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und Anzeigeblatl für den Se;Lrk Calw. 82 . Jahrgang

SrfcheinungStage: Dienstag. Donnerstag, Sams­tag, Sonntag. Jnsertionspreis 10 Psg. pro Zeile für Stad t uni «ezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Samstag den 1. Juni 1907

«tdonnemroiepr.ind.Stuhtpr. Viertelst Mk.l.ioincl.Trügen -öierteljührl. ßiostbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u, Nachbar. Ortsverkehr l Sill., f b. sonst. Verkehr Mi. l.10. Bestellgeld 20 Hsg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Tagesneuigkeiten

Bekanntmachung.

Am 25., 26. und 27. Juni d. Js. findet für diejenigen Invaliden, Renten- und Unterstützungs­empfänger deren Versorgungsgebührnisse in diesem Jahre ablanfen eine Prüfung beim Bezirkskommando Calw statt.

Den einzelnen Leuten gehen vom Bezirks­kommando noch besondere Gestellungsbefehle durch die Schultheißenämter zu.

Calw, 27. Mai 1907.

Kgl. Bezirkskommando.

An die Gemeindebehörden.

Seitens der Forstbehörden ist Klage darüber geführt worden, daß das Holz aus den Gemeinde­waldungen, in welchen zu kultivieren oder zu nutzen war, nicht rechtzeitg entfernt und dadurch die Nutzung behindert worden sei. Den Gemeindebehörden wird daher nahe gelegt in den Holzverkaufsverträgen folgende Bedingung aufzunehmen:

Der Gemeinderat hat das Recht für den Fall der Nichtabfuhr des Holzes aus den Termin eine Konventionalstrafe von . . . pro Woche über den Termin hinaus anzusetzen.

An Stellen, an welchen die Kultur oder die Nutzung es erfordert, muß das Holz bis . . . entfernt sein, widrigenfalls die Entfernung seitens der Gemeinde auf Kosten des Holzkäufers geschieht."

Den Gemeinderäten ist hievon unter Eintrag in das Schnlth.-Amts-Protokoll Eröffnung zu machen.

Calw, 30. Mai 1907.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Die Herren Berwaltnngsattuare

werden, soweit sie sich noch im Rückstand befinden, an Vorlage der RechnungSstellplSne pro 1. April 1907, erinnert. Erlaß vom 2. April 1907. Wochenblatt Nro. 54.

Calw, 30. Mai 1907.

K. Oberamt. Voelter.

Bekanntmachung

betr. Maßregeln gegen die Maul- «nd Klauenseuche.

Unter Hinweis auf die Bekanntmachung des K. Ministeriums des Innern vom 28. ds. Mts., veröffentlicht im Staatsanzeiger für Württemberg Nr. 122, wird mit Rücksicht auf die in den Ge­meinden Rohrdorf und Egenhausen Oberamts Nagold herrschenden Maul- und Klauenseuche fest­gestellt, daß folgende Orte des Oberamtsbezirks Calw in den um die Seuchenorte gezogenen Umkreis von 12 km fallen: Holzbron«, Altbulach, Neubulach, LiebelSberg, Neuweiler, Breitenberg, Oberhaus» fielt, MartiuSmooS, Zwerenberg, Hornberg und Aichhalden.

In diesen Gemeinden ist demnach der Handel im Umherziehe« mit Wiederkäuern «nd Schweinen bis 8V. Juni verboten und dürfen auch Rindvieh- «ndSchweinemärkte in dieser Zeit nicht abgehalten

Calw, 30. Mai 1907.

K. Oberamt.

Amim. Rippmann.

* Calw 30. Mai. Die Korrektur der Stuttgarter Straße darf nun als sicher an­gesehen werden. Da die Mittel im neuen Etat ausgenommen sind, so wird mit den Arbeiten in absehbarer Zeit begonnen werden können. Am Dienstag wurde die Trace der Straße ausgesteckt und kann man sich nun ein Bild machen, in welcher Art und in welcher Höhe die Straße gegen das Oettinger'sche Anwesen hin geführt wird. In nächster Woche finden zwischen den bürgerlichen Kollegien von Calw und den Vertretern der Ministerialabteilung für das Hochbauwesen über die Kosten der Korrektion Verhandlungen statt.

Bad Teinach 27. Mai. Der hiesiige Schwarzwaldbezirksverein beabsichtigt, auf der rechten Seite des Teinachbaches durch den Liebels- berger und Altbulacher Wald einen Fußweg bis zum Bahnhof anzulegen. Dieser Weg wird etwas unterhalb des Ortseingangs beginnen und soll nicht viel länger als die Fahrstraße werden. Durch die Herstellung des Weges würde einem längst gefühlten Bedürfnis entsprochen werden.

Stuttgart 30. Mai. Gestern abend V-9 Uhr ereignete sich während einer Singprobe zum heutigen Fronleichnamsfest in der St. Elisa­bethenkirche ein aufregender Vorfall. Beim Transport eines Podiums war man mit einer Ecke desselben an eine bei der Orgel aufgehängte Lampe gestoßen, die herabfiel und explodierte. Die Feuerwehrwache 2 war rasch zur Stelle, ihr Eingreifen war aber infolge der energischen Maß­nahmen, der in der Kirche Anwesenden nicht mehr nötig. Das Podium ist teilweise verbrannt, auch die Orgel hat äußerlich Schaden' genommen, doch ist heute, am Fest, die Störung wieder be­seitigt.

Marbach a. N. 28. Mai. Nach drei­jähriger Unterbrechung fand heute das sonst regel­mäßig alle Jahre wiederkehrende Schiller- Maienfest statt. Da die Eröffnung des Schiller­museums, sowie die der Jubiläumsausstellung und die lOOjähr. Todesfeier jedermal im Frühjahr statt­gefunden hatte, so hatte man von der Feier eines Kinderfrühlingsfestes in den letzten 3 Jahren ab­gesehen. Die Feier bewegte sich im allgemeinen im üblichen Rahmen. Das besondere eines Maienfestes in Marbach aber ist, daß auch hier Schiller und seine Verehrung im Mittelpunkt der Feier stehen und ihm die besondere Weihe geben. Man kann sich kaum einen schöner ge- legenen Festplatz denken als die Schillerhöhe. Wenn dann der Zug der Kinder zum Denkmal zieht, diese dort ihre Blumensträuße und bänder­geschmückten Maien niederlegen und unter Gesang das Denkmal mit den mitgebrachten Blumenguir- landen bekränzen, dazu die fröhlichen, strahlenden Kindergefichter, wundervolles Frühlingswetter und Sonnenschein: dann ist das ein Anblick, bei dem jedermann das Herz aufgeht.

Nürtingen 30. Mai. Bei dem letzten Gewitter wurde ein außerhalb Beuren stehender Schuppen des Molkereibesitzers Hartmonn durch einen Blitzstrahl getroffen und nebst einem großen Heuvorrat durch Feuer zerstört. Der Abgebrannte ist weder mit dem Schuppen noch mit dem Heu versichert.

Reutlingen 28. Mai. Der heute gerade 8 Wochen dauernde Aurstand der Maurer wurde gestern abend nach mehrstündigen Verhandlungen zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeiterschaft, unter Leitung von Oberbürger­meister Hepp beendigt. Ein neuer auf 3 Jahre vereinbarter Tarifvertrag kam zu Stand, mit einem Stundenlohn von 4244 --Z für 1907, von 4346 iZ für 1908 und 4648 H für 1909/40 fürtüchtige" Arbeiter, wie ausdrück­lich bedungen wurde. Der nun beigelegte Aur­stand hat beiden Teilen großen Schaden zugesügt. Der Stundenlohn betrug bisher schon 42 -H.

Reutlingen 30. Mai. Bei dem Weber Federschmied in Betzingen wurde eingestiegen und eine Anzahl 20-Markstücke gestohlen, welche sich der Geschädigte zusammengespart hat.

Oberndorf 30. Mai. Seit heute be­finden sich auch wieder türkische Offiziere in Oberndorf. Die neue Abordnung besteht aus einem Sekretär und zwei Hauptleuten, welche schon mehrmals in Oberndorf gewesen sind. Sie sollen 700 Gewehre für die türkischen Landjäger übernehmen.

Dornstetten OA. Freudenstadt 30. Mai. In dem auf dem Marktplatz stehenden 3stockigen Wohn- und Oekonomiegebäude des Drehermeisters Roh brach heute morgen 3 Uhr Feuer aus, das in kurzer Zeit auf 2 südlich gelegene angebaute Häuser übersprang, sodaß bald 3 Wohnhäuser ein Raub der Flammen wurden. Dem energischen Eingreifen der Feuerwehren von hier und weiteren Orten der Umgegend, sowie der völligen Wind­stille ist es zu danken, daß das sehr stark bedrohte Warenhaus des Kaufmanns Hegel und die Apotheke gerettet wurden. Dar Vieh konnte in Sicherheit gebracht werden, vom Mobiliar dagegen sehr wenig. Die 6 abgebrannten Familien sind wie man hört, nur notdürftig versichert. Brand­stiftung wird vermutet.

Konstanz 29. Mai. Der hiesige Konsum- und Sparverein ist in Konkurs geraten.

Darmstadt 29. Mai. Die Familie de» städtischen Schlachthofdtrektor» Dr. Gart ist fest Sonntag infolge des Genusses von Vanille-Pudding an Vergiftungserscheinungen schwererkrankt. Die ganze Familie hat seit gestern da« Sprach, vermögen verloren. Der Zustand zweier Kinder ist sehr bedenklich, ein Sohn wurde ins städtische Krankenhaus ausgenommen.

Berlin 29. Mai. Heute Mittag 1 Uhr trafen die englischen Journalisten auf ihrer Besuchsreise durch Deutschland von Hamburg kommend auf dem Lehrter Bahnhofe hier ein. Kurz vor der Ankunft des Hamburger Schnell­zuges hatten sich auf dem westlichen Bahnsteig Mitglieder de» hiesigen Arbeitsausschüsse» und des Empfangskomitee» für den englischen Besuch eingefunden, um ihren britischen Kollegen den ersten Wtllkommengruß zu entbieten und ihnen auf der ersten Fahrt d^rch Berlin Führer zu sein. Als der Zug im Bahnhofe kurz vor 1 Uhr ein­lief, trat als Erster Fürst Hatzfeld, der Vorsitzende des Arbeitsausschusses an die die Wagen verlassenden 25 Gäste heran und hieß sie willkommen. Die englischen Pressevertreter nahmen ohne weiteren