Mittwoch den 2. September 1838

Der EnztAer

94. Jahrgang Nr. 204

In Ravensburg stürzte eine 63 Jahre alte Frau aus dem zweiten Stockwerk. Die kranke Nnd etwas schwermütige Frau dürste beim Hinauslehnen aus dem Fenster das Gleichgewicht verloren haben» Ste war sofort tot.

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Im Sägewerk der Gebr. Brobetl in Dür- me nt ingen, OA. Niedlingen. war Feuer ausgebrochen. Der vor wenigen Jahren auf daS Gebäude aufgebaute Eebläseturm fiel den Flammen zum Opfer, während das Werk selbst gerettet werden konnte. Nach den Umstän­den zu schließen, dürfte Selbstentzündung leicht brennbarer Holzabfälle als Brandursache anznsehen sein.

In der Scheuer des Bauern und SattlermeisterT August Schreiber in Mindersdorf m Hohcnzollern, brach ein Brand aus, der in kurzer Zeit den Scheuerteil einäscherte. Das häusliche Mobiliar konnte zum größten Teil ge- rettet werden, während das landwirtschaftliche Inventar, die Getreide- und Futtsrvorräte. ver- bräunt sind.

In dem Anwesen des Landwirts Johannes Schw,er in Eggin gen, OA. Blaubeuren, entstand ein Brand, der sich mit unheimlicher Schnelligkeit von der Scheuer auf das Wohnhaus ausbreitete. Das Vieh konnte gerade noch ge-

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Der 20 Jahre alte Friseur Otto Buck in Neckartenzlingen, ist aus der Straße von Frickenhausen nach Linsenhosen tödlich ver­unglückt. Ein an der Straße stehender Motorrad­fahrer wollte mit feinem Nad umdrehen, als Buck auf dem Motorrad dahersuhr. Dieser streifte mit seinem Fahrzeug das andere und wurde auf die Straße geschleudert. Mit einem Schädelbruch Wurde er in das Johanniter-Kreiskrankenhaus Plochingen gebracht, wo er seinen schweren Verletzungen erlegen ist, ohne das Be­wußtsein wieder erlangt zu haben.

Der 25jährige, von Benzingen gebürtige Geb- hard He pp aus Beringe ndorf in Hohen- zollern, war mit seinem Motorrad und einem Soziusfahrer. Josef Staib aus Benzingen, von Jungnau her auf dem Heimwege. In starkem Tempo durchfuhr er in Veringendorf eine ge­fährliche Straßenkurve und rannte mit seiner Maschine in voller Wucht auf die Deichsel eines entgegenkommenden Fuhrwerks. Durch den Anprall brach die Deichsel ab, Hepp erlitt so schwere Verletzungen am Brustkorb, daß er bald nach seiner Einlieserung Ins Landes- krankenhaus in Sigmaringen verschied.

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Aus dem Heimwege von Hall nach Künzelsau stürzte der 22 Jahre alte Hermann Röder von Königshosen bei Tauberbischossheim. der in Kün­zelsau beschäftigt ist, kurz vor der Brücke bet Untermünkheim mit seinem Motorrad und erlitt dabei eine Verletzung der Wirbelsäule. »

In Genkingcn, OA. Reutlingen, wurde der älteste Bürger und letzte Kriegsteilnehmer von 1870/71, Michael Herrmann, zur letzten Ruhe bestattet. Er erreichte ein Alter von 87»/s Jahren.

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In der Nähe von Staad bei Konstanz sank ein Mädchen Plötzlich in den Wellen unter. Ein jun­ger Mann schwamm in den See hinaus und brachte das bereits untergegangene und bewußt­

lose Mädchen anS User. Sofort angestellte Wie- derbelebungsversuche hatten nach V« Stunden Erfolg.

Heilbronn, 1. September. (Zum Heil- brouner Weinfest.) Heilbronn schickt sich an, sein althergebrachtes Weinfest zu feiern. Es geht in den Herbst", sagen die Heilbronner und meinen damit, daß in einigen Tagen drau­ßen auf der stimmungsvollen Cäcilsenwiese,

südöstlich der Stadt, derAllgemeine Heilbron­ner Herbst" stattfindet, in diesem Jahre am Samstag, 5. September. Dieses volkstümliche Fest der größten Weinbaugemeinde Württem­bergs, bringt die starke Verbundenheit der Stadtbevölkerung Heilbronns mit dem alt­eingesessenen Heilbronner Weingärtnerstande und mit dem seit Jahrhunderten gepflegten Weinbau zu lebendigem Ausdruck.

Der Vatenwein für Württemberg

Vom 19. bis 27. September feiern wir wieder dasFest der deutsche«

Traube «ud des Weines"

In diesen Tagen sieht man landauf landab geschmückte Weinsuhren ihres Weges ziehen. Es handelt sich hierbei keineswegs schon um neuen Wein", wie so mancher erstaunt ver­muten könnte, sondern um Paten wein. Patenwein, der für daSFest der deutschen Traube und des Weines" vom 19. bis L7. September 1936 (in Groß-Stuttgart ist der Beginn der Weinwerbewoche wegen des Volksfestes auf den 12. Septemoer 1936 vor­verlegt worden) den einzelnen Patenstädten in Württemberg und Hohenzollern aus den würt- tembergischen Weinbaugemeinden zugeleitet Wird.

Um hierüber weiteren Aufschluß zu geben, seien im folgenden die Patenstädte in Würt­temberg und Hohenzollern und die zuaeteilten württembergischen Weinorte aufgezählt:

Erstgenannt: Patcnltadt. zweitgenannt: Zngetetlter Weinort

1. AlvirsbaK: Klein: 2. Baiersbronn: Heilbronn: 8. Biberach/Rih: Flein, Schwaigern: 4. Bietigheim: HotzenvaSlach: b. Blaubeuren: Nordheim (Untere Wein-Gcn.i: 6. Crailsheim: Merkelöheim, Michel­bach am Wald: 7. Donzdors: Bönnigheim: 8. Ebers- bach/Kils: Weinsberg: 8. Ebingen: Weinsberg, Willsbach: 1U. Ebingen/Donau: Erlenbach: 11. Ell- wangcn: Stockbeim, Eichelberg b. Heilbronn: 12, Eis- linaen/Kils: Eberstadt: !3. Eningen b. Reutlingen: Erlenüach-Binswangen: 14. Kreudenstadt: Heil­bronn: 15. Friedrichshofen: Flein, Laudenbach: 16. Kriedrichsdall: Großheppach, Erlenbach: 17. Geis- linaen/Steige: Heilbronn: 18. Gerabronn: Nieder­stetten: 19. Göppingen: Heimersheim: 20. Grotz- sachsenbeim: Hohenhaslach: 21. Hall: Heilbronn: 22. Hcchingen: Gellmersbach, N'eckarsulm: 23. Heiden-

Hcchingen: Gellmersbach, Neckarsulm: 23. Heiden- heim: Weinsbera und Niederhorbach: 24. Heilbronn: Weinbauaebiet Heilbronn: 25. Herrenberg: Nieder­stetten: 26. Horb a. N.: Nordbeim illnterl.-Wetn- ... . - - -- - ' "

eilbronn: 28. Kirchbera/Jagst: 28. Kirckbeim/Teck: Heilbronn: 30. hall: 81. Laichingen: Klein-

Gen.): 27. Jsny:

Gellmersbach: 29. ....

Künzelsau: Niedernba . ... .

beppach: 82. Lauvbeim: Erlenbach: 83. Lauterbach: Jngelsingen: 34. Leutkirch: Klein: 35. Ludwiasburg: Brackcnhctm: 3V. Mengen: Laudenbach: 87. Mergent­heim: Niederstetten, Lehrensteinsseld: 38. Möhrin- acn/Silüern: Weinsberg, Griesbach: 3g. Möllingen: Eichelbcra, Schwaigern: 4g. Mühlacker: Derdingcn: 41. Miiniinsen: Erlenbach: 42. Munderkingen: Heil­bronn: 43. Murrbardt: Weinsbera: 44. Nagold: Heilbronn: 45. Neuhausen: Löwenstcin: 46. Nür­tingen: Weinsbera, Lebrensteinsfeld: 47. Onstmet-

Wctn.-Gen.i: 51. Riedlinäen: Erlenbach: 52. Rotten­burg: Schwaigern: 58. Rottweil: Schwaigern, Heil­bronn: 64. Salach: -- " ^ ' "".

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seid, Heilbronn:. Sigmaringen: Heilbronn: 59. Spaichmgen: Goddelsbach: 60. Sulz a. N.: Erlen­bach: 61. Sulzbach/Murr: Geddelsbach: 62. Statt- gart: MM. Neckartal: Eßlingen bis Marbach und Lebrensteinsfeld: 63. Tailfingen: Michelbach am Wald. Willsbach: 64. Trollingen: Klein: 65. Tübtn- gen: Erlenbach: 66. Tuttlingen: Obcrtürkhetm,

Äiialtrach: 71. Watdsee: Horrheim: 72. Wangen im Allgäu: Heilbronn: 73. Weingarten: Erlenbach- Binswanaen: 74. Wildbad: Jnaeliinaen, heilbronn: 75. Wurzach: Willsbach.

Rund eine Million Liter Paten­wein rollen auf diesen Wegen heute durch das Land. Patenwein ist ein unter amtlicher

Kontrolle ausgesuchter Wein, der besonders preiswert bei den Weinhandluugen, Gastwir­ten und Einzelhandelsgeschäften, die vom zu­ständigen Patenstadtorganisationsausschuß zum Patenweinvertrieb zugelassen worden sind, zu bekommen ist. Diese Patenweinvertrievs- und -ausschankstellen sind zu erkennen an den vom Reichsnährstand verliehenen Zulassungspla­katen, welche den Text führen:Zugelassen zum Vertrieb von Patenwein 1936".

In kameradschaftlicher Zusammenarbeit sind in den letzten Wochen von den zuständigen Stellen die organisatorischen Voraussetzungen für die Durchführung desFestes der deut­schen Traube und des Weines 1936" geschaffen worden. Der Erfolg dieses Kameradschafts­welkes hängt jedoch letzten Endes davon ab, daß sich jeder einzelne Volksgenosse entspre­chend beteiligt. Nicht die Trunksucht soll geför­dert werden, sondern es soll der Gedanke, daß der Wein ein Volksgetränk ist, allen Volks­genossen Gemeingut werden.

Entscheidend ist vor allem, daß jeder deutsche Volksgenosse sich des Wertes der im Weinbau lebenden Volkskräfte und -güter bewußt wird und auch bereit ist, seinerseits an deren Er­haltung und Stärkung mitzuarbeiten. Das ist der tiefste Sinn dieser Gemeinschaftswer­bungFest der deutschen Traube und des Weines 1936".

M-Pokal für die Hkidenheiimr W

Erfolge des Ausbildungswesens der Gruppe Südwest

Stuttgart, 1. Sept.

Die Ausbildung der SA. im Bereich der Gruppe Südwest hat im Lause der letzten Zeit einige hervorragende Erfolge zu ver­zeichnen. Im Kleinkaliberschießen hat der SA.-Sturm 10/120 Heidenheim den Heß- Pokal gewonnen. Dieser Wanderpreis wurde gestiftet für den Sturm, der mit einer Zeh­ner-Mannschaft die besten Schießleistungen im Kleinkalrbersport erreicht. Diese Leistung, die die Mannschaft des Heidenheimer Sturms als die besten Schützen der gesamten SA. herausstellt, wird am Reichsparteitag in Nürnberg besonders dadurch hervorgehoben werden, daß Stabschef Lutze am 14. Sep­tember diesen Wanderpreis der siegreichen Mannschaft selbst überreicht.

Ferner hat die Gruppe Südwest im Aus­scheidungswettkampf für Gebrauchshunde in Berlin in scharfer Konkurrenz gegen Wehr­macht, Polizei, SS. und Private Vereine mehrere Preise gewonnen. So sind von Diensthunden der Gruppe Südwest und ihren Führern 2 Goldmedaillen und 1 Bronze­

medaille und die Ehrenpreise des Reichs­kriegsministers und des Reichsverbandes für das deutsche Hundewesen gewonnen worden. In den Erfolg teilen sich die Führer der Ab­ordnung der Gruppe Südwest, Obertrupp­führer Stiersdörfer, Brigade 53, SA.-Mann Scheideck N 109 und Sturmmann Hörnle N 246, der der verdiente Gewinner der beiden Goldmedaillen ist.

Zwei Stuttgarter ln den Bergen erschöpft aufgefunden

Stuttgart, 1. Sept. Am Gipfel des Klei­nen Kalter bei Berchtesgaden wurde der 52 Jahre alte Arzt Dr. Lossen aus Stuttgart und dessen Tochter Berta von zwei Unteroffizieren des Gebirgsartil­lerie-Regiments Reichenhall bewußtlos aufgefunden. Die beiden waren dort anscheinend nach einer Bergtour über den Hochkalter infolge des herrschenden Sturmes erschöpft zusammengebrochen. In tapferer Kameradschaft bemühten sich die zwei Sol­daten um die Bewußtlosen. Einer trug die Tochter zur Blaueishütte, wo sie aber trotz ärztlicher Hilfe in der Nacht an Erschöpfung starb. Der andere Unteroffizier blieb bei Dr. Lossen, bis eine Nettungsexpedition Decken und Schlafsäcke brachte, denn an einen Transport während der Nacht war bei dem herrschenden Sturm nicht zu den­ken. Dr. Lossen, der inzwischen zu Tal ge- bracht wurde, lebt noch, doch ist sein Z u - stand sehr bedenklich.

Rasender Motorradfahrer verletzt sM Menschen

Heidenheim, 1. September. Als Folge der unsinnigen Motorradraserei wurden sechs Personen verletzt. Ein Mergel­stetter Motorradfahrer suhr von Herbrech, tingen her in Richtung Mergelstetten. Er streifte einen Motorradfahrer, der in Rich­tung Herbrechtingen fuhr. Dessen Motorrad streifte beim Stürzen eine nach Herbrechtin­gen fahrende Radfahrerin, und der Mergel- stetter Motorradfahrer fuhr ein Kleinkraftrad mit zwei Personen über den Haufen. Hinzu kam noch, daß beide Motorradfahrer eben­falls stürzten. Der Mergelstetter Motorrad­fahrer kam erst nach etwa 2025 Meter zu Fall und mußte sich ins Krankenhaus be­geben, während weitere vier Verletzte ärzt­liche Hilfe in Anspruch nahmen. Ambesten" kamen die zwei Fahrer des Kleinkraftrades weg; sie erlitten nur Hautabschürfungen. Bei der Untersuchung des Unfalls durch die zu­ständigen Stellen wurde sestgcstellt, daß der Mergelstetter Motorradfahrer mit rasender Geschwindigkeit auf der um diese Zeit sehr belebten Strhße fuhr.

l^clerstuucke am öUeckervsIckckenkmul

Die 250 in Bad Ems zum Reichstreffen der Altveteranen des Deutschen Reichskrie- gerbundes (Kyffhäuser) versammelten alten Krieger veranstalteten am Dienstag, dem Vortag des Jahrestages von Sedan, eine ge- meinschaftliche Fahrt zum Niederwalddenk­mal. Auf der Fahrt dorthin fand am Blücherdenkmal in Kaub eine kurze Erinne­rungsfeier statt, bei der Major a. T. Broi- cher einen Vortrag über Blüchers Nhein- Uebergang in der Silvesternacht 1813 hielt.

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Urheber-Aechlsichud: viel oucllea-verlog, könlgsbrück ILez. Druse») LI,

»Das ist ja schön. Grüßen Sie ihn bitte. Also liebes Fräulein Hilde, bis bald. Und ich denke bestimmt an Sie."

Auf Wiedersehen. Herr Geheimrat. Ich dank' auch schön."

Hilde hängte froh den Hörer an und setzte ihren Gang zur Druckerei eiligst fort.

Wenige Tage später leuchteten die ersten Plakate von den Litfaßsäulen, die das große boxsportliche Ereignis an­kündigten. Wer wird deutscher Schwergewichtsmeister: Robby Prell, der Seemann, oder Klaus Martens, der Student?

Diese Gegensätze waren durch zwei Abbildungen illustriert. In der unteren Ecke links marschierte ein junger, intellektuell aussehender Mann mit roter Studentenmütze und einigen Büchern unter dem Arm: Klaus Martens! Oben rechts kletterte ein freundlicher Bursche, in blauer Matrosen­kleidung, mit offener Brust eine Strickleiter empor, das sollte Robby Prell sein.

Es waren wirkungsvolle Plakate, die schon heute heftige Diskussionen über den kommenden Meisterschaftskampf be­wirkten. Wer sich den Titel holen würde, war sehr um- switten. Der Titel eines Amateureuropameisters, den Martens trug, wurde im allgemeinen hoch eingeschätzt. Aber besonders der Name Prell beschäftigte wieder die Öffentlich­keit, veranlaßt durch interessante Boxsportartikel, die von Herrn Berkendt, geschickt wie immer, lanciert waren. Man sah Robbys Bild in allen Schaufenstern von Sport- und Zigarrenläden, und die Illustrierten brachten Bildberichte von seinem Holländer Training.

Mitten in diesen immer stärker anschwellenden Reklame­feldzug knallte eine Nachricht, die alles Aufgebaute einzu- stürzen drohte: Robby Prell war in Amsterdam knock om

geschlagen worden! Er hatte einen Kampf verloren, den alle als sicher für ihn gewonnen betrachteten, der allgemein nur als Aufgalopp für die Meisterschaft galt.

Die Morgenzeitungen brachten nur eine kleine Notiz. Aber mittags stand es überall fettgedruckt. Die Sportsleute rissen sich um die Berichte.

Berkendt hatte noch in der Nacht ein Telegramm be­kommen. Äußerst aufgeregt meldete er sofort ein Fern­gespräch nach Holland an. Knacknuß klappte drüben am Apparat vor Unterwürfigkeit beinahe zusammen. Berkendt spürte es förmlich. Wehleidig versicherte der Masseur, daß Prell nur Pech gehabt hatte. Regelrechtes Pech, denn als er in der fünften Runde, beileibe nicht ernstlich erschüttert, niedergeschlagen wurde, riß das untere der drei Ringseile und er fiel dadurch vom Podium. Und beim besten Willen konnte er in der vorgeschriebenen Frist von zehn Sekunden nicht wieder kampfbereit im Ring stehen. Wie gesagt, es war Pech, denn Prell galt den Regeln nach für entscheidend besiegt, wenn er auch in Wirklichkeit noch gar nicht kampf­unfähig war. Im Gegenteil, seine Chancen waren bis zu dem ausgesprochenen Unglücksfall durchaus günstig gewesen.

Berkendt tobte unbeherrscht los.Unverantwortlich ist das. unverantwortlich. Das hätte nicht passieren können, wenn ich dagewefen wäre. Hatte Prell das nötig? Wäre die Sache nicht anders gegangen? Wahnsinn, aus dem Ring zu fallen. Hat er sich denn verletzt? Wird er zur deutschen Meisterschaft antreten können? Reden Sie doch schon, Mensch. Reden Sie doch schon!"

Mit leiser, beleidigter Stimme versicherte Knacknuh, daß Prells Gesundheit völlig in Ordnung sei und er jeden Tag wieder in den Ring treten könnte. Ganz nach Herrn Berkendts Wünschen.

Berkendt hängte ohne Entgegnung ein. Er hatte jetzt nur den einen Gedanken, wie er diese Schlappe auswetzen konnte. Die Meisterschaft mußte steigen, er hatte schon zu viel an Reklame ausgegeben. Diese mußte er jetzt ver­stärken; in die Zeitungen konnten Artikel kommen, die Prells Niederlage bagatellisierten; dann mußte sein Mann

öffentlich trainieren, damit sich jeder von seinem Können überzeugen konnte. Das kostete große Summen, die vor­her nicht mitberechnet waren; aber er nahm sich vor, mit dem größten Teil seinen Boxer zu belasten.

Nur mit äußerlicher Fassung kam Hilde am Morgen in das Büro. Nach vorsichtigem Fragen erfuhr sie zu ihrer Beruhigung, daß Robby nichts zugestoßen war. Aber trotz­dem war sie sehr bedrückt und nervös. Zu allem befand sich ihr Chef in einem ständigen Wutzustand.

Es ist phantastisch, dieser Leichtsinn, dieser Wahnsinn. Das kostet mich ein Vermögen, ein Vermögen, sage ich Ihnen. Fräulein Botmer. Wer geht noch hin, sich einen besiegten Titelanwärter anzusehen. Meine ganze sorgfältige Aufbauarbeit ist zuschanden. Die Folgen sind unabsehbar. Was meinen Sie, wie Prells Niederlage Martens moralisch stärkt?" Der Manager konnte sich nicht beruhigen; er schimpfte fast unaufhörlich vor sich hin.

Hilde arbeitete schweigend. Sie sehnte sich danach, bei Robby zu sein und ihn zu trösten. Es fiel ihr so schwer, sich zu konzentrieren, immerzu mußte sie an Robby denken.

Nachmittags erschien Fräulein Wäninger. Sie flog vor Aufregung, und Hilde hörte, wie sie sich erregt mit Herrn Berkendt unterhielt. Sie hatte alle ihre Beziehungen zu Sportredaktionen ausgenutzt, um Robbys Niederlage in dem rechten Licht beleuchten zu lassen. Als sie sich bald von Herrn Berkendt verabschiedete, hörte Hilde Botmer einen kurzen Dialog:

Ich werde also, wie besprochen, Sie sofort benach­richtigen, wenn ich erfahre, wann Prell zurückkommt. Es ist mir sehr lieb, daß Sie ihn gleich abholen werden. Von Ihnen läßt er sich vielleicht noch etwas sagen. Aber springen Sie nicht etwa zu zart mit ihm um, Fräulein Wäninger. Er soll wissen, was sein Leichtsinn mich für Geld kostet."

Fräulein Wäninger lachte kurz und nervös.Wenn Vorwürfe überhaupt etwas ausrichten können, so soll er das durch mich erleben." Sie gab Herrn Berkendt die Hand, nickte seiner Sekretärin zu und ging mit kleinen, eiligen Schritten hinaus.

(Fortsetzung folgt.»