Donnerstag den 12. März 1936

Der EnztAer

84. Jahrgang Nr. 80

Vklirttsmdsrs

Aornwestheim, 10. März. (Drei Laden- einbrü ch e.) In der Nacht zum Montag wurde in Kornwestheim in einem Kolo- nialwarengeschäft eingebro ch e n und die Ladenkasse mit 60 Mark Inhalt entwendet. Weiter wurden einige Packun­gen Zigaretten mitgenommen. Die Täter nahmen ihren Eingang durch das un Erd­geschoß befindliche Küchenfenster, an dem Vor­her der obere Flügel geöffnet worden war. Weiter wurde in der gleichen Nacht in einer Metzgerei in Kornwestheim ein Ein­bruch versucht. Der Täter wurde dabei ge­stört. Ferner wurde einige Tage vorher in einem Bäckerladen eingebrochen und die Geldkasse im Betrag von etwa 140 Mark ge­stohlen.

Friedrichshafen, 10. März. (Eine Neichsseesportschule am Boden­see.) Nachdem im Herbst vergangenen Iah- res die erste Neichsseesportschule der HI. in Prieros (Mark) eingeweiht worden ist. wird nunmehr in Seemoo 8 eine zweite Neichs- Sccsportschule errichtet. Diese Schule wird der Ausbildung von HI. aus den südlichen Gebieten des Reiches dienen. In vierwöchigen Kursen werden jeweils 80 Führer der Marine-HI. erfaßt. Die Schule liegt un­mittelbar am Bodensee. Sie besitzt einen Bootshafen, eine Bootshalle und einen gro­ßen Sportplatz. Zur Ausbildung stehen sechs vierzehnriemige Kutter und zwei Segeljachten zur Beifügung. Besonderer Wert wird bei Durchführung des Lehrganges auf die Welt» anschauliE Ausrichtung der Teilnehmer ge­legt.

Nenernaniller MMsverbanösleiter

im Reichsverband der Deutschen Zeitungs- Verleger

Stuttgart, 10. März.

Berlagsleiter Alfred Gutbrod (NS.- Kurier) wurde zum Leiter des Landesver­bands Württemberg im Reichsverband der Deutschen Zeitungsverleger ernannt.

Verlagsleiter Gutbrod entstammt einer alten württembergischen Familie, die seit Jahrhunderten in der Gegend von Neut- ttngen und Tübingen ansässig ist. In der Bewegung war er bereits seit 1923 tätig, insbesondere bet den nationalen Wehrver­bänden in Frankfurt a. M. An der Entwick­lung der Parteipresse in Frankfurt a. M. hatte er schon seit 1930 tätigen Anteil. Die Berlagsleitung des Frankfurter Volksblattes übernahm er auf Wunsch des Gauleiters im Herbst 1933.

LuMiMm Lrhmann Zs Mrs alt

Friedrichshafen, 10. März. Am 12. März kann der Direktor der Deutschen Zeppelin- reederei und Führer des neuen Luftschiffes LZ. 129", Dipl.-Jngenieur und Oberleut­nant z. S. d. R., E. A. Lehmann seinen 50. Geburtstag begehen.

1886 in Ludwigshafen a. Rh. geboren, be­suchte er von 19061912 die Technische Hoch­schule in Charlottenburg, wo er sich dem Schisf- baustudium widmete und das Ingenieur- Diplom erlangte. Nach einjähriger Tätigkeit bei der Kaiserlichen Marinewerft in Kiel als Marinebauführer war Kapitän Lehmann bis zum Kriegsausbruch bei der Luftschifsahrts- AG. (Delag) als Luftschifführer derSachsen"

tätig. Von 1914 bis 1917 war er Führer von Armeeluftschiffen, u. a. derSachsen", des L. XII",LZ. 90",LZ. 98" undLZ 120". Mit dem letzteren Luftschiff hat sein Lenker eine Fahrt mit 105 Stunden Dauer ausgeführt, um damit die Möglichkeit für die bekannte Afrika­fahrt desLZ. 129" zu. erproben. Für seine hervorragenden Leistungen wurde Luftschiff- führer Lehmann mit dem E.K. I. und II. Kl. und mit vielen Orden ausgezeichnet. Im Jahre 1917 wurde der auf vielen Fahrten bewährte und erfahrene Offizier zum Luftschiffbau Zep­pelin kommandiert, und zwar als Leiter der Bauaufsicht. In diesem Amt war er wesent­lich beteiligt an der weiteren Entwicklung des Kriegsluftschiffbaus.

Vom Jahre 1920 bis März 1935, wo er zum Direktor der neugegründeten Deutschen Zeppe­lin-Reederei ernannt wurde, war Luftschiff­führer Lehmann Prokurist beim Luftschiffbau Zeppelin. Von 1923 bis 1927 war er Vize­präsident derGoodyear Zeppelin Corpora­tion" in Akron (Ohio). Seine fachwissenschaft­lich-publizistische Arbeit, die in zahlreichen Ver- öffentlichungen in amerikanischen Fachzeit­schriften und auch in einem BuchThe Zeppe­lins" niedergelegt ist, machte das große deutsche Werk im gesamten englisch-amerikanischen Sprachbereich bekannt. Er war es auch, der im Jahre 1924 als Luftschifführer an der Üeber- führungsfahrt des ZR. III nach Amerika teil­nahm und der von 1928 an bis zum heutigen Tage als Verantwortlicher Kommandant fast alle Fahrten desGraf Zeppelin" mitgemacht hat.

Stuttgart, 10. März.

lieber den Sprechchor, seine Schwierigkeit und Wichtigkeit, sowie über seine Praktische Einsatzmöglichkeit sprach gestern Oberbann, führer Noethlichs von der Reichsjugend- sührung zu den Kulturbeauftragten der Schwäbischen Hitler-Jugend und der. Kul­turgemeinde der Jugend.

Anschließend machte der Hauptreferent sür bildende Kunst von der Reichsjugendführung Unterbannführer Hartmann grundsätz. liehe Ausführungen überKulturauffassung der jungen Generation". Die Kulturarbeit der Hitler-Jugend ist eine Politische Notwen­digkeit. Sie ist dazu berufen, große Erlebnisse zu schaffen, jene Erlebnisse zu übermitteln, aus denen dann der Glaube wächst, der der Atem ist unserer Revolution. Es gab einmal eine Zeit in Deutschland, da war das Kunst- werk nicht mehr die Gestaltung einer Idee, sondern wurde von jenen bleichen langhaari­gen Kaffeehauskünstlern als das gepachtete Feld betrachtet, auf dem sie sich in Farben und Form Feinheiten und Raffiniertheiten austoben konnten.

Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stand nicht das Kunstwerk selbst, sondern die Debatte über das Kunstwerk. Der damit einsetzende thema­tische und formale Niedergang wurde von den Kunstgeschichtlern jener Tage, die jeden gesunden Instinkts bar waren, nicht als Aus- Wirkung eines rassischen Zerfalls und als eine Krankheitserscheinung gewertet, sondern als eine Weiter- und Höherentwicklung. Der Künstler jener Zeit war kein Volksgenosse, kein Kamerad dem Arbeiter und dem Bauern, sondern bestenteils ein interessanter Außen- fester der bürgerlichen Gesellschaft.

Einsendung der SeimarbeiterWen

Der Treuhänder der Arbeit für das Wirt- schaftsgebiet Südwestdeutschland Dr. Kim- mich hat auf Grund der Zweiten Durch­führungsverordnung zu dem Gesetz über die Heimarbeit vom 20.2.1935 für alle Gewerbe- zweige im Wirtschaftsgebiet Südwestdeutsch, kand folgendes angeordnet:

Alle Gewerbetreibenden und Zwischenmei­ster haben die Listen der in Heimarbeit Be- schäftigten und der Zwischenmeister, sowie derjenigen Hausgewerbetreibenden und an­derer arbeitnehmerähnlichen Personen, die den in Heimarbeit Beschäftigten nach 8 2 Abs. 2 und des Gesetzes über die Heimarbeit vom 23. 3. 1934 gleichgestellt sind, bis zum 15. April eines jeden Jahres in doppelter Ausfertigung an das Arbeitsamt einzusen- den. das für den Betrieb des zur Listen- sührnng Verpflichteten zuständig ist.

In den Listen sind alle die Personen im Sinne des Abs. 1 aufzunehmen, die in der Zeit vom 1. 4. des vergangenen Jahres bi? zum 31. 3. des laufenden Jahres von dem zur Listenführung Verpflichteten beschäftigt worden sind, lieber Form und Inhalt der Listen gibt der 8 1 der Zweiten Durchsüh- rungsverordnung vom 20. Februar 1935 zum Gesetz über die Heimarbeit vom 23. 3. 1934 Auskunft. Die Liste ist so aufzustellen, daß die Namen der Heimarbeiter nach Bür­germeisterämtern zufammengefaßt werden.

Diese Anordnung tritt mit der Ver­öffentlichung im Neichsarbeitsblatt in Kraft. Die Listen sind erstmals bis zum 15. April 1936 einzusenden.

Wir aber wißen, daß die Kunst blutge­bunden ist, daß die rassische Substanz deS Kunstwerkes zur rassischen Substanz des Volkes spricht und wir sehen das Kunstwerk stets im Zusammenhang mit dem Künstler. Er. der ein unbedingter Könner sein muß, der wirkliche Leistungen an den Tag legen muß, soll für uns kein Einzelgänger sein, sondern ein Glied der Gemeinschaft. Der Künstler schöpft seine wertvollste Kraft aus dem Leben der Gemeinschaft und befruchtet dann wiederum durch seine Gestaltung, durch sein Werk die Gemeinschaft. Jene Lager, in denen die Reichsjugendführung die jungen Künstler zusammenzieht, sind Beweis dafür. Nicht nur Könner darf der Künstler sein, sondern er muß in sich spüren die Leiden- Ichaften des neuen Wollens, den 'Rhythmus der Revolution, er muß ein Kämpfer für Deutschland sein.

Unterbannführer Hartmann sprach dann im einzelnen über die Werkarbeit. die in dem BdM. schon schöne Früchte ge­zeitigt hat und die nun auch in der Hitler- Jugend in großem Maße vorangetrieben wird. Seine Ausführungen über den Heim­bau, sowie die Bekanntgabe eines neuen ge­gründeten Arbeitsausschußes für Heim- grün düng in der Reichsjugendführung waren für die Zuhörer von größtem Inter- esse. So wie die Heime schon der äußeren Form nach unserem Stile entsprechen und aus den künstlerischen Gegebenheiten wachsen müssen, so müssen unsere Heime auch im Innern einfach, sauber, klar und echt sein. Selbst der kleinste und einfachste Gegenstand unserer Heime muß etwas von der Würde unserer Beweauna in sich tragen.

Bei der F e ierg estältun g gibt es bei uns keine Trennung zwischen Darbietenden und Zuschauenden, sondern nur Mitfeiernde, Mitgestaltende. Die junge, die nationalsozia­listische Kunst ist wie die große Kunst aller Zei­ten. (Kölner Dom, Uda von Naumburg) im besten Sinne propagandistisch und ist von die­ser Seite gesehen nicht nur die Kraftspenderin für den Kampf, sondern selbst eine scharfe Waffe.

Am Nachmittag sprach der Hauptreferent für Musik von der Reichsiugendführung, Bann­führer Stumme überUnser Musizieren". Wie wir keine Kunst um der Kunst willen ken­nen, so gibt es auch sür uns keine Musik un» der Musik willen. Grundlage für das Musik­verständnis und jeder Musikarbeit überhaupt ist das Lied. Wir wollen nun keine verwässer­ten, süßlichen Lieder, sondern die strengen und starken Lieder, in denen ein Glauben lebt, in dem das Leben unserer Zeit mitschwingt. Wir wollen das Bekenntnislied. Aber nicht nur Lieder feierlichen Charakters sollen von uns epflegt werden, sondern ebenso das lustige, as gesellige Lied. Wir wißen Wohl, daß daS Lied politische Ausrichtung geben kann, aber wir verfallen nicht in den Fehler jener kleinen Singgruppen, die da meinen, durch gemein­sames Singen allein ein Volk schmieden zu kön­nen.

Es folgte dann eine groß angelegte Aus­sprache über sämtliche Gebiete der Musik, die »n der Hitlerjugend betrieben werden, und über sämtliche organisatorischen Möglichkeiten, die verwertet werden können, um den Stand unse­rer jungen Musik weiterhin heben zu können und im ganzen Volke zu verankern. Dabei wurde insbesondere Wert und Bedeutung der Spielschararveit herausgestellt. Keine kultu­rellen Gruppen sollen diese Spielscharen sein, sondern Stoßtrupps unserer junaen Kultur, die ein politisches Gesicht trägt.

Auszug 2 - Normalfilm

Der erste Spielfilm der schwäb. Hitler-Jugend ist fertiggestellt

In diesen Tagen trafen aus Berlin die Zensurergebnisse für den neuen Jungvolk­spielsilmIungzug 2" ein. der ja bekannt­lich rm vergangenen Sommer durch das Re- ferat Film in der Abteilung Presse und Pro­paganda des Gebiets auf der ostfriesischen Insel Langeoog und in Stuttgart gedreht worden ist. Die Beurteilung der zuständigen Stellen ist äußerst erfreulich und spricht dem Filmschaffen der schwäbischen Hitler-Jugend seine volle Anerkennung aus. Die Neichs- sugendführung zensierteJungzug 2" mit besonders wertvoll" und die Fjlin- oberprüfstelle der Reichspropagandalertung hat dem Bildstreifen das PrädikatVolks- oildend" verliehen.

Es ist interessant, in diesem Zusammen­hang zu erfahren, daß der ursprüngliche Schmalfilm nun als Normalfilm-Kopie er­scheinen wird und am 22. März das erste- mal in seiner Uraufführung im Universum Stuttgart läuft. Dieser erste Spielfilm der schwäb. Hitler-Jugend schildert das Werden eines Jungzuges und stützt sich in seinem Drehbuch auf das gleichnamige BuchJung­zug 2", daS im Loewes-Verlag, Ferdinand Carl. Stuttgart, erschienen ist. Bon grauen Hinterhöfen und dunklen Groß-Stadtstraßen führt die spannende Handlung in die Hellen Zelte des Nordseelagers, auf Dünen und wei­ten Strand. Man wird mit Recht auf die Erstaufführung dieses Films gespannt sein müssen.

Hunstaussafflilig der jungen Generation

Die Kulturarbeit der HI. als politische Notwendigkeit

^ (Urheberschutz durch T. Ackermann. Romaihentrale Stuttgart) 33 s

Ein prüfender Blick des Bruders flog zu Irma hin­über. Aber sie schüttelte energisch den Kopf.

Wir wollen lieber von was anderem sprechen. Ich glaube, wir werden bald wieder einmal Bankrott ma­chen müssen. Warum nicht? Wir sind ja so schön in der Uebung: Vater, der seit vier Jahren gewohnt ist, nur zu arbeiten, und mir vertrauensvoll die sogenannte Buchsüh- rung überläßt, braucht so gut wie gar nichts für sich, ab­gesehen von den paar Groschen, wenn er mit Knhlekamp mal zu Aschinger geht. Mutter läßt sich ebenso selbstver- stündlich von mir Wirtschaftsgeld geben. Wenn wir nicht die paar Reparaturen für Pistor machen könnten andere Aufträge kommen nicht und von Pistor nehme ich grund­sätzlich kein Geld, ehe die Schuld abgetragen ist."

Die Villa wird ja nun zwangsversteigert."

Von Pistor nehme ich trotzdem kein Geld. Niel Ich will nicht!"

Alfred nickte.

Die paar Pfennige, die von meinem Autoverkauf selbstverständlich auch durch Pistor übrigblieben, rei­chen höchstens noch diesen Monat."

Dann müssen wir inserieren."

Kommt auch kein Mensch. Haben es ja versucht."

Dabei ist es schade um Vater. Er ist unglaublich geschickt. Ja, wenn er Modelltischler werden könnte."

,Wenn' ist das ekelhafteste Wort in der Sprache. Du, wenn der Tag kommt, wo ich Mutter sagen muß, daß wir die ganze Zeit nur von den paar Pfennigen ge- lebt haben und daß sie alle sind!"

Ich glaube, wir sind heute beide besonders miese- peterig. Vielleicht kommt noch das große Wunder. Laß mal. ich bringe jetzt den Brief zum Kasten. Dann habe ich vielleicht den Kopf freier."

Was hatte es für Zweck, sich unnütz den Kops zu zer- martern. Heimlich kramte er die paar letzten Spargro­schen zusammen, um in derMorgenpost" zu inserieren. Ein Meister wie der Vater »nutzte doch Arbeit finden!

Eben sahen sie, wie Fritze Kuhlekamp den Vater zur

Konferenz hinüberholte. Irma eilte »hm nach.

*

Professor Prätonus saß an seinem Schreibtisch und hielt einen Brief in der Hand.

Sehr verehrter Herr Professor! Ihre große Güte und Ihre Anteilnahme an mir ist mir wie ein unver­dientes, herrliches Geschenk. Ich fühle, wie Sie es mei­nen, wie edel Sie denken, und ich möchte nicht, daß Sie mich für undankbar halten, wenn ich auch jetzt Ihrer Einladung nicht folge. Ich darf nicht! Ich darf nicht! Wenn ich daran denke, daß ich noch einmal mit Ihnen zusammensitzen und Ihnen zuhören, den stille:» Reiz Ihres Heims empfinden dürfte, krampst sich »nein Herz zusammen. Ich habe mir lange überlegt, was ich tun soll. Jetzt habe ich mich zu der Ueberzeugung durchge­rungen, daß es eine Notwendigkeit für niicli ist, Ihnen gegenüber ganz offen zu sein, damit Sie mich verstehen. Ich kann und darf unter keinen Umständen wieder Ihr Haus betreten. Ich muß Ihnen etwas gestehen, was unter anderen Umständen noch lange mein Geheimnis geblieben »väre: ich liebe Fräulein Hella. Ich habe sie geliebt von der ersten Stunde an. Selbstverständlich hat sie keine Ahnung davon. Solange ich studierte und im­merhin die Hoffnung hatte, einmal einen akademischen Beruf ergreifen zu können, war ich der Hoffnung, daß vielleicht doch eininal eine Zeit kommen könnte, in der ich solche Gedanken hegen dürfte. Das ist jetzt vorbei. Es ist ganz selbstverständlich, daß ein geistig so hoch­

stehendes Mädchen sich nie an der Seite eines einfachen Handwerkers, der ich jetzt nun einmal werde, glücklich fühlen könnte. Ganz abgesehen davon, daß Sie nie zu einer solchen Heirat Ihre Einwilligung geben würden. So aber ist es für mich am besten, Ihr Haus nie wieder zu betreten. Bitte, nehmen Sie niir meine Offenherzig­keit nicht übel. Ich will ja nur, daß Sie einsehen, warum ich Ihre Hand nicht ergreifen kann, und ich bitte Sie herzlich: halten Sie mich auch weiterhin für einen Men- scher», der klar sieht, was seine Pflicht ist.

Mit dein Ausdruck meines innigen Danks in größ­ter Verehrung

Alfred Weigel."

Mehreremale hatte der Professor diesen Brief gele- n und nun saß er in tiefe Gedanken versunken an seinem ichreibtisch.

Seine erste Empfindung war eine gewisse Abwehr, ann aber schüttelte er den Kopf. Das war ein ganz rachtvoller, aufrechter, offener Junge! Lin Mensch, der , gewisser Weise Angst batte vor sich selbst und mit rück- chisloser Hand einen Riegel vorschob. Ein Liebesgeständ- is, das von vornherein die Ablelmung für selbstverständ- ch hielt. Sckadr um ihn! Schade!

Dabei »nutzte er an die Worte denken, die sein Kind )r wenigen Tagen gesprochen. Während der Professor och be» seinen Uebcrlegungen war, hatte Hella das Zim« er betreten. Sie stand in der Tür und sah der» Vatep l». Dieser blickte auf und steckte mit einer unwillkürlichen efangenheit den Brief In seine Schreibmappe.

Ja. Kind?" ^

Sie sagte mit einem vergeblichen Versuch, gleichgültig l scheinen:

Du hast einen Brief von Alfred Weigel bekommen.

Woher weißt du denn das?"

Weil sein Absender auf dem Umschlag stand.

Dann brauchst du in der Tat kein , s-in." Morts, folgte