.Ach ja, ist ganz hübsch', sagte der fremde erfreut und machte der Frau Wirtin eine kurze Verbeugung, fügte jedoch gleich geschäftsmäßig drängend hinzu: .Aber nicht wahr, rasch!'
Eilig ging sie nach der Küche. Der Nößles- wirt jedoch setzte sich zu seinen Stammgästen, wo die Unterhaltung einzuschlafen drohte, und wollte zeigen, daß so ein Fremder die alte Ordnung im Nößle zu Seckachhausen nicht aus dem Konzept bringen könne, ob- wohl ihn selbst der Wunderfitz stach, was für Stricke der drängende Fremde noch zu verreißen hätte. Er griff nach der großen hölzernen Schnupftabaksdose, die die sinnreiche Form eines Weinsäßchens hatte, und ließ seine Stammgäste der Neche nach schnupfen. Dabei sprach er vom Wetter und von den Mäusen, und es kam nun auch ohne Politik und Bismarck eine ganz nette Unterhaltung in Gang.
Ter Fremde durchstöberte aufgeregt einige mitgebrachte Zeitungen: bald jedoch fragte er nach dem Essen.
.Ist das ein Unmuß!' dachte der Nößles- wirt. .Man hat doch auch warten müssen, bis er gekommen ist.' Langsam erhob er sich, ging gemächlichen Schrittes der Küche zu und kam mit dem Trost zurück: .Im Augenblick!' Nun stellte er sich wieder hinter seinen Schenktisch.
Am Stammtisch drüben sagte der Kaufmann Fröschle halblaut zu einem der Gäste: .Das ist auch einer vom großen Oberamt. Das sieht man ihm aus hundert Stund' an.' Die meisten hatten es verstanden und nickten beistimmend. Dann schlief die Unterhaltung ein, und die Gäste ließen ab und zu einen Blick nach dem fremden Herrn hinüberfallen.
Der warf nun seine Zeitungen beiseite und zog einen Stoß weißer Blätter aus der Tasche. Das oberste strich er mit herabgezogenen Augenbrauen und gedankenschwer gerrinzelter Stirne glatt.
„Seiner Exzellenz, dem deutschen
Reichskanzler. Fürsten Otto von Bismarck. zum siebzigsten Geburtstag in
tiefster Verehrung gewidmet von.
Valentin Schlotterbeck.
Reisender in Oel- und Fettwaren.'
So stand auf dem Blatt oben herüber. Darunter folgte eine Anzahl dick durchstrichener Verse. Verzweifelt irrte der Blick des Reisenden die Zeilen entlang. Lauter vernichtete ^ Hoffnungen! Dann starrte er in tiefem, bohrendem Sinnen ins Weite, aus der er Zuwachs für die beiden stehengebliebenen Verse ^ so heiß herbeisehnte. Da bemerkte er gar ^ nicht, daß das Mädchen ausgetragen hatte. „Emen guten Appetit", sagte sie deshalb laut.
Er fuhr auf. staunte daS Mädchen eine Weile traumverloren an, als käme er gerade vom Nordpol. Da er jedoch das reichliche, einladende Esten vor sich sah. fand er sich rasch wieder zurecht. Freundlich bedankte er sich, nahm aufatmend seine Blätter weg und begann zu essen. Es schmeckte ihm vorzüglich, daS merkte man wohl, und der Rößles- wirt buchte diesen Umstand mit Genugtuung in der RuhmeSgeschichte des Rößle zu Seckachhausen, und wie eine Art Großmut gegen einen unterlegenen Feind begann eine mildere Stimmung in ihm Raum zu gewinnen. Auch die Wirtin kam herein und fragte freundlich, wie es dem Gast schmecke.
..Ganz ausgezeichnet! Ganz ausgezeichnet!' sagte dieser und widmete sich mit Hingabe und sichtlicher Freude dem wohlbekömmlichen Tun. Seine Stirn war nun wieder entwölkt. und der goldene Zwicker samt den wohlgenährten Backen wackelten in fröhlicher Eintracht unter den lebhasten Mahlbewegungen feiner Kiefer. Es bleibt doch immer wahr, ein gutes Esten hält Leib und Seel' zusammen. und der Herr Reisende tafelte sich in eine geglättete, zusriedene Seelenstimmung hinein.
Der Rößleswirt und seine Frau, denen der Reisende durch den gesegneten Zuspruch beim Esten näher gekommen war, hatten sich inzwischen freundlich lächelnd wieder zurückgezogen. Als nun die Mahlzeit beendet war und das Mädchen abgeräumt hatte, stemmte der Fremde behaglich die Hände gegen den Tisch und ließ Sinne und Gedanken in schönem Nichtstun ausruhen. Er mochte sich aber nicht lange Ruhe gönnen und griff nun neugestärkt nach den weggelegten Blättern. Seine Stirn runzelte sich wieder in erzwungener Sammlung. Er streifte die glänzend weißen Manschetten zurück und machte mit beiden Armen gleichzeitig eine Bewegung, als wollte er aussliegen, kreuzte die geräuschvoll zuriickgeworsenen Beine unter dem Stuhl und griff nun in todernster Entschlossenheit nach feinem Handwerkszeug. Gedankenvoll beugte er sich vor. machte mit dem Bleistift in der Hand rasche schreibende, schier schwingende Bewegungen in der leeren Lust über dem Papier, wie um den zähen Geist in Fluß zu bringen. Aber es floß nichts.
Ta hatten die am Stammtisch, wo wüh-! rend der Tafelfrenden des Fremden wieder, eine eigene Unterhaltung ausgekommen war. nur zu gucken. Was doch den Fremden nm- treiben mochte? „Augen macht er wie ein gestochener Bock' sagte Fröschle wieder halblaut zu seinen Nachbarn. Auch der Nößles- wirt beobachtete aufmerksam seinen sonderbaren Gast und dachte halb lustig, halb besorgt: ..Ter muß scheint'? noch gehörig köpfen. bis er kkeierabend Kat."
AeäUütS /
Der Frühling hat die jungen Lebensfluten Von neuem durch die alte Welt ergossen;
Der Wald erwacht, die muntern Buchen
(sprossen,
Kuckuck, der Schalk, hört nimmer auf zu tuten. Doch mitten unter all den Wohlgemuten Zeigt sich die Eiche düster und verdrossen,
Die Knospen hält sie streng noch eingeschlossen,
Von vsvlck sirlsijslcti 8lrsuv
Hegt noch das braune Laub an dürren Ruten. Der eigensinnige Baum mit seinen Knorren! — Je nun, er ist der deutsche Baum, so dächt' ich; Laßt mir den deutschen Eichbaum unverworren. Was dauern soll, kommt selten übernächtig; Wenn längst die frühen Nachbarbäume dorren, Steht Deutschland noch, die Eiche, grün und
smächtig.
Indessen war dem Fremden ein Lichtlein aufgegangen. Der neugierigen Blicke vom Stammtisch hatte er nicht acht. Wie sollte er auch, da es bei ihm um Großes ging! Von einer schwungvollen Eingebung beseelt, sprang er fast in die Höhe und fing an. mit erhobenem Bleistift zu taktieren, immer vier wuchtige Schläge — dann senkte er in einer unnachahmlichen, gedankenvollen Bewegung den Kopf. Ein Freudenschein ging ihm überS Gesicht. Die dort drüben sollten nur gaffen, jetzt hatte er's gewonnen. Und rasch warf er einige Zeilen auf das Papier. Wieder taktierte er mit seinem Bleistift, hielt aber plötzlich inne. blickte trüb und schüttelte schmerzlich mit dem Kopf . . . Noch einmal taktierte er . . . nein, es stimmte nicht. Er machte einen dicken Strich über das Blatt und warf es zornig zur Seite. Und so flog Blatt aus Blatt und türmte sich ein ganzer Berg von mißglückten Entwürfen. Sein Atem ging schwer. Verzweifelt lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und ließ das Kinn auf die Brust sinken.
Endlich ermannte er sich wieder. „Ha. ich will einen feurigen Wein dazu trinken, dann muß es sprühen", dachte er und rief dem Wirt.
Der Rößleswirt hatte indessen das Tun und Treiben seines Gastes mit steigender Teilnahme verfolgt. Der Herr kann scheint'S gar nicht ins reine kommen. Wo es ihm wohl fehlt? hatte er neugierig, aber mitleidig denken müssen. Rasch eilte er herbei, als rufe ihn das Schicksal auf, einen verwirrten Knoten zu lösen, und vernahm den Wunsch des Gastes: „Haben Sie einen guten Wein, Herr Wirt, aber einen wirklich guten?"
Da ging über das Gesicht des Rößleswirt ein schmunzelndes Lächeln. Ta war der Herr schon im rechten Haus. „Gewiß. Sie sollen zufrieden sein", sagte er in zuversichtlicher, verheißungsvoller Ruhe und schritt nun rascher hinweg, als es seine Art war. Er wollte ihm das richtige Tränklein besorgen. War doch schon der Herr Prälat davon warm geworden — von seinem Prälatenwein. Weihevoll wie ein Priester im alten Bund stieg er in den Keller hinunter, in den sich eine Tür hinter dem Schenktisch sinnvoll öffnete. Und würdig stellte er nun das Fläschchen auf den Tisch und sprach segnend: „Wohl bekomm's!" Er sagte es aber in einem Ton, der zum Ausdruck bringen sollte: „Da können Sie weit laufen, bis Sie wieder so ein Tröpflein bekommen, und das muß helfen!"
Der Herr schenkte ein und nahm ein Ver- sucherle. „Wirklich gut, der Wein!" sagte er in ehrlicher Ueberzeugung und nickte achtungsvoll mit dem Kopfe, blickte aber besorgt nach dem mißhandelten Papier. Noch einmal nahm er einen Schluck, der ihm feurig durch die Kehle lief. Nun mußte die Erleuchtung
kommen, und er blickte mit weitausgeschlagenen Augen an die Decke.
Am Stammtisch zahlten einige und machten sich auf den Heimweg. Die Aufmerksamkeit für den Fremden war etwas erloschen, als sie ihn bei dem menschlichen Tun hatten ankommen sehen. Nur Fröschle konnte sich nicht versagen, mit einem Seitenblick bissig zu bemerken: „Der hat auch keinen schlechten Zug im Hals!"
Der Rößleswirt aber legte die Hände aus dem Rücken zusammen und rückte dem Gast unbemerkt einen Schritt näher. „Der Herr hat es noch hantig diesen Abend", sagte er teilnahmsvoll. „Ein übelzeitiqes Geschäft wobl?"
„Freilich, lieber Mann, das schon," erwiderte der Fremde in seiner Not, gerühct durch das Mitgefühl des Nößleswirts. „Nächste Woche am I. April feiert doch unser Bismarck den siebzigsten Geburtstag, und da möchte ich ihm ein Gedicht machen und zusenden. Das müßte ihn doch freuen, nicht wahr? So mitten aus dem Volk heraus ein Gedicht, Volksstimmung, echte Volksstimmung! Und ein Handschreiben von ihm — denken Sie doch, was das hieße! — wäre mir sicher! Neulich ist mir ein herrlicher Anfang gelungen. Hören Sie einmal!"
Und er las mit Salbung und Seele, mit Schwung und Würde leise raunend die Verse vor:
Ihr Wald- und Felder, schweiget still.
Denn heute ist der erst' April!
„Das ist doch großartig, nicht?" fügte er flüsternd bei. daß es die Seckachhäuser nicht hören sollten.
Dem Rößleswirt war zwar ein tieserer Einblick in den Tempel der Dichtkunst versagt; aber gehorsam sprach er: „Jawohl, nobel, jawohl! Und das müßte den Bismarck schon freuen, wenn's so fort ginge, so ..." er fand nicht weiter, machte aber die Hand- bewegung des Peitschens und pfiff dazu.
„Aber es gelingt mir nichts heute, rein gar nichts, und ist doch schon der 27. März," klagte nun der geplagte Dichter, den BleistiU laut auf den Tisch werfend, daß die am Stammtisch wieder die Ohren zu spitzen begannen.
Da dachte der Rößleswirt bekümmert: ,,^st das eine Sach', wenn man auch so dichten muß!" Aber beim besten Willen vermochte er nicht mehr, als mit seinem Wein beizuspringen. Ein Schelm, der mehr gibt, als er hat. — Plötzlich jedoch bekam er Leben: „Ha. da könnte Ihnen unser Sladtdichter Helsen. Ter hat's los. Der macht Ihnen Gedichte! Ueber alles, was Sie wollen, über den König und den Kaiser, zu Hochzeiten und Tausen und Leichen und über den Frühling. Da sitzt er." Und ohne eine Antwort abzuwarten, eilte der besorgte Rößleswirt an den Stammtisch hinüber und sagte zu Gratus Graf, dem Stadt
Die ci^el /
Line HeninküAe Herckickte urut Nikkei
Meine Mutter ist die älteste von drei Schwestern. Die zweite heiratete vor Jahren einen Klavierlehrer, der im Lause der Zeit zum Prosessor gedieh. Die jüngste gefiel einem reichen Manne, der sie zur Frau erhob.
Als ich bas erstemal zu Tante Prosessor kam, machte ich große Augen. War das eine Pracht! Da lies man fast nur auf Teppichen. Da trug mittags nicht die Tante das Essen herein, sondern eine Magd in Sonntagskleidern. Und bei Tisch hatten alle, der Onkel Professor, die Tante und die Kinder, ein seines Tuch am Hals hängen. Ich auch! — Die Tante redete schön wie ein Buch und in einer so vornehmen Sprache, daß ich nicht begreifen konnte, wie meine Mutter zu einer solch noblen Schwester gekommen war?.
Als ich vollends meine Tante einmal besuchen durfte, da wäre ich beinahe zu Stein geworden vor Verwunderung.
Da war ein ummauerter, wunderschöner Garten und mitten drin das Haus, Prächtig wie ein Schloß. Da blitzte es wie von Gold, wohin man schaute. Da waren Bediente in besonderen Kleidern. Da aß ein schneeweißes Hündchen mit rotem Halsbande aus einer Zierichüstel. Später habe ich noch manchmal einen Blick in die Tempel des Reichtums weisen dürfen. Für ein Trinkgeld habe ich mir au? Wanderungen Schlösser Spiegelsäle und Himmelsbctten von Fürsten, deren Namen mir gleich hernach entfallen sind, zeigen lassen. Auch hat mich schon manche irdische Hoheit, deren Lob ich in schmeicheln- dxn Versen besungen, zu einem Hausieste geladen.
Aber das herrlichste Prunkgemach. daS ich je geschaut, ist und bleibt das Stübchen meiner Mutter. Ter Vater liegt ja längst unterm Roden. Und die alte Frau wohnt
still und arm und einsam in dem oberen Stockwerk eines kleinen Häuschens ganz am Ende des Heimatdorfes. Aber nicht, daß hier die Armut aus den Ecken einen anstarrle und einem bange machte! Im Gegenteil!
Da ist eine Küche so klein, aber wie ausge blasen sauber. Kein Königsgold blinkt schöner als die Messingknöpse am Herde und die Wasserschapfen an der Wand. Und wenn die Sonne den ausgewaschenen roten Ziegelboden bescheint, dann kann des Sultans schönster Teppich nicht mit ihm wettei?ern.
Und erst das Stübchen!
Die ganze Ausstattung ist zwar nicht viel über einige Taler wert, aber alle die Tinge stehen so freundlich und wohlgepsiegt und so lieb beieinander, daß es eine Freude ist. sie anzusehen. Und wie einladend ist da? alte Kanapee! Das braucht keinen, der sagt: Bitte, nehmen Sie Platz! Tenn du läßt dich ganz von selber nieder und bis du sitzest ist auch die alte Frau schon da mit einem Gläschen Himbeersaft, den sie selbst gebraut. Oder willst du lieber Säst von Heidelbeeren? Oder Tee von Hagenbuttenkernen? Oder ein Stück Brot und Haselnüsse? Oder einen sorgsam ausbewahrten rotbackigen Apiel? T» darist nur wünschen. Tie alte Frau ist nicht arm. Und von allem, was sie hat, gibt sie dir. Und sie gibt gerne.
Frag nur einmal meine Jungen oder die Prosestorenkinder, ja frag selbst die steinreiche Tante in dem Haus wie ein Schloß wo es so schön ist wie nirgends. Sie werden alle eine Antwort haben: die steinreiche Tante namentlich: drum kommt sie auch stets mit leeren Händen zu der glücklichen Schwester am äußersten Ende des Heimatz dorfes und füllt die Taschen mit wohllchmek kenden Haselnüssen. Welche von den Schwc steim bat es nun am weitesten gebracht?
dichter von L>eckaHhaujen. er möchte doch gleich zu dem fremden Herrn hinüberkommen
Verwundert erhob sich der Meister und ging hinüber. Der Rößleswirt marschierte profitlich hinter ihm drein, beglückt darüber, daß er den Stolz von Seckachhausen in seinem Haus hatte und vor dem Fremden mit ihm prachtieren konnte.
Als der Dichter seinen vermeintlichen Kollegen in einfachen Handwerkerkleidern an. rücken sah, zog er erstaunt die Augenbrauen hinauf und fragte, ehe der Angekommene etwas sagen konnte, zweifelnd: „Sie sind es?'
Meister Gratus. der glaubte, er solle irgendeinen kleinen Geschästsaustrag ent- gegennehmen und nicht wußte, daß er in Sachen seines Tichteramtes gerufen war, sagte bescheiden: „Zu dienen, ja. der Schuh, machermeister Gratus Gras von hier."
„Schuhmacher sind Sie? Schuhmacher!" sagte der andere breitgedehnt und verzog den Mund. „Dann entschuldigen Sie, es ist ein Mißverständnis. Es ist mir leid, daß ich Sie gestört habe; aber wie gesagt, es ist ein Mißverständnis."
Damit war der Stadtdtchter von Seckachhausen entlasten, ohne zu wissen, was der Herr von ihm gewollt hatte. Verwirrt ging er wieder an seinen Platz. Mochte denn der fremde Herr spinnen? Wenn der einen Schneider nötig hatte, brauchte er nicht nach einem Schuhmacher zu schicken. Hastig nahm er einen L-chluck Bier und blickte feindselig nach dem Fremden hinüber.
Der Rößleswirt war indessen nicht zufiie- den. „Und ich sag's noch einmal, dichten kann er Ihnen, wie kein zweiter, ganze Seiten voll, wenn er auch ein Schuhmacher ist", sagte er. vernehmlicher werdend daß Meister Gratus etwas davon verstehen mußte.
„Ach, wo denken Sie hin! Ein Schuhmacher und ein Geburtstagsgedicht für Bismarck — ausgeschlossen!" erwiderte der Reisende gedämpft. „Aber ich will nun aus mein Zimmer gehen. Lasten Sie mir den Wein bitte, hinauftragen!" Damit raffte der Fremde seine Siebensachen zusammen und ging hoch- aufgerichtet aus der Stube, beladen mit dem Fluch einer verhängnisvollen Sünde wider den heiligen Geist. Bedachte er nicht, daß das Wort „Schuh-macher und Poet dazu" in der Geschichte der deutschen Dichtung einen wohlbekannten und geachteten Klang besaß? Aber es war ihm nicht gegeben, es zu wis- sen: er war ja erst ein neuerer Dichter und kannte sich unter seinen Amtsvorsahren noch nicht recht aus.
Mißmutig besah! der Rößleswirt dem Mädchen, den Wein hinauszulragen. Ter noble Herr hatte es bei ihm gänzlich verspielt. Dem war auch gar nichts recht zu machen, und brummend setzte er sich an den Stammtisch. (Schluß
AeietzLröewci
vis vsrksnnts Kllcksnwsags In das Wirtshaus eines Dorfes im bay. rischen Oberlande kam kürzlich des Abends müde und erschöpft ein Gast an, der eine lange Wanderung hinter sich hatte und sich deshalb sofort zur Ruhe zu begeben wünschte. Es war jedoch alles überfüllt und da der Wanderer nicht imstande war, weiter zu gehen, so wies man ihm eine kleine dunkle Kammer an, die im allgemeinen als Speicherraum diente.
Als der Gast sich am andern Morgen nicht aus dem Bett erhob und sich auch im Laufe des Tages nicht zeigte, fiel das weiter nicht auf. Man begriff eben, daß sich ein Mensch, der sich so lange in der Bergluft befunden hatte, einmal richtig ausschlafen wollte.
Aber auch am dritten Tag rührte sich nichts in der Kammer, trotz des Klopfens.
Nun schritt man zur gewaltsamen Oeffnung der Tür, da man einen Unglücksfall vermutete.
Plötzlich schrie es drinnen: „Herrschaft, was is denn dös für a Spektakel, nachts umara zwölfe? Mei Ruah möcht i, gel?"
„Ja, Herr", antwortete die Wirtin, „Umara zehne in der Früah is es und du liegst eh zwoa Tag im Bett!"
,',Woos lieg i?"
Der Gast erhob sich und machte nun die Türe selber auf. Und als nun das Licht eindrang, erkannte er zu seinem Schrecken, daß der „Wecker" auf dem Tische, nachdem er sich gerichtet hatte, eine Küchenwaage war, die aus „12 Uhr" zeigt, wenn sie unbelastet ist.
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Hermann Scharfenberg kiicntig bsrsait
Als der englische Außenminister Eden in Moskau zu Besuch war. fragte ihn der Diktator Stalin: „Wie hoch ist eigentlich das Jahreseinkommen eines Arbeitsministers in England?"
„200N Pfund <22 500 NM.) im Jahr", sagte Eden.
„Unglaublich, wieviel Geld Ihr Staat so sortwirst!" meinte da Stalin, und fuhr fort: „Wieviel bekommt Ihr Premierminister?" „Ungefähr das Doppelte." „Eine erschütternd Verschwendung! Sehen Sie sich nur diesen kleinen Kerl dort an, den Genossen Kalinin. Ter ist unser Präsident, und er bekommt nicht mehr als 36 Psund im Monat."
Herr Eden sah sich den Genossen Kalinin lange und genau an und sagte daraus: „Wirklich? Ich glaube kaum, daß er in Eng- land viel mehr bekommen würde
HerauSaegeben »m Äulira« ücr «L.-Prekle Wliil- 'tcmbera non HanS Revbino lUIm a