Samstag
18 Mai 1907.
Beilage z« Nr. 78
Privat-MMt«.
wir bringen zur Kenntnis, daß wir einen nach den neuesten Erfahrungen gebauten, absolut feuer- und diebessicheren
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aufgestellt haben.
In demselben befinden sich 40 Schrankfächer (5afe§), welche an Jedermann vermietet werden zur
sicheren Aufbewahrung
von Wertpapieren, Dokumenten, Schmucksachen und anderen Wertgegenständen unter eigenem Verschluß des Mieters.
Die Bestimmungen werden auf Wunsch kostenfrei zugesandt; ebenso ist die Besichtigung der Safes-Anlage während der Geschäftsstunden gestattet.
Spar- und Vorschutzbank Laim.
e. G. m. «. H.
Wichtig für Wirte und Wrivate.
Unterzeichneter setzt um damit zu räumen eine größere Partie
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dem Verkauf aus.
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Var Kschermäbcheil von der Bretagne.
Bon B W- Howard.
(Fortsetzung.)
Immer noch emsig strickend, stellte sie sich dann in einiger Entfernung auf und gab in ihrer Eigenschaft als Kunstkritiker ihre Ansicht mit soviel Selbstvertrauen und Unbefangenheit zum besten, als handle es sich um eine Ladung Fische.
„Warum sollte sie auch nicht?" überlegte Hamor bei sich. „Warten wir etwa eine besondere Ausbildung oder eingehendes Verständnis ab, um alles und jedes zwischen Himmel und Erde zu beurteilen und zu besprechen? Was verstehe ich zum Beispiel von Musik? und lasse ich mir wohl jemals eine Gelegenheit entgehen, meine höchst fraglichen Ansichten über die Wagnersche Zukunftsmusik zu äußern? — Das Mädchen ist entzückend in seiner Frische und Eigenart!"
Guenn sah scharf und klar, sie sprach, was sie dachte, und ihr Wahr- heitssinn war unbestechlich. „Wenn doch eine gütige Vorsehung alle Kunstkritiker mit diesen himmlischen Gaben ausrüsten wollte," seufzte der junge Maler innerlich. Unter den Skizzen befanden sich auch einige, die von Staunton und Douglas herrührten.
„Eine schöne Gesellschaft," rief Guenn lachend, „da sitzen sie zusammen wie die Heringe in einer Tonne und die Wände können ihnen jeden Augenblick auf die Köpfe fallen."
„Ein sehr schätzbarer Wink für Douglas," murmelte Hamor befriedigt. „Ich habe es ihm ja gleich gesagt, aber er wollte es mir nicht glauben. Die kleine Hexe hat, meiner Treu, angeborenes Kunstgefühl!"
Zuletzt kam ein großes, fast vollendetes Bild an die Reihe, das die beiden Hauptmodelle Jeanne und Viktoria darstellte. Eifrig plaudernd saßen beide Mädchen auf ein paar Balken unten vor dem grauen Hause mit den grünen Fensterläden und den hohen Fliederbüschen. Die Köpfe zusammensteckend, ließen sie das Strickzeug im Schoße ruhen, zu ihren Füßen spielte eine Katze mit dem Knäuel. Marienfäden hingen in der Luft, der milde Herbstsonnenschein lag auf den Blättern des Fliederbusches, einzelne Strahlen spielten auf den Balken, auf Viktorias weißem Häubchen und ihrer rosigen, jugendlichen Wange. Hamor hielt dies Bild für das beste, was er bisher in Plouvenec geschaffen und mußte lächeln, als er merkte, wie gespannt er auf den Urteilrspruch des jungen Mädchens harrte.
„Da unten ist's gut warm," sagte Guenn, und warf wie vergleichend einen Blick in dem feuchten, kalten Bodenraum umher. Dann begann fie zu lachen: „Viktoria ist solch dummes Ding," meinte sie offenherzig, und Hamor konnte nicht umhin hier beizupflichten. Plötzlich aber wandte sie sich argwöhnisch nach Jeanne um: Jeanne, auf der Stelle sagst du mir, wovon ihr gesprochen habt," rief sie in befehlendem Tone, wobei ihre Augen eifersüchtig funkelten. „Ich Habs dir schon hundertmal gesagt, daß Viktoria eine falsche Katze ist — wie kannst du nur so bsts sein, ihr alles zu sagen, was Du weißt! Wenn sie so aussieht, hat sie allemal eine Bosheit im Sinn! Geschwind, sag' mir, was Du geschwatzt hast!"
Sie stampfte zornig mit dem Fuß und wartete mit herrischer Miene auf die Antwort ihrer Freundin.
„Aber Guenn, was fällt Dir nur ein," sagte Jeanne besänftigend. „Das alles war ja nur zum Sitzen, wir taten nur so, well Monsieur e« wollte. Ich habe die ganze Zeit nicht über zwei Worte mit ihr gesprochen; Monsieur wird Dir das selbst sagen."
Guenn blickte fragend von einem zum andern, war am Ende jedoch so gnädig überzeugt zu sein. „Da ist ja auch die Katze!" rief sie freundlich und brach das Gesprächsthema ab.
Es war dieselbe Katze, die ihr dort unten so gleichgültig den Rücken gekehrt hatte. Wie lange schien das schon her zu sein, und wie viel schöner war es hier oben, als da unten in dem düstern Torweg! Nun sie einmal das Atelier betreten hatte, gab sie sich dem neuen Genuß auch mit ganzer Seele hin, ohne jeden Nebengedanken. Sie vergaß ihre Befürchtungen, ihren Stolz, sie vergaß, daß sie ihrem Vater zu Willen handelte — sie vergaß auch Thymert.
,^-b mon älsu, gus Is. vis sst amörs!" erklang wieder ihr leichtfertiges Liedchen.
Tritte auf der Treppe und ein Klopfen an der Tür kündeten Staunton und Douglas an. Guenn starrte den Eintretenden mit so feindseliger Miene entgegen, als wolle sie fragen, welches Recht sie wohl hätten» in ihr Reich einzudringen.
„Jst's schon Frühstückszeit?" fragte Hamor die Freunde.
„Höchste Zeit," versetzte Staunton mit vielsagendem Lächeln.
So wartet auf mich, bitte! Heute Nachmittag arbeite ich nicht im Atelier," wandte er sich dann zu Jeanne, zugleich Nannic und Guenn in seinen Blick einschließend. „Willst du morgen zur gewöhnlichen Zeit Herkommen?"
„Ja," erwiderte Jeanne pflichtgetreu.
„Nannic kann natürlich ganz nach Belieben kommen und gehen."
„Natürlich," bestätigte der kleine Krüppel.