lag das weniger an dem König, als vielmehr an den überaus starken Gärungen, die das Land in Unruhe halten.
- Wie wenig die Verhältnisse geklärt sind, geht aus den fortgesetzten Unruhen in Aegypten hervor. Enaland genießt keine allzu großen Sympathien. Aber zweifellos sind die Italiener noch erheblich weniger beliebt. Ob sich das Königreich überhaupt würde halten können, wenn man ihm die ersehnte Unabhängigkeit tatsächlich garantierte, das ist mehr als fraglich. Tie Interessengegensätze sind gewaltig, die sich aus den Begriff des Nil konzentrieren. In welcher Richtung sie ich jetzt fortbewegen werden, wenn die Per- on des Königs ausscheidet, ist nicht zu über- ehen. Tie überaus starken nationalistischen Kräfte der Wasd-Partei — sie mögen von parlamentarischem Einfluß sein oder nicht
— drängt vorwärts. Ter englische Einfluß bzw. das Bestreben Englands, seinen Einfluß zu erhalten und zu verstärken, ist nicht minder wuchtig. Wer von beiden die Oberhand gewinnen wird, läßt sich schwer beurteilen. Und ob ähnliche Möglichkeiten bestehen. wie etwa in Südafrika, möchte man bezweifeln. Großbritannien kämpft in Aegypten seinen Kampf um die Weltgeltung. Es wird schwerlich aus die Sehnsüchte des Landes Rücksicht nehmen können.
Das Beileid des Führers
Nach Bekanntwerden des Ablebens Seiner Majestät König Fuads I. von Aegypten hat
derFiihrerundReichskanzlerdem
jungen König von Aegypten folgendes Bei- leidstelegramm gesandt: „Die Nachricht vom Ableben Eurer Majestät erlauchtem Herrn Vater, Seiner Majestät des Königs Auad I. von Aegypten, hat mich aufrichtig betrübt. Zu- gleich im Namen des deutschen Volkes bitte ich Eure Majestät, anläßlich des schweren Verlustes, den das Königliche Haus und das ägyptische Volk erlitten haben, meine herzliche Anteilnahme entgegenzunehmen. Adolf Hrtler, deutscher Reichskanzler."
Außerdem stattete im persönlichen Auftrag des Führers und Reichskanzlers heute nachmittag der Staatssekretär und Chef der Präsidialkanzlei. Dr. Meißner, dem hiesigen königlich-ägyptischen Gesandten, Nachat Pascha, einen Beileidsbesuch ab. Als Zeichen der Trauer um den verstorbenen Herrscher haben die Präsidialkanzlei, die Reichskanzlei, das Auswärtige Amt und der Reichstag ihre Dienstflaggen für heute und morgen auf Halb- mast gesetzt.
Ausgebürgm - kingrjpem
München, 28. April.
Josef S to l zi n g-C e r n y, der bekannte, feit 1920 in München lebende Schriftleiter und Schriftsteller, ist vom österreichischen Bundeskanzleramt seiner österreichischen Staatsbürgerschaft für verlustig erklärt worden und damit ausgebürgert worden. Es wurde ihm gleichzeitig angedroht, daß er beim Ueberschreiten der österreichischen Grenze sofort verhaftet werden würde. Als einziger Grund wurde seine Zugehörigkeit zur NSDAP, angegeben. Dabei hat er sich während seiner langjährigen Mitarbeit beim „Völkischen Beobachter" niemals außenpolitisch betätigt.
Am Dienstag fand vor einem Schösfen- fcnat des Wiener Landesgerichts ein Prozeß gegen den Journalisten Richard Wilhelm Poliska wegen Vergehens gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung statt. Poliska ist Berichterstatter zahlreicher ausländischer Blätter. Tie Anklage erfolgte wegen zweier für reichsdeutsche Blätter bestimmter Aufsätze. Die Postbehörde hatte im Januar 1935 Briefe Polifkas an reichsdeutsche Blätter geöffnet und darin die beiden Aufsätze gefunden. die sodann an die Generaldirektion für Sicherheitswesen weitergegeben worden waren. Poliska, der österreichischer Staatsbürger ist und seinerzeit Chefredakteur der nationalen „Wiener Neuesten Nachrichten" war. wurde zu drei Wochen Gefängnis mit zweijähriger Bewährungsfrist verurteilt.
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Neichskriegsminister Generalseidmarschall von Blomberg besichtigt am 28. und 29. April Standorte des Heeres und der Luftwaffe im Bereich der Wehrkreiskommanden VI (Münster) und X (Hamburg).
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Ter italienische Minister Nossoni besuchte am Tienstagmorgen in Begleitung des Neichsleiters der DAF. Tr. Ley eine Berliner Firma und nahm an deren Betriebsappell teil. Als Gast der Reichsregierung ist der uruguayische Finanzminister Dr. Cefar Charlone von einer Tagung des Internationalen Arbeitsamtes in Gens in der Neichshauptstadt eingetroffen.
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Der deutsche Juristentag 1936 beginnt am 15. Mai in Leipzig. Tags daraus wird die Ausstellung „Deutsches Recht" eröffnet. Di» feierliche Eröffnung nimmt am gleichen Tage Reich-minister Tr. Frank vor. Bei der Groß- kundgebung am 17. Mai sprechen die Reichs- minister Tr. Goebbels und Tr. Frank. Die Tagung wird mit einer feierlichen Kundgebung am 19. Mai. abends, abgeschlossen.
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Eine neue Verordnung des Reichsarbeitsministers führt bei den Landkrankenkassen an) landwirtschaftlich u Berufsgenossenschaf- ' u den Fäz-ergn durch.
..Erhöhung des Lebensstandards!"
Dritte Tagung der Reichsarbeitskammer
kk. Berlin, 28. April.
Die dritte Tagung der Neichsarbeits- kammer, die in Gegenwart des Reichsorganisationsleiters Tr. Ley stattsand. stand im Zeichen eines einzigen Themas: „Erhöhung des Lebensstandards." In der Aussprache, an der sich der Leiter des Amtes „Soziale Selbstv'rantwortung", Dr. Hupsauer, und je ein Betriebsjührer und ein Betriebs. Walter der TAF. beteiligten, kam zum Ausdruck. daß die Frage des gerechten Lohnes nur gelöst werden kann im Sinne und aus dem Gedankengute der nationalsozialistischen Weltanschauung heraus. Die gesamte Leistung des deutschen Menschen muß zur Erhaltung der Lebenskraft und des Lebensraumes des Volkes dienen. Dem einzelnen Menschen muß als Lohn ein Anteil werden an dem Gesamtleben des Volkes, an allen Mühen und Segnungen. Eine Erhöhung des Lebensstandards liegt darin, den Wachstumswillen des Volkes dadurch anzuregen, daß man ihm artgemäße Wege weist. Beispiele dafür find die Schaffung der Reichs- kraftfahrvahnen, die Schule des Reichsarbeitsdienstes, die die seelischen und körperlichen Kräfte der jungen Menschen wachsen läßt, Erhaltung der Arbeitskraft durch Urlaub, Erholung und Feierabendgestaltung, wirtschaftliche Lenkung des Verbrauchs usw.
Jedem muß die Möglichkeit gegeben werden, an den Vorzügen unserer ganzen Volks- kultur teilzunehmen.
Betriebswalter Pg. König-Dortmund befürwortete den Uebergang vom Tag. und Wochenlohn des Arbeiters zur monatlichen Entlohnung. Dieses Verfahren ist geeignet zur Beseitigung wirtschaftlicher und sozialer Härten. Hauswirtschaftlicher und Hausarbeitsunterricht der weiblichen Jugend führen zu wirtschaftlichem Denken der späteren Arbeiterfrauen und erhöhen ebenfalls den Lebensstandard.
Neichsorganisationsleiter Dr. Ley sprach seine Freude über die zahlreichen Anregungen dieser Tagung aus. In der nationalsozialistischen Gemeinschaft wird von jedem eine Höchstleistung verlangt. Aber jeder kann sich in dieser Gemeinschaft nach seinen Fähigkeiten entfalten. Man. muß den Menschen in seinem Beruf stark machen durch gute Berufsausbildung, muß ihn gesund erhalten, einen vernünftigen Leistungslohn aufbauen, den Menschen in seiner Freizeit kräftigen für feine neue Arbeit, ihn an seinen Kulturgütern teilnehmen lassen und ihn für Notzeiten ficherstellen. U. a. teilte Dr. Ley auch mit, daß für ein großzübiges Sied- lungswerk die Pläne bereits fertig find und in wenigen Jahren in Angriff genommen werden.
Vas Aiesenfeuer im Wiesental
Tunau bei Schönau im Wiesental, 28. April. Wie wir bereits kurz berichtet haben, hat sich am Sonntagnachmittag in dem stillen Schwarzwalddorf Tunau bei Schönau im Wiesental eine Brandkata- strophe größten Ausmaßes ereignet, bei der vier Doppelhäuser und füns Einzelhäuser von den Flammen vernichtet wurden. Dreizehn Familien mit etwa 9V Personen sind obdachlos geworden. Der Gebäudeschaden beträgt rund 185 000 RM. Von den Viehbeständen konnte nur das Großvieh gerettet werden, während eine Anzahl Schweine, ein Kalb, viele Hühner und Bienenvölker, sowie fast sämtliche Fahrnisse ein Raub der Feuersbrunst wurden.
Dos Gauorgon der NSDAP, für Baden, „Der Führer", berichtet über die Katastrophe noch folgende Einzelheiten:
Das Großseuer stellt sich als eines der schwersten Unglücke dar, von dem in den letzten Jahren der Schwarzwald betroffen worden ist. Das Unheil brach so schnell über die Gemeinde herein, daß es geradezu als ein Wunder zu bezeichnen ist, daß eS den Bewohnern noch möglich war, wenigstens das Großvieh in Sicherheit zu bringen.
Das Dorf liegt etwa 700 Meter hoch, ganz verborgen in einem kleinen Seitental am Fuße deS etwa 1200 Meter hohen Staldenkopfes. Durchweg find die Anwesen noch mit Stroh und Schindeln gedeckt. Hieraus erklärt sich, daß das gefräßige Element sich mit so rasender Geschwindigkeit ausdehnen konnte. Binnen einer Viertelstunde waren acht Anwesen von den Flam- men ersaßt.
Seinen Ausweg nahm der Brand von der Scheune des Eugen Strohmeier. Bevor noch die Löschmannschaften in Tätigkeit treten konnten, war auch schon das ToPPelwohn- haus vom Feuer ergriffen worden. So nahm der Brand mit unheimlicher Schne lle seinen Lauf gegen das Tal zu. Auch das Schulhaus wurde ersaßt, und es war nicht mehr möglich, dort auch nur das Geringste an Fahrnissen in Sicherheit zu bringen. Ein starker Wind von Nordost trieb die Glut weiter talabwärts und bei dem Flugseuer gingen alle dort liegenden Gehöfte nach und nach rettungslos in den Flammen aus. Eine ungeheure Hitze breitete sich aus, so
daß "die Löschmänuer fast tatenlos dem verheerenden Unglück zusehen mußten. Die von der Gendarmerie alarmierte Schönauer Feuerwehr war innerhalb kürzester Zeit mit der Motorspritze und einem weiteren Löschzug eingetroffen. Doch auch sie konnte nur ihr Augenmerk darauf richten, daß die letzten noch nicht brennenden vier Häuser im Oberdorf, darunter auch die Kapelle und das Wohnhaus des Bürgermeisters, erhalten blieben. Der Dorfbach und zwei Hydranten, die aus einem Wasserreservoir 200 Meter oberhalb gespeist wurden, gaben genügend Wasser. Diesem Umstand, verbunden mit dem aufopferungsvollen Eingreifen der'Dorfbewohner ist es zu verdanken, daß nicht die ganze Ortschaft vernichtet wurde.
Gegen 18 Uhr war die Gefahr für die noch übrig gebliebenen Gebäude beseitigt. Immer noch zogen dichte Rauchwolken über die Brandstätte, und hier und da flammten die Brandherde wieder auf. Erschütternd ist der Anblick für denjenigen, der von Schönau kommend, die von dem Unglück betroffene Gemeinde aufsucht. Gleich das erste Haus auf der rechten Seite bildet ein Gewirr von verkohlten Balken und Schindeln. Bald ist man in der Mitte des Ortes, der jetzt nur noch ein einziges rauchendes Trümmerfeld ist. Lediglich vom Schulhaus stehen noch die Grundmauern.
Ergreifende Beweise der Hilfsbereitschaft wurden offenbar. Für die 80 obdachlos gewordenen Bewohner wurde sofort alles Mögliche getan, um eine Unterkunftsstätte zu schaffen. Teilweise wurden sie bei Verwandten untergebracht. Auch in den Nachbargemeinden hat man bereitwilligst obdachlose Personen auf- enommen. Im Schopf des Bürgermeisters at man gleichfalls ein Notlager eingerichtet. Hundert Stück Vieh, die noch zu rechter Zeit aus den Ställen herausgeholt werden konnten, sind einstweilen in der Nachbarschaft unter- gevracht. Tie Branögeschadigten pno nur teil, weise versichert.
Es besteht der Verdacht der Brandstiftung. Noch am gleichen Abend wurden die Besitzer des zuerst von dem Brande ergriffenen Doppelwohnhauses, Strohmeier und Ruch, von der Gendarmerie bis zur endgültigen Klärung vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen sind noch in vollem Gange.
Sie Geschichte eines Schwmdelmden
Maffeubelrüger Weil
Stuttgart, 28. April.
Nascher, als man bei dem großen Umfang der nötigen Ermittlungen vermuten konnte, ist das Vorverfahren gegen den 58 Jahre alten, ledigen jüdischen Bankier Karl Weil von Horb abgeschlossen worden. Seit Dienstag früh steht Weil wegen eines Verbrechens des betrügerischen Bankrotts und wegen einer ganzen Anzahl von Debisenvergehen vor der Dritten Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts. Zugleich mit ihm hat sich de« 34 Jahre alte, in Horb ansässige ledige Bankprokurist Andreas Hermle wegen eines Verbrechens der Beihilfe zum betrügerischen Bankrott zu verantworten. Das Verfahren gegen Weil wegen der Devisenvergehen und das Verfahren gegen die übrigen drei Angeklagten ist vorläufig abgetrcnnt worden. Am Dienstag soll lediglich der betrügerische Bankrott verhandelt werden, und der Mittwoch soll zu diesem Anklagepunkt bereits die Plädoyers bringen; das Urteil dagegen wird erst gefällt werden, wenn der gesamte Tatbestand der Anklage durchver»
im Lichte der Justiz
handelt ist. Das wird voraussichtlich am Dienstag nächster Woche der Fall sein.
Am Morgen des ersten Verhandlungstages wurden zunächst die persönlichen Verhältnisse des Inden Weil und in großen Zügen sein verbrecherisches Geschäftsgebahren 'durchgesprochen. Seit seinem fünfzehnten Lebensjahr war er im Dankfach tätig. Seine Kenntnisse will er sich in London. Paris und Berlin geholt haben, selbstverständlich bei seinen Nasscgenossen, die ihn zweifellos „gut" ein- geschult haben. Später trat er in das Geschäft seines Vaters ein. Seit 1925 führte Weil das Bankgeschäft als Einzelfirma, deren alleiniger Inhaber er war. Nach und nach wurde der Kundenkreis vergrößert, eine Filiale in Tübingen errichtet, wo bis 1910 das Hauptgeschäft sich befunden hatte, und a ch t A g e n t u r e n i n derUmgebung vonHorb eröffnet.
Fälschlicherweise war in dev Öffentlichkeit die Meinung verbreitet, Weil sei ein ge- schickter Bankier mit einer guten Nase für Börsengeschäfte und einem solid fundierten Geschäft. Durch großspuriges, freigebiges
Auftreten als wohlhabender Bankier mit einem oder früher gar zwei eleganten Kraft- wagen verstand es Weil, sich diesen Ruf zu verschaffen und bis zuletzt zu erhalten. Hinter dieser glänzenden Fassade aber sah es schon seit 1927 und erst recht in den späteren Jahren geradezu fürchterlich aus. Jeden- falls verstand es der jüdische Gauner, alle Menschen zu täuschen.
Er spekulierte fehl
Noch unmittelbar vor Torschluß wurde bei der Bank weit mehr eingelegt als abgehoben. Also trugen keine überstürzten Abhebungen die Schuld am Bankrott, sondern Wells riesengroße Fehlspekulation im Effektengeschäft. Der „schwarze Freitag" des Jahres 1927 brachte ihm schwere Verluste. Das Jahr endete mit einem Gesamtverlust von über 150 000 Mark. Freilich nicht etwa nach Weils Geschäftsbüchern. Er rechnete sich wie fast jedes Jahr den üblichen kleinen Gewinn heraus. Erst die genauen Nachprüfungen, die im Verlauf der ursprünglich ja nur wegen unerlaubter Devisengeschäfte angestellten Ermittlungen durchgeführt wur- den, hatten das höchst überraschende Ergebnis gezeitigt, daß die Bank seit Jahren völlig überschuldet war.
In den folgenden Jahren verlor Weil durchschnittlich je 200 000 Mark! Als aber 1933 die Kurse anzogen, verpaßte er den entscheidenden Augenblick trotz seiner jüdi- schen Spürnase. Wie er als Jude den, Nationalsozialismus eine lange Lebensdauer weder gönnte noch zutraute', so traute er auch den damals einsetzenden KurSsteige- rungen keine lange Dauer zu. Mit dieser Spekulation wurde er das Opfer seiner eigenen jüdischen Mißgunst und Selbstsucht, aus der seine politische und wirtschaftliche Kurz, sichtigkeit entsprang. Anstatt aber aus dem endgültigen Verpassen der einzigen Gelegenheit. wieder festen Boden nnter die Füße zu bekommen, den notwendigen Schluß zu ziehen und seinen Laden zuzumachen, markierte Weil den unentwegten Optimisten und wurstelte weiter, bis die Unterbilanz ans anderthalb Millionen hinaufgeklettert war — während Weil selbst vergnügt noch einen „Gewinn" von 1900 Mark herausdividierte.
Ein System -es Betrugs
Die StuttgartcrZollfahndungs- stelle hat in mühsamer Arbeit Weils falsche Bilanzen berichtigt. Dabei kam ein von Jahr zu Jahr raffinierter gewordenes System der falschen Buchführung ans Licht.
Er schaltete erdichtete Debitoren und umgekehrt echte Kreditoren nach Belieben ein nnd ans. Als sich die Zahl der schwarz geführten Gläubiger immer mehr vergrößerte, wurden sie ohne Namensnennung in geheim verwahrten Notizbüchern ausgezeichnet, während die dazugehörigen Namen in einem anderen Notizbuch in bestimmter Reihenfolge geschrieben standen. Nebenbei deckte Weil ein gewaltiges Loch kurzerhand dadurch zu, daß er seine Effekten zu uralten, viel zu hohen Kursen bewertete. Manche wichtigen Geschäftsvorgänge ließ er in den Büchern der Bank wohlweislich überhaupt nicht erscheinen. Bei zahlreichen mehr als zweifelhaften Schuldnern nahm er überhaupt keine Abschreibungen vor.
Die „bösen" Behörden
Kurzum, wenn je ein Bankrott ans betrügerische Weise zustandegekommen ist, dann der des Juden Weil. Daran kann es nichts ändern, daß er natürlich einzig und allein „im Interesse seiner Gläubiger" die Bank „durchgehalten" haben will und sich zu der Behauptung versteigt, die Gläubige: hätten keinen Pfennig verloren, wenn nicht die bösen Behörden dazwischen gekommen wären und seinen Laden zugemacht hätten. In Wahrheit aber sind die verzweifelten Hilferufe, die er nach seiner Verhaftung an seine jüdischen Glaubens- und Rassegenossen richtete, ungehört verhallt. Sie haben durchschaut, daß hier nichts mehr zu retten war. Weil aber ist mit seiner Spekulation, über die er mit seinem Prokuristen sprach, nämlich aus dem zu erwartenden „Zusammenbruch des Nationalsozialismus" das nötige Kapital zu schlagen, um sich gesund zu machen, ganz gründlich fehlgegangen.
Ernste Warnung
Die Bestimmungen über die Führung des Wareneingangsbuchcs müssen von den steuerpflichtigen Gewerbetreibenden unbedingt erfüllt werden. Die vom Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Reinhardt, hcraus- gcgebcne „Deutsche Steuerzeitung" richtet aus diesem Anlaß eine ernste Warnung an die in Betracht kommenden Wirrchaftskreise, denen nicht dringend genug empfohlen werden könne, die gesetzlichen Vorschriften zu beachten. Die Finanzämter hätten bereits begonnen, Steuerpflichtige, die gegen die Vorschriften über Führung des Wareneingangsbuches verstoßen, in erhebliche Strafen zu nehmen. In dieseitz Zusammenhang wird auf einen Kommentar- der Bestimmungen verwiesen, der zum Ausdruck bringt, daß im Rahmen eines neuen Verfahrens der Betriebsprüfung sowohl beim Kunden wie beim Lieferanten auch die Fälle aufgedecki würden, in denen etwa versucht werde, Wareneinkäuse gegen bar nicht einzutragen. In einem solchen Fall sei der Tatbestand des Paragraphen 396 Absatz 1 der Reichsubgabenordnung gegeben. Die Strafe werde dann meistens 2 Jahre Gefängnis betragen.