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Amtsblatt sür das Oberamt Fleuenbürg
Nr. SS
Mittwoch den 29. April 1938
94. Jahrgang
8«« SS« NM Wmvse
Das Geschenk des Jungvolks an den Führer
Köln, 28. April.
Das Deutsche Jungvolk hatte für den Geburtstag des Führers eine große Werbe« aktion durchgeführt, um den Jahrgang 1926 für das Deutsche Jungvolk zu erfassen. Der Appell des Jungvolks an die Jugend hatte vollen Erfolg. Wie der Stellvertreter des Reichsjugendführers, Stabsführer Hartmann Lauterbacher, bei einer Besichtigung des Deutschen Jungvolks in Köln mitteilte, sind am 2 0. April im ganzen Reiche 800 000 deutsche Jungen in das Jungvolk eingetreten. Das sind etwa 95 v. H. des Jahrgangs 1926.
Der englische Fragebogen
London, 28. April. Wie verlautet, hat das englische Auswärtige Amt den Fragebogen au Deutschland im Entwurf fertiggestellt.
Wie verlautet, hat die belgische Regierung durch ihre Botschafter am Montag keine besonderen Wünsche bezüglich des Fragebogens vortragen lassen. Sie überläßt es der britischen Regierung, die Fragen nach ihrem Ermessen zu stellen.
Neue Muttsten in Spanien
Madrid, 28. April.
In Barcelona wurde am Dienstag- mittag der frühere oberste Polizeiches aon Barcelona, Migncl Badia, sowie sein Bruder Jose auf offener Straße vo» Nnar- chisten erschossen. Die Pi st ölen schützen entkamen. Die Bluttat hat in der kata- lonischen Öffentlichkeit großes Aussehen erregt. Man nimmt an, daß es sich um einen Racheakt handelt. Ferner wurde am Dienstag in Madrid ein Bäckermeister erschossen, der früher dem Gewerkschastsverband UGT. augehört hatte und als Streikbrecher später ausgeschieden wurde. Ter spanisch? Staatsanzeiger veröffentlichte am Dienstag eine Verfügung des Innenministers, wonach ein Oberst und ein Oberstleutnant der Polizei zwangsweise zur Disposition gestellt werden.
Die am Sonntag in Spanien gewählten Vertrauensleute setzen sich nach den bis jetzt vorliegenden Ergebnissen, bei denen nur noch 13 Sitze fehlen, wie folgt zusammen: Sozialdemokraten 138, Linksrepnblikaner 117, Republikanische Union 58, Konservative Republikaner 40, Kommunisten 34, Esqnerra (Katalanische Linke) 16, Lliga (Katalanische Rechte) 10, Splitter 47. An diesen Wahlen nahmen die Rechtsparteien und die Parteien der Mitte nicht teil. Nur an wenigen Orten wurden von diesen Parteien Kandidaten ausgestellt und gewählt. Ihre Zahl (Monarchi- sten 3, Agrarier 2, Radikale 5) beeinflußt jedoch das Gesamtbild in keiner Weise.
NsrmaM auf bMZn Frvnttn
Rom, 28. April.
Der italienische Heeresbericht vom Dienstag lautet: „An der Nordfront sind unsere motorisierten Kolonnen von Dessie aus 140 Km. weit auf der Autostraße nach Addis Abeba vorgedrungen, ohne Widerstand zu finden. Eine andere Abteilung, die von Worrailu aufgebrochen war, hat nach 50 Km. den Fluß Wa c i t erreicht. Der Sultan von Aoussa, Mohammed Jahio, hat sich in unseren Reihen eingcfunden und sich unter unsere Militärhoheit gestellt.
An der S o m a li f r o n t macht unser siegreicher Vormarsch weitere Fortschritte. Au, dem linken Flügel dieser Front haben libysche Abteilungen, die von Dagamedo kamen, feindliche Gruppen im Tal des Fa f geschlagen. In der Mitte hat die Kolonne FruSci die'Gegend von Dane Ha man lei gesäubert. Dabei wurden 3 Kampfwagen wieder in Besitz genommen, die am 11. November vorigen Jahres, im Faftal bei einer Erkundung zurück- gelassen werden mußten, ferner ein Flngzeug- maschinengcwehr und die Goldmedaille des Leutnants Minetti. Ans dem rechten Flügel baut d:e Abteilung Agosiini die Stellungen bei Gunagado^ weiter ans. Die Flugwaffe unterstützte erfolgreich die Kampfhandlungen ans der ganzen Linie."
Nach dem ersten Mahlgang
Paris, 28. April.
Die Ergebnisse des ersten Wahlganges sind auch am Dienstagvormittag noch nicht vollständig bekannt. So fehlt insbesondere der Ausgang der Wahlen in Ajaccio, wo der ehemalige Pariser Polizeipräsident Chiappe als Vertreter der Rechten kandidierte und gegenüber dem sozialistischen Kandidaten einen äußerst schweren Stand hatte. Inzwischen werden jedoch in allen in Frage kommenden Wahlbezirken die V o r b e r e i t u n - gen sür die Stichwahl getroffen. Großes Interesse wendet sich naturgemäß dein ehemaligen Ministerpräsidenten Her- riot zu, der zum ersten Male während seiner politischen Lausbahn in seiner Heimatstadt Lyon von einem Vertreter der Rechten geschlagen worden ist. Tie Sozialisten haben sich bereit erklärt, ihren Kandidaten zugunsten Herriots zurückzuziehen, um dem Kandidaten der Rechten den Weg zu versperren. Der Unterrichtsminister Guernnt, ein Nadikalsozialist, hat seine Absicht bekannt gegeben, in der Stichwahl ain kommenden Sonntag zugunsten seines sozialistischen Mitbewerbers zu verzichten, der im ersten Wahl- gang mehr Stimmen als Guernut bekommen hat. Aus der Erklärung Guernuts ergibt sich, daß die Wahldisziplin der Volksfront dnrch- gcführt wird.
Auch am Dienstag ist das Hauptaugenmerk der Pariser Frühpresse auf den Ausgang des ersten Wahlganges gerichtet. Nachdem die Montagsblätter im allgemeinen noch unter dem ersten Eindruck der starken Zunahme der Kommunisten standen und ein genauer Ueberblick über den Ausgang der erste» Schlacht noch nicht möglich gewesen war, betrachtet man Dienstag morgen die Lage bereits ruhiger. Die rechtsgerichteten Zeitungen beschäftigen sich mehr oder weniger eingehend mit den Ursachen des Anwachsens der kommunistischen Stimmen in Frankreich. In der „I o u r n 6 e In d u st r i e l l e" schreibt der Herausgeber des Blattes, Gig- iivux, der selbst als Kandidat im ersten Wahlgang nicht durchgekommen ist und sich zur Stichwahl stellen muß, man müsse die örtlich bedeutenden Erfolge der Kommunisten anerkennen. Die Kommunisten Hütten vor allem aus dem Eintritt in die Volksfront Nutzen gezogen. Aber auch die Rundfunk- propaganda habe eine große Nolle gespielt. Die Umstände haben die Unzufriedenen für die extremen Parteien stimmen lassen, zumal für die Kommunisten, die nur noch von Vater- land. von Einigung, Versöhnung, Freiheit und Wohlfahrt sprechen und die Marseillaise aus ihr Wahlplakat setzten. Die Opfer dieser Taktik seien vor allem die sozialistischen und radikalsozialistischen Nachbarn der kommunistischen Partei. Die Folgen vieler Entwicklung könnten für den Staat, für seine Finanzen und sür leine Festigung nicht günstig sein, denn man müsse sich immer wieder vor Augen halten, daß die gegenwärtige Haltung der kommunistischen Partei nicht ihren wahren Zielen entspreche, die in der Revolution und in der Einrichtung der Sowjets in Frankreich bestünden.
Der Leitartikler der „A c t i o n Fran- pais e". Maurras, besaßt sich mit der Herkunft der Geldmittel sür die ungeheuer große Propagandaslut der Kommunisten. Es sel vielleicht das erstemal, so schreibt Maurras, daß ein? Negierung in ihren eigenen Hoheitsgebieten der ebenso mittelbaren wie öf- fentlichen und zynischen Aktion einer auswärtigen Macht ausgesetzt gewesen sei. Tie letzt- licheu Veröffentlichungen der nationalen Presse, besonders des ..Jour", hätten keinen Zweifel in dieser Hinsicht gelassen, seit langem schon sehen, verfolgten und nieldeten die politische,, Beobachter da?- Spiel der sowiet- custilche» Dvtstyau UIW lyce wriwahreuoe Einmischung ui itiiierfrauzösische Angelegenheiten mit Hilfe ihrer Agenten und ihres Geldes. Auf Proteste sei stets geantwortet morden, mau übertreibe oder mau täusche sich, der russische Bvlschaiter sei die Klugheit. Loyalität und Korrektheit selber. Maurras schreibt daun weiter, daß mau dieser „sklavischen Judeubaude und überverjudetsn Sklaven" vollständiges Vertrauen geschenkt habe. Nach e.mem Hinweis aus die brutalen Handstreiche der Kommunisten, wofür die Entführung des zaristischen Generals Kutie- Poff ein Beispiel sei. und die fast täglichen Korruptivnserschcinungen, erklärt er, daß sich nach und nach eine Art politischer Ge
meinschaft mit dem russischen Kommunismus herausgebildet habe. Die Unterzeichnung des sowjetrussischen Paktes habe die Augen jener Leute völlig verschlossen, die bereits nicht mehr gewohnt waren, die Intrigen dieser „Orientalen" km Auge zu behalten.
Wahlzwischenfälle
Wie das „Echo de Paris" meldet, soll die Wahl des Vorsitzenden des Pariser Stadtrates, Chiappe, der sich in Korsika zum Abgeordnetenkandidaten hatte aufstellen lasten, aus Grund eines Zwischenfalles in dem kleinen Orte Calor nicht anerkannt worden sein. Die Gegner Chiappes hätten in Korsika einen sehr heftigen Kampf gegen ihn ge- führt und in Calvi hätten sich nach Abschluß der Wahl mehrere mit Revolvern bewasf- net? Leute der Wahlurnen bemächtigt und sie aus der Stadt fortgeschleppt. Aris diese Weise habe der Präfekt die Resultate nicht verkünden können. In den Wahlkreisen St. Denis auf der französischen Kolonialinsel R 6 union kam es bei der Auszählung der Stimmen für die Kammerwahlen in verschiedenen Bezirken zu blutigen Schlägereien, wobei mehr als 30 Personen verletzt wurden.
Die Sowjetpresse enttäuscht
Die sowjetrustische Presse, die erst am Dienstag zu den Ergebnissen des ersten Wahlganges in Frankreich Stellung nimmt hatte vor der Wahl größere Erwartungen aus einen erheblicheren Linksruck geäußert, als er tatsächlich bisher eingetreten ist. Die „Prawda" schreibt ärgerlich, „die Faschisten und die Rechtsparteien haben ihre Kandidaten in den Provinznestern und den anderen traditionellen Stützpunkten der Reaktion durchgebracht. Im übrigen stellt die Mos- kauer Presse Fortschritte des Kommunismus in Frankreich fest. Die „Jswestija" betont dabei, daß die Kommunisten im Pariser Be. zirk nunmehr die stärkste Partei geworden seien. Ein Teil der sozialistischen Wühler sei zu den Kommunisten überaegangen. Die „Prawda" kündigt auch Verluste der Radi- kalen zugunsten der Kommunisten beim zweiten Wahlgang an. Nach dem Wahlabkom- men der Parteien der Volksfront könne man erwarten, daß aus Grund der gegenseitigen Unterstützung die übrigen Parteien der Volksfront in 64 Wahlbezirken den kommu- nistischen Kandidaten ihre Hilfe gewähren werden.
Errichtung eines Reichssportamtes
Berlin, 28. April.
Amtlich wird mitgeteilt: Durch Erlaß des Führers und Reichskanzlers vom 23. April 1936 ist zur Bearbeitung aller Sportfragen im Geschäftsbereich des Reichsministers des Innern ein Neichssportamt errichtet worden. Der Leiter dieser Behörde führt die Bezeichnung Neichssportführer. Mit der Durchführung des Erlasses, besonders der Abgrenzung der Zuständigkeit des Reichs- sportamtes, ist der Neichsmimster des Innern beauftragt worden.
OeimMrejktvMe in Spanien
Madrid, 28. April.
Die marxistischen und syndikalistischen Arbeitergewerkschaften haben in Cordoba aus Protest gegen die Weigerung der Betriebsleitung einer größeren Fabrik, die anläßlich der Oktoberrevolution 1934 entlassenen Arbeiter wieder einzustcllen. den Generalstreik „bis ans weiteres" erklärt. Der Verkehr ruht vollständig. Auch die Kraftdroschken sind von der Straße verschwunden. Sämtliche Läden, einschließlich der Bäckereien sowie Zeitnngs- betriebe sind geschlossen. Zu Zwischenfällen war es bis Dienstag mittag noch nicht gekommen.
Tie Rechtspartei in Valencia berief in einer außerordentlichen Sitzung im Rathaus) von Valencia einen Ausschuß. Per umgehend einen Vorschlag über die Selbstverwaltung^ Valencias ausarbeitcn soll. Dieser Entwurf, soll von den Valencianischen Landtggsabgc- ordneten dem Parlament unterbreitet werden, damit auch Valencia in Kürze autonome Verwaltungsrcchte zucrkannt werden.'
König Auaö l. v»n Amvlen gestorben
Kairo. 28. April.
König Fuad l. von Aegypten ist Dienstag um 13.40 Uhr gestorben. Der in London lebende ägyptische Kronprinz Faruk ist noch vorher nach Kairo berufen worden. Die ägyptische Regierung hat am Montagabend die Bildung eines Regentschastsrates erwogen, an besten Spitze möglicherweise der 62iLhrige Neffe des Königs. Prinz Mohamed Ali, treten wird. König Fuad soll in einem versiegelten Umschlag, der erst nach seinem Tode geöffnet werden darf, die Namen der drei Personen ausgezeichnet haben, die die Regentschaft übernehmen sollen.
König busd I. von äegxpten slnrb In, cUivr von 65 lakreo. lieekts: Der Lgxptlscde Idronkolßvr l l>rlnr karouk, Ser am 11. kebruar 1926 ln Kairo ! geboren wurde llNiavüstche Werkstätten, M.)
In emem wellgeichtchllich überaus bedeutsamen Augenblick ist der erste konstitutionelle Monarch Aegyptens im Alter von 68 Jahren einer tückischen Krankheit erlegen. Schon einmal. im Jahre 1934, bangte man um das Leben des Königs; aber es gelang dem deutschen Professor von Bergmann, ihn nach monatelangem Krankenlager zu retten und seine Gesundheit wieder herzustellen. Tie Regierungszeit des Monarchen, der zuerst — 15 Jahre lang — Sultan seines Landes ge- wesen war und dann im Jahre 1922 als Fuad I. den Königstilel annahm, ist aus- gesüllt mit zum Teil heftigen und eruptiven, zum Teil heimlichen und unterirdischen Aus- einandersetzungen aller gegen alle: der Thron, das Schattenparlament, die ägyptischen Nationalisten und. . . England, das sind die großen Gegenspieler eines TramaS, in dem es vermutlich demnächst zu einem neuen Austritt kommen wird.
Des Königs Position ist niemals leicht gewesen. Die Nationalisten, die in der Wafd- Partet ein immer mehr erstarkendes Rückgrat besitzen, beschuldigten den König englischer Konspirationen: England hinwiederum hat häufig die allzu starke Hinneigung zu extremen Gelüsten bemängelt. Es ging und geht heute erst recht um nichts anderes als die Unabhängigkeit Aegyptens, die zwar als Recht und Anspruch auf dem Papier steht, in Wirklichkeit von dem britischen Weltreich nicht anerkannt wird und niemals de facto anerkannt werden kann, solange London nicht aus die absolute Beherrschung der Landenge von Suez verzichten will.
Fuad l. hat zu Lebzeiten die Thrvusorge nach dem Erstgeburtrecht in direkter männlicher Linie geregelt. Darnach ist sein Sohn Prinz Faruk Thronfolger. Ter frühere Khe- div Abbas Hilmi ist ausdrücklich von der Thronfolge ausgeschlossen, nicht jedoch seine Nachkommenschaft. In eingeweihten Kreisen will man jedoch wissen, daß der frühere „ungekrönte König", König Fuads Jugendfreund und sein Substitut während der Krankheit 1934. Jbraschi Pascha, in Zukunft noch eine große Nolle spielen werde, obwohl er sowohl auf Drängen des Parlamente? als der Wasd-Partei sowie England nach Belgien „in die Wüste" geschickt werden mußte, ivo er als Botschafter seither keine besonders einflußreiche Rolle mehr gespielt hat.
Eine ganze Zeitlang hat König Fuad als Diktator seines Landes, unabhängig von Parlament und Partei regiert. Er hat sich inmitten der Stürme, die ihn umbrausten, als Mann von Charakter erwiesen. Wenn trotzdem die politische Geschichte der jungen Selbständigkeit Aegyptens ein wildes Ans und Ab von Verfasst,ngen und immer neuen Auseinandersetzungen mit England war, ^o