Donnerstag den 17. September 1836
Der Enztäler
94. Jahrgang Nr. 217
Der Führer und Reichskanzler Kat den Oberbaurat Fleischhauer. Vorstand der Technischen Beratungsstelle beim Württ, Landesgewerbe, amt, auf seinen Antrag aus dem württ. Landes- dienst entlassen. Der Führer und Reichskanzler hat den Studienrat Kollros in Rottweil auf Ansuchen in den Ruhestand versetzt. Der Führer und Reichskanzler hat den Studienrat Baidln - ger in Ludwigsburg aus seinen Antrag in den Ruhestand versetzt. Der Führer und Neichskanz- ler hat im Namen des Reichs dew Gewerbeschul, rat Mauch an der Gewerbeschule in Schwen- ningen a. N. auf Antrag in den Ruhestand ver- etzt. Der Führer und Reichskanzler hat den Volks- chulrektor Kübler in Stuttgart zum Bezirks» chulrat ln Freudenstadt ernannt.
Der Herr Neichsstatthalter hat im Namen des Reiches je auf Antrag die Hauptlehrerin Wan- delan der Frauenarbeitsschule ln Tuttlmgen in den Ruhestand versetzt und die Hauptlehrerin Boebel an der Frauenarbeitsschule in Murr- Hardt aus dem Landesdienst entlassen.
Der Herr Innenminister hat im Namen des Reichs den Oberwachtmeister der Schutzpolizei Mäher bei der Polizeidirektion Heilbronn auf seinen Antrag in den Ruhestand versetzt.
Der Herr Präsident des Technischen Landesamts hat im Namen des Reichs den Walzmeistcr Johannes Banzhaf beim Straßen, und Was- serbauamt Ravensburg zum Oberwalzmeister er- nannt.
Der Herr Oberlandesgerichtspräsident in Stuttgart hat die Versetzung des Hausverwalters Rem- vold von dem Amtsgericht Langenburg auf die Hausverwalterstelle der dem Amtsgericht Kirch- heim aufgehoben und den Heizer Tröhler bei dem Landgericht Heilbronn dem dienstlichen Be- dürsnis entsprechend aus die Hausverwaltcrstelle bei dem Amtsgericht Kirchheim, sowie den Haus- Verwalter Moser bei dem Amtsgericht Heil- bronn dem dienstlichen Bedürfnis entsprechend und mit seinem Einverständnis als Hausverwal- ter an das Landgericht Heilbronn verseht. Mit Ablauf des 31. Dezember dieses Jahres tritt Ver- waltungsobersekretär Kaiser, bei der Staats- anwaltschast Ravensburg kraft' des Gesetzes in den dauernden Ruhestand.
Der Herr Landesbischos hat die Stadtpfarrei Horb, Dek. Sulz, dem Stadtpsarrer Leih in Tailfingen, Dek. Balingen übertragen. Von dem Bischof von Nottenburg ist die kath. Stadtpfarrstelle Biberach, unter Enthebung des Stadt- Pfarrers Eble von Böckingen vom Antritt dieser Stelle, dem Kaplan Keppeler in Ulm verliehen worden. Von dem Bischof von Nottenburg find die Pfarrstellen Aixheim dem Pfarrer Mauch in Afsaltrach, Neuburg dem Pfarrer Mühleisen in Iggingen, Urlau dem Dekan Dr. Willburger in Willerazhofen, die Schloßkaplaneistelle in Herrlingen dem Kaplaneiverweser Alfons Leykauf daselbst ver- liehen worden.
Diensterledigungen
Die Bewerberinnen um je eine»Fachlchrstelle für Handarbeit, Hauswirtschaft und Mädchenturnen an den Volksschulen in Göppingen und Plüdexhausen (Kreis Welzheim) haben sich ois 1. Oktober dieses Jahres bei der Ministcrial- abteilung zu melden.
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Mit einem Sonderzug aus München tra- fen am Dienstagabend die 450 Hitler-Jungen, die eine Jtalienreise unternehmen, in Padua ein. Zu ihrem Empfang hatten sich die Vertreter der Behörden, darunter der Präfekt der Provinz, der Bürgermeister der Stadt, der deutsche Vizekonsul und zahlreiche Mitglieder der faschistischen Jugendorganisationen auf dem Bahnhof eingefun- >en. Unter klingendem Spiel zogen die Hit- er-Jungen durch die von zahlreichen Men- chen dicht gefüllten Straßen in das Schul- aebäude. das ikmen als Quartier dient.
Neichkiilinuligslaguiig des Tischlerhandwerks
Eröffnung der Ausstellung »Zeitgemäße Schreinertechnik«
Stuttgart, 16. September.
Als Auftakt zu der in diesen Tagen in der Stadt des Auslandsdeutschtums stattfinden, den 2. Neichstagungdes Reichsinnung s. verbandsdesTischlerhandwerks fand im Landesgewerbemuseum die Eröffnung der von der Abteilung Technik des Landesgewerbemuseums veranstalteten Ausstellung „Zeitgemäße Schreine, reitechnik" statt. Baurat Schuhmacher beleuchtete in feiner Begrüßungsansprache die verschiedenen Gründe, die für den Ausbau der Ausstellung maßgebend ge- wesen seien. Die Reichstagung stehe in erster Linie unter dem Gesichtspunkt, zur Weiterentwicklung der kulturellen Grundlagen des tischlerischen Schaffens beizutraqen. Bekannt seien aber auch die wirtschaftlichen Sorgen des Handwerks. Nicht alle Betriebe könnten in dem Umfang arbeiten, wie wir es alle wünschten. Aus dem großen Programm der Neichsregierung, das umfangreiche Pläne für Bauen und Wohnen vorfehe, würden sich jedoch neue Aufgaben auch für die deutschen Tischler ergeben. Der Redner gab der Hoff, nung Ausdruck, daß die Ausstellung den Teilnehmern an der Tagung eine Fülle neuer Anregungen zu geben vermöge. Im Anschluß hieran eröffnest Neichsinnungs. meister Kaiser die Ausstellung. Mit Nachdruck wies er darauf hin, daß der 2. Reichsinnungstag des Tischlerhandwerks aus allen Gebieten im Zeichen unseres Willens zur SteigerungderLeistung stehe. Die deutschen Tischlermeister seien verpslich.
tet, ihre Betriebe aus einem hohen Wirtschaft- lichen Stand zu halten. Wenn immer wieder auf die besseren wirtschaftlichen Verhält- niste in Württemberg hingewiesen werde, so seien diese nicht zuletzt mit daS Ergebnis einer fortwährenden Beschäftigung der würt- tembergischen Wirtschaft mit den Dingen des technischen Fortschritts. Wir sind, so betonte der Neichsinnungsmeister, geradezu ver- pflichtet, diesen technischen Fortschritt an- zuwenden, denn wir dienen damit zu unse- rem Teil im Aufbauprogramm des Führers.
Empfang aus dem Rathaus
Am Samstagmittag 12 Uhr wurde der engere Beirat des Reichsinnungsver- Landes des Tischlerhandwerks, an dessen Spitze Reichsinnungsmeister Kaiser, von Oberbürgermeister Dr. Strölin in Gegenwart einer Reihe von Stuttgarter Ratsherren auf dem Rathaus feierlich empfangen. Oberbürger, meister Dr. Strölin sprach sich dabei sehr erfreut darüber aus, daß es gelungen ei, den Reichsinnungstag der deutschen Tischler in Stuttgart abzuhalten. Namens des engeren Beirats des Reichsinnungsverbands dankte Reichsinnungsmeister Kaiser dem Oberbürgermeister für den herzlichen Empfang. Reichsinnungsmeister Kaiser übergab Oberbürgermeister Dr. Strölin ein Bild, eine kunstvolle Jntarsienarbeit, die eine Ansicht Stuttgarts, der Stadt zwischen Hügeln und Reben, darstellt. Oberbürgermeister Dr. Strölin war über dieses sinnvolle Geschenk hocherfreut und nahm es mit herzlichem Dank in die Obhut der Stadt.
Der 65jährige Fuhrmann Paul Maier von Neustadt, OA. Waiblingen wurde am Dienstagabend in feinem Pferdestall tot unter dem Pferd liegend aufgefunden. ES ist anzunehmen, daß er von dem etwas bösartigen Pferd ge- schlagen wurde.
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Unterhalb Ebersbach a. F. wurde am Dienstag früh eine Radfahrerin ohnmächtig. Sie stürzte vom Rad und blieb bewußtlos liegen. Ein hiesiger Autofahrer-brachte sie in ärztliche Behandlung.
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Ein schon im Jahre 1933 wegen Sittlich- keitsverbrechen an Kindern in mehre- ren Fällen vorbestrafter Mann von Buchau a. F. hatte sich in letzter Zeit wiederum an minderjährigen Kindern vergangen. Er wurde deshalb am Montagabend festgenommen und über Nacht bis zum Weitertransport im Ortsarrest in Buchau untergebracht. Als am Dienstag früh nach ihm gesehen wurde, hatte er inzwischen durch Erhängen feinem Leben eine Ende gemacht.
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Der amerikanische Zeitungskvnig Hearst, der sich zur Zeit auf einer Deutschlandreise befindet, besuchte am Montag, von Heidelberg kommend. Schwäbisch Hall.
Ludwigsburg, 16. September. (Schwerer Deckeneinsturz.) Abends wurden die Bewohner des Hauses Seestraße 57 durch Erschütterungen des Hauses beunruhigt. Zunächst nahm man ein Erdbeben an. Da der Hausbesitzer gerade abwesend war, wandten sich die Frauen an einen Nachbar. Dieser konstatierte, daß in einem Wohnzimmer des ersten Stockes die Zimmerdecke erhebliche Risse aufwies, die in ihrem Ausmaß ernste Befürchtungen rechtfertigten. Er riet daraufhin der Wohnungsinhaberin vom Betreten des Zimmers ab. Zum großen Glück, denn drei Minuten später stürzte die ganze Zimmerdecke herunter, die Möbel unter sich begrabend. Da auch die Gas- und Lichtlei. tungen abgerissen wurden, hätte leicht ein größeres Unglück geschehen können. Wodurch der Deckeneinsturz verursacht wurde, konnte bisher noch nicht einwandfrei festgestellt werden.
Marbach a. N., 16. September. (Kerner- Ausstellung.) Aus Anlaß des 150. Geburtstags von Justinus Kerner ist im Schiller.Nationalmuseum in Marbach eine Gedächtnisausstellung veranstaltet worden. Sie umfaßt eine Reihe Originalbildnisie des Dichters von C. Müller, Ehr. Fr. Duttenhoser, Karl Heide- loff, Zell u. a., außerdem zahlreiche, nicht immer jsu Kerners Zufriedenheit ausgefallene Stiche. Lithographien und Photogra
phien. Den Bildnissen seiner Eltern und feines Nickele reihen sich an Bildnisse und Gedichte seines Sohnes Theobald und seines als Medizinalrat in Wehr verstorbenen Enkels Georg Kerner, dem ebenfalls dichterische Begabung verliehen war. Auch der Kreis um Kerner ist in Originalbildnissen vertreten. Aus dem literarischen Nachlaß Kerners, den das Schiller-Nationalmuseum bewahrt, liegen handschriftlich auf aus der Studienzeit das „Sonntagsblatt für gebildete Stände", das von Januar bis März 1807 von Kerner geschrieben wurde, eine Anzahl Gedichte, darunter die erste Niederschrift des Wanderliedes „Wohlauf noch getrunken der funkelnden Wein" und die Manuskripte sei- ner Hauptwerke von den „Neiseschatten" bis zum „Bilderbuch aus meiner Knabenzeit" und den originellen „Klecksographien". Eine besondere Abteilung enthält Briefe an Kerner von Dichtern und anderen hervorragenden Zeitgenossen. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die einzige nach dem Leben geschaffene Büste Kerners von dem Bildhauer Zell.
Ulm, 16. September. (Der Chef des Stabes der SA. in Ulm.) Einen unerwarteten Besuch erhielt am Dienstagabend unsere Stadt. Auf der Rückfahrt von Nürnberg nahm der Chef deS Stabes der SA., Viktor Lutze, hier Aufenthalt.
en, 16. September. Z u m L e i- ter des GesamtzeppelinbetriebeS in Frankfurt ernannt.) Die Deutsche Zeppelin-Reederei in Berlin-Friedrichshafen hat dem Fabringenieur, Oberingenieur Karl Beuerle der Zeppelinwerft Friedrichshafen die Gesamtleitung deSiechnischen Fährbetriebs in Frankfurt a. M. überragen. Beuerle verlaßt nun nach 26jäh- riger Tätigkeit die Zeppelinwerft und die Stadt Friedrichshafen, um seinen neuen Posten in Frankfurt zu übernehmen. Der Scheidende kam am 1. November 1910 zuerst zum Luft
schiffbau und zur Deutschen Luftschiffahrts- AG., der Delag. Bei Kriegsausbruch wurde
Beuerle wiederum zum Luftschiffbau abkommandiert. Während des Krieges hatte er den Auftrag, auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen und in der Heimat havarierte Luftschiffe zu reparieren. Während des Baues des Luftschiffes „Graf Zeppelin" war Beuerle als Montage-Ingenieur tätig. Er machte mit die- sem Luftschiff die vielen großen und kleinen Fahrten, darunter auch die Arktis-Fahrt als Fahringenieur mit. Bei der Weltfahrt reiste er auf einem Dampfer nach Tokio voraus und traf dort die Vorbereitungen zur Landung. In der Folge verblieb Beuerle als Fahringenieur auf „Graf Zeppelin".
Erbhof Anwesen abgebrannt
Dettingen-Iller, 16. September. Im landwirtschaftlichen Anwesen des Erbhofbauern Leo Ludwig entstand nachts ein Brand, der sich vom Oekonomiegebäude auch auf das angebaute Wohnhaus ausdehnte. Beide Gebäude sielen dem Feuer restlos zum Opfer. Zur Hilfeleistung der Ortsfeuerwehr war die Motorspritze aus Ochsenhausen erschienen. Das Vieh wurde teils unter erheblichen Schwierigkeiten in Sicherheit gebracht, während die neue Ernte und ein Großteil des Mobiliars verbrannten. Ueber die Ursache des Brandes sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen; eS besteht aber der Verdacht der Brandstiftung.
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„Gott bewahre, so wie ich's sage, meine ich's auch. Aber das muß ich nun auch noch wissen: Warum die .Life! aus dem Spätzlehaus'?"
„Weil unser Haus so klein ist. Gerade als wär's für die Spatzen gut genug. Darum haben's die Leute hier das Spätzlehaus getauft. Und das mag wohl auch richtig sein. Denn wir sind ja auch so richtig arme Spatzen, meine Mutter und ich, die da drinnen Hausen. So richtige arme Sperlinge."
Sie sagt das in ihrer stillen, beinahe ernsthaften Art und läßt dabei den Grashalm in den Wind fliegen. Peter lächelt nicht, er zieht nur sacht die kleine warme Hand zärtlicher an sich. Sie wird vielleicht achtzehn Jahre alt sein, denkt er, aber sie spricht beinahe wie eine junge Frau. Eine sehr zarte, junge Frau.
„Armer, kleiner Sperling — goldene, kleine Lisel", murmelt er, „da haben sich ja richtig wieder zweie gefunden."
Sie wendet ihm das Gesicht zu. Cs ist ein Heller, reiner Glanz darin, der ihn erschüttert.
„Nun brauch ich wohl nicht mehr weiter zu erzählen, sieter Himmelreich?"
Er schüttelte den Kopf.
„Ich möchte den jungen Sperling sehr leise streicheln, daß er sich ganz in meine Hand kuschelt."
„Haben das Sperlinge gern?" fragt sie scheu.
„Vielleicht. Man muß es einmal versuchen."
Sonne flimmert in Millionen Funken im Wasser. Die Wiese duftet und strömt ihren Erdgeruch stark und unerschöpflich aus. In der Luft über den Feldern kapriolen Kiebitze, aus unsichtbaren Himmelshöhen tönt das Lied der Feldlerche, dazwischen klingt das weiche Moll des Weibchens, aus dem Schilf steigen ein paar Kronenschnepfen, irgendwie aufgescheucht» empor und segeln auf reglosen Schwingen
durch die Mittagsstille. „Tlu tlui, tlu tlui", flöten sie über das Bruch und lassen einen langen Triller folgen. Vom Himmel'herunter stößt mitten über dem Fluß eine Bekassine in jähem Bogenflug, fängt sich wieder auf und fliegt querfeldein.
Fern vom Dorf her weht Hundegebell.
Peter hat facht seinen Arm um das Mädchen gelegt. Der Zauber dieser Stunde spinnt beide ein, macht sie stumm und läßt ihr Blut leise klingen und rauschen. Lisel schmiegt ihre Wange an Peters Schulter, fester umschlingt sie sein Arm, daß sie das Gesicht aufhebt und nun ganz nah ihm in die Augen sieht. Peter spürt das feine Flimmern in ihrem Blick, das leise Zittern um ihren Mund, der sich ein wenig geöffnet hat. Es ist etwas unendlich Rührendes in diesen klaren, von einer verhaltenen Sehnsucht durchwärmten Zügen.
„Lisel — Bruchmädel — wie hell muß euer Spätzlehaus sein, wenn dein Blondkopf den ganzen Tag drin leuchtet!"
Peter atmet den Duft ihres Haares und versinkt in die bunte, traumhafte Verworrenheit eines süßen Rausches.
„Lisel — schöne Lisel — ich glaube, ich könnte dich sehr -- sehr lieb haben."
Ganz offen und blank und himmelblau ist »ihr Blick zu ihm aufgeschlagen. Der Traum dieser Mittagsstunde, die sanfte Hingegebenheit der Wiesen ringsum, das ganze einsame, still reisende Land bis hinten zum zerfließenden Horizont — es lockt und winkt und schimmert und ergibt sich in diesen Augen. Cs leuchtet wider in dem aufbrechenden Lächeln um den Mund, es zittert in den schmalen Händen, die sich wie von selbst aufheben und um Peters Schultern legen. Das Vruchmärchen geht um.
„Liebe kleine Lisel", flüstert Peter ergriffen und zieht ihr Gesicht zu sich empor.
Dann küßte er sie.
Der rote Mund zuckt ein wenig, aber das ist nur einen Herzschlag lang, danach schenkt er sich willig und ergeben der ersten berauschenden Zärtlichkeit, die diese Stunde ihm bestimmt hat.
Es dauert sehr lange, bis Peter sie für eine Weile frei
gibt. In diesem Augenblick fällt ihm wohl ein, wie er sie vorhin erst vom Hügel am Ufer aus bemerkt hat. und aus diesem flüchtigen Gedanken heraus fragt er:
„Sag' mal, warum heißt der Hügel da hinten eigentlich die Dragonerschanze?"
„Ach", antwortete sie, eng an ihn angelehnt, „das ist so eine alte Sage. Es heißt, da hätten im Dreißigjährigen Kriege kaiserliche Dragoner quartiert; es soll damals dort eine Höhle gegeben haben. Und von da aus sollen sie ihre Beutezüge in die umliegenden Dörfer unternommen haben. Aber der Berg war wohl viel größer als heute."
Peter lacht leise und zieht sie wieder an sich.
„Kann schon stimmen, Lisel. Vielleicht bin ich ein Nachkomme von jenen Dragonern, wie? Ich Hab' mir ja auch meine Beute von jenem Hügel aus geholt. War es gut, daß ich dort stand?"
Lisel flüstert sehr leise:
„Ja, es war gut so, Peter."
Und ihre Lippen schenken sich von neuem.
Der alte Weidenbaum über ihnen knistert mit seinen schmalen Blättern im Wind, es raschelt im Schilf, Kraut und Gras duften Im Sonnenglast. Das Bruchmärchen geht um
ZweitesKapitel
Peter läuft den Tag über wie benommen herum. Am Nachmittag, nein, da hat die Lisel keine Zeit, hat sie gesagt. Da gibt's allerlei zu Hause zu tun. Im Gärtchen Unkraut zu zupfen, das Federvieh versorgen, Wäsche zu flicken, eir bißchen zu waschen, ach Gott, es ist so mancherlei.
Aber zum Abschied vielleicht — ja, das könnte schon sein. Sicher aber sei das auch nicht.
Na, da muß man also bescheiden sein. Punktum!
Es stimmt schon, die Lisel hat reichlich zu tun. Die paar Stunden am Vormittag mit den Ziegen auf der Weide, wenn gutes Wetter ist, sind alleweil wie ein Himmelsgeschenk. Man kann auch die Mutter nicht gar so lange allein lassen. Die hat heute schon so merkwürdi<- geschaut, als sie verlvätet von der Weide kam.
(Fortsetzung folgt.)