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Die zweite Fahrt
Absolute LusttLiÄiigkelt erwiesen
Friedrichshafen, 5. März. Das neue Luftschiff LZ 129 ist heute vormittag 8.53 Uhr zu seiner zweiten Fahrt aufgestiegen. Die Führung hatte wiederum Dr. Eckener. An Bord befinden sich einschließlich des Führer-, Ingenieur- und Fahrpersonals 9 0 Fahrgäste, darunter Oberstleutnant Brelt- haupt, Referent für Luftschissahrt beim Reichsluftsahrtministerium. Es ist eine Fahrt von etwa acht Stunden Dauer vorgesehen, die etwas weiter ins Land hineinführen und wieder internen Messungen und Versuchen dienen soll.
Als wir gegen 8 Uhr das Werftgelände betreten, herrscht noch starker Bodennebel vor. In der Halle wird zur Klarmachung des "Schiffes letzte Hand angelegt. In den Moto- rengondeln sitzen bereits die Monteure, prüfen die Motoren und lasten sie auf Touren laufen. Tie Sandsäcke werden abgenommen, die Ankertane freigemacht, das Schiff wird ausgewogen. Jetzt öffnen sich die riesigen Tore der Halle wie von unsichtbarer Hand auseinandergeschoben. Führer- und Jn- genieurstab treten noch einmal zu einer kur- zen Besprechung zusammen und besteigen hierauf die Führergondel. Dann erfolgt ein letztes Auswiegen des Schiffes, das wie ein riesiger Walfisch gleichsam in der Halle schwimmt. Mit dem Kommando: „Gondel -los lassen, Luftschiff marsch!' wird LZ 129 gegen 8.45 Uhr aus der Halle gezogen. *
Nachdem das Luftschiff zunächst etwa zwei Stunden zu Versuchen über dem See und seinen Randgebieten gekreuzt hatte, nahn. es . östlichen Kurs aus München, das um -12.20 Uhr überflogen wurde. Nan> Meldung von Bord des Schiffes war es auf der Rückfahrt um 12.50 Uhr über Bad Tölz und be- ' nihrte um 14.30 Uhr Augsburg.
Gegen 15 Uhr erfolgte die Rückkehr nach Friedrichshafen. Noch eine Stunde kreuzte das Schiff über dem Bodensee und um i.6.20 Uhr erschien es über dem Werftgelände, auf dem bereits die Haltemannschaften angetreten waren. Nach kurzem Manövrieren wurde um 16.40 Uhr die glatte Landung vollzögen.
Mit seiner heutigen, nahezu achtstündigen Fahrt hat das neue Luftschiff „LZ 129" in dollem Umfange seine absolute Lufttüchtigkeit bewiesen.
Glückwunsch des Norddeutschen Lloyd
Nach Abschluß der Probefahrt des neuen Zeppelin-Luftschiffes „LZ 129" sandte der Norddeutsche Lloyd, Bremen, an die Reederei das folgende Glückwunschtelegramm:
„Zur glänzend verlaufenen Probefahrt des „LZ 129" herzliche Glückwünsche. Möge denr neuesten Erzeugnis deutschen Erfindergeistes und deutscher Technik allzeit glückhafte Fahrt beschieden sein zur Mehrung deutscher Weltgeltung. Norddeutscher Lloyd, Bremen.»
30 000 Dollar-Spende
für den Zeppelin-Konzern .. ,
- Tr. Eckener ist von amerikanischen Freunden ans Nenyork und Chikago eine Geldspende von 30000 Dollar zur freien Verfügung überreicht worden. Dr. Eckener hat diese Stiftung an- . genommen und wird sie zur Errichtung eines Erholungsheimes in Wackersberg bei Bad Tölz für Angestellte des ZePPelin-KonzerneS Friedrichshafen verwenden.
Kapitän Lehmann berichkek:
Tie heutige zweite Fahrt des LZ 129, die ursprünglich als Abnahmefahrt für die Behörden gedacht war, galt als Fortsetzung und Wiederholung der komplizierten Meß- und Steucrungsversuche des ersten Tages. Sie wurden zunächst in unzähligen Kreuzfahrten über dem See vorgenommen und zeitigten hervorragende Ergebnisse, besonders auch für die Projektierung weiterer Schilfe Dann drehte das Schiff ab in Richtung München, das, wie Kapitän Leh- m a n n in einer von ihm gewährten Unterredung feststctlte, unter dem Jubel der dortigen Bevölkerung um die Mittagsstunden überflogen wurde. Der Isar folgend erreichte das Lnstschisj Bad Tölz, kehrte dann wieder nach München zurück und geriet auf der Rückfahrt zwischen Augsburg und Waldsee eine Zeitlang in „dicken Dreck". Ueberhaupt war das Wetter während der ganzen Fahrt diesig und dunstig, so daß es mit der Sicht nicht weit her war. Die höchste erreichte Höhe betrug 1200 Meter. „Auch die Verpflegung haben wir ausprobiert", meinte Kapitän Lehmann, zündete sich dabei behag- lieh eine Pfeife an und schmunzelte über das ganze Gesicht. „Sie hat sabelhaft geklappt."
Hallo, hier spricht LZ 129...
lieber die nächsten Pläne befragt, teilte Kapitän Lehmann mit, daß bei einigermaßen anständigem Wetter bereits Frei- tag morgen die Z'ilassungsfahrt stattfinden werde. Wegen der starken In- ansprnch,lahme mit Uebersee werde zunächst wenig Zeit übrig bleiben für Pläne, die außerhalb dem bereits festgelegten und angekündigten Programm liegen. Ob schon Mille nächster Woche eine größere Fahrt mit
geladenen Gästen durchgesührt werden könne, sei noch unbestimmt.
Was auf den ersten beiden Fahrten ebenfalls einer eingehenden Prüfung unterzogen wurde, war der Funkbetrieb. Während am Mittwoch der Langwellen-Sender im Verkehr mit der Küstenfunkstelle Norddeich ausprobiert wurde, wobei gute Lautstärken erzielt und alle Erwartungen übertroffen wurden, ist heute der Kurzwellenbetrieb durchgeprüft worden. Darüber wußte Funk- ofsizier Speck etwa folgendes zu erzählen: -Wir haben zunächst einmal den Sender ans Welle 17—70 Meter abgestimmt und darnach mit einer Reihe von amerikanischen Küstenfunkstellen den Verkehr ausgenommen. Auf Welle 24 Meter gelang es, die Küstenfunkstelle Shattam sowohl telegraphisch als auch telephonisch zu erreichen. Telegraphisch klappte die Sache geradezu fabelhast. Wir stellten uns vor: „Hier ist „LZ. 129". machen zweite Probefahrt und
stimmen Sender ab." „Hallo, hier ist Shattam. Wir hören Sie sehr gut und danken für den Anruf," war die Antwort. Derselbe Versuch wurde nachher telephonisch durchgeführt. „Ist das nicht wunderbar!" meint der Funkofsizier. „Wir drücken bei Bad Tölz auf den Knopf und schon meidet sich eine 7000. Kilometer entfernte Station bereits auf den zweiten Anruf. Dabei mutz man bedenken, datz dies während der Tageszeit geschehen ist. Wir haben die größte Lautstärke gehabt, und die Sache hat uns heute einen Riesenspatz gemacht."
Funkofsizier Speck gab abschließend einige allgemeine Erklärungen über die Sende- und Empfangsanlage des Luftschiffes, die getrennt nebeneinander mit je 200 Watt arbei- ten. Auf der für Freitag vorgesehenen Zulassungsfahrt sollen Peilversuche gemacht werden, deren Ergebnis ebenfalls mit Interesse entgegengesehen wird.
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Oben: Letzte Vorbereitungen kurz vor dem Start. Man sicht im Vordergrund die Passagier-Räume, die in den Leib eingebaut sind, rechts eine der Motorengondeln. Die fünf Olympischen Ringe zieren das neue Luftschiff. — Mitte: Der neue Zeppelin „LZ. 129" in voller Fahrt. Man beachte die neuartige Anordnung der Passagierräume und der Führerund Motorengondeln. — Links unten: Dr. Eckener gibt die letzten Befehle. Unser Bild zeigt die große Führergondel, die nun vom Passagierraum ganz getrennt ist. — Rechts unten: Die gewaltigen Steuerflossen des „LZ. 129". Im Hintergrund die Zeppelinhalle. (4 Photos: Lechleiter, Friedrichshofen.)
Aittselraterr um Italiens Antwort
ich Gens, 6. Mürz.
Nach in Genf eingetrofsenen Meldungen aus Nom soll Italien bereit sein, dem Appell des Dreizehner-Ausschusses unter folgenden Bedingungen zu entsprechen:
>. Einstellung der Sanktionen. 2. Aufhören der Kriegsmateriallieserungen nach Abes- Pnuii. 3. Entsendung einer Kommission zur Unterinchung der Sklaverei in Abessinien. 4. Der Waffenstillstand darf von den Abessiniern nicht zu neuen militärischen Vorbereitungen benutzt werden. 5. Jede Einmischung
von dritter Seite außerhalb des Völkerbundes wäre unerwünscht. 6. Die italienische Negierung hält sich ihre letzte Entscheidung über die Fricdensbedingungen noch vor.
Zu diesen italienischen Bedingungen liegt bereits eine, allerdings noch nicht amtliche abessinischeStellung- nahme vor. Danach wäre die abessinische Negierung aus Anraten Englands bereit, den Appell des Dreizehnerausschusses unter der Voraussetzung anzunehmen, daß der Völkerbund eine Kommission nach Abessinien ent
sendet, deren Aufgabe es wäre, die italienisch - abessinische Front zu überwachen und dafür zu sorgen, daß beide Parteien ihre Verpflichtungen aus dem Waffenstillstand erfüllen.
Weiter verlautet, die abessinische Negierung habe ihre Absicht, die Vermittlung des englischen Königs zur Beilegung des Konflikts nachzusuchen, wieder aufgegeben, da dieser Gedanke bei der englischen Regierung keine Zustimmung fand. Der Völkerbund allein sei dafür zuständig.
Me Ankwork des Negus
Der Kaiser von Abessinien hat ans de» Vorschlag des Dreizehner-Ansschnsses wie folgt geantwortet:
Wir haben Kenntnis genommen von dem Telegramm, das Sie im Namen des Drei- zehner-Ausschusses meinem Außenministerium übermittelten. Alle Völkerbundsmitglieder Nüssen, daß wir alles, was möglich war, bereits vor Ausbruch des Krieges getan haben, um durch gerechtes Verhalten entsprechend dem Geist des Völkerbundes den Frieden zu bewahren. Unter Verletzring seiner internationalen Verpflichtungen und trotz der bis jetzt getroffenen Maßnahmen setzt Italien seinen'Angriff fort. Wir sind mit dem Beginn voir Verhandlungen unter Beachtung der Bestimm u n- gen des Völkerbunds Paktes einverstanden und nehmen Kenntnis davon, daß die Vorschläge vom Drcizehner-Ausschuß gemacht worden sind und daß die Verhäng lungen im Geiste und Nahmen des Völkerbundes stattfinden sollen. — Unsere ausführ, liche Antwort empfangen Sie durch Veruütt- lnna unseres Vertreters irr Paris.
Mas England meint
Die Entwicklung in Genf wird auch von der englischen Presse aufmerksam verfolgt. Der diplomatische Mitarbeiter des „Daily Telegraph" meldet aus Genf, Flandin habe versucht, ein Tauschgeschäft mit England abzuschließen. Er sei bereit, England in der Frage der Oelsperre zu unterstützen, wenn England Zusickie- rungen in der Frage der NHeinlandzone gebe. Eden kehre mit einem Schriftstück in der Tasche nach London zurück, das die französischen Forderungen i auf britische Zusicherungen aufzähle. Diese Forderungen sollen bis zum Dienstag dem englischen Kabinett vorgetragen werden. Fländin habe noch vor seiner Reise nach Genf bei dem Duce borgefühlt, wie Friedensvorschläge von Italien ausgenommen werden würden. Die Antwort, die Musso- lini wahrscheinlich erteilen könne, könne man schon heute wie folgt zusammenfasien: Er werde bereit sein, in VerbanKKurae n über eine Beendigung der FeiiH>seligkeiten einzutreten und die Bedingungen mit dem abessinischen Vertreter in Genf zu besprechen. Er werde solche Besprechungen jedoch nur dann in Erwägung ziehen, wenn im voraus anerkannt würde, daß Italien die Herrschaft über gewisse abessinische Gebiete beibehält.
Rom, 5. März.
lieber den Verlauf der großen Schlacht im ' Schire-Gebiet wurden jetzt vom italienischen Hauptquartier nähere Einzelheiten bekanntgegeben. Danach begannen am 26. Februar die Vorbereitungen zu dem großen militäri- scheu Schlag, der zur Vernichtung der 80 000 Abessinier, die unter »Führung des Ras JmrubeiSelaklaka westlich von Als um standen, führen sollte. Am 29. Februar begann das II. Korps von Selak- laka aus in westlicher Richtung vorznstoßen. während das IV. Korps, dem starke Nciter- abteiliingen der Eingeboreneniruppen »nd , Schwarzhcmden angehören, den Mareb-Flnß ' überschritt und den Vormarsch in südlicher Richtung antrat. Eine kleinere abessinische Abteilung zog sich vor dem IV. Korps zurück und stieß zur abessinische» Hauptmacht, di? durch ständige Angriffe ans dem Hinterhalt den Vormarsch des II. Korps auszuhalten versuchte. Nichtsdestoweniger erreiclüe das Korps sämtliche vorgezeichneten Stellungen und traf Vorkehrungen für den entscheidenden Schlag. Der Gegner, der die italienischen Linien zu durchstoßen versuchte, wurde unter wütendes Artillerie- und Mascküneugewelir- fencr genommen, das bei ihm schwere Ver- luste verursachte. Als die Italiener am 3. März früh zum vernickücnden Gegenstoß ausholen wollten, zog der Feind es vor sich znrückznziehen. Sein Rückzug endete schließlich mit einer wilden Fl» ch tüberden Takazze. da die italienischen Flugzeuge sofort die Verfolgung ausgenommen hatten und sich außerdem berittene Eingeborenen- Abteilnngen ans die Spuren des fliehenden Gegners hefteten. >
Nur der schleunige Rückzug des Gegners verhinderte seine vollständige Umklammerung, die das inzwischen durch das unwirtliche Ge- birgsland vonAddiAbo vorstoßende 4. Korps vollziehen sollte. Wenn der italienische Plan, die Heeresgruppe des Ras Jmru vollständig zu vernichten, auch nicht völlig gelungen ist, so zählt diese Armee für den Kampf vorläufig nicht mehr mit. Die abessinischen Verluste in der Schlacht von Schire waren, wie in den vorhergehenden Schlachten, sehr hoch. Die Zahl der Toten und Verwundeten zählt nach Tausenden. Die italienischen Verluste werden auf etwa 700 Tote beziffert. "