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Amtsblatt sür das Oberamt Fleuenbürg
Rr.7»
Dienstag den 24. März 1S3S
94. Jahrgang
VöNerbundSlagmm um 24 Simsen verschoben
eZ. London, 23. März
Die sür Montag nachmittag anberaumte nichtöffentliche Sitzung des Völkerbundsrates, in der die Aussprache über Las Locarno- Papier begonnen werden sollte, ist in Erwartung der deutschen Antwort um 24 Stunden verschoben worden.
Diese Verschiebung ist nicht zuletzt auf die Schwierigkeiten zurückzuführen, die sowohl innerhalb der Locarno » Nest- machte, wie auch in der öffentlichen Meinung Englands bestehen. Italien hat sich bis jetzt zu dem Locarno-Papier nicht geäußert. Daß man sich aber lebhaft um eine solche Aeußerung bemüht, geht auch daraus hervor, daß im Dreizehner - Ausschuß des Völker- bundsrates der Vorsitzende Madariaga Spanien) und der Generalsekretär des Döl- erbundes, Avenol, beauftragt wurden, an die Negierungen Italiens und Abessiniens heranzutreten, um festzustellen, welche Möglichkeiten sür die Herbeiführung eines Waffenstillstandes und für den Abschluß eines Friedens „im Geiste des Völkerbundspaktes" bestehen. Gleichzeitig verlautete aber auch, daß die Frage der Aufhebung der Sanktionen gegen Italien noch von der gegenwärtigen Ratstagung überprüft werden soll.
Sorgen der kleinen Skaaken
in einer englischen Rundfunkansprache über 103 amerikanische Sender die öffentliche Meinung der Vereinigten Staaten zu bearbeiten, wobei er erklärte, daß die Annahme der Vorschläge zu einem Verhandlungsbeginn führen würden. Das hat aber die Nervosität in Paris nicht beruhigen können. „Paris Midi* klagte am Montag, daß der nationalsozia- listische Standpunkt die Oberhand zu behalten scheine. Es sei sicher, daß die britische Negierung sich schließlich dem deutschen Standpunkt fügen werde.
Eden über die Vorschläge der LoearnomSchie
DNB. London, 23. März. Auf eine Anfrage im Unterhaus nach dem Stand der internationalen Lage erklärte Außenminister Eden, daß der Inhalt der Botschafter v. Rib- bentrop übermittelten Dokumente den Charakter von Vorschlägen habe.
In dem innerpolitischen Streit über den
Wert oder Unwert der in dem Memorandum enthaltenen Vorschläge der Locarnomächte ist eine bemerkenswerte Entwicklung eingetreten. Das führende Mitglied der oppositionellen Arbeiterpartei, Tom Johnston, will in der bevorstehenden außenpolitischen Aussprache im Unterhaus die Regierung um die Veranstaltung einer Volksabstimmung ersuchen, bevor die Besprechungen zwischen den Generalstäben Englands, Frankreichs, Belgiens und Italiens, die für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen mit Deutschland vorgesehen sind, stattfinden. Der „Cvening Standard" nimmt an, daß diese Forderung in der bevorstehenden außenpolitischen Aussprache eine hervorragende Rolle spielen werde. Dieser Teil des Memorandums, so schreibt das Blatt, verursache nicht nur bei den Arbeiterparteilern, sondern auch bei den Regierungsanhängern ernste Besorgnisse.
DNB. Berlin, 23. März. Wie wir erfahren, wird sich Botschafter von Ribbentrop im Laufe des morgigen Dienstag nach London zurückbegeben.
Erste Vassagiersahrt mit..L3.12S"
Bekanntlich haben am Samstag die skan- dinavischen Staaten. Spanien und Italien Beratungen abgehalten, welche Linie sie gegenüber dem Locarno-Papier einnehmen sollen. Es handelte sich, wie die „Times* melden, nur um einen Meinungsaustausch, zu dem der dänische Außenminister Munch eingelsden hatte. Uebereinstimmend hat man die Ansicht vertreten, daß jede Verstrickung des Völkerbundes in die Locarno-Streitigkei- ten vermieden werden soll. Am Montag war- den diese Besprechungen fortgeführt. Das Munch nahestehende Kopenhagener Blatt „Politiken" stellt in diesem Zusammenhänge fest, daß eine Neuordnung der europäischen Politik nur auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung möglich ist. Die logische und moralische Stärke Deutschlands liegt darin, daß die übrigen Mächte trotz ihrer Zusage hinsichtlich der Einräumung der Gleichberechtigung an Deutschland niemals den entscheidenden Schritt in dieser Richtung haben tun wollen.
„Schluß mit dem Unsinn!"
Mit diesen Worten wendet sich Oliver Baldwin. der Sohn des britischen Mini- sterpräsidenten. gegen das Wiederaufleben des Versailler Vertrages. Er gibt damit der Meinung der breitesten Oeffentlichkeit Eng- lands wieder, eine Meinung, um die auch die Tagespresse nicht herumkommt. Die Verschiebung der Unterhausaussprache über di? Außenpolitik, die am Dienstag hätte statt- finden sollen, wird ebenfalls auf den Widerstand der Öffentlichkeit und eines Teiles des Parlaments gegen das Locarno-Papier zu- rückgesührt. „Times" weisen auf die völlige Sinnlosigkeit des Vorfchla- tzes hin, internationale Truppen m daS deutsche — und nur in das deutsche — Grenzgebiet zu schicken. Das Blatt betont daher auch, daß die Vorschläge der Locarno-Rest- Mächte kein Ultimatum darstellen und hofft daher, daß die Antwort Hitlers mehr als eine glatte Absage sein werde. Wenn Flandin in der französischen Kammer die „fürchterliche Unbilligkeit" der Zumutung hervorgehoben hat, französisches Gebiet durch internationale Truppen besetzen zu lasten, so muß die gleiche Empfindlichkeit auch dem Deutschen Reiche zugestanden werden.
Im übrigen wendet sich die öffentliche B nung Englands auch gegen britisch - frar fische Generalstabsvereinbarungen, in dei der kleine Mann in England nur eine n Kriegsursache sieht. Ebensowenig kann es Mann von der Straße verstehen, daß j britische und italienische Truppen gemeins einen Polizeidienst versehen sollen.
Pariser Besorgnisse
. In Frankreich ist man in Politischen Ki en über die Wirkung des Locarno-Papie ^ehr beunruhigt. Dies zeigt sich auch in A allen der französischen Presse gegen Gr 'u tanni en. Flandin versuchte am Sonn'
Graf Zeppelin" milgestartet
Friedrichshasen, 23. März. Nach anderthalb Jahrzehnten besitzt Deutschland wieder zum erstenmal zwei stolze Luftkreuzer, „LZ. 129" und „Graf Zeppelin", die bei präch- tigem Frühlingswelter heute vormittag ge- meinsam zu einer Fahrt aufgestiegen sind. Um 9 Uhr trafen die Passagiere in zwei Omnibussen aus dem Werftgelände ein. 24 Passagiere bestiegen das Luftschiff „GrafZep - peli n". Es sind Angehörige der Werft und des Reichkluftfahrtministeriums. Kapitän von Schiller übernahm die Führung des „Gras Heppelin". Durch das östliche Hallentor verließ dieser seine Halle. Nachdem der Luftriese in die Windrichtung gedreht war, stieg er 9.30 Uhr auf.
Inzwischen haben 101 Passagiere im „LZ. 129" Platz genommen. Größtenteils sind es Pressevertreter, die auf Einladung der Zeppelin-Reederei die Fahrt mit LZ. 129 mit- machen. Die Führung des Schiffes liegt in den Händen von Kapitän Lehmann. Dr. Ecke - ner war auf dem Gelände anwesend, um dem Start der beiden Luftschiffe beizuwohnen. Während „Graf Zeppelin" über dem Bodensee kreuzte, verließ LZ. 129 seine Halle und startete 9.55 Uhr zu einer Probefahrt. /
Glatte Landung
Es war ein unvergeßliches Erlebnis, zwei stolze Luftschiffe im herrlichsten Frühlingssonnenschein über dem Schwäbischen Meer kreuzen zu sehen, „Graf Zeppelin" schlank und majestätisch. „LZ. 129" wuchtig in seiner Stromlinienform. Die Szenerie der schneebe- deckten Schweizer Alpen erschien greifbar nahegerückt. Die von Bord des „LZ. 129" ge- sandte Radiomusik war vom Boden ans deutlich vernehmbar. Auf dem Flugplatz in Löwental vollzog sich die Landung des neuen Luftschiffes. Um 15 Uhr traf die Haltemannschaft per Auto vor der Halle ein. Ein neuer. 22 Meter hoher fahrbarer Ankermast und der Heckwagen standen auf dem Flugplatz bs- reit. Mit Gelang zog der Arbeitsdienst aus und übernahm den Äbsperrdienst. Plötzlich bewölkte sich der Himmel und es setzte leichter Regen ein. 15.38 Uhr gelang eine glatte Lau- düng. Das Luftschiff wurde mit der Spitze an dem fahrbaren Ankermast befestigt, das Hintere Laufrad ruhie auf dem Hcckwagen und eine Viertelstunde später war „LZ. 129" in seiner neuen Halle wohlgeborgen.
Nach der Bergung des Luftschiffs „LZ. 129" begibt sich die Haltemannschaft mittels Lastautos zum Zeppelingelände. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" hat seine neunstündige Werkstättenfahrt beendet und fährt 17.15 Uhr zur Landung an. Die Funkbeschickung und Peilversuche sind gut gelungen. 17.20 Uhr befindet sich „Graf Zeppelm" in sicheren Händen der Haltemannschaften und wird in seiner Halle wieder festverankert. In Halle 2, die .LAlZS* heute früh verlassen har, wird
mit der Montierung des Baurings sür „LZ. 130" bereits begonnen.
In der Nacht vom 30./31. März tritt „LZ. 129" seine erste Südamerikafahrt direkt nach Rio de Janeiro an.
An Vor- von „L3.129"
Von dem an der Fahrt des „LZ 129* teilnehmenden Redaktionsmitglied des NNB.» Stuttgart erhalten wir folgenden Bericht über seine Eindrücke und Erlebnisse:
Während wir diese Zeilen niederschrciben. kreuzen wir über dem Bodenfee, sitzen im Schreibzimmer des Luftriesen und lassen die ungeheuren Eindrücke dieses herrlichen Erlebnisses auf uns einstürmen. Mit bangem Herzen erlebten wir den Föhneinbruch, der in der Sonntagnacht über die Alpen hereinkam und der, hätte er angehalten, unsere Hoffnung mit einem Schlag zunichte gemacht haben würde. Doch gegen Morgen, ein Wunder war geschehen, glätteten sich die wild gewordenen Wogen des Sees und ein Tag dämmerte herauf, wie man ihn sich nicht schöner wünschen konnte.
Zu einem tausendfältiben Erleb- n i s sollte er werden. Was seit dem Kriege nicht mehr geschehen konnte, heute wurde es Ereignis: Beide Luftschiffe, der alte, in un- zähligen Fahrten im Sturm erprobte „Gras Zeppelin" und „LZ. 129", das jüngste, modernste und größte Luftschiff der Welt, starteten kurz hintereinander und traten die emeinsame Reise über das Schwä- ische Meer und besten Randgebiete an. Wir haben Glück und werden dem neuen Luftschiff zugeteilt. Die Formalitäten sind rasch erledigt. Wir steigen ein. das Schiff wird
ausgewogen, setzt sich in Marsch, wird in die Windrichtung gestellt und der ganze Start vollzieht sich genau so, wie wir ihn von unten schon oft erlebt haben. Und doch ist es heute ganz anders. Während wir unwillkürlich darüber reflektieren, ertönt das Kom- mando: „Luftschiff Marsch!" Wie von unsichtbarer Gewalt in die Luft gehoben, schwingt sich das Schiff in den Aether. Immer kleiner werden die zurückbleibenden Menschen unter uns, die uns begeistert Ab- schied zuwinken, während das Bordgrammo. Phon das Abschiedslied „Muß r denn zum Städtele naus" anstimmt. Nur Sekunden dauert es, dann sind wir über dem See.
In der Ferne ist bereits „Graf Zeppelin" sichtbar, der. von der Morgensonne beschienen, direkt auf uns zusteuert. Es ist ein gerade z u p h a n t a st i s ch e 8 B i l d, als er uns nach wenigen Augenblicken auf gleicher Zone begegnet. Jetzt schwenkt ex ein und folgt unS in Kiellinie, dreht wiederum ab und fährt im rechten Winkel unter unS hinweg. Wie ein getreuer Ekkehart folgt der Schatten unseres eiaenm Schiffes und aibt unS ie nach
MtMftUIMN
bei Rigaer SruMrn
Berlin, 23. März
Wie wir auS Riga erfahren, erschienen i» der Nacht von Donnerstag auf Freitag, den 13. März, unerwartet in einer deutschen Privatwohnung in Niga Beamte der lettischen politischen Polizei und verhafteten alle 15 a« einem geselligen Beisammensein teilnehmenden Baltendeutschen. Unter den Verhafteten befindet sich auch Erhard Kroeger, führender Vertreter einer Gruppe der jungen Generation des baltischen Deutschtums. Sämtliche Verhafteten wurden noch in der gleichen Nacht in das Haftlokal der politischen Polizei gebracht. Hier werden sie fortgesetzt Verhören unterworfen. Gleich nach der Verhaftung hat die politische Polizei eingehende Haussuchungen in den Wohnungen der Verhafteten vorgenommen, wobei sie verschiedene Schriftstücke, Briefwechsel, Bücher u. a. beschlagnahmte. Welche Vergehen den Verhafteten zur Last gelegt werden, ist einstweilen nicht bekannt.
Im Zusammenhang mit dem in Lettland herrschenden Kriegszustand hat die politische Polizei die Möglichkeit, die Verhafteten bis zu sechs Wochen in Untersuchungshaft zu behalten. Wie wir ergänzend erfahren, nahm die politische Polizer am Donnerstag, den 19. März, abends. weitereVerhastun- gen und Haussuchungen in deutschen Kreisen vor. Es wurden weitere 17'Deutsche, darunter zwei Schüler, verhaftet. Auch hier wurde kein Grund angegeben, warum die Verhaftung erfolgte.
Größe desselben einen vergleichenden Maßstab über die von „LZ. 129" ungefähr eingehaltene Höhe. Der Ausblick aus den großen Schiebefenstern der Gesellschaftsräume ist wundervoll.
Da ist Konstanz, Ueberlingen, die Mainau, die Reichenau, hier ist wieder Lindau und dort in der Bucht liegt Bregenz. Besondere Höhepunkte der Fahrt sind die Augenblicke, in denen der Rheinfall bei Schaffhausen und der Hohentwiel unmittelbar überflogen werden. Inzwischen sind wir auf über 1000 Meter — die Maximalhöhe des heutigen Tages — gestiegen und die Bodensecdampferi erscheinen nur noch wie winzige Spielzeuge^ die unbeweglich auf der riesigen blaugrünen Wasserfläche liegen.
Ein Flugzeug überholt uns mit Leichtig- keit, denn die Schiffsleitung unter Kapitän Lehmann hat in unserem Interesse gar nicht den Ehrgeiz, die größte Schnelligkeit aus dem Schiff herauszuholcn. Nachdem das Auge zunächst gesättigt ist von all den grandiosen Naturschönheiten, haben wir das Bedürfnis, uns ein wenig imInnerndeS Schiffes umzusehen, in dem während der Fahrt großer Betrieb herrscht. Ueber 7 0 Passagiere, das meiste Pressevertreter der größten deutschen Zeitungen und Vertreter des Reichsluftfahrtministeriums, haben es sich in den modernen Klubsesseln bequem gemacht. Sie schreiben ihre Eindrücke nieder, plaudern angeregt oder ergehen sich in den weiten Räumen des Speisesaals und der Gesellschaftszimmer.
Gegen 11 Uhr ruft Obcrsteward KubiS »um ersten Frühstück, das auf schneeweiß ge- deckten separaten Tischen eingenommen wird.
3 Jahre Nationalsozialismus:
Üeichsautobahnen, öle Straßen Tlüolf Hitler« Deine Stimme öem §ührer! ""
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