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Der Marktflecken Herrenalb und seine Umgebung

Am nordwestlichen Abhang der Teufels­mühle entspringt eine Quelle, welche als Ur­sprung der Alb angesehen wird. Das Wässer­lein zwängt sich durch ein enges Teilchen hin­durch und bewegt zwei Albsägmiihlen. Kaum nach einer Viertelstunde erreicht die Alb den Marktflecken Herrenalb, 1153 Fuß über dem Meere gelogen, und nimmt hier den Gaisbach auf, welcher auf dem Liftensberge, unfern des Roßberges, entspringt an der Talwiese vorbeifließt und so bei Herrenalb den Albfluß verstärkt.

Herrenalb und Umgebung war einst eine Besitzung des uralten Geschlechts der Grafen von Eberstein. Die Erscheinung eines Gespen­stes, welches einem Albrecht von Zimmer be­gegnet sein soll, als derselbe im Jahre 1131 mit Herzog Friedrich von Hohenstaufen und Grafen Berthold von Eberstein gelegentlich einer Jagd im Sternberger Walde auf dem Schlosse Magenheim sich aufhielt, hahe die Veranlassung zur Stiftung des Klosters in diesem Tale gegeben. Indessen stimmte der Stiftungsjahrgang desselben mit der Zeit der Legende nicht überein.

Berthold, Graf zu Eberstein, stiftete mit seiner Gemahlin Uta im Jahre 1118 das Zi- sterzienscrkloster Herrenalb und dotierte das­selbe in dessen Umgebung im Albtale und auf dem Dobel. In der Folge hatte das Klo­ster noch mancher Dotationen von Abkömm­lingen der Stifterin Uta, den Markgrafen von Baden Hermann II., Rudolf und Fried­rich (11131291), als erwählten Schirmvögten, sich zu erfreuen, und überdies vergrößerten sich seine Besitztümer und Einkünfte' durch verschiedene Einkäufe, u. a. durch die Acqui- fitation des Dorfes Malsch und der Burg Waldenfels im Jahre 1318, des Dorfes Lan­gensteinbach 12R.

In dem Kriege mit den- Städten Straßburg und anderen im Elsaß wurde das Kloster 1102 eingeäschert, und nachdem dasselbe über 400 Jahre bestanden hat und für die geistige und physische Kultur der Umgegend wohltätig und segensreich gewirkt hat, trat der Zeitpunkt ein, wo eine entsprechende Veränderung not­wendig wurde. Die Aufhebung desselben und die Wahl des ersten lutherischen Abts erfolgte im Jahre 1556.

Durch Ansiedlung der Klosterleute und an­derer bildete sich nach und nach die Gemeinde Herrenalb, welche gegenwärtig 312 Einwohner zählt, die sich mit etwas Ackerbau und Vieh­zucht beschäftigen. Hier ist eine Post etabliert, eine Pottaschsiederei und seit einigen Jahren eine Kaltwasserheilanstalt errichtet. Ein Teil der Klostergebäude und die ursprüngliche Klosterkirche, in welcher die Ueberreste des frommen Stifters, der Stifterin und verschie­dener Nachkommen derselben ruhen, sind noch vorhanden, und in der Kirche sieht man die wohlerhaltenen und gut gearbeiteten Grab- mälcr des Stifters und seiner Gemahlin.

Auf dem nächst dem Kloster befindlichen Friedhofe sieht man gegenwärtig noch die Ueberreste der in byzantinischem Baustile zierlich ausgeführten Totenkapelle, in welcher sich noch viele Grabsteine befinden. Ueber dem Portale sind die Worte eingehauen: Ad Portas Vitae, patres properanter aviti, Qui sunt condigni, nunc intrent corde benigni 1131. (Die stets würdigen Väter gehen mit eilenden Schritten und wolgemut zu den Pforten des (ewigen) Lebens ein.)

Eine steinerne Brücke führt hier auf das rechte Ufer der Alb.

Etwa eine Viertelstunde von Herrenalb, aufwärts im Gaistale, entspringen aus Gra­nitfelsen warme Quellen von ziemlichem Wärmegrad; sie waren längst bekannt, find aber schon seit 70 bis 80 Jahren verschüttet und werden nicht benützt.

Eine Stunde von hier, östlich, bergan über dem Brendwald liegt das Dorf Dobel, dessen höchster Punkt der Stierkopf, 2115 Fuß über dem Meere erhaben ist und eine vortreffliche Auspcht darbietet. Eine kleine Seitentour nach dem idyllischen Gaistale bis zur Dell- wiese, einem Hofgute, entschädigt den Wande­rer für seine Bemühungen reichlich.

' Von hier zieht die gut unterhaltene Kunst­straße aus dem rechten Ufer des Flusses weiter östlich, und bald erblickt man links eine Felsengruppe, welche steil aus dem Wiesen­grunde emporstrebt und aus regelmäßig ge­teilten Masten besteht, so daß man, in der Entfernung getäuscht, ein Werk durch Men­schenhände ausgeführt zu erblicken glaubt. Die höchste Spitze dieser Felsengruppe, der Falken- stein, ist von der Nordwestseite her zugänglich Kid eröffnet eine freundliche Aussicht vor- Mrd rückwärts ins Albtal. Nächst diesem Mlsen sind mehrere Häuser und etwas weiter- Kr eine Sägemühle die Kullenmühle Mgebaut und aus einem anmutigen Wiesen- Me, in welchem das Pfarrdorf BärnLach mit 700 Menschen, 1695 Fuß über dem Meere

angebaut ist, fließt ein Bach gleichen Namens, auf eine Strecke die Landesgrenze bis in die Alb bildend, hervor und verbindet sich mit dieser.

Das von Herrenalb bis hierher ziemlich er­weiterte Tal wird wieder enger; die steilen, mit Tannen und Buchen zu beiden Seiten bewachsenen, ansteigenden Berge treten bis an das Flußufer hervor, auf dessen rechter Seite die Knnststraße weiter und nördlich zieht, nachdem eine Verzweigung derselben, rechts aufsteigend und östlich nach dem 1881 Fuß hoch gelegenen Dorf Rothensol, und wei­terhin nach dem 1923 Fuß über dem Meere liegenden Dorf Neusatz, gegen das Enztal hinführt. Hier Lei Rothensol und Neusatz ist das hochgelegene Plateau, auf welchem wir das österreichische Korps unter General Kaim im Jahre 1796 in einer vorteilhaften Stel­lung gegen die französische Rheinarmee, am Tage der Schlacht, den 9. Juli, zwischen Ra­statt und Malsch geschlagen wurde, erblickten und bereits bei dem Ilebergange der Franzo­sen über den Käppelberg ins Albtal uns Vor­behalten haben, auf diesen Angriff zurückzu­kommen, dessen Erfolg den unglücklichen Aus­gang der Schlacht bei Malsch für die öster­reichische Armee und deren Rückzug entschied. Die französische Halbbrigade unter Genera Lambert ließen wir im Ronnbachtale, durch die Vorsicht des französischen Generals St. Ehr seitwärts des Albtals hinter Herrenalb versteckt.

Dreimal griffen die französischen Tirail- leurs jene der Oesterreicher vergebens an, ohne daß deren Hauptkorps sich bewegen ließ, seine feste Stellung zu verlassen und dem Feinde entgegen zu gehen. Der vierte Angriff war ebenso erfolglos wie die vorigen. Endlich gegen 5 Uhr des Abends unternahm General Houel, welcher von dem Murgtale über Michelbach, Moosbrunn, Mittelberg und Bärnbach auf das linke Ufer der Alb heran­gerückt war und bei Frauenalb stand, den fünften Angriff. Nun stieg ein Teil des öster­reichischen Korps von der festen Stellung bei Rothensol ins Albtal herab, um die Fran­zosen einzuschließen, allein das versteckt gewe­sene Reservekorps der Franzosen unter Lam­bert war indessen herangerückt, der Angriff wurde von beiden Seiten mörderisch und endlich erstiegen die Franzosen mit den fliehenden Oesterreichern das Plateau bei Rothensol und verfolgten sie nach dem Enz- tale gegen Pforzheim hin.

So entschied sich dieser blutige Tag und die Ocsterreicher, befürchtend, von der Straße nach Schwaben durch den unglücklichen Aus­gang bei Rothensol abgeschnitten zu werden, traten den Rückzug aus dem Rheintale über Karlsruhe, Ettlingen und Durlach nach dem Pfinztale an.

Da, wo die Straße aus dem Albtale nach Rothensol ansteigt, tritt der Dobelbach aus seinem Wiesentale hervor und vereinigt, sich mit dem Hauptfluß.

Die Albstraße zieht von hier durch das ver­engte Tal längs dem Drusenberge hin, wäh­rend auf dem linken Ufer der steile, 1869 Fuß über dem Meere erhabene Sägberg von der Alb bespült wird, und bald erreicht man die Steinhäuschen, wo die Landesgrenze zwischen Baden und Württemberg herab und bis in die Alb, an dieser hinauf bis an die

Kullenmühle in den Bärnbach zieht. Die Steinhäuschen liegen 1110 Fuß über dem Meere, und nicht weit unterhalb im Tale be­wegt der Fluß eine Sägemühle. Bald erreicht man die vormalige Abtei Frauenalb, eine starke Stunde von Herrenalb entfernt und 1012 Fuß hoch gelegen. Diese adlige Abtei des Benediktinerordens gehörte eben­falls zur vormaligen Grafschaft Eberstein und hatte dieselben Stifter, welchen die Abtei Her­renalb ihre Gründung zn verdanken hatte. Die Stiftung geschah im Jahre 1138, sohin 10 Jahre früher als jene von Herrenalb. Durch Schenkungen und Ankäufe vermehrten sich Eigentum und Einkünfte des Klosters an­sehnlich.

Die Zwistigkeiten der Aebtissin Margarethe von Eberstein mit ihrem Konvente und die Irrungen zwischen Kurfürst Rupert von der Pfalz und Markgraf Bernhard I. von Baden führten manche Unfälle für das Kloster her­bei und hatten zur Folge, daß solches, sowie Herrenalb 1103 von badischen Soldaten ein­geäschert wurde. Unter der Aebtissin Schola­stika von Göler brach 1507 abermals Feuer im Kloster aus, wodurch solches mit dem Archiv und Stiftungsbriefe verzehrt wurde.

Allmählich sank die Klosterzncht und Ver­schwand gänzlich unter der Aebtissin Paula von Weitershausen, welche samt ihrem Kon­vente 1597 deswegen verhaftet, in Untersuch­ung genommen und bestraft, das Kloster aber erst 1629 wieder mit Klosterfrauen besetzt wurde.

Nach dem Friedeu von Luneville wurde dasselbe unter Aebtissin Maria Viktoria von Wrede 1803 aufgehoben, nachdem von seiner Stiftung an bis zu seiner Auflösung, wäh­rend einem Zeiträume von 661 Jahren, zwei- nndzwanzig Aebtissinncn aufeinander gefolgt waren. Das Besitztum und die Einkünfte wur­den für den Staat eingezogen.

Die Dörfer Snlzbach im Murgtale, Schill­berg, Pfafsenroth, Bürbach, Völkersbach, Spessart und die Höfe Unterniebelsbach und Metzlinschwann, nebst ansehnlichen Waldun­gen im Albtale, sodann die Dörfer Ersingen und Bilfingen im Enztaldistrikte waren Be­sitztum der Abtei; ihre jährlichen Einkünfte waren durchschnittlich auf 31 000 fl. veran­schlagt.

Seit Aufhebung des Klosters und Verkauf der Gebäulichkeiten und umherliegenden Grundstücke erlitt dasselbe, von einer Hand in die andere übergegangen, manche Verände­rungen und Bestimmungen. Eine Leder- und Hutlackierfabrik, Wollenspinerei, Wollentuch­fabrik und eine Fournier-Sägemühle waren von keinem Gedeihen; nachdem drei solide, an­sehnliche Flügelgebäude abgebrochen und der größte Teil der Materialien weggeschafft wa­ren, bildeten sich neue Gesellschaften, welche wieder aufbauten, was zerstörende Hände niedergerissen hatten, und legten abermals eine Tuchfabrik, eine Kattundruckerei und eine Bierbrauerei an. Letztere besteht noch, jene hingegen sind eingegangen und die Gebäu­lichkeiten der ersteren abgebrannt.

So blieben alle Bemühungen, hier Ge­werbetätigkeit zu begründen, ohne Erfolg und man sollte glauben, der Segen des Himmels sei von dieser Stelle gewichen.

Wie ganz anders das reizende Bild einer glücklichen Gegend nach 100 Jahren. Lgb.

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1. Teil.

Ms die neue Trink- und Wandelhalle be­schlossen war und ihr Platz bekannt wurde, wurden viele Stimmen laut, sie lägezu weit draußen". Fast alle diese gegnerischen Stim­men sind längst verstummt; vergessen aber MM großen Teil auch, unter welchen Umstän­den die alte Trinkhalle in Wildbad entstanden ist und welche Wirkung der Bau, der heute als alte Trinkhalle bezeichneten Stätte zur unmittelbareMund weiteren Folge gehabt hat. Erst die neDR^rinkhalle hat der alten ihre Bedeutung, dmff nur teilweise, weggenommen. Sie dient gar manchem auch heute noch als willkommene Wandel-, Sitz- und Plauderhalle, zumal sich seit etwa 1l6 Jahr dort auch eine gute Radiohörstelle befindet, und am Königs­brunnen wird auch noch Thermalwasser ge­trunken.

Die Frage, weshalb die alte Trinkhalle nicht erweitert wurde, z. B. über die Enz, soll hier nicht erörtert werden; indessen soll geschichtlich nicht unerwähnt bleiben, daß sie schon einmal erweitert und vergrößert worden ist (eigentlich zwei Mal); eine noch vorhandene, sehr wenig auffällige Jahreszahl weist es u. a. aus (an der Enzseite, genau in der Mitte der Halle, hoch oben; 1901). Uebrigens sind auch im Widerstreit dernicht offiziellen Meinungen" Stimmen laut geworden, welche den Abbruch desEisenkastens mit Glas" befürwortet ha­ben. Der Abbruch wäre geradezu strafbarer Unsinn gewesen. Es ist mehr wie ein Grund vorhanden, sich über iür Bleiben zu freuen.

für die Wildbader wie für zahlreiche Kur­gäste und die Ausflügler.

Die Bedeutung, welche der alten Trinkhalle zukam, lag insbesondere auf dem riesengroßen Fortschritt mit Bezug auf Las gesellige Kur­leben in Wildbad. Das wird einem klar, wie dasselbe sich vor dem Bau der alten Trink­halle abspielte, wenn man die Verhältnisse von der Zeit an kennt, da Wildbad sich anschickte, in seine Glanzzeit einzutreten.

Ein großer Teil des Kurlebens spielte sich auf dem Kur-Platz (jetzt Adolf Hitler-Platz) ab; drei Mal täglich hörte man die Kurkapelle dort. Man wandelte dabei auf und ab, doch nur bei günstigem Wetter. Verhinderte das Wetter den Aufenthalt auf dem alten Kur­platz, dann war eine starkeVerlegenheit" vor­handen. Mangels einer Halle gingen die meisten Kurgäste damals, einfach genug, aber auch lästig oder ärgerlich, in ihren Gasthof, denn der Arkadenraum, die nach vorn offene Säulenhalle im Badhotel, war viel zu klein. Auch ihre spätere Vergrößerung (Erbreite­rung, Vertiefung nach hinten) genügte bei weitem nicht als Wandelhalle für die zuneh­mende Zahl der Kurgäste. Man blieb nach wie vor von der Gunst der Witterung ab­hängig. Es ist das Verdienst vom früheren staatlichen Badarzt, dem Geheimrat Dr. von Renz, für eine gedeckte Trink- und Wandel­halle eingetreten zu sein. Die erste Anregung dazu ist von Renz ausgegangen. Ihm hätte Wildbad gleich nach seinem Tode einen Denk­stein setzen können, denn er hat für Wildbad.

Bad wie Stadt, sehr viel getan.

Die Stände in Stuttgart lehnten die bean­tragten Kosten zum Bau einer Wildbader Trink- und Wandelhalle (1875/76) ab; 100 000 Gulden für Wildbad? Für eine Trinkhalle? Einige wenige Abgeordnete brachten es zu­wege, daß der Antrag abgelehnt wurde. Er wurde in der nächsten Sitzung wieder einge­bracht (die Pläne waren längst vorhanden, der Platz naturgegeben nicht minder!) und so konnte schließlich mit dem Bau begonnen werden.

Tie feierliche Einweihung der (alten) Trinkhalle

ist im Jahre 1879 erfolgt. Mit einem Schlag erkannte damals ganz Wildbad, vielleicht noch mehr die Gesamtheit der Kurgäste, was diese Halle für einen Einfluß hatte. Alles sam­melte sich in dieser neuen Halle; unabhängig von den Launen eines wendischen Wettergot­tes ließ sich nun, sitzend oder auch wandelnd, die Musik der Kurkapelle genießen bei (da­mals)'reichlich Platz. Fortan war die Morgcu- musik von 89 Uhr und die Musik von 1112 Uhr nicht mehr an der alten, sondern au der neuen Stelle. Es war geradezu eine Genug­tuung, ein Aufatmen, jetzt war vorhanden ein Kristallisationspunkt.

Viele große Zeitungen berichteten darüber. Renz hatte Recht behalten. In der Hauptsache war die künstlerisch-geniale Verwirklichung seiner Idee die neue Trink- und Wandelhalle.

Der Königs-Brunnen

Sein Name ist jünger wie sein Thermal- Trinkwasser. Sein Wasser war kein anderes wie das der alten guten (Psarr-)Garten- Quclle. Der Name Königsbrunncn stammt ebenfalls von von Renz.

Vom Haupteingang oder auch von der Quellenhofseite gelangte man an ein Gitter. Zwei Halb-Wcn-deltrePPen mit Stufen aus Granit führen in die Tiefe zur warmen Quelle. Ursprünglich sprudelte das heilkräftige Wasser in ein vertieftes Rund (Bassin) aus Marmor. Auf dem Brunuenstock sitzt ein feiner Wildbadcr Keiler, als Symbol, denn es war ja ein Eber, der sich in Kluft und Busch die Wunde wusch, welcher der Sage nach die Wildbader Heil-Therme entdeckt hat.

Frische junge Nymphen, hier aber keine symbolischen, sondern lebendige, junge Wild­bader Mädchen ersparen dem BndaäT das mühsame Hinabstcigen. Sie füllen unten die Trinkbecher und bringen (brachten!) sie nach oben. Aberhunderte Male mußten sie die Gra­nittreppe auf und wieder ab am Tage; beim Kommiß nannte mau so etwas einen Schlauch".

Man stelle sich vor, wie es früher gewesen ist und man erfahre, daß die Brunnenmädchen ehedem eine Dienstdauer von bis 15 Stunden am Tage hatten; jeden Tag, auch Sonn- und Festtags! Von morgens 5 bis abends 8 Uhr. Man muß dabei aber noch erfahren, daß nicht nur die Nymphen etwas zu leisten hatten, sondern auch -die Kurgäste. Denn früher trank man nicht nur 1 oder 2 Glas Thermalwasser, oder wie es in Wildbad seit altersher heißt: Badwasser, sondern mehr. Meist (3)15, ja sogar bis 6 Becher. Erst mit etwa dem Jahre 1810 ist es so geworden. Vorher, ehedem, hätte man sich mitselle Paar armseligte- fele voll Badwasser" wahrlich nicht begnügt. Im Gegenteil! Da hatten die Nieren jener früheren Kur- oder Badgäste allerdings wert mehr zu leisten. Wer nur 6 oder 7 Becher Bad- Wasser schlürfte, den bedauerte, bemitleidete man. 6 oder 7, das war so viel wert, wie ein Nasenwasser, nämlich nichts. Man war früher der allgemeinen Ansicht: viel hilft auch hier viel, und so süffelte man einen Becher nach dem anderen, 8, 9, 10, ja bis ihrer 121 Das war eine Leistung, eine Tätigkeit, die auch Zeit verlangte, nämlich nicht unter 2, selbst bis 3 Stunden am Tag. Zehn Mal 0,25 Liter ist die hübsche Menge von 2 Komma 5, sprich 2)^ Liter; in 10 Tagen 25; in 20 bis 21 Tagen Kur bis 50 (fünfzig!) Liter. Ther­malwasser, zumNierenspülen und von wegen rechte saubere Därm". 2 bis 2sL Liter, Bad­wasser, am Vor- und z. T. Nachmittag. Abends trank man etwas anderes, was Farbe hatte und woMumm drin war", Wein. Viertele? Mehrere Viertele? Ach was! Es gab nur Schoppen, und in Wildbads Glanzzeiten waren Wirte wie Kurgäste sehr leistungsfähig, namentlich in dieser Hinsicht. Die. ersteren hatten ungeahnte Vorräte an trinkbarem Stoff, die letzteren entsprechende Gefälle.

Wenn zu jener Zeit die jungen Wildbader Brunnenmädchen für jeden Kurgast im Durchschnitt zehn Mal die hohe Treppe am Königsbrunnen hinauf und hinunter gemußt hätten! Doch, es war damals, zu jener Zeit, wohin wir einen Abstecher gemacht haben, in Wildbad anders. Des Königsbrunnen gutes Wassers trinkt man erst, in der (heute alten) Trinkhalle, seit 56 Jahren, seit 1879, und überhaupt seit 72 Jahren, seit 1863, dieweil dieses Wasser vorher nicht floß.

Soviel vom Königsbrunnen mit seinen Brunncntöchtern. Heute haben sie es besser, nicht mehr ganz so langen Dienst, und einen elektrisch betriebenen Aufzug für dt« gefüllten und geleerten Gläser. (Schluß folgt.)