Dienstag den 21. Januar 1838
84. Jahrgang Nr. 16
Der Enztäler
Hcüwäkl.'icüe
Vaihingen/^., 19. Januar. (W i e d e r Getränk e st e u e r.) Der Bürgermeister hatte anläßlich der Ausstellung deS Haushalts- planes sür 1935 verfügt, die in hiesiger He- meiude zur Erhebung gebrachte Getränkesteuer in Höste von 10 Prozent des Verkaufspreises mit Rücksicht aus die ausgeglichene Finanzlage der Gemeinde und in Anbetracht dessen, daß diese Steuer in den Nachbarorten nicht erhoben wird, aufzuheben. Das Amtsoberamt Stuttgart als Aufsichtsbehörde Heck mit der Genehmigung des Haushaltplancs für 1935 die Aufhebung der Getränkcste^er genehmigt. Ab I. Juli 1935 wurde daraufhin die Getränkestener nicht mehr erhoben. Der Innenminister hat. wie der der NS.- Presse augeschlossene „F i l d e r b o t e" berichtet, in Verbindung mit einer Nachprü- suug der Haushaltpläne der größeren Gemeinden im Einvernehmen mit dem Finanzminister der Aufhebung der Getränk e st e u e r aber nicht zuge- st i m m t und gleichzeitig festgestellt, daß die Getrünkesteuerorduung für Vaihiugen/Filder noch weiterhin in Kraft ist. Auf eine Nach- erhebuug der Steuer wurde verzichtet, ihre Erhebung jedoch vom 1. Iannar dieses Is. au wieder angeordnet. Tie Anordnung de: Wiedererhebuug der Steuer ist damit begründet, daß bei den allgemeinen Verhältnissen von Vaihingen und bei der Nachbarschaft von Stuttgart die Weitercrhebnug fachlich geboten sei.
Plieningen a. F., 19. Jan. (Folgen deS Glatteises.) Bei der Heimfahrt von Stuttgart kam am Freitag früh ein Arbe i- t e r o m n ibus auf der vereisten Stuttgarter Straße beim Iügerhof ins Rutschen und stieß dabei aus einen unterwegs stecken- geblicbenen anderen Omnibus. Bei dem Versuch, im letzten Augenblick die Gefahr durch seitliches Äusbiegcu zu wenden, riß der Arbeiteromnibus auch noch einen Telc- graphenmasten um und kam dann im Straßengraben zum Halten. Beide Wagen wurden erheblich beschädigt. Die Schuld an dem Vorfall ist lediglich der vereisten Straße zuzuschreiben, die ein Anhalten unmöglich machte. Außerdem konnten verschiedene andere Omnibusse. Radfahrer usw. ihre Fahrt in Plieningen nicht mehr sortsetzen, so daß die Arbeiter mit er- heblichen Verspätungen in ihrer Arbeitsstätte ankamen. — In Plieningen brach ein Bauer, der auf den vereisten Weg Hinsiel, den Fuß, eine Handwerkersfrau zog sich aus gleicher Ursache eine erhebliche Kopfwunde zu.
Marbach, iv. Januar. (S traßen » bauten.) Wie Landrat Tr. Ebner in der letzten Kreisratssitzung mitteilte, wird der St r a ß e n u m b a u Weiler zum Stein — Heidenhos nun als Notstandsarbeit durchge- führt. Ter weiterhin sür diesen Winter in Aussicht genommene Umbau des letzten Stücks der Straße Besigheim—Ottmarsheim muß zurückgestellt werden, weil die Straß? Besigheim — Ottmarsheim als Zubringerstraße für den künftigen Autobahnhos bei Mundelsheim in Frage kommt. Die 'Mit- glieder des Kreisrats gaben dem Wunsche Ausdruck, das Projekt erneut auszunehmen, sobald die genaue Lage des Bahnhofs fest- stebt.
Vom Nies, 18. Januar. (Mißglückte Mädchenentführung.) In der Nähe von Kaisheim hatte ein 17jähriges Mädchen einen Radunfall und konnte nicht mehr weiter
fahren. Ein des Weges kommender Fernlast, zug hielt an: das Mädchen fragte die Insassen, ob es bis Monheim mitfahren könne. Die Fahrer ließen das Mädchen aufsitzen, fuhren aber in Monheim durch und weigerten sich, das Mädchen aussteigen zu lassen. Sie wollten es vielmehr überreden, mit nach Nürnberg zu fahren und von da aus mit ins Rheinland zu reisen; sie erklärten dem Mädchen, sie kämen in einem halben Jahr auf de? gleichen Strecke wieder zurück und das Mädchen könnte dann wieder mit heimfahren. Als der Lastzug in Weißenburg zum Tanken halt machen mußte, riß sich das Mädchen von den Fahrern los und gewann das Freie. Die ihrer Freiheit Beraubte wandte sich an die Polizei und konnte die Rückfahrt mit der Bahn vornehmen. Die Führer des Lastzuges wurden ermittelt und sehen ihrer Bestrafung entgegen.
Stuttgart, 19. Januar.
Anläßlich des diesjährigen Reichsberus s w e t t k a m P f e s, der bekanntlich am 1. Februar unter besonders starker Beteiligung in diesem Jahre beginnt, fand am Sonntag vormittag im Saalbau Dinckelacker in Stuttgart eine Arbeitstagung statt, die in Anwesenheit von HJ.-Gebietsführer Sundermann, der BdM. - Obergauführerin Maria Schönberger und von Vertretern der Deutschen Arbeitsfront von nahezu 1200 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, an der Spitze die Kreisjugendwalter und Kreis- jugendreferentinnen der DAF., sowie aller Gruppenwettkampfleiter und -leiterinnen aus sämtlichen Wettkampforten Württembergs und Hohenzollerns besucht war. Anwesend waren die Vertreter und Beauftragten sämtlicher Wettkampsgruppen. Trotz des frühen Beginns der Tagung war der mit den Farben des Reiches geschmückte Saal bis auf den letzten Platz besetzt. Es ist dies ein erneutes Zeichen dafür, welch großes Interesse man dem Neichsberufswett- kampf entgegenbringt.
Nach der Ausstellung einer Ehrenbereit- schast und dem Gesang des Liedes „Hebt unsere Fahnen" sowie des Vortrags eines Sprechchors, eröffnete der stellvertretende Gaujugend.^alter Ko eck den Appell mit Worten der Begrüßung an die Versammelten und wies in kurzen Zügen auf die Be- deutung der Tagung hin. Im Mittelpunkt der Kundgebung standen die Ausführungen des Leiters der Sozialabteilung des Gebietes 20 der HI., Gaujugendwalter Simon Winter. Ter Redner gab eingangs einen kurzen Rückblick auf die Jugend Deutschlands Vor der Machtübernahme durch den Ratio- nnlsozialismus. Er stellte Vergleiche an zwischen der damaligen, um jede Hoffnung betrogenen Jugend und der heutigen jungen Generation und ihrer großen Organisation, der HI. In der heutigen Jugend erwachse Tag für Tag mehr der Wille zur Leistung. So habe die HI. auch ganz besonders ihre Aufmerksamkeit der Berufsleistung geschenkt. Bedingt durch den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands in der Systemzeit habe namentlich auch die Intensität der Berufsausbildung bei der Jugend beträchtlich nachgelassen, was daher kam, daß sie einfach kein Ziel vor Augen gehabt habe. Alles dies sei
Warthauser Kirche wesen Einsturz, gesahr geschlossen
Warthausen, 19. Jan. Die Kirche in Wart. Hausen, die seit 158 Jahren als ein Wahrzeichen der Gemeinde Warthausen von stolzer Höhe ins Nißtal grüßt, hat in den letzten Tagen eine schwere Schädigung er- litten. Infolge der durch die heftigen Regengüsse in der vergangenen Woche verursachten Auflockerung des Grundes und vielleicht auch als späte Folge eines Erdbebens ist die etwa 10 Meter lange und über 50 Zentimeter starke Stützmauer der Kirche eingestttrzt. In ihren Grundmauern erschüttert, zeigten sich daraufhin verschiedentlich Nisse in den Chormaueru, die eine vorläufige Schließung der Kirche notwendig machten.
heute wieder ganz anders. Die Jugend müsse angespornt und geweckt werden zum Erlernen einesBerufes. Wie wichtig in diesem Zusammenhang die Abhal- tung des alljährlichen Reichsberuss- wettkampfes sei, könne schon heute einigermaßen übersehen werden. Natürlich würde sich die Frage des Hilfsarbeiters nicht so rasch erledigen, aber es gehe nicht an, daß z. B. heute noch in der Eiien- und Metallbranche noch 40 Prozent ungelernte Arbeiter seien. Das Schicksal des deutschen Volkes liege insbesondere auch in der wirtschaftlichen Geltung, zumal man gezwungen sei, sich gegen das internationale Juden- und Freimaurertum zu behaupten. Dazu sei es in erster Linie notwendig, alle Krastreserven des Volkes vorwiegend der Jugend mobil zu machen.
Gaujugendwalter Winter sprach dann über die beiden letzten Reichsberusswett- kämvie. bei denen naturgemäß immer noch Fehler besonders in organisatorischer Hinsicht gemacht worden seien. Diese Fehler aus- zumcrzen in dem kommenden Wettkampf, fei die Aufgabe aller teilnehmenden Lehrkräfte. Es sei deshalb notwendig, daß ein gutes Zusammenarbeiten zwischen der älteren und jüngeren Generation herrsche. Man wolle im 'Reichsberufswettkampf keine Spitzenkönner und Egoisten heranziehen, sondern gute Durchschnittsleistungen in der Gesamtheit seststellen. Man wolle jenen Typ finden, der körperlich und geistig fähig sei und für einen wahren Nationalsozialisten bürge. So stehe der diesmalige Wettkampf auch ganz besonders im Zeichen ausgesprochener Tiefenarbeit. Nur so könne das erreicht werden, was erreicht iverden soll: Eine tüchtige, ausgebildete und geschulte deutsch e I u g c n d. So werde es möglich sein, daß in fünf bis acht Jahren der heutige Reichsberufswektkampf eine wirkliche große Arbeits-Olympiade sein wird. Mit einem Appell an alle Lehrkräfte, mitzuarbei- ten an dieser Vorstufe der endgültigen Form, zum Wohl und Segen der deutschen Wirtschaft und des ganzen deutschen Volkes, schloß der Redner seine mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen. Mit einem Siegheil aus den Führer und dem gemeinsamen Gesang des Horst-Wessel-Liedes fand die Kundgebung ihren Abschluß. Anschließend begaben sich die einzelnen Wettkampsgrup- pen in ihre Arbeitslokale.
Balingen, 19. Jan. (Wegen Konkubinats verhaftet.) Ein Liebespaar aus dem Badischen, das in Balingen bei einem verheirateten Manne Unterschlupf suchte und auch fand, wurde wegen Konkubinats sestgenommen und ins Amts- gerichtsgefängnis eingeliefert. Der Woh- nungSinhaber wird sich wegen Kuppelei zu verantworten haben.
Stuttgarter Wochenmarktpreise vom 18.1.
Großverkauf. Obst: je Ve Kilo Edeläpfel 22 bis 28, Tafeläpfel 18—20, Kochäpfel 12—16, Spalierbirnen 25—34, Tafelbirnen 18 bis 22, Kochbirnen 14—18, Walnüsse 28—30 Pfg.; Gemüse: Vr Kilo Kartoffeln (kleinere Mengen) 4—5, 1 St. Endiviensalat 6—12, Ve Kilo Wirsing (Köhlkraut) 7—9, V- Kilo Weißkraut (rund) 6—7, Vr Kilo Rotkraut 10—12, 1 St. Rosenkohl 12—18, -/- Kg. No- senkohl 25—30, V- Kilo Grünkohl 10—12, 1 Bund Note Rüben 7—8, Vr Kilo Gelbe Rüben (lange Karotten) 5—6, V« Kilo Karotten, runde kleine 15—20, V- Kilo Zwiebel (kleinere Mengen) 8—9, 1 St. Rettich 4—10, 1 Bund Monatrettich, rote 10—15, weiße 15—20, 1 St. Sellerie 6—20, Vr Kilo Schwarzwurzeln 25—30, V- Kilo Spinat 1k bis 20 Pfg. Als Kleinhandelspreise gilt ein Zuschlag bis zu 83 Prozent zu den Großhandelspreisen als angemessen. Marktlage: Zufuhr in Obst und Gemüse reichlich. Verkauf in Obst sehr zurückhaltend, in Gemüse schleppend.
MW
Was Lu, liebe Volksgenossin, zur Pfund- spende geben sollst?! Das weißt du als Haus« frau selber <rm besten, was man so in die Küche braucht: ein ober ein paar Pfund Mehl, Grieß, Grünkern, Hülsenfrüchte, Zucker sowie Tunnelspätzle, Kaffee oder Tee. Und wenn dir die Wahl Weh tut zwischen zweien, gib beide! Das geht schon, wenn du recht willst. Solltest du ein entbehrliches Glas eingedünsteter. Früchte haben — wenn du überhaupt welche hast, ist eines bei gutem Willen sicher entbehrlich —, anderer ganz armer Leute Kinder haben auch Leckermiiulchen, denen du so ein Festtäglein bereiten kannst!
3we«e Arbeitstagung zum AeichS- berusswettkamps
VON OLMß-IN
VON OLMß-IN
(spyright d? prsmetheuS^Verla^ Dr°. Eichacker, Srvbenzell bei München
Die Tage und Wochen flogen dahin. Sie brachten immer neue Bilder. Da war der Traum von Udaipur, der Jo tagelang nicht aus dem Sinn ging.
Udaipur ist unberührtes Indien in märchenhafter Schönheit. Hohe Berge um eine Stadt, die ganz aus weißem Marmor zu sein scheint, aneinandergereiht Paläste, Moscheen, Türme, spitze Minaretts, alles fast aus grell glänzendem, weißem Stein, dunkle Parks und Seen, von dichtem Dschungel umstanden, große, elegante Fremdenhotels, braune Gestalten und weiße Gewänder, malerisch bewegtes Leben im Ein- gebor<mcr«^'--
La „.e Lempet mir den eng aneinandergereihten
Götzenbildern, mit den Marmorgräbcrn, die stillen Seen, in denen sich Prunkpaläste aus weißem und rotem Marmor in orientalischem Zauber widerspiegelten.
Menschen, Menschen kreuzten den Weg. Stille, ernste, verschlossene Mönche aus den buddhistischen Klöstern, moderne Inder, die in allen europäischen Fragen Bescheid wußten, Inderinnen, die noch wie zu alten Zeiten in der Einsamkeit ihrer Frauengemächer ein stilles Leben im Schatten ihres Gebieters und Gatten führten. Andere wieder, bei denen der ganze europäisierende Einfluß zur Geltung kam, schlanke, braune junge Mädchen, die Tennis spielten, Pariser Kleider trugen, an den indischen Universitäten studierten und einzig im Festhalten an einer ihrer vielen Religionen noch ihre Rasse erkennen ließen.
Fahrten durch das Land erschlossen die Seele des Volkes. Kleine Höhlendörfer mit primitiven Lehmhütten durchstreiften die beiden Reisenden, in denen die Eingeborenen, in armselige Fetzen gehüllt, hervorstürzten und die Fremden an- bcttelten, während nur wenige Kilometer die große englischindische Stadt alle Reize einer großen Niederlassung zeigte: Kinos, Theater, Museen.
Durch dichten Dschungel bahnten sich die beiden Forschen
den den Weg zu einsamen Jogis und berühmten, verborgenen Tempeln, über ihnen sprangen die grünen Papageien von Zweig zu Zweig, Mangos, Pfauen, saßen im Gesträuch und in den stillen Seen gab es die heiligen, unantastbaren Krokodile, die schläfrig ihre Köpfe hoben. Ab und zu kam eine Teeplantage zu Gesicht, eine Esels- und Kamelkarawane rumpelte durch eine kleine Stadt, tibetanische Lamas, finstere Mönche einer streng abgeschlossenen lebenden Religion kreuzten ihren Weg, jeder Tag brachte neue Bilder, neue Eindrücke, neue Arbeit.
„Wir fahren nun morgen erst nach Bombay", sagte Bernburg eines Tages, als Jo und er von einem Ausflug ins Innere in ihr Quartier zurttckkehrten. „Was halten Sie davon?"
„Ich füge mich selbstverständlich sehr gern, Herr Professor . . Jo sagte es heiter und ruhig wie immer.
„Fühlen Sie sich frisch genug?"
„Ich durchaus, Herr Professor. Und Sie?"
Bernburg strich mit der Hand über die Stirn. „Ich habe diesem zauberhaften und gefährlichen Land schon meinen Tribut opfern müssen. Die Malaria werde ich nicht mehr los. . . aber ich spüre sie jetzt nicht sehr . . . allerdings, Bombay soll unbeschreiblich heiß sein."
„Sollen wir Ihre Vorträge nicht aufgeben?" meinte Jo besorgt, und sah Bernburg an.
„Kind, ich bitte Sie! Ich freue mich ja auf die Arbeit in Bombay. Wir haben bis jetzt soviel vom unbevsthrten Indien kennengelernt, daß wir jetzt auch mal in das moderne Indien hinabsteigen wollen . . ."
Wieder stob der Zug durch die Landschaft. Draußen flogen flache, graugelbe Felder vorbei. Mangobäume schauten herein, kleine Dörfer mit niedrigen Hüttenhäusern kamen zu Gesicht.
Wieder ein neues Bild: Bombay, schönste, eleganteste Stadt Indiens. Wie überall in den Städten des Ostens ein lebhafter Bazarverkehr, aber sauberer und gepflegter als an anderen Orten. Eng gedrängt drückt sich die große Stadt aus der kleinen Insel zusammen, große Palmenallecn und Tropengärten führen in das Wohnviertel der Europäer, das Meer umspült die Stadt und bringt ab und zu einen frischen Hauch in die lastende Schwüle.
Luxuriöse Hotels mit hohen Stockwerken stehen im elegantesten Viertel, in denen sich alle Globetrotter der ganzen Welt zusammenfinden. Gegen Abend strahlt das schöne Bombay im Glanz von tausend Lichtern, die sich im Meer Widerspiegeln. Ans den großen Hotels klingt die Tanzmusik auf die Straßen hinaus, Kraftwagen sausen durch die schöngepflegten Straßen, stattlich ragen die Niederlassungen, Kasernen und Forts der Engländer im grellen Schein auf, Helle Uniformen und Tropenanzüge, elegante Toiletten der Frauen, auf den Straßen ab und zu die kostbaren Saris der vornehmen Inderinnen, die weißen Gewänder der Brah- manen.
Die Tage flogen in Bombay so rasch dahin, daß Jo kaum zur Besinnung kam. Mit großem Interesse nahm sie an den Vorlesungen der Universität teil, empfing Gelehrte, Kaufleute, Studenten, die den bekannten Sanskritforscher kennenlernen wollten, schrieb, tippte, arbeitete bis in die Nacht hinein. Eines Nachmittags ging sie zum Postamt. Ob Nachricht für sie da war? Sie sah erwartungsvoll in das braune Gesicht des Beamten.
Nichts. Es wurde ihr schwindlig. In den anstrengenden Tagen, die ihre ganze Kraft erforderten, hatte sie wenig an Hell denken können, heute, da Bernburg sie sür einen Nachmittag entließ, flammte die Sehnsucht nach Hell neu auf. Es konnte doch nicht alles vorbei sein, es konnte nicht . . . diese Jahre des Miteinander-Arbeitens, des Füreinandsr-Daseins, des Miteinander-Hungerns . . . das konnte doch nicht alles versinken, als sei cs nie gewesen!
Müde kam sie im Hotel an. Es war noch früh, aber nicht einmal der Blick auf das Meer, der sie zuerst so entzückt, hatte, vermochte ihr Ruhe zu geben. Mechanisch schob sie die breite Glastür zum Balkon auseinander und sah auf die Stadt hinab.
Unten wimmelte es von Weißen, gelben und blauen Gewändern, über den Parkgarten des Hotels hinweg sah sie etrz Stück des Eingeborenenviertels, jetzt stieß auch ein« Bit«, ein indisches Musikinstrument, von einer klagenden FlöK und einer Trommel begleitet, weiche, ein ivenig verschwimmende Töne in die Dunkelheit hinaus.
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