s
Bezugspreis,
Sll-ch Träger monatlich RM. 1.40 rtnlch'.lchlich 20 Rpsg. Zustellgebühr, burch dle Post RM. >.7S <einschließ. lich SS Np? - Postz<itungsgebührc»>. Preis der eingolnummer 10 Rpsg. 2n Fällen höherer Gewalt besteht dein Anspruch ans Lleserung der Zeitung oder aus Rückerstattung di, Bezugspreises. — Gerichtsstand sür beide Teile ist Neuenbürg <Württ.) Fernsprech-Anschlnß Nr. 404
Verantwortlich sür den gesamten Inhalt Fridolin DIestnge« Neuenbürg (Württ.)
er Lmtaler
parteiamtliche nationalso;. ^Tageszeitung
Mldbader NS-Presse Birkenfelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt
Anzklgtztt prrlLr
Die dleinspaltige MIllimrter-Zelie 7 Rpf., Famillenanzeigen 8 Rpsg., amtliche Anzeigen S,S Rpsg., Textzeil« >3 Rpsg. Schluß der Anzeigenannahme 8 Uhr vormittag». Gewähr wird nur sür schriftlich erteilte Aufträge übernommen. Im übrigen gelten die vom Werberat der deutschen Wirtschaft ausgestellten Bestimmungen. Vordrucke stehen zur Verfügung. Zurzeit ist Preis-' liste Nr. 3 gültig. VL. VM. 36: 37-0
Verlag und Rotationsdruck: T.Meeh- sche Buchdruckerel, Inh. Fr. Mesinger Neuenbürg (Wllrtt.I
Amtsblatt für clas Oberami Fleuenbürg
Nk. 222
Mittwoch ben 23. September 1938
94. Jahrgang
Verletzungen Uruguay-Spanien abgetzrochen
Drei Schwestern des uruguayanischen Konsuls ermordet
Montevideo,^. September.
Die Regierung von Uruguay hat den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zuSpanien beschlossen. Die Archive der Gesandtschaft in Madrid werden der englischen Botschaft übergeben.
Der Abbruch der Beziehungen wurde beschlossen, nachdem am Montag abend in Montevideo bekannt geworden war, daß die drei Schwestern des urugayanischen Konsuls Aguiar in Madrid von den Roten ermordet worden sind.
Entrüstungssturm in Uruguay
Die Ermordung der drei Schwestern des uruguayanischen Konsuls durch die Roten in Madrid hat in Uruguay einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Beschluß, die diplomatischen Beziehungen zur Madrider Negierung abzubrechen, wurde nach kurzer Beratung des Ministerrates am Dienstagmittag getroffen. Inzwischen sind in Montevideo ausführliche Berichte über die feige Tat der roten Mordbanditen eingetroffen.
Sie besagen, daß zwei Schwestern des Konsuls Aguiar vor einigen Tagen in Madrid auf der Straße ohne Angabe vonGründenverhaftet wurden, obwohl sie durch Armbinden in den Farben Uruguays als Ausländerinnen zu erkennen waren. Als die dritte Schwester des Konsuls Nachforschungen nach dem Verbleib ihrer Angehörigen anstellte, wurde sie gleichfalls in Haft genommen Der Konsul erhielt trotz aller Bemühungei keinerlei Nachricht über das Schicksal de Verhafteten. Am Montag wurden nun di Leichen der drei Erschossenen im Madride Leichenschauhaus aufgefunden. De Konsul erstattete darauf seiner Regierung sofort Bericht.
14« Ferisnkinder versWeppt
St. Jean de Luz, 22. Sept.
Eine Ferienkolonie aus Saragossa und Calatahud, die sich im Monat Juli zu vierwöchigem Erholungsurlaub nach Orio begeben hatte, wurde dort vom spanischen Bürgerkrieg überrascht. Da Orio vom ersten Tag an unter der Volksfrontherrschaft stand, Saragossa und Calatahud hingegen zum nationalen Spanien zählen, waren die 140 Kinder der Kolonie während der ganzen Feindseligkeiten von ihren Familien und ihren Heimatorten abgeschnitten. Der Bürgermeister von Saragossa, der sich nach der vor wenigen Tagen erfolgten Einnahme vor Orio durch die nationalen Truppen dorthin begeben hatte, um die Ferienkolonie heimzuholen, fand sie jedoch nicht mehr vor.
2!Ue Augenzeugen vericylelen, waren die roten Milizen auf der Flucht vor den heran- rückcnden nationalen Truppen am vergangenen Mittwoch um 2 Uhr nachts in die Schlafsäle der Kolonie eingedrungen, hatten trotz lebhaften Protestes des Lehrerpersonals die erschreckten und weinenden Kinder aus den Dek- ken gerissen, in bereit stehende Lastkraftwagen verladen und mit sich geschleppt. Ueber den augenblicklichen Verbleib der kränklichen, schonungsbedürftigen und durch die Lebensmittelknappheit in dem von den Noten besetzten Gebiet in ihrer Gesundheit äußerst bedrohten Kinder ist nichts bekannt. Unter der Bevölkerung von Saragossa herrscht Besorgnis über ihr Schicksal und Empörung über das unmenschliche Vorgehen der Mar- Asten- Die Nachforschungen nach dem Verbleibt der geraubten Kinder sind sofort in die Wege geleitet worden.
Das nennt man: Nichteinmischung!
Die kommunistische „H n m a n i t s" teilt mit, daß bis zum heutigen Tage an Unterstützungsgeldern sür die spanischen Marxisten innerhalb der Kommunistischen Partei Frankreichs über 550 000 Franken eingegangen seien. Weitere Geldspenden werden auf das Postscheckkonto des Kommunistenführers Lachin erbeten. Jnteressanterweise veröffentlicht auch der „P opulair e". das
Blatt des französischen Ministerpräsidenten, unter der Ueberschrift „Zur Unterstützung der spanischen Republik" die Ergebnisse der bisher von dem Gewerkschaftsverband aufgebrachten und von dem Solidaritätsausschuß der Volksfront gesammelten Geldspenden im Betrage von über 4,2 Millionen Franken. Der „Populaire" meldet weiter aus Belgien, daß 14 000 Kilogramm Fleischkonserven auf dem Schiffswege nach Spanien abgegangen seien. Hierzu würden noch 500 Tonnen der von dem Solidaritätsausschuß gekauften Waren Ke Spanien hinzukommen. Das Blatt fordert ganzFrankreich auf, Lebensmittelpakete an einen Beauftragten, dessen Anschrift mgegeben ist. nach Marseille einzuschicken.
Sie NoSen in wilder Flucht
Die Bedeutung der Einnahme von Maqueda
Sevilla, 22. Sept. (Vom Sonderberichterstatter des DNB.) Zu der am Montag erfolgten Einnahme der strategisch außerordentlich wichtigen Stadt Maqueda durch die Truppen des Generals Franco werden hier jetzt interessante Einzelheiten bekannt.
Magneda, das durch seine alte Burg berühmt ist, war das letzte rote.Bollwerk auf dem Wege nach Madrid. Es war daher von der Madrider Heeresleitung in einen Verteidigungszustand versetzt Worden, wie er bisher bei den Marxisten noch nicht angetroffen wurde. Unter Leitung eines bekannten Fachmannes waren drei Schützengräbenlinien sowie Maschinengewehr- und Geschütznester mit Eisenbeton ausgemauert und mit Gras-, Buschwerk und Erde getarnt worden. Staats
präsident Azana hat noch wenige Tage vordem Fall Magnedas die dortigen von dem roten General Masqnelet entworfenen Befestigungsanlagen besichtigt.
Die nationalistischen Truppen haben die Linie Maqueda—Alcabon—La Mata besetzt und anschließend den in wilder Unordnung in Richtung auf Madrid fliehenden Feind bis Quismondo verfolgt. Die marxistischen Streitkräfte sind durch die schwere Niederlage bei Maqueda stark entmutigt.
Der Sender Bnrgos meldete am Dienstag abend, daß die Nationalisten bei ihrem Vormarsch ans Bilbao die strategisch wichtigen Orte Zumaya, Onate und Elgoibar besetzt hätten.
Am 23. September beginnt der Angriff
Ein Funkspruch aus Teneriffa meldet, daß Flugzeuge der spanischen Nationalisten Bilbao und Santander überflogen und Aufrufe des Generals Mola an die Bevölkerung mit der Aufforderung, sich schnellstens zu ergeben, abgeworfen haben. Der Angriff auf beide Städte werde ohne weitere Ankündigung in der Morgenfrühe des 25. September einsetzen.
In einer Rundfunksendung aus Jerez de la Frontera wird u. a. gemeldet, daß die Truppen des Generals Mola am Montag an der Front von Guadalajara viel Kriegsmaterial erbeutet haben. In Barcelona herrscht völlige Anarchie. Präsident Companys soll sich mit Fluchtabsichten tragen.
Der Sender Sevilla meldet, daß die Roten bei den Kämpfen um Maqueda, das in die Hände der Nationalisten gefallen ist, sehr starkeVerluste gehabt haben. Biele Mar- xisten sind gefangen genommen worden, darunter zahlreiche Offiziere.
Belgien in roter Gefahr
Außerordentlicher Kabinettsrat eiuberufeu—Haussuchungen im ganze» Land
B r üs s el, 22. September
Ministerpräsident Van Zeeland hat die Mitglieder des Kabinetts für Dienstagabend zu einer Sitzung einberufen, der man in politischen Kreisen eine besondere Bedeutung bei- mitzt. Man nimmt an, daß der Justizminister bei dieser Gelegenheit nicht nur über die Maß- nahmen berichten wird, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung im Innern in Aussicht ge. nommen sind, sondern daß er auch Mitteilungen über das Ergebnis der Untersuchungen machen wird, die von den Gerichtsbehörden in diesen Tagen in verschiedenen Teilen Belgiens durchgeführt worden sind. Diese Unterredungen haben einerseits zurAufdeckungvon umfangreichen Waffenschiebun- gen nach Spanien und andererseits zur Enthüllung revolutionärer Um- triebeinBelgien geführt.
Die Untersuchungen, die noch nicht abgeschlossen sind, haben sich schon jetzt als sehr ergebnisreich erwiesen. Wie bereits gemeldet, hat kürzlich ein Beauftragter der Madrider Negierung, ein angeblicher Hauptmann Hu es ca, in der Eisenbahn zwischen Brüssel und Antwerpen seine Mappe mit sehr belastenden Schriftstücken verloren. Aus den Schriftstücken, die inzwischen von den Behörden sichergestellt werden konnten, ergibt sich mit unzweideutiger Klarheit, daß der Gen c- ralsekretär der belgischen So- zialistischen Partei, Jean Dolvigne, als Mittelsmann zwischen den roten Streitkrästen in Spanien und den belgischen Waffen liefern nten dient. Der Staatsanwalt von Brüssel hat, wie nunmehr amtlich bestätigt wird, eine Untersuchung eingeleitet, die bereits jetzt zur Aufhebung von nicht angemeldeten Pistolen und Revolvern geführt hat. Ferner gelang es, zahlreiche und, wie es in der halbamtlichen Darstellung ausdrücklich heißt, sehr wichtige Schriftstücke sicherzustellen, die sich auf die Lieferung von Waffen aller Art beziehen, u. a. von schweren und leichten Maschinengewehren, Infanterie« gewehren, Munition aller Art, Fliegerbom- b-n,. Panzerwagen, usw. Dieses Kriegsgerät
sei, so heißt es in der halbamtlichen Darstellung zum Schluß, für Lieferung ins Ausland bestimmt gewesen. Die Untersuchungen nehmen ihren Fortgang.
Zwei belgische Unteroffiziere nach Spanien „geflüchtet"
Die flämische Zeitung „Standaard" hat die Angaben, wie in der gemeldeten halbamtlichen Darstellung über die Wafsenschie- bungen nach Spanien gemacht wurden, mit genauen Einzelheiten belegt und namentlich die Schriftstücke aus der verloren gegangenen Aktentasche ins Licht der Oeffent- lichkeit gezogen. Aus ihnen geht hervor, daß der Generalsekretär der sozialistischen belgischen Arbeiterpartei entgegen den Nichteinmischungserklärungen, die die sozialdemokratischen Minister wiederholt vor der Oeffent- lichkeit abgegeben haben, mit dem neuen Geschäftsträger der spanischen Regierung in Brüssel Vereinbarungen über die Rekrutierungen und die Entsen- düng von Unteroffizieren der belgischen Armee als Jnstruk. tionspersonal für Spanien eingegangen ist. In diesen Vereinbarungen erklärt der Generalsekretär der belgischen Arbeiterpartei. daß die Unteroffiziere, deren Namen er angivt, so schnell wie möglich nach Spanien geschickt werden sollten, und daß alle Maßnahmen getroffen wurden, um das Ausbildungspersonal der spanischen Regierung so bald wie möglich zur Verfügung zu stellen.
Inzwischen sind schon Einzelheiten bekannt geworden, die beweisen, daß die Zusammenarbeit zwischen dem Generalsekretär der belgischen Arbeiterpartei und dem hiesigen Vertreter der spanischen Negierung Erfolg gehabt habe. Das Kriegsministerium veröffentlicht am Montag eine lakonische Mitteilung des Inhalts, daß zwei Flieger- Unteroffiziere seit einigen Ta- gen flüchtig seien, daß man aber nicht wisse, wohin sie sich begeben hätten. Einer der Unteroffiziere stammt aus Arlon. Die Arloner Zeitung „L'avenir de Luxembourg" spricht von einer „heimlichen Affäre",
über die das Blatt keine Einzelheiten veröffentlichen wolle. Das Blatt beschränkt sich lediglich in Ergänzung der amtlichen Darstellung des Kriegsministeriums auf die förmliche Mitteilung, daß der betreffende Flieger- Unteroffizier aus Arlon in Spanien an- gekommen sei, wo er in einem Flicger- lager der Roten Armee tätig sei.
Trohki mik im Spiel
Aeußerlich unabhängig von den Untersuchungen über die Schiebungen des Generalsekretärs der belgischen Arbeiterpartei, aber in einem gewissen inneren Zusammenhang damit stehen die Untersuchungen, die gegenwärtig von den Gerichtsbehörden zur Aufdeckung der revolutionären Umtriebe in Belgien geführt werden und die gleichfalls noch nicht abgeschlossen sind. Es ist auffallend, daß sich die Mitteilungen, die hierüber bisher erschienen sind, im wesentlichen auf die Tätigkeit einer linksrebolutionären Gruppe unter Führung des ehemaligen Linkssozialisten Walter Dange, die während der Streiks zum ersten Male in Erscheinung getreten ist, beschränken, daß aber über die Machenschaften der Moskauer Kommunisten noch keine näheren Angaben gemacht worden sind.
Man hat einen Briefwechsel zwischen Dange und Trotzki beschlagnahmt, aus dem hervorging, daß Trotzki dre revolutionären Bestrebungen per aenannten Gruvve unterstützt.
Geheime Waffenfabrik in Brüste!
Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft über die Waffenlieferungen nach Spanien zeitigten nach einer Mitteilung von zuständiger Stelle weitere Ergebnisse. Tie polizeiliche Prüfung der Schriftstürke, die in der gefundenen Aktenmappe des spanischen Hauptmanns Huesca enthalten waren, führten zu der Feststellung, daß Beauftragte der spanischen marxistischen Negierung wegen der L i e s e r n n g vo n Waffen und Kriegsgerät mit verschiedenen belgischen Zwischenhändlern in Verbindung getreten waren.
Die daraufhin angestellten Untersuchungen ergaben, daß in einer Kunstschmiedewerkstätte in der Jerusalemer Straße zu Schaer- beck, einem Stadtteil von Brüssel, unter Leitung eines Holländers im geheimen Waffen aller Art sür die Rote Armee in Spanien angefertigt wurden. Die Polizei beschlagnahmte zahlreiche Gegenstände und Zubehörteile aus der Waffenfabrikation. Gegen den Eigentümer wurde ein Strafverfahren einge- lertet.
Im Anschluß an die Aufdeckung dieser geheimen Waffenfabrik wurden am Dienstag Haussuchungen bei verschiedenen Zwischenhändlern vorgenommen. Nach einer amtlichen Mitteilung sind auch hier sehr bedeutsame Schriftstücke den Behörden in die Hände gefallen und beschlagnahmt worden. Um die Amtsstellen zu täuschen wurde in den Schriftstücken der wahre Bestimmungsort der Lieferungen verschleiert. Als Bestimmungsort der Waffen sind in den Schriftstücken die verschiedensten Länder, ü. a. Mexiko und Litauen aufgeführt. Die Polizei hat aber diese Täuschungsmanöver erkannt. Gegenwärtig ist eine Untersuchung im Gange über die Waffenaufkaufversuche eines gewissen Louis Radjo, dem man in Paris gelegentlich eines Kraftwagenunfalles durch Zufall auf die Spur gekommen ist. Radjo hielt sich mehrere Wochen lang in Antwerpen auf, ist aber dann abgereist. In Paris hat man seinen Briefwechsel, der ihm dort von Antwerpen nachgeschickt worden war, beschlagnahmt.
Der Kabinettsrat in VriMel
Bericht über die Haussuchungen
Brüssel, 23. Sept. Am Dienstag nachmittag fand unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten van Zeeland ein KabinettsraH statt. Justizminister Bovesse berichtete über die vorläufigen Ergebnisse der Haussuchungen im ganzen Land, die noch nicht abgeschlossen sind. Der Justizminister legte eine Reihe von Verordnungen und Gesetzentwürfen zur Auf« rechterhaltung der öffentlichen Ordnung vor. Es wurde ein ministerieller Ausschuß eingJ setzt, der aus zwei sozialistischen und zwei katholischen Ministern sowie dem liberalen Justizminister besteht. Dieser Ausschuß soll die vorgesehenen Maßnahmen noch esinnal prüfen und vorbereiten. Der nächste Mtm- sterrat findet am Freitag statt.