Mittwoch den 37. Mai 1938

94. Jahrgang Nr. 121

Der Enzlöler

Am Mvntagvormittag geriet aus dem Rangier, bahnhos Kornwestheim ein verheirateter Nangiorarbeiter beim Anschieben eines Wagens auf die Drehscheibe unter den Wagen. Er erlitt schwere innerliche, jedoch nicht lebens- gesährliche Verletzungen.

Calw, 26. Mai. (G a u v e r s a m m l u n g der Schwarzwaldimker.) Am Sonn­tag mittag hielten die Imker des Calwer Waldes ihre Jahresversammlung un großen Saal des Badischen Hofes ab. die aus dem ganzen Bezirk gut besucht war. Unter rer umsichtigen Leitung des Vorstandes Geh. ring gestaltete sich der Nachmittag recht an- regend. Nach den Ausführungen des Landes- Vorsitzenden N e n t s ch l e r ° Stuttgart über die Forderungen des Staates an die Imker und die Wünsche derselben an den Staat, ferner über die interessanten Forschungen Dr. Brandscheits über die Keimfähigkeit der Pol- len und die Obstbaumbefruchtung durch die Bienen sprachen zwei bewanderte Imker, Hauptlehrer Wern er »Calw und Haupt- whrer F e g e r t»Martinsmoos, über die Schwarzwaloimkerei. Der Tagungsleiter konnte neben den Vorsitzenden und Vertre­tern der benachbarten Ortsfachgruppen, dem Bezirksbauernsührer Hanselmann auch noch Regierungsassessvr Dr. Hailer als Vertreter des Oberamts begrüßen.

Calw. 26. Mai. Aus der Straße Stamm- heimDeckenpsronn geriet am Montag nach- mittag oberhalb des Haselstaller-Hof (Mar­kung Gültlingen) ein bei Straßenteerungs- arbejten verwendeter 2500 Liter fassender Teer-Tankwagen der Straßenbauverwaltung in Brand. Ter brennende Wagen wurde von den Arbeitern mit großer Geistes­gegenwart vermittels einer Zugmaschine aus dem Staatswald heraus auf freie Strecke gebracht, und der durch Uebersüllen des Wa­gens entstandene Brand »> ! ^erausreitzen des Feuers unter dem Kesse, mit Schot­ter und Splitt erstickt. Die alarmierte Calwer Weckerlinie fand bei ihrem Eintressen das Feuer bereits gelöscht. Hätten sich die Arbeiter nicht mit solcher Umsicht an die Löscharbeit gemacht, wäre es bei der Nähe des Waldbestandes und der gewaltigen Menge des überaus gefährlichen Brandstos- ses wohl kaum ohne größeren Schaden ab­gegangen.

Stuttgart, 26. Mai. (Nunmehr Orts­gruppe des Deutsche nAuslands- clubs.) Der frühere Württ. Automobil- Club, der noch als Gesellschaftliche Vereini­gung Weiterbestand, wurde in einer am Montag stattgehabten außerordentlichen Generalversammlung in eine Orts- gruppedesDeutschen Auslands, clubs umgewandelt und übergeführt. Zum Vorsitzenden dieser Ortsgruppe wurde sinngemäß der Oberbürgermeister der Stadt des Auslandsdeutschtums, Dr. Strölin, gewählt, der zu seinem ersten Stellvertreter Ministerialdirektor Dill vom Innenmini­sterium und zu feinem zweiten Stellvertreter den langjährigen Präsidenten des WAC., Dr. Mattes, berief.

Stuttgart, 26. Mai. (Ehrenvolle Berufung des württ. Innen, minister s.) Innen- und Wirtschastsmini- fter Dr. Schmid ist durch den Reichs- und

Preußischen Arbeitsminister im Einverney- men mit dein Neichsminister der Justiz aus Grund des Gesetzes zur Ordnung der na­tionalen Arbeit zum Beisitzer der Reichs- regiernng im Neichsehrengerichtshos berufen worden.

Stuttgart, 26. Mai. (Reichstagung desRichard-Wagner-Verbands deutscher Frauen".) Vom 26. bis 29. Mai tagt in Stuttgart derRichard-Wag- ner-Verband deutscher Frauen". Die Haupt­versammlung fand am Dienstagvormittag im Stadtgarten statt. Zu Beginn der Tagesord­nung "konnte die Neichsvorsitzende, Frau Lange, Telegramme des Führers, von Frau Frick und Frau Winnifred Wagner verlesen. Am Nach­mittag begrüßte Oberbürgermeister Dr. Strö- lin die Tagungsteilnehmer, wobei er besonders auf die Beziehungen Richard Wagners zu Stuttgart verwies und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Teilnehmer sich recht Wohl fühlen und auch später Wieder einmal nach Stuttgart kommen möchten in Beherzigung eines Verses, den Richard Wagner 1872 in das Gästebuch des Hotels Marquardt eingetragen hat:

Wirst du wo gut ausgenommen»

mußt du ja bald wiederkommen."

Dunningen O.A. Rottweil. 26. Mai. (T ö d- licher Unglücksfall.) Ein Dunninger Motorradfahrer befand sich mit seinem Rad unterwegs zwischen Dunningen und Hoch­wald. Aus nicht geklärter Ursache fuhr er auf das rechte Bankett der Straße auf, wurde auf dix harte Straße geschleudert und zog sich einen schweren Schädelbruch zu, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte.

Reutlingen, 26. Mai. (TödlicherVer- k e h r 8 u n s a l l.) Heute vormittag erfolgte aus der Tübinger Straße ein schwerer Zu» fammen stoß zwischen einem Motorrad­fahrer und einer Radfahrerin. Die Beifah­rerin. Schwester des Führers vom Kraftrad, wurde dabei schwer verletzt und ver - starb kurz nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus. Der Führer des Kraftrads und die Radfahrerin erlitten leichtere Ver­letzungen.

Glems, 26. Mai. (Opfer feines Be­rn s s.) Der bei einer Stuttgarter Firma für den Ferngüterverkehr beschäftigt ge­wesene 24jährige Kraftfahrer Hermann Gönninger von hier, verunglückte auf einer Fahrt zwischen Leipzig und Halle a. d. S. bei Bernau infolge Reisenbruchs, wodurch der Wagon ins Schleudern kam und eine steile Böschung hinabstürzte. Gönninger er­lag bald nach der Einlieferung in das dor­tige Krankenhaus seinen schweren inneren Verletzungen. Seine Leiche wurde nach Glems übergeführt.

Geislingen, 26. Mai. (Vom fallenden Stein getötet.) Bei den Arbeiten am Neichsautobahnaufstieg bei Drackenstein hat sich am Montag nachmittag ein bedauer­licher Unfall ereignet, der em Menschen­leben forderte, Der Autobahnarbeiter Kunz von Mannheim wurde von einem fallenden Stein direkt auf den Kops getrof­fen. Da ihm die Schädeldecke zer­trümmert wurde, trat der Tod so­fort ein.

Wasseralfingen, 26. Mar. (Schwerer Auto Unfall.) Am Montagnachmittag stieß zwischen der Hüttlinger und Wilhelm­

straße ein Personenauto mit Anhänger mit einem anderen Auto zusammen. Dabei wurde der Weinhändler Baumann aus Affal- trach bei Heilbronn schwer verletzt. Zwei weitere Personen kamen mit leichteren Verletzungen davon. Die beiden Autos wur­den stark beschädigt.

Tettnang» 26. Mai. (Drei Schwerver­letzte durch Verkehrsunfall.) Ein Personenkraftwagen von Saulgau, der aus Richtung Ravensburg gefahren kam, geriet am Montag in Höll, Gde. Meckenbeuren, auf bis­her unerklärte Weise von der breiten Straße ab, fuhr in einen Baumgarten und prallte nach etwa 15 Metern gegen einen Baum. Der Personenkraftwagen wurde dabei auf der rech­ten Seite vollständig aufgerissen und die drei Insassen, ein Gastwirt aus Saulgau und ein unges Ehepaar aus Tettnang, wurden dabei ehr schwer verletzt. Alle drei wurden sofort in >as hiesige Bezirkskrankenhaus gebracht. Wie ich der Unfall ereignete, konnte, da die Ver« etzten nicht vernehmungsfähig sind, noch nicht aufgeklärt werden.

Bad Mergentheim, 26. Mai. (Abschluß des Aerztekongresses.) Am letzten Tag des ärztlichen Fortbildungskurses sprach zunächst Professor Dr. Grote-Dresden über Fastenbehandlung. An zweiter Stelle berich­tete Prof. Dr. Grafe-Würzburg über Probleme der Insulin-Therapie. Prof. Dr. Schittenhelm- München sprach sodann über die Gicht. Einen weiteren Vortrag hielt Prof. Dr. Stepp-Mün­chen über den Vitaminhaushalt und Magen- Darmkanal. Zum Abschluß gab Dr. Leopold- Bad Mergentheim Einblick in die Heilfaktoren Bad Mergentheims.

Starke Zunahme des Bodevjeeverkehrs

Friedrichshafen, 26. Mai. Der Verkehr aus dem Vodensee, der im deutschen Reise­verkehr eine führende Rolle einnimmt, hat im letzten Jahre eine starke Zunahme erfah­ren. Nach den Zahlen, die das Maschin ^mt Lindau der Reichsbahndirektion An^ . .irg über die bayerische Bodenseeschissahrt nennt, hat die Gesamtleistung im Jahre 1935 um 12Prozent gegenüber 1934 zugenom - m e n. Mit den im Hafen Lindau zur Verfü­gung stehenden vier Dampfschiffen (Nürn­berg".München".Lindau", undBava­ria"), den vier Motorschiffen (Allgäu". Augsburg",Kempten" undDeutschland") und den zwei Motorbooten (Bayern" und Reutin") wurden 12 890 Kilometer mehr gefahren als im Vorjahr. Der Personen­verkehr hatte gegenüber 1934 eine Steige- rung um etwa 27 Prozent erfahren. Die Steigerung des Bodenseeverkehrs ist beson­ders bei den ausgeführten Sonderfahrien recht beträchtlich. Die bei Sonderfahrten be­förderten Fahrgäste betrugen 1935 271 508 gegen 35 156 Fahrgäste im Jahre 1930. Die Zahl der Fahrgäste ist also gegen 1930 fast um das achtfache gestiegen. Während im Jahre 1930 nur 34 Sonderfahrten aus- gesührt wurden, waren im Jahre 1935 238 Sonderfahrten notwendig. Der Gesamtver­kehr im Reichsbahnhasen Lindau, d. h. die Zahl der mit den Schissen in Lindau ange­kommenen und abgefahrenen Reisenden, er­reichte im vergangenen Jahr fast die Höhe von 1 Million Fahrgästen.

Böhringen OA. Nottweil, 26. Mai. Das Töchterchen einer hiesigen Familie war mit Futterschneiden beschäftigt. Allem Anschein nach glitt sie dabei aus, denn sie stürzte Plötz­lich gegen das sausende Schwungrad der Maschine und geriet mit dem Kops in die Schneidmesser. Dabei wurde ihr durch die scharfen Messer der obere Teil der Schädel­decke abgeschnitten. Sie wurde mit furcht­baren Kopfverletzungen in die Futtereinlege zurückgeschleudert und von ihren Angehöri­gen tot ausgefunden.

Svt. Kongreß der Mmikec- Lolvristen in Etnttgart

Stuttgart, 26. Mai.

Stuttgart steht in dieser Woche im Zei­chen des 19. Kongresses des Internationalen Vereins der Chemiker-Loloristen und des 2. Kongresses der Internationalen Föde­ration Textilchemischer und koloristischer Vereine. Zur Begrüßung der Gäste flattern am Stuttgarter Hauptbahnhos und in den Straßen bis zum Landesgewerbemuseum von hohen Masten in bunter Reihe die Fah­nen vieler Nationen. Der diesjährige Kon­greß in Stuttgart vereinigt sämtliche Lhe- miker-Coloristen der europäischen Staaten.

So sind außer den deutschen Vertretern tn großer Zahl Teilnehmer aus Oesterreich, rankreich. England. Holland. Dänemark, orwegen, Schweden. Finnland. Polen, Jugoslawien. Bulgarien, Rumänien. Italien, der Schweiz, Spanien, der Tschechoslowakei tn Stuttgart eingetrossen. Außerdem sind Jndustrievertreter aus China. Japan, Bri- tisch-Jndien und Argentinien anwesend. Ta der Kongreß nur alle vier bis fünf Jahre stattfindet, kommt ihm eine besondere Be­deutung zu. Führende Fachleute und In­dustrielle der verschiedenen Staaten werden aus der Tagung über den Stand der Ent­wicklung der Textilchemie in ihren Ländern berichten. So dient der Kongreß der wissen- kchaiilichen Auiammenarben »nd damit dem kulturellen Einvernehmen der Staaten un­tereinander. Unter dem Ehrenvorsitz des Neichsstatthalters Gauleiter Murr wird der Kongreß am Mittwoch vormittag in einem Festakt durch den Föderationspräsi­denten Tr. T a g l i a n i - Basel feierlich er­öffnet werden, nachdem bereits am Diens­tag nachmittag eine Telegierten-Sitzung und anschließend eine Besprechung der Vereins­präsidenten und eine Vorstandssitzung im HotelGraf Zeppelin" vorausgegangen war.

Mit dem Kongreß ist eine texkilchemrfche Ausstellung im Landesgewerbemufeum ver­bunden, die auch vom Ausland beschickt ist und die Spitzenleistungen der Textilsärbe- kunst zeigt. Die Ausstellung, die am Diens­tag nachmittag Professor Tr. Mecheels» München-Gladbach, früher am Forschungs­institut Reutlingen, zahlreichen Gästen er­klärte, gibt auch einen Ueberblick über Prüf- und Kontrollgeräte und zeigt weiter das Forschungsprogramm der Institute. Jnteres- sant ist besonders eine Gegenüberstellung der Färberei im Mittelalter und der Für- bungsmethoden der heutigen Zeit. Tie Aus- stellung ist nicht nur für den Fachmann, den Textikchemiker und den Färbermeister, sondern auch für alle Kreise der Bevölkerung von größtem Interesse.

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Nrhebcrrcchtsschutz durch DcrlagZanstalt Manz, München.

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3l. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Verstehen Sie ein Auto zu lenken?"

Jedes Motorfahrzeug."

Gut. Ich muß jetzt zur Hazienda. Fahren Sie alle drei noch heute nach Corrientes. Sie haben ja das Auto Ihres Vaters. Nehmen Sie mit, was Ihnen notwendig erscheint, und wohnen Sie in der Pension Vienna, die Sie schon finden werden. Dort warten Sie, bis ich Ihnen Nachricht gebe. Ich muß mir die Sache erst durch den Kopf gehen lassen."

Er lachte bitter.

Da Sie ja doch einmal sozusagen meine Gäste in der Hazienda waren, geht der Aufenthalt in der Pension Vienna auf meine Kosten! Unos! /I was ver!"

! Hans Caspar faßte seine Hand.

!Sie sind unser Retter. Ich danke Ihnen, Seüor!"

Don Edmondo winkte ab.Lassen Sie! Ich kann Sie Nun einmal gut leiden." Dann setzte er zögernd hinzu: Und ich will auch nicht, daßMe Seüorita Not leidet." > Damit ritt er fort und Hans Caspar ging langsam die Treppe der Veranda empor, auf der die Mutter jetzt saß.

Will Don Edmondo uns helfen?"

,^Er selbst-hat fast sein ganzes Vermögen verloren, aber er will!"

Nach einer Stunde hatte Hans Caspar das Auto bereit­gemacht und Eva Maria die Habe, die-sie mitnehmen konnten, gepackt. Ein kurzer, tränenvoller Abschied vom Grabe des Vaters, das sie zurttcklassen mußten. Ein Hände­druck den braven Peoncn: -

-^stiwatä uckeve!"

Ich danke", hieß das auf deutsch.

Diese stillen, braven Menschen, die letzten Ueberbleibsek eines Volkes, das einst stolz und frei den Chaco bewohnt hatte, sahen traurig dem davonrollenden Wagen nach.

Wir werden das Grab vor den wilden Tieren schützen."

Es war Hans Caspar, als seien diese schmutzigen Men­schen, die keine Lebensfreude kannten als ihren Mat6 und bisweilen den berauschenden Chichaschnaps, ihm zu Freunden geworden.

Noch einmal ging es an der herrlichen Lagune vorüber, die jetzt trostlos aussah. Die Victoria Regia war ver­schwunden und die Vögel standen verschüchtert, grell und bunt in der kahlen Umgebung.

Sie kamen über die tote Plantage, vorbei an stinkenden Sümpfen, aus denen Fieberdünste stiegen, vorbei an weißen, von den Aasgeiern, den Totengräbern der Wild­nis, abgenagten Tiergerippen.

Dann humpelte der Wagen über die holprige Straße. Es war gut, daß Hans Caspar seine Energie zusammen­nehmen mußte, um den Wagen zu lenken. Und es war auch gut, daß Mutter und Schwester sich anklammern mußten und nichl Zeit hatten nachzudenken.

Dann lag der Paranä vor ihnen. Noch immer war er aus seinen Ufern getreten und sein gelbes Wasser floß dicht an Resistenzia vorüber.

Als die Nacht niedersank, waren sie in Corrientes. Dies­mal wohnten sie allerdings nicht im Palasthotel, sondern wohin Don Edmondo sie gewiesen, in der bescheidenen Pension Vienna. Sie lag in einer der Außenstraßen. Ein niederes, unsauberes Haus und sie mußten froh sein, alle drei zusammen ein einziges Zimmer zu bekommen. Es war zur ebenen Erde und die unverschließbare Tür ging in den Hof.

Das Quartier enthielt nichts als drei unsaubere Betten mit zerrissenen Moskitoschleiern, ein paar Stühle und

einen Tisch. Sollte dies ein Symbol ihres kommenden Lebens sein?

Frau Helene und Eva Maria sahen es kaum. Die Auf­regungen des Tages und die Fahrt Hallen beide so er­müdet, daß sie sich sofort niederlegten. Auch Hans Caspar war sehr niedergedrückt. Wenn sie der Haziendero schon hierherschickte, dann war es wohl mit seiner Hilfskraft auch nicht weit her. Konnten sie sich beklagen?

Was gingen sie den fremden Argentinier an? Er Halle gewiß gut an ihnen gehandelt, daß er sie nicht damals gleich von der Hazienda jagte, als der Vater, wenn auch unbewußt, mit dem Betrüger zusammengearbeitet hatte. Und was war das für ein Merkwürdiges Wort beim Ab­schied gewesen, die Seüorita sollte keine Not leiden? Er meinte wohl Eva Maria damit, sagte sich Hans Caspar. War dem Spanier feine Schwester ans Herz gewachsen? Half er ihm um der Schwester willen? Wollte er sie so in seine Abhängigkeit bringen? Nein! Don Edmondo war ein edler Mensch, ein ritterlicher Mann.

Der junge Deutsche ärgerte sich selbst über sein Miß­trauen. Ach, hätte er doch Arbeit! Arbeit! Alle Hände voll! Dann verschwänden die dummen Gedanken!

Es vergingen vier schreckliche Tage. Was konnte es Schlimmeres geben, als jetzt in dieser Stimmung die Hände in den Schoß legen zu müssen. Eva Maria hatte es noch besser. Sie war vollauf von der Mutter in An­spruch genommen, die noch immer unter den Nachwir­kungen der Katastrophe darniederlag. Don Edmondo ließ nichts von sich hören, obgleich er in Corrientes war; denn Hans Caspar hatte ihn einmal über die Plaza gehen sehen, sich aber gescheut, ihn anzureden.

Hatte er ihn vergessen? Eine neue Angst! Dann mach­ten sie ja hier ganz unnütz Schulden in der Pension, die sie nicht bezahlen konnten; die zweitausend Peso, die ihnen Don Edmondo versprochen, waren ja auch noch nicht ge- zahlt.

^Fortsetzung folgt.)