber befiel bei dieser Kraftstelle ein malitiöser Husten, oer gar nicht aufhoren und chronisch werden zu wollen schien, und sämtliche Hauben und Hüte befiel ein krampfhaftes Zittern, und ein leises und drohendes Gemurmel ging durch die Versammlung. Die Müllerin Fuchs, die das Gleichnis mit dem Mühlstein als zu ihrem Fache gehörig ganz besonders angegriffen hatte, konnte chrer empörten Gefühle so wenig Meister werden — ihr Mann war erst vergangene Nacht in höchst aufgeregtem Zustande nach Hause gekommen —, daß sie sich in sitt- licher Entrüstung erhob und die Kirche verließ. „Die Fuchsin hat recht", murmelten die Weiber, „er selber ist der Verführer, der Heuchler, der Pharisäer! Pfui, wer hätte so etwas für möglich gehalten!" Dem armen Pfarrer konnte natürlich dieses drohende Wetterleuchten nicht entgehen und umsonst grübelte er darüber nach, was diese plötzliche Umwandlung in seiner sonst so musterhaften Gemeinde veranlaßt haben könne. Mit wahrem Schmerze sah der würdige Herr, daß seine Gemeinde anfing, sich von ihm abzuwenden; die Weiber gingen trotzig an ihm vorüber und erwiderten kaum seinen Gruß, und selbst von den Kindern,
Ein Städtlein im Schwabenland, das wir aber nicht bei seinem richtigen Namen nennen wollen, weil wir nicht Vorhaben, jemanden zu kränken — ein schwäbisches Städt- lein, das wir einmal Holderbach nennen wollen, hatte einen Nachtwächter, einen Schultheiß, hatte ein paar laufende Brunnen, einen spitzen, schier kecken Kirchturm, hatte sogar eine Mauer mit Schießlöchern und einen Wassergraben um sich und seine biederen Bürger herum, aber einen Nebgar- ten, wie manch anderes Städtlein, hatte es eben nicht.
Wollten sich die von Holderbach an einem guten Tropfen Wein erlaben, mußten sie lhn mit erheblichen Unkosten auf der Achs von weit hersühren. und dabei war es nicht einmal gewiß, ob sie dann auch in seinen Genuß kamen, denn die Zeiten waren unsicher. Allerhand gefährliche Händel der großen Herren verunruhigten seit langem das Land, und schon mehr als einmal war es geschehen, daß eine sündteure Weinfuhre einen ganz anderen Weg genommen, als eS vorgesehen war. und die Holderbacher mußten noch heilfroh sein, daß sie den hohlen Wagen wieder zu sehen kriegten.
Nun ging aber die liebe Herrgottssonne über denen zu Holderbach so rund und gnä- dig auf und nieder wie anderswo, und außerdem gehörte zu ihrem Stadtbann ein ansehnlicher Bergbuckel, der ihres Dafürhaltens nicht von schlechten Eltern war. und schon immer machten sie sich über ihn ihre Gedanken.
Der Bergbuckel war zwar nur aus rauhem Gestein und dürrem Erdreich gefügt, und an seinen Hängen wirchs seit Menschengedenken nichts anderes als Schlehen und Hagbutzen, aber die Holderbacher hatten nun einmal zu ihm Vertrauen gefaßt, bildeten sich ein, er wäre von allem Anfang an zu etwas Besserem erkoren gewesen, und also wurden sie Rats, rotteten eines Tages all das un-
von Karl Burkert
Holderbacher Rebleute nach ein paar Fehlherbsten wieder einmal einen Vollherbst hat- ten und daß sie sehr zufrieden waren. Was Wunder, daß sie allerlei löbliche Gedanken hegten, zu manchem gottwohlgefälligen Tun bereit waren, und daß sie dabei auch des streitbaren Gottesmannes nicht vergessen wollten, dessen Hammerschläge an das Kirch- tor zu Wittenberg man auch zu Holderbach vernommen und dessen Lehre sich das ganze Gemeinwesen mit Leib und Seele verschrie- ben hatte.
Wie wär's mit einem Fäßlein Muskateller für unseren ehrwürdigen Doktor Martinus? erwogen sie also, wie sie wieder einmal in bester Eintracht in der Natstrinkstube beisammen saßen. Hatte er nicht hundert Widersacher auf dieser bösen Welt, und mußte er nicht noch manchen schweren G'ang gehen, bis er durch alles hindurch war? War es da nicht gut. ihm ein bißchen den frommen Mut zu stärken?
Der Doktor Martinus machte freilich Augen, als eines Tages ein Fuhrmann mit dem stattlichen Fäßlein daherkam. Aber als er erst einmal gesehen, woher und wieso, empfing er die Gabe mit Freuden. Mit seinen lebensvollen Augen und manchem vergnüg- lichen Lächeln hörte er dem treuherzigen Schwabenkerl zu. ließ sich klar und klein erzählen. was der von den Holderbachern wußte und was sie ihm alles aufgetragen hatten, und auch das. wie sie es anstellten mit ihrem Wein, kam dabei zur Sprache.
Dem Doktor Martinus, der schon man- chen edlen Tropfen an der Tafel von hohen Gönnern getrunken hatte, mußten darüber wohl etwelche Bedenken aufsteigen, aber er ließ sich das nicht anmerken. Mit einem angemessenen Douceur entließ er den braven Blaukittel, und die getreuen Holderbacher ließ er grüßen und ihnen sagen, er werde ihrer dankbar gedenken.
Wlk?ung höS Wölns / Von Otiri8lian V/sAN6r
Purpurne Geister des Weins! Ihr eine! die Geister. In Eintracht Sitzen der Feind und der Freund traulich beim fröhlichen Mahl Purpurne Gluten des Weins! Ihr trennet die Geister. Gemeines Sondert als Schlacke sich, rein fließet das edle Metall.
seinen Lieblingen, die früher sich zu ihm gedrängt hatten, um ihm die Hand zu küssen, mutzte er die größten Respektwidrigkeiten erfahren.
(Schluß folgt.)
Der laude Mann
Es war einmal ein Mann, der war sehr schwerhörig. Er stieg aus einen Baum vor seinem Haus und wollte einen Ast von ihm abhauen. Da sah er zwei junge, hübsche Burschen des Weges kommen. Nun konnte er es nicht leiden, wenn andere etwas von seinem Schaden merkten. Deshalb dachte er bei sich selbst, das kann ich ja gut wissen was sie sagen werden. Erst werden sie mich fragen, wozu das sein soll, was ich hier haue. Dann fragen sie sicher, ein wie gro ßes Stück Ast ich dazu brauchen werde. So kommen sie sicher mit dem, daß sie meine Fähre leihen wollen, um über das Wasser zu setzen, um dem langen Wege zu entgehen und wenn sie die nicht erhalten, so werden sie meine Pferde leihen wollen, und wenn sie auch dies nicht bekommen können, so werden sie sicher fragen, wo der Weg zur Stadt geht.
Die jungen Burschen kamen nun hin zu ihm. Sie hatten gehört, daß er zwei schöne Töchter hatte, und sie hatten die Absicht, um sie anzuhalten. ..Guten Tag' sagten sie zu ihm. ..Achsenstiel". sagte der Mann. „Säße er nur in deinem Hals', sagten sie ganz leise. ..Bis zu diesem Knorren', sagte der Mann und damit zeigte er aus den Ast. So riefen sie: ..Ist deine Frau zu Hause?' ..Nein", sagte der Mann. ..sie ist leck". „Kön nen wir eure Töchter tressen?" riesen die beiden. ..Sie gehen beide lahm', sagte der Mann. ..Oh. wenn du doch gehängt wärest sagten sie. „Tort zwischen den beiden hohen Pappeln", sagte der Mann und so arbeitete er weiter. Svend Grundtvig.
nütze Gestauder und Gesträuche auf der Sonnenleite aus und bepflanzten diese in guter Hoffnung mit edlen Neben.
Die Neben gediehen so übel nicht und auch an Trauben war schon nach etlichen Sommern kein Mangel; aber der Wein, den sie daraus kelterten, war von besonderer Art. Sein Ruf erscholl bis in die fernsten Ländliche und machte die Holderbacher bald bekannter als ihnen lieb sein konnte.
Die wußten ja schon selber, daß mit ihrem Gewächs nicht viel Staat zu machen war, aber sie trösteten sich damit, daß ein saurer Weintrunk immer noch bekömmlicher wäre als gar keiner, und im übrigen halfen sie ich so gut es gehen mochte. Sie ließen in eben: Eimer Wein eine Bitsche Honig ersau- en. und auf diese Weise verschafften sie ihrem Krätzer die Süße, die ihm von Haus aus abging. Sie nannten das: den Wein richten. Für die Holderbacher war das ein Werk, so nötlich und wichtig wie keines unter der Sonne. Wo immer zwei Rebleute zur Herbstzeit einander begegneten, war ihre erste Frage: „Host du dein Wei' scho' g'richt't?"
Versteht sich, ihr Riesling und Gutede! wurde dadurch nicht begehrter, vielmehr wurde das Gespött darüber schier noch chlimmer. Indes die Holderbacher ließen sich das nicht ansechten. Ihr Tropfen schmeckte ihnen; schmeckte ihnen je länger je besser. Zuletzt hielten sie sogar dafür, sie könnten damit eine besondere Ehre einlegen.
Es kann hinterher nicht mehr ausgemacht werden, in welchem Jahr des Herrn sich's zutrug, aber es war jedenfalls so. daß die
Die waren nicht wenig erhoben, als si-'s erfuhren, wie huldvoll der Doktor Martinus ihre geringe Spende entgegen genommen hatte, und die Schlausten unter ihnen wollten wissen, dieses „dankbar gedenken" wäre nicht bloß so eine geziemende Rede, hätte vielmehr seinen besonderen Sinn, und gewiß würde früher oder später noch etwas Nachfolgen.
Und eines Tages kam es heraus, daß sie mit ihrer Prophezeiung wahrhaftig Recht behielten. Ein fliegendes Blatt wurde vor allen den Kirchentttren seilgeboten, und als man es ansah, war es ein neues Lied vom Doktor Martinus.
Es war ein starkes, ein machtvolles Lied. Seit langem hatte man ein solches, nimmer gehört. Wie ein Sturm brauste es durch das Reich. Alle die verzagten Herzen rüttelte es empor, alle die Kleinmütigkeiten tröstete es. Aber die Holderbacher machte es glücklich.
. . wie saur er sich stellt, tut er uns doch nichts, das macht, er ist gericht't . . .'
So stand es da. Sie wollten ihren Augen kaum trauen. Aber da war kein Zweifel, sie sahen es ja gedruckt. Sie lasen es immer wieder, denn das schöne Gesätz gefiel ihnen über die Maßen wohl. Sie zeigten es anderen Leuten mit Stolz. Tie lachten. O. das tat nichts. Oder die sagten: „Wir wünschen euch Glück!' Und das hörte sich an wie ein Spott. Die Holderbacher ließen sich durch das eine oder andere nicht beirren. Sie wußten, was sie wußten und sie glaubten, was sie glaubten. Und waren fröhlich dabei. Und sind es geblieben bis auf den heutigen Tag.
Das himmlische Wesen /
von
Paul Sachsenmaier
Ich hatte sie schon einmal gesehen. das> schöne Fräulein mit den roten Pausbäckchen und dem Grübchen im Kinn. Ihr Helles Hütchen trug sie damals etwas schräger und ihr Lilakleidchen machte das ranke Geschöpf noch schlanker, jünger und liebenswerter. Tie kleinbeschuhten Füßchen trippelten gar emsig und anmutig über die Straße dahin, und mir war es eine Freude, sie so zu sehen, obgleich sie nicht davon wußte, viel weniger mich kannte.
Nun kam sie hierher, gerade in mein Ab- teil und dazu noch neben mich zu sitzen. Welch ein Himmel tat sich vor mir auf. wenn ich zur Seite blickte, welch ein Glücksgesühl kam über mich! Wie lobenswert schaltete doch der Zufall, und wie-gut meinte es doch das Schicksal mit mir. Die Räder des Zuges begannen wie Saiten zu klingen, die Schienen zu klopfen wie Takte der Trommeln, und das Zittern der Wagen ward mir wie schwe- bendes Gleiten am Arme der Schönen über
die Erde war zum der Himmel zum
ganz
den Tanzplatz. Fürwahr Himmel geworden und Eisenbahnwagen.
Aber es sollte noch anders kommen, anders . . .
Jetzt denkt sich mancher Leser so verschiedenes zusammen, ja. mancher könnte den Ausgang meines Erlebnisses schon zum voraus haargenau und folgerichtig weitererzählen. Er meint, der junge Mann, in dem Falle ich, würde sich so mir nichts dir nichts an das verlockende Fräulein heranmachen, ihr von schönen Kleidern, Wandern und Singen und traumvollen Abenden erzählen und zuletzt von — Liebe. Er würde ihr dabei schöne Augen zeigen, ihre Hände in die seinen legen und so leicht und lieb darüberstreicheln und so weiter — ich brauche dies ja nicht so ausführlich berichten, denn der Leser kennt dies schon selbst und hat es schon oft genug erlebt oder gesehen —. und dann müßte alles klappen und ein neuaebacken->8
Lievespaar am Ende Zug und Bahnhof ver- lassen.
Pah! . . . weit gefehlt; es begab sich alles ganz anders.
Da mich die Herrlichkeit des Himmels, welche so jäh in Gestalt der Schönen im Eisenbahnwagen zu erstrahlen begann, all- zusehr blendete und ich auch rechtschaffen war, so lehnte ich wieder in meine gemütliche Ecke zurück und zog die Vorhänge unter meiner Stirn vor die Augen. Dabei schielte ich anfangs hin und wieder nach meinem himmlischen Wesen, welches wie m,r sein Gähnen zeigte, dem gleichen Ge- schick wie ich entgegenlebte, dem süßen Schlaf.
Eine halbe Stunde mochte vergangen sein, so konnte ich in Abänderung mit Schiller sprechen:
Und wie ich erwachte in seliger Lust,
Da ruhte ein Köpfchen an meiner Brust! O ja. an meiner Brust — und dabei hielt ich beide Arme so um die schöne Gestalt, daß sie nicht abrutschen konnte. Jetzt wußte ich erst recht nimmer, wie mir zu Mut und was tun. Sollte ich sie so liegen lassen oder wecken oder küssen oder oder, denn bei der kom- wenden Station mußte ich aussteigen?
Der Zug hielt an und der Zug fuhr weiter und ich hielt mein Glück in meinen Armen. Da hob es die Lider empor, sprang auf. sah durchs Fenster und rief: „Sie Eseh Sie hätten mich doch wecken können! Ich war bei der letzten Station am Ziel.' Sprach? und entschwand.
Das waren die einzigen Worte, welche das himmlische Wesen zu mir sprach, und dabei lag es eine halbe Stunde an meiner Brust und eine halbe Stunde in meinen Armen.
Bunter Kehraus
Praktische Philosophie
Ein Viehhändler in Buchau läßt seinen Sohn studieren. In den Ferien kommt dieser auf Besuch nach Hause. In einem Plauderstündchen fragt der Vater seinen Sohn, was er denn eigentlich studiere. „Philosophie", ist die Antwort. „Philosophie, was ist das?" fragt der Vater weiter. „Das ist mit wenigen Worten schwer zu erklären, und du würdest mich doch nicht verstehen. Ich will es aber trotzdem mit einem Beispiel versuchen. Also, du glaubst, du seiest in Buchau, nicht wahr?"
— „Jawohl, und das bin ich auch." — „Nun, ich werde dir beweisen, und zwar mit Hilfe der Philosophie, daß du nicht in Buchau bist." — „So? Da wäre ich denn doch neugierig." — „Also: wenn du in Buchau bist, dann bist du nickst in Biberach, wie?" — „Nein, dann bin ich nicht in Biberach." -- „Wenn du aber nicht in Biberach bist, dann bist du doch anderswo, nicht wahr?" — „Gewiß." — „Na also, stehst du, da du anderswo bist, so bist du doch nicht in Buchau!" — „Nichtig, richtig!" murmelte her Vater und verfällt in Nachdenken. Auf einmal steht er aus und gibt seinem Sprößling eine ganz gehörige Ohrfeige. „Aber Vater," „ruft da der Herr Student tief gekränkt und aufbrausend, „warum schlägst du mich denn?" — „Ich?" fragt der Vater nicht weniger erstaunt, „ich habe dich doch nicht geschlagen."
— „Aber natürlich hast du mich geschlagen, meine Backe ist ja noch rot davon!" — „Ich habe dich ganz gewiß nicht geschlagen, und wenn du weiter behauptest, ich hätte dich geschlagen, so sehe ich daraus nur. daß du noch nicht viel von der Philosophie verstehst: da du in Buchau bist, während ich. wie du mir bewiesen hast, woanders bin. so kann ich dich doch unmöglich geschlagen Hatzen." W. Sch.
Der Fähndrich
In den alten kurhessischen Zeiten ist ei; mal ein Fähndrich wegen irgendwelcher dum men Streiche fortgejagt worden. Seine vornehme Sippe wollte mit dem armen Sünder nichts mehr zu tun haben, und so blieb dem Fähndrich nichts anders übrig als zu fechten — nicht mit dem Degen, wie er einmal gedacht hatte, sondern mit dem Beitelhut.
Froh war er darum als er aut seiner Wanderschaft in einem großen Bauerndorf die Nachtwächterstelle frei fand und auch kriegte, denn er war ein strammer Kerle. Au, die Tauer gefiel ihm aber sein Amt nicht; denn die Bauernschläckse spielten ihm man-
en bösen Streich. .
Ta fand er eines Tages, wie er gerade -im Bürgermeister seine „Order abholen ollte ein Schreiben au? dem Tisch liegen, iß ein gewisser Fähndrich aesucht wurde, er Kurfürst hatte seine Sache wieder auf- chmen lassen und seine Unschuld war er- iesen worden.
Nun suchte die adelige Sippe nach chm.
Der Fähndrich. in seinen Würden wieder- ergestellt sagte keinem Menschen was und :at seinen letzten Dienst an. als "mre nichts eschehen. Insgeheim hatte er sein Bündel hon geschnürt.
Als die Bauern aber in ihren Vürhangs- etten schnarchten, weckte sie um Mitternacht in gewaltiger Hornrui und nach dem ..Hört fr Herren und laßt euch sagen" solate noch in seltsamer Nachsatz mit dem der Wächter ch für immer verabschiedete. Er sang:
Tie Zeiten sind veränderlich, jetzt bin ich wieder Fähnderich.
Herausaegeben tcmbera von
tm Aullraa der N Hans Nevbina
-.-Prelle
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