Bezugspreis«

Durch Träger monatlich RM. 1.40 .lnschlietzlich M Rpsg. Zustellgebühr, durch die Post RM. 1.76 <ei>,schlich, ch SS Nxsg. Postze!tu»gsgebul,ren>. Preis der Einzelnummer 10 Npsg. Zn Fällen höherer Gewalt besteht dein Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder aus Rückerstattung de« Bezugspreises. Gerichtsstand für beide Telle ist Neuenbürg sWürtt.) Fern sprich.Anschluß Nr. «04

DcrantwortlicheiEchrijtleitcr: Fridolin Biesinger. Anzeigenleiter: Friz Müller sämtliche in Neuenbürg.

nationalst);

parteiamtliche . ^Tageszeitung

Wildbader NS-Preffe Birkenfelder, Lalmbacher und Herrenalber Tagblatt

Anzeigen preis»

Die kleliifpallige Millimeter-Zeile 7 Rpf., Famittenauzeigen 6 Rpfq., aml. liche Anzeigen 5.5 Rpfq.. Textieile 18Npfg. Schluß der Anzeigenannahme K Uhr vormittags. Gewähr wird nur . für schriftlich erteilte Aufträge über­nommen. Im übrigen gelten die vom Werberat der deutschen Wirtschaft auf­gestellten Bestimmungen. Vordrucke stehen zur Verfügung. Zurzeit ist Preis­liste Nr. 3 gültig. 04 l. 36 3850

Verlag und Rotationsdruck: C. Meeh. sche Duchdruckerei, Znh. Fr. Biesinger Neuenbürg (Württ.j

Amtsblatt für üas Oberamt Aleuenbürg

Rr.48

Donnerstag den 27. Februar 1S3S

»4. Jahrgang

Neue japanische Regierung

Me Opfer der Attentate tn Tokio Erste amtliche Mitteilung

Tokio, 26. Februar

Der Kaiser hat die Bildung eines neuen Kabinetts angeordnet. Der japanische Reichs­tag ist für den 26. April einberufen worden. Innenminister Goto hat die Geschäfte des Ministerpräsidenten an Stelle Okadas übernommen. (Ueber das Schicksal Gotos herrscht bekanntlich zunächst Ungewißheit.)

Der erste amtliche Berichk

Das japanische Kriegsministerium ver­öffentlichte folgenden amtlichen Bericht über die Vorgänge am Mittwoch:

Um 5 Uhr haben Gruppen junger Ofsi- ziere angegriffen: 1. Die Residenz des Mini­sterpräsidenten. Ministerpräsident Okada wurde getötet. 2. Die Woh­nung des Siegelbewahrers Admiral Salto. Auch er wurde sofort getötet. 3. Die Woh­nung des Leiters des Militär ° Erziehungs- Wesens, General Watanabe. Er wurde ebenfalls sofort getötet. 4. Der frühere Siegel­bewahrer Makino wird vermißt. 5. Bei einem Angriff auf die Amtswohnung des Hof­marschalls Suzuki wurde letzterer schwer verletzt. 6. Finanzminister Takahaschi wurde in seiner Wohnung verletzt. Tie Zei­tungAsahi" wurde stillgelegt. Die jungen 'Offiziere wollten den Fürsten Saionj'. das letzte überlebende Mitglied des Rates der Alten, die alten Minister, die Kapitalisten, die Bürokraten und die Parteien befestigen, da sie in innen, und außenpolitisch schwerer Zeit unsere Staatsform zerstören wollten, D ie jungen O f f i z i e r e wollen durch ihr Vorgehen die Gerech­tigkeit im Staate wieder h e r stel­len, um den Bestand der kaiser­lichen Staatsform zu sichern."

Alarmzustand in Tokio

Um 15 Uhr japanischer Zeit ist über Tokio der Alarmzustand verhängt worden. Amt- licherseits wird dies als Vorsichtsmaßnahme bezeichnet, die es ermögliche, die Ruhe und Ordnung, sowie die lebenswichtigen Betriebe unter militärischen Schutz zu stellen, obwohl wie man betont in der Hauptstadt voll und ganz Ruhe und Ordnung herrschen.

Das erste und das zweite Ge­schwader, die vom Marineministerium nach Tokio und Osaka beordert wurden, dürften erst am Donnerstag an ihren Bestimmungsorten eintreffen. Tie K ü st e nw a ch t s l o t t e ist aus Yoko­hama nach Tokio beordert worden. Sie befindet sich gegenwärtig in Schi- banra zwischen Dokohania und Tokio.

Spätere Nachrichten ans Japan wollen wissen, daß die Regierung die Lage völlig beherrscht. Die Börsen und Banken' in Tokio hätten wieder ihren Be­trieb ausgenommen. Ebenso sei die Börse von Osaka wieder geöffnet. Tokio selbst sei unter kriegsmäßige Poti- zeikontrolle gestellt worden. Gerüchte, wonach ein hoher Beamter der Mitsn-Bishi- Bank in Tokio ermordet worden sei. haben sich nicht bestätigt. Hosmarschall Suzuki, der Führer der Seihukai-Partei, wurde miß­handelt und dabei schwer verletzt. Der srühere Siegelbewahrer Makino, der eben­falls angegriffen wurde, wurde im Gesicht leicht verletzt. Er konnte entkommen. Seine Leibwache erschoß den Anführer der Meu­terer, mit denen es zu einem Gefecht kam. Die Meuterer eroberten das Landhaus Makinos und setzten es rn Brand. Eine Abteilung Marine ist nach Tokio gebracht worden, wo ie die Ministerien bewacht. Tie Meuterer cheinen noch immer das Hauptquartier der städtischen Polizei besetzt zu halten. Der Polizeipräsident von Tokio, der verletzt wurde, bereitet einen Angriff auf das Ge­bäude vor. um es zurück,zunehmen.

Ungeklärte LageRücktritt Gotos?

London, 26. Feür. Angesichts der scharfen Zensur, die in Tokio verhängt worden ist, lauten die Nachrichten über die Ereignisse in Japan zmn Teil außerordentlich wider­spruchsvoll. Nach den übereinstimmeirden Meldungen der Londoner Abendpresse haben

sich insgesamt 3000 Mann an dem Staats­streich beteiligt, doch scheint es, als ob die Behörden wenigstens im Augenblick Herr der Lage sind. Eine Bestätigung der Meldung, daß insgesamt 80 maßgebende Persönlichkeiten getötet worden seien, lag auch am Mittwoch abend noch nicht vor.

In London geht die vorherrschende Ansicht dahin, das; der Aufstand unter Umständen ein schärferes Vorgehen der Japaner in China zur Folge haben werde. Diese Auf­fassung vertritt auch der frühere politische Berater der chinesischen Naiionalrcgierung, Sir Frcdcrick Whyte, der außerdem Maß­nahmen iw-v'n Somieirußlaud für möglich hält

Die lapauijche Botschaft iu London erhielt am Mittwoch abend vom Innenministerium in Tokio ein Telegramm, in dem es heißt, daß cs außerhalb der japanischen Hauptstadt zu keinerlei Zwischenfällen gekommen sei. In Tokio selbst seien Heer und Polizei gemein­sam bemüht, Ruhe und Ordnung zu halten. Die Lage sei ruhig. Der geschäftsfüheende Ministerpräsident Goto sowie die übrigen Mitglieder des Kabinetts hätten ihren Rück­tritt eingereicht. In dem Telegramm soll schließlich erwähnt worden sein, daß da? Krieasrockt erklärt worden i>'

Me Hmtergra-w

des japanischen MMärpulsches

Die aktivistischen Kreise innerhalb von Heer und Marine, die schon seit langer Zeit Forderungen erhoben, die auf Beseiti­gung des jetzigen Kabinetts und die auf die Einsetzung einer von Einflüssen jeder Art freien Negierung und die A n s- schaltung der Parteien Hinzielen, haben einen Umsturzversuch gemacht. Gewisse japanische M i l i t ä r k r e i s e. die über einen großen Anhang im Lande ver­fügen, fordern die Führung der Außenpolitik und wollen durch­greifende Reformen im Innern in Angriff nehmen. Hierzu gehören staat­liche Kontrolle der Wirtschaft.

London, 2«. Febr. Die Kabinettssitzuttg am Mittwoch dauerte zwei Stunden. Behan­delt wurde die Frage der Oelsprrre. Was das Kabinett beschlossen hat, ist nicht Lekannt- gegebcn worden. Es wurde lediglich mitgeteilt, daß Eden am Sonntag London verlassen werde, um sich nach Genf zu begeben.

AvtzenpolttMe Unterhaus- Anfragen

London, 26. Febr. Im Unterhaus wurden am Mittwoch wieder eine Reihe von außen­politischen Anfragen gestellt. Der Abgeordnete Mander forderte die Regierung auf, die Her­stellung guter Beziehungen zwischen Jugosla­wien und Bulgarien zu ermutigen. Eden er­widerte, es sei Wohl bekannt, daß dies bereits geschehe. Er erinnerte daran, daß die britische Regierung in dem letzten Hochverratsprozeß in Sofia den Ratschlag erteilt habe, Gnade walten zu lassen. Atauder fragte dann weiter, ob Besprechungen zwischen den Vertretern der Wehrministerien Großbritanniens, Frank­reichs und Deutschlands sowie der anderen Vertragsnnterzeichner stattgefunden hätten oder beabsichtigt seien im Zusammenhang mit Dritten, die man möglicherweise zur Erfül­lung des Vertrages von Looarno tun müsse, und ob im Mittelmeer ähnliche Besprechungen beabsichtigt seien. Eden erwiderte, daß er ans beide Teile der Fragenein" antworten könne.

Der Abgeordnete Bellenger wollte wissen, ob die deutsche Regierung irgendwelche Vor­stellungen wegen des französisch-sowjetrussi­schen Paktes erhoben habe und ob die Hal­tung Deutschlands gegenüber dem Locarno-

VoWSndig ungeklärte Lage

Beseitigung des Einfluss esdeS Kapitals, gerechte Verteilung der Lasten und durchgreifende Hilfe für die arbeitende Bevölkerung. Das Ziel des Umsturzes ist. eine starke autoritäre Negierung an die Spitze eines geschlos­senen und einheitlichen Volkes.zu stellen.

Washingtoner diplomatische Kreise erhiel­ten aus Tokio die Nachricht, daß die Führer der militärischen Erhebung allen Zeitungen Tokios eine Erklärung zuleiteten, in der die Erhebung damit begründet wird, daß das bisherige japanische Kabinett sich mehr und mehr vom wahren japanischen Geist entfernt und in die Vorrechte des Mikado widerrechtlich ein gegriffen habe. Die Erklärung, die von Hauptmann Nonoka und Hauptmann Ando vom 3. Tokioter Infanterie-Regiment unterschrie­ben ist, führt als Beweis für obige Behaup­tung den Londoner Flottenvcrtrag von 1930 an. 'In der Erklärung heißt eS weiter:Falls diese Lage weiterhin bestehen bleibt, wird das Verhältnis Japans zu China, Rußland. England und den Vereinigten Staaten einen Erplosionspnnkt erreichen." Was damit ge- meint ist, sagt die Erklärung nicht. Die Führer der Erhebung gaben weiter bekannt, daß gegen 21 Uhr Berliner Zeit (14 Uhr japanischer Zeit) eine neue Erklärung ver­kündet werden würde.

Eine Mitteilung

der Berliner japanischen Botschaft

Die japanische Botschaft in Berlin teilt mit: In Tokio ist nicht der Kriegs­zustand erklärt worden und demgemäß ist die Verwaltung nicht auf das Militär übergegangen. Es sind lediglich militärische Posten znm Schutze besonders wichtiger

'-teilen ausgestellt worden. Die Börse ui

Tokio war nur kurze Zeit geschlossen und ist jetzt wieder geöffnet. In Finanzkreisen

herrscht keine Unruhe. Die Banken sind

tätig wie sonst. Ebenso verhält es sich auch in Osaka. Am Mittwoch abend ist der In­nenminister Goto znm vorläufigen Minister­präsidenten ernannt worden.

Pakt in irgendeiner Weise durch -ie Bestim­mungen des französisch-sowjeirilssischen Paktes geändert worden sei. Eden antwortete, daß die deutsche Negierung die Unterzeichner­inächte des Loearno-Vertrages am 26. 5. 1935 über ihre Ansichten bezüglich der Auswirkung des französisch-soivjetrussischen Paktes auf den Locarno-Vertrag unterrichtet habe. Diese Haltung werde erneut auseinandergesetzt und erweitert dargestellt in -er Mitteilung vom 21. 2. (die bekannte Stellungnahme zur irr­tümlichen Auffassung Herriots, DNB-Schrift- leitnng), die in der Londoner Presse am fol­genden Tage veröffentlicht worden sei.

Der Abgeordnete Maclah fragte, ob die Regierung beabsichtige, Deutschland aufzufor­dern, seine Gcbietsforderungen und seine Ansichten über die Rohstoff-Frage beim Völ­kerbund vorzubringen. Eden antwortete, die Antwort auf de« ersten Teil der Frage laute Nein; bezüglich der zweiten Frage machte er den Abgeordneten darauf aufmerksam, daß die Regierung die Rohstoff-Frage z. Zt. erwäge.

EowjeWtziere

als rste Mfchwsrer in Wien

Warschau, 26. Februar

Bei den Nachforschungen nach den Persön­lichkeiten einer vor längerer Zeit aufgelösten kommunistischen Gruppe von 26 Personen hat die Warschauer Staatsanwaltschaft fest­gestellt, daß der nach Sowjetrußland geflüch­tete Leiter der Gruppe Kowlaski in Wirklich­keit Iodlowski heißt und heute Komman- deur einer Tankbrigade in Leningrad ist. Auch ein zweiter Leiter der kommunistischen Gruppe, Bortnowski, der nach der Tschechoslowakei geflüchtet ist, war General­stabsoberst der Noten Armee.

Srutschr, studiert tn Danzig!

Die Deutsche Studentenschaft Danzig ruft auch in diesem Jahr die deut­schen Studenten auf. durch ihr Studium an der Technischen Hochschule Danzigs die Bande zwischen dem Reich und derFreien Stadt" zu festigen. Um jedem reichsdeutsche« Stu­denten die Transferierung seines Monats­wechsels sicherzustellen, ist bis zum 2V. März dieses Jahres Anmeldung bei der Deutschen Studentenschaft erforderlich. Diese wird dann die Errichtung eines Devisenkontos bei der Gesellschaft von Freunden der Danziger Hochschule veranlassen. Es wird empfohlen, sich möglichst frühzeitig zu melden, da nur eine begrenzte Anzahl neuer Konten eröffnet werden kann. Fragen jeder Art be­antwortet das Werbeamt der Deut­schen Studentenschaft Danzig Anschrift: Technische Hochschule.

rp. Warschau, 26. Februar.

Der russischen ZeitungSnamja Noffii" entnehmen wir folgende Meldung aus der Sowjetunion: Im Lipowetzkij - Nahon (Gebiet Winniza) sind unter den Bauern Unruhe n ausgebrochen, weil die Kolchos- mitgliedcr gezwungen wurden, 2 4 bis 27 Stunden ohne Unterbrechung Zuckerrüben auszugraben. Für Verpflegung wurde nicht gesorgt und die Bauern dursten nicht nach Hause gehen. Das Büro einer Maschinen- und Traktorenstation wurde von den Bauern zertrümmert, ein Direktor und sein Politischer Gehilfe wurden verprügelt. In Tichwin zertrümmerten Bauern das Nayonbüro des Leningrader Milch- und Käsetrnsts, weil ihre Forderun­gen für gelieferte Milch aus dem Jahre 1934 in der Höhe von 46 066 Rubel und aus dem Jahre 1935 in der Höhe von 111 666 Rubel nicht bezahlt wurden. Im Nowa- majskij-Nayon des Odessa-Gebie­tes wurden während derGetreidebercitstel- lung" der stellvertretende Direktor der Maschinen- und Traktorenstation Palt- schun, der stellvertretende Bezirksbevoll­mächtigte für Getreidcbereitstellung Solo- wjew, der Getreideagent De »nt sch ul und der Vorsitzende des Dorf­sowjets Gluschtschenko von Bauern erschlagen und ein weiterer kommunisti­scher Funktionär schwer verletzt. Die Täkrr konnten nicht ermittelt werden.

Kauptmamp - der neue AEA.Ekan-a!

Trenton. 26. Februar.

Einen Monat vor dem vorläufig letzten Hinrichtungstermin ist die Lage im Falle Hauptmann verworrener denn je. Immer deutlicher scheint sich zu ergeben, daß persönliche und politischeFeind- schaft zwischen dem republikani­schen Gouverneur Hoffman« und dem demokratisch eingestellten Staatsanwalt Wielentz das Hin und Her dieses Ver­fahrens entscheidend beeinflussen. Trotz wochenlanger Untersuchungen war es bisher nicht möglich, das oft angckündigte neue Be­weismaterial herbeizuschaffcn. Staatsanwalt Wielentz, der am Dienstag von seinem Ur­laub zurückkehrte, weigerte sich entschieden, irgend einen Belastungszeugen nochmals zn verhören, obwohl Gouverneur Hosfmann offen die Beschuldigung erhoben hatte, daß der Zeuge Whited bestochen worden sei. Der Staatsanwalt lehnte es auch ab. den Hauptzeugen Dr. Condon aus Panama zurückrufen zu lassen, wohin sich dieser an­geblich aus Urlaub begeben hatte, als der Gouverneur ans angebliche Widersprüche in seinen Aussagen hingewiescn und ein scharfes Kreuzverhör verlangt hatte. Der Slblehnung des Staatsanwalts, die Zeugen nochmals zu vernehmen, steht eine Andeutung des Gou­verneurs Hoffman« gegenüber, die Hinrich­tung Hauptmanns neuerlich anfzu» schieben, falls nicht sein Verdacht wider­legt werde, daß die Staatsanwaltschaft w»s» sentlich wichtige Tatsachen ver­heimliche.

dHIItiikpersonea rükle» aidit »I» Llovodser

Der Neichsinnenminister klärt durch Ruud- erlaß die Frage, daß Militärpersonen ütcht alsEinwohner" zu zählen sind.

SeWerre vor dem britischen Kabinett