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Amtsblatt für clas Oberami Meuenbürg
Nr. LI«
Mittwoch den 16. September 1S3S
94. Jahrgang
Der Sieb hat gesessen!
WM« SLimManoiwde der Sowielprelle — Der gesamte Inhalt der Goebbels- und Ralendeeg-Nede verschwiegen
KUMM errang den Weis des Führers
Der SA.-Reichsgepäckmarsch in Nürnberg Südwest belegte den 7. Platz
In Nürnberg im Rahmen des Reichs- Parteitages ist nun die Entscheidung gefallen. Der Neichsgepäckmarsch der SA. ist beendet, die SA.-GruPPe Kurpfalz nach har- tem Kampf als Sieger hervorgegangen. Seit Mai dieses Jahres begannen in den Stur- men, Standarten und Brigaden der SA. die Ausscheidungskämpfe, denn nur die Besten, die Sieger-Stürme der 21 Gruppen konnten in Nürnberg um den Siegespreis kämpfen. Zu ihnen gesellte sich ein Sturm des Hilfswerkes Nordwest, der außer Wettbewerb startend an dem Entscheidungsmarsch teilnahm.
Als Sieger ging schließlich nach Prächtigem Kamps und in jeder Weise vorbildlichem Marsch die Gruppe Kur Pfalz hervor, die damit den Preis des Führers errang. Als Zweiter erhielt die Gruppe Westmark den Ehrenpreis des Stabschefs Luhe, während die Gruppe Franken als dritter Sieger den Ehrenpreis des Reichsschatzmeisters und die Gruppe Niedersachsen für ihren vierten Platz den Ehrenpreis des Neichssport- führers von Tschammex und Osten erhielten. Gruppe Südwest (Württemberg) belegte den siebten Platz.
In Gegenwart des Stellvertreters des Führers. Rudolf Heß. des Stabs-Leks Lutze und sämtlicher Gruppenführer 0 er SA. fand im Lager Langwasser die Sieger- Ehrung statt. Neichsminister Heß schritt zunächst die Fronten der Brigade- und Standartenführer und der 22 Gepäckmarschstürmc ab. In einer begeistert aufgenommenen Rebe anerkannte er die hervorragenden sportlichen Leistungen der SA. und dankte allen Grup- Pen-Stürmen, vor allem den vier siegreichen Einheitm. Dann ergriff Stabschef Lutze das Wort.
Berlin, 15. Sept. Obwohl nunmehr seit den Reden der Reichsleiter Reichsminister Dr. Goebbels und Alfred Rosenberg vor dem Parteikongretz schon eine Woche vergangen ist, hat die Sowjetpresse es vis heute noch nicht gewagt, auch nur auszugsweise den Inhalt der beiden Referate wiederzugeven. Nicht ein einziges der Argumente wird angeführt. Nicht einmal wird der Versuch gemacht, irgend etwas zu wiederlegen. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: weil die Argumente so schlagend sind, datz es nichts zu widerlegen gibt. Auch das Wort „Jude" kommt bezeichnenderweise in dem kurzen Telegramm, das allein die Telegraphenagentur der Sowjetunion über die Goebbelsrede herausgab, nirgends vor. Sämtliche Feststellungen über die völlige Brrsudung der gesamten Führung in der Sowjetunion werden glatt verschwiegen. Auch dafür ist der Grund klar: Das russische Volk darf sich niemals bewußt werden, daß cs fast ausschließlich von volksfremden internationalen Juden geführt wird.
Dafür überschlägt sich die Sowjetpresse in wüsten Schimpfkanonaden und verbraucht dabei sämtliche Superlative des russischen Schimpfwörterbuches. So heißt es z. B. in der Prawda: „Die neueste Nummer des Nürnberger Programms bildet die Rede des „Champions sür das Schwergewicht" im internationalen antiboljewistischen Kampf. Joseph Goebbels. Goebbels hat alle Abwässer von allen Gullys der sowjetfeindlichen Linien und alle Verleumdung in seiner Rede ausgenommen,
alle antikommunistischen Gemeinheiten, die auf den faszistischen Zäunen geschrieben werden. Die Rede von Goebbels hat man sozusagen nicht nur hören, sondern auch riechen können. Goebbels hat jedoch die stinkende Flüssigkeit seiner Rede durch irgendwelche Tatsachen belegen wollen. Er hat das sehr leicht bewerkstelligt. Er nahm sie aus der deutschen Wirklichkeit. Der Humor der breiten Massen, die Ratlosigkeit der Arbeiter, die lichtlose Not, das alles entnahm Goebbels der bedrohlichen Wirklichkeit des heutigen faszistischen Deutschlands. Mit angestrengter piepsiger Stimme rief Goebbels die internationale Bourgeoisie zum offenen Kampfe gegen den -Bolschewismus auf.,,
Das ganze ist der Veste Beweis dafür, datz der Hieb gesessen hat. Man kann es dem deutschen Volke getrost selbst überlassen, sich ein Urteil über diese Schreibweise der Sowjctpresse zu bilden.
Aalien fordert Vorbereitung
Rom, 15. September.
lieber den Standpunkt Italiens zu der vor der britischen Regierung vorgeschlagener Einberufung -er Konferenz der Locarno Mächte wird folgende amtliche Mitteilung ausgegeben. „Hinsichtlich der Konferenz de: Locarnomächte hält Italien an seiner grundsätzlichen Annahme fest; Italien ist aber der Ansicht, daß der Einberufung der Konferenz eine entsprechende diplomatische Vorbereitung vorausgehen müsse."
Eine audenvolttMe Nede des amerikanischen Staatssekretärs
Washington, 15 .Sept. .Autzenminister Hüll hielt vor dem Bund „Guter Nachbarn", einer kürzlich gegründeten demokratischen Wahlkampforganisation, eine große Rede über die Außenpolitik der Vereinigten Staaten.
Wir haben ein großes Land, so führte er u. a. aus, das uns reichliche und stets sich bessernde Lehensbedingungen sichert. Wir suchen oder bedrohen keine Gebiete oder Besitzungen anderer Länder, wir fühlen uns durch zwei große Ozeane getrennt und geschützt von Europa und Asien. Wir sind als Volk ausgewachsen in einer tief eingewurzelten Ueber- lieferuug einer Toleranz persönlicher Freiheit, Selbstverwaltung und Freundschaft der -guten Nachbarn. Aus diesem Grundprinzip entspringt unsere Einstellung zu den anderen Nationen. Wir wollen Freunde sein aber nicht Verbündete. Wir möchten weitgehende und gegenseitige vorteilhafte Handelsbeziehungen zu den anderen Völkern pflegen.
Bei der Gestaltung unserer politischen Beziehungen müssen wir die Lage in den anderen Ländern berücksichtigen. Diese Lage ist heutzutage in vielen Ländern nicht ruhig, sondern aufgeregt und von gegenseitiger Furcht erfüllt. In dieser unruhigen Atmosphäre müssen wir vorsichtig den Kurs unserer Außenpolitik bestimmen und gleichzeitig versuchen, das Drohende Unheil einer neuen Weltkriegskatastrophe abzuwehren. Hier beginnt unsere Aufgabe als gute Nachbarn. Deswegen haben wir den Kellog-Pakt abggschloossen und so dringend an der internationalen Abrüstung gearbeitet. Aktiv können wir uns an der Beilegung von Konflikten aber nicht beteiligen. Sollte ein Krieg ausbrechen, so werden wir vor die schwere Frage gestellt, welche Politik uns am besten vor Verwicklung bewahren kann. Durch das Neutralitätsgesetz sind in Abänderung des im Weltkrieg 1914—1918 herrschenden Zustandes bereits einige Einschränkungen festgelegt worden, durch die verhindert werden soll, daß wir hineingezogen werden. Der weitere Ausbau dieser Politik bedarf jedoch der ständigen Aufmerksamkeit. Die amerikanische Demokratie wird alle im Auslande an unsere Küsten schlagenden Wellen anderer Weltanschauungen abwehren können, wenn wir das Gesamtwohl über den Eigennutz stellen und patriotisch an der Erhaltung dieser großen Nation Zusammenarbeiten.
Ae SkreMage in Nor-seankreich
Streikende werde« bewaffnet — 180VS Streikende in den Dogefe«
Paris, 15. September.
Die Streiklage im nordfranzösischen Tex- tilgebiet hat sich in den letzten 24 Stunden weiter verschärft. Die Vertreter der Arbeit- geber haben in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten deutlich zum Ausdruck gebracht, daß sie sich weigern, durch ihre Unterschrift irgend ein Abkommen zu unterzeichnen, das den Ruin der Textilindustrie bedeuten würde.
Der Vorsitzende des Arbeitgcoe^crbandes teilt ferner mit, daß er niemals die Abdankung der Arbeitgeber unterzeichnen werde. „Wenn Sie", so heißt es wörtlich in diesem Schreiben, „soweit es Ihnen das Gesetz erlaubt, die Initiative ergreifen, den Arbeitgebern Gewaltmaßnahmen auszuzwingen, so können Sie uns trotzdem nicht verpflichten, diese Maßnahme durch unsere Unterschrift zu ratifizieren. Denn derjenige, der Befehl erteilt, muß all- -- die Verantwortung dafür übernehmen. Ich erlaube mir fern ms hinzuweisen, daß ich Ihnen gelegentlich unserer gestrigen Aussprache wiederholt habe, daß einer der hauptsächlichsten Punkte der ist, den ^"hrern der Industrie die Autorität wiederzugeben, die für die wirksame Leitung ihrer Unternehmen notwendig ist, um die Einrichtung von Sowjets in ihren Betrieben zu verhindern." Die Arbeitnehmer haben sich da- gegen bereit crttart. einen Schiedsspruch der Nem-ilng —^erkennen, weil sie sehr genau wissen, daß ihre hauptsächlichsten Forderungen berücksichtigt werden.
Inzwischen haben sich der Streik und die Betriebsbesetzungen endgültig auch aus die Textilindustrie in den Vogesen ausgedehnt. Etwa 30 Fabriken liegen still. Am Montag befanden sich 15 000 Arbeiter im Streik. In Epinal und Thaon kam es zwischen Streikenden und Arbeitswilligen zu Zusammenstößen, denen die Gendarmerie ein Ende machen mußte.
In Lille und Umgebung ist die Lage jedoch wesentlich ernster, da die Streikenden nicht nur gewillt sind, bis zum äußersten zu gehen, sondern nach dem „Echo de Paris" auch über die notwendigen Mittel verfügen, um diese Drohung in die
Lat um zu setzen. Der Liller Sonderberichterstatter des Blattes meldet in diesem Zusammenhang ein Gerücht, wonach an die Streikenden in der vergangenen Woche Waffen verteilt worden seien. Der Streik in Lille hat sich inzwischen auch aus die Schlachthöse und Markthallen ausgedehnt.
Der „Figaro" will wissen, daß die außergewöhnlich ernste Lage, die durch den Mißerfolg der Schlichtungsbemühungen Blums hervorgerufen sei, unter den Regiernngsmitgliedern selbst zu Meinungsverschiedenheiten geführt habe. Eine hochstehende Persönlichkeit habe erklärt, der Generalstreik in Nordfrankreich sei kein Ding , der Unmöglichkeit. Die Besetzung der Betriebe, die jetzt zu einem normalen Druckmittel geworden sei, und amtlicherseits geduldet werde, gestalte die Lage der radikalsozialistischen Kabinettsmitglieder äußerst heikel.
Seit Montagabend streiken in Nemire- mont und Umgebung (westlich der Vogesen) 3700 Textilarbeiter mehrerer Betriebe. Einige Werke wurden von Streikenden besetzt.
In einer Entschließung beschuldigt der Verband die Textilindustriellen, die Regierung der Volksfront stürzen zu wollen. Ferner erklärt er, nötigenfalls die wichtigsten Verwaltungsgebäude zu besetzen, um' der Zentralregierung die freie Verfügung über diese Verwaltungen zu sichern. Diese Entschließung zeigt deutlich, daß der Streik in der Textilindustrie von dem sozialen Gebiet längst aus das politische übergegrisfen hat. In Paris sind die Arbeiter einer Pariser Fabrik für Präzisionsgeräte sür die Kriegsmarine in den Streik getreten, um gegen die Entlassung von 20 aushilfsweise eingestellten Zeichnern zu Protestieren.
, In Brest haben 30 Maler, die auf dem rmBaubefindlichenPanzerkreu- zer „Dunkerque" beschäftigt sind, die Arbeit eingestellt. Sie verlangen einen bezahlten halben Urlaubstag. der den Bordarbeitern bei dem Besuch des KrieqsmarinemimsterS »uaebilliat wurde.
Rürnbrrgrr Ms
Es ist unmöglich, die Tausende von Pressestimmen aus aller Welt zum Neichspartei- tag 1936 wiederzugeben. Nur ein kleiner Querschnitt ist möglich, der uns Einblick gibt in die Auffassungen der verschiedenen Völker.
Berlin:
Das Zentralorgan der NSDAP, schreibt zum Schlußwort des Führers u. a.: „Verfluchen wir das Lippenbekenntnis und setzen wir immer an Stelle leerer Worte die wahrhafte nationalsozialistische Tat. In dieser Tat allein können und wollen wir Adolf Hitler und allem, was wir in diesem Namen lieben, den einzigen Beweis erbringen: Wir glauben!"
London:
Die in England mit großer Spannung erwartete Schlußrede des Führers wurde von den Londoner Blättern unter fetten Schlagzeilen ausführlich wiedergegeben. „Times" nennen Hitlers Schlußrede einen außerordentlich heftigen Appell und eine Warnung an Europa gegen die bolschewistische Drohung. „DailyMai l" erklärt, mit der heftigen Absage an den Bolschewismus, die sich mehr mit Grundsätzen als mit Programmen besaßt hat, hat Hitler den Parteitag abgeschlossen, ans dem er eine Kraft an den Tag gelegt hat, wie er sie nie zuvor entfaltet hat.
Paris unbelehrbar
Die Pariser Presse berichtet ausführlich über den Abschluß des Parteitages, ohne daß allzuviel Verständnis für die Europa drohende Gefahr zu erkennen wäre. Pertinax liest aus den Ausführungen des Führers „nur neue Eroberungsgelüste". Gabnele Cudenet erklärt im „Petit Journal", der Führer verurteile nicht nur den Kommunismus und bedrohe (!) nicht nur die Staaten, die die kommunistische Auffassung für sich in Anspruch nehmen, sondern auch alle diejenigen, die verdächtig seien, dem Kommunismus Sympathien entgegenzubringen, und sogar diejenigen, die „lediglich aus nationalem Interesse" (I!) mit Moskau zusammenarbeiteten. Wladimir d'Ormesson, dessen Ausführungen im „Figaro" sachlich gehalten sind, stellt fest, man müsse aus dem Nürnberger Parteitag die Lehre ziehen, daß Deutschland darin erneut einen Beweis seiner Einheit und Macht bekundet habe. Darüber hinaus habe es aber auch ein vorzügliches Sprungbrett für seine Politik, das heiße die Vernichtung des Kommunismus, gefunden. Der Sonderberichterstatter des „Journal" erklärt, die Wehrmacht sei von der Menge begeistert empfangen worden. Es sei die Armee des deutschen Volkes, die diesem Voll die Gewißheit gebe, daß Deutschland wieder eine Großmacht geworden sei. Für dieses Volk seien die schweren Stunden vorüber, denn das Heer sei da, das seinen Stolz und seine Hoffnungen recht- fertige.
Der Abschluß des Reichsparteitages der Ehre bildet in der römischen Morgenpresse das Kernstück der ganzen ausländischen Berichterstattung. Die großartigen iieünngen , der Wehrmacht, das Massenaufgebot der Zu- ' schauer und ihre Begeisterung sowie die Verehrung für den Führer geben den glänzenden Nahmen dazu. Man sieht in den Veranstaltungen des Schlußtages eine einzige große Schau der Politischen, wirtschaftlichen und militärischen wie auch der kulturellen und moralischen Kräfte der deutschen Nation. Am stärksten aber wird die große politische Bedeutung des Reichsparteitages und ganz besonders der Worte betont, mit denen der Führer und Reichskanzler abschließend der Welt noch einmal die Größe der bolschewistischen Gefahr und die unerläßliche Aufgabe ihrer Abwehr geschildert hat.
Ueber den tiefen Eindruck, den die Schlußrede des Führers mit ihrer flammenden Anklage gegen den Bolschewismus und ihren deutlichen Hinweisen auf die Schwäche des Regimes der Volksfront im Vergleich zu denen der Autorität und Ordnung in Pacis hervorgerufen habe, ließ sich „Piccolo", das Mittagsblatt des „Giornale d'Jtalia", von seinem Pariser Korrespondenten ausführlich berichten: Vergebens wolle man sich in Paris über diesen nachhaltigen Eindruck hinwegtäuschen, indem man anders rem formale Argumente dcr aktuellen Außenpolitik zu j deuten suche.