Montag den 8. Juni 1936

Der Enztäler

S4. Jahrgang Nr. 13V

Nm Ortseingang von Bönnigheim her fuhr am Freitagabend in Frendental, OA. Besigheim, ein Lastkraftwagen aus Enzklösterle über den Straßenrand hinaus und stürzte die ziemlich hohe Böschung hinab. Der Lenker des Wagens und sein Beifahrer konnten das Fahr­zeug unverletzt durch ein Fenster des Führer- Hauses verlassen.

Fn Pfullingen rannte ein 4 Jahre alter Knabe beim Spielen in ein mit zwei Pserden be- spanntes Fuhrwerk. Dabei wurden chm beide Füße und ein Arm gebrochen.

Nürtingen, 7. Juni. (A u d e r K r e i s säge tödlich verunglückt.) Em be­dauerlicher Unglückssall ereignete sich am Freitagmittag in der Werkstätte des Zim­mermeisters Wilhelm Esch endlicher m der Forststraße. Dort war der 41 Jahre alte verheiratete Schreiner Ferdinand Mähe r von Oberensingen an der Kreissäge mit dem Schrägschneiden von Stohbrettern beschäf­tigt. Dabei wurde ihm ein abgeschmttenes Brettstück von der Kreissäge gegen die Brust geschleudert. Der Schlag erfolgte mit solcher Wucht, daß Mäher sofort bewußtlos an seinem Arbeitsplatz umsank. Auf ärzt­liche Anordnung nach Plochingen gebracht, starb der Bedauernswerte im dortigen Krankenhaus an den erlittenen Verletzun­gen. Tex Verunglückte hinterläßt eine Frau und drei Kinder.

Ulm, 7. Juni. (Ein zweites Opfer des Explosionsunglücks.) Der Explo­sionsunfall im Vorort Grimmelfingen, bei deni bekanntlich ein 14 Jahre alter Knabe sofort getötet worden war, hat nun ein zweites Todesopfer gefordert. Bei der Explosion des mit Pulver gefüllten Wasserrohrstücks waren außerdem einige Kameraden des tödlich Ver­unglückten erheblich verletzt worden. Einer von ihnen, der 16 Jahre alte Jakob Claus, hatte so schwere Bauchverletzungen davongetra­gen, daß er nun gestorben ist.

Stuttgart, 7. Juni. (V e r l o r e n e Wan­derbücher.) Die Deutsche Arbeitsfront, GanbetriebZgemeinschastHandwerk", Abt. Gesellenwandern und -austausch, Stuttgart- N., Notcstraße 2 a, gibt folgendes bekannt: Dem Wandergescllen Hch. Küselin aus Pom­mern ist sein Wanderbuch Nr. 2890 und dem Wandergesellen Paul Turz aus Plauen sein Gutscheinheft Nr. 2862 verloren gegan­gen. Derjenige, der versucht, das Wander­buch, sowie das Gutschcinheft unrechtmäßig zu verwenden, ist sestzuh alten und der Polizei zu übergeben.

Mischer MUMMr tmurteM

Stuttgart, 7. Juni. Die Justizpresse­stelle Stuttgart teilt mit: Durch Urteil der Großen Strafkammer des Landgerichts Ra­vensburg vom 5. Juni d. I. wurde der 29 Jahre alte ledige jüdische Reisevertreter Alfred Kaufmann von Recklinghau­sen wegen eines fortgesetzten Ver­brechens der Nassenschande im Sinne des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 18. 9. 1935 zu der Zuchthausstrafe von einemIahr verurteilt. Kaufmann har in Kennrnis oes Btutscyutzgeseyes einige Zeit hindurch mit zwei deutschblütigen Mäd­chen intimen Verkehr gepflogen.

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Gebletsführer Sunderma«« vor der Ellwanger Bevölkerung

Ellwangen, 7. Juni.

Noch lastete aus den Gemütern der Ell­wanger Bevölkerung das grausige Geschehe.», das in diesen Lägen vor den Schranken des Landgerichts seine Sühne fand. Jeder an­ständige Ellwanger Bürger und darüber hin­aus jeder anständig gesinnte Deutsche ver­nahm die oft geradezu unglaubhaft erschei­nenden Berichte von den Schandtaten eines Priesterlichen Wüstlings. Hinter den Worten dieser Berichte verbargen sich schreckliche Tra­gödien deutschen Jungen- und Mädellebens.

Mit einer maßlosen Erbitterung nahmen Tausende von Jungen und Mädels die Kunde dieses Ellwanger Geschehens auf, Erbitterung deshalb, weil sie wußten, daß unzählige Eltern mit einem unvergleichlichen Vertrauen ihre Kinder diesemSeelsorger" in die christ­liche Lehre gaben. Mit Erbitterung auch des­halb, weil diese Jungen und Mädel wußten, mit welcher ablehnenden Haltung dieserEr­zieher" der neuen deutschen Jugendbewegung gegenüberstand.

Am Sonntag sammelte sich in Ellwangen das gesamte Aufgebot der Ellwanger Jugend und der Jugend aus den umliegenden Ort­schaften. Wenige Stunden vorher hat die Hitler-Jugend den Nus zur Sammlung ver­nommen und in wenigen Stunden war sie zu vielen Hunderten angetreten. Ellwangen stand im Zeichen einer gesunden und frohen Jugend. Diesem Bekenntnis der Hitler- Jugend zur Einheit und Sauberkeit der deut­schen Jugend schlossen sich ebensoviele Er­wachsene und Eltern an.

Fanfaren und Trommeln zogen am frühen Morgen den verschiedenen Scharen sunger nationalsozialistischer Kämpfer voran. Ihrem flammenden Bekenntnis konnte auch der Re­gen keinen Abbruch tun. Die Häuser hatten reichen Flaggenschmuck angelegt und künde­ten auch den Unbeteiligten, daß die Bewoh­ner dieser Kreisstadt dem Ruf der Jugend gerne Folge leistete. Lange vor Beginn der politischen Großkundgebung der Hitlerjugend strömten die Eltern der Ellwanger Jungen und Mädels der Turnhalle zu. Ueber 2000 waren beim Eintreffen des Führers der schwäbischen Hitlerjugend, Gebietsführer Sundermann, angetreten. Die Turnhalle war zum Brechen voll, vor der Turnhalle hatten sich über 1000 Angehörige der natio­nalsozialistischen Gliederungen eingefunden. Die Politische Leitung, die SS., SA., Ar­beitsdienst, alles stellte sich geschlossen hinter dieJugend.um mit ihr zusammen dasBekennt- nis zu einem einigen und sauberen Reich ab­zulegen. So groß war der Andrang, daß die Kundgebung von der Turnhalle in einen weiteren Saal übertragen werden mußte.

Nachdem Gebietsführer Sundermann zusammen mit Kreisleiter Kölle die Front der Gliederungen abgeschritten hatte, begann die politische Großkundgebung, deren An­setzung in kürzester Zeit die gesamte Bevölke­rung aufrüttelte. Worte von Einzelsprechern, Lieder und Fanfarenmärsche gaben der Kundgebung ihren Rahmen. Kreisleiter Kölle begrüßte alle die Eltern und deren Jungen und Mädels, die heute in der Jugend Adolf Hitlers ihren Dienst für die Zukunft des deutschen Volkes tun. Der Kreisleiter stellte

fest, daß die Ellwanger Bevölkerung mit Freude dem Ruf der Jugend Folge leistete und daß jeder anständige Vater und jede anständige Mutter zusammen mit dieser Jugend ihren Willen kundtaten gegen alle diejenigen Erzieher, die heute noch mit einer unverständigen Verstocktheit den kürzlich auf­gerollten Geschehnissen gegenüberstehen.

Diese Kundgebung, so erklärte Kreisleiter Kölle, ist eine einmütige Demonstration auch gegen jene Eltern, die aus einer falschen Ehrfurcht heraus sich in Gegensatz stellten gegen das natürliche und gesunde Empfin­den ihrer Kinder. Es sei bezeichnend, daß es nationalsozialistischen Einrichtungen zu verdanken ist, daß dem schändlichen Treiben eineschristlichen Erziehers" nach langen Jahren Einhalt geboten wurde.

Mit Beifall empfangen, ergriff dann der Landesbeauftragte des Jugendsührers des Deutschen Reiches,

Gebieksführer Sundermann

das Wort, um aus seiner Verantwortlich­keit als Jugendführer vor der Jugend, der Parteigenossenschaft und der ganzen Bevöl­kerung die klare Stellungnahme der natio­nalsozialistischen Jugend bekanntzugeben. Die nationalsozialistische Bewegung, so führte er aus, hat deshalb gesiegt, weil wir alles für die Ehre und Stärke des Volkes eingesetzt und damit unserem Höchsten gedient haben. Wenn heute immer wieder Fälle von un­natürlichen Vergehen und Verbrechen auf­gedeckt werden, so sind das Vergehen, die dem ganzen Volke zur Last fallen, und die Jugend steht sprachlos vor diesen Vor­fällen. Aus die in diesen Tagen abgeurteil- ien Vorfälle bei Ellwangen eingehend, brandmarkte der Gebietsführer besonders die Verdunklungsversuche und die bewußte Un­wahrhaftigkeit gewisser Kreise und stellte fest, daß der gesunden nationalsozialistischen Jugend der Grund dieser geistigen Hörigkeit wohl bekannt ist. Für die junge Generation ist ein Verbrecher, gleich welches Gewand er trägt, keinVerirrter Mitbruder"!

Von einer Seite, die immer wieder bei Ver­gehen und Gemeinheiten entdeckt wird, darf kein einziges Wort der Kritik am National­sozialismus fallen. Daß die deutsche Jugend einheitlich, sauber und gesund von der Hitler- Jugend geführt werden muß das fordert der Fall des Pfarrers Joannis. Im Herzen trägt diese Jugend in den Reihen der Hitler, Jugend die Lehre des Nationalsozialismus, lebt nach seinen Gesetzen und führt so ihr Leben nach hohen und reinen Idealen. Wer aber der deutschen Jugend und damit dem deutschen Volke Schaden antut, der wird schonungslos angegriffen und bekämpft.

Unter der begeisterten Zustimmung konnte Gebietsführer Sundermann verkünden, daß heute die gesunde deutsche Jugend in frei­williger Gefolgschaft geschlossen in der Hit- ler-Jugend steht und daß die Hitler-Jugend die Garantie für die Zukunft gibt, in der breiten Front einer ganzen jungen Genera­tion bei jedem einzelnen und in der Ge- samtheit Neues und Besseres zu schassen. Der Junge und das Mädel sollen auch Be- scheid erhalten durch verantwortungsbewußte

Jügendführer über diese verbrecherischen Machenschaften dunkler Hintermänner, die falsches Spiel mit Deutschland treiben. Eine junge nationalsozialistische Generation glaubte heute aus dem innersten heraus an einen Herrgott und die deutsche Jugend kann sich die Welt nicht ohne Gott denken. Aber ein Unterschied muß ausgesprochen sein: Uns kommt es nicht auf unsere persönliche Ewig­keit und Seligkeit an, sondern in erster Linie soll das Volk und das Reich ewig leben. Zu­erst Deutschland, dann wir! Die Jugend der NSDAP, ist als geschlossener Block angetre­ten und hält der Fahne der Alten Kämpfer die Treue. Deutschland soll leben und Adolf Hitler befehlen! Mit Ernst hatte die Bevöl­kerung Ellwangens. jung und alt. die Worte des Gebietsführers ausgenommen und aus ehrlichen Herzen gaben sie ihre begeisterte Zustimmung.

Wiirtl. Geinbaulagusrg

Stuttgart, 7. Juni. An Stelle der früheren Urban-Tagung veranstaltete die Landes- bauernschast am Sonntagnachmittag iw Bürgermuseum eine Weinbautagung, die aus allen Teilen des Landes stark besucht war. Landessachmann für den Weinbau, Schnei­de r - Heilbronn, entbot der Versammlung, an der vom Wirtschastsministerium Staats­rat Jäckle teilnahm, namens der Landes­bauernschaft den Willkommensgruß und er­teilte dann dem Eebietsbeauftragten für die Weinmarktregelung, Rudolf Gurrath. Heilbronn, das Wort zu einem Vortrag über Zweck und Ziel der Weinmarkt- r e a e l u n a".

Dem mit Beifall aufgenommenen Vortrag reihten sich Ausführungen an von Dipl.- Landwirt Naab-Weinsberg über die den Weinbau betreffenden neuen gesetzlichen Be­stimmungen und Anordnungen. Nachdem bis jetzt die Neuanlage von Weinbergen lediglich dem Reblausgesetz vom Jahre 1904 unter­standen sei, wären nunmehr neue Ausfüh­rungsverordnungen erlassen worden. Eine der wichtigsten bestimmte, daß jede, auch die kleinste Anpslanzung von Neben der Orts­polizei angezeigt und deren Zustimmung ab­gewartet werden müsse. Eine Reihe neuer Bestimmungen regeln das Ein- und Aus- Pflanzen von Neben in reblausbehafteten und »verdächtigen Gemeinden, deren Württemberg 61 zähle. Bei ungeeignetem Boden, oder wenn nur minderwertiges Erzeugnis zu er­warten sei, könne der Anbau verboten wer­den. Die Frage der geeigneten Wein­bau f l ä ch e n ist, wie der Redner erwähnte, in Württemberg nicht so sehr umstritten, als die des Anbau esderrichtigen Sor­ten. Das Landessortiment habe nun aber auch hier Ordnung geschaffen. Neu geregelt sei auch die Anbaufläche für Reben. Von dem Einspruchsrecht, das eine Sonderkommission nachprüfe, sei sehr stark Gebrauch gemacht worden.

Der Redner streifte noch weitere wichtige Fragen, wie die der Ein- und Ausfuhr von Reben, der Anlage und Anerkennung von Nebschulen, die Schnittholzverwendung, Schädlingsbekämpfung für die sehr strenge Vorschriften erlassen wurden. Die Frage der Hhbridenreben werde im kommenden Winter in Württemberg, wo der Anbau schon seit 30 Jahren verboten sei, endlich insofern ge­löst, als alle noch bestehenden Stock? restlos entfernt werden müssen.

em von oDprivv.lvmsre>G

Nrhsbcrrcchtsschutz durch Verlagsanstalt Man), München.

39. Fortsetzung. . (Nachdruck verboten.)

Der Weg führte aus der Stadt hinaus, dann standen sie vor den Gebäuden des Krankenhauses und saßen bald dar­auf dem Leiter gegenüber. Ein kluges, ruhiges Doktor­gesicht.

Ich habe von Ihrem Unglück gehört. Sie sind uns von Vater Lorenzo und Don Edmondo empfohlen; es ist selbst­verständlich, daß wir Sie in Ihrem Unglück nicht verlassen. Es ist möglich, daß Sie sich zunächst etwas in unserer Kran- pslege betätigen, bis es uns gelingt, Ihnen in einer Sied­lung eine passende Stellung zu verschaffen. Wir müssen ja auch erst wissen, was Sie zu leisten vermögen."

Das war alles sehr ernst und freundlich gesagt und, was konnten die Frauen mehr erwarten?

Ein Glück, daß sie schon an dem ersten Tage in die Küche der Krankenanstalt gerufen wurden und daß man ihnen dort Arbeit zuwies.

Jetzt ging es Eva Maria so, wie damals an jenem ersten Tage der harten Arbeit ihrem Bruder.

Sic mußte immer wieder an die kleine, schwarze Agnes denken, über die der Vater so verächtlich gesprochen hatte, weil sie Dienst tat im Eldoradohotel.

Ging es ihr nicht besser? Freilich! Jene war Dienstbote, aber ans freiem Willen! Erarbeitete sich ihren Lohn. Sie aber und ihre Mutter sie waren nichts anderes und waren doch nur Geduldete, denen man Mitleid erwies.

Eines Abends saß Eva Maria bei ihrer Mutter in dem freundlichen kleinen Dienstzimmer, das ihnen im Kranken­

haus eingeräumt worden war.'Sie sprachen von den klei­nen Sorgen des Alltags und' von der großen Sorge, die sie um Hans Caspar hatten. Sie hatten bisher noch keine Nachricht von ihm erhalten. Das wap wohl vorauszusehen,' aber dennoch waren sie etwas beunruhigt."Ihr Gespräch drehte sich immer um ihn und ob 'es nun wirklich recht und gut gewesen war, sich von ihm zu trennen. Aber auch ihre eigene Zukunft machte ihnen Sorge. ' '

Da klopfte es und der kleine Bursche des Torwartes gab einen Brief ab für Senorita Eva Maria Holdermann. Die Schriftzüge der Adresse waren beiden unbekannt.

Ob er wohl Nachricht von Hans Caspar bringt?" 7 ^ Wir werden gleich sehen", sagte Eva Maria und öffnete das Schreiben. Sie las und ihre Züge nahmen einen er-, staunten Ausdruck an. )

Don Edmondo schreibt mir." r

Der Argentinier?" ,, , ^

Ja, Mutter, er will mich morgen in einer wichtigen An­gelegenheit allein sprechen." s

Dich allein?" ^

Der Brief schließt sehr feierlich und überschwenglich: Senorita, wenn die Sonne noch einmal aufgegangen ist, soll sie nicht mehr untergehen, ohne den glücklichsten Men­schen der Welt gesehen zu haben."

Na, na", lächelte die Mutter.Das klingt ja reichlich nach Theater. Aber vielleicht ist das hier so Brauch und Sitte."

Er schreibt übrigens deutsch." . . ^

Nun ja, liebes Kind, du hast ihm ja doch einige Kennt­nisse beigebracht. Ich muß sagen, anfangs ärgerten mich diese Konversationen, wenn ich die Augen sah, die dir der Argentinier dabei machte. Aber nun ist es doch gut. Ohne ihn wären wir längst alle untergegaugen und er ist ein ritterlicher Mann. Wann will er denn mit dir sprechen und wo?"

Morgen nachmittag im Pavillon des Anstaltsgartens."

Siehst du, Kind, du brauchst also gar kein so besorgtes Gesicht zu machen. Es ist am Hellen Tage und er wird dich nicht entführen", scherzte Mutter Holdermann.

. Aber dem Mädchen war es doch etwas beklommen zu­mute. Sie erinnerte sich an manch einen Blick, den sie aus den leidenschaftlichen Augen des Farmers aufgesangen hatte. Manchen Händedruck, der sie fast geschmerzt hatte. Und wie oft stand der große stattliche Mann vor ihr mit unbeholfener Gebärde, nagte an den Lippen und setzte zu einem Worte an, das er dann doch wieder unterdrückte. Sie spürte es: Don Edmondo interessierte sich stark für sie. Sie hatte sich in solchen Augenblicken so unbefangen als möglich gegeben und mit einem Scherzworte die ungemüt­liche Situation verscheucht, trotzdem ihr jedesmal das Herz klopfte. Sie fürchtete sich vor ihm. Und es schien ihr, daß dieser Mann, so stolz und herrisch er seinen Dienern gegen­über war, in der Leidenschaft wie ein Vulkan ausbrechen konnte.

Und doch war sie sich durchaus im klaren, was Don Ed­mondo für ihre Familie bedeutete; von ihm hing ihr und der Mutter, der lieben Mutter, Schicksal ab. Er hatte dem Bruder in der bittersten Stunde geholfen und ihm jetzt eine große Chance gegeben. Don Edmondo war ihrer aller Ret­ter gewesen. Auch jetzt war sie noch ganz auf ihn angewie­sen. Er hatte ihnen hier dieses Asyl verschafft und würde ihnen auch weiter behilflich sein.

Nun fiel ihr aber auf einmal ein, daß der.Argentinier ja schon längst in Buenos Aires sein müßte, wenn er tat, was er dem Bruder zugesagt hatte. Warum war er da­geblieben? Nur um sich ihr jetzt, wenn sie ohne den brüder­lichen Schutz war, zu nahen?

Aber dann hätte er es ja gar nicht nötig gehabt, Mutte: und sie unter den Schutz der Mission zu stellen. Man sprach hier von ihm mit der größten Hochachtung. Cr war e">- Kavalier und ein angesehener Mann. ^ .

.(Fortsetzung folgt.)