Donnerstag den 20. Februar 1936

Der Enztäler

94. Jahrgang Nr. 42

HcAeLtäklziAe LkyEik

Am vergangenen Sonntag sind im Bereich der Reichsbahndirektion Stuttgart 18 Sonderzüge zur Bewältigung des Verkehrs zu den Olympischen Winterspielen und des Wintersportverkehrs im Lande ausgesührt worden. Ab Stuttgart sind ins­gesamt rund 3300, im übrigen Bereich rund 800 Reisende mit den Sondcrzügen befördert wor­den.

Der letztes Jahr von Bärental in Hohen- zvllern flüchtig gegangene Schuhsabrikant Joses Becker ist kürzlich in der Nähe von Breslau verhaftet worden. Becker hat hier im vor- letzten Jahr eine Schuhfabrik gebaut und letztes Jahr in Betrieb genommen. Es wurde kaum ein Vierteljahr gearbeitet und der Patron verschwand unter Hinterlassung beträchtlicher Schulden. Die Verhaftung des Becker wird nun das Konkurs­verfahren, auf das etwa 50 Gläubiger warten, beschleunigen.

Am Dienstag trat in Schwäb. Gmünd die Hosratswitwe Maria Schädel, geb. von Baur- Breitcnfeld in ihr S5. Lebensjahr ein.

In Steinheim. OA. Marbach konnte Fabri­kant Friedrich Storz am 15. Februar in kör­perlicher und geistiger Frische den 75. Geburtstag feiern. Aus diesem Anlaß fand eine von der Firma Storz u. Palmer AG. veranstaltete Geburtstagsfeier statt, zu der auch die Gefolg- schastSangchörigen mit Frauen und die Heim­arbeiterinnen eingeladen worden waren.

Altbach OA. Eßlingen, 18. Febr. (Das beseitigte Verkehrshindernis.) Mit einer kleinen Feier wurde am Dienstag, wie bereits kurz gemeldet, die n e u e B a h n- st e i g n ii te r f n h r n n g auf dem hiesigen Bahnhof in Betrieb genommen. Ncichsbahnoberbanrat Beringer sprach von dem Zweck der Unterführung, der der Behebung der Schwierigkeiten gilt, die sich in den letzten Jahren bei dem dichten Zug­verkehr auf der Hauptstrecke StuttgartUlm geltend gemacht haben. Von den 248 täglich in Altbach verkehrenden Zügen mußten viel­fach zur Einfahrt in den Bahnhof bereite Züge zurückgehalten werden, um d i e N e i s e n d e n n i ch t z u g e f ä h r d e n. Die Hauptverwaltung der Deutschen Reichs­bahn hat die Notwendigkeit des von Prä­sident Honold befürworteten Baus der Bahnsteigunterführung anerkannt und trotz der hohen Kosten von 150 000 NM. die Genehmigung erteilt. Im Zusammenhang mit dem Bau der Unterführung wurde ein neuer Bahnsteig 2 angelegt.

Ellwangen, 18. Febr. (Chinese als Wucherer f e st g e n o m m e n.) In einer Wirtschaft fiel ein chinesischer Hausierer durch sein Geschäftsgebaren auf. Er hielt nämlich Tischdecken und Pullover feil, ver­langte für eine Tischdecke Preise von 15 bis >8 NM., für einen Pullover 8 NM. Wenn er ober sür eine Tischdecke 5 RM. erhielt, gab er sie auch her. Die Untersuchung ergab, daß er die Tischdecken um 3,75 NM., die Pullover um 3.40 RM. in Köln eingekauft hatte, so daß er auch mit den starker­mäßigten" Preisen Wuchergewinne erzielte. Deshalb wurde der Chinese wegen versuch- ten Wuchers dem Amtsgericht vorgeführt.

Obstbauern, krefft Vorbereitungen zum Spritzen -er Bäume!

Ulm, 18. Februar.

Die Justizpressestelle Stuttgart teilt mit: Am 18. Februar d. I. ist in Ulm a. D. der am 5. Februar 1903 geborene Karl Mül- ler hingerichtet worden, der vom Schwurgericht in Ulm am 15. November 1936 zum Tod verurteilt worden war. Müller hat am 15. August 1931 den Taglöhner Friedrich Ganser in Laupheim auf grausame Weise ermordet, um alsdann dessen Witwe zu heiraten.

Zuchthaus für versuchten Kindsmord

Heilbronn, 18. Febr. Das Schwurgericht verurteilte am Montag die 23 Jahre alte, ledige Emma Kronmüller von Rieden, Kreis Hall, wegen versuchter Kinds­tötung zu einJahr Gefängnis ab- züglich vier Monate Untersuchungshaft, deren 63 Jahre alte Mutter, Rosine Kronmüller, wegen versuchten Kindsmords zu drei Jahren zehn Tagen Zuchthaus abzüglich drei Monate Untersuchungshaft.

Aegelung des Nundholzmarktes

im Forstwirtschaftsjahk 1SSS/SS

Durch die neue Verordnung des Reichsforst- meisters vom 23. Januar 1936, die imLeut­chen Reichsanzeiger" Nr. 27 vom 1. Februar 1936 veröffentlicht ist, sind für den Absatz von Fichten- und Buchenrundholz im Forstwirt- fchaftsjahr 1935/36 für alle Reichsgebiete Preise und Preisspannen festgesetzt worden.

Für Württemberg haben folgende Preise und Preisspannen Geltung:

3. Klasse 4. Klasse 5. Klasse Hellbrauner Sortierung

Fichte: RM. je Fm.

Niederster Preis 18. 16.80 15.

Mittelpreis (gewog.

Durchschnittspreis) 19.80 18.50 16.50

Höchster Preis 22.50 21.00 18.70

Die genannten Preise entsprechen einem Satz von 6075 Prozent der Württ. Landesgrund­preise, und zwar ist der niederste Preis bei allen 3 Klassen auf 60 Prozent, der Mittel­preis auf 66 Prozent, der Höchstpreis auf 75 Prozent festgesetzt.

3. Klasse 4. Klaffe 5. Klaffe Hcilbronner Sortierung

Buche: RM. je Fm.

Niederster Prell 25. 20. 17.

Mittelpreis 27. 21.60 18.40

Höchster Preis 31.30 25. 21.30

Diese Buchenpreise, die sinngemäß für Holz der Württ. GüteklasseK" (normal) Geltung haben, entsprechen 100125 Prozent der gel­tenden Württ. Lcmdesgrnndpreise. Der nie­derste Preis entspricht bei allen 3 Klassen je 100 Prozent der Landesgrundpreise, der Mit­telpreis 108 Prozent und der Höchstpreis 125 Prozent der Grundpreise der Güteklassedi".

Die genannten Preisspannen für Fichten- und Buchenrundholz, die sich für Lieferungen ab Wald" verstehen, dürfen weder unter- noch überschritten werden. Die Mittelpreise sollen die Ausgangs, und Richtpreise für den Ver­kauf fein. Abweichungen von diesen Mittelprei- sen, entsprechend den Güteunterschieden des Holzes, der unterschiedlichen Markt- und Absatz­lage usw., sind nur im Rahmen der an- gegebenen Preisspannen zulässig: Fichten- Stammholz 4. Klaffe darf also in Württem­berg beispielsweise nicht unter 16.80 RM. und nicht über 21 RM. je Fm. ab Wald verkauft werden.

Beim Absatz der übrigen Rundholzsorti­mente ist nach der Verordnung ebenfalls von dem im letzten Forstwirtschastsjahr erzielten Durchschnittspreis auszugehen. Die erforder­lichen Preisspannen (entsprechend den Unter­schieden in Güte, Absatzlage usw.) sind in mög­lichst engen Grenzen zu halten.

Werthölzer sollen durch die Preisfestsetzun­gen nicht erfaßt werden. Fichtenwerthoh

(Schreinerware, ausgesuchte Haudwerkerlose, Schindelholz, Küblerware) ist beispielsweise an den Höchstpreis von 75 Prozent der Landes­grundpreise nicht gebunden.

Die Nichtbeachtung dieser Anordnungen, die ab 4. Februar 1936 in Kraft treten, ist unter Strafe gestellt.

Amtl. Großmarkt für Getreide und Fut­termittel Stuttgart voni 18. Febr. Die zur Anlieferung kommenden Mengen Brotge­treide sind mäßig und sinden laufend Unter­kunft. In Brau- sowie Jndustriegerste dürste das Geschäft tm großen und ganzen als ab­geschlossen zu betrachten sein. Die Zufuhren in Futtergerste und Hafer haben sich nicht verstärkt. Der Absatz von Mehl ist unbefrie­digend, während Mühlennachprodukte ge­fragt sind: Es notierten je 100 Kg. frei ver­laden Vollbahnstation: württ. Weizen Febr.- Erzeugerfestpreis: W 7 19.90 (unv.), W 10 20.20 (unv.). W 14 20.60 (unv.), W 17 20.90 (unv.); Roggen Febr.-Erzeugerfestpreis: N 14 17 (uiiv.).'N 18 17.50 (unv.), N 19 17.70 (unv.); Wintersuttergerste Febr.-Erzeugerfest- preis: G 7 16.90 (unv.), G 8 17.20 (nnv.), Sommerfuttergerste: Es können 50 Npf. Per 100 Kg. Aufschlag bezahlt werden; Jndustrie­gerste Großhandelspreis 20.7521.75 (unv.), Braugerste Großhandelspreis 21.7522.75 (unv.), Ausstichware über Notiz; Futterhafer Febr.-Erzeugerfestpreis: H 11 16.30 (unv.), H 14 16.80 (unv.), Jndustriehafer Großhan­delspreis 18.5019.25 (unv.), Wiesenhen (lose) neu 6.757.75 (78), Kleeheu (lose) neu 7.508.75 (7.809), drahtgepreßtes Stroh 4.104.30 (4.204.40) NM. Mehl- Notierung im Gebiet des Getreidewirt­schaftsverbands Württemberg. Preise für 100 Kg., zuzüglich 50 Rpf. Frachtenausgleich frei. Empfangsstation. Weizenmehl init einer Bei­mischung vvn 2530 Pro.z. Kernen Aufschlag I RM. Per 100 Kg. Reines Kernenmehl 3 NM. Aufschlag. Weizenmehl mit einer Bei­mischung vvn 20 Proz. amtlich anerkanntem Kleberweizen 1.25 NM. Per 100 Kg. Auf­schlag. Weizenmehl: Basis-Typ 790 Inland (bisher Weizenmehl l) Frbr.-Preis: W 7 27.40, W 10 27.90. W 14 28.50, W 17 28.50: Noggenmehl: Basis-Type 997 N 14 bis 15. 8. 1936 22.70, N 18 23.30, N 19 23.50; Mühlen- nacherzengnisse: Weizeu-Nachmehl Febr.-Prcis 17, Wcizensnttermehl Febr.-Preis 13.25, Wcizenkleie W 7 bis 15. 8, 1936 6,95. W 10 tO.lv, W 14 10.30, W 17 10.45; Noqgenkleie N 14 bis 15. 7. 1936 10.10, N 18 10.40, N 19 10.50 NM. (sämtliche Preise unverändert). Für alle Geschäfte sind die Bedingungen des Neichsmehlschlnßscheins maßgebend.

Strafen wegen unerlaubten Kutter- und Milchverkauses

Freudenstadt, 18. Februar. Wie vom Milch- versorgungsverband Zollern-Schwarzwald, Ge­schäftsstelle Freudenstadt, mitgetellt wird, mußte neuerdings erneut eine Bäuerin in Untermusbach mit einer Geldstrafe von 20 RM. belegt werden, weil sie unerlaubt Land­butter direkt an Verbraucher abgegeben hat. Wegen des gleichen Vergehens mußten ver­schiedene Milcherzeuger in Wurmlingen, OA. Rottweil, in Schwenningen und in Holzhau­sen, OA. Sulz, mit Geldstrafen belegt werden, die sich zum Teil nicht nur wegen verbotenen Verkaufs von Landbutter an Verbraucher strafbar gemacht haben, sondern auch wegen des ebenfalls verbotenen direkten Verkaufs von Milch an Verbraucher.

Außerdem wurde eine große Molkerei im Gebiet des Mllchversorgungsverbandes Zollern-Schtvarzwald mit einer Geldstrafe von mehreren hundert Mark belegt, weil sie die Verordnung über die Einschränkung der But­terabgabe durchbrochen hat. Sie hat sich nicht an die Bestimmung gehalten, daß Butter nur an Verbraucher oder Verteiler abgegeben wer­den darf, die im August des letzten Jahres von der betreffenden Molkerei Butter bezogen haben und daß der Bezug heute einen gewissen Pro­zentsatz des Butterbezugs im August 1935 nicht überschreiten darf. Auch eine zweite Molkerei im Gebiet des Mllchversorgungsverbandes mußte deswegen mit einer Strafe belegt werden.

Wettbewerb kür WwübijKr EA1- mb Wnterbilder

Der Tübinger Alemannen-Verlag sucht für das m Vorbereitung befindliche Werk:Winter­zauber auf der Alb, im Schwarzwald und Allgäu" eine Reihe guter Photos und ueronMttei aus vielem ÄiNaß einen Wettbewerb, an dem sich alle Lichtbildner beteiligen können. Die schönsten und besten Bilder erhallen Preise, und zwar setzt der Verlag folgende Geldpreise aus: 1. Preis 40 NM.; 2. Preis 30 RM.; 3. Preis 20 RM.: 4 5. und 6. Preis 15 NM.

Es kommen nur Winterlandschafts, und Schi­bilder in Frage, die auf der Schwäbischen Alb, im württembergischen Schwarzwald oder im württembergijchen sowie im westlichen bayerischen <Oberstdvrfer> Allgäu ausgenommen worden sind.

Die Bilder muffen ein Mindestformat von 9 X 12 Zentimeter haben, muffen unausgezogen und Glanzkopien (weiß) sein. Die Zahl der Bilder ist unbeschränkt.

Die Sendung ist zu richte» an die Schriftlcrtimg des Alemannen.Verlags in Tübingen am Neckar mit dem sichtbaren Vermerk auf dem Umschlag: Photo - WettbewerbWinterzauber". Rückporto ist beizufügen. Jede Aufnahme muß rückseitig mit dem Namen des Einsenders und der Bezeichnung des Motivs versehen sein.

Die Sendungen muffen bis spätestens 1. März IS36 im Besitz der Schriftleitung sein. Im Laufe des Monats Mai werden die Preis­träger schriftlich benachrichtigt.

Die Prämiierung erfolgt durch die Schriftleitung des Alemannen-Verlag s, Tübingen. Zur Verteilung kommen die oben erwähnten Preise. Die Schriftleitung behält sich vor, aus der Reihe der unprämüert gebliebenen Photos die besten Arbeiten käuflich zu erwerben. Die mit Preisen bedachten Bilder gehen mit dem Recht zur Wiedergabe in das Eigentum des Verlags über.

Die Entscheidung des Preisgerichts ist unanfecht­bar. Die vorstehenden Bedingungen erkennt jeder Einsender durch seine Teilnahme am Wettbewerb an. Schadenersatzpflicht für verloren gegangene oder beschädigte Aufnahmen besteht nicht.

Ssrvrs vx.rm.cZ.br-

(Urheberschutz durch L. Ackermann, Roinanzentrale Stuttgart) 16s

Viertes Kapitel.

Ernst Weigel kam sich ungefähr so vor wie e Mensch, dem der Arzt das Arbeiten verboten hat ui der sich dabei ganz gesund fühlt. Nachdem er sein mäi ticzes Eisbein trotz aller seelischen Nöte mit dem gesund: Hunger eines starken Mannes vertilgt hatte und Alfr zahlte auch das war eigentlich merkwürdig, daß dies Riese, der mit unbewußt angeborenem Krastgefiihl u wer der Herr im Haus gewesen war, sich jetzt ganz eben unbewußt unter die Vormundschaft seiner Kinder lieg!

also, als Alfred zahlte, sagte der Vater:

Wie spät ist's denn? Ist die Mittagspause in d Fabrik vorüber?"

Längst."

Gut, dann können wir geheli."

Willst du nicht mal mit durch die Werksläit. >, ü-> men und den Arbeitern guten Tag sagen?"

Der Vater schüttelte den Kopf.

An/' vor denen schäme ich mich."

wollte etwas erwidern, aber Irma wan ,h Vntö. 3», der hieß:laß ihn in Ruh'"; sie verstand dc »ttn zu schnell gekommen. Sie ging!

A".'Eore>ngcmg hinauf und wurden von niemar

neben nnd^rüs/ Zigarre, die ihm Alfred Z

geben, und setzte sich kopfschüttelnd.

c - doch keinen Raubmord begai

Leben geschuftet und keine: Menschen auch nur das geringste zuleid getan - und jet

- Kinder es ist zum Heuten, fetzt plötzlich und nr

weil ich eben auf der Schule nischt gelernt habe, mit Büchern nicht Bescheid weiß und das alles Onkel Wilhelm überlassen habe; also, gerade weil ich Vertrauen zu ihm gehabt, weil es mir gar nicht in den Sinn kam, daß der mich reinlegen könnte, bin ich jetzt selber ein Verbrecher? Jetzt weiß ich alles. Na ja, wir haben uns die Villa ge­baut. Stimmt. War nicht nötig! Wir haben eine ganze Masse Geld verpulvert. War übrigens nicht so schtimm. So 'ne verrückte Gesellschaften wie gestern haben wir doch nur selten gegeben und sonst ganz bescheiden gelebt. Darum wären wir noch lange nicht pleite geworden. Aber ich habe da in den Büchern gesehen, was sich der Onkel Wilhelm aus dem Geschäft genommen hat. Dreimal soviel wie ich! Immer wieder .Privatkonto soundsoviel'.

Privatkonto! Das war ich nicht! Das war Onkel Wilhelm! Und weil der alles verjuxt hat. Weiß der Teufel wie! Weil er gar nicht aufgepaßt hat! Nicht einmal so­weit, daß er mir rechtzeitig gesagt hätte: stell dich um! Weil der Halunke gar nicht ans Geschäft dachte und mich wie einen Ochsen im Joch weiterwurschteln ließ, wie ich Dämeljack es nun mal gewöhnt war. Deshalb bin ich jetzt ein Schuft! Deshalb kann ich nun den Kopf nicht mehr hochheben und die Leute ansehen. Deshalb muß ich mich vor meinen eigenen Arbeitern schämen. Deshalb sitze ich jetzt hier wie ein altes Wrack! Der Teufel hole das ganze Leben. Hundertmal hat mir's der alte Kuhlekamp schon gesagt, aber was wußte ich! Wenn ich's Wilhelm Färber sagte, der zuckte die Achseln und sagte: .Ouaisch! Das geht vorüber! Paß mal aus, das ist nur so 'ne Strömung. Das gute Alte wird wieder modern und dann können wir froh sein, daß wir das Neue nicht mitgemacht haben.'"

Herrgott, Vater, es hat jetzt doch keinen Zweck, sich Vorwürfe zu machen."

Nee, ich bin ja schon ruhig. Aber weh tut's!"

Gut, daß endlich die Tür geöffnet wurde und Zan­genberg eintrat.

Tag, Weigel, jetzt machen Sie mal kein so verzwel-

fettes Gesicht! Ich bin zunächst hier einmal zum na ja zum Zwangsverwalter bestimmt. An die Hauptgläu­biger habe ich schon geschrieben. Jetzt wird gleich der No­tar kommen, damit wir die Geschichte mit der Beleihung ins Lot bringen. An Herrn Pistor habe ich telephoniert, er kommt auch. Ebenfalls der Sachverständige der Tisch­lerinnung, mit dem wir beraten wollen, ob das zu machen ist, was Fräulein Irma vorschlug."

Und wann holen sie mich äb?"

Ueberhaupt nicht! Das würde doch nur geschehen, wenn Ihnen ein Betrug nachgewiesen werden könnte. Herrgott, es ist sehr traurig, was Ihnen da geschehen; aber wenn man noch ein kräftiger Mann ist und noch dazu ein paar so famose Kinder hat"

Sie haben recht, ich bin ein Schlappmichel. Es kam nur zu plötzlich. Wenn man so kerne Ahnung hat"

Tag, Kamerad Weigel."

Tischlermeister Bendemann, stellvertretender Ober- Meister der Innung und gerichtlich vereidigter Sachver­ständiger, war eingetreten und gab ihm die Hand.

Tag, Bendemann!"

Er sah etwas schief und befangen zu ihm hinüber.

Hast Pech gehabt, na, da wollen wir mal sehen, wie wir die Karre wieder aus dem Dreck ziehen. Nun komm mal und zeig mir, was da auf dem Lager ist."

Ich kann nicht, ich"

Darf ich Sie führen?"

Herrgott, das ist woll die kleine Irma? Donner­wetter. bist du ein feines Mädel geworden! Ach so jetzt muß ich woll Fräulein sagen?"

Ist alles gleich, Herr Bendemann, helfen Sie nur meinem Vater."

Herr Zangenberg, ist das die junge Dame, die Ihnen den Plan entwickelt hat?"

Jawohl, Herr Bendemann."

Alle Achtung! Na, dann los, kleines Fräulein."

(Forts, folgt.)