Schreüenstage in Barcelona
Eia Stuttgarter, der die Revolution von Anfang an miterlebte, erzählt
1. Fortsetzung
Id. 6. Ter deutsche Geschäftsmann —r. hat von der Wohnung seines Freundes aus die Kämpfe zwischen dem Militär und der roten Arbeitermiliz in Barcelona beobachtet. Er war Augenzeuge der grauenhaften Vorgänge in der Nacht vom ersten Revolutionssonntag aus den Montag, in der die Roten über 40 Kirchen und Klöster in Brand steckten. Mit welch bestialischer Grausamkeit die Linken schuldlose Menschen marterten, haben wir in dem gestrigen Bericht gelesen. Heute erzählt uns Herr —r. weitere Erlebnisse, wobei er einmal nur mit knapper Not dem Tod entging.
Nicht einem Spanier, ob er sich nun politisch zu den Roten oder zur Militärgruppe bekannte, wäre es eingefallen, einem Deutschen Leid anzutun. Im i 'genteil, man hat die Deutschen auf der Iberischen Halbinsel mit Recht nur immer als Freunde betrachtet. Wohl hatten schon in den letzten Monaten die radikalen roten Zeitungen die Namen einzelner Parteigenossen veröffentlicht und in gemeiner Art gegen den Nationalsozialismus gehetzt. Wer aber saß denn in den Redaktionsstuben dieser Zeitungrn? Doch niemand anders als die von Moskau bezahlten Söldlinge, darunter besonders viele jüdische Emigranten.
Am Mittwochmorgen hetzten diese üblen Zubstkte die verführten Volkshaufen geaen deutsche und italienische Staatsangehörige. Besonders hatten sie es dabei auf den Landesgruppenleiter der NSDAP., Pg. Hellermann, abgesehen. Als die Roten morgens vor das Wohnhaus von Pg. Hellermann zogen, um ihn herauszuholen, war es schon zu spät. I letzter Minute hatte dieser von seiner beabsichtigten Erschießung erfahren und sich gerade noch in Sicherheit bringen können. Dafür erstörte dann der Pöbel das Privatbüro Heiermanns.
Emigranten waren die Anführer
Anschließend zogen die Plünderer zum Parteibüro. Auch dieses glich in kurzer Zeit einem Trümmerhaufen. Ebenso wurden das deutsche Heim, die Geschäftsräume der Deutschen Arbeitsfront und der Deutschen Lufthansa demoliert. Schließlich mußte auch noch die deutsche Schule daran glauben. Einwandfrei haben wir dabei sestgestellt, daß jedesmal. wenn es zum Sturm gegen deutsches Eigentum ging, deutsche Juden und Kommu- nisten in deutscher Sprache Brandreden hiel- len und mit dabei waren als Anführer.
Es waren jüdische Emigranten, die mit der Photographie in der Hand nach Pg. Hellermann suchten. Wenn es bei dieser Deutschenverfolgung zu keinen Todesopfern gekommen ist. so ist dies nur dem Umstand zu verdanken, daß die Bedrohten von Freunden rechtzeitig gewarnt und in Sicherheit gebracht werden konnten.
Am Donnerstagnachmittag kamen vier Deutsche aufs Konsulat, die mit ihrem BMW.-Wagen nach Deutschland fahren wollten. Dringend rieten wir ihnen alle ab. die Reise fortzusetzen. Aber sie wagten es trotzdem. Um 4 Uhr verließen sie das Konsulat, von unseren besten Wünschen begleitet.
abends um 10 Uhr wurden sie von Noten angehalten, aus dem Auto gezerrt und erschossen.
Am selben Nachmittag stürzte ein Mann in höchster Aufregung in die Geschäftsräume des Konsulats und berichtete, daß soeben die Noten die deutsche Schule, die Kirche und das Pfarrhaus in Brand stecken würden. Wir konnten diese Nachricht kaum glauben, immerhin war es aber notwendig, sich Gewißheit KU verschaffen. Der Generalkonsul fragte mich, ob ich es wagen wolle, einen Gang zur deutschen Schule zu machen. Ich sagte zu und zog sofort Rock. Kragen und Krawatte aus, um mich möglichst den auf der Straße herumlaufenden Roten anzugleichen.
Me peinlichsten Mlnnken meines Lebens
Vor der Schule stand ein Lastwagen und ein Personenwagen. Verdächtige Umstände, die aber noch auf nichts schließen ließen. Kaum hatte ich ein paar Schritte im Hausflur der Schule getan, kamen von hinten zwei Banditen auf mich zugestürzt und setzten mir ihre Gewehrläufe auf die Schulterblätter. Den eigentlichen Grund meines Besuches konnte ich ihnen natürlich nicht angeben, und so log ich den Beiden vor, daß ich einen Jungen im Auftrag seiner Eltern suchen müsse. Mit schlotternden Knien wurde der Hausmeister herbeigebracht, der Arme konnte verständlicherweise auch keine Auskunft geben. Man hatte mich inzwischen an die Wand gestellt und den Lauf eines Maschinengewehrs auf den Bauch gerichtet. Schließlich sagte ich, daß ich jetzt weiter im Hause nichts mehr zu tun hätte und wieder Weggehen wollte. Die Noten waren aber anderer Meinung. „Sie gehen erst dann weg, wenn wir wollen!' war ihre Antwort. Nachdem sie mir dann noch eine ganze Weile mit dem Tod gedroht hatten. brachten sie mich unter Bewachung bis zum Ausgang der Schule. Und jetzt begannen für mich die Peinlichsten Minuten meines bisherigen Lebens.
Jedermann wußte es, daß die Roten ihre Opfer mit ganz besonderer Vorliebe von hinten erschießen. Am Ausgang blieb die Bewachung zurück, und ich mußte nun bis zur nächsten Straßenkreuzung allein gehen, wobei es mir verboten war, mich umzudrehen. Das Wasser lies in Strömen an meinem Körper hinab, so habe ich geschwitzt, bis endlich die Kreuzung erreicht war. Aber, Gott sei Dank, war es noch einmal gut gegangen Erleichtert atmete der Konsul auf, als er erfuhr, daß die Greuelnachricht zum Glück nicht stimmte.
Die deutschen Kriegsschiffe, die ja einen viel größeren Weg als die italienischen und französischen Schiffe zurücklegen mußten, trafen am Freitagnachmittag unter Volldampf im Hafen von Barcelona ein. Sie konnten dann den Schutz der deutschen Reichsangehörigen und des deutschen Eigentums selbst übernehmen. Vorher hatte diesen Schutz die italienische Flotte ausgeübt.
Warum die Flagge nicht gezeigt wurde
Verschiedene Deutsche konnten es nicht versteken. daß wir aus dem Konsulat die
/ Hakenkreuzflagge nicht aufgesetzt hatten. Hätten wir die Hakenkreuzflagge gezeigt, dann hätte die zügellose Menge unter der Führung deutscher Juden und Kommunisten einen Sturm auf das Konsulatsgebüude unternommen. Wie aber hätten wir unseren Landsleuten helfen sollen, wenn man uns auch noch die letzten amtlichen Räume zerstört hätte. Das Konsulat war die einzige Hilfsmöglichkeit von mehr als 1000 Volks- genossen und mußte deshalb unter allen Umständen unversehrt bleiben.
Tag und Nacht gab es jetzt auf dem Kon- sulat zu arbeiten. Bon überall her kamen Flüchtlinge, die möglichst rasch abreisen woll- ten, und da es an geschulten Leuten man- gelte stellte ich mich von nun an dem Gene- ralkonsul zur Verfügung. So hatte ich Gelegen- heit, Hunderten schon ganz verzweifelten Volksgenossen wieder Mut zuzusprechen — und es ist fast unglaublich, was es ausmacht, wenn in einer allgemeinen Panikstimmung wenigstens ein paar Männer da sind, dw den Kopf oben behalten. Nie aber habe lch soviel Leid erlebt wie in diesen Tagen. Es ist buchstäblich wahr, wenn in der deutschen Presse bekanntgemacht wurde, daß nicht nur arme Volksgenossen, sondern auch begüterte Deutsche all ihr Hab und Gut liegen und stehen lasten mußten und nur ihr nacktes Leben retten konnten.
(Fortsetzung folgt.)
LeiM Runde tm Echach'Slympla 1M6
München, 1. September. Im Schacholympia München 1936 wurde am Dienstagvormittag die 21. und letzte Runde gespielt. Wenn auch das endgültige Ergebnis noch nicht feststeht, da noch eine ganze Reihe von Hängepartien am Nachmittag zu Ende zu spielen ist, so ist doch bereits sicher, daß die ungarische Mannschaft die Goldene Medaille errungen hat.
Deutschland hatte in der letzten Runde Oesterreich zum Gegner. Am Spitzenbrett kämpften Richter — Eliskases. Nach spannendem Verlauf ergab sich ein gleichstehendes Turm-Endiviel. das mit Remis endete. Prof.
jmelte gegen Ahnes eine italienische Partie Ahnes wählte die Aljechinvariante. Nach einer Sicherung in der Mitte bekam der Deutsche das bessere Spiel. Er gewann in Qualität. Nach der Abbruchstellung wird er die Partie gewinnen müssen. Im Spiel Engels gegen Lokvenc brachte eine sizilianische Eröffnung Engels bald in Vorteil. Er verschaffte sich einen starken Freibauern auf der d-Linie, zog ihn bis auf die 7. Reihe, Wo er vom gegnerischen Läufer gestoppt wurde. Beide Spieler kamen in schwieriger Stellung in Zeitnot. Wahrscheinlich versäumte hier Engels einige gute Fortsetzungen. Die Abbruchstellung dürste ein Remis ergeben. Müller remisierte mit Carls in einem Damengambit. Nach Vereinfachung einigten sich beide auf ein Unent- schieden. Rellstab spielte gegen Poschanko eine spanische Partie. Poschanko wählte die Variante mit Läufer C 5. Rellstab unternahm einen Vorstoß ins Zentrum. Nach der Abbruchstellung durfte Rellstab bei bestem Spiel ge- Winnen. Saemisch spielte eine Damen-indische- Partie al» Nachziehender gegen Lenner. Der deutsche Meister behandelte das Mittelspiel
' ausgezeichnet und gewann eine Figur geaen drei Bauern. In der Abbruchstellung 'haj Saemisch gute Gewinnaussichten. Roedl unternahm gegen Weil in einer Tarraschverteidi<t guug einen Angriff am Damenflügel. Nachdem sich ein günstiges Turmentspiel für de» Deutschen entwickelt hatte, wurde die Parti« in Gewinnstellung für Roedl abgebrochen^ Heinike baute sich gegen Kraßnig in eine^ ungarischen Partie eine schöne Stellung auf- Kraßnig unternahm einen Königangriff, dev aber an Heinikes Verteidigung scheiterte. Nach! Zugwiederholung ergab sich ein.Unentschiedem Der Kampf steht also IV-ilschs da aber dis Deutschen in den Hängepartien die bessere» Aussichten haben, dürfte der Wettkamp ae- Wonnen wer^n Die übrigen Ergebnisse; Finnland — Estland 2:3, Ungarn - Nor! wegen 4*4:3V-, Italien — Bulgarien 4>/-:1V2. Rumänien - Schweden 1V-:3s4, Tschechoslo!
" Jugoslawien 3 V 2 AV 2 , Schweiz gegen Frankreich 4:2, Polen - Holland 3:2, Lettland — Dänemark 4:2, Island — Litauen 3>1 Brasilien spielfrei. '
(Zümbiis gellt zeck» rVuelie» »ul tlrlsub
In einer Aussprache mit dem ungarischen Neichsverweser von Horthy wurde dem unga- rischen Ministerpräsidenten Gömbös ein sechswöchiger Krankenurlaub bewilligt „nd Ackerbauminister Daranyi mit seiner Ver- tretung beauftragt.
Amtlicher Grotzmarkt für Getreide- und Futtermittel Stuttgart 1. September. Durch die verspätete Ernte drängen sich die Feldarbeiten zusammen, so daß die Zufuhren in allen neuen Getreidearten unzureichend sind. Vereinzelte Abschlüsse für spätere Lieferung fanden in Weizen, Brau- und Jndustriegerste statt. Roggen ist nahezu ohne Angebot. Hafer bleibt stark gefragt. Ihren Mehllieferungsverpflichtungen können die Mühlen nur langsam Nachkommen. Nachprodukte sind gesucht. Es notierten je 100 Kg.: Württ. Weizen, durchschnittliche Beschaffenheit, 76/77 Kg., W 8 Septemberpreis, Erzeugersestpreis 19, W10 19.20, W 14 19.60, W 17 19.90; Roggen, durchschnittliche Beschaffenheit, 69/71 Kg., R14 Setztemberpreis 16, R18 I 6 . 0 O, R19 16.70; Futtergerste, 59/60 Kg-, G 7 September- preis 15.S0, G 8 16.20; Futterhafer, 48/49 Kg., H11 bis 30. September 15.30, H 14 15.80; Wiesenheu (lose) 5—6, Kleeheu (lose) 6—7, drahtgepr. Stroh 3—3.25 RM- Mehlnotierung im Gebiet des Ge- treidewirtschaftsverbands Württemberg. Preise für 100 Kg., zuzüglich 0.50 RM. Frachtausgleich frei Empfangsstation. Weizenmehl (Type 405—1100) mit einer Beimischung von 20 Prozent Kernen oder amtlich anerkanntem Kleberweizen 1.25 RM. per 100 Kg. Aufschlag, mit einer Beimischung von 10 Prozent kleberreichem Auslaudsweizen 1.50 RM. Per 100 Kg. Aufschlag. Reines Kernenmehl 3.50 NM. per 100 Kg. Aufschlag auf die jeweilige Type. Weizenmehl Basis-Type 790 W7 bis 14. September 27.90, W10 28.40, W 14 29, W17 29; Roggenmehl Basis-Type 997 N 14 ab 15. August 22.70, R 18 23.30, R 19 23.50 RM.; Kleiegrundpreise ab Mühle einschließlich Sack: Weizenkleie W 7 bis 14. September 9.95, W 10 10.10, W14 10.30, W 17 10.45; Roggen- kleie R14 ab 15. August 10 . 10 , R18 10.40,
IrE au^T^Siuttgart
Der Vorhang geht auf Der Spielplan der in den Staatstheatern. Württ. Staatstheater für die Spielzeit 1936- 37, der dieser Tage veröffentlicht wurde, hat die besondere Anerkennung des Reichsdramaturgen gefunden. Generalintendant Prof. Kraußhat mit seinem Spielplanentwurf damit die Anerkennung der höchsten Stelle im Reich für die Spielplangestaltung der deutschen Theater gefunden. Wir freuen uns darüber und müssen dem Urteil zustimmen, wenn wir den überaus reichhaltigen und hochwertigen Spielplan überblicken. Am kommenden Samstag, dem 5. September, öffnet sich zum erstenmal wieder der Vorhang im Kleinen Haus über Shakespeares „König Richard III.". Die Regie führt der neuverpflichtete Oberspielleiter Richard Dornseiff, Träger der Titelrolle ist Walter Richter. Am Sonntag, dem 6 . September, folgt im Großen Haus eine Neuinszenierung von Wagners ,.D e r f l i e g e n d e H 0 l l ä n d e r". Professor Krauß führt selbst die Regie und gibt daniit die Gewähr für eine künstlerisch hochwertige Aufführung. Staatskapellmeister Rich. Kraus dirigiert die Oper. Außer den bewährten Kräften der Oper hören wir zwei neuverpflichtete Sänger, und zwar Bentur Singer in der Heldenrolle des Erik und Einar 'Kristjanston als Steuermann.
Ein Ueberblick über den gesamten SpielRan zeigt uns neben einer Reihe bewährter W -rke aus der letzten Spielzeit eine Reihe von Ur- und Erstaufführungen und Neuinszenierungen. Das Schauspiel bringt fünf Ur- und zehn Erstaufführungen. Der Opernspielplan enthält zwei Uraufführungen, vier Erstaufführungen und nicht weniger als dreizehn Neuinszenierungen. Daß sich unter den Autoren und Komponisten der Uraufführungen zwei Schwaben befinden, muß besonders begrüßt werden. Georg Sch mückle bringt nach seinem großen Erfolg des „Engel
Hiltensperger" ein neues Stück: „Das Spiel vom Schwaben, der das Leberle gefressen", der Komponist Hug 0 Hermann, der vor eini- ger Zeit aus Reutlingen nach Stuttgart über- siedelte, eine Oper „DasWunde r".
Fred A. Angermayer, dessen Schauspiel „Flieg, roter Adler von Tirol" in Stuttgart noch nicht Veraesten ist, steht unter der Reihe der Uraufführungen des Schauspiels mit „Andreas und sein Hund". Auch Ernst Bacmeister ist dem Stuttgarter Theaterbesucher nach dem „Hauptmann Geutebrück" kein Unbekannter mehr. „Kaiser Konstantins Taufe" heißt sein neues Stück. Zwei Moliöre- Komödien „Tartuffe" und „Kopfschmerzen der Liebe" in der Bearbeitung von Paul Prina sind ebenfalls zu erwarten.
Unter den Erstaufführungen fällt der Name Eberhard Wolfgang Möller, ves jungen, mehrmals ausgezeichneten Dichters, auf. Sein „Panamaskandal", bei der Uraufführung mit großem Erfolg ausgenommen, wird auch in Stuttgart seine Wirkung nicht verfehlen. Hanns Johst, dessen „Schlageter" hier in den vergangenen Jahren gespielt wurde, kommt mit „Thomas Paine". Ein ausgezeichneter Ruf geht dem Schauspiel „Der Hungermarsch der Veteranen" von Friedrich Bethge voraus. Weiter sind angekündigt: Sans Rehberg mit „Der Große Kurfürst", Felix Lützkendorf mit „Der Alpenzug", Richard Bil- linger mit „Die Hexe von Passau", Dietrich Grabbe (Wolfgang Petzet) mit „Marius und Sulla", Jochen Huth mit „Die vier G-iellen", Hanns Gobsch mit „Fischzug in Neapel", .Georg Weitbrecht mit „Anna Susanna".
Von den Neuinszenierungen des Schauspiels interessiert in erster Linie Faust. 2 . Teil, dann Kleists „Amphytrion". „Don Carlos' soll ebenfalls neu inszeniert werden. Ebenso zwei Shakespeare-Dramen. „Richard III.' und „Viel Lärm um nichts'. Nachdem in der vergangenen Spielzeit der Anfang gemacht wurde, taucht jetzt ein zweites Stück Hebbels im Spielplan auf: „Agnes Bern- auer'. Weiter sind zu erwarten „Der Erbförster' von Otto Ludwig. „Tie Kronpräten- deuten' Ibsens, „Ein idealer Gatte' von
Oscar Wilde in der Bearbeitung von Carl Lerbs und „Ter Revisor' von Nikolaus W. Gogol.
Neben Hugo Hermanns „Wunder' ist eine weitere Oper als Uraufführung zu erwarten. Paul von Klenau hat sich semcr- zeit mit seinem „Michael KohlhaaS' gut m Stuttgart eingeführt. Diesmal beschäftigt er sich mit „Rembrandt van Nijn'. Michael Glinkas Oper „Das Leben für den Zaren', die er st a u fge fü h r t wird, ist nicht mehr ganz neu, aber in Stuttgart noch nicht gespielt. Von Wolf-Ferrari kommt als Erstaufführung seine Oper „II Campiello'. von Ludwig Maurick „Die Heimfahrt des Jörg Tilmann' und von Umberto Giordanö „Andrs Eherner'.
Bei den Neuinszenierungen taucht Händel wieder auf und zwar mit „Julius Cäsar'. „Die Entführung aus dem Serail' erlebt ebenfalls eine Neuinszenierring. Webers „Oberon" dürfte, um bühnenwirksam zu sein, immerhin Schwierigkeiten bereit.en. Ver- schollen war für unsere Bühne auch Peter Cornelius mit seinem „Barbier von Bagdad'. „Der fliegende Holländer' und „Par. sisal" werden, was dringend notwendig war, neu inszeniert. Weiter liest man in der Liste Richard Strauß mit dem ..Rosenkavalier' Hermann Götz mit „Der Widerspenstigen Zähmung', Pfitzner mit ..Palästrina'. Max von Schillings mit „Mona Lisa". Boieldieu mit „Tie weiße Dame". Mit dem „Opern- ball" von Richard Heuberger will Generalintendant Krauß wohl die Reihe seiner bisher so erfolgreichen Operetten,nszenierunqen fortsehen.
„Landstreicher" Ja, solche Operetten wie
nn Schauspielhaus diese wirbelige Land- ^ ^ „ . streicherposte von C. M.
Ziehrer lassen wir uns gefallen. Warum? Weil sie keine falschen Gefühle Vortäuschen will, weil sie nie in sentimentales Pathos ab- gleitet, weil sie nichts anderes sein will als eme fröhliche, musikalisch beschwingte Poste. die das Komödiantenblut entfesselt Was dabei geschieht, ist nicht so wichtig, als wie es geschieht. Auch die Gestalten sind nicht
neu. Sie stammen aus der reichhaltigen bunten Figurenkiste bewährter Operetten. Gur rsi aber, wie geschickt wirkungsvoll und witzig diese Figuren in drei Akten durcheinander- gewirbelt werden. Zudem geht es von Anfang bis Ende so iröhlich und bunt zu mit Singen und Lachen und Tänzen, daß man gar keine Gelegenheit hat. aus ernsthafte Gedanken zu kommen und gerne mitlacht und mitklatscht. Tie Künstlerschar macht es einem auch nicht schwer. Viktor Felix sorgte alS Spielleiter für einen ilotten Laut der Handlung und für hunderterlei lustige Einfälle. Fritz Tannenberger und Gretl Martin spielten mit keckem V"tz das iidele Land- streicherpaar. Einen besonderen sängerischen Erfolg holte sich Richard Nothelier als Assessor, der über eine prächtige, naturhast frische und biegsame Stimme verfügt. Eine liebenswerte Erscheinung war Emma Klara Kirchner als feine Herzliebste. Das ungleiche Paar des Fürsten Adolar und der Tänzerin Mimi verkörperten mit grotesker Komik und weiblicher Anmut Artur Hey und Dorothea Kämmerer.
Max Streckers Frage an die Zuschauer „Bin ich nicht hübsch?" wurde M Anbetracht seines leuchtenden roten Zinkens und seiner Adionsfigur als Gerichtsdiener mit einem vielstimmigen „Ja" beantwortet. Ten „Zauber der Montur" führten die beiden schneidigen Leutnants Ruth Haus» meister und Marianne Fischer mit Schwung und Eleganz vor. Eine ganze Reihe weiterer humorvoller und wohlgetrossener Gestalten bevölkerte die Bühne. Valerie Godard hatte die hübschen, sarbenbunten Tänze einstudiert. Hanns Mohr mit beschwingter Phantasie die lustigen Bühnenbilder geschaffen. Hans Barth leitete das flott spielende Orchester.
Am Ende des zweiten Aufzuges verwandelte sich die Bühne in einen wahren Blumenladen und zum Schluß gab es herzlichen und begeisterten Beifall für den Abend bunter Fröhlichkeit, den Direktor Heye feinen Gästen mit diesem neuen Erfolgsstück beschert Egregius.