94. Jahrgang Nr. 216
Mittwoch den 16. September 1838
Der Enzläler
Der Führer und Reichskanzler hat den Negkc- rungsbaurat Banzhaf, Vorsteher des Neichs- bauamts Stuttgart, zum Oberregierungsbaurat ernannt, sowie den Regierungsrat Hagmann bei dem Finanzamt Sigmaringen mit Ablauf des Monats Oktober 1936 und den Oberregierungsrat Bollacher bei dem Landesfinanzamt mit Nb- lauf des Monats November 1936 auf Antrag in den dauernden Ruhestand versetzt.
Der Innenminister hat im Namen des Reichs den Obermaschinisten mit der Amtsbezeichnung Maschinenmeister Christian Bauer bei der Heilanstalt Weissenau zum Maschinenmeister bei die- ser Anstalt ernannt.
Der Kultminister hat den Studienrat Beutt- ner an der Lehrerbildungsanstalt m Nagold an die Friedrich-List-Schule (Gymnasium und Real- gymnastum) in Reutlingen, den Studienrat S e y- fried an der Realschule m,t Latemabtellung ,n Waldsee an die Realschule in Ehingen a. D. den Reallehrer Kümmel an der Latein, und Real- schule in Leutkirch an die Realschule m Bad Mergentheim und den Neallehrer Maier an der Realschule in Balingen an die Realschule in Leonberg versetzt.
Der Generalstaatsanwalt hat den Notariats- Praktikanten Hauber bei den Gefängnissen Heil- bronn zum Obersekretär bei dem Frauenstraf- gefängnis Gotteszcll ernannt.
Der Präsident des Landesfinanzamts Stuttgart hat sür den Reichsminister der Finanzen namens des Führers und Reichskanzlers de» Steuerwacht- meister a. Pr. Link bei dem Landesfinanzamt zum Steuerwachtmeister ernannt, den Steuerinspektor Ganser bei dem Finanzamt Eöppin- gen, den Steuersekretär Thomas Schmid bei dem Finanzamt Stuttgart-Ost und den Zoll- sekretär Steinle bei der Zollaussichtsstelle (St) Sigmaringen nach Erreichung der Altersgrenze, sowie den Obersteuersekretär Heinecker bei dem Finanzamt Stuttgart-Nord und den Stener- oberwachtmeister Schnaible bei dem Finanzamt Tübingen aus Antrag mit Ablauf des Monats November 1936 in den dauernden Ruhestand verseht.
Im Bereich des Landessinanzamts Stuttgart 'wurden versetzt:
Steueramtmann Kunz bei dem Finanzamt Stuttgart-Nord als Steuerrat an das Finanzamt Kassel, Oberstenerinspektor Wendnagel bei dem Landesfinanzamt an das Finanzamt Nürtingen, Obersteuerinspektor Haller bei dem Finanzamt Nürtingen an das Landesfinanzamt, Steuerinspektor Pongratz bei dem Finanzamt Oberndorf an das Finanzamt Tübingen, Steuerinspektor Weber bei dem Finanzamt Reutlingen an das Finanzamt Oberndorf, Steuerinspektor Bauer bei dem Finanzamt Biberach an das Finanzamt Leonberg, Steuerinspektor Nill bei dem Finanzamt Hettbronn an das Finanzamt Bietigheim, Obersteuersekretür Lieh bei dem Finanzamt Heilbronn an das Finanzamt Wiesbaden, Steuersekretär Brücker bei dem Finanzamt Reutlingen an das Finanzamt Hamburg. Süd. Zollsekretär Präger bei dem Zollamt Wangen an das Zollamt Stuttgart-Bad Cannstatt, Zollsekretär Lehnert bei der Zollaufsichtsstelle (St) Leutkirch an das Zollamt Wangen, Zollsekretär Stock inger bei der Zollaussichtsstelle (St) Waldburg an die Zollaussichtsstelle (St) Saulgau.
Im Bereich der Neichspostdirektion Stuttgart treten mit Ablauf des Monats September kraft Gesetzes in den dauernden Ruhestand: Postamtmann Karl Fischer in Stuttgart 18, Postamtmann Karl Schmidt in Backnang und Ober- Postmeister Haug in Kornwestheim.
Der Landcsbischof hat Prälat Vöhringer in Ludwigsburg seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt und die Pfarreien Rot am See, Del. Blaufelden, dem Repetenten Richard Saug am Stift in Tübingen, und Zwerenberg, Del. Calw, dem Religionslehrer Hans Lüg in Kirchheim-T. übertragen.
Stuttgart, 15. September. (Tag der Pferde beim 101. Cannstatter Volksfest.) Die von der Stadt Stuttgart unter Mitwirkung der SA.-Gruppe Südwest und des Schwäbischen Neitervereins am Samstag, 19. September, und Sonntag, 20. September, auf der Festwiese veranstalteten pferdesportlichen Vorführungen versprechen ein Ereignis von besonderer Bedeutung zu werden, lieber 200 SA.-Reiter nehmen an dem beide Tagesprogramme einleitenden Aufmarsch der SA.-Nerterftürme mit berittenem Tromperkorps teil. Es folgen dann reiterliche Vorführungen der SA.- Reiter. Mit der Wiederaufnahme von Trab- rennen in das Programm wird eine alte Gepflogenheit der Vorkriegsjahre fortgesetzt. Damit auch die Pferdezucht im Hinblick auf den zu erwartenden starken Besuch der Landbevölkerung zu ihrem Recht kommt, wird das Württ. Landgestüt Marbach eine Auslese seiner besten jungen Hengste in einer reizvollen Quadrille vorführen.
Fellbach, 15. Sept. (Personen- und Sachschaden beim Tr a n s Por t eines Niesenbagger s.) Dieser Tage wurde bei Nacht vom Fellbacher Bahnhof nach Aldingen ein 2 5 00 Zentner sch w e- rer Niesenbagger auf Naupenbändern transportiert. Da dieser gewaltige Koloß die ganze Straßenbreite einnahm, mußte die Straße von hier über Schmiden nach Nek- karrcmZ gesperrt werden. Bei dem etwa vierzehn Stunden dauernden Transport verunglückte ein Arbeiter, der eine Hand in das Räderwerk brachte. Verschie- denemal mußten Baumäste und Lichtleitungen entfernt werden. In Schmiden wurde an einer engen Stelle eine Mauer umge- drückt. Das ungeheure Gewicht des Baggers hatte auch Straßenbeschädigungen zur Folge. Der einer Bausirma gehörende Bagger wird zu den Arbeiten am Neckarkanal benötigt.
Stuttgart, 14. Sept. (Major George interessiert sich für das Jugendherbergswerk.) Der Sohn des ehemaligen englischen Premierministers Lloyd George, Major George, und sein Begleiter, Prof. Evens, besichtigten anläßlich ihres Stuttgarter Aufenthalts das Modell des „Hauses der Jugend" Tübingen. Major George interessierte sich lebhaft für die ihrer Vollendung entgegensetzende Jugendherberge, die' bekanntlich als Musterbeispiel für das ganze Reich gilt. Der stellvertretende Landesverbandsleiter des Landesverbandes Schwaben im Reichsverband für Deutsche Jugendherbergen, Unter- bannführer Scharrer, erläuterte den Gästen an Hand der Grundrisse und Lichtbilder den Fortschritt im Bau von Jugendherbergen, wie er am „Haus der Jugend" zum Ausdruck kommt. Er wies auch aus den durch ein Abkommen zwischen dem deutschen und englischen Jugendherbergsverband neu geschaffenen deutsch-englischen Jugendaustausch hin.
Nürtingen, 14. September. (Derzweite Gautag der Gehörlosen.) Im Hinblick auf die Tatsache, daß die Nürtinger Taub- stummenanstalt im nächsten Monat das Jubi
läum ihres 90jährigen Bestehens begehen kann, waren mehrere hundert frühere Schüler der Anstalt zum zweiten Gautag der Gehörlosen in ihrer alten Schulheimat zusammen- gekommen. Die Hauptfeier fand in der Stadthalle statt, und zwar mit einer Reihe von Dar- bietungen, in denen trotz des schweren gemeinsamen Schicksals, das den Gehörlosen auferlegt ist, doch ein froher und zuversichtlicher Lebens- Wille zum Ausdruck kam. Den Abschluß der Tagung bildete ein Kameradschaftsabend, bei dem sür besondere Leistungen zahlreich« Preise verteilt und sonstige Ehrungen vorgenommen werden konnten. Im Zusammenhang mit dem Gautag gab eine Leistungsschau einen Ueber- blick über die Arbeit der Gehörlosen und besonders über gutbewertete Leistungen taubstummer Schüler und Schülerinnen.
Heutingsheim, OA. Ludwigsburg, 14. Sept. (Dieb fest genommen.) Dieser Tage wurde hier ein Mann auf einer Baustelle festgenommen. Er hatte einem Arbeitskameraden die Lohntüte gestohlen. Obwohl er sie im Bahnkörper vergraben hatte, gelang es den Landjägern, den Täter zu entlarven. Dabei stellte sich heraus, daß es sich um einen gefährlichen Fahrraddieb handelt, der seit 1932 gewohnheitsmäßig Fahrräder stiehlt und sie in seiner eigenen Reparaturwerkstätte in Rheinhausen (Baden) wieder verkauft.
Salach OA. Göppingen. 14. September. (Motorradfahrer fährt in fünf- köPfige Familie.) Ein Motorradfahrer fuhr in Süßen in der Richtung von Donz- dorf die Hauptstraße herunter. Aus bisher unerklärlichen Gründen kam der Fahrer an der Filsbrücke auf den rechten Gehweg und fuhrineinefünsköPsigeFamilie hinein. Während drei der Familie mit dem Schrecken davonkamen, wurde eine jüngere Frau und besonders ein Kind schwer verletzt.
Heilbronn, 14. Sept. (Wüste Schläge r e i.) In einer hiesigen Altstadt-Wirtschaft gerieten einige Gäste in Streit, der in eine wüste Schlägerei ausartete. In deren Verlaus hat Karl Berner aus Schwaigern zwei Gegner mit dem Messer ziemlich schwer verletzt, während er selbst und ein anderer Teilnehmer der Prügelei mit Stuhl- deinen und ähnlichen Werkzeugen so schwer verletzt wurden, daß sie in das Krankenhaus verbracht werden mußten.
Göppingen, 14. September. (Von einer rin stürzenden Wand begraben.) An einer Brücke der Reichsautobahn bei Gr urbingen ereignete sich ein schweres Unglück, dem der verheiratete Arbeiter Leopold Peter aus Diersburg, Kreis Offenburg, zum Opfer fiel. Peter wurde von einer einstürzendenWand erdrückt und begraben. Obwohl die Arbeiter auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht worden waren, machte sich der tödlich Verunglückte, der eine Frau und sechs Kinder hinterläßt, fahrlässigerweise an der Unglücksstelle zu
Ebersbach a. F.» 14. September. (Motorradfahrer tödlich gestürzt.) Während der Nacht stürzte am östlichen Ortseingang einStuttgarterMotorrad- fahreL gus unbekannten Gründen. Der
Verunglückte war sofort tot. Ein Auto- ahrer, der von Göppingen her hinter ihm ühr, berichtet, daß der Verunglückte vor- chriftsmäßrg in etwa 60 Kilometer-Tempo gefahren sei und Plötzlich ohne jedes Hindernis stürzte.
Rot an der Rot, OA. Leutkirch, 15. Sept. In der Nacht brannte infolge Selbstentzündung des Futters das Stall, und Scheuer- gebäude des Landwirts Joses Schädler hier nieder. Die Eigentümer lagen im tiefen Schlaf, als das Feuer um Mitternacht ausbrach. Der Viehbestand konnte gerettet werden. Fünf Schweine, darunter zwei trächtige Mutterschweine, verbrannten. Das ganze Gebäude mit den großen Getreide- und Futtervorräten siel den Flammen zum Opfer. Der Schaden betragt etwa 14 000 RM. Im Jahre 1930 ist das Gebäude ebenfalls abgebrannt.
Deutsche Zischtermeisler in Stuttgart
Reichsinnungsmeister Kaiser spricht im Rundfunk
Stuttgart, 14. September.
Der vom 16. bis 19. September 1936 nach Stuttgart einberufene 2. Reichsinnung s- tag des deutschen Tischlerhand- Werks hat einen außerordentlichen Widerhall gefunden, lieber 2000 Berufskameraden haben ihre Teilnahme bereits zugesagt, darunter Vertreter der befreundeten Innungen des Auslandes. Aber auch für die württ. Oesfent- lichkeit ist diese Tagung von außerordentlicher Bedeutung durch die Veranstaltung der Aus - stellung „Deutsches Wohnen" im Ausstellungsgebäude des Landesgewerbeamts. Diese Ausstellung wird in vorbildlicher Weise die Einrichtung und Gestaltung des Heims durch handwerkliche Möbel zeigen.
Gleichzeitig wird in der Schreinerfachschule in Stuttgart eine Lehr-Schau veranstaltet, die einen wertvollen Ueberblick über die Er- ziehungdesNachwuchsesim Tischler- Handwerk geben soll. Auf der in festlichem Rahmen stattfindenden Kulturtagung wird dann die Bedeutung des Tischlerhandwerks im Rahmen des Gesamthandwerks und damit in der gesamten deutschen Wirtschaft gezeigt werden.
Für alle diejenigen Angehörigen des Tisch- leryandwerks und der verwandten Berufe, die an der Tagung nicht teilnehmen können, sei mitgeteilt, daß am Mittwoch, dem 16. September, 17.45 Uhr, der Reichsinnungsmeister Pg. Kaiser mit dem um die Vertiefung der handwerklichen Kultur außerordentlich verdienten Präsidenten der Handwerkskammer Flensburg, Pg. Kummerfeldt, über grundlegende und bedeutungsvolle Fragen des Tischlerhandwerks und seine kulturellen Auf- gaben im Stuttgarter Sender sprechen werden.
Sautaguns des NEW in Stuttgart
Reichstagung des Reichsbundes für deutsche Vorgeschichte in Ulm
Während am 10. und 11. Oktober d. I. in Stuttgart die diesjährige Gautagung des NS.-Lehrerbundes stattfindet, wird gleichzeitig am Sonntag, dem 11. Oktober, der Reichsbund für deutsche Vorgeschichte seine Reichstagung in Ulm abhalten. Als Geschichtslehrertagung des NS.-Lehrer- bundes wird diese Veranstaltung noch dadurch besondere Bedeutung erhalten, als auf ihr Reichsminister Darr« und Neichsleiter Alfred Rosenberg sprechen werden.
llrheb-r-Rechl-schuh: Drei üuellen-verlag, känlgsbrück (Dez. Dre«de«1
MM
„Hm? Na ja. Also schön, man kann nichts dagegen machen, nicht wahr? Es gibt in Berlin zur Zeit nur einen Peter Himmelreich, das ist schon was, nicht? Und was ich nun hier im Bruch suche, kann ich Ihnen ganz genau sagen, verehrter Flachskopf."
Das Mädel zieht einen kleinen Mund.
„Was denn? Gefällt Ihnen mein Haar nicht?"
Peter lacht.
„Wenn ich ein Schmuser wär, würde ich sagen, es ist der entzückendste Flachskopf, dem ich jemals begegnet bin."
„Genug, genug!"
„Also warum ich hier bin? In so einem Bruchnest haben einmal meine Eltern gewohnt. Ich bin da geboren. Liegt noch ein Stück weiter rauf nach Landsberg zu. Na, alle Vruchdörfer sehen ja egal aus. Dieses Nest also habe ich mal besucht, Hab' mir einfach eine Woche Ferien genommen und heidi auf und davon! Von da bin ich dann per Fußmotor — er zeigt auf seine mit kräftigen Wanderschuhen beschlagenen Füße — zurückmarschiert und fahre übermorgen wieder nach Hause. Seit gestern wohne ich da drüben im ,Krug', von Krüger, das heißt, ich schlafe nobel auf dem Heuboden, glänzendes Appartement. Fließendes Wasser auf dem Hof. Kolossal geräumiger Schlafraum mit Lüftung durch die Dachziegel und teilweise freiem Blick zum Sternenhimmel. Also ganz großartig, sage ich Ihnen."
Fräulein Ziegenhirtin hat vor Verwunderung den Zeigefinger ein bißchen in den Mund geschoben. Sie weiß nicht recht, soll sie lachen oder ernst bleiben.
„Aber Geld kosten tut's doch auch, nicht wahr?" fragt sie etwas zaghaft.
»Na klar! Nachtlager 20 Pfennig pro Nacht. Mehr verträgt mein Geldbeutel nicht."
„Und warum sind Sie denn da nicht in Ihrer Heimat, wo Ihre Eltern wohnen?"
»Nee, Flachsköpfchen, Tote beherbergen ja keinen mehr."
»Ach so."
„Ja."
Peter lehnt sich nach hinten ins Gras. Ihm ist hier unter der Weide neben diesem fremden Mädel, das ihm plötzlich so seltsam vertraut ist, unendlich wohl zumute. Anna und Mariechen zupfen hinter ihm laut und kauend im Kraut, Nero patscht im Schilf am Ufer herum und ist offenbar auch sehr glücklich. Die ganze Welt scheint in dieser Stunde verzaubert zu sein.
„Ich studiere nun schon im siebenten Semester in Berlin. Wissen Sie, was man so studieren nennt, wenn man sich das Geld dazu erst verdienen muß. Am liebsten würde ich den ganzen Krempel an den Nagel hängen und mich hier bei irgendeinem Bauer verdingen."
„Ich weiß schon, was das heißt: studieren. Der Sohn vom Bauer Puhlmann da drüben" — sie weist nach der Koppel mit den beiden Hunden zurück — „studiert auch. Der ist immer in den Ferien hier und trägt eine rote Mütze und ist dann jeden Abend im -Krug' betrunken. Der soll mal Landrat werden."
„Ach herrje! Na, bis dahin wird man hoffentlich hier im Kreise noch ohne ihn auskommen, wie? Man wird sich eben solange durchstümpern hier. Haha!"
Er lacht herzlich.
„Ist ein ekelhafter Mensch, der Max Puhlmann. Ich mag ihn gar nicht!"
„Na, dann wird er auch nichts taugen", fegt Peter Himmelreich diesen Studiosus Puhlmann beiseite.
„Und was werden Sie einmal?" fragt die leise, sanfte Stimme fast ehrsüchtig.
Er blickt über den Fluh, in diesen blaßblauen Himmel mit seinen fröhlichen Wolken, in diese sonnendurchflutete Weite, die endlos zu sein scheint.
„Ja, ich habe einmal davon geträumt, große Häuser zu bauen, Kirchen, Dome, Paläste, wissen Sie, ein Baumeister
zu werden, der Bauten schasst, wie sie noch nie da waren, neue architektonische Linien dichtet — ach Gott!"
Eine harte Falte steht ihm plötzlich zwischen den Augenbrauen, und in seinen Hellen Augen ist ein stählerner Glanz, der sie fremd und unerbittlich macht. Peter Himmelreich muh wohl zwei Seelen in seiner Brust haben. Aber mit einemmal glättet sich seine Stirn wieder, er richtet den Oberkörper auf und sagt:
„Ach was! Träume! Wir leben nicht in einer Zeit der Träume und phantastischer Hoffnungen. Genug von mir, Fräulein Flachskopf, und nun sind Sie dran zum Erzählen. Jawoll! Also hier könnt' ich stundenlang liegen. Nur keine falsche Schüchternheit. Sie wohnen doch wohl im gleichen Dorf, nicht wahr? Und da sollte ich nicht wissen, mit wem ich ich eine sehr schöne Stunde unter dieser alten Weide verbracht habe, die ich" — seine Stimme wird leiser und bittender — „nicht vergessen werde?"
Seine Hand liegt auf der ihren. Es ist eine so kleine, schmale Hand, bronzefarben von Luft und Sonne.
„Wer ich bin?"
Zwei Menschen sehen sich an, einen langen Augenblick lang.
Dann sagt der junge, rote Mund still:
„Ich bin die Lisel aus dem Spätzlehaus, wenn Sie's denn schon wissen wollen."
Dabei errötet sie wieder ein wenig und läßt den Kopf sinken.
„Also Lisel! Just so mußten Sie auch heißen!" begeistert sich Peter und hält ihre Hand fester.
So sitzen sie eine Weile ruhig nebeneinander, die Schultern wie von selbst aneinander gelehnt, dann sagt Peter:
„Ja, so etwas von der Königin Luise ist in dem Gesicht, Lisel, nun Hab' tch's heraus. So, wie man die Luise aus den Bildern kennt. So etwa muß die ausgeschaut haben."
Die Lisel kraust den Mund:
»Nun machen Sie's aber zu stark, Herr Student!"
(Fortsetzung solgt.)