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Mmtsblatt sür
üas Oberamt "Neuenbürg
Nr. 1S1
Dienstag den S. Juni 1S3S
»4. Jahrgang
Passau, 8. Juni.
Am Montag. 14 Uhr, wurde der Ober- gefreite Ludwig Kraus, der mit dem Chef des Generalstabes der Luftwaffe, Generalleutnant Weder, in Dresden tödlich abgestürzt ist, zu Grabe getragen. Von weit her war die Bevölkerung in das stattliche Pfarrdorf Ruhstors gekommen, um an der Beisetzung teilzunehmen. Die Parteiforma- tionen des Kreises waren mit Fahnen und Kränzen erschienen. Das Neichsluftfahrt- ministerium hatte eine Abordnung entsandt, Eine Kompanie Meger aus Neubiberg in Obcrbayern gab dem toten Kameraden das militärische Ehrengeleit. Im Auftrag des Neichsluftfahrtministers und Oberbesehlshabers der Luftwasfe legte der Fliegerkom- mandeur im Luftkreis V einen Lorbeerkranz am Grabe nieder. Er hob dabei hervor, daß man den Wert des Verstorbenen schon daran erkennen könne, daß sicher nicht der schlechteste Soldat dem Chef des Generalstabes der Lustwasse als Bordmonteur bcigegeben werde. Namens des Neichsluftfahrtministe- riums, namens der Kameraden vom Flug- Platz Staaken nnd namens des Gauleiters Wachtler wurden weitere Kränze nieder- gelegt.
Brennendes Benzin tötet drei Menschen Belgrad. 8. Juni.
Wie aus Dubrovnik (Ragusa) gemeldet wird, kam es dort am Montag infolge des Absturzes eines Militärflugzeuges zu einem furchtbaren Unglück. Aus bisher noch unaufgeklärten Gründen stürzte von zwei Militärflugzeugen, die über der Stadt kreuzten, eines plötzlich ab und fiel in der Stadtmitte nieder. Beim Aufprall auf ein Haus exPlodiertederTankdes Flugzeuges und das brennende Benzin ergoß sich auf die engen Gassen, die infolge des lebhaften Mittagsverkehrs von zahlreichen Menschen belebt waren. Viele Straßen- pafsanten wurden von den Flammen erfaßt und stoben wie lebende Fackeln auseinander. Drei Personen verbrannten aus der Stelle, während 13 mit furchtbaren Brandwunden ins Krankenhaus geschafft wurden; bei vier von ihnen wird am Aufkommen gezweifelt. Das Haus, aus das das Flugzeug gefallen war, ist vollkommen verbrannt, während drei andere Häuser durch das Feuer schwer beschädigt Wurden. Es scheint nur dem sofortigen Eingreifen der Feuerwehr und der völligen Windstille zu verdanken zu sein, daß der Brand nicht weiter um sich griff. Die Leichen des Fliegers und des Beobachters des Flugzeuges wurden völlig verkohlt aus dem zu einer formlosen Masse zusammengeschmolze- nen Flugzeug herausgezogcn.
Jerusalem, 8. Juni.
Das Kennzeichen der Lage in Palästina ist, von den andauernden Unruhen abgesehen, Ratlosigkeit. Von jüdischer Seite hat man einen neuen Trick gefunden: Ein Hirtenbrief des Großrabbiners appelliert an die gemeinsame Abstammung und religiösen Berührungspunkte der Juden mit den Arabern und dem Islam. Im arabischen Lager ist der Großgrundbesitz und die reiche Kaufmann- sthaft kampsmüde; die Jugend verlangt in- des die Fortsetzung des bewaffneten Kampfes und rechnet mit einem baldigen Nusbreiten der Bewegung auf die Nachbarländer. Tatsächlich wird aus Damaskus bereits eine Versteifung der Lage gemeldet. Tie Aussich, len für eine Beilegung der Krise haben sich wesentlich dadurch vermindert, daß die Verhandlungen des Emirs Abdulah von Transjordanien gescheitert sind. Die Araberführer haben erklärt, daß der Streik nicht beendet werden kann, solange die britische Regierung ihr die jüdische Einwanderung in Palästina emtritt.
--VN Jerusalem entstand in eine jüdischen Baumaterialien, und Holzlager ei riesiges Schadenfeuer, das die Bestände fa Hwz vernichtete. Unweit Jerusalem wuri eme Kraftwagenkarawane überfallen und b schossen.
Fortsetzung des Streiks in Frankreich
Generalausftaud der Grubenarbeiter — Leon Vlum umarmt Kommunistenführer
§1. Paris, 8. Juni.
Die Vereinbarungen von Sonntag nacht über die Beilegung der Ausstände in den verschiedenen französischen Industrien sind nicht so umfassend, wie es zuerst den Anschein hatte. Die Arbeitgeber haben sich vor- behalten, zu den von der Regierung einzu- bringenden Gesetzen über die kollektiven Arbeitsverträge, den bezahlten Urlaub und die 40 -Stunden-Woche noch gelegentlich der Kammerberatungen Stellung zu nehmen. Die Banken und großen Pariser Warenhäuser sind weiters von der grundsätzlichen Regelung nicht betroffen; für diese beiden Gruppen haben am Montag gesonderte Verhandlungen begonnen.
In Paris ist man über die getroffene Ne- gelung befriedigt, da die Gesahr eines Ben- zin- und Lebensmittelmangels abgewendet erscheint, dagegen befürchtet man einen allgemeinen Ausstand der Bauarbeiter in Paris und siehtmitBesorgnisaufdie „revolutionäre Entwicklung" in N o r d fr a n kr e i ch, wo am Montag nicht nur 1 5 0000 Bergarbeiter geschlossen die Arbeit niedergelegt, sondern alle Schächte besetzt haben. In einigen Grubenwerken sind sogar Ingenieure und Angestellte als Geiseln zu- rückgehalten worden. In Dünkirchen haben die Dockarbeiter die Tore
der Hasenanlagen geschlossen und alle Züge, Last- und Privatwagen, die in den Hafenanlagen verkehrten, zurückgehalten. Kurz nach 9 Uhr traten auch die 2000 Arbeiter der Werft von Frankreich in Dün- kirchen in den Streik.
Die Linkspresse feiert die Regelung als einen „Sieg der Arbeiterklasse" und eine „Kapitulation der Arbeitgeber", da zum ersten Male in der Geschichte Frankreichs das Recht der Gewerkschaften anerkannt worden ist. Hingegen hat Ministerpräsident Blum in einer gemeinsamen Massenversammlung der Sozialisten und Kommunisten in Paris den versöhnlichen Geist der Arbeitgeber bei den Verhandlungen anerkannt. Diese Versammlung war in mancher Hinsicht bemerkenswert: Der Einzug der sozialistischen Minister erfolgte durch ein Spalier der uniformierten sozialistischen „Jungen Garde" mit ihren roten Standarten; Sprechchöre leiteten die Versammlung ein und der sozialistische Kolonialminister Moutet trat als erster Redner — vermutlich wegen der auch in den französischen Massen vorhandenen Judengegnerschaft — für die Gleichheit der Menschen und der Nassen ein. Der Kommunistenführer Thorez sprach den Ministerpräsidenten als „camai-säe" Blum an, wofür ihn dieser vor der Menge umarmte, während die Massen die Internationale sangen.
Einfturz-Hatafteoptze in Bukarest
24 Tote und zahlreiche DerletzLe
Bukarest, 8. Juni. Während einer Pfad- finderparade vor König Caral ist eine 20 Meter hohe Tribüne, auf der sich 300« Zuschauer befanden, eingestürzt. Unter der Menschenmenge, die die Straße umsäumte, entstand eine furchtbare Panik. Nach einer ersten Schätzung, die der Vertreter der United Preß von einem auf dem Schauplatz des Unglücks befindlichen Militärarzt erhielt, beträgt die Zahl der Toten und Verletzten insgesamt Sv». Man müsse jedoch damit rechnen, daß die endgültige Zahl noch größer sei. Die meisten der Opfer sind Frauen und Kinder. König Carol, dessen Standplatz sich gegenüber der einge- stürztcn Tribüne befand, begab sich sofort zur Unglücksstelle, um sich an den Rettungsarbeiten zu beteiligen. Rote Kreuz-Autos erschienen kurz nach dem Einsturz. Aus allen Krankenhäusern Bukarests wurden Tragbahren und Ambulanzen entsandt. Die Kasernen der Stabt sind für Lazarettdienste hergerichtet worden. Die Parade der Pfadfinder, die aus Anlaß der alljährlich stattfindenden Feier der Rückkehr König Carols nach Rumänien veranstaltet wirb, wurde nach dem Einsturz der Tribüne sofort abgebrochen.
Nach einer späteren Meldung wurden bei dem Tribüneneinsturz in Bukarest 24 Personen getötet, 380 bis 400 schwer und etwa 300 leicht verletzt. Es handelt sich um vorläufige Zahlen, die der Vertreter der United Preß nach einem Rundgang durch die Krankenhäuser und Lazarette aufgestellt hat.
Die Ursache der Katastrophe ist offenbar nicht, wie gerüchtweise verlautet, in einem verbrecherischen Anschlag zu suchen, sondern in der nachlässigen Bauweise der riesigen Tribünen, die insgesamt 30 000 Menschen Raum boten. Darauf deutet auch die Tatsache, daß stch etwa eine- Stunde vor dem Unglück ein anderer Tribüneneinsturz ereignet hatte, bei dem glücklicherweise niemand zu Schaden kam.
Sämtliche Feierlichkeiten der Pfadfinder wurden wogen der Einstnrzkatastrophe für Montag abend abgesagt. Von den 683 Verletzten, die in Krankenhäusern und Kliniken ausgenommen wurden, konnten nach den letzten Meldungen 200 in ihre Wohnungen entlassen werden.
Internationaler Gemeintzekongeed
Höchste Anerkennung für die Ausstellung „Die deutsche Gemeinde"
Berlin, 8. Juni.
Im festlichen Nahmen wurde am Montagvormittag in der Krolloper in Berlin der Sechste Internationale Gemeindekongreß vom Vorsitzenden des Kongreß - Ehrenausschnsses . Neichsminister Dr. Frick. und vom Präsidenten des Internationalen Gemeindeverbandes, G. Montague Harris (Großbritannien) eröffnet. In seiner Begrüßungsansprache an die Vertreter der 36 teilnehmenden Staaten fand Präsident Harris Worte höchster Anerkennung sür die am Sonntag in Berlin eröffnete Ausstellung „Die deutsche Gemeinde". Er gab weiter unter dem lebhaften Beifall der Anwesenden der Hoffnung Ausdruck, daß sich aus der Tätigkeit des Verbandes ein gutes internationales Verständnis entwickeln möge, das dazu beiträgt, ein glückliches und friedliches Leben für alle Völker zu erreichen.
In seiner Eröffnungsansprache sagte
Neichsinnenminister Dr. Frick u. a.: „Sie sind zu uns gekommen, um untereinander und mit den deutschen Gemeindepolitikern persönliche Fühlung zu nehmen, um Erfahrungen auszutauschen und die großen Fragen, die heute die Gemeinden der ganzen Welt berühren, der Lösung näher zu bringen. Die ganze Welt, besonders unser europäischer Erdteil, befindet sich, wenn nicht alle Zeichen trügen, in einem Prozeß neuen Werdens; wir erleben gerade heute zwischen den Völkern ein Suchen nach neuen Wegen einer Gemeinschaftsarbeit, eines friedlichen Ausgleiches; gerade das deutsche Volk hat durch den Mund seines Führers vor wenigen Monaten erneut feierlich Bekenntnis zu diesen Zielen abgelegt und es lebt in der Hoffnung, daß dieses Bekenntnis nicht ungehört verhallen wird. Die Fahrt durch deutsche Lande, die Anwesenheit in unseren Städten und Gemein- den möge Ihnen auf Grund Persönlichen Eindruckes und unmittelbarer Erfahrungen die Gewißheit vermitteln, baß die Wirk
lichkeiten des Tritten Reiches doch wesentlich anders ausiehen, als sie im Auslande auch jetzt noch hier und da dargestellt wer- d e n. Sie sehen ein Volk, das nach schwerstem Zusammenbruch voller Hossnung und Vertrauen in seine Zukunst blickt. Sie sehen ein Volk, das nur den einen Wunsch hat. in Frieden mit aller Welt seiner Aufbauarbeit nachzugehen.
Wir haben unseren Gemeinden in der Deutschen Gemcindeordnung ein neues Grundgesetz gegeben; man hat im Ausland namentlich an dieses Gesetz hier und da die Behauptung geknüpft, wir halten durch dis Deutsche Gemeindeordnung die Selbstverwaltung der deutschen Gemeinden beseitigt. Es ist mir ein besonderes Bedürfnis, hier vor Ihnen diesen Behauptungen entgegenzutreten und mich mit innerer Ueberzeu- gung zu der deutschen gemeindlichen Selbstverwaltung zu bekennen. Wir haben den deutschen Gemeinden nicht nur die Allzuständigkeit ihres Wirkungsbereiches gelassen; wir haben darüber hinaus die denkbar wirksamsten Sicherungen zum Schutze dieser Allzuständigkeit getrosten."
Tie Ausführungen des Neichsinnenmini- sters Dr. Frick wurden mit großem Beifall ausgenommen. Nachdem noch der Vorsitzende des Deutschen Gemeindetages. Oberbürger- -meister Fiehler, und der Staatskommissar für die Neichshauplstadt, Dr. Lippert, den Kongreß willkommen geheißen hatten, dankte Präsident Harris sür den herzlichen Empsang. Tann überbrachlen die Vertreter der ausländischen Abordnungen die Grüße ihrer Länder.
Aus ein Begrüßungstelegramm des Präsidenten des Kongresses antwortete der Führer: „Den Teilnehmern Oes Sechsten Internationalen Gemeindekongrestes danke ich sür die mir von der Erösfnungstagung übermittelten Grüße, die ich mit den besten Wünschen für Ihre Arbeit herzlich erwidere."
In der anschließenden Arbeitssitzung berichtete der Vizepräsident des Internationalen Gemeindeverbandes und geschäftsführende Präsident des Deutschen Gemeindetages, Dr. Kurt Ieserich. über den Stand der Kommunalwissenschaft in Lehre und Forschung. Seine Ausführungen wurden mit großem Beifall ausgenommen.
..SlWpiade des SWes"
Das kulturelle Rahmenprogramm der 11. Olympischen Spiele
Berlin, 8. Juni.
Wie im alten Griechenland werden sich die 11. Olympischen Spiele 1936 nicht auf die Leibesübungen beschränken, sondern stch auch auf die geistigen und künstlerischen Leistungen der Kulturvölker ausdehnen. Gewaltig ist das Programm, das das neue Deutschland ausgestellt hat: Schon das Fe st s p i e l, daS den Abschluß des Eröffnungstages bildet, wird eine eindrucksvolle künstlerische Leistung darstellen. Die Erösfnungs- und Schlußfeier wird weiter umrahmt sein von den Darbietungen von 300 Musikern, 1500 Sängern Gemischter Chöre und 150 Fanfarenbläsern. Auf dem Olympischen Konzert unter Leitung von Generalmusik- direktor Prof. Dr. Peter Raabe werden durch das Philharmonische Orchester und den Kittelschen Chor die preisgekrönten Werke des olympischen Musikwettbewerbes ausge- führt werden.
Eine Reihe weiterer Darbietungen werden den ausländischen Besuchern einen Einblick in das geistige Leben und künstlerische Schaffen des gastgebenden Deutschen Reiches geben. Auf der monumentalen Dietrich-Eckart-Bühne wird das „Frankenburger Würfelspiel" des jungen Staatspreisträgers Wolfgang Eberhard Möller uraufgeführt werden; die gleiche Bühne erlebt die Aufführung des Händel-Oratoriums „Herakles" durch mehr als 1000 Sänger und 250 Musiker. Die staatlichen Museen stellen in einer erstmalig systematisch aufgebauten Schau von 450 Bildern „Große Deutsche in Bildnissen ihrer Zeit" eine Geschichte deutscher Kultur dar; das Kupferstichkabinett wird seine Hauptschätze zeigen, das Deutsche Museum wird den „Svort her Hellenen^ an Hand von Originalen und Kopien verbildlichen.
Dazu kommen noch Internationale Tanzfestspiele, an denen sich jeder Staat mit drei Solotänzern oder Tanzpaaren und drei Laien-Tanzgruppen oder Theater-