Der Prokurist des großen Bankhauses. Herr Gustav Tellmann, ging an diesem Winterabend durch die reichbelebte Hauptstraße seiner ferngelegenen Wohnung zu. Er hatte sich entschlossen, die Straßenbahn erst später zu benützen, denn er wollte sich zunächst noch etwas Bewegung machen und frische Luft atmen. Er mochte etliche hundert Schritte gegangen sein, als ihm Plötzlich ein hochgewachsener Mann entgegentrat und mit den Worten: „Nun treffe ich Sie endlich. Sie Gentleman! Da!" den rechten Arm hob und dem verdutzten Herrn Tellmann. noch ehe dieser recht begriff, was da geschah, mit kräftiger Hand eine schallende Ohrfeige versetzte. Kaum aber hatte der Mann feine rasche Tat vollbracht, als er Herrn Tellmann einen flüchtigen Moment lang entsetzten Blickes anstarrte, wobei zu erraten war. daß er sich geirrt, den Unrichtigen erwischt. Herrn Tellmann offenbar mit einem anderen Menschen verwechselt hatte — und in Erkenntnis dieser Sachlage, nun den Husch eines Lächelns auf dem Gesicht, ebenso Plötzlich in der Menge verschwand, wie er aus ihr aufgetaucht war.
Passanten hatten den Vorfall bemerkt. Aber sei es, daß zu dieser Abendstunde alles nach Hause strebte, sei es. daß sich alles zu schnell abgespielt hatte: Herr Tellmann stand mit einer roten Backe, auf der etliche Fingerabdrücke zu sehen waren, wie geistesabwesend auf dem Pflaster und kam erst langsam zur Feststellung des Begebnisses. Jetzt wäre er, wütend, bereit gewesen, den Gewalttäter anzugehen, sich ihm zu stellen und Genugtuung zu fordern, denn Herr Tellmann war kein Schwächling, aber dieser Gewalttäter war verschwunden "und die neuen Passanten, die vorüberkamen, schienen für die schmerzhaft-scherzhafte Angelegenheit des Herrn Tellmann gar kein Interesse zu haben. Vor wenigen Minuten war er. der Prokurist, von etlichen Leuten, den Augenzeugen der Szene, merkwürdig verwundert angesehen worden — aber nun war alles vorüber und, auch dies war äußerst seltsam, die Menschen waren kaum stehen geblieben und hatten dem Vorfall, wie über geheime Verabredung, keine besondere Wichtigkeit beigelegt. Als ob sich da etwas ganz Natürliches, etwas, das sich von selbst versteht, abgespielt hätte.
Herr Tellmann wußte nicht, ob er wache oder träume.
Aber die linke Backe tat ihm weh, das zeigte ihm seinen Wachzustand an, er hatte eine ausgewachsene Ohrfeige empfangen, der Unbekannte hatte sozusagen ins Volle getroffen.
Herr Gustav Tellmann, der Prokurist, setzte seinen Weg fort und bestieg bei der nächsten Haltestelle die Straßenbahn. Nur schnell nach Hause. Wieder in seiner Wohnung, ließ er sich, er war Junggeselle, von seiner Wirtschafterin, die er nur flüchtig gegrüßt hatte, eine Schale Tee bereiten — und blieb dann allein.
Und in seinem Kopfe begann nun ein toller Tanz der verschiedensten Gedanken, in der Welt seiner Empfindungen Hub ein Ge- woge an wie auf einem richtigen, sturmaufgewühlten Meer.
Was war denn da geschehen? Allmählich erst konnte sich Herr Gustav Tellmann zu ruhiger Betrachtung der tragischen Szene, der so viel Komik heigemischt war. erheben. Diese Szene hatte für ihn etwas durchaus Ungeheuerliches, Unfaßbares, etwas Phantastisches. etwas von der Brutalität eines blinden Zufalls.
Ja. was war Venn da geschehen? Herr Gustav Tellmann überlegt. „Ich gehe ahnungslos aus dem Büro, ich werde überfallen. ein Unbekannter versetzt mir eine fürchterliche Ohrfeige, ich bin gelähmt, kann mich nicht wehren, bringe kein Wort hervor — der Mann, zuerst aufgebracht und wild- blickend, lächelt Plötzlich ein wenig, er lächelt fatal ironisch —, so lächelt einer, der sich sagt: „O Pardon — aber jetzt ist's schon ge-
Die
reichen wird. Sie freuc IM) auf ihr Tors. Sie wird nimmer grandeln. Es ist ihr zumute, als habe die heutige Zeit die Menschen arm gemacht.
Im Hotelgarten ist inzwischen eine frohe Musik aufgesprungen. Die lungen Paare tanzen, als seien sie gichtische Leute mit steifen Gliedern. Aber es ist etwas an dem Tam die Kätter kann sich's nicht verdeutschen. was ihr daran mißfällig ist.
Sie drängt zum Welterfahren. Beim Einsteigen verhängt sich der vielgefältelte Rock, und das seidene Häs hat einen Mordsriß. DaS schöne Häs . . . Der Aerger sitzt.
Es braucht ein umständliches Fragen, bis sie am Gehöft anlangen, auf dem der Josef Hotz wirtschaftet.
Ta gibt es ein behutsames Erkennen und eine stillverhaltene Freude zwischen zwei alten Bauersleuten. Josef Hotz ist verwitwet und lebt im Austrag, nicht eben sänftiglich, bei Sohn und Schwiegertochter. Kinder und Enkel stehen mit offenen Mäulern herum und behorchen das zarte Geheimnis der Alten. Das Geheimnis einer alten Liebe liegt mehr in der Lust, als es mit Worten zu fassen ist. Worte kommen unbeholfen und dürr, nüchtern und sachlich von den welken Lippen. Es tropft keine Rührseligkeit aus vertrockneter Quelle.
Dann geht der Joses Hotz mit seinem Gast in Haus und Hos umher, sie verzögern hinterm Stall, wo er ihr im Gedenken an eine langvergangene Zeit einen unbeholfenen Schubs gibt; er sagt: „Jo. Kätter. du warscht a subers Mädle." Sie stehen unterm Birnbaum. der seine Äeste in die Höhe und Weite gestreckt hat, er breitet flüsternd die Zweige über die beiden Alten, die schweigen und sich mit einem Lächeln angucken. Dieses Lächeln ist jung und lieblich, aus ihren Augen schaut die Liebe, die 20 Jahre zählt und gläubig Wunder erwartet. Sie reichen sich still die Hand und beim Weitergehen greift sie nach einem grünen Zwciglein, das sie sesthält. Sie machen dann noch einen kurzen Weg in die Kirche und aus den Friedhof, unter allerhand besinnlichen Gesprächen. Ohne Tränen und wehleidige Reden sagen sie sich Lebewohl und wissen, es ist eins fürs Leben.
Die Kätter hat genügend erlebt. Herr Pohl will noch mit ihr in die Jnselstadt hinein, wo buntbewimpelte Dampfschiffe im Hafen liegen und bei Einbruch der Nacht tausend Flämmchen im Wasser geistern; doch das todmüde Weiblein verlangt heim.
Hu — hup — — die Dämmerung spinnt lavendelblaue Schleier. Hup . . . hup . . . der Wagen saust in den hauchsüßen Juniabend. _ __
Dann steht Plötzlich der Motor still. Herr Eugen Pohl slucht, die Kätter muß ausstei- gen. Eine geschlagene Stunde flickt Herr Pohl am Wagen herum, kriecht und bastelt, flucht und seufzt. Die Freundlichkeit vom Tag ist weggeblasen. Die Kätter sitzt auf einem Stein am bestaubten Wegrand, sie ist voll Angst, daß sie die Nacht draußen bleiben muß und Bangen hat sie um die Gnad. ob ihr das Leben im geflickten Auto sicherest: das Dableiben und das Weiterfahren, beide Uebel dünken ihr gleich herb. Der Tau fällt- feucht, sie,kramt zittrig den Rosenkranz aus der Tasche beim schwachen Lichtschein und faltet die runzligen Hände. Und über dem Beten achtet sie nicht, wie tröstlich am Himmel die Sterne aufziehen.
In stockdunkler Nacht kommt Kätter heim. Die Fensteraugen des Dorfes schlummern. Der Bach rieselt und der Wind stäubt den Holunderduft aus den Blüten. Die Kätter taumelt im Hellen Lichtkreis der Scheinwerfer. Sie bedankt sich schön und der Kirschbaumschrank gehört Herrn Eugen Pohl, der anderntags alles Weitere besorgen will.
Die Kätter hat ein Ahnen, als sei sie jetzt erst aufgeklärt. Sie kann auf Wochen hinaus von ihrer Reise und ihren Beobachtungen in der Hohstube berichten. Wenn sie an den folgenden Abenden im Kreis der Dörfler das Wort führt, könnte man das leicht einen Volksbildungsabend nennen.
Sie sagt ihren Zuhörern auch von der Freude, die über sie kam. als sie am Morgen nach der Autofahrt vor die Tür getreten ist und zum erstenmal im Leben geschaut hat, wie schön ein Gänseblümchen ist. Und der Spitzwegerich und der Klee und die weiße Brenriessel.
Vom Birnbaumzweiglein spricht sie nicht, das im Glaskasten neben der Versehkerze liegt.
. Die Kätter ist das zufriedenste Weiblein rm Dorf.
Ewigrs Sehnen nach goldenen Sternen. Ewiges Heimweh nach blauen Fernen — Enttäuschung vor verschlossenen Toren Hast, menschliche Seele, du. nie verloren.
Doch wenn auch auf der Hosfnung Reisen Die Näder treulos uns entgleisen —
Aufs neue laßt uns den Wagen besteigen. Das Jmmererhosfte muß einmal sich zeigen.
H. N.
Die Landstraße flimmerte im Hellen Licht der Morgensonne. Eine Lerche schwingt sich ins Licht, und die Gräser aus den Wiesen sind feucht und blinken vor Tau.
Ein Fernlastzug kommt die Straße hinabgerasselt. laut und dröhnend schallt das Geräusch der Motoren durch den stillen Morgen. Die zwei Männer, die vorne sitzen, machen ernste Gesichter. Sie haben sich heute ein wenig verspätet, eine kleine Reparatur an der Hinterachse hat sie aufgehalten, und nun wollen sie die verlorene Zeit wieder einholen. Sie sprechen nicht. Das Geräusch der Motoren ist so laut, daß man kaum des andern Wort verstehen kann.
Nur ab und zu schweift ein Blick über die Felder und Wiesen hin. die rechts und links der Straße liegen. Tie Hände des einen Mannes liegen krampfhaft um das Steuerrad gespannt. Er sieht auf die Fahrstraße vor sich, die jetzt voll Schlaglöcher ist, und er stellt den Motor auf halbe Fahrt.
Wieder verlorene Zeit, denkt er, und überlegt. mit welchem Tempo er nachher über
schehen —. ich kann's nicht mehr ungeschehen machen — Sie tun mir leid — Adieu!" — und verschwindet!
So überlegt Herr Gustav Tellmann. Und immer wieder läuft ihm diese Gedankensolge durch den Kops. Er kommt sich wie ein dümmster Dummkops vor. wie das willenlose Opfer irgendeines Rachsüchtigen, der leine Rache irrtümlich an einem Unrichtigen kühlte. Und gerade er mußte dieser Unrichtige stin. gerade er, der brave Bürger, der nach des Tages Arbeit unschuldig seines Weges heimgegangen war.
Herr Gustav Tellmann dachte in jener Nacht sehr viel an die Ohrfeige, die er von dem Unbekannten empfangen hatte. Man begreift das. Ja. diese Ohrfeige wurde Herrn Gustav Tellmann sogar der Anlaß, sein ganzes Leben zu überdenken, seine Kindheit, die Schulzeit, die Zeit, da er. ein junger Mann, einst in das Bankhaus eingetreten zmrst ein unterster Beamter gewesen und nach und nach Höher gekommen war. um endlich Vorgesetzter zu werden. Und nun sprang im Gedächtnis des Herrn Gustav Tellmann jählings eine Szene aus semer Laufbahn hoch — und diese Szene harte etwas mit einer Ohrfeige zu tun. Als Herr Gustav Tellmann nämlich noch ein ganz junger Beamter war. geriet er einst mit einem Kollegen, an dessen Frechheit er sehr gelitten und der ihn schon durch seine Gegenwart gepeinigt hatte, in einen Streit, der damit endete, daß Herr Tellmann seinem Kollegen unvermutet eine heftige Ohrfeige gab. Der Kollege war darauf einen Moment lang völlig verdutzt dagestanden, die Kollegen hatten von der Szene seltsamerweise weggesehen, weil sie sich möglichen, späteren Konfrontationen entziehen wollten — Tellmann war schnell aus dem Zimmer gegangen und der Kollege, die rote Backe mit den Fingerspuren im Gesicht, hatte sich auch, merkwürdig ruhig, an seinen Platz gesetzt, ohne an Gegenwehr gedacht oder ein beleidigendes Wort geäußert zu haben. Ja, diese Szene 'aus seinem Leben trat nun mit aller Deutlichkeit plastisch vor das geistige Auge des Herrn Gustav Tellmann — und in einer Scham, die ihn erröten machte, erkannte er eine gewisse Gleichheit zwischen der Ohrfeige, die er damals gegeben, und der Ohrfeige, die er heute empfangen hatte.
Und nun vollzog sich in Herrn Gustav Tellmann noch ein weiteres. Er. der sonst kaum solcherart zu denken Pflegte, schlug nun eine Brücke von jener Szene zu der heutigen und erkannte so etwas — der Gedanke schien ihm zu absurd, um zu Ende gedacht zu werden — er erkannte so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit. Beim Himmel, diese Ohrfeige, die er damals gegeben und die sein Kollege, ob verdient oder unverdient, geradezu demütig hingenommen hatte: diese Ohrfeige war seit damals, seit vielen Jahren also, nach seiner Backe unterwegs gewesen und sie war heute abend, endlich, eingetroffen. Ja. dieses merkwürdige Bild von einer reisenden Ohrfeige stellte sich bei Herrn Gustav Tellmann ein — und er, der sonst so ernste Mensch, begann darüber ein wenig zu lachen.
„Es ist die gleiche Ohrfeige, ganz sicher!" sagte er zu sich. „Wenn man ihre L-tärke mäße, würde sich vielleicht zeigen, daß da ein vollwertiger physikalischer Ausgleich vollzogen wurde!"
Und die Art. die Sachlage auf eine solche, gewissermaßen mathematisch - Physikalische Weise anzusehen, beruhigte denn auch Herrn Gustav Tellmann sehr wesentlich. Ja. Herr Gustav Tellmann gelangte in jener Nacht — nachts, im-Halbschlafe denken alle Menfchen ihre höchsten und tiefsten Gedanken — zu der Gewißheit. daß die Welt in der wir leben eine absolut gerechte Welt sei, in der jede Wirkung einer Ursache entspricht.
Und diese große*Gewißheit erlangt zu haben, schien Herrn Gustav Tellmann schließlich eine ausgewachsene Ohrfeige wert. Tenn alles wahre Wissen der Seele wird nur durch Leiden erlangt.
Von
rLattanr««» - AürrekuiMin
die Landstraße fahren will, um den Zeitverlust etwas einzuholen.
Sein Kamerad neben ihm ist etwas etn- genickt. Der am Steuer ist auch müde, aber er kann jcr nicht schlafen, er muß aufpassen und wach sein.
Die graue Landstraße flimmert im Sonnenlicht vor seinen Augen und es ist gut. daß sie ganz allein sind und niemand ihnen begegnet. So kann der Wagen mitten aus der Straße fahren, und er kann die besten Stellen aussuchen. Bald wird ein Dorf kommen, dann heißt es wieder langsam fahren, und der Zeiger der Uhr geht vorwärts und immer weiter.
Der Kamerad neben ihm ist nun fest eingeschlafen. Er bumst jetzt etwas unsanft an seine Schulter, aber der Schlafende wacht nicht auf. Der Motor rasselt weiter, die Straße ist weit und breit noch leer. Einen Augenblick schließt auch der Führer die Augen, aber erschreckt öffnet er sie wieder. Nein, er darf nicht schlafen, so müde er auch ist. Wieder sieht er ans die Landstraße hinaus. und nun ist es ihm, als flattere da
am der Croe mirien um oer Lanoftrazze etwas hm und her. Langsam fährt er näher und nun erkennt er. daß es ein kleiner Vogel ist. der hilflos hm- und herfliegt. Tie Räder des großen Lastzuges werden den kleinen Bogelkörper zermalmen, wenn er nicht weiterfliegt. Aber das Tierchen kann anscheinend nicht fort, es slattert immer aus der gleichen Stelle hin und her.
Nun ist der Lastwagen ganz nahe gekommen. Ter kleine Dogelkörper wirst sich unruhig hin und her, und die Federn sind vom Staube der Straße fchon ganz grau. Ter Führer denkt an seine verlorene Zeit, aber nun zieht er seine Vierradbremse, kreischend und knapp einen halben Meter vor dem verängstigten Tierchen hält der Lastzug. Ter Mann ist ausgestiegen. Behutfam geht er auf das Vögelchen zu. Aengstlich flattert es vor ihm hin. aber er greift es sorgsam mit seiner großen Hand. Erschreckt sehen ihn die fchwarzen Vogelaugen an. der Mann fühlt das Klopsen des kleinen Herzens in seiner warmen Hand. Vorsichtig tupft er mit seinem Finger den Staub von den Flügeln sort und dann steigt er in den Chaufseegraben hinein an die andere Seite hinüber und legt das kleine Vögelchen unter das Gebüsch rn der Nähe nieder.
Hier wird es sich wieder erholen, denkt der Mann und sieht noch einmal zu der kleinen Schwalbe zurück. Sie ist ja nicht verwundet, sie ist gewiß nur vor Erschöpfung hingesallen.
Dann steigt er wieder in den Wagen, und der Kamerad, der wachgeworden ist. brummt etwas, was nicht gerade freundlich ist. Aber der Führer macht sich nichts daraus. Er läßt den Wagen wieder weiterrattern und denkt an den kleinen Vogel im Gebüsch. Was schaden schließlich diese wenigen Minuten, damit tröstet er sich über die verlorene Zeit, aber ich hätte nicht froh sein können heute den ganzen Tag, wenn ich den kleinen hilflosen Vogel mit meinen Rädern zerdrückt hätte.
Weiter rasseln die Näder und Kilometer um Kilometer bleiben zurück. Der Führer pfeift ein Lied, ihm ist ganz fröhlich und freudig zumute geworden.
Er denkt an daheim und daß. er heute Abend seiner Frau und seinem kleinen Buben von dem Schwälbchen auf der Landstraße erzählen will. Seine Frau wird ihm recht geben und sagen, daß er gut daran getan hat. das hilflose Vögelchen zu retten. Und daß ihm seine Frau recht gibt, das ist ihm schließlich die Hauptsache, und wenn sein Kamerad neben ihm auch über sein, wie er sagt, kindliches Tun lächelt, er fühlt sich doch froh und frei über seine kleine Tat.
cter §utk>n alten Aeil
In Stuttgart bereitet sich ein Sturm gegen oder für das schöne Geschlecht vor. Man will es nicht länger dulden, daß das mühselige Geschäft des Austragens der Briefe durch die Dienstmädchen der Herren Briefträger besorgt werde. In ganz Stuttgart nämlich, welches über 30 000 Einwohner zählt, gibt es nur drei Herren Briefträger. Diese haben ein kleines Korps flinker Schwäbinnen in ihrem Dienste., welche mit einem Briefkörbchen am Arm. den ganzen Tag m der weitläufig gebauten Stadt umhertrippeln. Manchmal natürlich ruhen sie unterwegs ein wenig aus oder stellen das Körbchen voll Briese beiseite, bis sie ihre eigenen Geschäfte besorgt haben, die den klugen Dirnen mit Recht wichtiger erscheinen als das dumme Zeug, was in den Briefen stehen .mag. Kürzlich erhielt ein Herr, welcher in der Nähe des einen der drei Briefträgerherrn wohnt, einen Brief. Nach einiger Zeit geht er aus und findet das Postmädchen strickend vor der Tür sitzen. ..Haben' Sie lman ist in Schwaben höflich) Ihre Briefe schon alle ausgetragen?" trägt er. „O nein", erwiderte das liebe Kind. ..ich muß vorher meinen Strumpf ausstrickcn. die Briefe pressieren nicht."
Oer x^veite ü^ei
Der Flötist Ouantz wurde von Friedrich dem Großen oft gesoppt. Vor einer Musikaufführung schrieb der König ihm einmal aufs Notenblatt: „Quantz ist ein Esel. Friedrich II." Als Quantz an sein Pulf trat, tat er so. als ob er nichts merke: denn er war durch nichts aus der Ruhe zu bringen, und als der König ihn ungeduldig' fragte, ob er gelesen habe, was auf dem Blatt stände, sagte er seelenruhig: „Gewiß." — „Und was fagt Er dazu?" — „Nichts!" — „Na. dann lese Er vor!" befahl der König. Ohne mit der Wimper zu zucken, las der Musikus: „Quantz ist ein Esel. Friedrich der zweite."
Knnn vorlcnmmk-n
Zeugin, also Sie wollen nicht bemerkt haben, dgß sich der Dieb unter Ihrem Bett versteckt hielt?" — „Daß unter dem Bett jemand war. habe ich schon bemerkt. Herr Richter, aber ich dachte mir. es sei noch mein Mann, "mit dem ich mittags Streit hatte."
Heraiisgeaeben im Auflrag der NS.-Pretl,- lcinbera von Hans Reobina «Ulm
Würt> a. D.I