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^§ 80 .
Amts- und Änzeigeblatl für den Bezirk Calw.
82. Jahrgang
LrschetnungStage: Dienstag, Donnerst ag, Samstag, Sonntag. JnsertionSprei« 10 Pfg. pro Zeile für Stadt and Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Dienstag, den 2 t. Mai 1907
klbonneinentSpr.in d. Stadt pr. Mertelj. Mk. 1.10tncl.rr!tg«rl. Bierteljiihrl. BostdczugSprcik ohne Bepellg. f. d. Orts- u. Nachbar. Ortsverkehr 1 Ml., f. k>. sonst. VeÄIehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Psg-
Amtliche Bekmr«tmach««gen.
An die Schnltheitzenämter
betr. Maßregeln gegen die Maikäfer.
Da ein schadenbringendes Auftreten der Maikäfer wahrzunehmen ist, werden die Schultheißenämter angewiesen, die in dem Ministerial- Erlaß vom 24. Marz 1890 (Amts-Bl. S. 86) zur Vertilgung der Maikäfer angeordneten Maßregeln auch Heuer wieder in Vollzug zu setzen.
Die Herren Ortsvorsteher wollen sich hienach mit den Bestimmungen dieses Erlasses alsbald bekannt machen und diejenigen öffentlichen Diener, welche sich berufshalber häufig im Freien aufzuhalten haben, wie Straßenwärter, Feld- und Waldschützen u. s. w. zur Beobachtung und Anzeige ihrer Wahrnehmungen in Betreff des Vorhandenseins von Maikäfern in größerer Menge bei dem Schultheißenamt auffordern.
Sobald die Tatsache des Vorhandenseins von Maikäfern in größerer Menge erhoben ist, wollen die Scyultheißeimmter ungesäumt nach Maßgabe des oben erwähnten Ministerialerlasses vom Jahr 1890 Einleitung zum Sammeln der Maikäfer treffen und hierüber dem Oberamt eingehenden Bericht erstatten.
Calw, 17. Mai 1907.
K. Oberamt.
V oelter.
Die Ortspolizeibehörde«
werden unter Bezugnahme auf den Min.-Erlaß vom 22. April 1907 Min.-A.-Bl. S. 217 auf die Bestimmung des 8 56 Abs. 2 Ziffer 10 der Gewerbeordnung betr. das Verbot des Feilbietens von Bäumen und Sträuchern im Umherziehen hingewiesen.
Calw, 18. Mai 1907.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann.
TagesuemgkeiLeu.
Liebenzell 18. Mai. Am verg. Sonntag unternahm der hiesige Turnverein bei prächtiger Witterung und zahlreicher Beteiligung eine Turnfahrt nach Bieselsberg, Kapfenhardt, Salm- bach, Grunbach und Unterreichenbach. Um 8 Uhr war Sammlung beim Vorstand Karl Haisch zur oberen Mühle und präzis */»9 Uhr erfolgte der Abmarsch mit Musik, welche die hiesige Kapelle unentgeltlich stellte, wofür derselben auch an dieser Stelle bester Dank gesagt sei. Nachdem nach einem längeren ziemlich scharfen Bergstieg Biesels. berg erreicht war, ging es nach kurzem Halt wieder bergab zur Kapfenhardter Sägmühle, wo zur Stärkung ein Vesper eingenommen wurde. Als dann Dorf Kapfenhardt und die Anhöhe dahinter vollends erklommen war, lohnte eine prächtige Aussicht die Mühen des Aufstiegs. Durch Tannenwälder ging es nun nach Salmbach und nachdem hier ein wenig Rast gemacht und die herrliche Aussicht ins Enztal bis weit über Pforzheim hinaus genoffen war, vorbei an der neuen Turnhalle nach Grunbach. Kurz nach 5 Uhr wurde sodann Unterreichenbach erreicht und erfolgte sodann von dort die Rückfahrt per Eisenbahn um 7 Uhr 29 Min. Die Musik sorgte durch flott gespielte Märsche dafür, daß die Ermüdung nicht so sehr zur Bemerkung kam und kann die Tour, auf die alle Teilnehmer mit hoher Befriedigung zurückblicken können, als sehr gelungen bezeichnet werden.
Stuttgart 18. Mai. (Auswanderung.) Ausgewandert sind im Monat April d. I. 3501 deutsche Reichsangehörtge gegen 3898 im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Außerdem wurden aus deutschen Häfen noch 44 308 Angehörige fremder Staaten ins Ausland befördert.
Stuttgart 18. Mai. (Vom Lebensmittelmarkt.) Der heutige Markt bot Gurken zu 40—60 Kopfsalat zu 6—12 -H, Rettiche zu 5—10 -H, Kohlrabi zu 6—15 --Z das Stück, Karotten zu 6—10 Rhabarber zu 25—30 A
Untertürkheimer Spargeln zu 60 H bis 1.20 ^ der Bund, franz. Brockelerbsen zu 45—50 -rZ, franz. Bohnen zu 1 ^ das Pfd. Angeboten wurden franz. Kirschen zu 1 franz. Prestlinge zu 2 das Pfö. Auf dem Wildbret- und Geflügelmarkt kosteten Kitzchen 3—5 ^, Gänse 5.50—5.80 Enten 3—3.50 Der See- fischmarkt verzeichnete Schellfische zu 35—40 H, Kabliau zu 30—35 -rZ, Schollen zu 35 --Z, Rotzungen zu 35 iZ, Merlans zu 20 A Goldbarsch zu 40 ^ das Pfd.
Stuttgart. Der Bürgerverein am Feuersee hat dem „Konnte für Errichtung eines Zoologischen Gartens" in Stuttgart als geeigneten Platz ein Geländestück im städt. Hasenbergwald (Birkenkopf), oben begrenzt von der zur Solitude führenden Straße, unten im Tal vom Metzgerbach, in Vorschlag gebracht. Dieses Gelände wäre ganz in der Nähe der Stadt und ebensowohl zu Fuß leicht zu erreichen, als durch die Straßenbahn zugänglich zu machen. Zudem ist der einem Vollbahnhof entgegengehende Westbahnhof in unmittelbarer Nähe und auch die Wildparkstation liegt in nächster Nähe. Von Wichtigkeit für die Finanzierung des Unternehmens ist der Umstand, daß das prächtige Gelände schon jetzt ein beliebtes Ausflugsziel der Stuttgarter und namentlich daß es städtisches Eigentum ist. Schon jetzt hat sich ein hochherziger Gönner des Unternehmens — und zwar aus den eigenen Rethen der Mitglieder des Bürgervereins am Feuersee — gefunden, welcher mit einem Beitrag von Einhunderttausend Mark dem Projekt im Hasenbergwald seine Unterstützung angedeihen lassen will; andere Stifter sind in Sicht. Eine Projektskizze, ausgeführt von dem Architekten Reg.-Bf. Gustav Mayer, nebst topographischem Lageplan und Grundriß ist dem „Komite für den Zoologischen Garten" vorgelegt, sowie auch den bürgerlichen Kollegien Stuttgarts zur Kenntnisnahme unterbreitet worden.
Var KjchemSSchen von der Bretagne.
Von B W. Howard.
(Fortsetzung.)
Die Hände fest auf das pochende Herz gedrückt, stand sie mit verhaltenem Atem, als er im Dunkel an ihr vorüberschritt; er sah sie nicht und hatte wohl auch keinen Gedanken für sie, aber Guenn hörte seine Stimme und zog mit Entzücken den feinen Dust seiner Ctgarrette ein, ein Zeichen, daß ihr angebetetes Ideal in ihrer Nähe weilte.
Und doch sollte die Zeit kommen, da er fort sein würde auf immer, sie würde nicht mehr um ihn sein können Tag für Tag im Atelier oder draußen in Wiese und Wald; die andern saßen an den Tischen, auf denen die kleinen Gläser standen, und er war nicht dabei — sie konnte nie mehr sein Gesicht sehen, seine Stimme hören! Nein — das war ja nicht möglich. Es ließ sich nicht fassen! Irgend etwas mußte geschehen, es zu verhindern! Dieser Gedanke gab ihr Mut und Hoffnung zurück. Gewiß, es mußte sich etwas ereignen, ehe solches Elend, solcher Jammer über ihr Leben hereinbrach.
Am nächsten Morgen erschien sie zur gewöhnlichen Stunde pünktlich im Studio. Hamor fand, daß sie blaß aursah und überlegte besorgt, wie mißlich es für ihn wäre, wenn Guenn ihre schönen Farben einbüßen sollte.
„Ich muß suchen sie zu versöhnen, natürlich ohne dabei etwas von meinem Einfluß zu verlieren." Auf seinen sogenannten Einfluß legte Hamor großen Wert. Nachdem er Jeanne und Nannic unter einem schicklichen Vorwand weggeschickt hatte, wandte er sich rasch entschlossen zu Guenn.
„Guenn, ich möchte einmal ernsthaft mit dir reden."
Sie sah aus, als ob ihr nichts in der Welt erwünschter sein könne. Wenn er sie dabei anschaute, sich ihrer Gegenwart bewußt war und nicht Betrachtungen über verfallene Gräber und unausstehliche tote Kinder anstellte, konnte sie froh und glücklich sein. Fragend und erwartungsvoll blickte sie mit ihren wundervollen Augen zu ihm auf.
Der lehrhafte Ton, in dem Hamor begann, war nicht geschickt gewählt. In kritischen Momenten ist auch der Weiseste von uns mitunter vom richtigen Gefühl verlassen. Es war, als ob der Geist seiner puritanischen Vorfahren über ihn gekommen sei. Er hielt eine förmliche Predigt über das Lasier des Jähzorns und die Tugend der Selbstbeherrschung und entwarf ihr zum Schluß das Bild eines wohlerzogenen Mädchens, das sich sittsam und bescheiden benimmt, und sich nie einfallen läßt, im Zorn über Kirchhofsmauern zu springen.
Dies Mustermädchen schien keinen sonderlichen Eindruck auf Guenn zu machen. Ihre Wangen färbten sich wieder mit rosiger Glut; sie hörte aus seinen zürnenden Worten nur die persönliche Teilnahme heraus, nach der sie verlangte, und lauschte zufrieden dem Klange seiner Stimme, die sich in ununterbrochenem Redefluß ergoß.
Plötzlich hielt Hamor betroffen inne. „Bin ich ein Narr oder ein Heuchler — beides?" fragte er sich aufrichtig. „Was kümmern mich die Launen und das Benehmen dieses Mädchens? Mich bekümmert einzig und allein mein Bild!"
Er schritt ungeduldig im Atelier auf und ab und kehrte dann mit völlig verändertem Ausdruck auf seinen Platz zurück. Der Prediger war verstummt, nur der Maler kam noch zu Worte: „Guenn!" hob er eifrig an, „denke nicht mehr an gestern. Ich will dich nicht mehr tadeln und