Amts- und AnzeigeblaLt für den Bezirk Calw
82. Jahrgang
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Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnsertionSpreiS IO Pfg. pro Zeile für Stadt und vezirk-orte; außer Bezirk 12 Pfg.
Sonntag, den 19. Mai 1907
Äbonnrmentrpr.tnd. Slabtpr.BIerlelj.MI. L .10 incl.Träger! IterteljLhrl. Bostb«jUL»prelS ohne »Hella, f. d. Ort«- u. Nachbar, orttoeriehr 1 Mi., f. l>. sonst. Beriehr Ml. 1.10. Bestellgeld L0 Psg.
Amtliche Bekarmtmachttngerr.
Bekanntmachung.
Etwaige Anträge, welche an die nächste Amts- Versammlung zu stellen wären, wollen in Bälde hieher vorgelegt werden.
Calw, 17. Mai 1907.
K. Oberamt. Voelter.
Au die gemeinsch. Aemter.
Es ist beabsichtigt im Laufe dieses Sommers im Bezirk Calw einen Swöchigen Unterrichtskurs für stotternde Kinder im Alter von 9—14 Jahren zu veranstalten, falls hinreichende Meldungen dazu eingehen. Die gem. Aemter wollen bis zum 1. Juni dS. Js. berichten, wie viele Kinder in ihren Gemeinden für die Teilnahme an dem Kurs in Betracht kommen, und deren Namen Mitteilen. Der Kurs würde in Calw stattfinden und in der 2. Hälfte des Juli beginnen. Es wird noch bemerkt, daß stch auch für leicht stotternde Kinder die Teilnahme an dem Kurs sehr empfiehlt und daß die Kosten des Kurses von der Amtspflege übernommen werden.
Calw, 17. Mai 1907.
K. gem. Oberamt in Schulsachen.
Voelter. Schmid.
Betanntmachung des Medizinalkollegiums, Tierärztliche Abteilung, betreffend die Abhaltung eines Uuterrichtskurses für Fleischbeschauer in Gmünd.
Auf die Bekanntmachung vom 20. Dez. v. Js. (Staatsanzeiger Nr. 301) ist bis jetzt für den in Gmünd mit Beginn am 27. Mai d. Js. in Ausficht genommenen Unterrichtskurs für Fleischbeschauer nicht die genügende Zahl von Anmeldungen eingekommen. Der Meldetermin wird daher bis zum 24. d. Ms. verlängert. Die Anmeldungen sind au den Unterrichtsleiter, Veterinärrat Ostertag in Gmünd zu richten. Im übrigen wird auf die eingangs erwähnte Bekanntmachung verwiesen.
Suttgart, den 16. Mai 1907.
Nestle.
Tagesueuigkeiteu.
Calw 17. Mai. Aus Anlaß einer Aufführung im Kurtheater in Wildbad am Pfingst- montag, den 20. Mai, wird an diesem Tag Zug 1182 ausgeführt:
Wildbad ab 10 Uhr 12 abends Pforzheim an 10 „ 53 „
mit Anschluß in Brötzingen an den letzten Zug (303) nach Calw.
* Calw 18. Mai. Der hiesige Militär- verein feiert am 23. Juni sein 25jähriges Jubiläum. Mt der Feier ist zugleich die Hauptversammlung des Bezirkskriegertages ver- bunden. Nach dem Programm findet ein Fest- zug durch die Straßen der Stadt, ein Festesten im Waldhorn, eine Festrede durch den Bezirks- obmann, eine kameradschaftliche Unterhaltung auf dem Festplatz und ein Festball im Badischen Hofe statt. Am andern Tag sind Ausflüge in die Umgebung geplant, wobei die Führung die Mt- glieder hiesiger Kriegervereine übernehmen werden.
* Calw 18. Mai. Während in den letzten Jahren die Heidelbeerernte nicht
überall ergiebig war, scheinen die Aussichten für Heuer desto bessere zu werden. Die Sträucher haben eine große Menge von Blüten angesetzt und der bisherige Verlauf der Blütenentwicklung ist als igünstig zu bezeichnen. Da die meisten Sträucher schon abgeblüht haben, so ist bei guter Witterung in nächster Zeit an einer guten Ernte nicht zu zweifeln.
Stuttgart 17. Mai. Die zweite Kammer nahm in ihrer heutigen Sitzung zunächst den Gesetzentwurf betr. die Gewährung von Notstandsdarlehen bis zum Gesamtbetrag von 320000 ^ an Gemeinden infolge des Ausfalls der Weinernte im Jahr 1906 in erster und zweiter Lesung einstimmig an. Die Darlehen werden auf zwei Jahre unverzinslich, fürderhin gegen 3 °/o und zwar längstens bis zum 1. Juni 1911 gewährt. Redner sämtlicher Parteien sprechen ihre Freude über die schnelle Hilfe der Regierung aus. Einen Wunsch um Nachlaß der Grundsteuer erklärte der Finanzminister v. Zeyer für gesetzlich nicht erfüllbar. Im Laufe der Debatte kam auch zum Ausdruck, daß es für die Weingärtner jetzt Zeit sei, mit dem Spritzen von Kupfervitriol zur Bekämpfung der Reblaus zu beginnen. Alsdann wurde der dringende Antrag Herbster (Ztr.) beraten betr. sofortige Maßregeln zu gunsten der infolge desHohenstadter Brandunglücks in Notstand geratenen Personen und betr. Erwägungen darüber, ob nicht die Notlage eine staatliche Hilfe durch Gewährung unverzinslicher Anlehen rechtfertigt. Bejahendenfalls soll die Regierung eine entsprechende Gesetzesvorlage einbringen. Minister v. Pis chek bestätigte die Angaben des Antragstellers über die ungünstige Lage der Gemeinden (der unge- deckte Mobiliarschaden beträgt 11000 der Wert der abgebrannten Gebäude ist auf 32000 ^ ges chätzt, die Verficherungss umme beträgt 28 000 ^) und teilte mit, daß die Zentralstelle des Wohltätigkeitsvereins zur Hilfe bereit sei und eine Kollekte gestattet werden könne. Zu staatlichem Eingreifen liege schon aus Gründen der Konsequenz — jedes Jahr kommen 2 solcher Brände vor — kein Anlaß vor. Im Laufe der Er
örterung wurde von dem Abg. Liesching der Antrag als ungerechtfertigt hingestellt, während Minister v. Pis che k und vr. Mülberger (D. P.) die Berechtigung zur Zeit der Ein-
bringung des Antrags zugaben, was den Abg.
Re mb old-Aalen (Ztr.) veranlaßte, eine auf- fallend unfreundliche Haltung der Volkspartei in dieser Frage festzustellen. Die Sache fand ihre Erledigung durch Annahme eines Antrags Hildenbrand mit 40 gegen 37 Stimmen des Zentrums und des Bauernbunds, demzufolge der Antrag Herbster durch die Erklärungen des Ministers für erledigt erklärt wird. In der sodann fortgesetzten Beratung des Etats des Innern beim Kap. 33, Landeshebammenschule wurde eine Eingabe betr. die Errichtung einer solchen Schule für Frauen aus gebildeten Ständen im Anschluß an die Universität in
Tübingen für erledigt erklärt und ein Antrag des Abg. Rembold-Aalen (Ztr.) betr. Erleichterung der Zulassung von Frauen aller Stände, (d. h. auch der gebildeten) an die Landeshebammenschule in Stuttgart angenommen unter Zufügung eines mit 39 gegen 36 Stim
men beschlossenen Antrags Linde mann (Soz.) betr. Erwägung darüber, ob nicht durch die Organisation der Uaterrichtskurse auf die Inte- ressen der Zöglinge mit besserer Vorbildung Rücksicht genommen werden kann. Gegen die Eingabe wurde namentlich auch vom Minister v. Pischek geltend gemacht, daß bei ihrer Durchführung nachher ein unerwünschter Unterschied gemacht werde zwischen gebildeten und ungebildeten Hebammen. Den Nagel in der sehr langen Debatte, die schon gestern begonnen hatte, dürfte wohl der Abg. Speth (Ztr.) auf den Kopf getroffen haben, er sagte, das Land würde über dieser langen Debatte den Kopf schütteln. Hebamme sei Hebamme, es komme nur auf Reinlichkeit und Geschicklichkeit an. (Heiterkeit.) Die nun folgende Beratung des Kap. 38, Zentralstelle für Gewerbe und Handel führte zunächst zu einer Geschäftsordnungsdebatte über die Behandlung der 11 zu Titel 1 dieses Kapitels gestellten Anträge. Zunächst brachten der Berichterstatter Rembold-Aalen (Ztr.) und der Abg. Leib- fried (Vp.) einige allgemeine Fragen zur Sprache. Der Abg. Walter (Ztr.) begründet hierauf folgende Anträge: Die K. Staatsregierung zu ersuchen, dem Landtage über die Erteilung des Wandergewerbescheines und der Legitimationskarte für Detailreisende durch die Verwaltungsbehörden eine eingehende Statistik vorzulegen, ferner im Bundesrat für eine Erweiterung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb und für eine gesetzliche Regelung des Ausverkaufswesens einzutreten. Braunger (Ztr.) begründet einen Antrag betr. Unterweisung des Flaschenbierhandels unter die Konzesfionspflichten. — Die Weiterberatung wurde auf 28. Mai anberaumt.
Bad Mergentheim 17. Mai. Unsere Stadt stand heute im Zeichen festlichen Schmuckes, galt es doch, bei der Einweihung der neuen Mineralquelle „König Wilhelm" auch unser Königspaar begrüßen zu dürfen. Schon in aller Frühe eilten Fremde in großer Zahl herbei, um da und dort ordnend eine letzte Hand anzu- legen. Leider machte der Himmel ein trübe» Gesicht und unaufhörlich goß der Regen in Strömen fast während des ganzen Tages. Dies war auch die Ursache, daß der Zuzug von Fremden in unsere Feststadt mit fortschreitenden Tagesstunden ein immer geringerer wurde. Programmäßig 11 Uhr 5 Min. hielt der K. Sonderzug vor der Haltestelle des Karlsbades. Das Königrpaar wurde von einer vielköpfigen Menge an der Bahn herzlich begrüßt. Herr Oberamtmann Mögling und Stadtschultheiß Klotzbücher, sowie Fürst Johannes von Bartenstein waren zum Empfang des Königspaares auf dem Perron anwesend. Aus der Zahl der Aidamen überreichte Fräulein Klotzbücher der Königin mit einer poetischen Ansprache einen hübschen Blumenstrauß; alsdann begaben sich die Majestäten zum Karlsbad und von da zur neuen Mineralquelle, die den Namen des Königs tragen wird. Hier wurde dar Herrscherpaar durch den vielstimmigen Jubelruf der aufgestellten Schuljugend freudigst begrüßt. Nach einer herzlichen Begrüßungsansprache des Herrn Konsuls und Bankiers Schwarz-Stuttgart und nach Ausführungen Dr. Schwarz's-Stuttgart nahm der König selbst das Wort und dankte den Bürgern von Mergentheim für den herzlichen Empfang und