Samstag de» 18. Januar 1SSS
Der Errztäler
94. Jahrgang Nr. 14
SaMag ist BMW!
Ein Wort an Moralisten,
Raufbolde und Sonderbündler
klk. Es ist etwas Schönes und Erhabenes um die Moral. Es ist etwas Scheußliches um die Moralin. Es gibt Leute, die kennen aber den Grenzstrich zwischen diesen beiden oftmals nicht. Die einen halten das Fachin gstreiben für einen Unfug, ia, gar für eine Sünde. Denen sei gesagt, daß'das Narrenwesen seine alte Tradition hat, daß es — wie z. B. das schwäbisch-alemannische Narrentressen, das dieses Jahr am 1. und 2. Februar in Oberndorf stattfindet, eines der v o l k s t ü m l i ch st e n Feste i st. Ein Fest kann sich aber nur im Volke verwurzeln. wenn es aus dem Leben und der Natur eben dieses Volkes entspringt. Mit Unfug hat das also nichts zu tun.
Die andere Seite, das sind die, die glauben, man müsse aus einem Scherz immer gleich eine Rauferei oder eine Bi l- derstürmerei machen. Sie schlagen mit ihren Narrenpritschen alles, was kreucht und fleucht in den Graben, werfen bedenkenlos Autos um und halten unanständige Ausdrücke für witzig. Denen möchten wir Mitteilen, daß sie keine Narren, sondern Lausbuben sind, denen dieses Jahr gewaltig aufdieFingergeklopst wird.
Ob einer am Fastnachtstreiben teilnimmt oder nicht, das ist absolute Privatsache. Es gibt Menschen, die sitzen mit einer Flasche Bier zu Hanse und sreuen sich, daß es nochmal ein Glas reicht; es gibt andere, die mallen sich einmal im Tanzsaal mit Kostüm und Maske austoben. Jeder nach seinem Geichmall. Aber es ist ein Unding, das alljährlich vor der Fastenzeit unzählige kleine Gruppen zusammensitzen und sich in besonderen gesellschaftlichen Zirkeln zusammenschließen. Kollege Maier wird Präsident, Kollege Schäusfele macht den Kassier und Kollege Bauer wird Kostümwart. Tie Mitglieder werden „unter der Kollegenschaft" eworben. denn — nicht wahr — schließlich at man ja doch noch sein Standesbewußtsein . ..
Nationalsozialisten sassen den Fasching als Volksfest aus! Soweit sie daran teilnehmen, brauchen sie keine „standesgemäße" Sonderbündelci, sondern gehen dort hin, wo das Volk ist. Das Volk aber pfeift auf die Herren „Kollegen"!
Besigheim und der Neckarksna!
Die erste Gemeinderatssitzung im neuen Jahr
Besigheim, 16. Januar. Bürgermeister Fuchs gab bei der ersten Gemeinderatssitzung des Jahres 1936 in eingehenden Ausführungen eine Rückschau auf das vergangene Jahr und einen Ausblickins Jahr 1936.
Er verlas ein Schreiben von Oberbürgermeister Dr. Strölin, dem Vorsitzenden des Südwestdeutschen Kanalvereins, der mitteilte, daß der erste Bauabschnitt des Neckarkanals Mannheim—Heilbronn fertiggestellt sei. Für den 2. Bauabschnitt Heilbronn— Stuttgart — Plochingen liege die grundsätzliche Zusage der Reichsregierung bereits vor, so daß zu erwarten sei, daß diese Strecke baldmöglichst in Angriff genommen werde. Bürgermeister Fuchs betonte, daß dieser Beschluß für die Stadt Besigheim außerordentlich bedeutungsvoll sei. Der
ticeaarianat ,ei sur die Industrie, für die Stadt als Grundbesitzerin, für Ackerbau und Weinbau von großem Vorteil. Er trage auch wesentlich zur Hebung des Fremdenverkehrs und des Wassersports bei. Im Ganzen gesehen bringe der Kanal für Besigheim enorme wirtschaftliche und ideelle Vorteilemit sich.
Dann ging Bürgermeister Fuchs aus die ErwerbungderehemaligenTabak- iabrik näher ein und wies darauf hin, daß die unerträglich gewordene Saalraumno t in radikaler Weise beseitigt werden müsse. 56 000 Mark vom Kaufpreis lasse man stehen. Den Rest des Kaufpreises und die notwendigen Reparaturen (20—25 000 M.) könne man aus laufenden Mitteln bezahlen. Die Turnhalle werde nicht mehr zu Festlichkeiten benützt werden. Die Festlichkeiten würden dann im 1 Stock der Tabakfabrik (Saal für 600 bsi 700 Personen) abgehalten werden. Die Gewerbeschule werde in die Erdgeschoßräume und den Hinteren Raum der Tabakfabrik verleg' werden. Auch die Bedürfnisse der Gliederungen der NSDAP. (Dienstzimmeri
Stuttgart, !5. Januar.
Mit der heutigen Eröffnung der Wirtschastskammer sür Würt. temberg und den Regierungsbezirk Sigmartngen ist im Aufbau der Organisation von Arbeit und Wirtschaft im WirtschastSbezirk Württemberg ein weiterer wichtiger Schritt getan worden. Vorausgegangen ist vor acht Wochen die Konstituie- rung der Bezirksarbeitskammer der Deutschen Arbeitsfront, Nachfolgen muß zur Vollendung des Aufbaues noch die in den nächsten Wochen zu erwartende Bildung des Wirtschasts- und Arbeits- r a t e 8.
Zu der feierlichen Eröffnung der Wirtschastskammer Württemberg-Hohenzol- lern. die heute vormittag im Festsaal der Handelskammer Stuttgart stattfand, hatten sich mit den Führern der württ. Wirtschaft zahlreiche Gäste, darunter Staatssekretär Tr. Posse als Vertreter des Neichsbank- präsidenten und beauftragte-n Reichswirt- schastsministers Tr. Schacht, der Leiter der Reichswirtschaftskammer. Präsident Hecker, der Geschäftsführer der Reichswirtschaftskammer. Tr. Erdmann, ferner aus Württemberg stv. Gauleiter Schmidts der kommandierende General des V. Armeekorps. Generalleutnant Geyer. Ministerpräsident Mergenthaler. Innen- und Wirt- tchaftsminlster Tr. S ch m i d. Finanzminister Dr. Teh kluger. Staatssekretär Waldmann. Oberbürgermeister Dr. Strölin eingefunden.
Der Präsident des neuen obersten Vertretungskörpers der Wirtschaft in Württemberg und Hohenzollern. Fabrikant Fritz Kiehn. erösfnete die Festsitzung mit herzlichen Be- grüßungsworten und gab einen kurzen Neberblick über die wirtschaftliche Entwicklung Württembergs und Hohenzollerns, wobei er sich besonders gegen die Schlagworte. Württemberg sei wirtschaftlich eine Oase und ein Musterland, verwahrte.
Wir wollen nicht gelobt und nicht bemitleidet werden. Es wäre
könnten hier befriedigt werden. Die jetzige Gewerbeschule würde zum H J.-H e i m umgestaltet. Die Dachräume der Tabakfabrik könnte man zu üner Jugendherberge einrichten. Zum Schluß seiner Ausführungen gab Bürgermeister Fuchs noch eine kurze Bevölkerungsstatistik bekannt.
Aldingen, OA. Spaichingen, 16. Januar. (Ein Fünfmarkstück verschluckt.) Zauberkunststücke auszuführen, ohne sich tatsächlich in dieser Materie auszukennen, kann oft auch schlimme Folgen haben, wie es einem hier beschäftigten Aixheimcr passierte. Dieser wollte sich in einem Gasthaus als Zauberer produzieren, dabei rutschte ihm ein Fünfmarkstück, das er während seiner Manipulation im Mund hatte, den Hals hinunter. Ein Zweipfennigstück, das der junge Mann nachträglich eben, falls verschluckte, nahm den normalen Weg durch den Darm. Jedoch kam das Fünfmark- ftück nicht mehr zum Vorschein, Der nmge Mann befindet sich gegenwärtig im Krankenhaus in Spaichingen.
uns viel lieber, man würde uns mehr gerecht. Die bäuerlichen Industriearbeiter und die industrialisierten Bauern sind bei uns gewöhnt, erhöhte Arbeitsleistungen zu vollbringen und Krisenzeiten leichter durchzuhalten. Man hat den Eindruck, daß die Reichsstalistik den württembergischen Besonderheiten, besonder? hinsichtlich der Kurzarbeit, nicht genügend Rech- nung trägt. Als Grundlage ftir die Neichtz- zuweisungen soll man nicht die Arbeitslosenziffer. sondern die Z a h l der Bestellungen nehmen. Zum Schluß seiner Eröffnungsansprache nahm Präsident Kiehn die Vereidigung der Mitglieder des Vorstandes und des Beirats der neuen Wirtschastskammer vor.
Dann ergriff Staatssekretär Dr. Posse das Wort. Er überbrachte die Grüße und Wünsche des NeichSbankvräsidenten und Neichswirtschaftsministers Tr. Schacht und betonte daß bei aller Anerkenntnis des Führergrundsatzes in Politik und Wirtschaft die Neigung zur Zentralisierung außerordentlich gefährlich sei. Neben den kulturellen Besonderheiten der deutschen Gebietsteile, müsse auch die wirtschaftliche und soziale Eigenart der neugeschasfenen Wirtschaftsbezirke sichtbar zum Ausdruck kommen. Wir wollen eine gesunde Mischung zwischen Zentralisierung und eigener Verantwortung draußen in den Bezirken. Die Zentrale habe sich auf die Herausgabe von Richtlinien zu beschränken. Die Plattform unserer täglichen Arbeit sei der Grundsatz der Unparteilichkeit. Staatssekretär Posse schloß seine Ausführungen mit dem Wunsch, daß die Wirtschastskammer stets in enger Verbindung mit Partei und Staat bleibe und erfolgreich für Staat und Wirtschaft wirke.
Innen- und Wirtschastsminister Dr. Schmid übermittelte dann noch die Glückwünsche des Reichsstatthalters und Gauleiters Murr, woraus Präsident Kiehn die Versicherung abgab, daß die Wlrtschasts- kammer Württemberg-Hohenzollern vorbildlich im Nahmen der Neichswirtschast Mitarbeiten werde.
Die Fütterung des Milchviehs
Grundsätze, die jeder Bauer beachten muß
Unsere wichtige Versorgungsaufgabe in der Milch, und Fettwirtschast erfordert unbedingt die restlose Ausnutzung der noch in den weitaus meisten Bauernbetrieben vorhandenen Leistunasreserven auch aus dem Gebiete der Fütterung für die Nah. rungssreiheit des deutschen Volkes. Wer bei der Nutzviehernährung gedankenlos ohne Sorgfalt und Ueberleguna handelt, ist sich noch nicht bewußt, welche Verantwortung jeder einzelne heute gegenüber dem Volksganzen hat.
Tie Ansicht, daß man ohne Kraftfutter nicht nach Leistung füttern könne, ist irrig. Wenn wir viel Grundsutter haben und das Kraftfutter verringern und auf die besten Kühe beschränken können, muß auch das Grundsutter den Leistungen entsprechend abgestuft werden. JehöherdieLeistung, desto stärker muß die Heu- und Gärfuttergabe sein, desto geringer aber die Stroh, und Rübengabe. Nur wenn das Heu etwas geringer ist, geben wir Futtergetreideschrot hinzu, brauchen aber noch keine Oelkuchen. Zur Sicherung der Milchleistung kann man ohne Bedenken von einem guten Gärfutter bis zu 30 Kilogramm je Kuh und Tag verabreichen. Der Fütterung während der Zeit des Trockenstehens und des Frischmellens müssen wir selbstverständlich besondere Aufmerksamkeit widmen. Reichliches Grundsutter führt schon den Futterzustand herbei, der als Vorbedingung für die Steigerung der Leistungen nach dem Kalben verlangt werden muß. Ausschlaggebend ist gutes Heu, das wir lieber bei Altmelken-Kühen, die doch bald trocken stehen, verwenden.
Auch nach dem Kalben behalten wir das gute Grundsutter bei, oder steigern es sogar. Jetzt können wir auch den uns zur Verfügung stehenden Oelkuchen mit außer, ordentlichem Erfolg anwenden. Die Ocl- kuchen sollen dem Milchvieh Vorbehalten vlewen, und zwar geraoe oen srftchmüchen- den Kühen. Bei der Berechnung und Zusammenstellung von Futterrationen müssen wir zunächst wissen, den Gehalt an verdaulichem Eiweiß, den S t ä r k e wertgehalt, den Gehalt an Ballaststoffen, also den unverdaulichen Anteil einer Futtermischung.
Heute gilt es. in jedem Betriebe soviel eigenes Futter zu erzeugen, daß sämtliche Kühe bis zu einer Leistung von 15 Litern Milch mit wirtschaftseigenen Futtermitteln ohne oder nur mit ganz geringen Mengen von Kraftfutter ernährt werden können. TieS ist mit Hilfe von bestem Heu oder Silofuttez ohne weiteres möglich. Dabei ist immer z» beachten, daß in den einzelnen Futterrationen ausreichende Mengen an verdaulicher Eiweiß, Stärkewerten und Ballaststoffen er halten sind.
Ueber alle Einzelheiten der zweckmäßigsten Fütterung und Aufstellung der jeweilig richtigen Futternormen ist heute im Rahmen der Erzeugungsschlacht die Inanspruchnahme der zuständigen Beratung mehr denn je not- wendig.
Volksgemeinschaft ist Wehrgemeinschast.
Untere Ersatzbehörde Zweigstelle — Calw, Bahnhofstraße 42
Sie Legende von der ..Safe" Württemberg
Eröffnung der Wirtschastskammer WUrttembrcg.Hohenzollern
K0K4H.N VON OLMOIN
topvright dr promrrhcus-verlag Dr. Lichacker, Gröbenzell bei München
Spät.in der Nacht kamen wir in Delhi an. Und wieder bot sich so viel Neues, Ungeahntes, daß man es kaum alles fassen kann. Delhi zerfällt in zwei Teile. In das alte Ruinenreich einer vergangenen Zeit nnd in Neu-Delhi, eine große, sehr moderne englische Niederlassung, die kahl, sauber und zweckmäßig ist. Der Gegensatz ist ungemein interessant. Zerfallene Paläste, zerfallene Tempel, Moscheen, Torturme und Grabdome liegen nebeneinander und sind das Ziel der vielen Touristen, die sich hier in die Zeit des früheren Sultanreiches zurückdenken können, das vor 3000 Jahren hier herrschte und eine erstaunlich reiche Kultur aufwies. Das neue Delhi ist immer noch wichtiger Handelspunkt, Residenz und bekannte Niederlassung der englischen Regierung, es leben verhältnismäßig viel Europäer hier, und wir konnten nicht nur schon allerlei interessante Studien treiben, sondern haben durch die Vermittlung der Regierung viel besichtigen können..."
Ein leises Klopfen unterbrach sie.
James Rubee trat nach ihrer Antwort schnell ein.
„Wie ist das?" fragte er heiter. „Sie haben mich ver- tzessen und schreiben hier Liebesbriefe . . . nun, ich muß sagen, das finde ich toll . .
„Ich freue mich immer über die Schnelligkeit, mit der Sie mir Vorwürfe machen", entgegnete Jo lachend. „Sobald Sie mit mir schimpfen können, beherrschen Sie unsere Sprache geradezu vollkommen . . ."
Rubee ließ sich auf einem der niedrigen Rohrsessel nieder und kreuzte behaglich die langen Beine.
„Wissen Sie, was Sie gleich tun werden?"
„Ja, ich werde arbeiten . . ."
„Falsch, ganz falsch. Ich habe eben Bernburg getroffen. Er läßt Ihnen bestellen, daß er noch ein paar Stunden ruhen will, Sie könnten also mit mir . .
„Dann werde ich gleich zu ihm hinübergehen. Oder ihn fragen, ob er mich braucht", sagte Jo entschlossen. „Vielleicht kann ich ihm helfen . . ."
„Aber nein! Er hat mir gesagt, daß er sich ganz Wohl, nur ein wenig müde fühlt. Nur arbeiten möchte er heute nicht. Dagegen schickt er Sie aus, Material für ihn zu sammeln. Als gehorsame Sekretärin werden Sie nicht anders können, als mitzugehen . .
Er lachte spitzbübisch über ihr verdutztes Gesicht.
„Hören Sie, Mister Rubee ... ist das kein Schwindel. .?"
James Rubee legte die Hand auf's Herz und verdrehte die Augen. „Ich schwöre", beteuerte er, „Bcrnburg hat es mir für Sie so ausgetragen, wie ich Ihnen schon sagte . . ."
„Ich gehe gern mit, das wissen Sie. . ." sagte Jo jetzt sehr ernst und strich sich mit der schlanken, kraftvollen Hand über die Haare.
Sie setzte sich und sah den jungen Menschen ruhig an.
„Aber vergessen Sie nicht, ich bin hier eine bezahlte Kraft. Es ist mir ein peinliches Gefühl, wenn Professor Bernburg mich für pflichtvergessen hält ..."
„Pflichtvergessen, wie können Sie so etwas sagen, Fräulein Jo? Am liebsten hätten Sie mit Ihrer Aufopferung unserem Professor auch noch die Malaria weggenommen, nur um alles selbst zu tun . . ."
Nun mußte Jo lachen. „Na, ich danke, ich bin froh, daß ich davon verschont blieb . . ." Sie wurde wieder ernster. „Ab:r all das können Sie nicht so verstehen, Rubee . . ."
Sie ging ein paar mal im Zimmer auf und ab. „Sie wissen nicht, was Bernburg für mich getan hat. Ich war ganz unten, nun ja, warum soll ich es nicht erzählen? Sie sahen nur die eine Seite bisher von mir, Sie sahen mich, wie ich hier mit ihm arbeitete, wie er väterlich für mich sorgte, wie mein ganzes Leben hier in geordneten Bahnen verlaust. Vor vier Monaten noch kannte ich das nicht, daß man ein paar mal am Tage warm ißt, ich saß ganz ohne Geld in einer fremden Stadt. Schließlich putzte ich Fußböden und wusch Geschirr ab . . ."
Wie ein Strom brach Las plötzlich aus ihr heraus.
„Sie wundern sich, nicht wahr? Man spielt keine günstige Rolle, wenn man so osfen erzählt, wie? Aber ich wollte Ihnen begreiflich machen, wie sehr ich Bcrnbnrg verpflichtet
bin, und wie ich ihm bis zum Letzten danken muß, daß er mich aus dem Elend herausholte."
James Rubees Gesicht war ganz blaß. „Wie können Sie denken, ich verstände das nicht", sagte er vorwurfsvoll.
Jo schüttelte mit leisem Lächeln den Kops. „Ach, was haben Sie vom Leben gesehen? Doch immer nur die Sonnenseiten. Freuen Sie sich darüber und danken Sie Ihrem Schicksal. Hoffen Sie, daß es immer so bleibt."
Rubee kam näher. „Fräulein Jo", sagte er eindringlich, „Sie werden heute abend mit mir gehen, ich bitte Sie darum. Ganz ehrlich, Bernburg braucht Sie nicht. Besuchen Sie ihn und sehen Sie nach ihm, aber dann kommen Sie, er will es ja selbst so ..."
„Gut, ich will sehen", sagte Jo entschlossen. „Ist eS denn so wichtig?"
„Ja, es ist wichtig, ich werde Ihnen auch sagen, warum.
„Nun gut, aber jetzt gehen Sie, ja?"
„Um sieben Uhr in der HaUe, ja?"
„Einverstanden, wenn Bernburg es erlaubt . . ^
Kurz darauf trat Jo bei Professor Bernburo ein. Er lag auf einem langen Rohrliegestuhl, hatte das weiße Tropenhemd geöffnet und war eingehüllt in den Rauch einer Zigarre-
„Herr Professor?" !
„Fräulein Kersting, ja, kommen Sie nur herein. WaH gibt's Neues?"
„Die Ausarbeitungen sind fertig, Herr Professor. Die ältest Handschriften aus dem Buddha-Kloster habe ich kopiert unst die Bilder sind entwickelt. Sie sind sehr gut geworden. Was kann ich jetzt für Sie tun?"
„Gar nichts, Fräulein Kersting. Ich habe heute einezr absolut faulen Tag, ich bin ein wenig müde ..."
„Haben Sie Ihre Tropfen genommen?" !
„Nein, Sie Quälgeist, aber geben Sie das scheußliche Zeug nur her. Ich sehe es schon an Ihren Augen, daß ich doch nicht drum herumkomme ..."
Jo lachte. „Es muß doch sein. . ." Sie schüttelte ein paar Tropfen in ein Wasserglas und füllte etwas Whisky mit Soda nach.
Bernburg trank mit zusammengezogenen Brauen., . /
(Fortsetzung folgt.) 5