Dienstag den 22. September 1S3S

S4. Jahrgang Nr. 221

Der Enztäler

In Tübingen trafen etwa VOü Angestellte ind Arbeiter der Stadt. Spar, und Girokasse Stuttgart, die einen Betriebsausflug ins Blaue zemacht hatten, vom Donautal kommend, ein. Linen unvergeßlichen Abend bot das Musikkorps -er Leibstandarte Adolf Hitler, das im Rittersaal des Schlosses spielte. Obermusikmeister Müller- John wußte jede Zartheit, Feinheit und Nuan­cierung aus dem Orchester herauszuholen und zwar mit einer solch erstaunlichen Leichtigkeit, daß man seiner Stabführung mit Begeisterung folgte.

»

In Friedrichs Hafen ist ein 24 Jahre alter Schlosser aus Leipzig am Industriegleis hinter dem Maybach-Motorenbau schwer zu Schaden gekommen. Er kam auf das Gleis zu liegen und im selben Augenblick rollte ihm ein Wageurao üver den linken Oberarm, der vollständig abgefahren wurde.

»

Ein Motorradfahrer, der noch eine Beifahrerin mit sich führte, fuhr in der Nähe des Hübscher- hoses in Ravensburg auf eine Kuh auf. Fahrer, Beifahrerin und die Kuh blieben ver- "letzt auf der Straße liegen. Nasch war der Sanitätskrastwagen zur Stelle, um die beide» Ver- letzten ins Krankenhaus nach Ravensburg zu führen. Außerdem mußte ein Ravensburger Metz­germeister gerufen werden, um die schwerverletzte Kuh notzufchlachten.

*

Der als Besitzer des HotelsPost' in der ganzen Bietigheimer Umgebung bekannte und ge­achtete Heinrich Vogl erlag den schweren Der- letzungen, die er am Freitag vor acht Tazen bei einem Kraftwagenunfall erlitten hatte. Vogl hatte auf der Straße zwischen Hohenstange und Bietig- heim einen mit ihm fahrenden Bekannten, der vor kurzem den Führerschein gemacht hatte. anS Steuer gelassen. Beim Neberholen kam der Wagen mit einem in gleicher Richtung fahrenden Lastauto in Berührung. Der Wagen geriet ans Bankett and überschlug sich. Vogl kam unter den Wagen, der ihm mit dem ganzen Gewicht auf dem Unter- leib liegen blieb.

Der seit sechs Tagen vermißte Heinrich B r e n- ner von Kirchheim a. N., OA.. Besigheim, wurde aus dem Neckar oberhalb der Schleifmühle gelandet.

»

Dieser Tage wurde zwischen Weiler und Münzdorfer Weg (im Kreis Münsingeu) durch Straßemvart Barchert in der Lauter eine m ä n n- liche Leiche gelandet und an Land ge­bracht. Es handelt sich bei dem Toten um den 88 Jahre alten landwirtschaftlichen Arbeiter Julius Ge igle aus Apstadt bei Heilbronn. Es scheint sich um einen Unfall zu handeln.

Ditzingen, OA. Leonberg, 21. Sept. (Zu Tode gedrückt.) Im Hofe der Wagnerei Robert Schopf war der 26 Jahre alte Wal­ter Benzrngcr beim Veifeitcschieben eines mit Brettern vollbeladenen Wagens behilf­lich. Benzinger schob im Hinterrad, als plötz­lich die Bretter ins Rutschen kamen und Benzinger ins Genick sielen. Der Be­dauernswerte wurde dabei zu Tode ge­drückt. Er war erst kurz verheiratet und hinterläßt eine Frau mit einem Kind.

Stuttgart, 21. Sept. (lieber 8000 RM. veruntreut.) Der 53jährige verheiratete frühere Rechtsanwalt Walter Beßler in Stuttgart wurde von der Vierten Strafkam­mer des Landgerichts wegen zwölf Vergehen der Untreue zu einem Jahr vier Monaten Gefängnis und 1000 RM. Geldstrafe, die als durch die Untersuchungshaft verbüßt gilt, verurteilt. Von zwei ihm weiter zur Last ge- legten Vergehen des Darlehensbetrugs wurde er sreigesprochen. Der Angeklagte, der bis zum Jahre 1932 eine gutgehende Praxis in Stuttgart hatte, die aber später stark zurück­sing, ohne daß er seine gewohnte Lebens- ührung deshalb eingeschränkt hätte, verun- reute vom Sommer 1935 bis zum Frühjahr dieses Jahres ihm in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt anvertraute Gelder seiner

Klienten in zwölf Fällen und in einem Ge­samtbetrag von über 8000 RM., um sie zu eigenem Nutzen zu verwenden.

Reutlingen, 21. Sept. (VomDach ge - sprungen.) Ein 17jähriger Lehrlmg, der in einem hiesigen Kaufhaus beschäftigt ist, hatte sich am Samstag vom Geschäft ent- fernt weil er Unregelmäßigkeiten aus dem Gewissen hatte. In einem Hause rn der Nahe des Bahnhoses hielt er sich verborgen. Dis Hausbewohner wurden aufmerksan, und be- uachrichtigten die Polizei. Als diese erschien, flüchtete er aus das Dach und stürzte sich von dort aus in die Tiefe. Er blieb glücklicherweise an einem Zaune hängen und wurde mit schweren inneren Verletzungen ins Kranken-

Heudorf, OA. Saulgau, 21. September. Morgens befand sich die 24 Jahre alte L. K. aus Heudors, Kreis Saulgau, mit ihrem Fahrrad auf dem Weg zur Arbeitsstätte nach Mengen. Als sie in Begleitung eines anderen Mädchens um die genannte Zeit im Walde zwischen Heudors und Blochingen fuhr, wurde sie von rechts vom Waldrand aus an geschossen und lebensgefähr­lich verletzt. Der Täter, der 29 Jahre alte Anton Adelbert Preitz von Heudors, der das Mädchen schon einige Tage zuvor auf das schwerste bedroht hatte, überzeugte sich nach dem Schuß, ob er- sein Ziel nicht verfehlt habe und erklärte brutal:Es hat

dich, du hast ein Loch!" Dann flüchtete er, da die Angehörigen des verletzten Mädchens kamen, die, wegen früheren Vorkommnissen nichts Gutes ahnend, es in einiger Entfer­nung begleitet hatten. Der Täter ließ in der Nähe des Tatorts die Mordwaffe und sein Fahrrad zurück und flüchtete in die großen Wälder der Umgebung. Der Grund zur Tat ist verschmähte Liebe. Der Täter ist noch flüchtig.

Aus Angst vor Strafe erhängt

lligenderickt 6er »L-Presss Michelau, 21. September. Am Bahnhof in Michelau wurde ein jüngerer Mann erhängt aufgefunden. Die Ermittlung der Landjäger­stelle Rudersberg haben ergeben, daß es sich um den ledigen 27 Jahre alten Krastwagen- sührer O. L. aus Rudersberg handelt. L., der in Fellbach beschäftigt ist. unternahm mii dem Lastwagen seines Arbeitgebers eine Schwarzfahrt und ist ungefähr um 3 Uhr früh bei der Brücke m Mittelschlechtbach auf einen Gartenzaun aufgefahren, wobei der Wagen stark beschädigt wurde. Um der Strafe zu entgehen, hat er seinem Leben ein Ende gesetzt.

Mit dem Kopf zwischen zwei Wagen

iz i 8 e n b e r i c k t äer bl 8 - ? r e s s e

Aalen, 21. September. Aus dem Holzlager- flatz der Firma Katz und KlumPP sollte am Nontag nachmittag um 3 Uhr nach der Ent-

..Den Dauern macht seine Haltung! *

Landrsbauernführer Arnold und Innenminister Dr. Schmid auf dem

Bauerntag in Saulgau

. Saulgau, 21. Sept. Ein prächtiges Festkleid hatte am Samstag die-alte Stadt Saulgau den zahlreichen Gästen zu Ehren angelegt, die zum Vauerntag und zur Tierschau er­schienen waren.' Mit besonderer Genugtuung konnte man feststellen, daß die Jugend sich nicht genug tun konnte, all das Schöne und Große in den Hallen und Zelten der Ober­schwabenschau in sich aufzunehmen.

Bereits am Vormittag war der Landes- bauernsührer Arnold mit seinem Stabe erschienen. Freudig begrüßt traf der Schirm­herr der Oberschwabenschau, Innen- und Wirtschaftsminister Dr. Schmid, auf dem Ausstellungsgelände ein, Heller Sonnen­schein lag über dem Festplatz, als Kreis- bauernführer Wagner die Kundgebung mit herzlichen Begrüßungsworten eröffnerc und noch einmal auf den Sinn der Ausstel­lung hinwies. Nach Bürgermeister Gau und Ausstellungsleiter Högerle sprach Landes- dauernsührer Arnold. Die Ausstellung ver­diene tatsächlich den NamenOberschwübische Leistungsschau", denn sie bringe zum ersten­mal die Zusammenhänge einer Gemeinschaft, einer jahrhundertealten Kultur und vor allem gewaltige politische Zielsetzungen zum Ausdruck. Mit Recht stehe der Begriff Lei­stung über der Ausstellung. Wer die herr­lichen Tiere gesehen, der begreife, was gelei­stet wurde. Mit Stolz könnten wir heute auf unsere Leistungen schauen, weil uns ein Füh­rer den alten Glauben und die alte Hoffnung zurückgegeben habe.

Zwei große Ausgaben habe das Bauern­tum: dem Volke Brot zu liefern, und ihm Blutsquelle zu sein. Durch die Or- ganisation der Ernährungswirtschaft in der Marktordnung und Erzeugungsschlacht, solle die Versorgung unseres Volkes sichergestellt werden. Niemals mehr werde das Bauern­tum darauf verzichten, feine große Blutsaus­gabe und seine gewaltigen Leistungen auf diesem Gebiet in den Vordergrund zu stellen. Denn was wären die Städte, wenn ihnen nicht der Bauer jahrhundertelang seine Kin- der geschenkt hätte? Die Ausstellung zeige auch die neue Stellung, die heute der Boden

m unserem Volke einnimmt. Es war auch hier höchste Zeit, daß durch das Erbhofgesetz dem Bauerntum sein Besitz für alle Zeiten gesichert wurde. Der Bauer solle sich auch wieder bewußt werden, was zu ihm gehöre, und was nicht zu ihm gehöre. Den Bauern macht seine Haltung, nicht der Hof an sich.

Der Redner forderte besondere Aufmerk­samkeit für die Landarbeiterfrage und kam dann auf die Ernährungswirtschast zu spre­chen. Durch die Marktordnung sei Absatz und Preis gesichert. Wenn da und dort die Höhe der Preise kritisiert werde, so dürse nicht ver- efsen werden, daß, wenn 6 Millionen Ar- eitslose wieder in Arbeit und Brot gebracht werden müssen, wenn ein völlig wehrloses Volk wieder seine Waffen gegen den größten Feind der Welt schmieden müsse, ein 66-Ml- lionen-Volk sein tägliches Brot zu einem sichernund tragbaren Preis kau- fen können muß.

Ich weiß, so rief der Landesvauernführer Arnold aus, daß ihr alle Mann für Mann hinter mir steht und wie ich dem Führer fol­gen werden, und ich weiß, daß unsere gemein­same Kraft ausreichen würde, wenn es der Führer von uns verlangen sollte, selbst den Teufel aus der Hölle zu holen.

Innen- und Wirtschaftsminister Dr. Schmid betonte in seiner Ansprache, daß hinter dem Fest ein tiefer Ernst und tiefer Sinn stehe. Jeder Einzelne müsse sich nach Kräften bemühen, aus seinem Besitz und aus sich selbst herauszubolen, was nur möglich sei, um es m den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. Dieser Wille zur höheren Leistung müsse getragen sein von der Liebe zur Sache und der Liebe zum deutschen Volk und Vater­land.

Brausend stieg dann das Sieg-Heil aus den Führer empor, und die Lieder der Nation gaben der festlichen Kundgebung einen be­geisternden Ausklang. Anschließend wur­den dann die prämiierten Tiere vorgeführt, und die glücklichen Besitzer konnten Dank und Anerkennung als Ansporn für weitere Arbeit m Empfang nehmen.

ladung ein Lastwagens mit einem Anhänger zusammengekoppelt werden. Dabei geriet der 75 Jahre alte verheiratete Hilfsarbeiter Johann Vogel mann aus Wasseralfin­gen m i t d e m KoPfzwischen die bei­den Fahrzeuge und wurde aus der Stelle getötet.

MW SAger in SrWrsM

Gansührer Minister Dr. Schmid beim Kreisfiederfcst

Heilbronn, 21. Sept. Unter Beteiligung von 77 Vereinen mit 3000 Sängern fand am Samstag und Sonntag das Kreisliederfest für Brackenheim, Heilbronn und Neckarsulm statt. Bei der Eröffnungstagung am Samstagmittag wies Kreischormeister Zrpperer in einem Bortrag auf die durch die Eingliederung des Deutschen Sängerbundes in die Reichsmusik­kammer erfolgten Aenderungen im Ehorwesen hin. Das Festkonzert am Abend erösfnete das Landesorchester mit einem Konzert von Max Trapp, mit neuzeitlichem Charakter. Den größten Beifall erntete Kurt Litz- manns Hymne für Männerchor und OrchesterSonnengesang". In Otto Siegls Eines Menschen Lied" gefielen einzelne musi­kalische Höhepunkte, bei denen auch die Soli­sten Hedwig Kautz und Hermann Kanzel- m a n n-Stuttgart zur Geltung kamen. Beide Chöre wurden von den Heilbronner Chören zu­sammen mit denen von Sontheim, Neckarsulm und Kochendorf gesungen.

Das Wertungssingem am Sonntag vormit­tag brachte allen Beteiligten einen, wenn auch graduell verschiedenen Erfolg. Die Vereine mußten aus ihrem Uebungsstoff zwei von der Leitung bestimmte Chöre singen,. von denen einer ein Volkslied sein mußte. Bei der sich an­schließender Hauptprobe für die Hauptaufsüh- rung am Nachmittag hielt Gauführer Minister Dr. Schmid, der, wie'auch Gauchormcistcr Nagel, dem Liederfest anwohnte, eine An­sprache, in der er für die Pflege des Volkslieds und der Kameradschaft eintrat und sich über das Gehörte sehr befriedigt ausfprach. Nach dem Essen fand ein Festzug durch die Stra­ßen mit Vorbeimarsch an Gauführer Dr. Schmid statt. Den Abschluß und Höhe­punkt bildete anschließend eineWeihestunde für Volk und Heimat" unter Pflichtmitwir­kung aller Kreisvereine. Ten ersten Teil bil­deten vier Gruppen von Volksliedern, zum Schluß kam ein Zyklus für Mannerchor und kleines OrchesterAusbruch" von Robert Euler- Heilbronn zur Uraufführung. '

r

^ Waiblingen, 21. Sept. Auf der Fcllbacher Straße überholte ciü Motorradfahrer ein Per­sonenauto, wobei er mit einem in entgegen­gesetzter Richtung fahrenden Personenkraft­wagen aus Schwäb. Gmünd zusammensticß. Bei der übergroßen Geschwindigkeit des Mo­torradfahrers wurde der Wagen stark beschädigt und der Motorradfahrer weit über den Wagen hinweg auf die Straße geschleudert, wo er mit gebrochenen Gliedern liegen blieb. Er ist in­zwischen gestorben.

Ein anderer Personenwagen mußte, um den Schwerverletzten nicht zu überfahren, in den Straßengraben lenke», wodurch die fünf In- fassen sehr gefährdet waren. Schließlich fuhr noch ein in gleicher Richtung fahrender Motor­radfahrer infolge dieses Unfalls, durch das rasche Abstoppen des ununterbrochenen Bandes von Fahrzeugen auf das vor ihm befindliche Auto auf, wodurch beide Fahrzeuge beschädigt und der Mitfahrer des Motorrades verletzt wurde.

Stuttgart, 21 . September. (Zusammen­stoß zweier Straßenbahnzüge.) An der Ecke Notebühlstraße und Silberburg­straße stießen zwei Straßenbahnzüge der Linie 21 und der Linie 3 zusammen. Beide Motorwagen wurden aus den Gleisen ge­tragen und beschädigt. Bei dem Zusammen­stoß wurde ein Fahrgast durch Schnittwun­den leicht verletzt.

40 . 60 , ^5 !00

^ ^ A6 --L- 20"/s HL

Äür, L«tF. HÄAAEL.