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Amtsblatt für <las Oberamt Lleuenbürg

Rr. 12»

Freitag den 5. Juni 1938

94. Jahrgang

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Nahezu ganz Frankreich von der Streikwelle erfaßt Belgien ein neues Opfer

ZI. Paris, 4. Juni.

Schneller, als man es ahnen konnte, er- lebt Frankreich die Folgen seiner Freund- schaft mit Sowjetrußland. Und der schwe- lende rote Brand greift jetzt auch nach Bel- gien über. Schon betrachten di? Kommuni­sten Westeuropa von der Scheldemünüung bis Gibraltar als ibre Toinäne. Die Streik- welle, die heute fast ganz Frankreich erfaßt hat und schon die lebenswichtigen Betriebe bedroht, kann als VorstufcDer beabsichtigten roten Revolte angesehen werden. Und der Luai d'Orsay kann sich von der alleinigen Schuld, dieser kommunistischen Wühlarbeit den Weg bereitet zu haben, nicht freisprechen. Mit Recht betont die LondonerDaily Mail', daß Moskau Tag und Nacht arbeitet, um in allen Teilen der Welt Unheil anzu- richten. Frankreich lernt jetzt die Gefahr ken­nen. die sein Liebäugeln mit Sowjeirußland mit sich bringt.

Frankreich

Während im französischen Arbeitsministe­rium Besprechungen am laufenden Bande statt­finden und die kommunistischen Vertreter ein Katze-und-Maus-Spiel mit der abtretenden und Ser kommenden Regierung spielen, breitet sich der Streik im ganzen Lande immer mehr aus. Schon ist in P a r i s d i e B e n z i n versor­gunggefährdet. da zahlreiche Benzin­lager von den Arbeitern besetzt sind. Am Don­nerstag früh war Paris fast ohneZeitun- a e n, da die eine Monopolstellung besitzende Zeitungsvertriebsfirma Hachette von einem Streik ihrer Lastkraftwagenfahrer betroffen wurde, die vor den Bertriebsstellen mit ihren Wagen alle Zugänge blockierten, so daß nicht einmal Crsatzfahrer heraukommen konnten. Ebenso streiken die K r a f t w a g e n f a h r e r der Gesellschaft, die die Beförderung der Unter- suchungsgefangenen vom Gefängnis zum Justizpalast und zurück besorgt. In der Lebensmittelindustrie, den Zwiebackfabriken, den Bekleidungsfirmen, Zuckerraffinerien, Möbel- und Margarinefabriken und Fleische- reibetriebcn sind zahlreiche Werkstätten und Läden von den Streikenden besetzt. Die Nervo­sität in der Hauptstadt wird immer größer, da man auch einen Eisenbahner-, Milch-, Gas- und Wasserarbeiter streik be­fürchtet.

Auch die Provinz wird von der Streik­welle immer stärker erfaßt. Bis zu 50 v. H. Lohnerhöhungen fordert man in der chemi­schen Industrie, deren Werke besetzt sind. In L i l l e ist die Textilindustrie und die Möbel­industrie vom Streik betroffen. Ein großes Stahlwerk ist seit Mittwoch von 3700 Ar­beitern besetzt, die mit dem Ansgchenlassen der Hochöfenseuer drohen. In Le Havre haben unbekannte Täter schon zweimal eine rote Sowjctfahne mit Hammer- und Sichel­zeichen aus einem Lichtmast gehißt; die Poli­zei mußte jedesmal dieses Symbol, unter dem die ganze Streikbewegung steht, entfernen, ohne die Täter fassen zu können.

Tie Arbeitgeber der Metallindustrie haben die Verhandlungen mit den Arbei­tern abgebrochen mit der Begründung, daß die Lage bereits einen revolutionären Charakter angenommen hat. Die Verantwor­tung liege nunmehr bei der Negierung.

Der Streik breitete sich am Donnerstag abend noch weiter ans. Jetzt haben auch die Zeitungskioskbesitzer und Zeitnngsvcrkäufer beschlossen, von Freitag morgen ab die Arbeit niederznlcgen.

Der Verband der Pariser Zeitungsverlcger beschloß Donnerstag nachmittag, bis Freitag «m 24 Uhr keine Blätter erscheinen zu lassen.

Ein Warenhaus im Zentrum der Stadt und ein großes Einheitspreisgeschäft sind von den Angestelltenbesetzt" worden. Es ist an- Sttnehmen, daß dies am Freitag noch mit an­deren Warenhäusern geschehen wird. In zahl­reichen anderen Geschäften, darunter Lebens- mittelläden mit mehreren Zweigstellen, streiken die Angestellten ebenfalls.

Die Verhandlungen zwischen den Benzin- transportarbeitcrn und den Großtankstellen- nntcrnckhmern haben am Donnerstag zu kei- Uem Ergebnis geführt. Sie sollen am Freitag

fortgesetzt werden. Man versichert in unter­richteten Kreisen, daß Paris für 48 Stunden mit Treibstoff versorgt sei, sodaß der Kraft- Wagen- und Autobusverkehr bis zur endgül­tigen Einigung aufrecht erhalten werden kann. Die Vertreter der Arbeiter und Angestellten der Müllabfuhrgesellschaft sind zusammege- trcten, um ebenfalls einen Streikbeschluß zu fassen.

Belgien

In Antwerpen streiken >5 000 Hasen­arbeiter. Die Sozialdemokraten. Gewerkschaf­ten wie Oberbürgermeister bemühen sich, den Streik als nichtkommunistisch hinzustellen und seinen politischen Charakter zu bestreiten. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Streiks machen sich bereits fühlbar, da bereits meh­rere Dampfer Antwerpen verlassen haben und den Konkurrenzhafen Rotterdam angelaufen haben. Gerüchte sprechen bereits von einer Ausdehnung des Streiks auf den Hafen von Gent und die Lütticher Industrie.

Der von den Kommunisten entfachte Streik der Hafenarbeiter in Antwerpen hat sich im Laufe des Donnerstag auf die Arbeiter in der Sackanfertigungsindustrie ausgedehnt. Die Antwerpcner Garnison hat Alarmbereit­schaftsbefehl erhalten, um Ueberraschungen vorzubengen.

Es werden schon zahlreiche Zwischenfälle ans Antwerpen gemeldet. Die Streikenden haben eine ans 150 Radfahrern bestehende fliegende Brigade gebildet, um Arbeitswillige an der Wiederaufnahme der Arbeit zu hin­dern. Zu Zusammenstößen kam es vor einem

Paris, 4. Juni. Der Vorsitzende der Sozialistischen Partei, Leon Blum, hatte kurz nach 18 Uhr eine Besprechung mit dem Präsi­denten der Republik Levrun. Die Besprechung dauerte etwas über eine Stunde. Dabei wurde Leon Blum mit der Kabinettsbildung beauf­tragt.

Anschließend besprach er sich mit dem Vor­sitzenden der beiden Kammern. Darauf begab er sich mit den neuen Kabincttsmitgliedern in das Elysöe, um seine Regierung dem Staatspräsidenten vorzustellen.

Wie Leon Blum mittcilte, wird seine Re­gierung am Freitag nachmittag zu einem Kavincttsrat und am Samstag vormittag zu einem Ministerrat zusammentreten, um die Regierungserklärung zu beraten, die vor dem Parlament am Samstag nachmittag abge­geben wird.

Das Kabinett Leon Vlum

Paris, 4. Juni. Das Kabinett Leon Blum hat folgende Zusammensetzung:

Ministerpräsident: Leon Blum.

Drei Staatsminister: Chautemps, Pani Faure und Violette.

Aoutzcres: Jvon Delbos.

Landesverteidigung und Krieg, gleichzeitig stellvertretender Ministerpräsident: Daladier.

Kriegsmarine: Gasnier-Duparc.

Luftfahrt: Pierre Cot.

Inneres: Salengro.

Justiz: Marc Rucart.

Nationale Erziehung: Jean Zay.

Finanzen: Vincent Anriol.

Nationale Wirtschaft: Spinasse.

Handel: Bastid.

Oeffentliche Arbeiten: Albert Bedouce.

Kolonien: Marius Mautet.

Post: Jardillier.

Landwirtschaft: Georges Monnet.

Pensionen: Albert Riviere.

Arbeit: Lebas.

Volksgesnndheit: Henry Scllier.

Ferner wurden eine Anzahl Staatssekre­täre ernannt, unter ihnen drei Frauen. So wurde Frau Jolliot-Curie, die bekannte Nobelpreisträgerin, Unterstaatssekretärin für wissenschaftliche Forschung.

Lager; dort wurden Arbeiterinnen gezwun­gen, die Arbeit nioderzulegen. Die Polizei mußte an verschiedenen Stellen eingreifen; sie war in einem Falle sogar gezwungen, mit blanker Waffe vorzugehen, um eine Ansamm­lung von Streikenden zu zerstreuen.

Am Donnerstag nachmittag wurden zwei bekannte holländische Kommunisten verhaftet, die sich unter die Hafenarbeiter gemischt hat­ten und dieselben zum Widerstand aufreizten.

Die Antwerpcner Schiffahrtsvereinigung hat in einer außerordentlichen Generalver­sammlung zur Strciklage Stellung genom­men. Sie beschloß, dem kommunistischen Ge­waltstreik schärfsten Widerstand entgegenzu- setzen und sich auf Verhandlungen nicht eher einznlassen, bevor der verletzte Kollektivver­trag wieder hergestellt sei. Der sozialistische Arbeitsminister Delattre hat sich nach Ant­werpen begeben.

Spanien

In Spanien wütet der rote Terror weiter. Das asturische Grubenarbeitersyndikat hat den General st reik erklärt, da die Berg- Werksdirektionen bis zu fünf Monaten mit den Lohnauszahlungen im Rückstand sind und den Arbeitern rund 12 Millionen Peseten schulden. In Santander wurde der D i r e k- tor einer sozialdemokratischen Zeitung im Kaffeehaus erschos. se n; den Täter streckten Gäste des Kaffee­hauses nieder. In Sevilla wurde der Gefängnisdirektor von Linksradikalen eben­falls im Kaffeehaus erschossen. In Alora überfielen kommunistische Landarbeiter einen

Nach Bekanntgabe der Ministcrliste sprach Leon Blum vor den Pressevertretern. Die Ministerliste enthalte eine Neuheit, der er große Bedeutung beimesse, die Hinzuziehung von drei Frauen. Die Tatsache, daß man eine Regierung aus mehreren Parteien bilde, habe eine gewisse Anzahl von leicht verständlichen Verpflichtungen zur Folge gehabt. Es sei eine gewisse Zahl neuer Amtsstetlen geschaffen, die nach Maßgabe des allgemeinen Interesses ent­wickelt werden sollen, so für Sport, Feier- abendgestaltttng, Kinderschutz und Leibeser- tüchtignng. Es sei sicherlich ausgefallen, daß die Ministerliste anders zusammengestellt sei als bisher. Das habe er getan nicht aus der Sucht nach Originalität, sondern aus sehr ernsten Erwägungen. THe logische Verteilung der Betätigung der Minister werde eine tief­gründige Verwaltnngsreform dadurch erleich­tern, daß die Arbeit vorher znsammengefaßt und richtig eingeteilt werde. Er hoffe, noch mehr machen zu können nach Maßgabe der Dauer seiner Regierung. Die großen Züge des Programms, das er zu verwirklichen be­absichtige, sei bekannt. Die Regierung werde sich am Samstag den Kammern vorstellen. Am Freitag um 12.30 Uhr werde er eine Rund­funkansprache über die innere Lage und den Streik halten. Der Innenminister und der Arbeitsminister werden bereits am heutigen Donnerstag abend ihr Amt antreten.

Fünf KoordirialionSauSfivüsfe

Eine Erklärung Leon Blums

Paris, 5. Juni. Neben dem Kabinett sind fünf ministerielle Koordinationskomitees ge­schaffen worden:

1. für die Landesverteidigung unter dem Vorsitz des Landesverteidignngs- und Kriegsministers Daladier;

2. für die allgemeine Verwaltung unter dem Vorsitz des Innenministers Salengro;

3. für nationale Wirtschaft unter dem Vor­sitz des Ministers für nationale Wirtschaft Spinasse;

4. für auswärtige Beziehungen unter dem Vorsitz des Außenministers Delbos;

5. für soziale Solidarität unter dem Vorsitz des Arbeitsministers Lebas.

Gutshof, um i h' n z u enteignen. Es kam zu einem Feuergefecht, bei dem eine Person getötet und zwei lebensgefährlich ver­letzt wurden. In Malaga wurde ein Geist- licher, der 3000 Peseten für Gehälter bet sich führte, von Komm uni st en über­fallen, beraubt und verletzt. In Saragossa legten Anarchosyndikalisten in den Geschäftsräumen des sozial, demokratischen Gewerkschafts- verbandeserneBvmbe, die zwei Per­sonen verletzte und großen Sachschaden an­richtete. In Madrid warfen die Anarcho­syndikalisten Feuerwerkskörper, die aber kei­nen Schaden anrichteten.

Griechenland

Auch am Balkan wühlt Mosta» e:ü e denn je. In Saloniki holten sich die Hetzer aber eine Abfuhr. Hier forderten vier kommunistische Abgeordnete vom General­gouverneur von Mazedonien die Zulassung des gewerkschaftlichen Zusammenschlusses der Arbeiterschaft. Trotz der Zusage des Gouver­neurs, diese Forderung zu überprüfen, ver­suchten sie einen Streik zu inszenieren. Aber lediglich die Arbeiter der Tabakindu­strie folgten Donnerstag früh der Streik­parole und auch diese nahmen am Mittag die Arbeit wieder auf. Der Gouverneur hat seine Genugtuung über die vaterländische Haltung der Arbeiterschaft ausgedrückt.

Der Streik zieht auch die Pariser Zeitun­gen immer stärker in Mitleidenschaft. Nach­dem sich im Vertrieb der Morgenzeitungen bereits erhebliche Schwierigkeiten bemerkbar gemacht hatten, ist bis zur Stunde von den Abendblättern nur derTemps" erschienen. Die letzten Ausgaben der Mittagszeitungen konnten bereits nicht mehr die Beilags-Ge­bäude verlassen. Das vielgelesene Abend­blattParis Soir" und das katholische Blatt Le Croix" sind noch nicht erschienen. Es heißt, daß die Drucker in den Streik getre­ten sind.

Da die Oeffentlichkeit somit nur sehr un­vollkommen über die Streiklage unterrichtet wird, kursieren in der Bevölkerung zahl­reiche Gerüchte, die dadurch weitere Nahrung erhalten, daß sich bereits in der vergangenen Nacht dieVersorgungmit Lebensmitteln sehr schwierig gestaltete. Die Verteilung der Waren im Pa­riser Bezirk droht durch den Benzinmangel gestört zu werden. Bei zahlreichen Tank­stellen ist bereits kein Benzin mehr zu haben. Die Verknappung der Waren führt bereits -zu einem Anziehen der Preise. So wurde an der heutigen Warenbörse Weizen wegen des schwachen Angebots und wegen Anlieferungsschwierigkeiten um 1,5 bis 4 Franken höher notiert und Hafer um 0,75 bis 1,5 Franken.

Bor der Beauftragung Blums

Die Minister und Unterstaatssekretäre be­gaben sich am Donnerstag mit Ministerprü- sident Sarrautan der Spitze um 16.30 Uhr zum Präsidenten der Republik, um ihren Rücktritt zu erklären. L6on Blum wird um 18 Uhr vom Präsidenten der Republik mit der Regierungsbildung beauftragt werden. Die Mitglieder der neuen Negierung werden um 21 Uhr von Läon Blum dem Präsidenten der Republik vorgestellt werden.

Der Präsident der Republik hat das N ü ck t r i t t s g e s u ch der Regierung Sar- raut angenommen und den bisherigen Ministern seinen Dank für ihre Arbeit aus­gesprochen.

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Berlin, 5. Juni

Heute Freitag, um 11 Uhr, wird der Reichs­schatzmeister der NSDAP., Reichsleiter Schwarz, mit einer Rede über alle deut­schen Sender von München aus die VII. Neichslotterie für Arbeitsbeschaffung er- öffnen, - die bis 31. August durchGlücks- ck'Snner" vertrieben werden.

Leo« Vlum ist MMerprWdent