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Nr. 13S
Donnerstag den 18. Juni 1S3S
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Amtsblatt für
das Oberamt Lleuenbürg
S4. Jahrgang
Vlutige 3usammenftötze in Sowrio
Kowno, 17. Juni. Bei der Beerdigung eines Kownoer Sägewerksarbeiters, der am Montag den jüdischen Großunternehmer Kamber erschoß und sich gleich darauf selbst das Leben nahm, versuchte die Arbeiterschaft eine Kundgebung durchzuführen. Etwa 10 OM Arbeiter hatten sich an der Leichenhalle eingefunden. Als die Menge den Leichenzug über die Hauptstraße vorbei am Palais des Staatspräsidenten leiten wollte, schritt Polizei ein. Die Polizeikette wurde jedoch von der Menge durchbrochen, die, die Sargträger mit dem Sarge voran, gegen die Kette anstürmte. Es kam zu einem schweren Zusammenstoß. Nach einer Salve in die Luft schoß die Polizei scharf und wandte auch Träncngasbomben an. Fest steht bisher, daß zwei Personen getötet wurden. Die Unruhen dauern an.
Die Zusammenstöße zwischen Arbeitern und der Polizei dauerten bis gegen 21 Uhr an. Sie nahmen den Charakter einer offenen kommunistischen Massenkundgebung an. Den Demonstranten war es gelungen, die Polizeiketten zu durchbrechen und, wie beabsichtigt, zum Friedhof zu marschieren. Auf dem Friedhof wurde am Grabe des Arbeiters eine regierungsfeindliche Kundgebung abgehalten, wobei die Arbeiterschaft n. a. auch, zum Streik aufgerufen wurde. Rufe wie „Heil Moskau", „Nieder mit dem Faschismus" und feindliche Ausrufe gegen die litauische Regierung wurden wiederholt laut. Auch die Internationale wurde gesungen.
Bei der Schießerei soll es nach noch 'unbestätigten Meldungen drei Tote gegeben haben; einer von ihnen soll ein Jude sein. Mehrere Polizeibeamte wurden durch. Steinwürfe verletzt, lieber die Zahl der verletzten Zivilpersonen ist noch nichts bekannt.
Vas Kahinett billigt Edens
London, 17. Juni. Wie verlautet, hat das britische Kabinett in seiner Mittwoch- Sitzung die Erklärungen gebilligt, die Eden am Donnerstag nachmittag im Unterhaus ab- gcben wird. Es wird bekanntlich allgemein angenommen, daß die britische Regierung bereit sei, die Sanktionen aufzugeven, falls dies in Genf beschlossen werde.
' An Außenminister Eden wurden am Mittwoch im Unterhaus wieder eine Reihe außenpolitischer Anfragen gerichtet, die sich zum Teil auf die Sanktionsfrage bezogen. Eden erklärte, daß er vor der Donnerstagaussprache sich nicht äußern könne. Es kam dabei verschiedentlich zu Meinungsverschiedenheiten, die vermuten lassen, daß es am Donnerstag ziemlich scharfe Auseinandersetzungen zwischen der Opposition und der Regierung geben wird. Auf eine Anfrage des Abg. Powdcr sagte Eden zu, daß er einen Bericht über die Zeit unmittelbar vor dem Einmarsch der Italiener in Addis Abeba dem Unterhaus unterbreiten werde.
Fletchcr (Labour) fragte, ob die Regierung eine Entscheidung über die Anerkennung des italienischen Königs als Kaiserwon Abessinien getroffen habe, was Eden verneinte.
Fletcher fragte daraufhin weiter, ob die Regierung die Fragen der Fortsetzung oder Aufhebung der Sanktionen im Hinblick auf ihre Bedeutung für die kollektive Sicherheit erwogen und ob die britische Regierung hierüber mit den Völkerbundsmitgliedern Besprechungen ausgenommen habe. Eden wies Fletcher auf die Donnerstagaussprache hin und erklärte, daß zweifellos die Frage mit den anderen Völkerbundsmitgliedern beschlossen werden würde, wo eine kollektive Entscheidung getroffen werden müsse. Dies führte zu einer längeren Zwiesprache zwischen Eden und dem Abgeordneten Thurtle (Labour) und Fletcher, die versuchten, Eden zu einer Erklärung zu zwingen. Aber Eden beschränkte sich jedoch auf die Feststellung, daß Großbritannien bereit sei, die Frage in Genf und auf diplomatischem Wege zu erörtern.
Von maßgebender italienischer ^kite wird die Auffassung zurückgewiesen, daß Italien neue Forderungen gestellt hätte. Die Aufhebung der Sanktionen werde von Flauen als ausreichender Beweis sür die An. erkennung des vom Völkerbund Italien ^Müber begangenen Nechtsirrtums ange-
Himmler Chef der deutschen Volirei
Einheitliche Zusammenfassung der polizeilichen Aufgaben im Reich
Berlin, 17. Juni.
Der Führer und Reichskanzler hat aus Vorschlag des Neichsinnenministers Dr. Fr ick zur einheitlichen Zusammenfassung der polizeilichen Aufgaben im Reich den stell« vertretender Chef der Geheimen Staatspolizei Preußens. Neichsführer SS. Himmler, zum Chef der deutschen Poli- zei im Neichsministerium des Innern er- nannt. Nach dem Erlaß obliegt dem Chef der deutschen Polizei zugleich die Leitung und Bearbeitung aller Polizeiangelegenheiten im Geschäftsbereich des Reichs- und Preußischen Ministeriums des Innern. Er ist dem Reichsinnenminister Persönlich und unmittelbar unterstellt und führt die Dienstbezeichnung: „Der Reichsführer SS. und Chef der deut- scheu Polizei im Reichsministerium des Innern". Er nimmt, soweit sein Geschäftsbereich berührt wird, an den Sitzungen des Neichskabinetts teil.
Neichsinnenminister Dr. Frick hat den Chef der deutschen Polizei mit der Leitung
Berlin, 17. Juni.
Nach der Erhebung der beiderseitigen diplomatischen Vertretungen des Deutschen Reiches und Brasiliens in Botschaften empfing der Führer und Reichskanzler am Mittwoch den bisherigen Gesandten Jost Joaquim de Lima e Silva MonizdeAragaozur Entgegennahme seines Beglaubigungsschreibens als erster Botschafter der Vereinigten Staaten von Brasilien unser dem üblichen Zeremoniell im Hause des Reichspräsidenten. Die militärischen Ehrenbezeugungen erwies diesmal — erstmalig nach Wiedererlangung der vollen Wehrhohsit des Reiches — an Stelle der bisherigen Abteilung eine Ehrenkompanie mit Musik.
In seiner Ansprache in portugiesischer Sprache erklärte Botschafter MonizdeAra- gao u. a.: „Ich bin mir der hohen Bedeutung dieser mir soeben anvertrauten neuen und ehrenvollen Mission voll bewußt. Eure Exzellenz mögen versichert sein, daß ich an den Erfolg dieser meiner neuen Aufgaben meine besten Kräfte und meine ganze Begeisterung setzen werde. Ich kann Eurer Exzellenz die Versicherung geben, daß meine Regierung sich stetig bemüht, die Bande, die uns verbinden, enger zu knüpfen, in der Erkenntnis der Notwendigkeit, unsere Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Politik, der Wirtschaft, des Handels und der Kultur auszugestalten, besonders hinsichtlich der Erhaltung der OrdnungundderGrundlagenun» s erer Zivilisation."
Der deutsche Reichskanzler er- widerte: „Herr Botschafter! Ich habe die Ehre, aus den Händen Eurer Exzellenz das Schreiben entgegenzunehmen, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien bei mir beglaubigt werden und begrüße Sie herzlichst als den ersten Botschafter Ihres Landes in Deutschland. Es erfüllt mich mit Genugtuung, feststellen zu können, daß sich die Beziehungen zwischen unseren Ländern auf politischem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiete gut gestaltet haben, und daß sich ^insbesondere der Warenaustausch zwischen unseren beiden Staaten in den letzten Jahren in stei- oendem Maße aünstia entwickelt hat. Es ist mein und der Reichsregierung lebhastei Wunsch, die mannigfachen Verbindungen, die zwischen unseren Ländern von altersher bestehen und die in der bedeutenden Zaht deutschstümmiger Bürger Brasiliens ein wertvolles Bindemittel besitzen, weiter zu fördern und zum Nutzen beider Völker aus- zubauen. Mit Befriedigung habe ich den gleichen Wunsch auch Ihren Worten entnehmen können. Tie Erhebung der beiderseitigen Gesandtschaften zu Botschaften ist ein äußeres Zeichen sür das Bestreben, in dem Brasiliey ^und Deutschland einig sind. Sie sollen versichert sein, daß Sie auch weiterhin bei der Reichsregierung wie bei mir selbst größte Unterstützung bei Ihren Bemühungen
der Polizeiabteilung des Reichsinnenministeriums betraut und für den Fall seiner Abwesenheit dem Ministerialdirektor General der Polizei Daluege die Vertretung des Chefs der deutschen Polizei übertragen. Der Führer und Reichskanzler hat in Anerkennung seiner Verdienste, die deutsche Polizei zu einem schlagkräftigen Instrument des nationalsozialistischen Staates zu machen, Ministerialdirektor Daluege zum General der Polizei ernannt.
Durch die Unterstellung der gesamten deutschen Polizei unter Himmler ist nunmehr eine lange Entwicklung abgeschlossen worden. In Zukunft sind sowohl Schutzpolizei, Verwaltungspolizei, Gendarmerie als auch Kriminalpolizei und Geheime Staatspolizei in der Hand des Reichsführers SS vereinigt. Himmler ist Mitglied des preußischen Staatsrates, der Akademie für deutsches Recht, des Sachverständigenbeirates für Bevölkerungs- und Rassenpolitik sowie des Reichsausschusses kür Volksgesnndheit.
zmoen werden, zu diesem Ziele beizutragen. Die freundlichen Wünsche, dre Eure Exzellenz zugleich im Namen Ihrer Negierung für die Größe des deutschen Volkes und für mich persönlich ausgesprochen haben, erwidere ich mit aufrichtigem Dank und heiße Sie/ Herr Botschafter, im Namen des Deutschen Reiches herzlich willkommen."
Anschließend empfing der Führer und Reichskanzler den neuernannten Gesandten der Dominikanischen Republik, Alfreds Nicart Oliv es. dem eine Ehrenwache des Heeres in Zngstärke mit Spielmann unter Führung eines Offiziers die militärischen Ehrenbezeugungen erwies. Anschließend nahm der Führer und Reichskanzler den Abschiedsbesuch des estnischen Gesandten Akel entgegen, der zum Außenminister seines Landes ernannt worden ist. /
Nach Abschluß dieser Empfänge schritt der Führer im Ehrenbos des Hauses des Reichs- Präsidenten die Front der Ehrenkompanie unter stürmischen Kundgebungen der in der Wilhelm-Straße angesammekten Menae ab.
Zwischenfälle in Lüttich
bg. Brüssel, 17. Juni.
Die Streikbewegung in Belgien nimmt immer ernstere Formen an. Längst ist die Führung der Sozialdemokratischen Partei entglitten. Irgendeine geheime Streikleitung gibt die Weisungen: die Sozialisten dürfen nur die Streikgelder bezahlen. In Lüttich hat der Streik die Formen einer Revolte angenommen. Nur dem schnellen Zugriff der Gendarmerie ist es gelungen, einen Handstreich einer Gruppe von Streikhebern auf die Waffenmeisterei zu vereiteln. Um die Mittagsstunde konnte ebenfalls nur der rasche Einsatz berittener Gendarmerie verhindern, daß die Signalanlagen der Eisenbahnstrecke Lüttich—Brüssel von Streikenden durch Steinwürfe zertrümmert wurden. Der Straßenbahnverkehr mußte infolge des Stra- ßen-Terrors der Streikenden eingestellt werden. Zahlreiche Trupps Streikender versuchen. den Lastkraftwagen- und Personenkraftwagenverkehr lahmzulegen.
Am Mittwoch hat sich der Streik auch auf die Provinz Brabant ausgedehnt.
Krach ja der spanischen Kammer
Madrid, 17. Juni
Die spanische Kammer hat den Antrag des Führers der katholischen Volksaktion aus be- schcunigte Maßnahmen zur Beseitigung des revolutionären Zustandes im Lande ab- gelchnt und der Negierung das Vertrauen ausgesprochen. Vorher kam es zu stürmischen Lärmszenen, als der frühere Unterrichtsminister Domingo den Antrag Gil Nobles' ein dunkles, gegen die Volksfront gerichtetes Manöver genannt hatte, worauf die Rechtsopposition den Sitzungssaal verließ.
Japan abgs8loppt?
Der erste Nu»
aul Sen Weltmarkt rum 8telieu gekommen
Japan? erster „Run" auf den Weltmarkt ist zum Stehen gekommen. In der Presse Japans tauchen deshalb in der letzten Zeit immer wieder Besorgnisse um die fernere Zukunft des japanischen Außenhandels auf und lenken die Aufmerksamkeit Europas auf die von diesem Lande künftighin zu ergreifenden Maßnahmen. Wenn wir auch im allgemeinen derartige Nachrichten auS' Japan selbst mit einer gewissen Zurückhaltung aufzunehmen gewohnt sind, weil die wirtschaftliche Einstellung der japanischen Presse eine einseitig kapitalistische ist, so lohnt es doch, den Ursachen nachzuforschen, zumal jetzt zwischen England und Japan die „Unterhaltung" über die Abgrenzung der Interessensphären in China in Gang zu kommen scheint.
Die im raschen Zeitmaß zunehmende Bevölkerungszahl brachte in Japan naturnotwendig eine industrielle Entwicklung des Landes und in.der weiteren Folge für die nichtasiatischen Industriestaaten den Verlust eines beträchtlichen Anteils der bisher regelmäßig versorgten Märkte des Fernen Ostens, weil der Japaner zur Exportoffensive überging. Es gibt nun Stimmen, die in der japanischen industriellen Entwicklung einen europäischen Geist erkennen wollen, weil eine ganz systematische Ausfuhrpolitik festgestellt werden könne. Dies mag sein; aber es ist der Geist des Kapitalismus, der sich in Japan zum Meister gemacht hat. Japans heutige Lage kann mit der Wirtschaftsepoche Europas um die Jahrhundertwende bis zum Ausbruch des Weltkrieges verglichen werden. Eine ehemals unpolitische Industrie wurde langsam unter das Dach großer Konzerne und Kartelle gebracht, deren Leiter — wenn auch in der Regel indirekt — der Wirtschaft eine Politische Einflußsphäre zu verschaffen suchten und zeitweise dieses Vorhaben unverkennbar erreichten.
Mer das japanische Unternehmertum ist jetzt daran, in jene Krise hrneinzu» schlittern, die alle Industriestaaten, insbesondere die europäischen, der Reihe nach durchzumachen haben. Auch in Japan bildeten sich jg heg UiltexnehmerverbändW und den Arbeiterorganisationen Jnteressen- tengruppen, die sich einstweilen noch ruhig, dafür aber um so mißtrauischer gegenüber^ stehen. Dem scharfen Beobachter kann nicht entgehen, wie sich jetzt das Unternehmertum langsam isoliert. Von einer Verbundenheit des Unternehmers und der Gefolgschaft, von einer Werksgemeinschaft als sozialer Form, wie wir sie heute in Deutschland kennen, kann keine Rede sein. Daran ändert auch die Tatsache nichts, daß der japanische leitende Angestellte ständig inmitten seiner Leute sitzt und arbeitet.
Die Durchführung des Kampfes um die Erhaltung der Ausfuhr, ja die Einleitung einer Offensive, die ins Stocken geratene Ausfuhrzunahme weiter zu erhöhen, macht der Staatsführung unzweifelhaft große Sorgen. Der Preisdruck auf den vielfach unlohnend werdenden Weltmärkten schafft ein wachsendes Mißverhältnis zwischen teurer Rohstoffeinsuhr und billiger Warenausfuhr. Auf die sich daraus ergebenden Umschichtungen in der Waren- und Zahlungsbilanz wollen wir jetzt nicht näher ein- siehen. Die Deckung des Fehlbetrages der, japanischen Zahlungsbilanz dürfte bestenfalls durch Ncpatrierung von zinstragendem japanischen Auslandskapital möglich werden. Im Kapitalverkehr mit dem Auslande liegen nämlich die eigentlichen Lasten und Gefahren Japans. Die von der Rüstungsindustrie so stark unterstützte Kolonialpolitik auf dem asiatischen Festlande erfordert eine dauernde japanische Kapitalausfuhr, die aus lange Sicht hinaus keine Gegenwerte bringen kann. Eine derartige Kapitalausfuhr kann zur Zeit keinen irgendwie realisierbaren Charakter haben. Dabei übersehen wir in diesem Zusammenhang vollständig die Kapitalinvestierungen in den militärischstrategischen Anlagen. Das im Auslande industriell angelegte Kapital wird späterhin nur auf Kosten der heimischen japanischen Industrie rentabel wirtschaften können. Das deutlichste Beispiel bietet uns Mandschukno. Bei der jetzigen Weltwirtschaftslage erscheint es geradezu unmöglich, daß dieses Gebiet, das seit 1931 alljährlich etwa 140 Millionen Den zu Lasten der japanischen Handelsbilanz empfangen hat, ohne Beeinträchtigung der japanischen Industrie sicki eine aktive
Votfibafteremhfaus beim Führer
Der neue brasilianische Botschafter überreicht sei« Beglaubigungsschreiben