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Amtsblatt für clas Oberamt Aleuenbürg

Rr. St»

Samstag den IS. September 1S3S

94. Jahrgang

Keine LvWrnkmlgen

kk. Berlin, 18. September.

In letzter Zeit kursieren auf verschiedenen Baustellen im Reich Gerüchte über Senkung der Baufacharbeiter-Spitzenlöhne. Diese Ge­rüchte sind in Zusammenhang zu bringen Zmit der zurzeit beim Sondertreuhänder des Baugewerbes zur Beratung stehenden neuen Neichstarifordnung für das Baugewerbe.

Die Neichsbetriebsgemeinschaft Bau teilt mit, daß an den verbreiteten Gerüchten kein wahres Wort ist und an eine Lohnsenkung in keiner Weise gedacht wird. Vielmehr ist es das Bestreben der Reichsbetriebsgemein­schaft Bau wie auch des Treuhänders für das Baugewerbe, durch Klarstellung der in den augenblicklichen Tarifordnungen beste­henden unklaren Bestimmungen und durch Einführung neuer Vorschriften soziale Ver­besserungen in dem Maße zu bringen, wie sie sich heute schon in Anbetracht der wirt­schaftlichen Lage ohne Schädigung des All­gemeinwohls verwirklichen lassen.

Die Neichsbetriebsgemeinschaft Bau bittet daher, derartigen unbegründeten Falschmel­dungen ganz energisch entgegenzutreten und damit die Verbreitung solcher zur Beunruhi­gung Anlaß gebenden Gerüchte zu verhindern.

Genf, 18. September.

Die 93. Tagung des Völkerbundsrates ist am Freitag nnt einer nichtöffentlichen Sitzung eröffnet worden. Die italienische Ab­ordnung ist nicht erschienen; Italien macht seine Teilnahme von der Abweisung der Ge­sandten des Negus abhängig.

Zwei Schisse senden ständig SOS.

Neuyork, 18. September.

lieber Nord-Südkarolina und den Virgi- nienküsten kam ein Tropensturm auf, der bei einer Windstärke bis zu 90 Stunden- meilcn von verheerender Wirkung war. Zwei Schiffe sandten dauernd SOS-Rufe in den Acthcr. Das LeuchtschiffShesapeake" mußte ebenfalls Hilferufe senden, als seine Anker- kctten rissen. Die Insel Ocracoke (Nord-Ka- rolina) wurde von einer neun Fuß hohen Sturzwelle überspült. Glücklicherweise konn­ten sich jedoch die 400 Inselbewohner recht­zeitig in Sicherheit bringen. Den bisherigen Meldungen nach ist der Sachschaden sehr er­heblich. Der Tropensturm bewegt sich mit steigender Windstärke nordwärts.

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Berlin, 18. September.

Im Berliner Bauunglücksprozeß stellte die Staatsanwaltschaft nach siebenstündigem Plädoyer die Strafanträge. Sie lauten wegen fahrlässiger Tötung und Außerachtlassung einer Berufs­pflicht gegen den 35jährigen Reichsbahn- rat Wilhelm Weyher und den Direktor der Berlinischen Ballgesellschaft, den ^jähri­gen Diplomingenieur Hugo Hofsmanu aus je 5 Jahre Gefängnis, gegen den ^jäh­rigen Balileiter der Berlinischen Baugesell­schaft, Diplomingenieur Fritz Noth, auf 3 Jahre Gefängnis, gegen den 42jährigeu Neichsbahnbaurat Wilhelm Schmitt auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und den 50jüh- rigen Streckendezernenteri, Reichsbahnober­rat Curt Kellberg aus 1 Jahr Gefäng­nis. Ferner wurde beantragt, den Angeklag­ten die Kosten des Verfahrens aufzuerlegen und die erlittene Untersuchungshaft in vol­lem Umfang anznrechnen. Die Hastbesehle bleiben bestehen.

SHMkaSattrophe auf dem Ni!

Kairo, 18. September.

. Auf dem Nil stieß am Freitagnachmittag ern mit 200 Fahrgästen besetzter Vergnü- gungsdampscr mit einem Frachtdampser zu­sammen.

Obwohl die Zahl der Opfer des Schiffs­unglücks ans dem Nil noch nicht genau be­kannt ist, so steht doch fest, daß der Umfang der Katastrophe nicht so groß ist, wie ur­sprünglich befürchtet worden war. Man rechnet mit etwa 45 Toten.

Der Alcazar zum Teil gesprengt

Die Mittelmeerreise König Eduards

100 Nationalisten lSmpsen weiter

Paris, 18. Sept. Wie aus Toledo ge­meldet wird, unternahmen Freitag nachmittag etwa 2VS marxistische Milizsoldaten und Sturmtruppen, nachdem ein großer Eckturm und ei« wesentlicher Teil des noch stehenden Alcazar durch eine Mine gesprengt worden waren, einen Sturmangriff auf die rauchen­den Trümmer.

Nach einem verzweifelten Kampf der noch überlebenden Nationalisten sei es den Stumn- truppen gelungen, die Fahne der spanischen Republik auf den Ruinen zu hissen. Mehrere Kinder, die so lange in den Kellergewölben des Alcazar eingeschlossen waren, seien leben­dig ans Tageslicht gebracht worden. Ein Teil des Alcazar sei nach wie vor in den Händen der Nationalisten, lieber hundert Mann ver­teidigten sich weiterhin in einem Gewölbe.

Die Sprengung sei bis Getase in der Um­gebung von Madrid gehört worden. Eine riesige Feuer- und Rauchsäule sei aufgestiegen, die kilometerweit zu sehen gewesen sei. Ein Eckturm sei völlig in die Luft geflogen und ein großer Teil des Alcazar sei eingestürzt. In Toledo seien sämtliche Fensterscheiben ge­sprungen. Vorsorglich war für die Zeit der Sprengung die Zivilbevölkerung von Toledo zwei Kilometer von der Stadt in einem Lager untergebracht worden.

Das britische SchlachtschiffQueen Eliza­beth", das erst am Donnerstag aus Malaga in Gibraltar eingctroffen war, und als nächsten Bestimmungshafen Malta anlaufen sollte, ist am Freitag früh in Begleitung eines Zer­störers unerwartet nach Malaga zurückgekehrt.

Wie Reuter aus Gibraltar meldet, ist es

in Malaga zwischen den einzelnen Truppen der Roten zu außerordentlich schweren und verlustreichen Straßenkämpfen gekommen. Einer späteren Meldung zufolge hat der Zi­vilgouverneur der Stadt die Regierung in Madrid dringend um Entsendung von Ver-' stärkungen ersucht, weil etwa 600 Mann der Miliz alle Anstalten träfen, sich den Truppen der Nationalisten zu ergeben.

Das diplomatische Korps lehnt Nkükehe nach Madrid ab

St. Jean de Luz, 18. Sept. Freitag nach­mittag fand in St. Jean de Luz eine Sitzung des diplomatischen Korps statt, in der die Forderung der Madrider Regierung, die diplomatischen Vertreter möchten nach der spanischen Hauptstadt zurückkehren, da sie nur auf spanischem Gebiet weilende Diplomaten weiter anerkennen könne, abgelehnt wurde. In Anwesenheit von 13 Missionschefs, da­runter sechs Botschaftern, wurde einstimmig erklärt, daß die Verhältnisse, die seinerzeit die Uebersiedlung der diplomatischen Vertretun­gen von spanischem Gebiet nach St. Jean Le Luz veranlaßten, sich nicht geändert hätten. Das diplomatische Korps beschloß außerdem, auf die Forderung der Madrider Regierung nicht zu antworten, da sie ieder rechtlichen Grundlage entbehre.

An der Sitzung nahmen teil die diploma­tischen Vertreter von Argentinien, England, Vereinigte Staaten, Italien, Frankreich, Bel­gien, Norwegen, Tschechoslowakei, Schweden, Japan, Holland, Venezuela und Finnland.

Neue Ersolge der Nationalisten

Bomben auf das Arbeitszimmer des Chefs der Liuksregierung

Lissabon, 18. Sept.

An der Gu a d a r a m ma f r o n t ist es den Nationalisten gelungen, die starken Berschan- zungcn der Noten in Puerto de Navafria zu überfallen und zu nehmen. Eine Batterie von 7,5-cm-Geschützen und 260 Gewehren nebst großen Mengen von Handgranaten und zahlreichen Gefangenen waren die Beute. In Richtung Toledo sind die Nationalisten 10 Kilometer weit vorgerückt und haben die Ortschaften Casar de Escalona, El Bravo, Serralbo und Jllan de las Vacas besetzt. Die nationalistischen Flieger sind sehr rege. Ciudad Real, Toledo und Madrid wurden mit Bomben belegt. Hier hat eine Flieger­bombe das Arbeitszimmer des Ministerpräsi­denten der Linksregierung Largo Caballero zerstört. Caballero mußte sich aus den Trüm­mern seines zerstörten Zimmers erst heraus- arbeiten, um ins Frei gelangen zu können.

Nach einer Meldung aus Madrid sollen die roten Truppen den Alcazar in Toledo, in dem sich spanische Nationalisten schon seit zwei Monaten verteidigen, unterminiert und in die Luft gesprengt haben. Die Zivil­bevölkerung mußte die Stadt verlassen und ihre Lager in zwei Kilometer Entfernung voy der Stadt aufschlagen. Bestätigt sich diese Nachricht, dann haben die heldenmüti­gen Verteidiger des Alcazar samt ihren Frauen und Kindern das Leben verloren.

Vettien in Menschengestalt

London, 18. September.

Daily Mail" veröffentlicht zuverlässige Augenzeugenberichte über die roten Greuel­taten in Spanien. Danach metzelten die Kom­munisten inCoriadelRio alle zur Rech­ten gehörenden Männer und Frauen in alphabetischer Reihenfolge auf Grund der Wahllisten nieder. Die Opfer wur­den entweder erschossen oder verbrannt. Ins­gesamt gab es über 3 0 0 Tote. Der Flieger Francisco Medina wurde von den Kommu­nisten in Antequera gefangen genommen. Nach­dem ihm die Unmenschen die Augen mit ein«,m Messer ausgestochen hatten, wurde er mit einer Rasierklinge verstümmelt. Während der Folterung

beging sein Mecyamker Selbstmord, um ven gleichen Qualen zu entgehen.

In einer Ortschaft bei Huelva wurden Dhnamitbomben durch die Fenster des über­füllten Gefängnisses geschleudert, bis alle Ge­fangenen tot waren. In Llerena wurde am 4. August ein Priester mit dem Kopf nach unten an eine Wand ge­nagelt. Durch seine beiden Füße wurden große Nägel getrieben. Man ließ den Unglück­lichen solange hängen, bis er tot war. In Constantina wurden 20 Frauen ihrer Kleider beraubt, vergewaltigt, mitBenzinüberschüttetunddann angezündet. In 'derselben Ortschaft wur­den die Leichen der Hingerichteten Männer und Frauen durchgesägt und in Fenstern aufgehängt. In Cazalla de la Sierra wurde ein Priester bei lebendigem Leibe in Stücke gesägt.

In Almendralejo Wurden dreißig Männer, Frauen und Kinder im Gefängnis­hof an die Wand genagelt, mit Benzin über gossen und ange­zündet. In den Klöstern Santa Clara und Santa Anna in Almendralejo wurden in der Nacht zum 17. August zahlreiche Ge­fangene im Schiff der Kirche aufgestellt und von den Kommunisten, die sich im Kirchen­chor befandeic, unter Feuer genommen.

Der Berichterstatter desDaily Tele- graph", Sir Percifal Phillips, schreibt u. a.: Die Stadt Malaga, die normalerweise die Heimat von 150 000 lebenslustigen Spaniern und ein bevorzugter Aufenthalts­ort der Fremden ist. lebt jetzt unter der Elendsherrschaft von Mordbanden. Die Hinmetzelung der Einwohner, die sich nicht offen zu derSache der Arbeiter" (!) beken­nen, ist inkleine Tötungen" und organisierte Tötungen" einge­teiltworden. Außerdem erschießen die Kom­munisten jedesmal, wenn Flugzeuge der Nationalisten Bomben auf die Stadt abwer­fen, 48 Geiseln.

Die Opfer derkleinen Tötungen" sind die­jenigen, die von den Mordbanden infolge Privater Streitigkeiten oder geringfügiger Vergehen, wie der Nichtzahlung von Brivcrt- schulden, ausgesucht werden.

Ein Blick hinter die Kulissen der großen Weltpolitik

Während ganz Deutschland noch unter dem überwältigenden Erlebnis von Nürn- berg steht, während die zurückkehrenden Gliederungen der Bewegung den Widerschein neugewonnener Kraft auf ihrem Antlitz tra­gen, ist die WeltPoli 1 ik nicht müßig ge­blieben. Sie hat im Zeichen tiefgehender Veränderungen in den Beziehungen der Völ­ker weiter ihre Kreise gezogen. Da erfah­rungsgemäß die weltpolitische Konstellation gewichtige Rückwirkungen auf Europa und damit auf Deutschlands Entschlüsse auszu­lösen Pflegt, so sind ihre Tendenzen sorgsam aufzuzeigen.

Die englische Negierungspresse hat sich be­müht, der Reise König Eduards VIII. ins östliche Mittelmeer eine harmlose Auslegung zu geben. In Wirklich­keit kommt dieser Fahrt eine hoch Polt- tische Bedeutung zu. Die Gründe lie­gen offen. Der Ausgang des abessinischen Feldzuges und Englands bei allem Waf­fengeklirr immerhin sehr bedächtiges Verhalten, hat dem britischen Weltreich einen gewissen Ansehensverlust gebracht, namentlich in dem, für Kräfteverlagerungen so überaus hellhörigen vorderen Orient. Wenn England gegenüber den arabi­schen Aufständischen ein relativ scharfes Verhalten gezeigt hat und ein noch schärferes ankündigt, so entspringt diese Hal­tung wesentlich dem Bedürfnis, der Welt zu zeigen, daß Old England noch kräftig lebt Aber England will auf keinen Fall ein zweitesmal eine Macht unterschätzen, wie beispielsweise Italien anläßlich des abessinischen Abenteuers". England trifft umfangreiche diplomatisch-politische und natürlich auch militärisch-strategische Vor­kehrungen, um einer weiteren Verbreiterung der Einflußzone Roms und etwaiger terri'- torialer Ausbreitungsgelüste vor'zubeugen. Alle diesbezüglichen Beteuerungen Mussoli­nis, Italien sei durch den Besitz des tausend Möglichkeiten in sich bergenden Abessinien gesättigt, begegnen in der öffentlichen Mei­nung Englands schwachem Glauben. Das Foreign Office ist mißtrauisch geworden uno in diesem Falle befolgt es stets seine her­kömmliche Uebung, es sammelt Bun- desgenossen, Nachbarn seiner Interes­sengebiete, wobei frühere Feindschaften keine Nolle spielen.

Symptomatisch für das Maß des Miß- behagens gegenüber Italien ist die Abschaf­fung der bisher wahlweise zugelassenen na- lienischen Amtssprache auf Malta, deren Bewohner stark italienischen Einschlag zei­gen und teilweise ein italienisches Idiom sprechen. England will reinen Tisch im östlichen Mittelmeer machen. Es will sich die Lebensader seines Weltrei- ches nicht weiter gefährden lasten, nachdem über der Bastion Ost-Afrikas, Abessinien, Italiens Flagge weht. D a h e r der weitaus­gedehnte Besuch König Eduards, der seit früher Jugend auf Grund eigener Anschau­ungen und dank der Unterweisungen aus­gezeichneter Berater die Nervenstränge des Empire genau kennt.

Südslawien hat der erste diplomatische Besuch gegolten. Zusammen mit dem Kriegs­minister Duff-Cooper hat der König sämt­liche stragetischen Punkte der langgedehntcn. buchtenreichen Küste besichtigt. Südsla- Wien ist der gegebene Verbündete Eng­lands in einem möglichen Krieg mit Italien. Die Wunde von Fiume wird nie ver­narben und die italienischen Jnselbesitzun- gen an der dalmatinischen Küste samt dem mehr oder weniger verhüllten Protektorat über Albanien werden in Belgrad als Pfähle im eigenen Fleisch empfunden.

Mit Griechenlands Diktator Metaxas führte Englands Herrscher ebenfalls lange Gespräche. Griechenland, ein alter und er­probter Freund Englands, soll der Macht­gruppierung gegen Rom einverleibt werden. Das Politisch bedeutsamste Zusammentreffen aber galt dem türkischen Diktator Kemal Atatürk, ein markantes Beispiel für die Wandlungen Politischer Gefühle und Not­wendigkeiten. Die Türkei, vor, in und nach dem Weltkrieg der geschworene Feind Eng­lands im Kriege von 1919 bis 1922 soll­ten die Griechen auf Englands Geheiß -er