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^rei Jahre sind es her, seit der greise Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg den Führer zum Kanzler des Deutschen Reiches berief, drei Jahre, die mit ehernen Lettern in die Geschichte eingegraben sind. Das zweite Jahr nahm dem deutschen Volke den Mann, der das neue Reich dadurch ermöglichte, daß er den Bund schloß zwischen der andrängenden jungen Generation unter Führung des Weltkriegsgefreiten Adolf Hitler und den Trägern der Tradition eines großen Deutschland, das nach vierjährigem heldenhaften Kampfe zerbrochen wurde.
Die nachfolgende Schilderung ruft noch einmal die Erinnerung wach an jene Tage, an denen das ganze deutsche Volk der Entscheidung entgegensieberte und -bangte, die allein Befreiung und Zukunft Deutschlands sichern konnte.
Die Wahl in Lippe am 15. Januar war vorüber. Sie brachte der NSDAP. 48 v. H. aller Stimmen und wieder den Beweis, daß der Nationalsozialismus keinesfalls eiue vorübergehende Erscheinung im Leben des deutschen Volkes, keine Episode ist, und daß all jene von der jüdischen und Shstcmpresse verbreiteten Nachrichten über angeblichen Rückgang der Nationalsozialisten ins Reich der Fabel gehörten. Im Braunen Hause in München war die Neichspropagandaleitung schon dabei, die Pläne für die nächsten Wahlkämpfe in Brannschweig und Hessen aufzustellen, denn der Führer hatte nach den 13 Wahlkämpfen des Jahres 1932 beschlossen, auch 1933 den Gegner nicht zur Ruhe kommen zu lassen und ihn bis zur vollen Erschöpfung zu treiben. In den Kreisen um den Reichskanzler von Schleicher nahm man diese neue Kampfansage für 1933 mit gemischten GMhlen auf. denn nach dem 15. Januar wurde es von Tag zu Tag klarer, daß diese „Prüsidialregierung" im Volke nicht mehr 5 v. H. Rückhalt hatte.
So ist die Lage am 25. Januar:
Schleicher am Ende
Die Grüne Front hat Herrn von Schleicher eiue hundertprozentige Absage erteilt. Die Deutschnationale Volkspartei hat sich von ihm zurückgezogen, das Zentrum verhält sich sehr abwartend und auch die Linke, die zwar Herrn von Schleicher als Bollwerk gegen den Nationalsozialismus betrachtet, ist nicht geneigt. sich ihm bedingungslos zu verschreiben. Selbst die Gewerkschaftsführer, mit denen Herr von Schleicher geliebäugelt hatte, finden ein Haar in der Suppe.
Am 26. Januar kriselt es auf der ganzen Lu"e. ..Vorwärts", „Vossische Zeitung". ..Berliner Tageblatt" und „12 - Uhr - Blatt" beschworen den Reichspräsidenten, um Gottes willen nicht nachzugeben, erinnern ihn an ^br ihm angeblich verbiete, eine „Minderheitsregierung" unter Adolf Hitler zu akzeptieren. Der „Tat-Kreis" geht unter die Gesundbeter und versucht nach der Cou6- Ichen Methode „Es geht Herrn von Schleicher besser und besser" Stimmung für sein Verbleiben zu machen.
Am 27. Januar beschließt der Aeltestenrai des Reichstages die Einberufung des Reichstage? aus den 31. Januar. Mißtrauens-An
träge gegen die Negierung Schleicher sind bereits eingebracht. Mit Spannung erwartet man die Entschließung des Herrn von Schleicher, seine Erklärungen vor dem Reichstage und die Haltung des Reichstags ihm gegenüber.
Inzwischen geht der politische Kampf im Lande weiter. Massenversammlung um Massenversammlung findet statt, ein Trommelfeuer nationalsozialistischer Propaganda geht auf Deutschland nieder. Rot-Mord ist weiter am Werk, und schon die ersten Tage des neuen Jahres verlängern die Verlustliste der nationalsozialistischen Bewegung um mehrere Namen.
Tausende am Kaiserhof
Adolf Hitler ist in Berlin ekngetroffen und hält am 27. Januar mit Hauptmann Göring und Dr. Frick gemeinsam Konferenzen mit Dr. Hugenberg und Vertretern des Stahlhelms ab. Die Zusage zur Teilnahme an einem Schitreffen der thüringischen SA. am 29. Januar wird vom Führer zurückgezogen. Vor dem „Kaiserhof", wo der Führer wohnt, stehen schweigend und stumm Tausende, Tausende in der Erwartung, daß nun endlich das Votum, das 12 Millionen Deutsche Adolf Hitler gaben, vom Reichspräsidenten gehört und berücksichtigt wird.
Immer schärfer wird die Auseinandersetzung mit dem Kommunismus. Der Aufmarsch der Berliner SA. am 22. Januar vor dem Karl-Liebknecht-Haus hat Tausenden Berliner Arbeitern die Augen geöffnet. Er hat gezeigt, daß die kommunistischen Führer nichts als Maulhelden sind, zu feige auch nur zur leisesten Abwehrdemonstration gegen einen solchen nationalsozialistischen Aufmarsch vor ihrer Zentrale. In Dresden fordert eine Saalschlacht neun Tote und elf Schwerverletzte. Herr von Schleicher aber
Der Ta Adolf Hitlers
Das Erlebnis des 3V. Januar 1S33
hat andere Sorgen als die Bekämpfung des Rot-Mord-Terrors.
Die abgelehnke Vollmacht
So kommt der 28. Januar heran. Um 12.15 Uhr geht Herr Schleicher aus der Neuen Reichskanzlei hinüber in die Alte Reichs- kanzlet zum Reichspräsidenten, um die Vollmacht zur Auflösung des Reichstages zu er- bitten. Der Reichspräsident erteilt diese Voll, macht nicht, und so kommt es dann zum Rücktritt des Herrn von Schleicher. Die letzte Bastion auf dem Siegeswege des Nationalsozialismus ist geborsten. Weiter geht der Marsch.
In Berlin verbreitet sich die Meldung vom Rücktritt Schleichers wie ein Lauffeuer. In den SA.-Lokalen sieht man erwartungsvolle Gesichter: „Nun wird Hitler Reichskanzler, eine andere Möglichkeit gibt es doch gar nicht mehr!" — das hört man immer wieder. Aber die Ungewißheit ist noch groß. Wird die Reaktion noch einen letzten Versuch machen, ihre Macht zu erhalten? Der SA.-Mann zieht den Riemen unterm Kinn fester und strafft die Muskeln. Jeder fühlt es: Heute kommt der Endspurt, heute geht cs ums Ganze! Geschlafen wird in den kommenden Nächten nicht mehr. Es herrscht höchster Alarmzustand, jeder einzelne ist einsatzbereit, wenn der Führer ihn ruft. Gerüchte von kommunistischen Umsturzversuchen gehen um. Material, das bei verhafteten Kommunisten gefunden wird, gibt die Bestätigung dafür.
Berlin wie im Fieber
Vor dem „Kaiserhof" immer wieder dasselbe Bild. Politiker kommen und gehen. Führer der Partei erscheinen zur Rücksprache, zwischen dem Gauhause in der Voßstraße und dem „Kaiserhof" herrscht ein reger Verkehr. Die Halle des Hotels „Kaiserhof" ist fast überfüllt von Journalisten aus aller Welt, die hier eine neue Nachricht zu ergat
tern versuchen. Es wird debattiert und polt- tistert.
Im ersten Stockwerk ist der Führer an der Arbeit. Sein Adjutant, Oberleutnant a. D. Brückner, empfängt Besucher. Dr. Goebbels. Hauptmann Göring und Tr. Frick kommen ins Haus. In einem Vorderzimmer sitzt der Neichspressechef Dr. Dietrich an der Arbeit. Schreibmaschinen klappern. Berge von Zeitungen liegen aufgeschichtet. Eben kommt Hans Hinkel, der Leiter des Berliner Gaupresseamtes. besten Apparat in diesen Tagen ganz für den Führer eingespannt wird, um weitere Einzelheiten zu besprechen. Nachrichten schwirren hin und her. Journalisten berichten über die Aeußerungen in der Pressekonferenz der Neichsregierung und in den Gängen der Reichskanzlei. Am Abend schwillt die Menge vor dem Hause immer mehr an. „Wir wollen unseren Führer sehen!" so schallt es immer wieder über den Wilhelmsplatz. Kampflieder werden gesungen und Heilrufe ausgebracht. Ab und Hu räumt die Polizei den Platz. Berlin ist wie im Fieber.
Posten am Lautsprecher
Der Sonntag ist arbeitsfrei. Es ist hundekalt. Aber das hat die Berliner nicht davon ab- gehalten, wieder ins Regierungsviertel zu fluten. Vor der Reichskanzlei stehen wiederum erwartungsvoll große Menschengruppen, wieder drängen sich die Menschen um den Kaiserhof.
In den Berliner SA.-Lokalen ist der Lautsprecher den ganzen Tag über angestellt. Es gibt noch keine Zeitungen, und man könnte doch vielleicht die Nachricht von der Ernennung des Führers zum Reichskanzler im Rundfunk hören. So wird ein richtiger Lautsprecherpostendienst eingerichtet. Doch nichts passiert, man hört nur von Verhandlungen, von Besprechungen und von der Ausstellung einer Ministerliste, die Herr von Papen in den Händen haben soll, den der Reichspräsident mit der Klärung der Lage beauftragt hat.
Die entscheidende Schicksalsstunde
Die Montagsblätter können immer noch: keine Klarheit bringen. Trotzdem sind sie in kurzer Zeit ausverkauft. Ein Heißhunger nach Nachrichten hat eingesetzt. Am Montag früh ist das Gedränge im Regierungsviertel beängstigend geworden. Nun muß die Entscheidung fallen. Jeder weiß es, und jeder fühlt es. Und so kommt die Stunde heran, da der Führer vor dem „Kaiserhof" seinen Wagen besteigt und hinüberfährt zur Alten Reichskanzlei zum Reichspräsidenten, kommt die Stunde heran, in der der Gefreite des Weltkrieges, der Vertreter der jungen Generation Deutschlands, dem greisen Generalfeldmarschall, dem Soldaten dreier Kriege, die Hand reicht zu einem Bunde, mit dem Deutschlands Wiederaufstieg besiegelt ist.
Und dann kehrt der Führer aus der Reichskanzlei in den Kaiserhof zurück als Kanzler des Deutschen Reiches. Schon um 1 Uhr meldet es der Rundfunk. Extra-Ausgaben der Zeitungen erscheinen und werden den Händlern ans den
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Händen gerissen. Immer wieder kehrt die Schlagzeile: Adolf Hitler Reichskanzler. Um 16.15 Uhr begibt sich der Führer in dre Reichskanzlei und übernimmt sein Amt.
Ein Schrei der Erlösung geht durch Berlin, ein Schrei der Begeisterung. Menschen, die sich nie gesehen haben, fallen sich in die Arme und rufen sich zu: „Hitler ist Reichskanzler!" Das „Haben Sie schon gehört?" wiederholt sich fast aus Schritt und Tritt. Ein einziger Taumel hat das nationale Berlin erfaßt. Auch in den Betrieben spricht sich die Nachricht schnell herum. An eine Weiterarbeit ist an diesem Tage nicht mehr zu denken. Durch die breiten Fabriktore strömen die Massen der Schaffenden auf die Straße, und dann setzt eine Völkerwanderung ein zum Kaiserhof und zur Reichskanzlei. Alle wollen dabei sein, alle wollen dem Führer ihre Glückwünsche bringen, alle die Hand recken zum Gruß. Eine Fülle von Blumensträußen wird im Kaiserhos und in der Reichskanzlei abgegeben. Waschkörbe voll von Briefen und Telegrammen treffen ein/ und die Angehörigen des Stabes des Führers haben tagelang damit zu tun, sie zu sichten und zu lesen. Kein Mensch hat es angeordnet: Aber, dennoch sind schon um frühen Nachmittag die! Straßen Berlins ein Fahncnmeer. In den Geschäften sind schon nach wenigen Stunden^ die vorhandener. Hakenkreuzfahnen ausver- kaust. Viele, die bisher noch nicht das Geld dazu hatten, eine Fahne anzuschaffen, kratzen jetzt die letzten Pfennige zusammen, um ein Symbol des Dritten Reiches zu erstehen und sich öffentlich zu bekennen zu Adolf Hitler und zur neuen Zeit.
Im Gebäude der Gruppe Berlin-Brandenburg der SA. in der Hedemannstraße geht es zu wie in einem Bienenhaus. Gruppenführer Graf Helldorf gibt jeine Befehle für den großen Fackelzug, den die Berliner SA. zusammen, mit der SS. und dem Stahlhelm sowie den politischen Amtswaltern am Abend dem Füh-- rer bringen wollen. Telephone Elingeln, Türen,- klappen, Schreibmaschinen rasseln. Formation : um Formation wird verständigt. Kuriere kom- i men und gehen, Motorräder knattern vor dem Hause, und fauchend springen die Motoren der I Autos an.
Sammeln im Tiergarten !
Die steilen Stämme der Bäume des Tiev-i gartens stehen rot im letzten Schein der Abendsonne. In den Alleen sammeln sich die! Formationen zum Fackelzug. Für 7.30 Uhr