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„Und Du, Guenn?"
„Vielleicht," antwortete sie kurz angebunden.
„Es hat dir doch hier oben gefallen, nicht wahr?" Er trat dicht an sie heran und beugte sich zu ihr nieder, seine Stimme klang mild und einschmeichelnd.
„Ganz gut," entgegnete sie leichthin, aber über ihr feines, ausdrucks- volles Gesicht flog ein glühendes Rot. Dabei warf sie einen raschen, argwöhnischen Blick auf die beiden jungen Maler. Staunton blickte sorglos zum Fenster hinaus und Douglas sah sie mit der unschuldigsten Miene von der Welt an.
„Ich darf dich also erwarten?" fragte Hamor freundlich.
„Wer weiß!" entgegnete sie so gleichgültig wie früher.
Aber Hamor wußte, daß sie kommen würde; ihre Augen sprachen deutlich, was die Lippen verschweigen wollten.
Die drei Männer machten sich in bester Stimmung auf den Weg. Staunton warf seinem Freunde einen forschenden Blick zu, worauf Hamor in ein unbändige» Gelächter ausbrach.
„Nun," fragte Douglas, „was giebts zu lachen? Bist du toll geworden ?"
„Im Gegenteil, ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen solchen Triumph der Vernunft gefeiert. Aber dieses Mädchen! — Zwei Stunden lang ist sie oben gewesen, hat im Sturmschritt ihren Einzug gehalten, und von allem um sie her Besitz ergriffen. Es steht auch nicht ein Blendrahmen, nicht eine Staffelei mehr oben, die ich noch mein Eigentum zu nennen wage. Sie ist alleinige Herrscherin! Aber sie ist auch zu köstlich. Ich muß mich jetzt wirklich einmal auslachen, hernach habe ich ja den ganzen Nachmittag Zeit, wieder vernünftig zu sein. Es ist zu unglaublich!"
„Ich hoffe doch," begann Douglas langsam und bedächtig, „daß Mademoiselle Rodellec uns gestatten wird, ab und zu noch hinauf zu kommen!"
„Sie ist das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe." schwärmte Hamor entzückt weiter. —
„Das haben wir schon oft gehört, es ist uns nichts Neues mehr," meinte Staunton lächelnd. „Sie ist das schönste Mädchen, das dir je vorgekommen ist, du wirst mit ihr ein Prachtbild malen und dadurch Geld und Ruhm, und die große goldene Medaille erwerben!" —
„Das werde ich auch," bestätigte Hamor im Tone unerschütterlichster Ueberzeugung.
„Unterdessen hast du aber wohl nichts dagegen, mit uns zum Frühstück zu gehen," setzte Staunton trocken hinzu.
13. Kapitel.
„Llis Du," der schwarze Monat, wie die Bretagner den Monat November zu nennen pflegen, war für unsere Maler eine sehr fruchtbare Zeit. Die Arbeitsstunden wurden zwar kürzer und dis Whistabende länger, aber dafür bot die Landschaft ganz besondere Reize. Glanz und Glut des Hochsommers waren zu jenen weichen, unbestimmten Farbentönen verschwommen, die im Spätjahr das Entzücken, aber auch die Verzweiflung des Malers bilden. Ein zauberischer Dust und Schimmer lag über den wogenden Flachsfeldern, den Günsterbüschen, dem Heideland, auf jeder bemoosten, halbverfallenen Mauer, in den schattigen Laubgewölben der alten Haine, in den Hohlwegen und den tiefen Buchten des Ufers. Nur der Spätherbst hat so warme Töne, so zarte Färbungen, die er mit meisterhaften Pinselstrichen bald hier bald da geschickt anzubringen versteht.
Die jungen Leute arbeiteten jetzt meist im Freien, um die schönen Tage so viel wie möglich auszunützen. Hamor war noch nie so glücklich und zufrieden gewesen; im Vollgefühl der Kraft und Gesundheit, gespornt von rastlosem Ehrgeiz und der Hoffnung auf wachsendes Gelingen, setzte er seinem Eifer keine Grenzen. Bald allein in Gesellschaft seiner Genoffen, entwarf er die reizendsten Studien und Skizzen, hauptsächlich von Guenn, die ihn zu immer neuen Entwürfen anregte.
Ebenso genau jedoch wie er Guenn studierte in allen Stellungen und Bewegungen, studierte sie ihn. — Während der vielen, langen Stunden, in denen er seine ganze Aufmerksamkeit auf eine Linie, einen Schatten, einen Farbenton ihres jugendlichen Kolorits richtete, beobachtete sie jede seiner Mienen und Geberden und strengte alle Kräfte ihrer leidenschaftlichen Natur an, um sein innerstes Wesen zu ergründen. Er übertrug ihr Bild auf die Leinwand, sie prägte das seine fest in ihr Herz ein. Von Anfang an hatte der Gedanke an ihn sie verfolgt, und seit jenem Morgen, als sie zuerst den Fuß über die Schwelle seines Studios gesetzt, begann für sie ein neues Leben. War sie früher aufs eifrigste bestrebt gewesen ihn zu fliehen, so trachtete sie jetzt nur danach, ihm jeden Wunsch an den Augen abzulesen. Er war ihr nicht mehr der unvermeidliche Schatten, der überall ihren Weg fiel — er war wie der Sonnenschein, den sie so sehr liebte, ein Teil ihres eigenen Daseins geworden. Erst jetzt schien sie eigentlich zu leben. Mit wahrem Mitleid gedachte sie der alten Guenn, die noch gar nicht gewußt hatte, was es heißt, morgens aufzustehen, erfüllt von dem Reiz eines schönen Gestern, von der Freude aus ein noch schöneres Heute, da sie wieder die freundlichen Blicke sehen, die weichen Laute hören sollte, die ihr das Herz erbeben machten. Sie war überglücklich, Stunde auf Stunde bei ihm zu fitzen, ihm nützlich zu sein und die Befriedigung darüber in seinen Zügen lesen zu dürfen, jedem Wink seiner Hand, seines Blickes zu folgen — das war jetzt ihre Wonne, ihr Leben. Ihrer übrigen Pflichten entledigte sie sich in fieberhafter Eile, um desto schneller zu ihm zurückzukehren.
Erschien Guenn beim Waschen, so war sie, zu Jeannes größtem Bedauern, meist zerstreut und ließ sich die schönsten Gelegenheiten zur Ent- faltung ihres Redeflusses häufig entgehen. Doch war ihr Sinn noch stolz und keck wie zuvor. Es hätte wohl einer langen, schweren Leidensschule bedurft, um dieses ungestüme, heiße Herz sanft und demütig zu machen.
(Fortsetzung folgt.'»
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