Schwere Unwetterverheeeungen

Vom Blitz erschlagen

Bei einem der letzten Gewitter, die über das Ries hinweggingen, suchte der Landwirt Heinrich Desfner von Alerheim, der gerade auf dem Felde war, unter einem Klee» schober Schutz vor dem starken Regen, der mit dem Gewitter verbunden war. Dabet wurde der erst 82 Jahre alte Mann von einem Blitzstrahl, der in einen in näch­ster Nähe stehenden Schober schlug, ge­tötet. Verletzungen waren bei dem so tra­gisch umS Leben Gekommenen, der seit no nicht ganz einem Jahr verheiratet war, nich festzustellen.

3m Sknrm ertrunken

Am Dienstag, gegen 20 Uhr, enllud sich ein schweres Gewitter, begleitet von einem rasenden Sturm, über Fried

richSbasen. Bäume wurden entwurzelt! durch den überaus starken Regen waren einige Straßen unter Wasser gesetzt. Bei dem hohen Wellengang geriet ein junger Mann Vor dem Strandbad in die Gefahr des Er­trinkens. Ein Schulkamerad schwamm ihm zu Hilfe, geriet mit dem gänzlich Ermatteten aber kurz vor dem Steg selbst in Gefahr. Lin Dritter eilte hinzu, doch ist der 16 Jahre alte Reck rasch untergegangen und er­trunken. Seme Leiche konnte geborgen werden, nachdem der Sturm sich gelegt hatte.

Ueberschwemmke Keller, Erdrutsch

Die am Montagnachmittag herrschende Schwüle löste in den Abendstunden in der Tailfinger Gegend sehrschwereGewit» t e r aus, die wolkenbruchartigen Regen, ver­mischt mit etwas Hagel, und heftige elektrische Entladungen mit sich brachten. Nach wenigen Minuten strömten die Wassermassen Bächen gleich von den Bergen, verstopften die Kanalzuleitungen und führten in die niedrig gelegenen Straßen Sand, Steine usw. und mancher Keller füllte sich mit Wasser. Unsere Bauern, die am Nachmittag das schön be- reitete Heu zum Einsühren zurecht gemacht hatten, mußten während und nach dem Ge- Witter mit leeren Wagen wieder nach Hause.

Im nahen Zillhausen und Strei­chen kam das Gewitter mit ganz besonderer Stärke zur Entladung. In wenigen Minuten hatten die furchtbaren Regenmassen das Bett des Schalks-Baches gefüllt und mit wachsen­der Eile strömten die Wasser über die Stra­ßen und in die Häuser, so daß Ställe, Keller und auch Wohnungen geräumt und verlassen werden mußten. Die tieser gelegenen Ortsteile waren da und dort meterhoch unter Wasser. Durch die Wasserfluten entstand auf der Straße zwischen Streichen und Zillhausen ein großer Erdrutsch und machte diese unpassierbar; auch ein großer HolzschuP- e n wurde zerstört und das Wasser lief schließlich über den Dorfbrunnen hinweg. Vieh mußte aus den Ställen, die nahe am Bach liegen, gerettet werden; schmutzige Wasser wälzten sich über die Felder. Wäh­rend dieser Gewitterkatastrophe herrschte tiefe Finsternis über der ganzen Gegend und Schrecken und Angst hatten die Einwohner erfaßt. Der Schaden durch die Fluten ist über­all groß.

Auch über Balingen entlud sich das Gewitter mit voller Stärke. In der Stadt mußte der Löschzug zu Hilfe kommen, um die Kanaleinläufe sreizumachen und Keller auszupumpen, die der wolkenbruchartige Regen gefüllt hatte.

und

Blitz steckk zwei Häuser in Brand

Bei dem letzten Gewitter über Kalten- o f, OA. Sulz, schlug der Blitz in das der emeinde Leinstetten gehörige Schafhaus ündete. In wenigen Augenblicken stand >as Gebäude in Flammen. Die rasch herbei- «eilten Feuerwehren von Leinstetten und därrenmettstetten mußten sich darauf be­schränken, die drei in unmittelbarer Nähe siebenden Wohnhäuser zu schützen. Trotz ußerster Anstrengung und infolge Wasser­mangels konnte nrcht verhütet werden, daß das Feuer auf das Wohn- und Oekonomie- gebäude von Ernst Günthner Über­griff. Die zu Hilfe gerufene Motorfeuer­spritze der Buntweberei Sulz konnte ebenfalls wegen des Wassermangels Lei den Löscharbei- ten nicht voll in Tätigkeit treten. Me Wasser­löcher und Jauchegruoen wurden ausgepumpt. Das Wohnhaus von Ernst Günthner ist eben­falls biSaufdieGrundmauernnie- oergebrannt. Mobiliar, Baumannsfahr­nis und Futtervorräte wurden ein Raub der Flammen, nur das Vieh konnte gerettet wer­den. Es ist gelungen, die zwei weiteren Nach- bargebäude, die ebenfalls in großer Gefahr waren, vom Uebergreifen des Feuers zu schützen.

Das schwere Gewitter am Dienstag, beglei­tet von einem heftigen Sturm, suchte auch PforzheimunodieUmgebung heim. Auf dem Turnplatz schlug der Blitz in einen Kastanienbaum. Zwei Blitze schluaen auf einer Baustelle der Reichsautobahn ein. Einer dieser Blitze traf die Hütte beim Brunnenschacht, in der zahlreiche Arbeiter Schutz gesucht hatten. Der Schachtmeister Straß er, der auf dem Schwungrad der Schachtanlaae saß, wurde von dem Blitz getroffen. Er wurde einige Meter auf die Seite geschleudert und blieb bewußtlos liegen. Der Arzt stellte auf dem Rücken des Mannes Brandwunden, sogenannte Blitzfiguren, fest. Der Blitz war durch den Mann hindurchgefah­ren, dieser hatte es nur seinem kräftigen Körperbau zu danken, daß er nicht getötet wurde. Die rechte Körperseite war etwa eine Stunde lang gelähmt. Dann konnte sich der Getroffene wieder ungehindert bewegen. Etwa 300 Meter von dieser Baustelle entfernt schlug der Blitz in eine andere Werkstatt der Firma, in der fünf Arbeiter am Amboß arbeiteten. Sie wurden etwa zwei Meter auf die Seite geschleudert, ohne ;edoch nennenswerte Ver­letzungen davonzutragen.

Eine Scheune umgeworfen

Bei dem Gewitter am Dienstagcwenv, das ohne viel Niederschlag in Löchgau, OA. Besig­heim, von einem orkanartigen Sturm be­gleitet war, wurde die neuaufge st eilte Scheunedes Arbeiters August Werßein- gedrückt und vollständig über den Haufen geworfen, so daß nur noch ein wüstes Durcheinander von Holzwerk von ihr übrig geblieben ist. Personen kamen nicht zu Schaden.

lieber der Landeshauptstadt

Die drückende Schwüle, die seit Sonnta über Stuttgart lag, fand am Dienstagabend 1/28 Uhr in einem plötzlich ausbrechenden kur­zen, aber heftigen Gewitter, verbunden mit einem orkanartigen Sturm, ihre Entladung. Unter Blitz- und Donnerschlägen ging ein sturzartiger Regen nieder. Durch den Sturm wurde in der Cannstatter Straße ein

Kastaniendaum entwurzelt. Auch bei der Soli- tude fiel ein Baum kurz vor einem Kraftwagen über die Straße. Nur mit vieler Mühe konnte er aus dem Weg geschafft werden. In Botnang zerstörte der Blitz eine elektrische Lichtanlage. Nach einer halben Stunde war das Gewitter, das eine angenehme Abkühlung brachte, vor­über.

Der Nauttliehwiljag ln SngeWgeil

Was der Besucher beachten muß

Anfahrt der zur Ehrung kommenden Bauern» -«schlechter und sonstigen Teilnehmer: Sämtlich« Teilnehmer, mit Ausnahme der Mit» alickrer des Landesbauernrats und der Ehren» Ws (weiße Einladungskarte) müssen späte­stens UM 8.30 Uhr in Jngelfingen ein- getrosfen sein. Die Kraftsahrzeuge werden bei An­kunft in Jngelfingen raschestens verlassen, damit sie zu den Parkplätzen sofort weiterfahren können. Die vorhandenen Abstellplätze für Fahrräder sind unbedingt zu benützen, da das Radfahren in der Stadt während des ganzen Tages untersagt ist.

Anfahrt der Ehrengäste:

Die Ehrengäste, also auch die Mitglieder des Landesbauernrats versammeln sich bis S.30 Uhr aüfdemMarktplatz inKünzelsau. Die Abfahrt nach Jngelfingen erfolgt in der Zeit von 9.359.45 Uhr. Aussteigeplatz beim Rathaus in Jngelfingen.

Bauernehrung:

Um 9 Uhr müssen die Angehörigen der Bauern- geschlechter, die für sie bestimmten und mit Num­mern versehenen Sitzplätze auf dem Festplatz bei der Festhalle eingenommen haben. Die sonstigen Teilnehmer nehmen ihre Plätze hinter den Sitz­reihen der zu Ehrenden ein. Auch sie müssen um 9 Uhr an Ort und Stelle sein, da der einzige Zugang zum eigentlichen Festplatz von da ab gesperrt ist.

Mittagessen:

Die Vertreter der zur Ehrung kommenden Ge­schlechter, soweit sie grüne Ausweiskarten haben und die Ehrengäste (weiße Einladungskarten), nehmen das Mittagessen in der Festhalle und im Festzelt ein. Sämtliche Gaststätten m Jngel- singen find für sonstige Teilnehmer jederzeit offen, ebenso zahlreiche Sitzplätze neben dem Fest-

zerr. Die Festhalle und das Festzelt sind von 10.39 Uhr ab für jedermann gesperrt, ab 15 (3 Uhr nachmittags) jedoch für jedermann frei.

Spiel und Sport:

Nach der Aufführung des Bauernspiels und nach Beendigung der Volks, und Bauerntums die im Anschluß an das Eintreffen der Bauern.' Hochzeit getanzt werden, finden auf dem Sport. Platz etwa 5 Minuten unterhalb des FestplaKeS (Weg: Straße nach Griesbach) sportliche Veran. staltungen u. a. auch Reiterspiele statt. Es sollte niemand versäumen, sich das sportliche und spie, lerische Können unserer Jugend anzusehen. Er­frischungsgelegenheit ist in unmittelbarer NStze des Sportplatzes vorhanden.

Abfahrt:

Die Abfahrt der Autobusse und sonstigen Per­sonenkraftwagen kann von 18 Uhr ab erfolgen.

Für die Besichtigung des ErbhofeS unseres Landesbauernführers (etwa 5 Kilometer von Jngelfingen) wird Fahrtgelegen, heit zu angemessenem Preise ab Stadtausgang Jngelfingen in Richtung Dörrenzimmern ge- geben sein.

Ausklang:

Ab 19 Uhr (7 Uhr abends) ist allgemeiner Tanz in der Festhalle.

Den Anordnungen des Ordnungsdienstes ist unbedingt Folge zu leisten.

Wie zum 1. Bauernehrentag in Neenstetten wird auch zum 2 . Bauernehrentag in Jngelfin- gen ein Erinnerungsabzeichen zu angemessenem Preis angeboten. Kein Festteilnehmer sollte die kleine Ausgabe scheuen.

blutige Sedlaekl am rvel Dattelpalme»

Wie cus Kairo berichtet wird, kam es in Oberägypten zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen zwei Dörfern über das Eigentums­recht an zwei Dattelpalmen. Der Streit entbrannte ursprünglich zwischen zwei Fellachenfamilien. Schließlich ergriffen jedoch die Dörfer der beiden Familien Partei, so daß sich schließlich 200 Personen mit Prü­geln, Messern und Feuerwaffen an dem Streit beteiligten. Vier Fellachen wurden getötet und 20 schwer verwundet

Ser Sitilichkeilsprozetz in Koblenz

Koblenz, 8 . Juli.

Im großen Sittlichkeitsprozeß gegen die Franziskanerbrüder standen am Mittwoch zwei Brüder vor Gericht, die für sich die traurige Berühmtheit in Anspruch nehmen können, die schwersten Verbrechen auf sitt­lichem Gebiet begangen zu haben. Der erste ist der 34jährige Gerhard Burke, genannt Bruder Matthias, der durch Ver- mittlung seines Onkels, des Franziskaner­bruders Amadeus, nach Waldbreitbach kam. wo er zum Krankenpfleger ausgebildet wurde. Nach seiner Krankenpflegertätigkeit in ver- schiedenen Ordensniederlassungen und einem einjährigen Aufenthalt in Rom kam Bruder Matthias nach Darmstadt, wo er vom Bru­der Hubertus verdorben wurde. Als er dann Leiter der Kranken st ation für schwachsinnige Kinder in Waldniel wurde, vergriff er sich an einem Zögling unter 14 Jahren. Er gab im Großen und Ganzen die Beschuldigungen zu und wurde wegen Verbrechens gegen 88 176, 4 und 174 in Tateinheit mit wider­natürlicher Unzucht zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt.

Der nächste Angeklagte der 26. in die­sem Prozeß war der 35jährige Hermann Üesmeister, genannt Bruder Rode­rt ch, aus Oberhausen. Er hat 1934 in Waldbreitbach die ewigen Gelübde abaeleat

und hatte in der Klosterküche 20 Zöglinge als Kartoffelschäler zu beaufsichtigen. Mit einigen dieser Zöglinge, die zwischen 15 und 19 Jahren alt waren, hat sich der Angeklagte in unglaublicher Weise vergangen. Er, der zuerst geständig war, machte in der Haupt­verhandlung einen befangenen Eindruck und schränkte seine früheren Aussagen wesentlich ein. Als Sachverständiger bekundete Ober­arzt Dr. Otten, daß der Angeklagte zwar geistig minderbegabt, jedoch für seine Stras. taten voll verantwortlich sei. Er wurde we- gen Verbrechens gegen 8 175 a und wegen widernatürlicher Unzucht zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust ver­urteilt.

Noch ein dritter Angeklagter. Bruder Nedemptus. wurde wegen widernatür­licher Unzucht mit vier Ordensbrüdern dem Antrag des Staatsanwaltes entsprechend zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Auf Grund seines reumütigen Geständnisses wur­den ihm mildernde Umstände zugebilligt und iünf Monate der Untersuchungshaft aus die Strafe angerechnet.

Ein Geistlicher, der sich vorübergehend im Kloster Loherhof aushielt, hat sich bei einem Ausflüge in die Treverener Heide einer Frau gegenüber unsittliche Handlungen zuschulden kommen lassen. Der Geistliche, der seine Ver­fehlungen zugibt, wurde verhaftet.

s. Eine Fertengeschtchte aus der KinderlanboersLtckung der NSV.

Lieppke versteht das zwar nicht ganz, er denkt sich das mit demFell über die Ohren ziehen" allzu wörtlich, aber die Er­wachsenen reden manchmal so komische Sachen.

Na, Steppke, nun spiel doch mal einen!" ermuntert die Bäuerin, als man ein Stück gefahren war. Da läßt sich der Steppke nicht lange nötigen, sondern zieht die neue Mundharmonika aus der Tasche und beginnt zu spielen, während hinter ihnen aus dem raschelnden Stroh des Wagenkastens bas Quieken und Grunzen der kleinen Jolanthcs klang, die so unter Sang und Klana ihr neues Quartier beziehen.

Die Tage gehen für Steppke viel zu schnell dahin, viel zu rasch im Vergleich zu der großen und ungestümen Vorfreude. Steppke hatte noch ein schönes Geschtchten- buch mitgebracht, um darin zu lesen, wenn er einmal Langeweile hat, aber es bleibt gar keine Zeit dazu, es gibt für ihn keine Langeweile, und als die Ferien zu Ende sind, packt er das Buch ungelesen wieder ein.

So schön ist dieser Landaufenthalt, ein Lachen und Tollen, tagaus, tagein, oft nur barfuß uH im leichten Badeanzug. Der

luftige Sommersttz im schattigen Laub­versteck des alten, krummen Apfelbaumes ist bald ein Räubernest, bald Schloß und Ritterburg, und die kleine Heide ist dann natürlich die Räuberbraut, die Prinzessin oder bas- Ritterfräulein. Und Steppke, na, bas versteht sich ganz selbstredend, ist bet diesen Spielen der dazugehörende Räuber­hauptmann, der Prinz oder kühne Ritter.

So verstreichen die sechs Fertenwochen wie tm Fluge. Mit jedem Tage, mit jedem Kalenberblättchen, das man abreißt, rückt die Trennung näher und ehe man sich über­haupt recht versieht, ist der Abschtedstag da. Wieder geht's mit Sang und Klang zu dem kleinen Bahnhof. Steppkes Stimme klingt heute merkwürdig belegt und längst nicht so hell und frisch wie sonst.

Auch die Pflegeeltern und Heide geben Steppke das Geleit. Er muß tapfer an sich halten, um nicht einfach loszuheulen, aber er kann es nicht hindern, daß ihm zwei dicke Tränen langsam über die Backen kriechen, als sich der Zug in Be­wegung setzt und man ihm noch einmal zuwinkt und Heide ruft:Und im näch­sten Jahre mußt du wieder.kommen!" Auf der Heimfahrt ist Steppke noch immer mit seinen Gedanken auf dem Grothenhof. Wie kurz waren diese sechs Wochen gewesen und sooo schön!

Der Abschied stimmte ein wenig traurig. Ms der Zug aber nach fünfstündiger Fahrt wieder auf dem großen Heimatbahnhofe einläuft, wo sich viele Menschen zur Be­grüßung ihrer hetmkehrenden Kinder ein­gefunden haben und Steppke auch seine Mutter stehen sieht, die ihrem heimkehrenden Jungen glückselig zunickt, da ist Steppkes kleiner Kummer schnell verflogen und lubelnd stürzt er in die Arme der Mutter.

«Ach, Mutti, Mutti, war bas schön!"

« bte Mutter fährt ihm mit der

Hand glättend über den widerspenstigen Schopf und lächelt:Ja. wir haben dich oft recht vermißt. Steppke, aber fein hast b»

dich herausgemacht'." .Ha. eine ganze Menge zugenommen l" bestätigte Steppke.Aber Junge, was für vieles Gepäck hast du denn?" staunt die Mutter.

Steppke lacht fröhlich:

Alles von Grothes und alles zum Essen Rauchwurst und ein Stück Schinken und einen ganzen Korb saftiger Birnen und sogar ein fettes Huhn hat mir Tante Grothe eingepackt. Und denk dir bloß, Mutti, zu Weihnachten wollen sie ein Schlachtefest-» Paket schicken. O, Mutti, Grothes sind gut und Onkel Grothe sagt, wenn ich groß bin, kann ich auch ein Bauer werden. Und die Oma Grothe hat mir zwei Paar wollene Strümpfe für den Winter gestrickt." Das Erzählen will kein Ende nehmen an diesem Abend.

Ja, da war nun Steppke wieder daheim, braungebrannt wie ein kleiner Mulatte und vollgestopft mit landwirtschaftlichen Neuig­keiten.

Weißt du, Mutti, baß es Kühe gibt, die Rinder heißen und daß der Mann von Ser Kuh Stier heißt?" Hat die Mutti schon einmal so wollige Schnuckenlämmer gekrault und so winzige kleine Ferkelchen mit nied­lichen Ringelschwänzchen gesehen, die so rund sind und so rosig wie Marzipan?

Nein, gegen Steppkes umfangreiche Kenntnisse aus landwirtschaftlichem Gebiet ist absolut nicht mehr aufzukommen.

Steppke aber sagt mit strahlendem Gesicht:

Die Kinderlandverschickuna von de NSV. ist eine piekfeine Sache!"

Die Mutti nickt. Sie muß mit der Hand einmal verlegen über die Augen streichen, in denen es ein wenig seucht schimmert.Daß es noch so gute, gute Menschen gibt!" sagt sie.Wir können auch wohl Gott nicht genug danken, daß er uns zu rechter Stunde noch den rechte» Führer schickte, der so gut ist und ein Her-

Hat für die Armen und Aermsten, für die Kleinen und Kleinsten."

Steppke aber liegt an diesem Abend noch lange wach. Die Mutter kommt noch einmal leise an sein Bett, seht sich zu ihm auf Sen Bettrand und nimmt seine kleine, feste, braune Jungenhand in die ihre.

Weißt du, Steppke", sagte sie,tch muß dir noch etwas sagen. Du wolltest doch immer ein Schwesterchen haben, nicht wahr?"

O ja, Mutti, bekomme Ich eins?"

Würdest du dich freuen. Steppke?"

Na. und ob". lachte er,aber bekomme tch wirklich ein Schwesterchen?"

Ja, ja, Steppke, zu Weihnachten ist es wohl da!"

O, Mutti, Mutti!" jubelt er und sitzt nor Freude plötzlich aufrecht im Bett, beib« Arn.e um den Hals der Mutter schlingend, Dann muß es Heide heißen, Mutti. Und ich glaube, Mutti, bas Leben wird noch einmal ganz schön. Dann ziehen wir alle aufs Land, du, der Vater, die kleine Heide un- ich. O, Mutti!" und mit einem glück­seligen Lächeln schläft Steppke an diesem Abend ein.