404
kleinen andächtigen Zuhörerinnen gewendet, „so wird es mich reuen, wenn ich einmal von Plouvenec fort bin. Die Landschaft ist so echt bretagnisch in ihrer Färbung und wundervollen Einfachheit. Ich muß wirklich den Augenblick benutzen; aber wie soll ich das Bild auffassen, still und einsam, so wie es jetzt von mir liegt, oder von Landleuten wimmelnd? Wie würde sich Guenn als Braut darauf ausnehmen und ein glänzender, ländlicher Hochzeitrzug?"
Sofort sah er im Geist, wie sie verschäumt errötend im Kreise der festlich gekleideten Brautjungfern stand, er sah den ganzen Zug — die jungen Männer mit der Pfauenfeder am Hute, die reichen, alten bretonischen Stickereien in Silber, Blau und Scharlach, die glänzend weißen Hauben, die Musiker mit den Sackpfeifen. Aber wo war die glückliche Braut? — Vor ihm stand nur ein todesbleiches Mädchen, zitternd, wie vom Frost geschüttelt, da« ihn mit starren, trostlosen Augen ansah. Unmutig strich er sich mit der Hand über die Stirn: sie hate ihn gestört, hatte ihm die reizende Vision vertrieben!
„Was hast du, Guenn?" fragte er kalt.
„Gehen Sie fort, Monsieur?" stammelte sie ängstlich.
„Fort?" er hatte seine Worte von vorhin gänzlich vergessen. „Nein — noch nicht — in einer Stunde vielleicht."
„Ich meinte — ob Sie fort gehen — fort aus Plouvenec?"
Er machte große Augen; die Sache begann ihn zu verdrießen. Warum sah sie ihn auch so flehend an mit dem bleichen Gesicht? Er wollte doch Bilder entwerfen. „Nun ja, natürlich, mit der Zeit —warf er gleichgültig hin.
„Wann ist das?" stieß das Mädchen bebend hervor.
„Wenn ich mit meinen Studien hier zu Ende bin und Plouvenec mir nichts mehr bieten kann," erwiderte er sorglos, „ich studiere dann weiter an einem andern Ort."
Guenn wandte sich ab, und schritt hastig dem niedern Säulengang der kleinen Kirche zu.
„Was fällt dem Mädchen ein?" überlegte Hamor auf der Mauer sitzend, „etwas scheint sie zu verdrießen, aber wozu diese tragische Miene? Sie hat mich gern» warum sollte Guenn eine Ausnahme machen? Es ist nichts als eine Mädchenlaune, die sie bald vergessen wird und dann ihren Alain heiraten. Nur das Eine wäre unangenehm, wenn sie den heitern Sinn verlöre und damit ihren größten Reiz — ihre Züge passen nicht zur Sentimentalität. Ich muß wirklich Sorge tragen, sie bei Laune zu erhalten, damit sie hübsch bleibt. Mehr kann ich nicht tun, ich kann mich doch nicht in das Kind verlieben, das wäre rein unmöglich; auch möchte ich um keinen Preis der Welt mit ihr schäkern und schöntun! Da gilt es denn vor allem, so rasch wie möglich mit dem Hauptbild zu beginnen!"
Während dieser Betrachtungen war Hamor aufgestanden und auf dem Friedhof umhergewandert; jetzt fiel sein Blick auf ein kleines, vernachlässigtes Kindergrab. Der verwitterte Stein war mit Brombeergestrüpp überwuchert. „Poes Hernadan — 2 Jahr alt," stand darauf zu lesen. Guenn war leise wieder herbeigeschlichen, voll Reue über ihr hastiges Benehmen von vorhin. Von ferne beobachtete sie Hamors Mienen, die von warmem Mitgefühl zeugten, als er sich jetzt über das kleine Grab beugte, um mit den feinen Händen die stachligen Ranken auseinander zu wirren.
„Arme kleine Seele, ruhe in Frieden!" sprach er vor sich hin. „Freilich wenn Du das nach vierhundert Jahren noch nicht tust, ist wenig für Dich zu hoffen. Guenn lauschte atemlos auf seine Träumereien. Was ging ihn dieser Aves Hernadan an? Warum hatte er für ihn ein so liebevolles Lächeln und für sie nicht einmal einen freundlichen Blick? Was konnte sie dafür, daß ihr das Herz so weh tat? — „Eine kleine Traueresche — eine kleine Eiche — eine kleine Nessel" murmelte Hamor wieder über das Grab gebeugt, sein Blick schien sich in ferne, vergangene Zeiten zu versenken — Guenn ertrug es nicht länger. Seine Teilnahme für dies unbekannte, längst dahingeschiedene Wesen brachte sie zur Verzweiflung. Mit einem wilden, zornigen Aufschrei schlug sie die Hände vors Gesicht, „ich Haffe diesen Dves Hernadan!" brach es leidenschaftlich aus der gequälten jungen Brust, dann schwang sie sich wie ein Pfeil über die Mauer und lief ohne sich umzuschauen querfeldein. —
„Nun, das muß ich sagen I" kam es unwillkürlich von Hamors Lippen, dann zuckte er leicht die Achseln und blickte auf Jeanne und Nannte, als wolle er sagen: „Ich wasche meine Hände in Unschuld." Plötzlich aber durchfuhr ihn der Gedanke: „Wie, wenn sie gegangen wäre, um nicht wiederzukommen? wenn mich das launische Kind zuguterletzt doch noch im Stiche ließe I" — Guenn war nicht mehr zu sehen; ihre Abwesenheit machte sich ihm sofort fühlbar — er vermißte den Anblick ihrer strahlenden Schönheit.
„Sie wird wieder kommen, — wieder — wieder —sang Wnnic, der mit aufgestemmten Armen an einem alten Grabstein lehnA mit feierlicher Stimme.
„Ich glaube Dir, kleiner Salomo," entgegnete Hamor wieder lachend.
Jeanne war sehr zufrieden mit der Wendung der Dinge. Es wollte ihr gar nicht gefallen, wenn Guenn mit verstörten Augen jeder Bewegung Monsieur» folgte. Sie in wildem Zorn über Gräben und Hecken stürmen zu sehen, war weit natürlicher und paßte so viel besser zu ihr, daß Jeanne sich wirklich erleichtert fühlte. Unmöglich hätte Guenn noch länger in Sanftmut und Gehorsam wandeln können, ohne ihrer Freundin gerechten Anlaß zu ernstlichen Befürchtungen zu geben.
Und Guenn kam wirklich wieder. Nach Frauenart glaubte sie selbst schuld zu sein an dem Schmerz, den ihr Hamor bereitet und hätte ihn lieber nochmals erlitten. Bleich und zitternd weilte sie am Abend auf dem Dorfplatz und folgte den vorübergleitenden Schatten mit heißen Augen. Sie war so glücklich, den Helden ihrer Träume zweimal zu entdecken.
(Fortsetzung folgt.)
Wir suchen zum Vertrieb unserer erstklassigen Molkereimaschine« und Geräte, insbesondere
Mlchmtrahiiwngsmaschlnen,«»» M,. so»», KittkkMtt, Milchtasukii, lo Aige Klechgeriite eil.
im diesseitigen Oberamt einen tüchtigen
Deckeln oder Miednlinkiiusn
unter günstigsten Bedingungen. Weitgehende, sachgemäße Unterstützung wird zugesichert. Geeignete Bewerber, Landwirte oder Geschäftsleute wollen sich sofort melden bei
kolk'8 Lenckal-IVIollrei'eibui'eLu Zlullgapl.
AM- Fabrikation von Molkereimaschinen. -ME
olWliill-klNMel»
kllUW-NMkMIIl
pfunli so k-fg. WM (ge^etrlick gezckütrt) WM pfunkl so pfg.
llebei-i-nsclienä ckcl>l<nte dieukeiten äor lleilbronnsr llakrungsmittel-fsbriltLN ütto L Kaiser
frisch eingetroffen bei:
Eugen Dreiß, Calw,
Heinr. Gentner, Calw,
Frau Marie Karch, Calw, Gg. Pfeiffer, Badstr., Calw,
Carl Schnanffer, Konditor, Calw. K. Otto Vinyorr, Calw,
Her«. Essig,Konditor,Liebenzell.
In obstarmr« Jahre«
bieten
Wchlttttttts WsftWMM
in Extraktform einen vorzüglichen Ersatz für Apfelmost. Das hiemit hergestellte Getränk schmeckt besser wie viele Naturmöste u. kostet trotzdem nur 8 Pfennig pro Liter. Preis
pro V- Cimer-Portio« — ISO zit. 3 M.
Man verlange in allen einschlägigen Geschäften stets nur DM" Mehltretters Mostsnbstavzeu. -Ms Generalvertrieb für Württemberg
Weil-ersta-t.
Sägmshl»
mehrere Wagen so lange Vorrat zu herabgesetztem Preis.
Chr. Keller in Calmbach.
Zimmer gesicht.
Von einem soliden Herrn wird ein möbl. heizb. Zimmer auf 1. Juni gesucht. Zu erfragen bei der Red, ds. Bl.
LrillsntM
blendend schönen Teint, weiße, sammetweiche Haut, ein zartes, reines Gestcht und rosiges, jugendfrisches Ansseh«« erhält man bei tägl. Gebrauch der echten
oon Bergmann L Co., Nadebeul mil Schutzmarke: Steckenpferd, ä St. 50 A bei H. Beißer, G. Pfeiffer, Ämalte Feldweg, Wilh. Schneider; in Weilderstadt: Apoth. Mehltretter.
kksumatiomuo
uncl KiertiSIsieleiiilen teile ick Zerne unentgeltlich brieflich mit, vie ick von meinem qualvollen, hsrtnSckigen keicien nach kurrer 2eit vollstänclig gekeilt vurcie.
Nüovdeo,
Kurkürstenstrasse 40 a.
Ein anständiges
Mädchen
wird sofort oder später gesucht. Wo, sagt die Red. ds. Bl.
Auf 1. Juni wird eine ordentliche
Lauffra«
gesucht. Von wem, sagt die Red. ds. Bl.
Druck und Verla, der A. Oelichläger'fchen Buchdrnckrrei. Verantwortlich: Paul Adolfs in Ealw.
Telephon Nr. S