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Phantastische Novelle von Hans"A rnold
Der nächste Tag verging mit den Vorbereitungen der zweitägigen Expedition. Vat- semerika hatte zur Bedingung gemacht, daß nur ihr Diener, ein Sakalave, der den Aberglauben der Howas nicht teilte, mit einem Tragtier für Mnndvorrat, Kamera und sonstigen Utensilien sie begleiten sollte. Den härtesten Kampf aber hatte Duvier mit Susanne zu bestehen, die ihn beschwor, sie mitznnehmen und ernstlich schmollte, daß ihr seitens ihres Mannes zum erstenmal eine Bitte rundweg abgeschlagen wurde. Besonders ängstlich machte sie aber der Umstand, daß ihr ihr Mann ein Kartenblatt überreichte, auf welchem der von ihnen geplante Weg eingezeichnet war, wobei er beiläufig und scheinbar gleichgültig anordnete, Nachforschungen auf diesem Wege anzustellen, falls er am dritten Tage nicht zurückgekehrt sei. Sie teilte noch am Vorabend seines Aufbruchs ihre Besorgnisse Peret mit, und dieser versprach ihr auf ihr inständiges Bitten, am nächsten Morgen mit zwei Legionären heimlich Duvier nachzureiten.
Das geheimnisvolle Tagevuchblatt
Ueber die Expedition selbst gab ein Tagebuchblatt Duviers, das Wohl absichtlich auf der letzten Raststelle zurückgelassen war, Auskunft. Es lautete folgendermaßen:
den 24. 9. 96.
In guter Stimmung reiten wir in nordöstlicher Richtung. Bald ist die dichte Waldzone erreicht. Rüstig schreiten die Tiere auf den schmalen Saumpfaden vorwärts. Vatsemerika ist nervös und weicht ängstlich jedem Gespräch über das Reiseziel aus. Stumpf und schweigsam trottet der Sakalave hinter uns cher. Der Kerl gefällt mir nicht. Ich beobachte ' ihn scharf und Prüfe meine Waffen. Alles in bester Ordnung. Wir sind schon neun Stunden unterwegs, ohne einem menschlichen Wesen begegnet zu sein. Die Gegend ist wie ausgestorben. Sonst nichts Besonderes. Meine Mienen und Bewegungen müssen Wohl leichte Ungeduld verraten haben, denn plötzlich bricht sie, auf ein hinter dem Walde allmählich aufsteigendes kahles Plateau weisend, das Schweigen: „Am Fuße dieses Plateaus steht der Baum,,. Dann greift sie nach meinen Händen und sagt: „Noch ist es Zeit; nach der Westküste können wir uns vielleicht noch retten!"
Aber sie muß Wohl auf meinem Gesicht Erstaunen und Abwehr gelesen haben, denn sie wartete keine Antwort ab, sondern spricht: „Doch bereits zu spät, der „Kinouly" weiß von unserer Ankunft; du wirst sehen, daß es noch Wunderbareres gibt, als eure Priester künden!" — Tatsächlich wird der Wald dünner, und ein einsam stehender weitästiger Baum wird am Fuße des Plateaus sichtbar. Wir - lagern uns unter dem letzten Baum des Waldes auf ihr Geheiß. Wir stärken uns. Sie scheint eine Art Trankopfer dem „Kinouly" darzubringen, dann gibt sie mir zu trinken. Aber was ist das? Hat der Wein nicht einen Beigeschmack? Unwillkürlich muß ich an die Tangana, die Gifttränke, denken, die bei den traditionellen Gottesurteilen in Madagaskar einst verwendet wurden. Sollte Vatsemerika..
Hier brach das Tagebuchblatt ab, und ich muß den Hauptmann Peret den grausigen Ausgang der Geschichte berichten lassen.
Dieser war mit den Leiden Legionären in äußerster Sichtweite Duvier unbemerkt gefolgt. Auf dem letzten Rastplatz fand er dann has Tagebuchblatt Duviers und überflog die seltsamen Zeilen. Aus seiner Verwunderung über den Inhalt und vor allem darüber, daß dieses Blatt sozusagen unter den Augen der Frau geschrieben und scheinbar absichtlich hier liegen gelassen war, wurde er durch den Schreckensruf eines der Legionäre gerissen. .Dieser reichte ihm wortlos das Glas, und Peret konnte deutlich beobachten, wie sich zwei Gestalten mit einer dritten unter einem etwa drei Kilometer entfernt stehenden Baum zu schaffen machten. Diese dritte blieb seltsamerweise unter dem Baum stehen, während die beiden andern sich eilends entfernten. Sofort gab Peret Befehl zum Aufsitzen und im Galopp sprengten die drei nach dem Baum. Beim Näherkommen erkannte er in der unter dem Baum stehenden Gestalt seinen Freund, der sich mit sonderbar müden Bewegungen von mehreren Ranken des sonst fast kahlen Baumes, die ihn umstrickten, zu befreien versuchte. Laut rief er ihn an, aber Duvier schien ihn nicht zu bemerken. Als er dem Baum auf etwa zehn Meter nahe gekommen war, erkannte ihn Duvier und beschwor ihn mit ersterbender Stimme, sich zu retten und ihn durch eine wohltätige Kugel zu erlösen. Entsetzt sah Peret, wie sein Freund von immer neuen Ranken, die der Baum spontan hervorzutreiben schien, umklammert wurde. „Sie enthalten ein furchtbares Nesselgift", wimmerte der Unglückliche; „ich fühle, es geht zu Ende". „Halte aus", rief Peret, „ich komme, dich zu befreien", sprang vom Pferde, winkte seinen Untergebenen, die ein gleiches taten, und wollte sich mit gezogenem Säbel auf den todbringenden
Baum stürzen. Aber nun geschah etwas Neues und noch Seltsameres. Ein milchweißer Nebel schien dem Baum zu entsteigen, und in weniger als einer halben Minute war dieser gänzlich in Nebel eingehüllt. Zugleich entströmte diesem Nebel ein süßlicher aromatischer Geruch, der so intensiv-war, daß den dreien die Sinne zu entschwinden drohten, und sie sich schnellstens außerhalb der Duftwolke begeben mußten. Allmählich löste sich die Wolke auf und sie sahen den, Baum in einem fast rötlich phosphoreszierenden Licht dastehen, was um so gespenstischer auf die Beschauer wirkte, als eben die Sonne hinter dem kahlen Gipfel des Plateaus verschwand. Zn seinem Entsetzen stellte Peret fest, daß Duvier verschwunden war; der Baum mußte ihn völlig aufgesogen haben. Da die Dunkelheit nun schnell hereinbrach, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Befehl zu schnellster Heimkehr nach Tanana- rivo zu geben, um dort über das grausige Phänomen zu berichten.
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Dieser Bericht des als äußerst nüchtern bekannten und allen Phantastereien durchaus abholden Hauptmanns Peret verfehlte nicht, begreifliches Befremden zu erregen, und Wohl nur das tragische Ende Duviers veranlaßte manchen Witzbold, sketpische und ironische Bemerkungen zu unterlassen. Es wurde noch am selben Tage eine Expedition von sechs Offizieren und 20 Soldaten ausgerüstet, die
Velagerunaen
Historische Miniaturen.
Von Hermann Ulbrich Hannibal.
1140. Konrad III. der erste Hohenstaufe auf dem deutschen Thron, lag seit zwei Jahren mit dem Welfenherzog von Bayern in Fehde.
Da kam es bei Weinsberg zur Entscheidungsschlacht. Konrad ging aus ihr als Sieger hervor, drängte die Welfen nach Weinsberg hinein und belagerte die Stadt.
Als sich die Eingoschlossenen nicht mehr halten konnten, flöhten sie um Gnade. Konrad III. war ein edler Mensch und erklärte: „Die Frauen erhalten freien Abzug und dürfen das Liebste, was sie haben und tragen können, mit sich herausnshmen."
Darauf nahmen die Frauen ihre Männer auf den Rücken und trugen sie fort.
Als die Heerfiihrer des Hohenstaufen das sahen, wollten sie eingreifen, weil die Männer der Frauen mit Konrads III. Wort nicht gemeint wären.
Konrad aber ließ sie ziehen und sagte: „Eines Königs Wort soll man nicht drehen noch deuteln."
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1378. Berthold von Völkertshausen, der Mt des Klosters zu Hersfeld, wollte die Stadt Hersfeld wieder unter seine Herrschaft bringen und schloß sich mit dem aus hessischen Rittern bestehenden Sternenbund zusammen, um die Stadt heimlich zu überfallen.
Simon von Hanne, der auch zu den Verbündeten des Abtes gehörte, war aber zu ehrlich, um sich ohne offene Fehdeansage daran zu beteiligen. Er schickte an die Bürger die Botschaft: „Wisset, ihr HersfelLer, daß ich Simon von Haune, Ritter euer und der Euren Feind sein will, mit meinen Mithelfern, und will euch nicht allein nach Gut, sondern auch nach Ehr, Leib und Loben stehen, ehe es Morgen wird. Danach habt ihr euch zu richten!"
Als der Uoberfall begann, waren die Hers- felder gerüstet. Sie schickten die Ritter mit blutigen Köpfen heim.
Selbst Eberhard von Engern, der sich gerühmt hatte: „ich habe neun Mauern erstiegen und werde auch die zehnte ersteigen", fand den Heldentod.
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1379. Seit sieben Monaten trotzte die fränkische Stadt Crailsheim der Belagerung durch die Reichsstädte Schwäbisch Hall, Dinkelsbühl und Rothenburg.
Da wurde die Not in den Mauern so groß, daß die Bewohner auf eine List sannen, um die Reichsstädte zur Aufgabe der Belagerung zu bringen.
Eine Pfiffige Bürgersfrau kam auf den eigenartigen Einsall, sich die „Hinterseite" ihres Körpers in gesichtsähnlicher Weise bemalen zu lassen und den Feinden dieses furchterregende Antlitz von einem weit sichtbaren Punkt des Stadtiwalles entgegenzustrecken.
Die Wirkung des hinterlistigen Gesichtes war auf die kriegsmüden Feinde so fürchterlich, daß sie in der darauffolgenden Nacht abzogen, um mit den Crailsheimer Einwohnern, die sie nach dieser Erscheinung als Haaraffen bezeichneten, nicht zusammenstoßen.
Als Dank für diese Rettungstat sorgen die Crailsheimer Bäcker noch heute dafür, daß man in das aus süßem Teig gefertigte Gesäß der Crailsheimer Bürgerin beißen kann.
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1628. Die Stadt Stralsund hatte monatelang der Belagerung durch den kaiserlichen Generalissimus von Wallenstein standgehaltsn.
dieses grausige Ereignis aufklären sollten. Sie brachen noch am Abend auf und trafen am nächsten Mittag, also etwa 40 Stunden nach dem Geschehenen, am Tatort ein. Zum größten Erstaunen Perets, der natürlich die Führung der Expedition übernommen hatte, war aber der Baum am Fuße des Plateaus, unter dem sich vorgestern die Katastrophe abgespielt hatte, verschwunden. Man untersuchte den Standort auf das genaueste; fand auch einige Aschcureste am Boden. Anscheinend mußte also der Baum irgendwie ein Raub der Flammen geworden sein, dem widersprach aber der Befund der Wurzeln, die bereits seit längerer Zeit abgestorben schienen und kaum noch bis vor wenigen Tagen einen großen lebenskräftigen Baum ernährt
haben konnten. —-
Mit diesem Ergebnis mußte also die Expedition unverrichteter Sache nach Hause zurückkehren. Von Vatsemerika hat man nie wieder etwas gesehen und gehört, sie war und blieb verschwunden. Ihr Mann, den man als Mitwisser verhaftete, konnte sein Alibi einwandfrei Nachweisen und mußte wieder freigelassen werden. Er schien übrigens sehr unglücklich über das geheimnisvolle Verschwinden seiner Frau zu sein. Gerüchte, daß sie in Majunga an der Westküste der Insel gesehen sein sollte, erwiesen sich als falsch, und so konnte leider der seltsame Fall des letzten Menschenfresserbaumes auf Madagaskar nicht aufgeklärt werden.
Da kam ein Kurier des Kaisers mit dem Befehl, die Belagerung aufzugeben, da sie nutzlos erscheine und zuviel Blut koste.
Aber da lohte der Siegerwille Wallenstein auf. Er trotzte zähneknirschend dem Kaiser: „Und wenn Stralsund mit Ketten am Himmel befestigt wäre, so muß die Stadt Loch herunter", und führte die Belagerung weiter. Dann ließ er sich auf Verhandlungen ein.
Er forderte Geld.
„Dat hemmen wi nich", war die Antwort.
Er verlangte von der Stadt, die Tore zu öffnen und die kaiserliche Besatzung aufzunehmen.
„Dat don wi nich."
Wutentbrannt, daß sich die Stralsunder seinem Willen nicht beugen wollten, schimpfte er sie Spitzbuben.
„Dat sün wi nich", sagten lakonisch die Stralsunder.
Als er abzog bliesen sie ihm das Hohngeleit von den Kirchtürmen.
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1641. Die Schweden erschienen unter dem schwedisch-weimarischen Oberst Rosen zum zweiten Male vor Münnerstadt und beschossen die Stadt vom Karlsberg aus.
Die Münnerstädter bangten und zitterten und erwarteten, daß die Schweden jeden Augenblick das Stadttor stürmen würden.
Statt dessen aber wurde die Beschießung plötzlich unterbrachen und die Belagerung aufgegeben.
An diesen unerwarteten Abzug knüpft sich die Legende: „Es habe die Bruderschaft zum heiligen Rosenkranz in dieser Bedrängnis heiße Gebete um Errettung zum Himmel gesandt. Als nun die Kanonade vom Karlsberg herab am heftigsten geworden sei, habe sich ein göttliches Wunder geoffenbart; denn es sei die hl. Jungfrau in ihrer Glorie erschienen und habe auf der Mauer der Stadt die feindlichen Kugeln aufgefangen. Darüber hätten sich die Schweden verwundert und entsetzt und seien von dannen gezogen."
Seither trägt in Münnerstadt jeder Turm ein steinernes Bild der Schutzfrau von Münnerstadt.
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1677. Derfflinger lag mit den brandenbur- gischen Truppen vor den Toren Stettins.
Die Stettiner trotzten ihm und verloren den Humor nicht. Um ihn zu ärgern und ihn an seine in der Schneiderwerkstatt begonnene Laufbahn zu erinnern, hingen sie an einem Kirchturm ein Bild auf, das einen Schneider mit Schere und Elle darstellte und weithin sichtbar war.
Derfflinger war darüber so erbittert, daß er den Kurfürsten vor die Wahl stellte, ihm Rache zu erlauben oder aus dem Dienste zu gehen, und ließ es der Stadt Stettin durch seine Kanonen heimzahlen.
Als der Stettiner Besatzungskommandant daraufhin einen Boten an Derfflinger sandte, mit der Bitte, die Kirchen und Schulen in seinem Bombardement zu verschonen, antwortete Derfflinger: „Sage dem, der dich schickt, daß ex mir nicht vorschreiben muß, wie ich eine Stadt attakieren soll."
1688. Die französischen Horden Melacs lagen vor Schorndorf und hofften von Tag zu Tag, daß sich die Stadt übergeben würde.
Die Stadtväter trotzten zunächst dem Feinde, dann aber glaubten sie, sich ihm nicht länger entgegenstellen zu können.
Aber als sie im Rathaus versammelt waren und den Beschluß gefaßt hatten, dem Feinde die Tore zu öffnen, erschien unter der Anführung der Frau Bürgermeister Walch eine An-
Hase fand es böhmisch ...
Trotz allen Hindernissen kam Herr Hase doch nach' Böhmen! Und dachte gleich an seine Frau: „Ich werd' für sie ein Bild der Elbe knipsen!" Scho« war's gescheh'n — schon legten hart« Hände sich auf seine Schulter. „Sie sind verhaftet!" sagt man ihm und führt ihn zum Arrest-Lokal.
Und das kam so: Di« Tschechoslowakei hat «in Gesetz, das jedes Knipsen auf dem Bahnhof streng verbietet. Auch deutsche Blätter haben oft daran evr innert, damit kein Reisender zu Schaden käme.
Nur unser Fotograf hat keinen Schimmer. Er heißt ja Hase und weiß von nicht«. Nu» sitzt «r hinter Gittern...
Tja — hätte er Zeitung gelesen!
Wer ohne Zeitung auszukommen glaubt, wird dümmer, als die Polizei erlaubts
zahl mutiger Frauen aus der Stadt un! zwang die hasenfüßigrn Stadtväter, die Verteidigung fortzusetzen und die Stadt nicht zu übergeben.
Als Mölac sah, daß sein Warten vergeblich war, gab er die Belagerung auf und zog ab.
Die Weiber von Schorndorf hatten ihre Stadt vor der Zerstörung bewahrt.
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1635. Die kaiserlichen Truppen lagen vor den Toren Augsburgs und warteten darauf, daß die schwedische Besatzung der Stadt sie ihnen öffnen sollte.
Die Not in der Stadt wuchs von Woche ^ Woche; aber das kaiserliche Heer war nicht zur Aufgabe der Belagerung zu bewegen.
Da kam der Augsburger Bäckermeister Kon- ^ rad Hacker auf Len Einfall, den Feinden von der Zinne prahlend einen großen Laib Brot zu zeigen, um ihnen damit einen reichen Vorrat von Nahrungsmitteln vorzutäuschen.
Eine Kugel zerschmetterte den Arm, der das Brot in die Höhe hielt und brachte ihm ein» tätliche Wunde bei.
Aber er hatte die Stadt gerettet. Die Feinds zogen nach einigen Tagen ab.
Noch heute hält ein steinernes Denkmal in Augsburg sein Andenken wach.
„Noch mal 'nen Ruck, Karl — 's jetzt schon leichter!"
Auf Bali:
„Du, Loa, man möchte fast glauben, daß; die Weißen noch keine Fruchtkörbe kennen!