Vas war -er ..Adler von Lille"
Zum 20. Todestag Max Smmelmanus — Ei« Augvrzeuge über feine«
letzte« Kampf
Nach fünfzehn Luftsiegen stürzte am 18. Juni 1916 — also vor nunmehr zwanzig Jahren— Max Jmmel» mann, neben Boelcke der Begründer der deutschen Technik des Lustkampfes, tödlich ab bei Sallaumines in Mandern. Er war der erste des strahlenden Dreigestirns Jmmel- mann-Boelcke-Richthosen, der einging nach Walhall. Ueber den letzten Kampf des „Adlers von Lille", des „Ueber- habichts". wie die Engländer den sächsischen
2uw 2Y. ^ockesiag dlsx Inunelmsans
Oberteulnanl und Ritter des Pour te mörite
gerurgt gurren, >egrrev vuinars ein zruinrruo in die Heimat:
Nat — ta — ta — ta — ta klang es durch die geöffneten Fenster hoch oben vom abendlichen Himmel zu mir. Es ist bereits 9 Uhr. Sollte schon wieder? . . . Erst nachmittags ist ein englischer Flieger im spannenden Luftkampf von einem unserer prächtigen Fokker heruntergeholt und zur Landung gezwungen worden. Und jetzt? Ra — ta — ta — ta — ta — hell und dumpf bekam ich die Antwort auf meine Frage.
Ich trat aus meinem Quartier und sah über mir in mehreren tausend Metern Höhe fünf Flugzeuge, von denen ich sofort zwei Fokker und drei englische oder französische Doppeldecker erkenne, m heißemKamPs; die Fokker, winzig und schnell wie Schwalben im Vergleich zu den großen, behäbigen, aber sicher dahingleitenden Doppeldeckern. Die Fokker haben die Doppeldecker jetzt eingeholt und sausen mit rasender Geschwindigkeit auf sie los. Dazwischen ein wahnsinniges Geknatter aus fünf Maschinen- gewehren.'Jetzt haben die Fokker den Feind
erreicht, reißen sich wieder los und stürzen mit neuer Kraft auf die verwirrt durcheinander kreisenden Doppeldecker. Jetzt hat sich auch der eine der Fokker einen Gegner ausgesucht. Er läßt lhn nicht mehr los. ver- folgt ihn.
Der Große versucht, tiefer zu kommen, vergebens, der Fokker hat ihn gefaßt, ist bald über, bald unter ihm —
vorn und hinten-es ist unmöglich, zu
entkommen.
Da, ein Plötzliches Schwanken des Großen — nein, er geht tiefer, und „Hurra!" brüllt es aus tausend Kehlen — er ist getroffenl
Ich beobachtete scharf, und so entging es mir nicht, daß auch der Fokker ganz eigenartig taumelnde Bewegungen machte, sich wie ein zu Tode getroffenes Tier kerzengerade aufrichtet, wie er anfängt zu flattern und ganz allmählich tiefer kam, erst langsam, dann immer schneller — ein Plötzlicher Ruck, der Apparat stand wieder waagerecht.
Gott sei Dank, man will erleichtert auf-
8. 6. Schafft es Schmeling? — das ist zur Zeit die große Frage, die nicht nur die Boxsportanhänger, sondern darüber hinaus überhaupt alle einigermaßen sportbegeisterten Deutschen bewegt. Ja, wirdesunser Max Schmeling schaffen, wenn er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in Amerika gegen den Neger- boxer Joe Louis in den Ring steigt? Wird der deutsche Exweltmeister nochmals : den Anspruch auf den Weltmeistergürtel ! durch einen Sieg rechtfertigen oder wird der ^ junge, unheimlich kräftige Neger der Laufbahn des Deutschen endgültig ein Ziel setzen?
Man hört und liest ja in diesen Tagen unendlich viel über diesen Kampf. Es gibt Leute, die behaupten steif und fest: Schmeling wird dank seiner größeren Erfahrung siegen. Andere sagen: Der Neger wird nach ganz kurzer Zeit den „schwarzen Husaren vom Rhein" auf die Bretter schlagen. Aber — wenigstens soweit es sich um Deutsche handelt — hoffen sie doch alle, insgeheim auf einen Sieg Max Schmelings.
Wie stehep die Chancen?
Auf der einen Seite steht Schmeling mit seiner großen Ningerfahrung. Er ist ein ausgekochter Bursche, der so ziemlich alle Finten kennt, die ein Boxer im Laufe einer langen Kampfzeit lernen kann. Er ist zwar nicht mehr der Jüngste, aber dafür hat er ein ungeheuer geschultes Auge. Er fleht die kleinste Blöße, die sich der Gegner gibt, er weiß, wie er im Nahkampf unterminieren muß, wie er mit seiner Linken stoppen und seiner Rechten vernichten kann. Und wenn heute aus Amerika gemeldet wird, daß sich unser Landsmann in Hochform befinde, daß er körperlich noch selten so fitt gewesen sei, wie gerade jetzt vor diesem ent- scheidenden Kampf, dann dürfen wir unserem Max ruhia eine klare Chance einräumen.
atmen, da überschlägt sich der Flieger vollständig, das Schwanzstück trennt sich von den Tragflächen und fällt nach unten. Eine der Tragflächen flattert hinterdrein, und mit unheimlichemAufschlagen stürzt der Apparat, sich mehrere Male überschlagend, aus zweitausend Meter Höhe zur Erde. Der Motor hatte sich tief m die Erde eingegraben und lag mit dem unteren Teil nach oben, den Führer unter sich begrabend.
Alles hastet zur Unfallstelle, wo man den Motor umkehrt. Mehrere Offiziere erschienen und beaufsichtigten die Durchsuchung des Toten.
Wer mag es sein? Engländer, Franzose oder Deutscher?
Jeder ergeht sich in Vermutungen, niemand weiß Bestimmtes. Endlich hat man dem Toten den Lederrock geöffnet und findet als erstes — den — Pourlemörite —
Jmmelmann oder Boelcke! — Irgend- jemand sprach es. Wie ein Lauffeuer ging es weiter, und Plötzlich entstand eine beängstigende Stille. Dann fand man das Eiserne Kreuz und dann die traurige Gewißheit: das Monogramm in der Wäsche:
M. I.
„Unser Jmmelmann . . ." sprach ein an- wesender hoher Offizier leise und traurig...
dann dürfen wir hoffen, daß er mit seinem überlegen technischen Können die Oberhand über das Raubtier Joe Louis behalten wird.
Joe Louis — der Mann ohne Nerven
Raubtier? Ja, so darf man den Neger wohl nennen, denn wieeinTigerumschleicht erseinen Gegner, um im entscheidenden Moment zuzupacken. Er kennt keine Gefühle, er geht eiskalt zwischen die Seile, Lampensieber ist ihm unbekannt und mitseinen 22 Jahren hat er eine ungeheure Explosivkraft. Noch niemals kam ein freudiges Wort über seine Lippen, wenn er einen gefürchteten Gegner für die Zeit zu Boden geschickt hatte, nie lächelte er im Bewußtsein des Triumphes — mit unveränderten Mienen geht er in seine Ecke, eiskalt ist sein Blick, wie ein Raubtier läßt er seine Beute zurück, ohne mit den Wimpern zu zucken. Das sei übertrieben? Nein, das ist Joe Louis wie er leibt und lebt, das ist das Gefährliche an dem „Braunen Bomber", der keine Nerven zu besit- zen scheint.
Fachleute sagen: Wenn Schmeling über die ersten Runden kommt, dann kann 'er gewin- neu! Ja, wenn er über die ersten Runden kommt, aber ob... Dann sind andere da. die meinen, der Neger liege mit seiner draufgängerischen Art gerade dem Konterboxer Schmeling besonders gut. Mag sein, sicher kann hier nichts gesagt werden. Nur eines wissen wir ganz genau: Bei diesem Kampf wird nicht zuletzt auch die geistige Geschmeidigkeit, das soll heißen, das rasche Er- fassen der Situation, die Entschlußkraft zum Einhalten eines bestimmten Kampsplaneg — diese geistige Beweglichkeit wird eine ausschlaggebende Rolle spielen. Und was dieses blitzschnelle Ueberlegen anbelangt, da hat unser Maxe be- stimmt dem Neger einiges voraus.
In der Nacht vom Donnerstag auf Frei, tag werden die Fäuste entscheiden. Deutschland wird am Lautspre^ chersitzen und mitfiebern, wenn der Gong zur ersten Runde ertönt. Dann wird der ganze Reklamerummel, den Amerika für die- sen Kampf aufzieht, versunken sein, dann wird sich Schmeling dem Neger stellen. Hof, sen wir. daß es ein ehrlicher Kampf wird, und — im geheimen wollen wir unserem Max den Daumen halten!
dlax Sediueliaß — »Der solivsrre «ussr vom lideio" — steigt la ller dlaedt vom voonerstsg suk breitsz io ^.inerlk» gegen ckea I^eger 1a« I.ouiz io Neu King NS.-Prel!e-Aichiv (M)
lue l.ouis, „Der kesuoe Number", oirli uiiserew dlsx 8edmeiing sebver ro sekakkeo msekeo
NS-Preste-Archiv tM
dteuee Lvsanckter in kongboli
Der Führer und Reichskanzler hat den Konsul in Tunis, Generalkonsul Dr. Thomas, zum Gesandten in Bangkok (Siams ernannt.
Mae Schmeling gegen Joe Louis
Boxkampf r« der Nacht vom Donnerstag a«f Freitag
2. Eine Fertengeschichte aus der Kinöerlanöverschickung der NSV.
Die verarbeiteten Hände der Mutter füllen einen großen starken Pappkarton — zu einem Koffer hat's nicht mehr gelangt — aber die Sachen sind heil und sauber. Acht Tage ratterte noch abends die Nähmaschine und die Mutter nähte, wusch, bügelte, besserte. Sie zauberte Neues aus Altem, aus Abgelegtem, das man ihr auf der Waschstelle gestiftet hatte, bis schließlich Steppke alles sein säuberlich und nach Vorschrift zusammen hat, sechs Hemden. Strümpfe, HHschen und Spenzer und nagelneue Taschentücher. „Daß du achtgibst, Steppke, mir alles ordentlich beisammhältst und alles wieder mitbringst" — schärst ihm die Mutter ein. „O ja," verspricht Steppke: er kann die Zeit gar nicht mehr abwarten.
Endlich die letzte Nacht. Steppke wälzt sich unruhig in seinem schmalen Kinderbett ' und kann nicht einschlafcn. Uner-
uiüöllch tickt die Weckuhr auf seinem Nacht- tiich die Zeit zur heitzersehnten Abfahrt ab. „Weck mich aher, Mutti, weck mich ganz früh!"
„Ja, ja, doch Steppke, aber jetzt mußt du erst schlafen!"
Gehorsam schließt er die Augen, aber noch lange liegt er wach, hört das vielstimmige, dumpfe Gemurmel dieses großen Mietshauses, das den ganzen Tag wie ein großer, summender Bienenkorb ist, wie ferne Wellen in seinem leisen Kinderschlaf plätschern.. Erst gegen Morgen ist er fest eingeschlafen. An seinem Bett donnert der Zug vorüber, ganz vollgestopft mit lachenden, winkenden Kindern. Und Steppke schreit: „Ich muß doch mit, ich will mit aufs Land!" Aber die Beine sind lo stocksteif und blei
schwer — und wollen ihn gar nicht so rasch vvrwärtstragen. Dann dampft ihm der Zug gerade vor der Nase ab. „Mutti, Mutti!" stöhnt Steppke, „warum hast du mich denn nicht früh genug geweckt?"
Steppke reibt sich die Augen, er ist noch ein wenig benommen von dem aufregenden Traum. Er liegt ia noch daheim in seinem Bett, und eben tritt die Mutter, die tn der Küche bereits frischen Kaffee aufgebrüht und Stullen gestrichen hat, ein, fährt ihm mit der Hand übers Haar und sagt: „Ja, Steppke, ausstehen und fertigmachenl Ich bringe dich an die Bahn!"
So schnell war Steppke noch nie gestiefelt und gespornt gewesen wie an diesem Morgen. Gestern, vor dem Zubettgehen, hat er schon alles bereitgelegt und die Schuhe blankgewienert, daß man sich schier darin spiegeln kann. Schneidig sieht der kleine Pimpf in seiner forschen DJ-Kluft aus. das schwarze Käppi schief und keck aufs Ohr gedrückt — eine Karte mit Nummer, Namen, Wohnungsangabe und Reiseziel an einer Schnur um den Hals gehängt.
--
Die Mutter gibt ihrem kleinen Steppke SaS Geleit zum Bahnhof. Ach, der Bahnsteig wimmelt schon von Menschen und strahlenden Fericnkindern, Und so ganz anders wie ein gewöhnlicher Zug steht dieser lange Sonderzug für die Ferienkinder da. Ein gewöhnlicher Zug verpestet mit seinen schwarzen Qualmmolken ganz einfach die Lust. Dieser Ferienzug aber kräuselt seinen Rauch so leicht und launig in die Lust wie Seufzer aus befreiter Brust. Der ganze Bahnsteig summt und surrt wie ein ausgestochertes Wespennest. Mütter und Väter, Tanten und Großmütter nehmen wortreichen Abschied und durch Armbinden
gekennzeichnete Helferinnen der weisen die Abteile an.
NSV.
Abschiedsgespräche flattern aus dem Nebeneinander der Fenster und auch Steppke, der glücklicherweise noch einen Fensterplatz erwischt, nickt brav auf die letzten mütterlichen Ermahnungen herab. Sein Herz
klopft vor Freude, Stolz, Erwartung und wieder Freude, so laut, daß er meint, man müsse es hören. Kein einziges verstohlenes Abschieüstränlein, überall nur lachende Feriengesichter, und selbst der graubärtige Schaffner setzt eine freundliche, schmunzelnde Amtsmiene auf:
„Ja, ihr kleenet Jemüse habt bet jut — — sechs Wochen zu de Bauern, hat unser- einen keener geboten — na ja, bazumalen gab's noch keine NSV-, die so für det kleene Volk sorgte!" sagte er.
Endlich waren bann die Gepäckstücke verstaut und Kind und Kegel untergebracht.
„Alles einsteigen!" Pseifen schrillen. Türen schlagen zu, dann hebt sich das Abfahrtszeichen über die rote Mütze, ein letztes: „Steppke, nun vergib aber nicht . . ." Steppke schwenkt sein Taschentuch wie eine Siegesfahne, als der lange Zug in schneidiger Kurve aus dem Weichbild der Stadt herausgleitet und mit Sang und Klang geht's hinaus in die weite Welt. Schon dehnen sich Schrebergärten rechts und links vom Bahndamm. An Wald und Feld und Wiesen, an kleinen verträumten Dörfern» die mit roten Dächern und spitzen Kirchtürmen aus grünen Bauminseln leuchten, geht's vorbei und von allem nehmen Steppkes staunende Augen ein Stück mit hier Weide», aus denen Kühe grasen, dort eine» querfeldein hoppelnden Hasen, ein Bauernwagelchen vor einer'Bahnschranke, surrende Telegraphendrähte, wellendes Korn, ein Zipfelchen Wald, roter Klatschmohn am Bahndamm, ivie ein buntes, lebendiges Bilderbuch, in dem man blättert.
Fünf Stunden Bahnfahrt. Dann ist auch Steppkes Gruppe am Ziel. Ach, du lieber Gott, es ist ein winziges Dorf, dieses kleine „Büttel", ein Nichts in der Geographie. ein Punkt auf der Landkarte.
Ein kleiner ländlicher Bahnhof gleitet heran, ein Häuslein roter Dächer schart sich im Hintergrund um den runden, schiefer- grauen Zwiebelturm einer kleinen Dorfkirche. Fünfzehn Fericnkindcr, von einem NSV.-Helfer begleitet, steigen an der kleinen Station aus. Aber Steppke glaubt seinen Augen nicht zu trauen. Da steht ja Jungvolk und Jungmädelschaft des Dorfes zum feierlichen Empfang am Bahnhof aufgebaut. Ein lautes „Heil!", ein „Herzliches Willkommen!" und mit frischem, frohem Gesang und Trommelklang marschiert man in das Dorf hinein bis zum Gemeindeamt, von wo aus bann die Zuweisung der kleinen Feriengäste an die Pflegeeltern erfolgt.
Fortsetzung folgt.