Dienstag den 24. März 1936

Der Enztülsv

94. Jahrgang Nr. 70

Ter Kultminister hat den Oberlehrer Pflü- aer an der katholischen Volksschule in Stüdtlcn. Ar. Ellwangcn. nach Mutlangen. Kr. Gmünd, versetzt, und die Handarbeitslehrerin Maria Schmid an der kath. Volksschule in Ulm im Namen deS Reichs aus ihren Antrag aus dem Landesdienst entlassen.

Im Bereich der Neichsbahndirektion Stuttgart sind die technischen Reichsbahninspektorcn Hir- n e r. Vorsteher des Oberbaustosslagers Heilbronn, und Hinderer in Reutlingen (Reichsbahn- Betricbsamt) zu technischen Neichsbahnoberinspek- toren ernannt, der technische Neichsbahninspcktor Wahl in Kornwesiheim (Bahnbetriebswerk) nach Crailsheim als Vorsteher des Bahnbetriebswerks, die Reichsbahnsckretäre All maier in Sig- maringcn nach Herbertingcn und Bliestle in Strahbcrg-Winterlingen nach Aldingen bei Span chingen als Vorsteher des Bahnhoss versetzt

Der Landesbischos hat dem LcnvaltungSasjistcn- ten Kürner bei der Universität Tübingen eine Vcrwaltungssckrctärstelle am Evang. Stist in Tübingen mit der Amtsbezeichnung eines Haus- Inspektors die Stadtpfarrstelle in Stuttgart-Berg dem Stadtpfarrer Bossert in Horb, Dek. Sulz, übertragen und hat die 2. Stadtpfarrstclle an der Stiftskirche in Stuttgart dem Stadtpfarrer Gbs in Feucrbach, Dek. Bad Cannstatt, über- tragen; ferner hatte er den Stadtpsarrer Luz in Heubach, Dek. Aalen, seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt.

Der Führer und Reichskanzler hat den Studicn- rat Tr. Sihler an der Ausbauschule in Saul- gau zum Studiendirektor ernannt.

Das Staats,,linistcrium hat den Kreispflcger Dieb old in Tübingen zum stellvertretenden Beisitzer des Ticiiststräfhofs sür Körpcrschasts- beamte ernannt.

Präsident Dr. Neinöhl bei der Ministerial- abteilung sür die Volksschulen tritt, nachdem er die Altersgrenze erreicht hat. mit Ablauf des Monats März 1936 in den Ruhestand.

Gewerbeschulrat Kachlcr an der Gewerbe­schule Schramberg ist mit Ablauf des Monats Februar d. I. lrast Gesetzes in den Ruhestand getreten.

Der Herr Reich-minister der Justiz hat den Be- zirksnotar Estli » gerin Niederstetten aus seinen Antrag an das Bezirksnotariat Hall versetzt.

Im Bereiche des LandcSsinanzamts Stuttgart wurden versetzt:

Negicrungsrat Staib, Vorsteher deS Finanz­amts Neuffen, an das Finanzamt Ehlingen, Zvllsekrctür Bucholzke bei der Aollaufsichts- stelle (81) Gcrabronn an das Hauptzollamt Heil­bronn.

Zollsekretär Kob bei der Zollaufsichtsstelle (8u Möckmühl an die Zollaufsichtsstclle (8i> Eera- bronii,

Zollassiftent Saalmül (er bei der Zollaufsichts. stelle (8t) Wolkctsweiler an das Zollamt Böb­lingen,

Zollassistent Schwab bei der Zollaufsichtsstelle !8tj Giengen an das Zollamt Calw.

Der Herr Landesbischof hat am 19. März 1936 die 1. Stadtpfarrstelle in Ebingen, Dek. Balingen, dem derzeitigen Verweser der Stelle, Stadtpsarrer Baur, übertragen.

Von dem Bischof von Nottenburg sind den kath. Pfarrern Betz in Oberdischingen, Schwarzbaur in Merazhosen und Wurst in Huld st et ten der Eintritt in den Ruhestand auf Ansuchen verwilligt worden.

Ticnsterlcdigungen

Die Bewerber um die 1. Stadthsarrstelle Gmünd, Dek. Aalen, die Stadtpfarreien Neu­bulach. Dek. Calw, und Kirchbcrg a. I., Del. r'angenburg. w>v>e >n die Piarreien B o l- heim. Dek. Heidenheim, und Rielings­hausen. Dek. Marbach, haben sich binnen drei Wochen beim Evang. Oberkirchenrat zu melden.

Die Bewerber um je eine Lehrstelle an Volks- schulen in folgenden Gemeinden haben sich bis zum 4. April bei der Ministertalabteilung sür die Volksschulen zu melden: an her evang. Volksschule Brttlhetm.

Kreis Sulz a. Ni, Dienstwohnung. Gelegenheit zur Uebernahme des Organistendienstes; Crails- heim; Eßlingen; Grutbingen. Kreis Göppingen, Dienstwohnung. Gelegenheit zur teil- weisen Uebernahme des Organistendienstes, ein Schulleiter ist zu bestellen; Hildrizhausen. Kreis Herrenberg, Dienstwohnung; Langenau. Kreis Ulm. Befähigung zur Erteilung deS Turn- und Zeichenunterrichts erwünscht; Stocke Im­hausen. KreiS Balingen Dienstwohnung: Untereisesheim. Kreis Heilbronn. Dienst- Wohnung, Gelegenheit a»r Uebernahme des Or­ganistendienstes;

Die Bewerber um eine Hauptlehrstelle der Gr. ,4b an diF Gewerbeschule Schramberg habe» sich binnen ro Tagen bei der Ministerial- abtciluug sür die Fachschulen zu melden.

Stuttgart, 23. März. In dem ehemaligen Landtagsgebäude in der Kronprinzstraße in Stuttgart herrscht gegenwärtig aktivstes Leben, propagandistische Hochstimmung. Die Gau Propagandaleitung hat hier ihre Arbeitsräume; im jetzigen Wahlkamps ist sie dem Gauleiter verantwortlich sür sämtliche propagandistischen und organi­satorischen Arbeiten. Von hier-laufen die Fäden hinaus ins Land -den Kreisleitun. gen, Ortsgruppen und Stutzpunkten und zu den Gliederungen; von hier wird die wärt- tembergische Bevölkerung in diesem gewal­tigen Appell des Führers erfaßt und propa­gandistisch aufgeklärt. Gaupropagandaleiter Mauer arbeitet hier mit fernem Mit- arbeiterstab. Für sämtliche Ortschaften des württembergischen Landes werden hier die Versammlungen festgelegt, die Redner be­stimmt, Plakate, Broschüren, Flugblätter usw. entworfen und in Druck gegeben und den Dienststellen im Lande draußen zugeleitet; kurz sämtliche propagandistischen Maßnah­men werden getroffen; die Presse wird von hier aus mit den notwendigen Anregungen und dem propagandistischen Material ver- sehen, von allen Parteidienststellen des Rei­ches werden telephonische und telegraphische Nachrichten empfangen und dementsprechend bearbeitet, ein Fernschreiber gibt täglich und stündlich die neuesten Bekanntmachungen durch.

Jeder Mitarbeiter stellt sich in diesen Tagen völlig in den Dienst der großen Sache, alles hat dem gewaltigen Ziel zu dienen; das Volk innerlich zur höchsten Begeisterung zu ent- flammen, auf das es bis zum letzten Mann am 29. März dem Führer das Vertrauen schenkt. Während Gaupropagandaleiter Mauer tagsüber diese große und verantwor­tungsvolle. aber dankbare Arbeit in ständi- ger Fühlung mit dem Gauleiter leitet, fährt er abends wie alle Redner der Partei hin­aus zu den Volksgenossen in Stadt und Land und spricht zu ihnen von den gewaltigen Tagen des Führers in den vergangenen drei Jahren, begeistert sie durch die zündende Kraft seiner Worte und gibt jedem den inne­ren und seelischen Halt im gegenwärtigen Kampf um Deutschlands Schicksal.

So sprach er am 13. März in der alten Reichsstadt Ulm, am 14. März mittags in Eßlingen und abends in Asperg und Markgröningen. So appellierte er am 15. März an die Volksgenossen im württem- belgischen Oberland, in Ochsenhausen und Schussenriedft so sprach er am

Epsendorf, OA. Oberndorf, 23. März. (Eine Kindsleiche ausgegraben.) Ein Landwirt bestellte am Freitag seinen Acker auf demKrummensteig . Beim Eggen bemerkte er. daß er etwas mitschleiste, und beim näheren Hinsehen machte er die Wahr­nehmung, daß es die noch sehr frische Leiche eines neugeborenen Kin- des war. Arme und Beine waren nicht mehr vorhanden, und der Körper war zer- rissen, nur das Gesichtchen, das wie im Schlafe lächelte, war vollständig unversehrt. Das Verbrechen ist sofort der Staatsanwalt­schaft angezeigt worden. Untersuchung ist in vollem Gang.

18. März in dem Schwarzwaidstädtchen Altensteig und am 19. März vor Arbei­tern in Kornwest heim; so begeisterte er am 20. März die Bauern inBiberachbei Heilbronn und Hunderte von Menschen in Neckargartach, so entflammte er die Volksgenossen am 21. März in Schram­berg und Lauterbach und so wird er auch noch in dieser Woche mehrmals als tätiger Propagandist zum schwäbischen Volke sprechen. Solche Versammlungen find ja im­mer mehr als bloße Wahlkundgebungen, sie tragen den verpflichtenden Inhalt eines gro­ßen Treuebekenntnisses deutscher Menschen zu ihrem Führer, sie sind Politische Fcierstun- den, bei denen die Herzen aller Anwesenden Mitschwingen in dem gewaltigen Akkord einer wahrhaft empfundenen Volksgemeinschaft.

Tiefer Tage mußte ein Obstzüchter in Salz- stet ten, OA. Horb, feststellen, daß von seinem vor vier Jahren angelegten Baumgut die schö n- sten seiner jungen Bäume von gemeiner Bubenhand an gesägt, wurden und, damit die Tat nicht so bald ruchbar werden sollte, - die Schnittstellen außerdem mit Boden verschmiert wurden. Die Tat ist ein gemeiner Sabotageakt an der Erzeugungsschlacht.

Mühlacker, 22. März. (Römische Funde.) In der Scheune des Bauernhau­ses Gottlob Halbich Witwe, hier, fand man beim Ausschachten eines Silobehälters in ein Meter Tiefe vielerlei römische Gefäß- sch erben, darunter liegend untererdiges römisches Mauerwerk. Die Fundstücke kom­men ins Heimatmuseum und sind ein neuer Beweis für die Annahme, daß die im zweiten Jahrhundert n. Ehr. entstandene römische Niederlassung eine ausgedehnte Siedlung war.

Stuttgart, 23. März. (Der VDA. ehrt Ludwig Finckh.) Auch der Volks­bund für das Deutschtum im Aus- land hat durch seinen Bundesleiter, Dr. Hans Stein acher, ein Glückwunschschrei­ben zum 60. Geburtstag des Schwaben, dichters gesandt und ihm als äußeres Zeichen für die Pionierarbeit auf den Volksdeutschen Gebieten die silberne Ehrennadel des VDA. übersandt. Der Landesverband Württemberg des VDA. ernannte Ludwig Finckh zu seinem Ehrenmitglied und

wird ihm auf dem am 7. April im Haus des Deutschtums geplanten Ehrenabend eine künstlerisch ausgefertigte Urkunde der Ehren- mitgliedschast, zusammen mit der großen silbernen Ehrennadel des VDA., überreichen tasten.

Tuttlingen, 23. März. (Tödlicher Verkehrsunsall.) Am Sonntag abend ereignete sich zwischen dem Waldhos und Liptingen ein schwerer Verkehrsunfall. Adolf Lang, Metzger zur Krone in Neuhausen, und der hier beschäftigte Theodor Brein - linger. Mechaniker, fuhren mit ihren Motorrädern zusammen. Lang war sosort tot, während Breinlmger und sein Beifahrer in schwerverletztem, bewußtlosem Zustand inS hiesige Kreiskrankenhaus verbracht werden mußten. Bei einem weiteren Motorradun- fall ist ein Motorradfahrer namens Lul­ler. der von Liptingen in Richtung Tritt- lingen fuhr, in der Nacht zum Montag von seinem Rad gestürzt und blieb in bewußt­losem Zustand bis zum frühen Morgen liegen, da er die Nacht über von niemandem gesehen wurde. Er mußte sofort ins Kran­kenhaus gebracht werden.

Rottweil, 21. März. (Das Ende der Lehrerbildungsanstalt.) Im Zu- sammenhang mit der Neuregelung der Leh­rerbildung wird das hiesige Lehrerseminar auf Anordnung des württ. Kultministers auf 1. April d. I. aufgelöst.-Aus diesem Anlaß fand am Freitag.-nachdem die Prüfung der noch vorhandenen Klassen abgeschlossen war, ein Schlußappell statt. Mit dem Dank der Ministerialabteilung an den Leiter der Anstalt. Oberstudiendirektor Kottmann. und an die Lehrerschaft, sowie mit der Auf­forderung auch an die Seminaristen, als Er­zieher im nationalsozialistischen Staat sich jederzeit der besonderen Pflicht gegenüber Führer und Volk bewußt zu sein, wurde daS Seminar Nottweil geschlossen. Die Schlnß- ansprache hielt Professor Mayer als Stell- Vertreter des erkrankten Leiters des Lehrer­seminars.

Kirche seseu das.Mamlole" Lotarnopapier

London, 23. März.

Beträchtliches Aussehen erregte eine Aeutze» «ung des Geistlichen der Kathedrale von Liverpool, der am Sonntag beim Abend­gottesdienst erklärte, daß das Kapitel der Kirche nicht in der Lage sei, die Borfchläge der Regierung, wie «sin anderenFSllen üblich sei, dem Segen Gottes zu empfeh. len. Es würde schamlos sein, so sagte der Geistliche Kanonikus Davey, für das, was in dieser Woche in unserem Namen unternommen wurde, um angeblich der Wahrheit und dem Frieden zu dienen, den Segen Gottes zu erbitten. Die Vorschläge, die eine Aufzwingung des Geistes der Un­gleichheit gegenüber Deutschland bedeuteten, seien Englands nicht würdig. Eine erneute Besetzung deutschen Gebietes durch auslän­dische Truppen sei ein ungeheuerlicher und nicht zu rechtfertigender Vorschlag, der auf «ine unnötige Erniedrigung eines großen Volkes hinauslaufen würde.

Hochbetrieb in -er Gaupropagandaleitung

Ei« Blick» i« die Zentrale der württembergischen Wahlpropaganda

k->m»n von von Nsnstskn

(Urheberschutz durch L. Ackermann, Nomanzentrale Stuttgart)

ssirrs Klrrclsr-

Irma sollte eine große, mit Zahlen beschriebene Seite nachaddieren.

.. Herr Zangenberg hatte Irma eine ganze Weile köpf- schüttelnd beobachtet. Mit dem Mädel mußte irgend etwas besonderes los sein. Sie hatte kaum hingehört, als er zu ihr sprach, dachte gar nicht daran, ihre Zählen zusammen­zurechnen, sondern sah in die Luft.

Sagen Sie, Fräulein Irma, was ist denn los?

Entgegen ihrer sonstigen Art seufzte sie:

Was soll schon sein?"

Ich merke Ihnen an, daß Eie etwas bedrückt."

Ich habe mich ganz einfach gründlich verrannt und muß sehen, wie ich mich herauswinde. Ist nur ein Elend, man niemand auf der Welt hat, der einem ein biß­chen helfen kann."

Sie haben doch Ihre Eltern."

Davon verstehen die nichts Gott sei Dank."

Wieder eine merkwürdige Antwort.

Und Ihr Bruder?"

Der arme Kerl hat mit sich selbst zu tun."

Fräulein Weigel, ich denke, Sie haben mich doch nun auch kennengelernt. Ich bin ein alter Mann, der Allerhand Dinge und allerhand Menschen gesehen hat. Glauben Sie vielleicht, daß ich Ihnen raten kann? Es ist wirklich keine Phrase, wenn ich Ihnen sage, daß ich Sie Mit Ihrem Mut, Ihrer Entschlossenheit und Tatkraft immer bewundert habe. Oder ist's Ihnen unangenehm, wenn ich Ihnen das sage? Sie machen schon wieder so ein sonderbares Gesicht."

Nein, Herr Zangenberg, wenn Sie. mir das sagen, ist das sogar ein mächtiges Lob. Bei Ihnen brauche ich doch nicht zu fürchten, daß Sie mir eine Liebeserklärung machen wollen und das alles nur sagen, weil ich zufäl- ligerweise keine Nachteule bin."

Zanaenberg nickte verständnisvoll. Also eine Liebes­geschichte! Währenddessen hatte Irma die Beine überein- ander gelegt, die Hände um das Knie gefaltet und sah an Zangenberg vorüber zum Fenster hinaus.

Sagen Sie mal, wenn Sie schon raten wollen: kann man eigentlich vernünftigerweise von einem Menschen verlangen, daß er sich selbst mordet?"

Me kommen Sie denn auf solche Gedanken?"

H fast gezwungen bin, das heute zu tun."

Ich meine nicht mit dem Gasschlauch oder Veronal- tabletten und so. Das ist schließlich noch nicht einmal so schlimm. Dann ist die Geschichte mit einemmal vorbei. Aber sowas liegt mir nicht. Ich meine, wenn jemand ganz bewußt sein ganzes künftiges Leben verpfuscht und' sich unglücklich macht, dann ist das doch ein seelischer Selbst- mord. Nicht wahr?" "

Ja. aber

Sehen Sie, Herr Iangenberg, ich habe wirklich das Gefühl, als ob Sie es gut meinen, und es gibt Augenblicke, in denen der Mensch mit sich selber nicht mehr fertig wird und einmal die Meinung eines anderen hören muß. Ich vermute ganz bestimmt, daß heute vormittag, kann auch nachmittags oder morgen sein, Herr Werner Pistor, in Firma Auktionshaus Pistor G. m. b. H., antreten wird, einen großen Blumenstrauß in der Hand, und sich mit mir verloben will."

Einen Augenblick überlegte Herr Zangenbrrg.

Sie lieben ihn nicht?"

Irma lachte kurz auf.

Sonderbare Frage!",

Na ja, mein Geschmack wäre dieser junge Herr aller- I

dings auch nicht. Aber Eie können ihm doch einen Korb geben."

Gehen Sie, das kann ich eben nicht, ohne einen rich- tigen Betrug zu begehen."

Nanu?"

,Lawohl, einen Betrug! Sie wissen, daß Werner Pistor uns damals ohne Wissen und dann sogar gegen den Willen seines Vaters das Geld auf die Villa geborgt hat, ohne das wir die Löhne nicht hätten zahlen können/ Glauben Sie, er hat das aus Freundschaft getan? Am Abend vorher, auf unserer sogenannten Gesellschaft, hat er mir so eine Art Antrag gemacht. Natürlich habe ich ihis ausgekocht. Dann, am nächsten Morgen, bin ich zu ihm ge­laufen. Das heißt eigentlich zu seinem Vater, der zufällig nicht da war, und dann ja, Herr Zangenberg, dann habe ich ganz hinterlistig gehandelt: ich hatte ihm sehr wohl angemerkt, daß er mir das Geld nur leihen würde, wenn ich seine Werbung annehmen wollte. Wir haben darüber nicht mit Worten gesprochen, aber na ja man ist schließlich neben der Fliegerei und anderem auch Frau. Jedenfalls, er hatte aus meiner Art die Ueberzeugung,' und daraufhin gab er das Geld. Wenn ich ihn jetzt also abblitzen lasse, habe ich bewußt betrogen. Dann habe ich ganz genau so gehandelt wie etwa ein Kaufmann, de^, einen Haufen Sichtwechsel ausgibt, in der festen Ueber­zeugung, daß er sie am Verfalltag nicht einlösen kann; und, soviel ich weiß, steht auf so etwas Gefängnis."

Das ist doch etwas anderes."

Nein! Er hat mir das Geld gegeben in der festen Ueberzeugung, daß ich seine Braut werde, und ich habe es in der festen Ueberzeugung genommen, daß ich das nicht kann, habe aber sehr deutlich gefühlt, wie er das auffaßte. Das heißt, ich muß gestehen, in jenem Augenblick war mir alles gleich. In jenem Augenblick, in dem ich fürchtete, sie könnten meinen Väter einsperren, habe ich mir eingebildet, ich könnte alles, sogar Werner Pistor heiraten." ^

(Korts. folgt.)