Der böse GM -es Mörders Seefel-
Alle Zeugen erkennen in dem Aag,klagten de» Watte« Mann- von damals!
Bomben anf Nessie
Dschibuti, 10. Februar
Am Sonntag sind unerwartet sieben italienische Bombenflugzeuge über Dessie. dem Hauptquartier des Negus, erschienen^ und haben den Ort und benachbarte Orte mit etwa 100 Bomben belegt. Nach abessinischer Angabe hat der Angriff nur Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert, da Deisie seit Wochen von Truppen frei fein soll, nämlich einen Toten und zwei Verwundete. Ungeheure Wolkenbrüche am Sonntag und Montag mit schwerem Hagel- fchlag unterbanden alle militärischen Operationen im abessinischen Hochland. Auch der italienische Heeresbericht stellt fest, daß keinerlei Ereignisse von militärischer Bedeutung zu verzeichnen sind.
Eine amtliche Mitteilung des italienischen kriegsministeriums gibt die Verluste der italienischen Heimatarmee mit 844 Toten, davon 427 im Gefecht Gefallenen an.
Umlaaaee'tve Aedetter- und TruvVkvverfGMungen
Rom, 10. Febr. Die Arbeiter- und Truppenverschiffungen nach Ostafrika scheinen nach italienischen Zeitungsmeldungen in den letzten Tagen wieder größeren Umfang anzunehmen. Aus Neapel, Bari. Palermo und Messina liegen Ausreisemeldungen vor. Der größte Truppentransport ist mit dem Neberseedamp- fer „Conte Roffo", der mit rund 170 Offizieren und Unteroffizieren und 1700 Mann von Neapel in See ging, am Montag abend von Messina nach Massaua ansgefahren. Mit einem anderen Dampfer haben 600 süditalienische Arbeiter von Bari aus die Reise nach Ostafrika angetreten. Der Dampfer „Calabria" ist mit 2000 heimkehrenden Arbeitern und einer ' Gruppe Offizieren am Montag in Neapel eingelmnen
In italienischen Zeitungsmeldungen aus Dessie wird behauptet, daß der militärische Hanptberater des Negus ein englischer Oberst namens Hoit sei. Dieser Oberst leite die militärischen Operationen
Streik der Londoner Fieiftvee beendet
London, 10. Febr. Einer amtlichen Mitteilung zufolge wird die Fleischverteilungs- -entrale Smithfield am Mittwoch früh wieder geöffnet werden. Der Streik der Fleischer und Fleischergesellen ist damit beendet.
Die Arbeitnehmer hatten für die Wiederaufnahme der Arbeit folgende Forderungen gestellt, die sämtlich erfüllt wurden: 1. Daß alle Leute wieder eingestellt werden. 2. daß innerhalb von drei Tagen nach der Wiederaufnahme der Arbeit der Schlichtungsausschutz zusammentreten soll, um die Forderungen der Arbeitnehmer hinsichtlich der Löhne und Arbeitsbedingungen im Schlichtungswege zu regeln.
Die Gewerkschaftsvertreter haben erklärt, daß der Vollzugsausschuß verpflichtet sei, einen amtlichen Streik auszurufen, falls es nicht gelingen sollte, eine befriedigende Regelung herbeizuführen.
„EKMlzeriMs SrMMkvmIttt" billigt den Mord
Zürich, 10. Februar.
Die „Neue Züricher Zeitung" nahm kürzlich in sehr scharfer Weise Stellung gegen eine Versammlung des neugegründeten „Schweizer Freiheitskomitees". das sich aus kommunistisch, marxistischen Elementen zusammensetzt, also eine marxistisch getarnte Massenmobilisation darstellt. Das Blatt fährt dann fort: „Wir könnten uns darauf beschränken, den Leser von emem Vorkommnis in Kenntnis zu setzen, das besser als alle Beweise schreckhaft deutlich den Geist dieser durch „antifaschistische Schlagworte" zusammengetrommelten Versammlung aufblitzen läßt. Nur mit Abscheu schreiben wir es nieder, daß tosenderBeifall die rein registrierende Bemerkung eines Redners quit- tierte, daß am Tage vorher der Landesgruppenleiter der NSDAP, in der Schweiz das Opfer eines Attentats geworden sei. Verräterisch und für jeden Anständigen unerträglich „elementar" war der blinde Fanatismus dieser Menschen hervorgebrochen, um deren Gunst ein „Freiheitskomitee" warb. Man hätte von einem Freiheitskomitee, in dem auch einige b isher in der Oefsentlichkeit an- ge>ehene Männer sitzen, erwarten dürfen, daß es mutig in einer sehr deutlichen Erklärung von dieser schmachvollen Kundgebung Abstand nehme — selbst aus die Gefahr hin, den Laden mangels Zuspruchs gleich wieder schließen zu müssen. Es ist nicht geschehen ..."
LÄwm Ausschreitungen ln Zamvko
Mcxit "Stadt, 10. Februar.
Der „Ausschuß zur Verteidigung des Proletariats" ruft für den 21. Februar zu einer Tagung auf, die der Schaffung einer Einheitsfront der Arbeiterschaft dienen soll. Die Tagung dürste unter kommunistischer Führung stehen. In Tampico kam es bei einer kommunistischen Kundgebung gegen die Staats- regierung zu schweren Aus>chreitungen. Die Teilnehmer smarten auf Parteigänger der Regierung. Fünf Personen wurden getötet und i8 verwundet.
Schwerin, 10. Februar.
Zu Beginn der 4. Verhandlungswoche im Seeseldprozeß kommen zwei Mordfälle zur Erörterung, die sich in der Nähe von Vertut ereignet haben. Zunächst werden die Zen- gen in der Mordsache an dem Iljährigen Erwin Wisch newski aus Brandenburg «Havel) vernommen. Nachmittags soll der'Mord an Sem 7jährigen Günther Tielkeaus Orame». vurg bei Berlin behandelt werden. Erwin Wischnewsk, verschwand am 8. Oktober 1984 Erst am 10. November wurde seine Leiche von einem Pilziammier in einer dichten Kiefern- lchonung des altstädtischen Forstes gefunden Die Leiche befand sich, wie in den anderen Fat- ien in ausgesprochener Schlafstellung. Es wurde dcima.s angenommen, daß der schwäch, ticye Junge sich m Walde verirrt halte und un Freien erfroren sei. Diese Annahme ist aber wenig wahrscheinlich, da nach den Bekundungen der als Zeugen vernommenen Kriminalbeamten der Wald dem Jungen gut bekanni war. Der Angeklagte hat sich in der Zeit vom 5. bis 9. Oktober 1984 in der Gegend zwischen Brandenburg und Potsdam aufgehal- ten. Dies ergeben seine Auszeichnungen. Wieder wie bei früheren Fällen hat er geheimnisvolle Zeichen eingetragen, über deren Bedeutung er keine Auskunft gibt.
Tie als Zeugin aufqerulene Mutter Wuchnewikitz kann nur ausiagen. vag ihr Fange liiitig iiiid guter Tinge zum Spiele» ans die Straße gelauien iei. Er habe versprochen. iiiitkaas wieder nach Hause zu koin- men. Seitdem habe ich ihn lebend nicht wieder geiehen." Ein Ichähriger Schüler aus Brandenburg bekundet, daß er zu der Zeit, als der Wi'chnewiki verschwand, von einem alten Mann in Brandenburg angeiprochen worden iei der ihm eine Weintraube schenken wollte. Ter Junge dankte aber und lie! davon. Seeseld wird jetzt wieder aus der Anklagebank herausqeiührt und muß sich seinen Mauiel anuetien »ns seinen Hut auisetzeu. ..Za das ist der Mann von damals." erklärt der kleine Ze»ae mit aller Bestimmt, heil. Seeseld b e st r e i t e t wiederum. Er erklärt, daß seine Person nicht m Frage kommt. Zwei andere Zeuginnen, eine 13>äh- rige Schülerin und ihre Mutter, haben de» ihnen bekannten Erwin Wüchnewski in Begleitung eines alten Mannes, dessen Beschreibung aus Seeseld zutristt. au! der Landstraße m Richtung des Waldteiles gesehen, in dem später die Leiche Wischnewskis gesunden wurde.
Eine wichtige, für Seeseld äußerst b e- lastende Aussage macht sodann ein weiterer Zeuge, der am 8. Oktober, am Tage des Verschwindens Wischnewskis mit dem Rad unterwegs war. um Beiträge für die Versicherungsgesellschaft einzukassieren. Gegen 17'/- Uhr habe er in der Nähe der Schonung einen kleinen Jungen mit einem alten Mann getroffen. Er hatte den Eindruck, als seien die beiden Großvater und Enkel. Auffällig war ihm die Begegnung deshalb, weil der alte Mann den Jungen, der einen müden und schläfrigen Eindruck machte, geradezu gewaltsam hinter sich yeczvg. „q l s wenn man ein Lamm zur Schlachtbank führt". Am anderen Tage traf der Zeuge den alten Mann allem in Brandenburg wieder. Als er in der Zeitung vom Seeseldprozeß las. erinnerte er sich sofort an die seltsame Begegnung. Er meldete sich daraus bei der Polizei.
Seeseld muß wiederum Mantel und Hut anziehen. Sosori rust der Zeuge: .Ja. das ist der Mann von damals. Ich lasse mich nicht davon abbringen. Ich bin meiner Sache völlig sicher und kann es beeiden." Ein Kriminalbeamter erklärte zur Ergänzung. daß der Zeuge sogar schon früher den Angeklagten aus einem Bilde herausgesunden hatte, aus dem Seeseld zusammen mit mehreren anderen photographiert war.
Staatsanwalt: „Ich lege dieser Aussage größte Bedeutung bet. Ich bitte die Sachver- ständigen, besonders auf die Aeußeruug des Zeugen zu achten, daß der Junge ebenso wie rm Falle Thomas aus Wittenberge einen müden und schläfrigen Eindruck machte, so wie „ein Lainm, das zur Schlachtbank geführt wird".
Vorsitzender: „Nun. was sagen Sie dazu, Seeseld?"
Angeklagter: „Ich komme nicht in Frage. Ich war ja gar nicht in Brandenburg."
Vorsitzender: „Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß der Zeuge Sie bestimmt wieder erkennt."
Angeklagter: „Nein, ich komme nicht in Frage."
Vorsitzender: „Wo waren Sie am 8. Oktober?"
Angeklagter: „In der Gegend von Groß- Kreuz, aber nicht in Brandenburg." (Groß- Kreuz liegt ganz nahe bei Brandenburg. Die Schristleitung.)
Vorsitzender: „Was bedeutet das Zeichen in Ihrem Notizbuch: Ein Strich und zwei Punkte, das für die Nacht vom 7. zum 8. Oktober eingetragen ist?"
Ter Angeklagte macht wieder seine üblichen ausweichenden Redensarten.
Vorsitzender: „Sagen Sie doch, wo Sie sich an dem Tage ausgehalten haben. Erklären Sie uns doch die Zeichen in Ihrem Block!"
Angeklagter: „In der Gegend war ich ja, aber nicht in Brandenburg." — Dann folgt wieder die stumpssinnige Redensart, die sür
Seefeld bezeichnend ist: „Aber meine Person kommt nicht in Frage."
Borsitzender: „Sie sind am Mordtag mst einem Jungen, was einwandfrei feststeht. in der Nahe der Schonung gesehen worden. Sie wurden am anderen Tage vom Zeugen allein beobachtet."
Angeklagter: „Nein, aber ich bin es nicht gewesen!"
Staatsanwalt: „Will der Angeklagte be- haupten. daß wieder der böse Geist in Frage kommt, der ihn nach seiner Bekundung seit 1898 aus seinen Wanderungen durch Deutsch- land begleitet?"
Seefeld verschanzt sich aus alle Vorhalte wiederum hinter seinen verworrenen Redens- arten.
In der Nachmittagsverhandlung im Prozeß Seefeld begann die Zeugenvernehmung zu der Ermordung des 7jährigen Schülers Günther Tieke aus Oranienburg.
Ter Fall Tieke ist der Anfang einer zeit- lieh eng begrenzten Periode, in welcher das Verschwinden und der Tod von vier Knaben zu verzeichnen ist. Am 2. Oktober verschwand der Schüler Tieke, am 8. Oktober Erwin W i s ch n e w s k i - Brandenburg und am 18. Oktober die beiden Kinder Dill und Eipel aus Neuruppin. Im Mordfall Tieke wird Seefeld besonders stark durch zahlreiche Zeugenaussagen belastet.
Der kleine Tieke verschwand am 8. Oktober 1984 und wurde nach säst? vier Wochen, am 29. Oktober, etwa 3'^ Kilonu'ler von Oranienburg entfernt in einer dichten etwa lOjührigen Kiesernschonung in der typischen Schlnsstellung ailsgesundeii. Auch hier hatte die Sektion der Leiche keine genaue Todes- uriache ergeben. >ss mucoe damals evca,„ wie schon ui anderen Füllen Pilzvergiftung angenommen. Auch die Fundstelle zeigte keinerlei Spuren eines vornusgegangenen Kampfes. Günther Tieke galt allgemein als häuslich,.anhänglich und pünktlich. Er neigte keineswegs zum Herumlreiben und zeichnete sich durch körperliche Gewandtheit und durch ein bescheidenes und ruhiges Wesen aus.
Der Vater hatte seinen Jungen, der Kastanien sammeln gehen wollte, am 2. Oktober vormittags auf seinem Rade mitgenommen und ihn an der Ecke Bernaueer Straße — Mühlen- psad abgesetzt mit dem Auftrag, von dort aus bald nach Hause zu gehen. Seitdem war der Junge verschwunden.
Bereits in der Voruntersuchung traten mehrere Zeugen auf, die den kleinen Tieke bis gegen 12 Uhr an verschiedenen Stellen noch gesehen hatten. Die Spur endet schließlich östlich des Bahnhofes Oranienburg in der Nähe ides Lehnitz-Sees. Fast alle Zeugen haben Tieke mit einem alten, etwa 65jährigen Mann zusammen gesehen, mit dem er Kasta- nien sammelte. Sie haben Seefeld, als er ihnen im Kreise mehrerer gleichaltriger Gefangener gegenübergestellt wurde, sofort herausgefunden und ihn als den Begleiter des kleinen Günther Tieke wiedererkannt.
Zu Beginn der Nachmittagsverhandlung kam es zu einer Erörterung über die unkla- ren Eintragungen, die Seeseld wiederum in der Zeit, als der kleine Tieke verschwand, in seinem Notizblock gemacht hatte. Der An- geklagte gab auf Befragen keine deutliche Antwort. Am Tage, an dem der kleine Tieke verschwand, ist an Stelle der Ortsangabe das Wort «Oktober" neben dem Datum ein- gezeichnet. Vorher sind die Orte Spandau und Nauen im Notizblock Seeselds aufge« führt.
Ein Gastwirt aus Oranienburg bekundete sodann, daß der kleine Tieke zusammen mit einem alten Mann ein oder zwei Tage vorher in seinem Lokal gewesen sei. Der Zeuge habe beobachtet, wie der Alte dem Jungen einen Groschen geschenkt und dieser sich dafür Schokolade gekauft habe.
Der Zeuge habe darauf zu Günther Tieke, den er gut kannte, gesagt: „Günther, du mußt jetzt nach Hause gehen!" Ter Kleine sei dann auch weggegangen und der Zeuge habe noch einige Worte mit dem alten Mann gewechselt.
Vorsitzender: „Ist der Angeklagte der Mann, den Sie damals mit dem kleinen Günther gesehen haben?"
Zeuge (mit voller Bestimmtheit): „Er i st esohnejedenZweife l."
Angeklagter Seefeld: „Kommt gar nicht in Frage, meine Herren!"
Vorsitzender: „Angeklagter, auch dieser Zeuge gehört zu den vielen, die Sie mit einem kleinen Jungen gesehen haben, der dann später verschwunden ist und ermordet wurde."
Seefeld: „Und wenn sie alle kommen, so weiß ich doch, daß es Seefeld nicht gemacht hat. Seefeld kommt gar nicht in Frage."
Erschütternd sind die Aussagen der gramgebeugten Eltern des unglücklichen Kindes, welche die letzten Augenblicke schildern, in denen sie ihr Kind zum letztenmal gesehen hatten. Ter alte Zuchthäusler Seeseld hört gespannt, aber ungerührt ihre Bekundungen mit an.
Mit erstickender Stimme erzählt die Mutter des toten Kindes, daß ihr Junge am Sonntag nachmittag, zwei Tage vor seinem Verschwinden in die Wohnung gekommen sei und zu ihr gesagt habe. „Mutti, ich spiele lieber hier, denn draußen steht ein alter Strolch, der wollte mich mitnehmen."
Vorsitzender: „Rührt sich denn nichts bei Ihnen, wenn Sie die Frau in ihrem Schmerz hier sehen?"
Der Angeklagte Seefeld hat aber nur seine alten Phrasen auf diesen Vorhalt und ent-
I geanet angesichts der weinenden Mutter, die zusammengesunken vor dem Richtertisch sitzt: j „Meine Person kommt nicht in Frage."
Auch weitere Zeugen, die den kleinen Tieke zusammen mit einem alten Mann am 2. Oktober gesehen hatten, erkannten fast alle in dem Angeklagten den Begleiter des jungen Tieke.
Am Dienstag beginnt die Verhandlung erst in den Nachmittagsstnnden. Der Vormittag bleibt sitzungsfrei. Es soll die Zeugenvernehmung im Mordsall Korn- Lübeck erfolgen.
Das ItaatsgeMrliKe Wort „Neutsch"
slr. Wien, 10. Februar.
Nach einer Reihe von Verhaftungen ist der frühere „Deutsche Beamtenbund", der sich vor einiger Zeit in „D e u t s ch e r B e amtenverein" 'umbenamtte, behördlich aufge l ö st worden, weil einzelne Funktionäre deS Vereins wegen ihrer nationalsozialistischen Betätigung entlassene Beamte und deren Angehörige durch Spenden unterstützt hatten. DaS Heimwehrblatt „Oesterreichische Zeitung am Abend" begründet die Auflösung des Verein- noch damit, daß das Wort „Deutsch" im Vereinsnamen eine bewußteOppo- sition gegen den Begriff deS Oesterreichertums darstelle.
Der frühere Polizeikommissar im Bundeskanzleramt, Dr. Franz v. Sonnleithner, ein Großneffe Grillparzers, ist wegen Hochverrats (Verbindung zur NSDAP.) zu zweieinhalb Jahren schweren Kerkers verurteilt worden. Auch sonst mehrten sich die Verhaftungen von politischen Gegnern des Regimes in Oesterreich in der letzten Zeit
Rückkehr SoareS m die englische Regierung?
London, 10. Februar.
Die konservative „Morningpost" kündigt sür Mürz eine Umbildung des Kabr. netts Baldwin an, da der Marineminister Lord MonselI nach Abschluß der Flotlenkonserenz Ende Februar seine Nück- trittsabsicht verwirklichen will. Als Nach- iolger Monsells werden Wiustvu Churchill und der Haupteinpeitscher der Negierung, Margesson. genannt, aber auch Sir Samuel H o a r e. dem Baldwin möglichst bald wieder eine führende Stellung im Kabinett geben wird. Allerdings werde da8 W e h r m i n i st e r i u m. dem die drei Mini- sterien sür Heer. Flotte und Luftwaffe unterstellt werden sollen — ein diesbezüglicher Antrag wird von Konteradmiral Fisher am Freilag nn Unterhaus eingebiacht werden, wobei es zu einer kleineren Aussprache über Rüstiingsfragen kommen dürfte — kaum gN bildet werden, da das Kabinett diesen Antrag als undurchsührbar hält. Das Blatt rechnet auch mit der Auswechselung des in das Oberhaus berufenen LustsahrtministerS! Lord Swinton.
StschWcher BMoMlm wird WMymieirn
London. lO. Februar.
Aus die Aufforderung des Bischofs v o n T u r h a m. die englischen kirchlichen und gelehrten Geiellichasten sollen der Feier des 550. Gründuiigslages der Heidelberger Universitäl wegen der deutschen Rassegesetzgebung sernbleiben, erwidert der konservative englische Unterhaus-Abgeordnete S > r Arnold Wilkon in den „Times" daß nichts verfehlter wäre als ein Abbruch der kulturellen Beziehungen zum deutschen Volk. Nur wenige große Länder seien irei vom Rassekamps. Auch in England bestehe er, wenn man ihn auch zu verbergen versuche. sein Wiedererwachen rm neuen Deutschland sei die Folge des Vertrags von Versailles und der Nuhrbesetzung. kür die England selbst zum Teile die Schuld trage.
Er <Sir Arnotd Wilsons habe >m letzten Monat eine lange Unterredung mit oem sehr sympathischen Reichsminister Kerrl gehabt »nd die bestimmte Hoffnung gewonnen, daß ein Weg geiunden werde, um Forderungen der Kirche in Deutschland mit Forderungen des deutschen Staates a»sz»söhnen. In Deutschland sei manches zu kritisieren aber auch manches zu bewundern. Man täte gut daran, wenn man die Kritik mit Selbsterkenntnis »nd die Verurteilungen des Schlechten mit dem Lob des Guten verbinden würde.
Wieder 20 Költeoyfer in Amerika
Neuhork, 10. Februar.
Ter arktische Winter im Mttuiwesten der V>n'imaie» Llaaie» dauert weiter an. Aus Chikago wird ein heftiger Blrzzarb gemeldet. Es soll üch »m den schwersten Lchneeltniin handeln der m> Lanke dieses Jahrliuiidens ausgetreten ist. 20 Per»
' onen lind erkroren. sieben Arbeiter treiben a»l einer Eisscholle in der Nähe der Külte des Echave Eod ab. Die BemühnngeN des Küktenwachdienstes. vie Lttlu»brüchigen in rette» waren bisyer erfolglos. In Illinois Iowa und Michigan 'chneiten zwölf Enenbahnzüge ein. Ter Bahnveikehr ist teilweise völlig labmgelegt. Tie Temveratiireu sanken m Minnesota und Nord-Takota M» z„ 15 Grad CelnnS Kälte. Es herrsch, überall Kohlenknappheil. Außerdem sind die Nohr- leii ungen eingefroren, so daß auH Wassermangel eingetreten ist.
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