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parteiamtliche nationalso;. ^Tageszeitung

Wildbader NS-Preffe Birkmfelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt

Amtsblatt sür

clas Oberamt Aleuenbürg

Nr. 186

Montag den 20. 3nli 1V3S

MilitäraiWand in Spanien

Ein Militürputslv in SpaniiÄ-Macotto greift auf die Heimat über

^rstitberlokt unsere» ksriser st1>l--._^'ters

Paris. IS. Juli.

In Spanisch-Marokko ist am Freitag ein Militäraufstand ausgebrochen, der bereits amtlich in Madrid bestätigt wurde. Wie die spanische Regierung mit. teilt, hat sich ein Teil der Armee in Spanisch-Marokko gegen die Republik erhoben. Die Regierung erklärte zwar, datz sich die Aufstanosbewe- gung auf einige Städte des spanischen Pro- tektorats in Marokko beschränkt habe, daß Armee, Marine und Luftwaffe ihre Pflicht erfüllten und gegen dieAufständi. schen marschierten, aber andererseits mutzte sie auch am Samstag zugeben, datz die normale Situation nichtwieder- hergestelltsei.

Schon vorder amtlichen Bekanntgabe der Madrider Regierung wurden in Paris Nach­richten bekannt, wonach in Melilla in Spanisch-Marokko ein Militärausstand aus­gebrochen sei. Die ganze Garnison der Stadt hätte sich den Auf- ständischen angeschlossen. Zu glei. cher Zeit wurde jedoch von anderer Seite die Situation erheblich gefährlicher geschil- dert. Es wurde gemeldet, daß die Aufstands­bewegung sich auch auf verschiedene a n d e r e S t ä d t e und insbesondere Hafenstädte ausgedehnt habe. Schon die Tatsache, daß am Samstag jede Tele­phonverbindung zwischen Spanien und der Außenwelt gesperrt war, ließ vermuten, daß der Aufstand selbst in Madrid außerordent­lich ernst genommen wurde. Man begründete diese Telephonsperre in amtlichen Madrider Kreisen damit, daß man den Aufständi. chen in Spanisch-Marokko eine Fühlungnahme mit ihren Ge» in nungsgenossen in Spanien elbst unmöglich machen wollte. Verschiedene spanische Truppentransport­dampfer haben bereits Befehl erhalten. Ver­stärkungen nach Marokko zu bringen. Fran­zösische Meldungen besagen, daß m Mellila auch die spanische Fremden- legion gemeutert habe. Zwischen Französisch-Marokko und Spanisch-Marokko sei ein Grenzverkehr nicht mehr möglich.

Die spanische Negierung teilt mit, daß in S p anienselb st Ruheherrsche. Das wird teilweise auch von anderer Seite be­stätigt. Jedoch sind allgemein Gerüchte im Umlauf, daß in Spanien bis Montag ein monarchistischer Staats- streich versucht werden sollte. Der Führer der spanischen Volksaktion Eil Robles hat sich nach Biarritz begeben. Tie spanische Negierung hat große Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Tank- und Maschinen­gewehrabteilungen durchstrei- fen die Straßen Madrids. Die sozialdemokratische und kommunistische Miliz macht, mit Gewehren bewaffnet. Streifen- dienst.

Angesichts der Ereignisse wurde eigens der Chef der spanischen Luftwaffe zum General- inspekteur der spanischen Streitkräfte in Spanisch-Marokko ernannt. Er hat sich noch in der Nacht zum Samstag nach Marokko begeben. Auch der spanische Ministerrat hat sich bereits mit der Lage beschäftigt. Er dürfte insbesondere die Maßnahmen erwogen haben, die zu treffen wären, falls der Auf- stand sich auf die spanische Halbinsel selbst würde.

Mehrere Generäle und zahlreiche Offiziere wurden verhaftet. Ferner hat die Regierung mitgeteilt, es sei gelungen, ein Flugzeug zu beschlagnahmen, das versucht habe, einen der Führer der Aufstandsbewegung aus dem Ausland nach Spanien zu bringen. Außer­dem wurde zugegeben, daß sich die Aufstän. dischen des Radiosenders in Ceuta bemächtigt haben.

Regierungswechsel

In den frühen Morgenstunden des Sonn­tag wurde überraschend bekanntgegeben, daß der bisherige Ministerpräsident Casares Quiroga, der Innenminister Moles und drei weitere Minister zurückgetreten seien. Der bisherige Landtagspräsident Martine;

Barrio (Republikanische Union) hat be. reits ein neues Kabinett gebil- d e t. Der Regierungswechsel soll im Ein­verständnis mit den Gruppen der marxisti- schen Volksfront vorgenommen worden sein und bezwecken, der Regierung durch Hinzu­ziehung einiger national-republikanischer Minister, die den Rechtsparteien genehm sind,größereAutorität zu verschaffen.

MAre Zuspitzung

In Spaniens Hauptstadt ist es insolge der herrschenden Nachrichtensperre schwer, sich ein Bild der Lage zu macyen. Im ^ause des Samstags hat jedensalls die Regierung im Madrider Rundfunk mehrfach die Erklärung an die Bevölkerung wiederholt, daß sich die Nadiosender im Besitz der Aufständischen befinden, daß die von dort verbreiteten Nachrichten falsch seien und nur den Zweck hätten, unter der Bevöl- kerung Panikstimmung zu schaffen. Wäh­rend in der bereits am Samstag gemeldeten Erklärung von dem Sender Ceuta die Rede war, also einem Platz in Marokko, wird jetzt in diesem Zusammenhang die spanische Hafenstadt Cadiz genannt. Auch die von diesem Sender gebrachten Meldungen über eine Verschiffung aufständischer Truppen nach der Halbinsel werden von Regierungs­seite als nicht den Tatsachen ent­sprechend bezeichnet, im Gegenteil seien regierungstreue Truppenabteilungen von der Halbinsel auf dem Wege nach dem Aufstandsgebiet, um dort den Frieden wie- derherzustellcn. Der frühere Minister und jetzige Führer der Rechtspartei in Valencia, Lucia, habe, so wird weiter erklärt, in einem Telegramm an die Negierung seine Unter- stützung gegen die Rebellen versprochen. Diese Tatsache sei als ein gutes Zeichen für die Ablehnung zu werten, die der Aufstand im Lande finde.

Ein Nadiotelegramm des Generals Franco, der das Kommando über die Streitkräste auf den kanarischen Inseln hat, ist ab­gefangen worden. Es bestätigt die Gerüchte, daß Franco auf seiten der Aufständischen steht. Wörtlich heißt es:Die Garnison rüßt begeistert die Aufständi-

chen und die übrigen Truppen der Halb- insel in diesem geschichtlichen Augenblick. Es lebe Spanien in Ehren! Ge­neral Franco."

Samstag abend erschien eine neue Er- klärung der Negierung, in der es heißt, daß die Lage auf der Halbinsel ruhig sei und einige Aufstandsverfuche schnell km Keim erstickt werden konnten.

Gegenmaßnahme: Generalstreik

In Sevilla habe sich ein Teil der Garni­son etwa 700 Mann erhoben. Der General Oueipo del Llano habe ohne Ein­verständnis der Regierung den Kriegs- zu st and erklärt und sei ab ge setzt worden. Die Ruhe werde jedoch bald wie­der hergestellt sein, da bereits ein regie­rungstreues Regiment mit dem RufEs lebe die Republik" in Sevilla einmarschiert sei. Auch die Polizei sowie ein Teil der Zivilbevölkerung hätten sich spontan hinter die Regierung gestellt.

Aus privater Quelle verlautet, daß in Sevilla Schießereien zwischen den Aufständi- schen und der Polizei stattgefunden haben, daß jedoch über die Anzahl der Opfer keine Einzelheiten vorliegen. Die Erstürmung des Sendehauses und des Polizeipräsidiums in Sevilla ist den Aufständischen nicht ge- lungen. Der Vollzugsausschuß des marxi- stischen Gewerkschaftsverbandes U. G. T. forderte seine Mitglieder in einem Aufruf dazu auf, überall dort, wo das aufständische Militär den Kriegszustand ausgerufen hat. sofort und für unbestimmte Zeit den Gene- ralstreik zu erklären.

Die revolutionäre sozialdemokratische Zei- tungClaridad" veröffentlicht folgenden Aufruf: Arbeiter! Verteidigt wie ein Mann die Volksfront und die demokratische Revo- lution. Mobilisiert sofort und marschiert mit festem Schritt und unter der Disziplin

eurer Organifalwnen gegen den Faschismus. Siegen oder sterben. Aus in den Kamps!

Am Samstagabend fand in dem mit Sandsäcken und Maschinenge­wehren in Verteidigungszu­stand versetzten Gebäude des Kriegsministeriums ein neuer Min ist er rat statt. Dabei wurde der Beschluß gefaßt, wie bereits berichtet, die beiden Exponenten des gemäßigten und des revolutionären Flügels der spanischen So­zialdemokratie, die Abgeordneten Prreto und Largo Caballero als Minister ohne Geschäfts­bereich in die Regierung zu übernehmen.

Ferner wurde beschlossen, die Arbeiter- miuz zur aktiven Mitarbeit heranzuziehen. Mehrere tausend Mann dieser Miliz haben in Madrid bereits strategischeSteh lungen bezogen und sind reichlich mit Gewehren. Pistolen und Muni­tion ausgerüstet worden. Durch Rundfunk wurde dann ein Dekret verkündet, durch das sämtliche aufständischen Truppenabtei, lungen mit sofortiger Wirkung aufgelöst und die aufständischen Soldaten entlassen wer­den. Durch ein weiteres Dekret wurde der Divisionsgeneral Virgili Cabanellas sowie der General Franco, der Kommandeur der Streitkräfte auf den Kanarischen Inseln, als abgesetzt erklärt.

Der Innenminister gab am Samstagabend einen Bericht über die Lage in Sevilla und auf den Kanarischen Inseln. Danach teilte der Zivilgouverneur in Las Palmas mit. daß die Erhebung noch nicht nie­dergeschlagen sei. Das Negierungs- gebäude sei von der Polizei und der Miliz mit einem Kordon umgeben, um eS gegen einen Ueberfall der Aufständischen zu schützen. In LaS PalmaS sei der Gene­ralstreik erklärt worden und in den Straßen fänden Schießereien statt.

Am Sonntag gegen 4.30 Uhr früh lagen Nachrichten vor, die auf eine weitere Zuspitz, ung der Lage schließen lasten. Die drei spa- Nischen ZerstörerSanchos de Barraiztegui", Almirante Baldes" undLepanto" haben Befehl erhalten, nach Afrika auszulaufe«. Die Besatzung desLepanto" zeigte sich unent.

94 . Sahryang

schloffen und versuchte, sich dem Auslaufen des Schiffes zu widrrsetzcn.

In Cadiz soll das Rcgierungsgebüude, das sich in den Händen der Aufständischen befand, von den der Regierung treuen Ueberfallkom- mandos der Polizei wieder zurückerobert worden sein. Auch iu M-lilla dauern die Kämpfe an. Bei der Erstürmung des Tele­phongebäudes soll es mehrere Tote und Ver­wundete gegeben haben.

In Madrid stationierte Bombenflugzeuge haben den Befehl erhalten, am Sonntag mor­gen nach Nordafrika zu starten und die au,- stäpdischen Garnisonen mit Bomben zu be-

^Auf der Eisenbahustrecke SevillaMadrid sind, wie ans zuverlässiger Quelle verlautet, die Gleise zum Teil aufgerissen worden, um Truppentransporte nach der Hauptstadt zu unterbinden. Von Asturien sind starke Abtei­lungen bewaffneter Arbeiter nach Valladolid abkommandiert worden, um gegen die auf­ständischen Truppen eingesetzt zu werden. In Madrid sind sämtliche Vereinsheime der Anarcho-Syndikalisten, die seit einiger Zeit geschlossen waren, wieder geöffnet worden. Zahlreiche Arbeiterfrauen patrouillieren in den Straßen, mit Gewehren ausgerüstet. In Asturien sind die Minenarbeiter in den Gene­ralstreik getreten.

Dem General Sanjurfo, der sich in Portu­gal aushielt, wird eine führende Rolle bei der Ansstandsbewegung zngeschrisben, die er aus dem Exil organisiert haben soll.

Barcelona soll vollständig in den Händen des Militär? sein. Jeglicher Verkehr ist unter­bunden.

Wie Havas aus Tanger meldet, soll der Sender von Sevilla am Sonntag abend eine Mitteilung General Francos verbreitet ha- ben, wonach die Provinze« Andalusien, Va, lenria, BalladoliS, Burgos und Aragon, die Kanarischen Inseln und Balearen mit allen ihren Garnisonen sich den Aufständischen an­geschloffen haben.

Aus Marseille wird berichtet, datz das fahrplanmäßig von Französisch-Marokko kom­mende französische Verkehrsflugzeug am Sonntag abend bei Marseille glatt gelandet sei. Der Flieger habe erlärt, datz er auf dem Flugplatz von Baraeelona keine Verbindung mit der Stadt erhalten habe. Die Stadt sei von Militär besetzt und scheine von der Luft­waffe bombardiert worden z« sein.

Berkehrssperre nach Spanien

Marseille, 19. Juli. Jeglicher Verkehr nach Spanten durch die Eisenbahn, in der Luft und mit dem Schiff ist unterbrochen.

..Mttlelmeer wird gehalten'

Aeber 10V britische Kriegsschiffe bleibe« zwischen Gibraltar ««d Suez

London, 18. Juli.

Daily Telegraph" bringt bemerkenswerte Enthüllungen über die zukünftige Ausgestal­tung der strategischen Stellung Großbritan­niens im Mittelmeer. Danach wird der Be­schluß der britischen Regierung, die Mittel­meerslotte ständig z« verstärken, durch die gegenwärtige Zurückziehung zahlreicher, und zwar der Heimatflotte in anderen Stationen angehörender Schiffe nicht beeinträchtigt, und tatsächlich sind die Mittelmeereinheiten seit dem vergangenen Monat um eine vollständige Zerstörerflottille, eine U-Boot-Abwehr-Flot- tille und eine Minerrsuchbootflottille, d. h. um insgesamt 29 Schiffe verstärkt worden. In ihrer reorganisierten Form umfaßt die Mittel­meerflotte über 100 Kriegsschiffe, darunter 2 Großkampfschiffe, 3 Schlachtschiffe, 4 schwere und 5 leichte Kreuzer, 2 sogenannte Luftabwehrkreuzer, ein Flugzeugmutterschiff mit über 50 Flugzeugen und 30 Zerstörer, 8 U-Boote, 10 U-Boot-Abwehrboote, 19 Mi­nensuchboote, 6 Kanonenboote und zahlreiche Hilfsschiffe. Ein großer Teil der zur Zeit in Bau befindlichen oder in Auftrag gegebenen 83 Kriegsschiffe ist dem Mittelmeer zugeteilt worden.

Nach einer weiteren Mitteilung werden die Verteidigungsanlagen in Malta in größtem Maßstab aus­gebaut werden. Nach Beendigung der Aufrüstungspläne wird Malta in der Lage sein, nicht nur schwere Luftangriffe zurück- zuschlagen, sondern als Ausgangspunkt, für

große Gegenangriffe gelten zu können. Fer< ner wird unter dem gegenwärtigen britiscki- ägyptischen Vertrag Alexandrien zu einem bedeutenden' Hilfsstützpunkt für die Mittelmeerflotte für die eigenen Verteidi­gungsanlagen und Flotteneinheflen ans­gebaut werden, wobei seiner strategischen Stellung in der Verteidigung der Zufahrt zum Suezkanal größte Bedeutung beigemei- sen wird.Daily Telegraph" betont, daß die britischen Mittelmeerpläne keine Zwei­fel darüber lassen, daß Großbritannien ent­schlossen sei, seine Stellung im Mittelmeer undurchdringlich zu machen. Tie Verbin­dungslinien zwischen Gibraltar und Suez werden in jedem Fall verteidigt werden.

Der britische Handelsminister Nunciman erklärte im Verlaufe einer Rede in Bosahan (Cornwall), Großbritannien habe durch seir Vorgehen im Mittelmeer gezeigt, daß dal britische Reich die Herrschaft über die Meer nicht verlieren dürfe. In der Frage der Flottenstärke gebe es kein Kompromiß.

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Im Reichsinnenministerium und im AuS- wärtigen Amt wurden eingehende Bespre­chungen aus Anlaß des deutsch-österreichi­schen Uebereinkommens abgehalten. Es wur­den neben dem Reiseverkehr die Fragen wirt­schaftlicher lind pressepolitischer Maßnahmen erörtert. Der Reiseverkehr wirst demnächst neu geregelt werden. Bis dahin gelten die seitherigen Vorschriften.