Montag den 27. April 1938
Der Errztöler
94. Jahrgang Nr. 97
Der Landwirt Thomas Flaiz von Grubt kn Hohenzollern, der vor etwa 10 Tagen beim Holzfällen im Wald verunglückt ist, ist im Krankenhaus Horb gestorben.
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beit Freitag nachmittag ist nun auch die Straße von Lbertal aus den Ruhestein offen. Sie ist durch den Arbeitsdienst Baiersbronn sreigemacht worden. Auch die Straßen über den Nutzestem hinaus können wieder befahren werden. Der Ruhestein mar diesmal volle acht Tage vom Verkehr abgeschnitten.
Freudenstadt, 26. April. (Das eingefangene Wild wieder frei- gelassen.) Im Lause dieser Woche wurde bas in einem Gehege eingefangene Wild wieder freigelassen. Im Murgtal waren 200 Stück geborgen worden. Einige starke Böcke waren vorher schon ansgebrochen. Ter Schnee hat nur noch eine Durchschnittshöhe von 30—40 Zentimeter; außerdem sind schon schneefreie Stellen vorhanden. so daß das Wild jetzt gesund durchkommt.
Stuttgart, 26. April. (Kammersänger Marcel Wittrisch als Gast.) Ter Generalintendanz der Württ. Staatstheater war es gelungen, den gefeierten Tenor der Berliner Staatsoper, Marcel Wittrisch, zu einem einmaligen Gastspiel als Ton Josö in Bizets unsterblicher, von Prof. Otto Kraus inszenierten Oper „C a r m e n" u verpflichten. Das Große Haus, unter des- en Zuschauern man u. a. auch Neichsstatt- halter und Gauleiter Murr, den Kommandierenden General des V. Armeekorps, Generalleutnant Geyer, und Ministerpräsident Mergenthaler bemerkte, war bis aus den letzten Platz gefüllt. Die Ausführung wurde zu einem durchschlagenden Erfolg sowohl sür den Gast, als auch für die übrigen Darsteller des Opern- und Ballctt- ensembles.
Heilbronn, 26. April. (Betrunkener F u h r w e r k s l e n k e r wird bestraft.) Ein Radfahrer beobachtete auf dem Weinsberger Sattel ein mit zwei Pserden bespanntes auswärtiges Fuhrwerk, dessen Führer stark betrunken und auf seinem Sitz eingeschlafen war. Der Radfahrer nahm sich des Fahrzeugs an, verbrachte es in die Stadt und übergab es samt dem Fahrer der Polizei. Ter Fuhrmann wurde bis zu seiner Ernüchterung in polizeiliche Sicherheitshaft genommen. Er hat eine empfindliche Strafe "zu gewärtigen.
Tübingen, 25. April. (Nene Tagung des Schwurgerichts Tübingen.) Am 27. d. M. beginnt eine neue Tagung des Schwurgerichts Tübingen" Zur Verhandlung stehen vier Fälle: 1. Klara Brenner von Nagold, wegen Kindstötuna u. a., 2. Karl Beck von Nürtingen und ein anderer, wegen Meineids, 3. Friedrich Pfersching von Urach, wegen Brandstiftung, 4. Elsa Zimmer mann von Loffenau, wegen Kindstötung u. a. Die beiden ersten Fälle kommen am 27. d. M., die zwei letztgenannten am 28. d. M. zur Verhandlung.
Holzheim, OA. Göppingen, 26. April. (A L - bau und Sprengung des Holzheim er Jurawerks.) Seit einigen
Ellwangen, 25. April. (D e u t s ch eD o l k s- schule auch in Ellwangen.) Wie die der NS.-Presse angeschlossene National. Zeitung erfährt, ist die Errichtung der Deutschen Volksschule nun auch in Ellwangen gesichert, da sich in einer Abstimmung die Eltern der evangelischen Volksschüler zu 100 Prozent, die der katholischen Schüler mit wesentlicher Mehrheit sür dress Schulform ausgesprochen haben.
Ulm, 25. April. (Sicherungsverwahrung— Arbeitshaus.) Von der Großen Strafkammer Ulm wurde gegen den ledigen Joh. Haidle von Ennahofen. der jetzt aus dem Zuchthaus gekommen wäre, nachträglich Sicherungsverwahrung angeordnet. Das Strafregister des Haidle mit Ge- sängnis und Zuchthaus ist so umfangreich, daß man es kaum verantworten könnte, den Angeklagten wieder auf die Menschheit loszulassen. — Die ledige Marie Schimpl wurde in Geislingen aufgegrissen und vom dortigen Amtsgericht wegen Landstreicherei und Geiverbsunzucht zu drei Wochen Gesäng- nis und Verweisung in ein Arbeitshaus verurteilt. Ins Gefängnis ginge die Angeklagte schon, aber ins Arbeitshaus will sie nicht. Sie legte deshalb in diesem Punkte Berufung ein. Ihr Strafregister ist sehr umfangreich. Die Kleine Strafkammer gab ihr zu verstehen, daß nur das Arbeitshaus sie wieder auf den richtigen Weg bringen kann, wenn dhcs überhaupt noch möglich ist. Ihr zwan- zsgmaliges: „Bitsi schön, Herr Amtsgerichtsrat, nicht ins Arbeitshaus" half ihr nichts.
Ser GebietsMrer in Tübingen
Kameradschastsabend mit den studierenden HJ-Führern
Tübingen, 25. April. Am letzten Donnerstag besuchte der Führer der schwäbischen Hitler-Jugend, Gebietssührer Sünder- mann, und Bannsührer Hausf-Tübin- gen die zu Anfang dieses Semesters neu gebildete HJ.-Kameradschast im NST.-Studen- tenbund bei ihrem ersten Kameradschaftsabend. Der Gebietssührer wies, wie die der 'NS.-Presse angeschlossene ..Tübinger Chronik" melde!, daraus hin, daß es im Blick aus die Neugestaltung der Hochschule keine theoretisch konstruierte Lösung gebe, sondern daß diese ganz abhängig sei von dein Geist der Jugend, die in diese Hochschule, in die Studenten wie in die Studentenschaft, hineinwachse. Aufgabe der Hitler-Jugend werde es sein, die Voraus- setzung dazu durch ihre Erziehung und Aus- lese zu schaffen.
Kundgebung des württ. Sausbefttzes
Ulm, 26. April. Unter großer Beteiligung der Mitglieder aus dem ganzen Lande fand am Sonntag die Jahrestagung des Landesverbands würti. Hausund Grundbesitzervereine statt. Der Landesverbandsführer Küchel e-Stutt- gart entbot allen Mitgliedern herzlichen Willkomm und begrüßte insbesondere den Präsidenten Tribius aus Berlin, ferner die Vertreter der Stadtverwaltung, der Kreisleitung, der DAF. sowie als Vertreter des Ministers des Innern, Oberregierungsrat Breitmaier - Stuttgart. Verwaltungsdirektor Schwäble- Ulm überbrachte die Grüße der Stadtverwaltung und des Oberbürgermeisters Förster.
Ter Präsident des Zentralverbands deutscher Haus- und Grundbesihervercine. Parteigenosse Erich Tribiu 8-Berlin sprach dann eingehend über die Lage des deutschen Hausund Grundbesitzes. Seine Aussührungen ipfelten in folgenden Grundsätzen: Grund- edingung für den Nealkredit ist. daß Gläubiger und Schuldner vertrauensvoll zusammenstehen und die vereinbarten Bedingungen gewissenhaft erfüllt werden. Tie Hypothekenbestimmungen dürfen nicht dazu führen, durch überhöhte untragbare Zinsansprüche und Nebenleistungen dem Schuldner die Erfüllung unmöglich zu machen. Ter Redner behandelte dann noch das Thema des vorzeitigen Kündigungsrechtes des Gläubigers. Er fand sür seine Ausführungen großen Beifall.
Gauamtsleiter und Landeshandwerksmeister Bühner- Nagold sprach über das Thema Hausbesitz und Handwerk. Er betonte, daß das Handwerk zu 50 Prozent am Hausbesitz beteiligt sei. Die Bedeutung des Hausbesitzes für das Handwerk ersehe man darin, daß in einem Jahr sür eine Milliarde Aufträge an das Handwerk überschrieben worden seien. Zum Schluß sprach stellv. Gauleiter S ch m i d t - Stuttgart über das Thema: Wirtschaft im nativ- nalsozialistischenStaat. Er behan- delte in seinen Ausführungen vor allem die beiden grundlegenden Forderungen, nämlich Recht auf Arbeit und Plicht zur Arbeit. Alle haben das Recht auf Arbeit. Wenn dieses Ziel noch nicht erreicht ist. so liegt es in der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. die von Stufe zu Stufe fortschreitet. Ter Redner hob dann die Bedeutung der Arbeitsschlacht hervor. Der Arbeitsdienst wird in seiner Wirkung sür die Wirtschaft erst nach Jahren erkanni werden. Seine Aussührungen gipfelten im Bekenntnis zur Gemeinschaft. Ter Landessührer dankte zum Schluß allen Rednern und schloß die Kundgebung mit dem Gedenken an den Führer
Wettbewerb der beuMen Fugend
„Volksgemeinschaft — Wehrgemeinschaft"
Ter Wettbewerb „Volksgemeinschaft — Wehrgemeinschaft", ausgeschrieben vom Reichsreferenten sür Wehrerziehung und Luftschutz, wendet sich an die gesamte deutsche Jugend aller Schulgattungen und wurde sür diese im Januarheft 1936 der Schülerzeitschrift ..Hilf mit" bekanntgegeben. Tie Beteiligung ist in das sreie Ermessen der Schüler gestellt. Um eine Belastung des Unterrichts auszuschließen, sind die Arbeiten in der schulfreien Zeit zu fertigen. Nichtsdestoweniger wird erwartet, daß die Lehrerschaft durch Unterrichtseinstellung und Behandlung einschlägiger Themen der deutschen Jugend bei ihrer Arbeit an die Hand .geht.
Tie einzelnen Aufgaben oder Arbeitsgebiete kann jeder Teilnehmer bzw. jede Teilnehmergruppe selbst auswählen. Auch die Art der Lösung ist in das sreie Ermessen der Schüler gestellt. Zugelasien sind Arbeiten in schriftlicher, zeichnerischer und Plastischer Form. Für die Bearbeitung sind insbesondere Stoffgebiete zu wählen, die eine Auswertung in den verschiedenen Unterrichtsfächern nach dem bestehenden Lehrplan ermöglichen und so zur Förderung des Unterrichts beitragen können.
Als Anregungen werden folgende Beispiele aus einzelnen Unterrichtsgebieten genannt: Dcutllli: »> Eine und Treue als sittliche Grund
pfeiler der Vvlks- und Wehrgcmeinschafü Kl Blut und Boden; c) Heer und Wehr im deutschen Sprachgut.
Geschichte: r>) Tie Einheit des Volks und Wehr- pemeinschast der Germanen als Krastquelle ihrer Krieps- und Kulturleistungen: bj Die Geschichte des deutschen Heerwesens (Modelle, Zeichnungen).
Erdkunde: g> Die Kriegsflaggen der europäischen Länder (Zeichnung); b> Europäische Noh- stosszentren (Zeichnung).
Naturkunde: Tarnung im Tierreich; K> Er
gebnisse physikalischer Arbeitsgemeinschaft; e> Luft- schütz und Volksgemeinschast.
Werkunterricht: Kriegsschiffs-, Tank, und Flug- zcugmodelle.
Diese Themen sollen nur Beispiele sein; sie lasten sich beliebig vermehren. Schriftliche Arbeiten sind auf weißem Papier, Größe Din ä 4, anzu- fertigen. Zeichnerische Arbeiten sollen in der Größe 25/30 Zentimeter oder 40/60 Zentimeter hergestellt werden. Modelle sollen eine Grund- stäche von 50/100 Zentimeter nicht überschreiten.
Nach dem Lebensalter der Bearbeiter werden die Arbeiten in drei Gruppen eingeteilt: Gruppe ä Lebensalter des Bearbeiters 9 bis
12 Jahre, Gruppe kl Lebensalter des Bearbeiters
13 bis 16 Jahre, Gruppe c Lebensalter des Be- arbeiters 17 bis 20 Jahre alt. Es gilt das Lebens- alter, welches der Schüler im Jahre 1936 vollendet.
Jede Arbeit ist solgendermatzen zu bezeichnen: Name des Schülers — (der Gruppe) — Alter — Jahre — Klasse — Anschrift — Schule. — Wo Mitglied der HI. — Gau der NSDAP.
Die aus den verschiedenen Klassen eingegangenen Arbeiten werden in der Zeit vom 21. bis 28. Mai 1S36 dem Luftfchutzobmann der Schule abgeliefert und von einem Bei >4, dem der Schul- leiter, der NSLB.-Obmann, der Luftschutzobmann und der HJ.-Referent angehören, geprüft. Von den eingegangenen Arbeiten sind von jeder Gruppe je die beiden besten schriftlichen, zeichnerischen und plastischen Arbeiten auszuwählen und bis 1. Juni dem Kreissachberater sür Luftschutz vom Schul-Luftschutzobmann abzuliefern.
Von den ron der Neichsamtsleitung geprüften Arbeiten werden die besten ausgezeichnet durch a) kostenlose Fahrten nach Friedrichshafen zur Besichtigung der Zeppelinwerst; d> Besuche von Truppenteilen und Einrichtungen der Wehrmacht (Heer, Kriegsmarine, Luftwaffe); c) kostenlose Landflüge in Verkehrsflugzeugen: ä) Bilder mit Widmungen führender Persönlichkeiten der Wehr- macht; e) Anerkennungen in Form von Büchern.
Und nun, deutsche Jugend, an die Arbeit!
Sie Deutsche Volksschule in Stuttgart
Stuttgart, 24. April
Mit dem 2l. April wurde in Stuttgart die Deutsche Volksschule eingeführt. Aus Grund der an die Elternschaft ergangenen Aufforderung, ihre Kinder der Deutschen Volksschule zuzuführen, wurden von rund 28 000 Schulkindern rund 26 400 für die Deutsche Volksschule angemeldet, d. h. etwa 94 Prozent. Infolgedessen sind in Stuttgart im neuen Schuljahr 659 Schulklassen der Deutschen Volksschule und 43 Schulklassen der katholischen Konfessionsschule eingerichtet worden. Dieses erfreuliche Ergebnis zeigt eindeutig, daß der Wunsch nach einer einheitlichen Schule für die deutsche Jugend bei den Eltern auf größtes Verständnis stößt. Die Elternschaft hat wie- der einmal bewiesen, daß die Volkwerdung aller Deutschen im Vorwärtsschreiten ist. Die Einführung der Deutschen Volksschule in weiteren Plätzen Württembergs ist im Gange.
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Nrheberrcchtsschutz durch Berlagsanstalt M a n z, München.
7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Holdermann genoß seinen Triumph.
„Ja, wenn man solchen Dusel hat! — Kommt erst mal hinein!"
Es war ein niederes Holzgebäude. Drei große, sogar gedielte Stuben empfingen die Ankömmlinge; in den Fenstern saßen allerdings statt Glasscheiben Drahtgitter.
„Möbel sind ja auch schon drin, alles was wir brauchen, Tische, Stühle und an den Wänden Regale!" rief wieder die Mutter.
„Und was für schönes Holz!" rühmte Holdermann und klopfte auf den großen breiten Tisch.
Ein Schlafzimmer für die Eltern war da, in dem zwar keine richtigen Bettstellen standen, sondern die landesüblichen Catres, zusammenklappbare Feldbetten mit Moskitonetzen.
Gleich daneben, in dem sogenannten Büro, sollte Eva Maria schlafen, während Hans Caspar eine Kammer außerhalb des Hauses neben der durch eine Veranda mit dem Hauptbau verbundenen Küche haben sollte. Die Geschwister hatten einen zahmen Strauß entdeckt, der auf dem Hofe herumlief, und einen kleinen Affen, der in einem großen Drahtkäsig hauste.
Die Eltern inspizierten weiter das Innere des Hauses.
„Was sagst du jetzt, Mutter?" -
„Ich kann mich gar nicht genug wundern."
„Wie habe ich das gemacht?" '
„Großartig, Mann, ich bewundere dich?
„Ich muß ja sagen, daß ich auch Dusel hatte. Großen Dusel. Eigentlich verdanke ich alles dem famosen Deutschen, der mich an Seüor Nodriguez gewiesen. Ich habe
eine vollständig eingerichtete Farm gekauft. Das Haus, ein Besitz, viel größer als ein Rittergut bei uns daheim, Hundes Arbeitsochsen, ebensoviel Kühe, Milchkühe, verstehst
Frau Helene schüttelte immer wieder ihren Kopf.
„Zwanzig eingesessene Peonenfamilien als Arbeiter. Plantagen, die schon seit Jahren Ertrag bringen."^,
„Ertrag haben wir auch schon?" ' " ^
„Natürlich, Helene." ^
„Aber was denn?"
„Baumwolle, etwas Tabak, einen Gemüsegarten." ^
„Einen Gemüsegarten? Ach, wie mich das freut." Frau Hotdermann war entzückt.
„Wir setzen uns in ein gemachtes Bett und brauchen nur weiter zu schaffen, was uns ja nicht schwer fallen wird."
„Wie war das nur alles möglich? Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen."
„Ich sagte dir doch schon, glücklicher Zufall! Freilich, mit den dreißigtausend Peso, die wir in Buenos Aires auf der Bank hatten, ist es Essig, zwanzigtausend sind dafür bezahlt worden."
„Zwanzigtausend Peso hast du für das alles hier bezahlt?" - -
„Billig, was?"
„Sehr!"
Den Fremden in° Buenos Aires hatte Holdermann selbstverständlich nicht gesagt, wieviel er noch auf der Bank liegen hatte.
„Wir haben immer noch einen Notpfennig und können wirtschaften. Es ist immer gut, wenn man im fremden Lande gleich etwas Fertiges nimmt und sich nicht darauf verläßt, erst selbst zu roden. Das kann ein frisch aus Europa gekommener Mann gar nicht."
Es war eigentlich seltsam, daß Herr Holdermann jetzt fast das Gegenteil aussprach von dem, was er früher so hitzig verfochten hatte.
„Denk dir, der bisherige Besitzer hatte eine große Farm in der Nähe von Rosario geerbt und deshalb die Lust hier verloren."
„Und da mußt ausgerechnet du kommen! Das ist allerdings ein großes Glück."
„Nicht wahr? Der Mann wollte rasch fort und gestern, noch ehe ich zu Euch kam, habe ich gleich beim Escribano — so nennt man in Argentinien, was bei uns Notar ist — den Vertrag gemacht."
„Deshalb warst du so lange geblieben? Zeig ihn mir doch mal." Der Mann zog ein gestempeltes Aktenstück aus der Tasche und las seiner Frau vor:
„Eduards Alvarez de Gonzales tritt durch diese-Urkundc alle Rechte, die ihm an die Farm Santa Antonia zustehen, alles ihm gehörige lebende und tote Inventar nebst allen von ihm bisher geübten Gerechtsamen und Pflichten gegen eine einmalige Zahlung von zwanzigtausend Peso, über die hiermit quittiert wird, mit dem heutigen Tage an Seüor Gerhard Holdermann aus Europa ab. Die Ueber- gabe erfolgt gleichzeitig durch dieses Dokument."
Holdermann faltete das Schriftstück wieder sorglich zusammen.
„Ach, also wirklich! Es kommt mir noch alles vor wie ein Traum."
„Hast mir wohl nicht geglaubt?"
„Doch! Aber jetzt bin ich erst ganz beruhigt. Der Vertrag —"
„Ist kurz, bündig, klar, so liebe ich Verträge." »
Das war allerdings ein anderer Abend, als Mutter Helene und ihre Kinder es sich geträumt hatten.
Stolz blickte die Frau immer wieder auf ihren Mann. Der genoß weiter seinen Triumph:
„Anstatt in einem jämmerlichen Rancho, oder vielleicht gar in einem mitgebrachten Zelt wohnen wir jetzt in eineW große» Hause, schlafen in behaglichen Betten. Mir habt Ihr das alles zu verdanken."
(Fortsetzung folgt.)