Donnerstag den 13. Februar 1938

Der EnzlNer

94. Jahrgang Nr. 86

In Rohr bei Stuttgart verschied am Sonntag nach längerem Leiden Bürgermeister Friedrich Reinhard im Alter von erst 50 Jahren. Die Gemeinde Rohr verliert einen Ortsvorstehcr. der sich die Zuneigung und das Vertrauen aller Kreise erworben hatte. Im April dieses Jahres wären es 25 Jahre gewvrdcn. seit Friedrich Reinhard von der Nvhrer Bürgerschaft zum Ortsvarsteher ihrer Gemeinde gewühlt wurde.

Am Dienstag vollendete Architekt Fritz Nusscr in Ulm sein SO. Lebensjahr. Der Jubilar erfreut sich noch ordentlicher Gesundheit.

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Auf seinen 88. Geburtstag erhielt der Veteran K. Schoen in L a ch w e i l e r, OA. Oehringen. ein Glückwunschschreiben des Führers und Reichs, kanzlers Adolf Hitler, verbunden mit einem Bild mit eigenhändiger Unterschrift und einer Geld- spende.

Stuttgart, 11. Febr. (Strenge Kälte 1 m ganzen Lande.) Fast wollte es eine Zeitlang scheinen, als ob an Stelle des Win- ters ewiger Frühling in Deutschland einkeh- ren würde. Tie vergangene Woche hat uns eines Besseren belehrt. Schon um das Wochenende stellte sich empsindliche Kälte ein die in der Nacht znn, Dienstag noch mehr anstieg. So wurden in Schramberg und Nürtingen mit 18 Grad Kälte die niedrigsten Temperaturen gemessen. Freuden- stadt und Sulz a. N. melden je 16 Grad. Reutlingen und Hechingen je 14 Grad, mäh- rend ,n Stuttgart ..nur" annähernd 18 Grad minus gemessen wurden. Jedenfalls ist fest- Mellen, daß es sich um die bisher kälteste Nacht des Winters gehandelt hat. Es ist an- znnehmen daß die gegenwärtige Wetterlage noch einige Zeit dauern wird.

Stuttgart, 9. Febr. Die Justizpressestelle Stuttgart teilt mit: Eine eigenartige Auf­fassung über die Berufsehre eines Landwirts hat der Landwirtssohn Gotthold Kogler von Siel niin gen. Obwohl Kögler erst im Jahre 1934 wegen eines zum Nachteil eines arbeitslosen Kraftwagenführcrs verüb­ten Betrugs eine Gefängnisstrafe von 15 Tagen erhalten hatte, ging er bereits im November 1935 beim Verkauf von Sauer­kraut in Fellbach erneut auf Betrug aus. Seine Arbeitsweise war die, daß er stets sehr eilig tat, wenn seine Kundschaft (durchweg ältere Leute) bei ihm eiukausten. Mit raschem Schwu ng w arf er die Krautköpse in den an seiner Waage hängenden Korb,vergaß" bewußt, das Gewicht des Korbes abzu­ziehen. und drückte, wenn er der Ansicht war. daß die abgewogenen Krautköpfe für den Kunden genug seien, noch rasch mit der Hand auf den letzten Krautkopf und erreichte so ein Hochfchnellen des Gewichtes. Auf diese Weise kam Fs, daß an jedem verkauften Zentner Kraut 10 bis 20 Pfund fehlten.

Durch Urteil des Amtsgerichts Waiblingen vom 29. Januar wurde nunmehr Kögler wegen eines fortgesetzten Ver­gehens des Betrugs zu der Ge­fängnis st rase von 5 Wochen ver- urteilt. In der Urteilsbegründung wurde zum Ausdruck gebracht, daß der Angeklagte sich gröblich gegen die Regeln des anständigen Handels vergangen, das Ansehen der anstän- digen Landwirte gefährdet und dadurch den Wiederausbau des deutschen Bauerntums sabotiert hat.

Schorndorf, 10. Febr. Sonntag abend gegen 6 Uhr kam ein mit sechs Personen be­setzter Kraftwagen aus Ludwigsburg beim Bahnübergang Urbach Schorndorf durch rasche Fahrt von der Straße ab, stieß trotz starken Bremsens aus eine Einfriedung und stürzte eine etwa drei Meter hohe Böschung hinab. Durch den Aufprall wurde der Benzintank durchstoße» und der Wagen geriet alsbald in Brand. Die Insassen wurden durch den Bahnwär­ter vom Posten 35 und den alarmierten Autolöschzug aus ihrem Wagen durch Ein­schlagen der Scheiben befreit. L-ämtliche In­sassen erlitten schwere Verbrennun­gen und einige mußten ins Kreiskranken­haus Schorndorf gebracht werden. Lebens­gefahr besteht bei keinem der Verletzten. Der Wagen wurde ziemlich stark beschädigt.

Die Justizpressestelle Stuttgart teilt mit: Wie bereits bekannt wurde am 10. Oktober 1935 von der Zollfahndungsstelle Stuttgart gegen den 56jährigen ledigen jüdischen Bankier Karl Weil, Inhaber der Firma Karl Weil und Co. in Horb a. N.. wegen Verdachts unerlaubter Devisen­geschäfte eingeschritten und Weil am 11. Oktober 1935 vom Amtsgericht Stutt­gart I in Untersuchungshaft genommen. Gleich zu Beginn der Nachprüfungen in der Bank ergab sich, daß Weil tatsächlich teils für sich, zum größten Teil aber für Kunden der Bank in früheren Jahren gleich nach Beginn der Devisenbewirtschaftung uner­laubte Effektengeschäfte getätigt hatte. Dies machte es notwendig, die Erhebungen aus einen weiteren Personenkreis auszudehnen, wobei auch mehrere Verhaftungen vorgenommen werden mußten-

Im weiteren Verlauf der Nachprüfung bei der Bank ergab sich als völlig überraschendes Ereignis, daß die Bank schon seit Jah­ren völlig überschuldet war und daß Weil es seit dem Jahre 1927 durch falsche Buchführung verstanden hat, die völ­lige Ueberschuldung in den Büchern und in den Bilanzen nicht in Erscheinung treten zu lassen. Weil bediente sich dabei vor allem der Einschaltung von fingierten Debitoren aus der Aktivseite und der Ausscheidung von Kreditoren auf der Passivseite durch Neber- nahme aus ein schwarzes Konto. Weiterhin wurden . gewinnbringende Effektengeschäfte vorgetäuscht, die Efsekten am Bilanzstichtag mit einem viel zu hohen Kurs bewertet und zum Teil auch Papiere in die Bilanz aus­genommen, die gar nicht vorhanden waren. Die Bücher und Bilanzen waren auch inso­fern falsch, als Abschreibungen bei einer großen Anzahl zweifelhafter Schuldner durch Bildung eines Delkredere überhaupt nie vor­genommen wurden. Nach Aufdeckung dieser falschen Buchführung ließ es sich nicht um­gehen, die sämtlichen Bilanzen vom Jahr 1927 an in mühsamer Arbeit zu berichten, um dadurch ein Bild über die Höhe des jährlichen Verlustes und der Unterbilanz zu bekommen. Dies war auch der einzige Weg, um Aufschluß über die Entstehung des Verlustes zu erhalten. Die Zollfahn. dungsstelleStuttgart hat sich dieser Arbeit unterzogen; das Ergebnis ist folgen­des:

Aitrach OA. Lentkirch, 11. Februar. Das etwa zweijährige Söhnchen Alois der Friede­rike Lachenmaier war mit noch einem um ein halbes Jahr jüngeren Spielgefährten allein in der Wohnstube und steckte das Kabel zum Radio in die Dose der elektrischen Licht­leitung. Es machte sich offenbar dann weiter daran zu schaffen und kam mit dem Strom der elektrischen Leitung in Berüh­rung. Das Kind wurde auf die Seite ge­worfen und gab einen Schrei von sich. Hier­durch wurde die Großmutter in der Küche nebenan aufmerksam. Als sie das Kind an sich nehmen wollte, wurde auch sie zurückgestoßen. Nach einer Viertelstunde ist das Kind gestor­ben. Wie die Brandstelle an dem Kleinfinger des Kindes zeigte, steht einwandfrei fest, daß der Tod durch den elektr. Strom verursacht worden ist.

Seit dem Jahre 1927 bis 1935 entstanden in jedem JahrVerlustevon 155 000 bis 220vvv RM.; die Bilanz dom Jahr 1934 schließt mit einer Unterbilanzdon 1.5 Millionen Reichsmark ab; den 2,45 Millionen Passiva stehen nur 95V 900 Aktiva gegenüber. Im Jahre 1935 wird sich der Verlust und die Unterbilanz noch ver­größern. Die Vertilge eiuganven ourcg rpcyt- spckulationen in den ersten Jahren. Das ge­ringe Eigenkapital reichte nicht aus, die Ver­luste auch nur einigermaßen zu decken. Weil verwandte deshalb dazu einen großen Teil der Spargelder seiner Kun­den. Hierdurch erwuchs ihm eine sehr hohe Zinsenlast, dir dann auch den Verlust in den folgenden Jahren verursachte.

Der ursprüngliche Verdacht, Weil habe größere Werte im Ausland liegen, hat sich nach gründlicher Prüfung nicht bestätigt. Es waren zwar beim Zugriff noch kleinere Frankenbeträge im Ausland; diese rühren aber aus den früheren Effektengeschäften im Ausland her. Gleich nach der Verhaftung des Weil waren Bestrebungen im Gange, im Interesse der Gläubiger die Bank zu sanieren. Dieser Versuch scheiterte jedoch, so daß durch Verfügung des Neichskommissars sür das Kreditwesen vom 29. Oktober 1935 die Bank geschlossen wurde.

Zur Liquidation wurde im Einver­nehmen mit den Behörden ein Generalbevoll­mächtigter bestellt, der versucht, nach Mög­lichkeit ohne Konkurs die Bank zu liquidieren und die Gläubiger nach Maßgabe der noch vorhandenen Werte zu befriedigen.

Von den vorhandenen rund 2000 Gläu­bigern haben die meisten ein Guthaben unter 1000 NM.; sie setzen sich aus Bauern, Hand­werkern und kleineren Geschäftsleuten zu­sammen. Einige der Hauptgläubiger sind in das Verfahren wegen Devisenvergehens der. wickelt.

Die Erhebungen in der Strafsache stehen kurz vor dem Abschluß. Es wird schon in den nächsten Wochen gegen Weil und besten Prokuristen Hermle vor der Strafkammer beim Landgericht Stuttgart Anklage wegen velrugeeiicqen Vanlervlls uni) Devijenver- gehens erhoben werden. Mitangeklagl werden außerdem wegen Devisenvergehens und Steuerdelikte weitere drei Beschul­digte, die sich des beschuldigten Weil bet ihren Straftaten bedient haben.

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Zu unserer Ueberschau vom Montag hätten wir nachzutragen, daß Engelsbrand nicht 3:0, sondern 3:2 gegen Wiernsheim gewann. Mit nur einem einzigen Tor Unterschied mußte sich Wildbad in Bärental geschlagen bekennen, 5:4 endete das Spiel in Bärental. Con­weiler Höfen endete 6:2.

Der Fußball am Sonntag Jetzt geht es dem Ende zu. In jeder Klasse finden zwei Spiele statt. In der Kreisklasse 1 Neuenbürg Pfinzweiler (3:2), Bärental Wiernsheim (0:1). Für beide Treffen läßt sich der Ausgang nur vermuten. Weder Neuenbürg noch Pfinzweiler können ihren Tabellenplatz verbessern, sodaß es sich höchstens darum drehen wird, dem Bild eine gefälligere Farbe zu geben. Im zweiten Spiel könnte Wiernsheim durch einen Sieg sich noch nach weiter vorn bringen, was jedoch in Bärental schwer halten wird. In der Kreis­klasse 2 finden zwei Nachholespiele statt: Enz- klösterle Neusatz und Sprollenhaus Rotensol. (Siehe auch heutige Bekannt­machung der Klassenleitung.) Weiter wird das Pokalspiel Conweiler Calmbach nachgeholt.

Bekanntmachung der Klaffenleitung Für die folgenden drei Sonntage sind fol­gende Nachholespiele angesetzt: 16. 2. Enzklö- sterle Neusatz, Sprollenhaus Rotensol. 23. 2. Sprollenhaus Neusatz. 1. 3. Wald- rennach Neusatz. Den Vereinen geht keine Nachricht mehr zu. Klassenleitung.

Ein unglückliches Spiel für Wildbad Bärental Wildbad 8:4 (2:1)

Der FV. Wildbad fuhr am vergangenen Sonntag zum dritten Male innerhalb kurzer Zeit die Strecke zu den3 Ausländern". Dies­mal war das Ziel Bärental. der Kollege vom Tabellenende. Vom Anpfiff weg drängt B., um auch bald in Führung zu gehen. Eine weitere sichere Chance wird von B. ausge­lassen und W. drängt nun stark, aber 'kein Torschuß fällt, erst ein Elfmeter wird durch Proß zum 1:1 ansgewertet. B. wird von da ab unruhig, ein Spieler muß vom Platz und der Schiedsrichter, Herr Killer aus Nagold, wird ganz umgewandelt für B als dessen Spieler und Vsreinsführer stark reklamieren. B. führt beim Wechsel wieder mit einem Tor Vorsprung und sichert sich dann kurz nach­einander nach der Pause durch zwei Tore einen kaum anfzuholenden Vorsprung. Wild- bads Hintermannschaft war dabei nicht ganz in Form. Eine Umstellung im Wildbader Sturm trägt gute Früchte und es war tief bedauerlich, daß der sonst so gute Schieds­richter zwei einwandfreie Tore von Sieb und Proß mit durchsichtigem Grunde aberkannte. B. erzielt mit Glück seinen 5. Treffer, aber W. ist nun nicht mehr zu halten und drängt stark. Der Erfolg kommt mit drei Treffern und B. ist froh, als abgepfisten wird. Protz und Eisele waren die hervorstechendsten Spie­ler Lei W. und hätte letzterer mit seinen! Schüssen, hinter denen Saft und Kraft lag, noch mehr Glück gehabt, wäre B. nur eine deutliche Niederlage nicht herumqekommni. Wildbads Läuferreihe, zuerst schwach, war zu­letzt die Stütze der MannschaA, während das Schlußtrio schon bessere Leistungen gezeigt hat. Der Mittelstürmer von B. war die mar­kanteste Erscheinung, taktisch und technisch groß in Fahrt, leider zu oft unfair.

Jüdischer Geotzbelrügee Weil

2800 Bauern, Handwerker und Geschiiftsleute Ihrer Spargroschen beraubt

komsn vvn vrsnd VQN

(Urheberschutz durch L. Ackermann, R-»nanzei,traIe Stuttgart) 101

Es darf nicht sein," ereiferte sich Alfred,daß diese Firma mit Schande zugrunde geht, weil der Vater durch fremde Schuld niedergebrochen ist und weil der Sohn sich zu gut dünkt, ein Handwerker zu sein. Uebrigens glaube ich. daß meine ganze Begabung sich in erster Linie auf das Praktische richtet."

Lieber Herr Weigel, ich danke Ihnen, daß Sie zu mir gekommen sind. Geben Sie mir die Hand. Ich ver­stehe Sie und billige Ihren Entschluß. Eie brauchen auch nicht alle Brücken hinter sich abzubrechen. Nach Schluß die- ses Semesters wären Sie ohnehin berechtigt, zuerst ein praktisches Jahr zu absolvieren. Sie tun dies also jetzt eben im Betrieb Ihres Vaters."

gütig, Herr Professor, aber das hat keinen Zweck. Ich muß in der festen Ueberzeugung an mein neues Leben herantreten, daß es kein Zurück gibt. Ich muß um meiner eigenen Nuhe willen wissen, 1) ich nicht mit Hoffnungen oder Pbanlastereien an Dinge denke, die mir Verschlüßen sein müssen."

Ich glaube auch das zu verstehen. Jedenfalls, lieber isiel, vergessen Sie nicht, daß meine Tür Ihnen immer vsten steht, lind jetzt entsaiuldigen Sie mich einen Augen­blick. vellal" ^

Er rief ins Nebenzimmer und ein junges, zartes Mädchen mit klugem Gesicht kam herein. Sie erwiderte Alfreds Gruß mit unwillkürlichem Erröten.

,Leiste dem Herrn Studiosus einen Augenblick Ge- feuschast.. Ich will nur dem Universitätspedell, der draußen wartet, Bescheid sagen."

Damit war der alte Herr schon aus dem Zimmer, und die beiden jungen Menschen standen einander verlegen gegenüber. Endlich brach Hella das Schweigen.

Sie hatten wohl Wichtiges mit Pa zu besprechen?"

Er sah sie nicht an.

Sehr Wichtiges. Ich kam. um Abschied zu nehmen. Ich gebe mein Studium auf."

Aber, Herr Weigel!"

Es ist meine Pflicht, in meines Vaters Werkstatt einzutreten und Handwerker zu werden Ich habe Ihrem Herrn Vater alles erklärt, und er hat meinen Entschluß gebilliat."

Vater hat?"

Er faßte ihre Hand.

Ich habe Ihren herrlichen Vater verstanden: in seiner großen Güte hat er mir die Möglichkeit gegeben, mich auch von Ihnen zu verabschieden Gestatten Sie, daß ich di-s tue und daß ich Ibnen herzlich danke."

Seine Stimme war bewegt.

Ich werde die Abende, die ich in Ihrem Haus ver­leben durfte, nie in meinem Leben vergessen."

Der Professor trat wieder ein und warf einen raschen Blick auf die beiden.

Also, wie gesagt, lieber Weigel, wenn Sie einmal ernen Nat brauchen jederzeit! Und jetzt Kopf hoch und mit klaren Augen in das neue Leben hinein, das zu be­ginnen Sie für Ihre Pflicht halten. Warten Sie, ich bringe Sie selbst zur Tür."

Eine kurze Verbeugung vor Hella, dann folgte Alfred dem alten Herrn, der sich an der Tür durch' kräftigen Händedruck verabschiedete. Alfred stand wieder auf der Straße. Um den Mund war auch wieder der harte Zug.

Auch das war geschehen! Er hatte sich von allem ge löst. Auch von Hella; von der kleinen, klugen Hella, die ihm vorgeschwebt hatte als das ferne Ideal seines Lebens.

^Schluß!"

Er richtete sich auf und sprang auf den Omnibus, der ihn nach dem Norden zurllckbringen sollte.

Am selben Morgen trat Amtsgerichtsrat von Häber- ling in das Zimmer, in dem Assessor Kolmar arbeitete. Er hatte ein lachendes Gesicht.

Jetzt hören Sie mal zu, lieber junger Kollege, was ich da für einen Brief bei der Post finde.

,Sehr geehrter Herr Richter!

Ich habe heute morgen zufäll-g gemerkt, daß ich durch die Dummheit meines Schwagers pleite bin. Alles Geld ist beim Teufe! und ich kann nicht mehr weiter. Ich glaube, es ist meine Pflicht, den Konkurs anzumel­den, und das tue ich hiemit ergebenst. Wenn Sie mich holen wollen ich stehe zur Verfügung und bin mor. gen ab zehn Uhr in meinem Kontor.

Mit deutschem Gruß Ernst Weigel,

in Firma Ernst Weigel und Sohn Veteranenstr. 237.'"

Der Assessor lachte.

Allerdings eine merkwürdige Konkursanzeige. Sieht beinah so aus, als wollte sich der gute Mann noch lustig machen."

Glaube ich nicht. Glaube eher, daß der Mann noch wenig Briese geschrieben har. aber man kann nicht wis­sen. Nehmen Sie sich den Kriminalkommissar Müllner mit und fahren Sie hin."

Jawohl, Herr Amtsgerichtsrat."

Wenn was dran ist die Bücher versiegeln und den vereidigten Revisor benachrichtigen. Im übrigen weiß ja der Kommissar, was er zu tun '

Herr Weigel war während einer ganzen Stunde automatisch immerzu zwischen Fenster und Tür hin und hergependelt. Bisweilen blickte er auf die Uhr. als zählte er die Minuten. (Forts, folgt.)