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In Oeschelbronn, OA. Herrenberg brach am Donnerstag in der Doppelscheuer des Her­mann Seeg er und Gottlob Büchsen stein durch das Heißlausen eines Elektromotors Feuer aus. Die Scheuer wurde ein Raub der Flam­men.

In Ulm verschied am Mittwoch nach kurzer Krankheit Kaufmann Julius Moßner im Alter von 55 Jahren.

Ein Nlmer öffentlicher Nntersti'chungsempfcin- ger wurde durch oberamtliche Verfügung in die Beschäftigungsanstalt B u t t e n h a n s e n einge- wiesen. Er gab seinen Familienangehörigen von der Unterstützung zu wenig ab, setzte aber dafür mehr in Alkohol um.

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Bei den Ausschlammungsarbeiten desGans- fees" in Bad Wimpfen ereignete sich am Mittwoch ein schwerer Unfall. Der bei dem Un­ternehmer Maurermeister Buck beschäftigte verh. Helwarth war mit dem Umkippen der vollen Rollwagen beschäftigt. Er wurde dabei von einem Rollwagen in die Tiefe gerissen und erheblich ver­letzt. Der Arzt brachte den Bedauernswerten so­fort ins Neckarsulmer Krankenhaus, wo er mit schweren Kopf- und sonstigen Verletzungen dar­niederliegt.

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Stuttgart, 21. Febr. (Ein Fuhrwerk fällt samt den Pferden in einen Baggersee.) Ein mit Abladen von Keh­richt am Gaisburger Baggersee beschäftigter Fuhrmann fuhr am Donnerstag vormittag mit seinem Zweispännerfuhrwsrk zu nahe an den See heran, so daß sein Fahrzeug samt den Pferden rückwärts in den See gerissen wurde. Die Pferde mußten von der Feuerwache Hl heraus- geschafst werden. Sie hatten sich durch Glasscherben und alte Konservenbüchsen, die im See lagen, nicht unerhebliche Schnitt­verletzungen zugezogen.

Stuttgart hat 429 ooo Einwohner

Die Bevölkerungsbewegung unserer Landeshauptstadt

Stuttgart, 21. Februar.

Die Einwohnerzahl Stuttgarts hat sich im Jahre 1935 von 426 000 auf etwas über 429 000 (am 1. Januar 1936 genau 429 428) erhöht. Bei der letzten Volkszählung am 16. Juni 1933 wurden insgesamt 415 011 gezählt. Die Flächen grüße des Stadt­gebiets beträgt jetzt 13 523 Hektar.

Stuttgarter Bauvrogramm

Stuttgart, 21. Februar.

Die bevölkerungspolitischen Maßnahmen der Neichsregierung, sowie die erfreuliche Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse haben gerade in Stuttgart zu einer wesent­lichen Vermehrung der Eheschließungen und damit zu einer starken Beanspru­chung des Wohnungsmarkts ge- führt. Die Stadt Stuttgart hat es sich zur besonderen Aufgabe gemacht, für die Bereit­stellung des erforderlichen und vor allem auch billigen Wohnraums Sorge zu tragen. Ans der Grundlage erweiterter Maßnahmen zur Förderung des Kleinwoh­nungsbaus, die u. a. Zinszuschüsse bis zu 1 Prozent und hälftigen Nachlaß der An- liegerleistnnaen vorsahen, sowie an Hand von Verzeichnissen städtischen Baugeländes und von allgemeinen Bebaungsplänen haben in der letzten Zeit Verhandlungen mit den Stuttgarter gemeinnützigen Wohnungsunter­nehmungen stattgefunden.

Die Verbindung mit dem Gauheimstätten­amt wurde besonders gepflegt. Für das Jahr 1936 ist ein Bauprogramm mit 1500 Wohneinheiten zustande gekommen. Diese Wohneinheiten sollen teils m Form von Siedlungshäusern und Klein- eigen Keimen, teils als Geschoßwohnungen errichtet werden. Träger des Programms sind neben der Stadt Stuttgart im wesent­lichen die Stuttgarter Siedlung?-G. m. b. H.

und die gemeinnützigen Wohnungsunter­nehmen. Die Mietpreise, aus deren Be­messung sich die Stadt Stuttgart dauernden Einfluß gesichert hat, werden sich zwischen 30 und 50 NM. im Monat bewegen.

Wertvolle römische Ambe

Wahlheim, OA. Besigheim, 21. Februar. Wieder einmal hat das von der Zivilbevöl­kerung überbaute, außerhalb des Kastells gelegene Gelände einen schönen und wert­vollen römischen Kulturfund ergeben. Hinter dem Haus des Gipsermeisters Neustle wurde lautNS.-Nundschau" in den letzten Tagen bei Grabungen eine Terra- sigillata-Schüssel gefunden. Sie hat eine Höhe von 11 Zentimeter und Lichtweite 20 Zentimeter. Auf der Außenseite zeigt sie in der Mitte unterhalb einer bekannten Muste­rung einen Kranz mit springenden Hunden. Vermutlich ist das Gefäß ein? Arbeit aus Rheinzabern und noch gut er­halten. Es stand in geringer Tiefe hart an einer römischen Hausmauer.

SchwarzWiWsr in Kalt

Ravensburg, 21. Februar. In Weingarten wurden, wie demRavensburger Tagblatt" (NS.-Presse) mitgeteilt wird, am 8. Februar der hiesige Viehhändler und Metzgermeister Rupert Nold sowie sein Sohn gleichen Vor­namens vorläufig festgenommen und wegen Verdachts der Schwa rz- schlachtung und der Schlacht st euer« Hinterziehung ins Amtsgerichtsgefäng­nis Ravensburg eingeliefert. Nach anfäng­lichem Leugnen haben nunmehr die beiden Be­schuldigten die Schwarzschlachtung und die Steuerhinterziehung teilweise gestanden; es be­steht jedoch der Verdacht, daß die Steuerhinter­ziehungen bis in das Jahr 1932 zurückreichen. Die Erhebungen der Zollfahndunasstelle Fried­richshafen sind noch nicht abcieschlossen.

Stuttgart, 21. Febr. (Das Arbeits­gebiet des Technischen Dienstes des DDAC.) Der Technische Dienst arbeitet in den kommenden Wochen an fol­genden Orten: am 27. und 28. Febr. in Backnang in der Neparaturwerkstätie Alfred Maisch, Backnang; am 2. und 8. März in Rottweil im Feuerwehr- Eeräteraum; am 4., 5. und 6. März in Schwenningen bei Erhard Bürk-Kauss- mann, Rottweiler Straße 22; am 9. und 10. März in Schorndorf und Welzheim in Schorndorf bei Albert Schloz, G. m. b. H.. Automobile; am 11. und 12. März in G m ü n d bei I. Pfeiffer, Reparaturwerk­stätte und am 13. März in Degerloch bei Friedrich Fischer, Autovermietung, Degerloch, Löwcnstraße 76.

Stuttgart, 21. Febr. (Jahrestagung >er deutschen Auslandlehrer in -tuttgart.) Der Gauleiter der Aus- ands-Organisation der NSDAP., Bohle, >nd der Obmann des NS-Lehrerbundes, Gau lusland, Dr. Ehr! ch, haben sich entschlaf­en. die diesjährige Haupttagung der Aus- audlehrer in Stuttgart abzuhalten. Die üagiiiig wird vom 20. bis 23. August statt- inöen und im Anschluß an die Olympiade ine besonders große Teilnehmerzahl deut- cher Lehrer auS allen Teilen der xrde in Stuttgarts Mauern ver- irrigen. Die deutschen Auslandlehrer verden nach Schlich ihrer Fachtagung an der - »roßen Jahreshauptversammlung )es D e u t s ch e n A u s l a n d - I n st i t u t s teilnehmen. die sich zeitlich an die Lehrer- iagung anschließen wird.

Aalen, 21. Febr. (Reichhaltige geo­logische Sammlung.) Oberlehrer i. N.

Bechter hier hat seine Sammlungen um ein lehr wertvolles Stück bereichert. Er hat aus dem im Liasdelta gelegenen Tal bei Neichenbach-Laubach. Kreis Aalen, eine reichhaltige Lokalsammlung, haupt­sächlich von Ammoniten, zusammengestellt. Viele derselben waren seinerzeit in Karls- ruhe ausgestellt un>) haben dabei großes Aufsehen und. berechtigte Bewunderung er- regt. Der eifrige Sammler hat die Samm­lung unterdessen sachkundig ausgebaut und ergänzt. Verschiedene Spezialitäten hat er selbst wistenschaftlich fcstgestellt; sie sind auch nacb l un benannt. i

Landplage Bette!

Scharfer Kampf gegen das Bettlerunwescn Tcttnang, 21. Febr. Im Kamps gegen das in letzter Zeit in Oberschwaben überhand­nehmende Bettlerunwesen wurde vor kurzem in den Bezirken Tettnang und Ravensburg eine Razzia durchgesührt, bei der eine große Anzahl von Personen kontrolliert wurden und ein erheblicher Prozentsatz davon den 'Oberämtern vorgeführt und wegen Bettels, Landstreicherei und unerlaubten Hausierens zu Freiheitsstrafen verurteilt werden muß­ten. Die Behörden erwarten in ihrem Kampf gegen diese Landplage die tatkräftige Unter- utzung der Bevölkerung, die ermahnt wird, "pem Hausierer etwas abzukaufen, bevor ftzr nicht veranlaßt worden ist, seinen Mdergewerbeschein vorzuzetgen. Die Be- Üerunä soll sich auch nicht von einem fal- n Mitleid rühren lassen gegenüber dem tler, für den bekanntlich durch verschie­be ^ürsorgeeinrichtunqen hinreichend ge-

Immer daran denken!

t.

3« Horst Wessels Todestag asr 2S. Februar

Wir vergehen zu raich. Wir rönnen uns nicht mehr an die Tage erinnern, in denen die Neberfallwagen der Polizei mit heulen­der Sirene durch die Straßen jagten, in denen Schüsse durch die nächtliche Stadt peitschten, die den Männern galten, die nichts wollten als Deutschland. Me zäh und Ver­bißen dafür kämpften, die eisern die auf­steigende Verzweiflung überwanden und ihr Leben unter das Gesetz der Fahne gestellt hatten, die ihnen knatternd voranflog. Da­mals war Berlin rot, damals stand ein schwacher Gausturm der SA. Adolf Hitlers gegen die Riesenstadt, deren schaffende Schicht verhetzt war und deren Abschaum sich in wahnwitzigem Haß zum feigen Mord ver­flieg. Dazwischen der Bürger, mißtrauisch gegen alles, was seine Ruhe störte, ohne Ideal, verängstigt einem Regime nachträn- inend, das sich als zu schwach erwiesen hatte und längst einer vergangenen Epoche ange­hörte. Widerstand gegen, die Novemberrepu­blik gewiß, aber nicht zu laut. Was sich an nationalsozialistischen jungen Kräften regte, war von vornherein unbeliebt: das waren unbelehrbare Jugendliche, die nichts vom Ernst des Lebens begriffen zu haben schienen, Nadan machten und letzten Endes miischuldig waren an den Bluttaten. Denn wären sie nicht gewesen, wer hätte dann aus wen geschossen?

Niemand konnte damals begreifen, daß hier etwas völlig Neues ausstand, aufstand nicht für Reformen, sondern gegen eine Zeit, gegen eine Weltanschauung, die langsam aber sicher ein Millioncnvolk zugrunde richtete.

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Wir vergessen zu rasch. Das, was heute selbstverständlich erscheint, galt als Phan- 1,'N« >-<- -^.

lBiltr NT.-Prefl« Archiv)

licyer, vte vurcygeordnete AeryaunM" schon wieder vernünftig werden würden. Nur wenige sahen den großen Aufbruch, nur wenige ahnten, daß über den Toten, die mit zerrissenem, blutverschmiertem Braunhemd auf dein Pflaster lagen, ein neues Reich gebaut werden würde, daß aus Massenver­sammlungen und Kampf um die Straße eine neue Welt geboren wurde. Niemand außer den wenigen Gläubigen sah die Idee, deren sichtbares Zeichen auf den iotcn Kampf­binden und Fahnentüchern leuchtete.

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Sturm 5! Fe r t i g m a ch e n!" Das Reden in dem verräucherten Raum des Lo­kalesWiener Garten" verstummt. Männer

(Bild: NS.-Prell? Archiv)

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in aeerlug verwegener Kleidung er­heben sich von den Stühlen, ziehen die Müt­zen in die Stirn. Einzeln und in kleinen Gruppen verlassen sie das Lokal, unter ihnen der Große, Blonde, der den Befehl rief. Die Straße ist Halbdunkel. Trübe Gaslaternen flackern und vertiefen die Schatten in den Säuleretvattnaen und hinter: den VMM

der Hochbahn'am Schlesischen Bahnhof. Al­les ist still. Nur ab und zu vomiert ein Hoch­bahnzug mit erleuchteten Fenstern über die Gleise; sonst hört man nur das Trappen und Klirren oer eisenbeschlagenen Stiefel. Bor einem Lokal halten sie an. Zwei Mann treten ein. Einen Augenblick lang hallt die Internationale und Stimmengewirr ans der geöffneten Tür.

Zwei Mollen. Können wir mal telepl,li­nieren?" Der Wirt schiebt sich mit schiefem Blick hinter der Theke hervor, mustert die beiden und weist dann stumm nach hinten. Neben einem schmutzigen Holzkasten mit Lichtschaltern hängt der Wandapparat. Einer geht hm, der andere wende! sich zur Tür. murmelt etwas von. . . Fahrrad anschlie­ßen" und ist draußen. Wenig später kommt er wieder herein, hinter sich einen ganzen Schwarm von Gestalten, die im Nn den Raum füllen, den Eingang besetzen und sich an den Wänden postieren. Der Blonde von vorhin geht mit raschen Schritten durch die schweigende Menge zum Billardtisch, der eben noch benutzt wurde. Er springt mit einem Satz hinaus.Volksgenossen!!"

Die Kommune ist doch eine Weile verdutzt ob solcher Frechheit: aber dann brechen sie los gegen den Redner, gegen seine Kamera­den. Scheiben klirren, Stühle brechen, Ge­brüll dringt auf die Straße. Die zwei Mann vor Telephon und Lichtschaltern halten eisern stand. Aber dann kommt die Polizei, räumt das Lokal, verfrachtet alle ans Lastwagen und bringt den Fang zumAlex", dem Poli­zeipräsidium. Am andern Tag ist in den Zei­tungen zu lesen, daß sich im rötesten- Viertel wieder einmal eine größere Schlägerei ab­gespielt habe. Rädelsführer sei ein junger Student namens Wessel, der wiederholt wegen seinesprovozierenden Verhaltens" gegenüber den Kommunisten von sich reden gemacht habe. Die Polizei habe eine Anzahl von Verhaftungen vorgenommen.

Der Erfolg des Abends sieht für de» Sturm 5 gut aus. Unter der Kommune sind viele anständige Arbeiter, die nicht aus inner- ster Ueberzeugung unter dem fünfzackigen Stern stehen. Ihnen imponiert das mutige Draufgängertum der Nationalsozialisten; viele reihen sich ein.

Selten ging es so glimpflich ab. Mancher opferreiche Kampf muß ausgekämpft werden bis zum bitteren Ende. Aber es ist das einzige Mittel, das der SA. im Kampf um Berlin bleibt: der rote Terror muß mit Gegenterror gebrochen iverden. Versammlungen werden besucht, Wessel spricht in der Debatte, über­zeugt viele und begründet mit Wort und Faust den Ruf des Elitesturmes des GausturmS Groß-Berlin, der die meisten ehemaligen Kom­munisten in seinen Reihen hat.

Einmal kommt der Tag, da melden di« Zei­tungen etwas anderes.Mordanschlag auf nationalsozialistischen Stu« deuten" schreien die Schlagzeilen. Ein ge­dungener Untermensch hat chn in seiner Woh­nung niedergeschossen. Die jüdischen Mow- hetzer im Karl-Liedknecht-Haus haben ihr Ziel erreicht.

Den Berliner Nationalsozialisten bleibt der Atem weg. Tag und Nacht klingelt das Tele­phon im Krankenhaus am Friedrichsbain. Wie geht es Horst Wessel?" Der Gauleiteij Dr. Goebbels besucht ihn fast täglich, beruhigt die rasende SA. Das rote Gesindel ist merk­würdig still in diesen Tagen. So geht es vie< Wochen lang. Am 14. Januar 1930 schossest sie ihn nieder. Die Männer des Sturmes hoffen.

Am 23. Februar um halb sieben Uhr in der Frühe wird dem Gauleiter die Nachricht vom Ableben des Sturmführers überbracht. Nach wochenlangen Qualen die zerschossene Mundhöhle zwang zu künstlicher Ernährung, bis eine Blutvergiftung den Tod herbeiführte ist Horst Wessel zu seinen toten Kameraden abberufen worden. Ein Schrei des Schmerzes und der Wut geht durch die nationalsozialisti­schen Reihen. Deutschlands Mütter trösten die gebrochene Frau in der Jüdenstraße, oie erst vor zwei Monaten ihren anderen Sohn, Werner Wessel, im Schneesturm des Riesen­gebirges verlor.

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Der Sturmführer, der den Friedrichshain in Schach hielt, ist nicht mehr. Als wir ihn am 1. März zu Grabe trugen, tobte der heu­lende Mov um den Leichenwagen, vewars, ihn mit Steinen, versuchte, den Sarg auf die Straße zu zerren. Sie haben ihn gefürch- tet, gehaßt wie keinen anderen.

Der Nikolai-Friedhof ist schwarz von Men­schen, die den toten Soldaten Adolf Hitlers mit erhobenem Arm grüßen. Die scharfe Stimme des OSAF. Ost, der eine kurze Grabrede hält, dringt kaum durch das Pfei­fen sind Johlen der Mente hinter den Fried­hofsmauern.

Als die Trauerfeier zu Ende ist und dse Tausende wieder heimkehren, muß der Sturm 5 einen Doppelposten am frischen Grabe seines toten Führers aufstellen, da­mit man ihm die Ruhe läßt.

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Die Tage sind vergangen. Sein Lied, wurde Deutschlands Lied. Und sein Kampf wurde der Mythos der Nation. Wir dürfen ihn nie vergessen, ihn, der alles aufgab, was man bürgerliche Stellung nennt, der Stst- dium und Familie vergaß, um der ansrüi- telnden Tat willen und dessen Name unveA aeßlich bleM^Wmge es ein Reich der Deut-

Hans NoaAtzn.AjM«.